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Bertilein

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03.07.2004
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Bertilein

„Ich mag nicht Robert heißen. Kein anderer Schüler heißt so. Selbst die vielen Kaninchen haben kein Kind Robert genannt.“
Roberts Mutter strich ihrem Sohn liebevoll über den Kopf. „Aber Robert ist ein wunderschöner und ehrenvoller alter Name. In unserem Stamm haben viele diesen Namen getragen. Robert bedeutet von glänzendem Ruhm. Dein Großonkel Robert ist sehr stolz auf seinen Namen.“
„Großonkel Robert! Der hat ja auch Prinzessinnen vor Hexen gerettet und Seeleute vor dem Ertrinken bewahrt und den bösen Zauberer zu Asche verbrannt und was noch alles. Wenn ich wenigstens Flammen spucken dürfte.“
„Warum möchtest du das denn?“
„Einige große Kinder nennen mich Bertilein.“
„Ja, das ist eine Kurzform für Robert.“
„Aber sie rufen: Da kommt Bertilein. Wo ist denn dein Babsilein? Hast du sie gefressen?“
„Das verstehe ich nicht.“
„Ach im Lesebuch der ersten Klasse stand eine Geschichte von Babsi und Berti. Und Berti macht da ziemlich dumme Sachen.“
Seine Mutter nahm Robert wortlos in ihre Arme und drückte ihn ganz fest. „Jetzt schlaf erst einmal. Morgen beginnt das Wochenende und dann hast du zwei Wochen Frühlingsferien. Ich denke, wir werden Großonkel Robert besuchen. Er kann dir gewiss einige Tricks beibringen, wie du dich gegen die anderen behaupten kannst, ohne dass es gleich Ärger gibt.“

Am Sonnabend reiste Robert mit seinen Eltern zum Großonkel. Sein Vater trug Roberts Gepäck für die Ferienzeit auf dem Rücken. Robert freute sich, dass er die Ferien bei seinen Verwandten auf dem Lande bleiben konnte und besonders auf spannende Abenteuergeschichten von Großonkel Robert.
Montagmorgen konnte Robert ausschlafen. Wohlig räkelte er sich in dem großen Erwachsenenbett. In sein Bett zu Hause passte er gerade noch hinein, aber sein Zimmer war auch zu klein für ein richtiges Bett. „Hoffentlich heiratet meine große Schwester bald, damit ich in ihr großes Zimmer umziehen kann.“
Die Sonne schien in sein Schlafzimmerfenster und kitzelte ihn so lange, bis er aufstand. In der Küche hatte Großtante Friedmute den Tisch gedeckt und Frühstück zubereitet. Robert verzehrte genussvoll Eier, Speck, Würstchen und Räucherhering, bis sich ein wohliges und sattes Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Mit einer großen Schale Kaffee schloss er sein Mahl ab und fühlte sich richtig erwachsen. Zu Hause bekam er nur sonntags ein wenig Kaffee. Großtante Friedmute hatte ihm wortlos beim Essen zugeschaut, aber nun meinte sie: „Du bist im letzten Jahr ganz gut gewachsen.“
„Ja, ich bin von den Augenzähnen bis zur Schwanzspitze vier Meter lang.“
„Dann dürften deine Steuerorgane ausgebildet sein.“
„Ich kann beim Fliegen sehr gut steuern“, erwiderte Robert leicht beleidigt.
Seine Großtante lachte: „Ich meine die inneren Organe, die deinen Flammenwerfer steuern.“
„Oh, ach so.“ Roberts Hals errötete so sehr, dass sich seine grünen Schuppen am Bauch gelb färbten. „Was kann ich denn steuern? Ich weiß, dass ich ein Feuerdrache bin, aber ich habe noch nie einen Drachen Feuer spucken sehen.“
„Wir setzen unsere Fähigkeiten ja auch nicht ein, um Schaden anzurichten, sondern um zu helfen. Vor Jahrhunderten haben wir noch unsere Nahrung selber geröstet. Heute nutzen wir Herde, Aber wir setzen unser Feuer manchmal zum Grillen ein, etwa auf Abenteuerreisen.“
„Und wozu ist das Feuern dann noch gut? Eigentlich könnten wir es uns doch abgewöhnen.“
„Nun, es gibt schon Gelegenheiten, bei denen eine große Flamme benötigt wird. Einige traditionelle Schmiede arbeiten gerne mit Drachenfeuer, weil es heißer und besser zu regulieren ist als ein Kohlefeuer. Als der große Leuchtturm von Steilkliff ausfiel, haben zehn Drachen vier Nächte lang im richtigen Rhythmus Feuerstöße geblasen, bis der Turm wieder geleuchtet hat. Aber viel wichtiger sind die kleinen Flammen. Die Sonnenwendfeuer werden immer von Drachen entzündet, weil das die sauberste und sicherste Methode ist.“
„Ob Mama im Winter die Kamine gar nicht mit Streichhölzern anzündet?“
Großtante Friedmute lachte herzlich: „Genau das sollst du auch lernen. Eine so kleine Flamme zu hauchen, dass du eine Kerze anzünden kannst, ohne sie umzublasen und das Tischtuch in Brand zu setzen.“
„Könnte ich dann auch eine Zigarre anzünden?“
„Sicher, aber du willst sie doch wohl nicht rauchen.“
„Großtante, ich rauche doch nicht. Aber unser Lehrer, Professor Maulwurf, steckt sich in der großen Pause gerne eine Zigarre an. Und er findet nie seine Streichhölzer. Ich glaube, das würde ihn freuen, wenn ich ihm Feuer geben kann.“
Ihre Schuppen leuchteten geradezu, so sehr strahlte Großtante Friedmute den kleinen Robert an: „Das ist ein wunderbares Beispiel. Wir werden gleich anfangen zu üben.“

