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Bericht aus einer sieben Meter langen Einraumwohnung

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04.07.2024
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Bericht aus einer sieben Meter langen Einraumwohnung

Berichtaus einer sieben Meter langen Einraumwohnung

Klau-stro-pho-bie- ach, wissen Sie, ich habe solche schwer verständlichen Fremdwörter noch nie geliebt, ich bemühe mich erst gar nicht, dahinter zukommen.
Mein Wirt verwendet bei passender Gelegenheit ein ähnliches Wort, er lässt verlauten, dass er sich jetzt in Klausur begibt, also: begeben möchte, würde.... ich muss dazu sagen, dass er Student ist. Da lebt man meistens im Konjunktiv (schon wieder ein Fremdwort, aber ich kenne es!) oder man hat nicht richtig gelebt.
Er will also in Klausur gehen und etwas arbeiten, soviel steckt dahinter, er ruft aber fünf Minuten später seine guten Freunde an, auf ein Bier. Und aus der Arbeit wird nichts.
Normalerweise.
Aber ein Bier, das kommt mir auch recht. Dass man nur nicht zu dick davon wird! Innenquetschungen!
Dann gibt es noch eine andere Art von Klausur, die hat man bestanden - oder nicht.
Eher nicht. Wenn er so weiter herumfaulenzt.
Das wird nichts.
Das erzeugt dann für kurze Zeit ein wenig Panik und mir geht es dabei auch nicht gut. Das bringt alles durcheinander, säuert heftig, gast vielleicht.
Setzt mir oben ziemlich zu. Meine allerwichtigste, meine Hauptbeschäftigung wird unterbrochen, bloß weil er so eine Art innerlichen Angstschweiß verbreitet.
Ich finde es wirklich besser, wenn er seine Klausuren besteht.
Dann muss er auch nicht so oft auf die Toilette, was regelmäßig mit einer gewissen Gefahr verbunden ist, allerdings auch mit großen Vorteilen. Zuviel Druck und nicht aufgepasst, da kann leicht etwas passieren.
Er studiert übrigens Jura.
Nein, nicht diese Gesteinsschicht in der Nähe der Kreidezeit. Das mit den Sauriern und so. Wäre auch ein hartes Studium, hahaha! (Sie brauchen nicht zu lachen, übrigens! Machen Sie doch, was Sie wollen!)
Mir ist auch nicht aufgefallen, dass mein Student hämmern würde oder dass er Steine sammelt.
Vielleicht kann ich das auch schlecht erkennen, weil ich eigentlich nichts sehe. Aber Steine sind schwer, ich weiß es genau, denn der Wirt meiner Eltern, weit über sechzig, hatte drei ganz ausgewachsene Blasensteine, so groß und hart wie Zierkiesel für einen Kaktustopf. Für einen großen, einen Schwiegermutterkaktustopf. Aber rauer, gerölliger.
Und meinen Eltern hat es überhaupt nichts ausgemacht, aber das ist nichts besonderes.
Der alte Wirt kam kaum noch zu Potte, also auf den Topf und sie verpassten ihm einen Katheder, wenn Sie das interessiert, das ist schon wieder so ein Fremdwort und es ist ganz mir unklar.
Denn der Student sagte einmal, früher, in alten Zeiten, als es noch keine Computer gab, hätte der Lehrkörper vor dem Katheder gestanden, also vor einem Haufen Blasensteinen und das können ja nur Urologen (widerliches Fremdwort, aber immer noch besser als Fachmann für Blasensachen) gewesen sein, wer interessiert sich sonst schon dafür!
Dem alten Wirt hat der Katheder jedenfalls Erleichterung gebracht, aber nicht lange, denn die Steine gingen zwar nicht so richtig weg davon, aber irgendwie verkrümelten sie sich oder er starb oder ich weiß es nicht genau.... egal.
Wissen Sie, mein Gehirn ist nicht so groß, dass ich diesen ganzen Mist behalten könnte, den ich so mitkriege. Wozu auch, es passiert ja doch jeden Tag etwas anderes.
