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Berggedanken

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23.02.2003
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Berggedanken

Man hört oft die Meinung, der Flachlandbewohner sei offener im Geist beziehungsweise freier in seinen Gedanken, da er nicht wie der Bergler und mit ihm sein Geist zwischen den Bergen gefangen sei.
Dazu fällt mir immer mein Grossvater ein: Als wir wieder einmal bergwärts gingen, verliess mich der Elan und Grossvater wies mich auf etwas hin: „Die meisten Leute besteigen einen Berg, um von der Spitze aus weiter blicken oder sogar mehr sehen zu können. Dabei vergrössert sich aber nur der Horizont – die Grenze, wo das Dahinter unserem Blick entzogen bleibt.
Ganz verstanden habe ich diese Worte damals nicht, bin aber artig weitergelaufen wie es sich gehört. Ein Bergler ist im Geiste nicht beschränkt, aber bescheiden!
Das Einzige, was mir beim Wohnen am Berg fehlt, ist die ganztägliche Sonne. Man muss sich entscheiden: diese Seite, um von ihren Strahlen aus dem Schlaft geküsst zu werden oder die andere Seite, damit man in ihrem Scheinwerferlicht nach getaner Arbeit sich ein kühles Blondes gönnen kann.
Der Bergmensch lebt mit der Natur und kennt auch ihre Gefahren. Deshalb beschützen die Helden in den Geschichten der Alpinisten auch nicht vor King Kong oder sonstigen Ausserirdischen, sondern vor Steinschlag und Lawinen. Diese Helden heissen auch nicht Superman oder Flash Gordon, sondern haben drollige Namen wie ‚Böschamandli’ oder ‚Tuuftuuneli’. Die Geniesser der Höhenluft sind halt schon ein lustiges Volk. Dafür hocken sie auch nicht in dunklen Kinos, sondern trinken lieber im Alpenglühen einen Moscht.
Sowieso scheint der Bergmensch ein gemütlicher zu sein. Denn auf Postkarten, Kalenderbildern oder in Werbespots sitzt er pfeiferauchend vor seiner Hütte und beschaut beinahe ungläubig die Touristen, die scharenweise die Gipfel erstürmen.
Da hab ich doch allen Ernstes auf Palfries einen Touristen einen vor der Hütte sitzenden Senn fragen gehört, ob er denn auch schon auf dem Alvier oben gewesen sei. Ob solcher Dreistigkeit brachte der Senn nicht mehr als ein mit Kopfnicken begleitetes Murren hervor. Dass er schon alle Palfrieser Gipfel an einem Tag erklommen hatte, behielt er lieber für sich. – Pure Bescheidenheit. Denn Prahlhänse mag der Bergler nicht.
Wie auch ein Bergkäse keine Luftlöcher hat!

 

Hallo hotelcalifornia,

nicht schlecht. Da ich selbst gerne in den Bergen bin, konnte ich die Ruhe, die von Deiner Geschichte ausgeht förmlich spüren.
Jedoch wird diese Stille durch ein paar Kleinigkeiten gestört :)

  • "Die meisten Leute besteigen einen Berg, um von der Spitze aus weiter blicken oder sogar mehr sehen zu können. Dabei vergrössert sich aber nur der Horizont – die Grenze, wo das Dahinter unserem Blick entzogen bleibt.
    Ganz verstanden habe ich diese Worte damals nicht, bin aber artig weitergelaufen wie es sich gehört. Ein Bergler ist im Geiste nicht beschränkt, aber bescheiden!
    gehört zusammen und der Satz des Großvaters sollte auch wieder mit " geschlossen werden, also:
    "Die meisten Leute besteigen einen Berg, um von der Spitze aus weiter blicken oder sogar mehr sehen zu können. Dabei vergrössert sich aber nur der Horizont – die Grenze, wo das Dahinter unserem Blick entzogen bleibt." Ganz verstanden habe ich diese Worte damals nicht, bin aber artig weitergelaufen wie es sich gehört. Ein Bergler ist im Geiste nicht beschränkt, aber bescheiden!
  • Wenn Du einen Absatz machst, dann liest es sich besser, wenn eine Leerzeile dazwischen ist:
    [...] damit man in ihrem Scheinwerferlicht nach getaner Arbeit sich ein kühles Blondes gönnen kann.

    Der Bergmensch lebt mit der Natur und kennt auch ihre Gefahren. [...]

  • Das "kühle Blonde" ist sehr städtisch und will meines Erachtens irgendwie nicht so recht in den Text passen.
    Ebenso der "Moscht". Hier liest sich "Most" besser.
  • Da hab ich doch allen Ernstes auf Palfries einen Touristen einen vor der Hütte sitzenden Senn fragen gehört [...]
    besser ist:
    Da hab ich doch allen Ernstes auf Palfries einen Touristen einen vor der Hütte sitzenden Senn fragen hören [...]
Gruß
Marcus

 

Hallo hotelcalifornia,

den einzigen Hauch von Philosophie finde ich in dem Horizont- Satz. Doch steht es außer Zweifel, daß die überschaubare Fläche von einem Berg aus gesehen größer ist, das gesamte Unübersehbare sich zwangsläufig verringert.

Tschüß... Woltochinon

 

Liebes Hotel California

Das "kühle Blonde" hat mich ebenfalls gestört. Ist eine ganz billige Umschreibung des Bieres. Besser wären

Alk-Suppe
Alk-Rivella
Ginger Alk
Gähr-Schoppen
Bei-Coop-manchmal-für-drei-achtzig-gekauft-werden-Könnendes

Die Kritik am Wort "Moscht" ist allerdings fälschlich. Jener Kritiker ist halt ein Deutscher. Der kann ja nicht wissen, dass "Moscht" etwa so städtisch ist wie "Bett" oder "Kerze". "Moscht" ist super. "Most" ist allenfalls Benzin.

Der Schlusssatz ist sehr schön.

Wenn man den Autor kennen würde, wüsste man, dass dieser nicht mehr viel mit Berglern am Hut hat. Der ist nämlich ein Rock'n'roller. Allenfalls ist ihm das Pfeifferauchen geblieben.

Es grüsst dich der Didi, direkt aus dem PC/Mac-Arbeitsplätze-Zimmer im Schatten des Lichthofes.

 

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