Die beiden gingen durch den Garten, der hinter dem Haus lag, zu einer großen Sandgrube. Da steckten einige verkohlte Holzpfähle im Sand. „Das ist der Übungsplatz in unserer Region“, erklärte Großtante Friedmute.
„Bei uns gibt es auch eine Sandgrube. Aber die ist bewohnt. Auf jedem freien Fleck baut in unserer Stadt irgendjemand seine Wohnung.“
„Aber das ist doch auch interessant, mit vielen anderen Wesen zusammenzuleben. Und deine Schule ist gleich nebenan. Hier auf dem Land gibt es keine Schule.“
„Du hast wohl recht. Neben uns wohnt ein Rudel Füchse im Bau unter der Erde. Über ihnen hat eine Rehfamilie ihre Liegeplätze und in den Bäumen um das Grundstück nisten viele Vögel. Da wohnen noch mehr Tiere, ein alter Dachs zum Beispiel. Aber ich kenne eigentlich nur die, deren Kinder mit mir zur Schule gehen.“
Und dann meinte Großtante Friedmute: „Als erstes wirst du jetzt lernen, Feuer zu spucken.“
„Das ist doch einfach“, platzte Robert heraus. „Ich brauch nur kräftig auszuatmen.“
„Dann mal los.“
Und Robert holte tief Luft und stieß sie in einem Schwall aus.
„Nicht einmal heiße Luft“, witzelte Großtante Friedmute.
„Ist wohl doch nicht so einfach“, erwiderte Robert verlegen.
„Wenn das funktionieren würde und du nachts im Schlaf einmal kräftig ausatmen würdest - was geschähe dann?“
„Äh … wäre wohl nicht so gut.“
„Und denk immer daran: Drachen können zwar feuern, aber wir sind nicht feuerfest. Also gibt es Sicherungen, um nicht aus Versehen sich selber oder jemand anderen in Brand zu setzen.“
Und dann begann Großtante Friedmute mit einer langen Erklärung. Da gab es Schließmuskeln und Rückstoßklappen, zwei Gastanks, Mischkammern und vor allem die langen Platinzähne, an denen sich das Gas entzündete.
Schon nach wenigen Sätzen hörte Robert gar nicht mehr zu. Sein Gedächtnis würde alles speichern und er konnte davon träumen, ein Held zu werden. „Prinzessinnen gibt es bei uns gar nicht mehr und böse Zauberer auch nicht. Das Meer ist weit weg und außerdem sollten andere Kinder bei den Abenteuern dabei sein. Sonst glaubt mir das ohnehin keiner. Also was könnte ich unternehmen?“
Endlich war die Theoriestunde vorbei und Robert durfte das richtige Feuerspucken üben, allerdings ohne Feuer. Morgens bekam er ein Glas Blaubeersaft zu trinken. Der Saft bildete mit den Gasen aus seinen Extramägen eine blaue Wolke und verhinderte, dass sich das Gemisch entzündete.
„Bäh, das schmeckt ja eklig.“ Robert hatte zu schwach geblasen und jetzt hing eine blaue Wolke unter seiner Nase und tropfte auf seine Zunge.
„Sei froh, dass da kein Feuerball hängt.“
Am nächsten Morgen schüttete Robert den Blaubeersaft heimlich fort. Was würde schon passieren, dachte er. Dann sollte er so weit blasen, dass die Wolke über drei Stäbe, die im Sand steckten, reichte. Robert blies aus voller Kraft und setzte zwei Stäbe in Brand, bevor ihm die Luft ausging und der Feuerstrahl seine Nase versengte.
„Au, oh, das schmerzt.“ Und jetzt begriff Robert, warum seine Großtante immer die große Tasche mitbrachte. Denn sie holte einen Topf mit Salbe und eine dicke Mullbinde hervor und verarztete seinen Nase.
„Du bist auf alles vorbereitet“, stöhnte Robert.
Großtankte Friedmute lachte: „Glaub nicht, du wärest der erste Heißsporn, der seine eigene Nase grillt.“

