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Bernd und das Dino-Geheimnis!
Bernd Juckanter war hobbymässig Dinosaurierforscher. Für die meisten Menschen ist es eindeutig, dass Dinos ausgestorben sind. Bernd hingegen war diese Betrachtungsweise viel zu oberflächlich, denn er hatte gute Belege dafür, dass Dinosaurier weiterhin unter uns weilen! Er war davon überzeugt, dass eine grössere Dinosaurier-Population unterirdisch überlebt hatte und zwar geografisch im Saarlandes. Er bereitete sich auf eine abenteuerliche Expedition vor, bei welcher er der Sache auf den Grund gehen wollte. Gesagt, getan: Seine Reise begann am Bahnhof in Saarbrücken. Dort angekommen, legte er direkt mit der Einvernahme eines Passanten los: "Was wissen Sie über das Aussterben der Dinosaurier?"
"Hä?", fragte der junge Mann verdutzt und klaubte sich die Kopfhörer aus den Ohren, "Was ist?"
"DINOSAURIER! AUSGESTORBEN! WIE?"
"Ach so... Ist das ein Quiz? Komm ich im Fernsehen?"
"Ähm, ja, so ähnlich. Also, was wissen Sie? Oder vielmehr: Was glauben Sie zu wissen?"
"Naja, vor circa 65 Millionen Jahren gab es einen sogenannten Impact auf der Erde, dadurch gelangten Unmengen an Asche und Schott in der Luft. Die Sonne konnte nicht mehr durch die Luft hindurchdrängen und so wurde es auf der Erde dunkel..."
"Stopp!", unterbrach Bernd energisch und fuhr dazwischen, "haben sie schon mal davon gehört, dass eine Population von circa 400 Dinosauriern hier im Saarland unterirdisch überlebt hat?"
"Sie spinnen doch! Wie kommen Sie dann auf diese abstruse Theorie?", entgegnete der junge Passant.
"Wie heissen Sie?"
"Populus, das ist griechisch. Meine Freunde nennen mich aber Popo."
"Also, darf ich Popo sagen? Dann hör mal gut zu..."
Daraufhin erklärte Bernd seinem neuen Schützling seine gesamte Theorie, und warum er überzeugt war, dass im Untergrund noch viele der Urzeitgiganten am Leben waren. Popo kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch vor zehn Minuten hatte er geglaubt, vor ihm stehe ein Spinner. Doch nach und nach ergab alles Sinn.
Die Entdeckungen von Bernd waren nicht zufällig, sondern Ergebnis von jahrelanger systematischer Suche! Sein Ziel war es, in das unterirdische Höhlensystem zu gelangen. Hierfür hatte er von einem Insider einen Tipp bekommen, dass bei einem Bauer, nicht unweit von Saarbrücken, immer wieder merkwürdige Erdhügel entstanden seien. Er erzählte Popo davon, dieser erklärte sich kurzfristig damit einverstanden, Bernd auf seiner weiteren Expedition zu begleiten.
Die beiden nahmen ein Taxi. Lustigerweise war der Taxi-Driver auch Grieche, deswegen fiel Bernd ein lustiger Griechen-Witz ein:
"Was haben Griechenland und der Mond gemeinsam?"
"Keine Ahnung.", meinte Popo.
"Sie haben dasselbe Bruttoinlandprodukt!"
Daraufhin war der Taxifahrer motiviert, selbst einen Witz zum Besten zu geben: "Wissen Sie, was das Gute ist, wenn man griechischer Taxifahrer ist?"
Wiederum kannte niemand die Antwort. Daraufhin folgte sogleich die Auflösung:
"Als Scheibenwischer-Wasser kann ich Ouzo verwenden, obwohl meine Name Ajax ist! LOL"
Bernd lachte noch eine Weile künstlich weiter, während er aus dem Fenster blickte.
Nach 40 Minuten stiegen Bernd und Popo aus dem Taxi aus, denn Sie waren beim Bauer Alois angekommen.