Aber oft passiert auch nur das gleiche wie sonst üblich.
Zurück zur Jura.
Die Ähnlichkeit mit den Steinen besteht darin, dass der ganze Jurakram genauso unerschütterlich sein soll wie die Erdschichten unter unseren Füßen - pardon, Ihren Füßen, ich habe nämlich keine.
Füße?
Pah, man wird höchstens von einer Biene oder Schlange gestochen, wenn man darauf tritt. Oder man latscht im Kriegsgebiet auf eine Mine und aus dem Fuß wird ein Flugkörper, samt zugehörigem Bein und Besitzer.
Und es ist niemand daran schuld, außer dem Minentreter eben, denn der hätte ja woanders spazieren gehen können.
Wer keine Gliedmaßen hat, vermisst sie nicht, wenn sie weg sind. Kann sie nicht verlieren. Das Leben ist weniger schmerzlich.
Ich verliere übrigens andauernd Glieder. Es macht mir nichts. SehenSie... trotzdem, so eine Mine... lieber nicht!
Es zieht mich auch nicht nach Höherem. Ich sehe zu, dass ich meine Kinder in die Welt setze und das ist die Hauptsache.
DAS IST DER SINN DES LEBENS.
Wenn sie dann in der Weltgeschichte umherschwirren und vielleicht ein kleines bisschen kriminell werden, wird sie der Student, der bis dahin ein erfolgreicher Rechtsanwalt geworden ist (falls er alle seine lästigen Klausuren besteht, natürlich!), auf jeden Fall rauspauken.
Deswegen studiert er ja so lange. Damit er auch alles gut lernt.
Ich würde ihm ja gerne helfen. Aber ich kann nicht lesen.
Ja, wie kriege ich ihn bloß zum Studieren, meiner Kinder wegen.
Eigentlich kann ich weiß Gott überhaupt nichts. Und meine Kinder werden auch nichts können. Lernen können sie schon gar nichts. Na, das ist wohl normal heute.
Aber wenn wir schon nichts können, so tun wir eben auch nichts.
Das muss man positiv (das einzige Fremdwort, dessen Bedeutung ich sicher weiß) sehen, denn viel Unglück gab es durch die Taten von unwissenden Idioten.
So einen gab es im Land des Studenten, also gut, in meinem Land, vor über sechzig Jahren. Man weiß, wie es endete.
Nichts tun wäre viel, viel besser gewesen.
Wenn dieser Hitler einige von uns beherbergt hätte, also, ich will ja meinen Mund (den ich übrigens nicht habe) nicht zu voll nehmen, alles wäre anders verlaufen. Wenn er zum Beispiel dort, wo auch der Führer zu Fuß hingeht, aus nahe liegenden Gründen sehr, sehr viel Zeit verbracht hätte, nein, nein, hätte verbringen müssen, mit unserer Einwirkung, versteht sich, es hätte ihn sicherlich geschwächt.
Und wir wären wegen Sabotage und Zersetzung vor diesen Volksgerichtshof gekommen, obwohl wir nicht eigentlich zum Volk gehört hätten.
Das ging vielen so. Die zum Volk gehörten.
Was rede ich da wieder für einen großen Unsinn, natürlich gehörten wir auch zum Volk. Langsam sollte ich mal anfangen, mir selber besser zuzuhören, bevor ich etwas sage.
Aber das geht auch nicht so einfach. Schweigen ist schwerer als Reden.
Ich appelliere (endgültig das letzte Fremdwort und ich kenne es auch nicht so genau) an Sie, tun Sie öfter mal nichts! Kucken Sie einfach bloß zu, es passiert schon immer etwas, es wird schon nicht langweilig.
Noch einen Tipp möchte ich Ihnen geben: wenn Sie auf dem besagten Orte sind und sich sehr erleichtert fühlen, also hinterher, dann werfen Sie doch einmal, bevor Sie die Taste für den Abtransport drücken, einen Blick hinter, also unter sich! Nur Mut!
Es könnte sein, dass da einiges herumzappelt, von dem man eigentlich annehmen sollte, dass es tot und verdaut ist.
So ist das nicht.
Das lebt und zwar mächtig.
Millionenfach.
Das sind meine Kinder.