Am nächsten Tag ging Großonkel Robert mit ihm zur Sandgrube. Dort steckten sechs Fackeln nebeneinander und Robert sollte sie mit einem Flammenstoß von links nach rechts entzünden. „Alle Fackeln brennen“, stellte er zufrieden fest. Aber schon nach kurzer Zeit brannten nur noch die beiden mittleren Fackeln.
Großonkel Robert lächelte: „Die zwei ersten Fackeln hast du zu Asche verbrannt. Da ist nicht mehr viel zum Brennen übrig geblieben. Und bei den beiden letzten war dein Feuer zu schwach, so dass nur der Wachsüberzug gebrannt hat. Du siehst, richtig dosiert zu feuern ist nicht einfach.“
„Naja, weil ich nicht über längere Zeit gleichmäßig geblasen habe. Ich musste Luft holen und da ist die Flamme ausgegangen. Da muss ich eben lernen, die Luft länger anhalten zu können.“
„Dazu nutzen wir unserem Luftsack. Das funktioniert wie bei einem Dudelsackspieler.“
Robert hob seine linke Vordertatze und schaute in die Achselhöhle. „Wo ist denn mein Luftsack.“
Großonkel Robert lachte: „Der liegt in deiner Kehle und deshalb solltest du lernen, in den Sack zu atmen und dann die Luft in die Nasenhöhle zu drücken.“
Nach einigen ausgedehnten Übungen meinte Robert: „Ich hoffe, niemand hält mich für einen Frosch.“
„Solange du nicht anfängst zu quaken.“

Sobald Robert mehrere Minuten lang eine gleichmäßige Flamme blasen konnte, begannen sie mit der letzten Übung. Großonkel Robert stellte einen Tisch mit einem Windlicht direkt vor Robert auf: „Jetzt zünde das Windlicht an.“
„Aber so geht das nicht. Die Kerze steht unter meiner Nase. Ich müsste nach unten blasen können, um an den Docht heranzukommen.“
„Jetzt lernst du also noch einige deiner Muskeln kennen. Du weißt ja, dass die Haut um deine Nasenlöcher sehr dick ist.“
„Damit ich mich nicht so sehr verbrenne?“ Roberts Nase juckte immer noch ein wenig.
„Unter der Haut sind mehrere Muskeln, mit denen du die Nasenlöcher beliebig verstellen kannst.“
„Das macht Spaß“, lachte Robert nachdem er den Kniff raus hatte. Er blies seine Flämmchen nach oben, nach rechts, nach unten, nach links, ganz wie er es wünschte.

Dann kam die Abschlussprüfung. Zwei alte Drachen waren eingeflogen und bauten zusammen mit Großonkel Robert die Prüfungsaufgabe auf. Robert durfte nicht zusehen und half Großtante Friedmute bei der Zubereitung eines opulenten Buffets. Es gab Palmherzen und Spitzkohl zum Dünsten. Dazu verschiedene Käsesoufflés zum Überbacken und riesige Sojaburger zu Braten.
Die Dämmerung setzte schon ein, als Robert auf den Sandplatz gerufen wurde. Da stand jetzt ein großer Tannenbaum, der von der Spitze bis zum Boden mit Kerzen bestückt war. Um den standen zwei Kreise mit Windlichtern in bunten Gläsern und Teelichtern. Robert schaute leicht erschrocken den Baum an, der einiges höher war, als er selber.
Gerold, einer der beiden Gäste, erklärte ihm: „Nun, überlege dir, wie du alle Lichter am besten anzündest.“
Robert stellte sich vor, die Lichter nacheinander zu entflammen und schnell wurde ihm klar, dass er sich heftig verbrennen würde, wenn er unten anfinge. „Ich werde an der Spitze beginnen.“
„Sehr gut“, grummelte Roland, der andere alte Drache.
Robert schritt langsam mehrere Male um den Baum und bewegte seinen Kopf in einer Spirale von oben nach unten, um wirklich alle Kerzen zu erreichen. Das war bei der zunehmenden Dunkelheit nicht ganz einfach. Durch die brennenden Kerzen wurde es auch nicht heller, ihre Lichter blendeten ihn eher, aber schließlich hatte Robert es geschafft. Die Erwachsenen gratulierten ihm und die beiden Gäste übereichten ihm ein Diplom. Sie waren nämlich, wie Robert erst jetzt erfuhr, die offiziellen Prüfer der Drachenhochschule und das Feuerdiplom war eine Zulassungsbedingung für das Studium an der Hochschule. Dann feierten sie. Jeder schmolz sich sein Käsesoufflé und schmorte sich seine Palmherzen und Sojaburger so, wie er sie gerne aß. Erst lange nach Mitternacht wankte Robert müde und glücklich in sein Bett.