Bernd wusste nicht viel über diesen, nur das er ein merkwürdiger Kauz war und ebenfalls Anhänger von der "Saarbrücken-Dino-Theorie" war. Sie fanden Alois jedoch verstorben auf seinem Lehnstuhl vor. Allerdings hielt der starre Leichnam von Alois einen Papierfötzel in der Hand. Bernd entriss ihm diesen und las vor: "Bernd mein alter Freund, tut mir Leid. Ich wurde von einem Herzstillstand überrascht und habe mit letzter Kraft diese Zeilen verfasst. Ich habe die nötigen Utensilien wie besprochen für dich in der Scheune bereitgestellt. Ich wünsche dir viel Glück im Untergrund. Mögest du die Wahrheit finden. Dein Freund Alois. CU.".
Für Popo fühlte sich das Geschehen bereits wie ein unglaubliches Abenteuer an. Er konnte noch nicht wissen, dass ihn dieses Gefühl nicht täuschen würde! Bernd schloss die Augen von Alois und segnete ihn mit dem T-Rex-Unser - ein übliches Ritual, wenn ein Anhänger der Dino-Underground-Theorie starb. Bernd war lange genug im Dino-Business und merkte sofort, dass das Ableben von Alois Popo belastete. Deswegen hielt er seine rechte Hand über die Schulter von Popo und signalisierte, dass sie nun zur Scheune gehen würde. Auf dem Weg meinte er: "Alois hatte ein gutes Leben. Ich werde dir nochmals einen Griechen-Witz erzählen, damit du wieder etwas heiterer wirst! Was ist der Unterschied zwischen Griechenland und deinem Popo?"
"Keine Ahnung?"
"An dem was dein Popo produziert haben zumindest die Fliegen Freude!"
"Jetzt reicht's aber mit den Witzen! Ich habe Sie begleitet, um einen unglaublichen Fund zu machen und vielleicht stinkreich zu werden, stattdessen bringen Sie einen miesen Witz nach dem anderen! Wenn ich nicht in den nächsten 10 Minuten einen Dino zu Gesicht bekomme, bin ich raus!"
Bernd nahm seine Hand von Popo's Schulter und öffnete wortlos die Türe zur Scheune. Auf einem Tisch lagen offensichtlich die von Alois vorbereiteten Utensilien: Hut, Pistole, Lasso, Taschenlampe, ein paar Büchsen mit Roten Linsen, ein Feuerzeug sowie zwei Leucht-Petarde. Bernd packte alles in seinen Jurassic-Park-Rucksack. Da er erst 42 war, verwendete er weiterhin seinen Schulranzen. Dann sagte er: "Du willst Dinos sehen? Los gehts!" Sodann sprang er in ein Loch im Boden der Scheune und verschwand! Popo tat es ihm gleich.
Die beiden fanden sich in einem dunklen Tunnel wieder, den Alois anscheinend über Jahre gegraben hatte. Bernd schaltete die Taschenlampe ein. "Dann mal los!", sagte er nervös und schritt voran. Der ängstliche Popo folgte ihm. Anfangs war es recht kalt, und beide ärgerten sich, dass sie keine wärmere Kleidung dabei hatten. Sie merkten, dass der Tunnel mit einem Gefälle von ungefähr 40 % relativ steil ins Erdreich hinab führte. Nach einer guten Stunde Marsch spürten sie, wie die Luft langsam wärmer wurde. "Ich glaube wir nähern uns dem Erdkern", sagte Popo. "So ist es. Ich sehe, du lernst schnell.", bestätigte Bernd. "Allerdings sind wir immer noch weit davon entfernt, der Erdkern selbst ist mehrere Hundert Grad heiss!" Auf einmal stoppte Bernd: "Ich glaube, ich habe etwas gehört... Eine Art Knurren!"
"Oh, hihi, das war nur mein Popo!", sagt Popo verlegen.
"Reiss dich gefälligst zusammen, es geht hier um viel! Wir sind hier nicht auf lustig Klassenfahrt!", schimpfte Bernd. Doch auf einmal war tatsächlich ein dumpfes Geräusch zu hören. "Jetzt hab ichs auch gehört...", sagte Popo leise. "Ich glaube, es kommt von da vorne!"
Die beiden gingen noch ein Stück weiter.
"Schau mal, hier ist Kacka!", meinte Popo zu Bernd.