Denn wir sind sehr fruchtbar.
Weil, nur wenige kommen durch. Sehr wenige.
Das ist an und für sich ziemlich traurig, weiß Gott.
Sie kennen das, wenn Sie gebildet sind, und das sind Sie, sonst würden Sie diese meine Ergüsse hier nicht lesen, sicher aus der Vergangenheit, aus alten Zeiten. Da bekam die Mutter jedes Jahr ein Kind oder zwei oder anderthalb und es starb auch ungefähr jedes Jahr ein Kind. So dass schließlich von dem ganzen Haufen am Ende bloss zwei oder drei übrigblieben.
Jetzt muss ich mich aber kurz einmal über mich selbst wundern, was ich so alles weiß, obwohl ich niemals auf einer Schule war. Ich hoffe, dass Sie das anerkennen. Ich bin auch in keiner Sekte, die den Schulbesuch der Kinder verhindert wegen gesellschaftlicher Verseuchung oder ähnlichem Hirnriss.
Wenn ich bloß wüsste, wie ich meinen faulen Studenten zum Staatsexamen bringen könnte! Er muss das unbedingt bestehen!
Er ist so schlaff, so antriebsarm, woher kommt das nur?
Irgendwie muss er krank sein, er isst den ganzen Tag ohne zuzunehmen, na ja, also mir geht es ja prima.
Ich zerbreche mir den Kopf, ja, einen Kopf habe ich!
-------------------
Zwei Wochen später.
Schreckliche Dinge sind passiert.
Mit letzter Kraft kann ich noch dieses mitteilen: Irgendjemand, vermutlich seine tüttelige Freundin, hat meinen Studenten zum Internisten geschickt (äußerst hässliches Fremdwort, dieses!) und der hat mich entdeckt.
Kompliment, Herr Doktor!
Und diese beiden nichtsnutzigen Gestalten, die fatale Freundin (sie soll häßlich sein, ehrgeizig und nie zuhören) und dieser vermaledeite alte Quacksalber Doktor Eisenbart mit seinen widerlichenChemikalien, sie haben meinem Studenten und Wirt eingeredet, dass seine Arbeitsschwäche, also, seine verdammte Faulheit, auf meine Anwesenheit zurückzuführen sei, ich sei alleine an allem schuld!
Nicht zu glauben. Wo ich mir doch Tag und Nacht Gedanken über seine Karriere mache und wie ein Vater, nein wie zwei Väter besorgt um ihn bin.
Sie haben beschlossen, man müsse mich austreiben. Als sei ich ein Dämon. Wie im Mittelalter. Und das von studierten Leuten!
Glücklicherweise konnte der Student, als er in der Praxis des teuflischen Exorzisten war, in einer plötzlichen Anwandlung von heftiger Diarrhö noch einige zehntausend meiner Kinder absetzen und ich gebe mich der schwachen Hoffnung hin, sie könnten sich vielleicht in der Praxis dieses teuflischen Doktors etwas ausbreiten, denn neue Wirte, zumal Kinder mit Verdauungsbeschwerden, kommen ja dort genug vorbei.
Und vielleicht wird von einer nachlässigen Putzfrau nicht jeden Tag die Brille gereinigt oder der Knopf von der Spülung oder der Türgriff der Toilette.
Denn auf diesen Orten sitzen jetzt viele, viele meiner Kinder und warten auf ihre neuen Wirte und solange es dort feucht ist und das ist es immer, wenn gewischt wird oder auch nicht, denn Patienten, zumal kleine, haben fast immer kleine klebrige schwitzige Finger, weil sie Angst haben vor dem Untersuchungsergebnis oder dem Doktor oder überhaupt, solange können meine Kinder auf die lieben kleinen Kranken warten, viele Monate, wenn es sein muss.
Und falls sie wirklich kriminell werden sollten, meine Kinder, so ist ja jetzt nach Meinung der beiden Experten durch mein Dahinscheiden sichergestellt, dass der Student eifrig lernen wird und Anwalt wird und meine Kinder eines Tages rauspauken wird, falls sie etwas angestellt haben sollten.
Insofern wird mein wirklich tragisches Opfer nicht ganz umsonst gewesen sein.