Die Frühlingsferien waren zu Ende. In der ersten großen Pause holte Professor Maulwurf eine Zigarre hervor und begann, in seinen Taschen nach Streichhölzern zu suchen. Da trat Robert an ihn heran, neigte seinen Kopf und bot ihm sein Feuer an. Während Professor Maulwurf seine Zigarre anzündete, schien er sich über Roberts neue Fähigkeit gar nicht zu wundern. Aber die anderen Schüler redeten aufgeregt durcheinander und kamen nach kleinen Schreckmomenten mit vielen Vorschlägen:
„Könntest du mein Schinkenbrötchen aufwärmen?“
„Magst du eben mal den Käse auf meiner Stulle schmelzen?“
„Mein Kakao ist kalt. Könntest du ihn bitte wieder heiß machen?“
Keiner nannte ihn mehr Bertilein. Er war bei seinen Mitschülern beliebt, aber es war auch ziemlich anstrengend, allen zu helfen, die eben mal eine Flamme brauchten. Und allmählich wurden seine besonderen Fähigkeiten selbstverständlich und niemand bewunderte ihn mehr. Robert war klar: Ein neues Abenteuer musste her - aber das ist eine andere Geschichte.

 

Hallo Jobär,

nun ich gestehe, es hat ein Weilchen gedauert bis ich bemerkte, dass deine Figuren Drachen sind. Doch als endlich der Groschen gefallen war, fand ich mich in deiner schön erzählten KG sehr gut zurecht.

Ich denke, wir werden Großonkel Robert besuchen. Er kann Dir gewiss einige Tricks beibringen, wie Du Dich gegen die anderen behaupten kannst, ohne gleich Ärger zu machen.“

Doch am Ende ist es die Großtante, die Robert Tipps fürs Leben gibt und der Onkel erzählt ihm von seinen Heldentaten – wie im richtigen Leben ;)

Besonders gut hat mir die Pausenhofszene und die Szene gefallen, in der Robert erfährt, wofür sein Drachenfeuer nützlich ist. Das ist sehr bildhaft beschrieben. Nie als Waffe, nur für den guten Zweck.

Aber auch das:

Einige traditionelle Schmiede arbeiten gerne mit Drachenfeuer, weil es heißer und besser zu regulieren ist als ein Kohlefeuer. Und als der Leuchtturm von Steilkliff ausfiel, haben zehn Drachen vier Nächte lang im richtigen Rhythmus Feuerstöße geblasen, bis der Leuchtturm wieder in Gang gekommen war.

sind sehr schöne Ideen.

Lieber Jobär, du vermittelst so ganz nebenbei und in schönen Bildern deine Botschaft, nicht mit erhobenem Zeigefinger und ich denke, dass nicht nur Kindern deine Geschichte gefallen wird.

Hier noch Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Heute nutzen wir Herde und setzen unser inneres Feuer manchmal zum Grillen(K) etwa auf Abenteuerreisen(K) ein.“
„Niemand nennt mich mehr Bertilein“(K) erzählte Robert einen Monat später seiner Großtante.

Dann lachte er: (")Finchen hat übrigens schon wieder fünf Geschwister bekommen. Dabei sind sie doch schon sechs. Ich fliege sie übrigens von der Schule nach Hause, weil ihre Mama sie zum Kinderhüten benötigt.“

Eine Frage noch zum Schluß: Mich würde interessieren, warum du "Dich" und "Du" immer großgeschrieben hast. Ich kenne das in dieser Art nur aus Briefen und da ist es ja nicht mehr zwingend.