"Du hast recht!", meinte Bernd und fasste ohne Zögern hinein, "es ist noch warm! Sie können nicht weit sein." Je weiter sie in den Tunnel vordrangen, umso lauter wurden die Geräusche, es klang tatsächlich wie brummende Dinosaurier, aber immer noch dumpf, als kämen die Geräusche durch eine geschlossene Tür. Wenig später nahm der Tunnel ein abruptes Ende und sie standen vor einer Wand. Dafür war in der Decke eine Öffnung, die senkrecht nach oben führte. An der Wand war eine rostige Leiter angebracht, die nach oben führte. Von dort oben schienen auch die Geräusche zu kommen. "Popo, mein treuer Freund, ich glaube, wir sind kurz davor, die grösste Entdeckung in der Geschichte der Menschheit zu machen!", sagte Bernd voller Ehrfurcht, während er nach oben starrte. "Ja", sagte Popo.
"Also los. Es gibt jetzt kein Zurück mehr", erkannte Bernd, und erklimm die Leiter. Popo tat es ihm gleich.
In ungefähr zehn Metern Höhe fand Bernd über sich eine runde Luke vor, die mit einem Riegel verschlossen war. Da die senkrecht verlaufende Röhre nur gerade einen Durchmesser von ca. einem Meter hatte, konnte Bernd sich mit dem Rücken anlehnen und den Riegel mit beiden Händen öffnen. Er konnte es kaum erwarten, zu erfahren, was sie gleich entdecken würden. Er stiess die Luke nach oben auf und streckte den Kopf durch die Öffnung. Es war unfassbar! Um ihn herum waren Sträucher und Bäume, das Licht war gedämpft. Es musste in unmittelbarer Nähe Dinosaurier geben, denn die Geräusche waren nun nicht mehr zu überhören. Bernd kletterte aus dem Loch und half Popo heraus. Die beiden umarmten sich, Popo hatte Tränen in den Augen vor Freude. "Wir müssen vorsichtig sein!", sagte Bernd. "Ich schalte zur Sicherheit die Taschenlampe aus. Dann tasten wir uns langsam durch den Dschungel vor und schauen, ob wir einen der Saurier sehen!" "Ja", sagte Popo.
Bereits nach wenigen Schritten stoppte Bernd. "Popo, sieh dir das an!" Aus einem Busch vor ihnen ragte ein Dinosaurierschwanz hervor, der sich hin und her bewegte. "Oh mein Gott!", sagte Popo mit aufgerissenen Augen. Bernd wollte unbedingt sehen, zu welchem Tier der Schwanz gehörte. Von der Grösse her konnte es sich etwa um einen Stegosaurus handeln, oder einen Triceratops. Bernd bewegte sich vorsichtig vorwärts, um das Tier ja nicht aufzuschrecken. Auf einmal blieb er stehen. Etwas an dem Schwanz kam ihm komisch vor. Er bewegte sich ständig im selben Rhythmus hin und her, es wirkte fast ein bisschen mechanisch. Im selben Moment tappte ihm Popo auf die Schultern.
"Bernd, hörst du das?"
"Was denn?"
"Ich dachte kurz, ich hätte Kinderlachen gehört. Ich muss es mir eingebildet haben."
"Nein, jetzt hab ichs auch gehört... Von da hinten!"
Waren sie etwa auf eine Zivilisation von Urmenschen gestossen, die hier unten zusammen mit den Dinosauriern lebte?