 

Hallo @JoKrämer ,

originelle Idee, mal einen Bandwurm als Erzähler zu erleben. Da betrittst du definitiv neue Pfade :D Die Frage, wem der Wurm das alles erzählt und vor allem wie (ohne Mund), schiebe ich mal beiseite.
In wie weit das jetzt den Tag "Philosophisches" verdient, ist m.E. eine Grauzone, aber "Humor" passt jedenfalls.
Zwischendrin empfand ich das "Philosophieren" des Parasiten teils als arg belanglos und vor sich hinplätschernd, da hättest du mich fast verloren. Mit dem Schluss (und das ist ja mit der heikelste Erzählbaustein) hast du aber das Ruder wieder rumgerissen.

Zu den Details:

ich bemühe mich erst gar nicht, dahinter zukommen.
Bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das schreibt man hier "dahinter zu kommen".

dass er sich jetzt in Klausur begibt, also: begeben möchte, würde....
Vier Punkte sind einer zu viel, und in diesem Fall kommt zwischen "würde" und den Punkten ein Leerzeichen, da ein Teil des Satzes, und nicht ein Teil eines Wortes ausgelassen wird.

Da lebt man meistens im Konjunktiv
😆 So isses!

er ruft aber fünf Minuten später seine guten Freunde an, auf ein Bier
Das Komma kann m.E. weg.

Sie brauchen nicht zu lachen, übrigens! Machen Sie doch, was Sie wollen!
Diesen Einwurf verstehe ich nicht, auch nicht, wenn's witzig gemeint sein soll.

Vielleicht kann ich das auch schlecht erkennen, weil ich eigentlich nichts sehe
Das "eigentlich" kann weg, er sieht nichts, fertig.

Aber Steine sind schwer, ich weiß es genau, denn der Wirt meiner Eltern, weit über sechzig, hatte drei ganz ausgewachsene Blasensteine, so groß und hart wie Zierkiesel für einen Kaktustopf. Für einen großen, einen Schwiegermutterkaktustopf. Aber rauer, gerölliger.
Und meinen Eltern hat es überhaupt nichts ausgemacht, aber das ist nichts besonderes.
Wie geben Bandwürmer denn Erfahrungen an ihre Kinder weiter? Wäre das eine ernsthaftere Geschichte, würde ich mich hier an der Logik aufhängen, aber da der Text ganz heftiges Augenzwinkern hat, kann ich darüber hinwegsehen.
Und "Besonderes" groß, da substantiviert.

Der alte Wirt kam kaum noch zu Potte, also auf den Top
Haha :p

oder er starb oder ich weiß es nicht genau.... egal.
Wieder die Punkte, wie oben schon.

Ich verliere übrigens andauernd Glieder. Es macht mir nichts. SehenSie...
Da fehlen gleich zwei Leerzeichen: Zwischen den Worten und vor den Punkten.

So einen gab es im Land des Studenten, also gut, in meinem Land, vor über sechzig Jahren. Man weiß, wie es endete.
Nichts tun wäre viel, viel besser gewesen.
Der Wurm kriegt ganz schon viel mit, dafür, dass er kein Gehirn hat ;)

Sie kennen das, wenn Sie gebildet sind, und das sind Sie, sonst würden Sie diese meine Ergüsse hier nicht lesen, sicher aus der Vergangenheit, aus alten Zeiten.
Dieses Satzkonstrukt habe ich zuerst missverstanden. Klingt so, als wolle er sagen, dass man die Bildung aus alten Zeiten hat.

Jetzt muss ich mich aber kurz einmal über mich selbst wundern, was ich so alles weiß, obwohl ich niemals auf einer Schule war.
Das wundert mich auch 😅

Ich zerbreche mir den Kopf, ja, einen Kopf habe ich!
Nur eine Kleinigkeit, aber ich fände den Klang pointierter, wenn das "Ja, einen Kopf ..." ein separater Satz wäre. Zumindest nach meinem Gefühl.