Gruß Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

danke für Deine Kritik. Hat mich sehr gefreut. Die Fehler habe ich berichtigt. Vor jahren bekam ich mal eine Kritik, in der stand, dass man Dich und Du groß schreibt - hab ich mir gemerkt. Jetzt habe ich sie mal klein geschrieben (die Dirs und Deins auch) - mal sehen.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,

das ist eine Geschichte, die ich mit über siebzig auch noch gerne gelesen habe. Ethische Grundsätze liebevoll und ohne erhobenen Zeigefinger vermittelt. Das Alter von Robert war mir nicht ganz klar, manchmal ist seine Sprache ganz kindlich, dann kommt er sehr erwachsen daher, z. B.:
"Ich fliege sie übrigens nach Hause, sie wird ... benötigt."

Noch was. Robert sagt: "Oh je!" Da habe ich geglaubt, er will keine Kindergeschichten mehr hören.
Vielleicht könntest du ergänzen: "Oh je, der Arme!" Dann ist seine Intention klarer.

Gruß wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

danke für deine Kritik. Mit dem Alter bei Drachen ist das so eine Sache, so ein ausgewachsener Drache kann über 1.000 Jahre alt sein. Mir war hier jetzt wichtiger, dass schon junge Drachen sehr viel Wissen gespeichert haben und sich meistens sehr erwachsen verhalten können. Aber wenn sie aufgeregt sind, schlägt doch durch, dass sie eigentlich noch Kinder sind. Das o je ergänze ich.

Liebe Grüße

Jobär

 

Lieber Jobär,

Ich sehe es wie Tintenfass, diese Geschichte ist ebenso für Erwachsene, wie für Kinder. Sie passt gut in die heutige Zeit, wo so viel über den Frieden geredet wird.

Es gefällt mir, wie aus dem Robertchen ein Robert wird, der nicht nur lernt kleine Flammen zu hauchen und sofort eine Idee hat, wem er damit helfen könnte, sondern sich auch noch damit auseinandersetzt, wie er mit den andern im Frieden leben kann.

Witzig finde ich auch die Idee mit dem Kaninchen, das den Mut aufbringt, den Fuchs zu schelten.

"Füreinander einzustehen und einander zu vertrauen, das erfordert tatsächlich einiges!"

Lieber Jobär, danke für die Geschichte. Ich habe sie sehr gerne gelesen.

 

Liebe Marai,

vielen Dank für Deine Kritik. Ich habe diese Geschichte lange hin und her bewegt, weil ich mir unsicher war. Aber nach euren Kritiken konnte ich ausdrücken, was mir am Herzen lag. Ende der Woche möchte ich die Geschichte deshalb auch beim Seniorenkaffee vorlesen.

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey jobär,

ich sag es vorab, mir hat die Geschichte gut gefallen, bis sie sich in eine moralgeschwängerte Ansprache abwandelte. Den letzten Absatz hab ich überhaupt nicht mehr lesen wollen. Ich fand die Idee vom Feuerdrachen, der kein Feuer spucken darf, sehr ansprechend. Wozu eine Fähigkeit besitzen, die man nicht verwenden darf, um Heldentaten zu vollbringen, ein feines Dilemma. Schade, dass Du am Ende eben in diese "Ansprache" verfällst, anstatt die Geschichte weiter zu erzählen. Wenn Du Kinder tagst, stellt sich mir ebenfalls die Frage, ob die Zigarre so clever gewählt ist, die dem Feuerspucken sinngebend sein soll. Das ist jetzt ein persönliches Ding von mir (und das, obwohl ich Raucher bin).


„Ich mag nicht Robert heißen. Die anderen Kinder nennen mich Robertchen und lachen mich aus:“

Punkt, nicht Doppelpunkt am Ende.

„Welchen Grund hättest Du denn für einen Feuerstoß?“
„Einige große Kinder nennen mich Bertilein.“
„Ja, das ist eine Kurzform für Robert.“
„Aber sie rufen: ‚Da kommt Bertilein. Wo ist denn dein Ernie. Hast Du ihn gefressen?‘“

Du - klein. Sie bleibt in der direkten Anrede groß. Und mach diese '...' weg, ist zwar nicht falsch, aber das sieht nach Zeichensalat aus und sie wegzulassen ist durchaus auch richtig. Doppelpunkt und fertig.

Die Familie hatte beschlossen, dass Robert einige Zeit bei seinen Verwandten leben sollte und er freute sich auf diese Zeit,

Ich würde nicht sagen, einige Zeit ... Das hört sich nach einem Jahr und mehr an. Ich würde sagen, die Ferien. Das ist näher am Alltag der Kinder. Klingt irgendwie nach Abschiebung, weiß auch nicht warum.

Montag morgen konnte Robert ausschlafen. Aber die Sonne schien in sein Schlafzimmerfenster und kitzelte ihn so lange, bis er dann doch aufstand.

Füllwortfalle

„Oh, ach so.“ Robert errötete, wodurch seine grünen Schuppen an Hals und Bauch sich gelb verfärbten.

