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Berufsethos

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28.05.2001
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Burton Hewitt klingelte. Nichts. Er klingelte noch mal.

Verdammt! Die Bullen. Richie musste verschwinden.

Da war doch was. Er hatte eindeutig ein Geräusch gehört. Burton hämmerte an die Tür: “Richard T. Wiggins? Aufmachen!”
Absolute Stille.
Vielleicht hatte er sich getäuscht. Er würde später, gegen Ende seiner Runde noch mal vorbei schauen. Burton stieg in seinen Dienstwagen, den er in einer Seitenstraße geparkt hatte, als er den Mann sah, wie er die Feuertreppe herunter stieg: “Mister Wiggins?!”
Der Angesprochene sprang vom Absatz im ersten Stock auf einen Müllcontainer, ließ sich geschickt über die Schulter abrollen und spurtete die Gasse entlang.
“Halt!”, rief Burton, woraufhin der Flüchtige nur noch schneller rannte und links um die Ecke verschwand. Burton Hewitt hätte jetzt die Zentrale anfunken können, doch er bevorzugte es, solche Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Also startete er den Wagen und folgte dem Mann. Er bog links ein und sah gerade noch, wie Richard T. Wiggins in ein altes Mustang-Cabrio hüpfte. Er gab Gas, doch er ereichte das Fahrzeug nicht mehr rechtzeizig, um ihm den Weg aus der Parklücke zu versperren. Der Mustang rammte seinen Wagen vorne rechts und beschleunigte mit durchdrehenden Rädern. Jetzt war Burton angefressen. An Tagen wie diesen hasste er seinen Job. Er gab ebenfalls Gummi und raste hinterher. Sie veranstalteten eine nette kleine Verfolgungsjagd durch Brooklyn. Mit kreischenden Reifen ging es im Powerslide durch die Kurven. Burton würde diesen Mistkerl schon kriegen. Sein Dienstwagen hatte eine ordentliche Delle abbekommen und der rechte Kotflügel schleifte ein wenig am Vorderrad. Wütend merkte er sich die Autonummer, überholte einen Chevy links und wich fluchend einem Lieferwagen aus, der die Frechheit besaß, sich auf der Gegenfahrbahn zu befinden. Der Flüchtige fuhr nicht weniger risikoreich. Mit über 100 Sachen näherten sie sich einer viel befahrenen Kreuzung und – schlimmer noch – einer roten Ampel. Burton grinste schadenfroh. Gleich hatte er ihn. Doch was machte der Irre? Ohne vom Gas zu gehen, düste er auf die Kreuzung zu. Da! Der Bus! Sah er denn den Bus nicht? Anscheinend nicht. Vollbremsung. Burton schaffte es. Der Chevy hatte keine Chance. Er knallte fast ungebremst in die Vorderachse des Schulbusses.

Richard T. Wiggins begab sich durch seine Windschutzscheibe und verteilte sich über die Fahrertür des Busses. Den kleinen ausgestreckten Fingern, dem hysterischen Kreischen der Kinder und dem entsetzten Blick des Busfahrers nach, musste sich ein kleiner Teil von Richard T. Wiggins durch das Blech gebohrt haben. Der größte Teil von Mister Wiggins lag verstreut herum oder lief langsam am Schulbus herunter, wobei sich das Rot amüsant vom Gelb absetzte und dem Ganzen eine surrealistische Note verlieh.

Burton Hewitt fuhr rechts ran. Das war Pech. Kurzentschlossen nahm er das Telegramm aus seiner Ledertasche, das irgendein Rechtsanwalt an Richard T. Wiggins gesandt hatte und las es. Es bestand aus nur 2 Worten:

Verfahren eingestellt

Er rollte mit den Augen und schüttelte seufzend den Kopf. Um Telegrammzusteller in New York zu sein, musste man ein verdammt dickes Fell haben.

 

Tja. Das schlechte Gewissen.
Da schlabbert man leicht mal an einem Bus herunter.
Aber, als Telegrammzusteller würde ich doch diesen Typen laufen lassen.

 

Hehe Alpha.. :lol:
Nette kleine und fiese Geschichte, die fast schon Satire ist. Aber dort würde sie nicht wirken.
Gelungen wie Du das Klischee der typischen Verfolgungsjagden von "Räuber und Gendarm" auf die Schippe nimmst.

Danke, hab mich amüsiert!

Ugh

 

hallo Alpha O'Droma. gefällt mir prima deine geschichte. glaubte bis zum schluß, daß Burton ein bulle ist.- Besonders schön: "....Wiggins BEGAB sich durch seine windschutzscheibe und VERTEILTE sich über die fahrertür". gut gemacht! Gruß. Ernst

 

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