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Berge

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04.11.2003
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Berge

Er überlegte, ob er nicht loslassen sollte...

In den letzten Monaten war er geklettert und geklettert, eigentlich immer sicher, dass wenn er im Sonnenlicht blieb, alles ok wäre, nun hing er hier.
Die Steilwand hatte ihn schon oft gereizt, aber er war im Sicherheitsabstand an ihr vorbeigegangen. Bis er es vor 5 Monaten nicht mehr aushalten konnte. Es war so spontan gekommen, dass er einfach losgeklettert war. Die Euphonie steigerte sich mit jedem Fuß, den er höher ansetzen konnte. Nach und nach hatte er sich von seiner ohnehin spärlichen Ausrüstung getrennt, sie war ihm nur hinderlich erschienen. Das letzte was er weggeworfen hatte, war das Sicherheitsseil gewesen. Er hatte schnell feststellen müssen, dass genau das sehr leichtsinnig war und kletterte das letzte Stück zurück, um es doch mitzunehmen. Für diesen kurzen Moment hatte er überlegt, ob er nicht ganz wieder herabklettern sollte. Nein. Da wollte er hoch.
Wieder bergan, immer im Sonnenlicht bleiben. Besonders das war schwer, weil die Wand viele Wölbungen und Überhänge hatte. Genau die Stellen darunter waren recht rutschig und sehr gefährlich. Er wusste, vielen war genau das schon zum Verhängnis geworden. Er vermied deshalb alle diese Stellen, sicherte sich ab.
Ab und zu sah er in Richtung Wipfel und freute sich, dass er ihm wieder ein Stück näher gekommen war. Wenige Tage bevor er meinte oben angelangt zu sein, war es passiert...
Er war ein wenig unaufmerksam gewesen, hatte die Stelle nicht gesehen, die glitschig schimmerte. Der rechte Fuß verlor den Halt, der linke griff nach, erreichte aber nur jene haltlose Stelle. Er fiel...
Das Seil zog an. Er war froh, das er es doch noch mitgenommen hatte. Doch nun hing er hier. Er sah, dass auch das Seil sehr gelitten hatte, die Finger klammerten sich an einen wackligen Vorsprung, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er abstürzen würde.

... genau deshalb überlegte er, ob er nicht gleich loslassen sollte.

 

Diese Geschichte ist vor ein paar Jahren entstanden und jemand, der ein bischen was von Kunst versteht, meinte, ich solle das unbedingt mal veröffentlichen.
Nachdem ich hier schon eine Weile mitlese, habe ich an der Geschichte noch ein paar Ecken abgeschliffen. Allerdings frage ich mich, ob das Ganze nicht vielleicht zu kurz geraten ist, wenn ich Eure Geschichten sehe, die ja doch etwas länger ausfallen.
Aber die Aussage steht ja auch bei der Kürze, hoffe ich zumindest.
Mich würde interessieren, was Leute, die selber schreiben, von dieser Geschichte halten.

 

Hallo, Herr Landschaftsplaner.

meiner Ansicht nach reduziert sich deine Geschichte inhaltlich auf die folgende Essenz:

Berge


Nun hing er hier. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er abstürzen würde.

... genau deshalb überlegte er, ob er nicht gleich loslassen sollte.

Alles Vorhergende ist nicht mehr als eine additive, atmosphärische Untermalung. Ihr kommt für die Aussage der geschilderten Handlung keinerlei Gewicht zu.

Der Text thematisiert im narrativen Stil die Frage und den Sinn der menschlichen Willensfreiheit anhand eines Bergsteigers, der vor der Entscheidung steht (besser: hängt), sein Leben den Mächten des Schicksals zu überlassen, oder dieses (vermeintlich?) selbst in die Hand zu nehmen, indem er sein, für ihn offenbar nicht mehr tragfähiges Seil loslässt und sich auch nicht mehr weiter an einen für ihn scheinbar unsicher gewordenen Felsvorsprung klammert.
Und hier endet die Begebenheit auch schon wieder, wir wissen nicht, was aus ihm geworden ist.

Jetzt könnte man zwar alle möglichen Analogien aus dieser Geschichte ziehen. Wie etwa diese: Das Leben ist wie ein Seil - wird es brüchig (man wird krank), sollte man es besser früh genug loslassen (Selbstmord, Sterbehilfe...), um wenigstens zuletzt doch noch ganz Mensch geworden zu sein. Denn der Mensch definiert sich mitunter vor allem an der angenommenen Freiheit seines Willens.

Oder, etwas variiert: Das Leben ist wie ein riesiger Berg. Man versucht ihn zu besteigen, am Besten immer an der Sonnenseite entlang. Doch es lauern stets Gefahren. Vermeintliche Sicherheiten, auf die man sich auf dem Weg nach oben verlässt, können schon bald ihre versprochene Zuverlässigkeit verlieren. Es droht das vorzeitige Ende des Aufstiegs. Und damit vielleicht sogar der Tod.


Das ist meiner Ansicht nach allerdings nicht Inhalt des Textes und wäre viel eher überinterpretiert. Für eine zwingende Analogie, hin zu diesen Szenarien, fehlt es mir in dieser Geschichte an ausreichender Dichte.

Die zahlreichen Tipp- und Grammatikfehler (besonders die vielen das-Einsetzungen, anstelle der dafür richtigen Konjunktion dass ) haben mich teilweise nicht unerheblich im Lesefluss gestört. Auch stilistisch lässt der Text insgesamt gesehen noch einiges zu wünschen übrig.

 

Hallo philosophische Ratte,
danke für die konstruktive Kritik.
Eigentlich würde ich sagen - Thema verfehlt setzen, 5 ;-), denn ich wollte damit sagen:
Die Moral von der Geschicht', überstürze Dinge nicht. :-)
Das mit dem Ende stimmt wirklich, das ist ein Ende ohne Ende oder Ziel. Falls ich nochmal in einer "brenzlichen" Situation stecke, werde ich das Thema aufgreifen und Deine Hinweise beachten. Ohne das krieg ich das aber nicht hin, aber die "das-Fehler" korrigier ich sofort.

Danke nochmal.

 

Man muss wohl erst mit der Nase drauf gepiekt werden, um es zu sehen, ein bischen habe ich auch noch an der Grammatik gefeilt, aber es ändert ja noch nichts an der Aussage, wie gesagt, ich schreib das irgendwann mal neu.

 

Servus afb540!

Zum handwerklichen Teil hat dir Ratte schon Wissenswertes gesagt. Du sagst, du wolltest eigentlich ausdrücken, dass man manchmal nichts überstürzen sollte. Damit beziehst du dich, nehme ich jedenfalls an, auf das Auslassen des Seils um keines Besseren belehrt zu werden. Vielleicht hätte der Mensch am Seil auch nicht einfach stur der Sonne folgen müssen, auf eben diesem einen Weg der ihm der einzig richtige schien? Gerade rauf oder gleich fallenlassen - und warum? Weil es so eine besondere Wand war, weil ihn das Risiko reizte oder was? Welche Erfahrungen brachten ihn überhaupt in diese Lage? Wäre doch viel drin zum wirklich Herumphilosophieren. Waren jedenfalls meine Gedanken dazu - vielleicht fängst du was an damit.

Lieben Gruß - Eva

 

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