Nun, dann ergelbte er wohl eher :).

Als die Frühlingsferien zu Ende gingen, konnte Robert nicht nur ein Flämmchen, klein wie eine Kerzenflamme hervorholen, er konnte es auch so steuern, dass es nach oben, nach vorne oder sogar nach unten zeigte - um etwa die Kerzen in den Windlichtern auf der Terrasse zu entflammen.

Das fand ich schade, dass Du die "Lernphase" übersprungen hast. All die herrlichen Unfälle und Fehlschläge - das wäre doch hübsch gewesen und eben auch die ersten kleinen Erfolge ...

„Könntest du mein Schinkenbrötchen aufwärmen?“
„Magst du eben mal den Käse auf meiner Stulle schmelzen?“

Hehe. Allerdings habe ich mich an dieser Stelle auch gefragt, wohin der Spannungsbogen nun geht. Was willst Du eigentlich noch erzählen? Rein theoretisch ist die Geschichte hier fertig erzählt. Anerkennung der Kinder hergestellt, Problem (welches am Anfang aufgeworfen) behoben. Und genau hier kippt die Geschichte auch weg. Da ist keine Spannung mehr und so richtig kommt auch keine mehr rein.

„Komm mal mit in unser Versteck, wir haben Zigaretten.“
„Ach, dann gebt sie mal her!“ Unbemerkt war Direktor Uhu herangeschwebt und hatte aufmerksam zugehört. In Windeseile stand Robert alleine mit Professor Maulwurf und Direktor Uhu auf dem Schulhof, als ob es an diesem Tag gar keine anderen Schüler gäbe. Aber der Direktor meinte nur: „Sehr gut, Robert. Ich bin stolz auf dich.“ Dann breitete er seine Schwingen aus und schwebte zurück in sein Büro.

Das heimliche Rauchen bleibt ja folgenlos, spielt keine Rolle für die Geschichte, treibt sie nicht voran. Der Direktor hat ebenfalls nur so einen ungelenken Gastauftritt. Daher - streiche es weg. Es spielt keine Rolle, es bringt dem Leser nichts, das steht da nutzlos rum. Wozu?

„Ich würde dich gerne um einen großen Gefallen bitten“, sagte nun Professor Maulwurf zu Robert.
„Selbstverständlich. Was Sie wünschen“, erwiderte Robert, der innerlich um wenigstens zwei Meter gewachsen war.
„Du bist, wie alle Drachen, ein sehr guter Schüler, besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern und der Mathematik. Ich möchte dich daher bitten, die schlechteren Schüler nachmittags bei den Hausaufgaben zu unterstützen und ihnen zu erklären, was sie bisher nicht verstanden haben.“

Ja, hier machst Du ein neues Feld auf. Es hat aber nicht mit dem ersten Teil zu tun. Feuer braucht es für Nachhilfeunterricht nicht und irgendwie, weiß auch nicht, für dein Moralende ist es natürlich wichtig, Dir scheint auch die Moral besonders am Herzen zu liegen, aber ich war raus, hab gesehen, du schaffst es nicht, den Spannungsfaden wieder aufzunehmen, ich war raus, ich habe angefangen die Geschichte zu überfliegen. Und dann kommt auch keine Handlung mehr, nur noch erzählende Wiedergabe und der Dialog mit Tantchen, aber das ist alles statisch, da bewegt sich nichts mehr, die Geschichte ist tot. Kurzum, ab dem Zeitpunkt, wo Robert die Stullen grillt, ist die Geschichte eigentlich beendet, Ziel erreicht, der Rest wirkt so beliebig irgendwie. Kann man natürlich machen und ich denke, Dir ist er sehr wichtig, es finden sich ja auch Leser dafür, aber Spannung ist gen Null.

Freue mich trotzdem über deinen Besuch in der Kinderabteilung und die erste Hälfte fand ich auch wirklich hübsch.

Lieben Gruß, Fliege

 

Hallo Fliege,

jetzt fühle ich mich hin -und hergezerrrt. Die Geschichte endete mit Professor Maulwurf. Aber dann meinte meine Vorabkritikerin, da fehlte noch was - jetzt zeigst Du mir, dass da viel zu viel kommt und ich fürchte, Du hast recht. Ich hatte schon vorher das Gefühl, dass der zweite Teil keine Kindergeschichte mehr ist. Nun, mal sehen, wie ich die beiden Geschichten auseinandergeschnitten bekomme.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Jobär,

süße kleine Geschichte. Und endlich mal was mit Drachen!
Insgesamt sehr schön. Eventuell etwas zu brav und die Moralkeule am Ende ist etwas sehr dick aufgetragen.
Man hätte vielleicht das Umfeld der Drachen etwas abwandeln können. Abgesehen davon, dass sie Feuer spucken und Schuppen haben, scheinen sie zu leben wie wir. Das finde ich ein wenig schade. Da hätte man evtl. mehr mit spielen können.
Und ich würde den Ernie- und Bertverweis rausnehmen. Zu sehr aus 'unserer Welt'.