Die beiden schritten vorsichtig in die Richtung, aus der sie die Kinderstimmen vernommen hatten. Hinter einem dichten Gebüsch waren ausserdem rötliche Lichter zu sehen. Als sie vorsichtig hinter den grossen Blättern hervorlugten, erkannten sie die schreckliche Wahrheit: Sie waren nicht in einer unterirdischen Dinosaurier-Höhle gelandet. Vor ihnen rollten runde Wägelchen auf einem Schienensystem vorbei, in denen lachende Kinder und Eltern sassen. Direkt neben Bernd und Popo schaute ein grosser künstlicher T-Rex-Kopf aus dem Dickicht, der bedrohlich das Maul auf und zu machte, jedoch in der gleichen mechanischen Art, wie sich der Schwanz zuvor bewegt hatte. Bernd und Popo waren in der Dino-Bahn im Europapark gelandet. Was sie nicht wussten: Alois war als Wartungstechniker bei ebendiesem Freizeitpark angestellt und für die Dino-Bahn zuständig. Da er den langen Arbeitsweg und die täglichen Staus satt hatte, kam ihm die geniale Idee, sich einfach eine geheime Abkürzung zu graben: Ein Tunnel, der direkt in die Dino-Anlage führte. So konnte er einfach unbemerkt abschleichen und zuhause fernsehen, wenn nichts los war, und war trotzdem relativ schnell vor Ort, wenn er gebraucht wurde. Seine Vorgesetzten hatten nie etwas bemerkt, da er die Luke inmitten der künstlichen Dschungellandschaft gut getarnt hatte. Alois hatte Bernd die ganze Zeit über belogen, da er Mitleid mit ihm hatte. Bernd war von der Idee, dass die Dinos noch lebten, derart überzeugt, dass Alois ihm einfach nicht die Wahrheit sagen konnte. Er dachte sich kurz vor seinem Tod, dass Bernd bis zuletzt an seiner Überzeugung festhalten sollte, und wollte ihm mit der Entdeckung der vermeintlichen Dino-Höhle zumindest für ein paar Minuten das Gefühl geben, ein grosser Entdecker zu sein.
"Papa, was sind denn das für Dinos?", fragte ein kleiner Junge, der Bernd und Popo mit seiner grellen Taschenlampe direkt ins Gesicht leuchtete. Die beiden kniffen die Augen zusammen.
"Oh Gott, die habe ich auch noch nie gesehen!", erwiderte der Vater.
Da kamen auch schon zwei bullige Sicherheitsangestellte daher gerannt und zerrten Bernd und Popo hinter dem Plastikgestrüpp hervor. "Könnt ihr nicht lesen?! Da vorne steht doch: Während der Fahrt ist das Verlassen der Wagen ist ausdrücklich verboten!", schrie einer der beiden.
Bernd und Popo wurden abgeführt und in einen kleinen Raum gebracht, wo bereits ein europapark-eigener Ermittler an einem Tisch sass und auf sie wartete.
"Was habt ihr da zu suchen gehabt?", fragte er forsch.
"Wir dachten... ach vergessen sie's. Ist doch eh alles egal.", erwiderte Bernd mit leerem Blick.
Darauf Popo: "Wir dachten, wir finden hier echte Dinos. Aber uns ist nun klar, wie idiotisch die Vorstellung ist"
"Sehr gut! Dann bin ich froh, dass ihr begriffen habt, dass das alles Quatsch ist!", erwiderte der Inspektor. "Wachen! Schmeisst die beiden raus." Zwei bullige Sicherheitsleute packten Bernd und Popo an den Armen. "Eins noch: Ihr habt auf Lebzeiten Parkverbot!", rief der Ermittler ihnen nach.
Die bulligen Typen begleiteten sie zum Ausgang und knallten ihnen das Tor vor dem Gesicht zu.
Der Inspektor hockte unterdessen immer noch im kleinen Verhörraum. Nun betraten drei Männer in Anzügen den Raum. Sie standen wortlos vor ihm. "Ich grüsse Sie, Herren Mack", sagte der Inspektor.
"Und?", fragte einer der Herren.
"Ich kann sie beruhigen. Die Situation ist unter Kontrolle. Die beiden Holzköpfe wissen nichts. Es war aber verdammt knapp. Sie hätten die echten Dinos in der Bahn um ein Haar entdeckt. Wir müssen künftig noch vorsichtiger sein."
"Gut!", erwiderte Mack, "ich muss Sie nicht daran erinnern, dass unser kleines Geheimnis den Park niemals verlassen darf. Ansonsten... Sie wissen schon. Der T-Rex liebt Menschenfleisch..." Ein finsteres Grinsen schlich sich in sein Gesicht, und kurz darauf brach er in schallendem Gelächter aus, worauf seine beiden Begleiter miteinstimmten und grölend mitlachten.
Ende