Denn auf diesen Orten sitzen jetzt viele, viele meiner Kinder und warten auf ihre neuen Wirte
Wieso das "ihre" kursiv? Muss m.E. nicht betont werden.

Witziger kleiner Text, auch, wenn er sich erst im letzten Abschnitt zu einer vollwertigen Geschichte entwickelt, da das meiste vorher hauptsächlich belangloses Mäandern durch zusammenhanglose Gedanken ist.
Trotzdem gern gelesen!

VG
MD

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @JoKrämer,
superlustige Geschichte über ein gar nicht so nettes Thema. Erinnert mich an so manches. Den König aller Noro-Viruse holte ich mir beim Peruanischen Volksfest im Mauerpark, wo ich Gegrilltes verspeiste. Als ich nach drei Tagen wieder zur Arbeit ging, waren nach und nach alle Kollegen weg. Wahrscheinlich war ich noch voll ansteckend.
Hier gibt es auch ein Geschäft, das sehr schmackhafte Pasten verkauft, aber jedes Mal ... Ich hab schon überlegt, ob ich die Lebensmittelaufsicht anrufen soll. Sie sehen scheinbar die Hygiene ein bisschen locker. Stattdessen kaufe ich mir Hummus jetzt bei Lidl.
Salmonellen habe ich mir einmal von Hackfleisch beim Imbiss geholt, war langwierig. Da lobe ich mir die Noros. Das ist schnell abgemacht. Wahrscheinlich hat Dich Dein Galgenhumor bei ähnlichen Problemen über die aktive Phase getragen. Es ist schon merkwürdig, wenn ein Glas Wasser, das man gerade getrunken hat, sofort wieder rauskommt, ohne auf Widerstand zu stoßen, aber aus der falschen Öffnung. Wenn man nach Indien fährt, ist sowas scheinbar unvermeidlich, wie mir die Indienfahrer unter meinen Kumpels berichteten.

Ich lese gerade bei Mornig Dew, dass es um einen Bandwurm geht. Gibt es die heute eigentlich noch? Ich dachte, die wären ausgerottet. Da habe ich Dich scheinbar falsch interpretiert.
Gruß FK

 

Hallo @JoKrämer,

die Idee ist toll! Die Geschichte funktioniert jedoch für mich vor allem aus einem Grund nicht: Woher weiß der Bandwurm alle diese Details aus der Welt der Menschen?

Der Text hat einige Längen.

Sowohl das mit den Fremdwörtern als auch die Erwähnung Hitlers waren nicht nach meinem Geschmack. Warum sollten solche Dinge für einen Bandwurm von Interesse sein?

Sein eigener Tod hingegen scheint ihn wenig zu bekümmern. Hier wäre es lustig, mehr über Überlebensstrategien, sein Vermächtnis und seinen heldenhaften Abgang zu lesen.

Freundliche Grüße
Berg

 

Tja, lieber Kritiker, woher weiß der Bandwurm das alles?

Das ist ganz einfach, denn ich selbst habe ihn interviewt, ich schwöre. Und natürlich war ich überrascht über seine historischen Kenntnisse und was in so einen kleinen Kopf alles hineinpasst.

Schon Hans Christian Andersen, der viele Tiere zu Helden seiner Geschichten machte, muss sich gewundert haben, was sie alles berichteten:
- Der Mistkäfer kommt aus des Kaisers Stall und gibt damit an, dass des Kaisers Leibross seine abgelegten goldenen Schuhe trägt, ja, der Mistkäfer hat wohl große Füsse gehabt oder das Leibross eben sehr kleine! (Der Mistkäfer)
- Die Nachtigall vertreibt den Tod von des Kaisers Sterbelager und erklärt dem Totkranken, dass er ihre mechanische Rivalin, den künstlichen Vogel, doch nicht vernichten solle, denn "der hat ja das Gute getan, was er zu tun vermochte!" (Die Nachtigall)
- Die Gurke philosophiert über das Leben in einem Hühnerhof und wünscht sich einen "seligen Tod, wenn der Hofhahn mich mit Blatt und Stengel auffräße!" Der Wetterhahn wollte mit seinem Sturz vom Dach den Hofhahn wegen dessen andauernder Angeberei eigentlich erschlagen, fiel aber offenbar daneben. (Hofhahn und Wetterhahn)