Liebe Grüße
Antje

 

Liebe Zantje,

vielen*Dank für Deine Kritik. Ich habe jetzt mehrere Vorschläge erhalten, was zu ändern wäre und muss nun schauen, ob ich etwas zuwege bringe.

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Jobär,

deine Geschichte ist phantasievoll und hat Potential, für kleine wie für größere Leute! Nett, dass der Leser erst rätseln muss, wie er sich Robert vorzustellen hat! Und ebenso nett, wie das mit dem Flammenwerfen ist ;). Geht ja schließlich jedem so, dass er sein Feuer in den Griff bekommen muss, gell?
Es geht mir aber wie Fliege, die Erklärungen sind mir im zweiten Teil zu lang und zu belehrend, da solltest du meiner Meinung nach mehr im 'Bild' bleiben und deine Botschaft durch die Geschichte selbst und nicht durch Erklärungen vermitteln.
Auch die Zusammensetzung des Lehrkörpers und der Schülerschaft finde ich nicht optimal. Drachen sollten prinzipiell - auch in Zeiten der Inklusion :) - unbedingt von Lehrern unterrichtet werden, die sie nicht aus Versehen (?) zertreten könnten, ein Maulwurf ist mir da zu winzig. Also, ich denke mir eher Zentauren, Trolle, Einhörner ... auch die Mitschüler sollten an seine Gewichtsklasse eher rankommen.
Hier ist noch das Du irritierend groß:

dann hast Du eine Woche Frühlingsferien.
Und an dieser Stelle streust du unhaltbare Vorurteile:
Du bist, wie alle Drachen, ein sehr guter Schüler
ALLE Drachen? Das glaube ich nie und nimmer!
„Niemand nennt mich mehr Bertilein“, erzählte Robert einen Monat später seiner Großtante. Dann druckste er: „Aber eine Frage habe ich noch.“
Warum druckst er da? Die Frage ist ja nicht unanständig oder so. Und sie kommt sehr unvermittelt, obwohl das '... habe ich noch' zu der Erwartung führt, es ginge noch um ihn und sein Nicht-mehr-Bertilein-Sein.
Dennoch, ich habe deine Drachengeschichte sehr gern gelesen!

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo Jobär,

deine Drachengeschichte hat einige gute Ideen. Vor allem wie die Drachen ihr Feuer heutzutage einsetzen, oder was die Großtante für eine Persönlichkeit ist. Die passt perfekt hinein.
Mir fehlt ein bisschen die Action an der Geschichte. Lass uns doch teilhaben, wie er gehänselt wird. Vielleicht sogar am Anfang?
Außerdem würde ich gerne Erfahren, was der Drache den machen muss, damit er Feuer spucken kann. Scheinbar brauchen junge Drachen viel Zeit und Geduld, um das zu lernen. Wie funktioniert das? Das ganze Beschrieben mit dem letzt endlichen Erfolgserlebnis, wäre klasse. Dann wäre der junge Leser noch näher an dem kleinen Robert.

„Es könnte ein Weg sein, seine eigenen Antipathien zu überwinden, die anderen kennenzulernen und ihnen freundlich und hilfsbereit zu begegnen. Und man sollte den anderen verdeutlichen können, dass man für sie wichtig ist. Wenn sie erkennen, dass sie zusammen mehr erreichen können und besser zusammen leben können als alleine - dann kann Frieden wachsen.“

Das hier ist mir etwas zu hoch gestochen. Ich finde im Nachhinein hast du es super gelöst und kindgerecht erklärt. warum braucht es diese Antwort? Lass sie doch einfach irgendwas kurzes, ungebundenes und offenes sagen... was sich dann eben mit dem daraus folgenden Dialog für den jungen Leser auflöst.

Eine schöne Geschichte. Lass uns aber mehr an Robert seinen Gedanken, seinen Gefühlen und seinem Leben teilnehmen, und es wird eine super Geschichte!

Beste Grüße,

schwarze sonne

 

Liebe Eva Luise Groh,

Danke für Deine Kritik. Du bist die erste, die Professor Maulwurf unpassend findet. Der ist mir da auch nur hineingeraten, weil er in einer anderen Geschichte (Exit Mundi von ernst offshore) auftauchte. Inzwischen sitze ich an einer neuen*Fassung ohne zweiten Teil - und da spielen vielleicht auch die Größenverhältnisse eine Rolle.

