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Beobachtungen über einer Tasse Kaffee

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02.01.2014
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Beobachtungen über einer Tasse Kaffee

Der junge Mann rückte die Ärmelsäume seines Hemdes zurecht und setzte sich vorsichtig. Er war um die 20 Jahre alt, vermutlich etwas älter, aber dieses Urteil hätte vielleicht durch einen ausgeschlafeneren Gesichtsausdruck revidiert werden können. Präzise und geräuscharm rückte er mit dem Gusseisen-Stuhl an die Tischkannte heran, die Fliesen brachten nur ein gedämpftes Knirschen statt des üblichen Urschreis heraus. Eigentlich ist es Schwachsinn französische Gartenmöbel für das Interieur eines Cafés zu verwenden. Wer kommt auf so eine Idee? Es wird am mangelnden Kapital liegen. Im Sommer wäre eine solche Sitzgelegenheit gar nicht so fehl am Platze. Und überhaupt, was fiel ihm ein, sich innerlich zu beschweren, wenn es doch weitaus wichtigere Probleme in der dritten Welt zu lösen galt. Auf dem Tisch vor ihm befanden sich seine beiden Getränke. Eine große Tasse Kaffee und eine kleine Cola. Zu seiner Linken diffundierte also der nussig-herbe Kaffeeduft, zu seiner Rechten konnte man - wenn man sich denn konzentrierte – die Kohlensäure aus der schwarzen Limonade ausströmen hören. Er räusperte sich und befeuerte eine Zigarette, die er zuvor genauso vorsichtig, wie das vorherige Stuhlrück-Manöver, aus einem versilberten Etui entnahm. Dabei traf ihn ein Sonnenstrahl, der von der gegenüberliegenden Glasfront eines Hochhauses direkt in sein Gesicht reflektiert wurde. Die Fensterseite schien doch nicht die richtige Wahl gewesen zu sein, dämmerte es ihm.
Er war dennoch nicht bereit seine Position zu ändern. Viel zu viel Aufwand. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Cola-Glas. Wie der Morgentau an den Blättern beschlug es von außen, so dass er beinahe schon das frösteln an seinem Handrücken spürte. Der komplette Gegensatz zum Kaffee. Groß, warm, monoton schwarz. Keinerlei erkennbare Bewegung.

Ein jammerndes Kleinkind riss ihn aus seinen Gedanken. Er schaute auf. Das Café war gut besucht, trotz des stillosen Interieurs. Zwangsläufig sondierte sein Blick den Raum nach dem quengelnden Geräusch. Er visierte die farblosen Gesichter nur sporadisch an und arbeitete mit seinem Blick den Raum ab. Die Gesichter wurden nach einem Sekundenbruchteil sogleich wieder aus seinem Gedächtnis getilgt. Irrelevant. Er nahm einen Zug seiner Zigarette und spülte diesen sogleich mit einem Schluck Cola herunter. Irrelevant, so wie das, was diese Leute bewegt. Was sie dazu bringt, ihr Arbeitspensum abzuleisten, sich eine Doppelhaushälfte im Vorort auf Pump zu kaufen und ab und an die Modekataloge von heute durchzublättern.

Erwischt.