Mein Bandwurm, Taenia saginata, ist sich seiner Macht durchaus bewusst. Da er aber wie zu befürchten und von Frieda angemerkt offenbar am Aussterben ist, habe ich, um dem vielfach beklagten Artensterben entgegen zu wirken, eine Bürgerinitiative gegründet mit dem Namen "Ein Platz für Würmer". Wer sich aktiv daran beteiligen und der Natur ernsthaft helfen möchte, bekommt gerne eine kleine Portion Bandwurmeier (etwa 1000 Stück) kostenlos geliefert.
Die Bezugsadresse reiche ich gerne hier nach bei Anfragen auf dieser Seite.
Weiterhin ist ein Rettungsprogramm bezüglich Spulwürmer, Leberegel, Madenwürmer und andere Untermieter in Arbeit.
Wir werden berichten. Die Vielfalt der Natur muss endlich gerettet werden!

 

Mein kleinlicher Verstand hätte gerne einen plausiblen Grund, wie es sein kann, dass das Wissen aus dem Gehirn in den Bandwurm wandert. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @JoKrämer ,

deine Geschichte hat mich sehr amüsiert. Die freche, sarkastische und zugleich selbstironische Art des Bandwurms, hat mich fast schon vergessen lassen, dass es sich um einen lästigen Parasiten handelt.

Einige Passagen fand ich allerdings dennoch, vom Lesen her, nicht ganz rund. Obwohl dein Schreibstil für diese Geschichte sich mir erschließt. Ich denke eine Überarbeitung, damit sich manche Passagen nicht ungewollt hackig anfühlen, rundet die Geschichte im Gesamtbild ab.
Vom Inhalt muss sie sich dabei nicht verändern, es liest sich nur angenehmer.

Mir hat auch das Ende gefallen, was sich nochmals als kleine Warnung angefühlt hat und Gedanken die eigene Lebenswelt eröffnet hat. Ich hoffe es hat nun niemand Angst bekommen :D

 

Moin @JoKrämer ,

Schon Hans Christian Andersen, der viele Tiere zu Helden seiner Geschichten machte, muss sich gewundert haben, was sie alles berichteten
Schon klar, dass der Wurm in deinem Text mit menschlichem Charakter und Wissen ausgestattet ist, so, wie es Fabeln und Märchen auch "dürfen". Und da störts mich an sich auch nicht, wenn er dann weiß, was ein Jurastudent macht oder wer Hitler war. Muss dann auch nicht realistisch erklärt werden, ist ja keine Doku. Was bloß etwas aufstößt (wenn auch für mich nur minimal,) ist, dass der Wurm nicht nur ein, zwei Sachen weiß, die über seinen Verstand hinausgehen müssten, sondern dass der Text einen ständig daran erinnert, dass das unrealistisch ist: Der Parasit schwadroniert eine ganze Passage lang über verschiedenste Dinge aus der Außenwelt. Da wird die Suspension of Disbelief arg strapaziert, selbst wenn man sich immer sagt, dass das ein humoristischer Text ist. Wie @Berg schon meinte: Ein plausibler Grund für das Wissen würde die Sache runder machen. Kann von mir aus gern was Aberwitziges sein, wie dass der Student immer irgendwelche Erklärvideos auf dem Handy laufen lässt, wenn er auf dem Klo sitzt, so dass der Wurm mithört oder was weiß ich ;-P Würde es keinen Meter realistischer machen, aber dann könnte ich den Punkt "Woher weiß er so viel?" einmal abhaken und stelle mir nicht bei jedem zweiten Satz diese Frage. Du weißt, was ich meine?
Ist natürlich nur meine Sicht :-)

VG
MD

 

Hallo @JoKrämer,

deine Geschichte hat eine ungewöhnliche Grundidee, auch das Jonglieren (wieder so ein wurmiges Fremdwort) mit Wörtern hat mir gefallen.