Und dass alle Drachen intelligent sind - die alten Drachenforscher wussten noch, dass selbst der kleinste Drache ein Wissen hat, das menschliches Wissen weit übersteigt.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo schwarze sonne,

Dein Kommetar ist hier eingetrudelt, während ich an Eva Luise schrieb. Deshalb habe ich ihn eben erst ausversehen entdeckt. Ich sage mal ganz einfach:

Außerdem würde ich gerne Erfahren, was der Drache den machen muss, damit er Feuer spucken kann.

Das wirst Du hoffentlich auch demnächst. Im Augenblick bin ich soweit, dass er zu ersten Mal probeweise Feuer spucken darf - nach viel Üben und einigen Fehlschlägen. Und wahrscheinlich geht auch der erste Probelauf schief - aber so ist das eben bei*Drachens.

Liebe Grüße

Jobär

 

Ja, aber das ganze solltest du in der Geschichte beschreiben. Der Bauch, welcher die Flamme entzündet, wie sie durch die Kehle zieht und den Rachen kitzelt... oder wie ich auch immer, bin ja kein Drachenkundler wie du ;)

Grüße,

mittlerweile die untergegangene Sonne

 

Lieber jobär,

es gibt ja Geschichten, da zieht einen der Titel schon an und man möchte alleine seinetwegen den Text lesen. Bei deiner Geschichte war es für mich genau umgekehrt. ‚Bertilein’ hat mich eher dazu gebracht, das Lesen deiner Geschichte auf die lange Bank zu schieben. Aber, wie du siehst, habe ich sie dann doch noch gelesen und sie hat mir gefallen. Allerdings hat mich die Moralkeule etwas gestört.

Die schwachen Kleinen helfen den starken Großen. Aber Du hast recht. Ohne Vertrauen und Ehrlichkeit geschieht gar nichts.
Da hast du als Autor den Zeigefinder allzu sehr erhoben. Das schwächt deine Geschichte für mein Empfinden. Ich hab's gerne etwas subtiler.
Aber ansonsten ist es eine wirklich gekonnt erzählte Geschichte, die streckenweise auch recht witzig daherkommt.

Noch ein paar Kleingikeiten:

Montag morgen
Das würde ich zusammenschreiben

bis sich ein wohligesK sattes Gefühl
mMn ließe sich hier ja ein 'und' setzen

Zu Hause bekam er nur Sonntags ein wenig Kaffee.
sonntags

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo barnhelm,

ja, die Moralkeule fällt auf. Ich habe deshalb bereits begonnen, die Geschichte zu erweitern und ab dem Stullengrillen umzuschreiben. Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nicht wieder zu viel einbaue.

Liebe Grüße

Jobär

 

„Welchen Grund hättest du denn für einen Feuerstoß?“
Ja, Jobär – damit hast Du schon gewonnen!
Aber erst einmal ein kräftiges Hola!

Das ist toll geschrieben, das Lesen macht einfach Spaß. Hätte nicht gedacht, dass ich beim tag ‚Kinder’ auf meine Kosten käme:)!

... und am Sonntag kam sein Vater angeflogen mit Roberts ganzem Gepäck auf dem Rücken.
Einfach schön.
Du hast ja wirklich alle Möglichkeiten des Feuerspuckens überlegt und in die Geschichte eingebaut.
Nebenbei ein paar Korinthen:

Sonntags
sonntags

„Dann dürften deine Steuerorgane ausgebildet sein.“
Das wirkt auf mich ein bisschen technisch-kühl. Aber einen besseren Vorschlag zu machen, ist nicht einfach. Vielleicht ‚Dein Regulator’?

Die philosophischen Gedanken sind mir weitestgehend geläufig, doch wenn man Kindern auf diese Weise etwas Nachdenkenswertes vermitteln kann, dann stimmt die Richtung.
Außerdem habe ich auch etwas gelernt:

... so ein ausgewachsener Drache kann über 1.000 Jahre alt sein.
Das hätte ich nicht gedacht! Tausend Jahre sind eine lange Zeit. Und eines weiß ich immer noch nicht genau: Sind Drachen Kalt-, Gemischt- oder Warmblüter? Ich vermute, sie sind Warm-, wenn nicht sogar Heißblüter, mit dieser beneidenswerten Gabe, Feuer speien zu können.

Jobär, das hast Du wirklich gut gemacht!

Wir bleiben fleißig!
José

 

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