Der Philosophie-Anteil ist etwas dünn, aber letztlich spielt das nur eine Rolle wegen des Tags.

Es gibt einige Fehler:

begeben möchte, würde.... i
würde ...

bestanden - oder nicht.
– oder nicht (kein Minuszeichen).

das ist schon wieder so ein Fremdwort und es ist ganz mir unklar.
mir ganz

Lehrkörper vor dem Katheder gestanden, also vor einem Haufen Blasensteinen
Hier ist ein Bruch beim Wort-Jonglieren: Bis jetzt waren die Beispiele logisch, hier wird Katheder mit Blasensteinen gleichgesetzt.

Füße?
Pah, man wird höchstens von einer Biene oder Schlange gestochen, wenn man darauf tritt. Oder man latscht im Kriegsgebiet auf eine Mine und aus dem Fuß wird ein Flugkörper, samt zugehörigem Bein und Besitzer.
Wieder ein Bruch: ... man wird höchstens ... das ist eine Erklärung für eine nicht gestellte Frage. Eigentlich kann man gleich auf die Mine kommen, dann spart man sich auch das veraltete von einer "Schlange gestochen".

Wer keine Gliedmaßen hat, vermisst sie nicht, wenn sie weg sind. Kann sie nicht verlieren.
Das ist nicht schlüssig: Wenn du schreibst "wenn sie weg sind", impliziert das, das sie da waren. Man vermisst sie nicht, weil man sie nie hatte.


SehenSie... trotzdem

Doktor Eisenbart mit seinen widerlichenChemikalien,

+
Etwas seltsam sind die Kenntnisse des Wurms über die Lebenswelt des Studenten, die Historie.
Der Text lässt mich etwas zwiespältig zurück: Einerseits ist er originell, anderseits durch die genannten Punkte auch sperrig.


Beste Grüße,


Woltochinon

 

Nur soviel zu meinem Text "... Einraumwohnung":

Er gewann beim Spacenet Award 2020, einem renommierten Literatur- und Kunstwettbewerb in München, einen Preis, landete unter den besten 30 von knapp 1000 Einsendungen Texte und Bilder und wurde im Band "Pause - Geschichten und Bilder" abgedruckt. Das professionelle Lektorat passierte er ohne eine einzige Änderung im Text. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich unter ISBN 978-3-944119-09-2, Herausgeber ist Sebastian von Bomhard.

Weiterhin wurde die Geschichte mit minimalen Änderungen seitens des Autors in der Zeitung "Strassen Gazette", Ausgabe Nr.212, 2020 veröffentlicht. Seit Mitte 2022 bin ich selbst Herausgeber dieser Strassenzeitschrift, die regelmäßig und zwar im Winterhalbjahr monatlich, im Sommerhalbjahr sechswöchig erscheint.

Wir sind eine Strassenzeitung mit kulturellem Anspruch, publizieren Interviews mit Künstlern, wir veröffentlichen Kurzgeschichten, Reportagen über kulturelle Ereignisse, engagieren uns in vielen Beiträgen über Flüchtlinge und auch die Kirche kommt zu Wort. Standort ist Frankfurt am Main. Die Zeitung existiert seit 24 Jahren und verfügt über eine eigene Redaktion.

Unser Verbreitungsgebiet ist in erster Linie Hessen, aber auch Nordbayern und Baden-Württemberg. Unsere Zeitung wird gerne gekauft und gelesen, viele unserer Leser warten regelmäßig und gespannt auf die neue Ausgabe. Die Hälfte vom Verkaufspreis, z.Zt. 2 Euro, geht an die Verkäufer, die zwar keine Obdachlosen sind, aber durchweg in finanziell prekären Verhältnissen leben. Insofern ist unsere Zeitung ein soziales Projekt.

Wir suchen interessante Beiträge zur Veröffentlichung. Es gibt ein wenn auch bescheidenes Seitenhonorar. Bei Interesse erbitte ich Kontaktaufnahme unter: jotkraemer@yahoo.de. Vertraulichkeit wird gewährleistet. Die Zeitung hat keine Webseite, da sie nur auf der Strasse verkauft wird.

Freundliche Grüße, Johannes Krämer

 

Eigentlich kann ich … überhaupt nichts

will mir als die älteste und somit langlebigste Erkenntnis überhaupt erscheinen, quasi als „Antipode“ zu der gleichaltrigen Selbsteinschätzung, alles zu können und vor allem zu dürfen,

lieber @JoKrämer,

was vielleicht am deutlichsten aufleuchtet, wenn wir einen anderen durch eine griechische Ab- und Herkunft als ἰδιώτης [idiṓtēs] bezeichnen, dem einfachen, „ungelehrten“ Menschen, dem schlichten Bürger, womit wir bei der Kunstfertigkeit wie der Schreibkunst stranden, denn schon hier

Klau-stro-pho-bie- ach, wissen Sie, ich habe solche schwer verständlichen Fremdwörter noch nie geliebt, ich bemühe mich erst gar nicht, dahinter zukommen.
sollte dahinter und kommen zusammengeschrieben werden, also auch als Infinitiv-Bildung „dahinterzukommen“

Mein Wirt verwendet bei passender Gelegenheit ein ähnliches Wort, er lässt verlauten, dass er sich jetzt in Klausur begibt, also: begeben möchte, würde....
Die Auslassungspunkte sind schon von einem Vorschreiber aufgezeigt worden, denn direkt am Wort behaupten sie, dass mindestens ein Buchstabe fehle – was nicht nur m. E. nicht der Fall ist ...

Solltestu noch einmal alles durchschauen ...

Er will also in Klausur gehen und etwas arbeiten, soviel steckt dahinter, er ruft aber fünf Minuten später seine guten Freunde an, auf ein Bier. Und aus der Arbeit wird nichts.
Da verwechselstu die Konjunktion „soviel“ mit der unbestimmten Mengenangabe „so viel“, soweit ich weiß ...

Vielleicht kann ich das auch schlecht erkennen, weil ich eigentlich nichts sehe.
Warum das m. E. eher entbehrliche „eigentlich“? Erweckt doch den falschen Anschein, der Wurm hätte je besser sehen können oder könnte je besser sehen ...
Denn warum tragen Bergarbeiter Brille? Und ich bin auch nicht frei davon ...

..., also auf den Topf und sie verpassten ihm einen Katheder, wenn Sie das interessiert, das ist schon wieder so ein Fremdwort und es ist ganz mir unklar.
Ungewöhnliche Wortfolge von ganz und mir ...

Ich würde ihm ja gerne helfen. Aber ich kann nicht lesen.
Aber doch schreiben – wie geht das?

Schweigen ist schwerer als Reden
würd da das gewichtende „schwerer“ durch seinen Verwandten „schwieriger“ ersetzen ...

Sie kennen das, wenn Sie gebildet sind, und das sind Sie, sonst würden Sie diese meine Ergüsse hier nicht lesen, …
Naja, will ma’ nich’ widersprechen, äh, ...schreiben.

Und diese beiden nichtsnutzigen Gestalten, die fatale Freundin (sie soll häßlich sein, ehrgeizig und nie zuhören) und …
Quasi "Miss Achtung" der Rechtschreibreform, lange Silben („Fuß“) mit ß, kurze mit doppel-s „hässlich“

… dieser vermaledeite alte Quacksalber Doktor Eisenbart mit seinen widerlichen[...]Chemikalien, Sie haben meinem Studenten und Wirt eingeredet, …

..., denn Patienten, zumal kleine, haben fast immer kleineKOMMA klebrige* schwitzige Finger, …
* hier gibts zwo Möglichkeiten, aber ums erste Komma kommstu nicht rum, denn das Adjektiv klein bezeichnet die Größe der Finger, wohingegen klebrig + schwitzig m. E. voneinander abhängen, also zusammengehören, klebrig als Steigerung und näherer Bestimmung der schwitzigen (Hände) …

Gern gelesen

& eh ich’s vergess,

herzlich willkommen hierorts, @JoKrämer

und Glückwunsch zum Erfolg

Friedel

 

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