Der kleine Quälgeist von eben taucht unter dem Tisch auf der anderen Seite des Raumes hervor und kichert seine Mutter demonstrativ an. Durch den typischen, wabernden Lautstärkepegel öffentlicher Etablissements hindurch, kann man den Namen des Kindes aufschnappen. Kevin hat eine Cordhose, Schuhe mit Klettverschluss und eine Daunenjacke mit Pelzkragen an. Sein Kopf ragt gerademal knapp über die Tischkannte. Kevins Blick ist trüb, er wirkt jetzt apathisch. Es ist die Art von Blick, die dem gesunden Menschenverstand signalisiert, dass diesem Körper kein wacher Geist inne wohnt. Somit war Kevin diagnostiziert. Das Urteil war nicht ganz sicher, aber würde höchstwahrscheinlich auf vernichtenden Stumpfsinn hinweisen, der sich in Zukunft zu einem tumorösen Gewebe manifestiert und nach und nach den Großteil des Gehirns des kleinen Rackers – nunmehr ein Mann in seinen späten Zwanzigern – einnehmen wird. Natürlich war das medizinisch gesehen vollkommener Unfug, aber der Gedanke amüsierte den jungen Mann. Er spielte gerne gedanklich Metaphern durch und lies sie in seiner Fantasie Wirklichkeit werden.
Die Kaffeetasse zog wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam sollte der Kaffee doch Trinktemperatur erreichen. Ein kleiner in Folie eingeschweißter Keks teilte sich mit der Tasse den Unterteller. Der junge Herr aschte ab. Die Zigarette war bereits zur Hälfte heruntergebrannt, dabei hatte er ihr nicht einmal 3 Züge abringen können. „Darf’s noch was sein?“. Eine Kellnerin war vorbeigehuscht, machte aber auf halbem Wege halt und drehte sich um. Es war ja schließlich ihre Aufgabe den Bedürfnissen aller Gäste gerecht zu werden, nicht nur denen, die den meisten Tumult verursachten. Er schüttelte den Kopf und brachte durch seine Überraschung nur ein kläglich leises „Nein, aber vielen Dank.“ hervor. Die Kellnerin nickte ihm zu, schwang ihr Haupt in die entgegengesetzte Richtung, sodass ihr Pferdeschwanz gehörig mitschwenkte und spurte zu dem Tisch vom kleinen Kevin und seiner Mutter. Die Kellnerin holte ihr Portemonnaie heraus und kassierte die Mutter ab. Der kleine Kevin stöhnte einen unverständlichen Satz hervor, nur das Wort „Keks“ war deutlich zu hören. Die Kellnerin schüttelte den Kopf, sie sprach für das Kind extra langsam und deutlich, wie für einen Schwerstbehinderten und teilte ihm mit, dass die Kekse ausgegangen seien. Kevin verzog das Gesicht, sein Blick wechselte jetzt von der besänftigenden Mutter zur Kellnerin und zurück. Dann glotzt er mit seinen trüben, suchenden Augen durch den Raum, wohl auf der Suche nach einer Ersatzdroge. Die Kekse waren ja schließlich alle. Der junge Mann wendet seinen Blick ab und starrt auf seine Tasse. Der auf seiner Untertasse lungernde Keks war der letzte seiner Art in diesem Etablissement. Es wunderte ihn, dass er nicht schon unter Naturschutz stand. Tapsige Schritte nährten sich dem Tisch. Es war der kleine Kevin, der gierig in Richtung Tasse und dann ausdruckslos auf den jungen Herrn schaute. Im Hintergrund war Kevins Mutter zu sehen, die in Richtung des jungen Mannes schaute. „Darf ich den essen?“, rotzte Kevin hervor. Seine Augen glühten nunmehr vor Begierde. Wie schön es wäre diesem Kind in einem solch günstigen Moment den Ernst des Lebens zu verdeutlichen. Er hatte das Alter erreicht oder vielleicht sogar überschritten, in dem er lernen sollte, mit Rückschlägen umzugehen. Ein Keks war kein verwehrtes Spenderorgan, also würde er es verkraften. „Klar.“, murrte der junge Mann und platzierte den Keks vom Unterteller aus nahe der Tischkannte. Kevin grinste frech, schnappte sich das Gebäck und sprintete zum Ausgang, wo seine Mutter ihn schon erwartete und ihn fragte, ob er auch schön danke gesagt habe. „Jap!“, schleuderte ihr der euphorische Kevin entgegen. Er konnte sich kaum mehr beherrschen.

„Dieser kleine Bastard.“, murmelte der junge Herr in sich hinein. Kevin war vielleicht doch nicht so dumm wie es sein Gesicht suggeriert. Er könnte mal ein guter Opportunist werden. Ein Sozial-Schmarotzer par exellence. Er machte sich an den Kaffee, der nun das einzige war, was ihm blieb. Mit großen Schlücken trank er eifrig die Tasse aus.
Auf dem Boden der Tasse sammelte sich das Kaffeepulver, ähnlich wie bei einem Espresso. Dabei hatte er doch Filterkaffee verlangt. Die Unfähigkeit, die Einfachheit mancher Dinge zu wertschätzen widerte ihn an. Nein, heute musste es eine Hightech-Pad-Maschine sein, die eigentlich niemand braucht. Die einen nur dazu bringt, sich vom Pad-Hersteller abhängig zu machen. Die Tasse war längst leer, aber aus irgendeinem erdenklichen Grund setzte er immer wieder an und versuchte ihr auch den letzten verbliebenen Tropfen zu entlocken. Es war wohl eine Übersprunghandlung, die ihn dazu brachte peinlich berührt und ernüchtert alles zu tun, nur nicht die Aufmerksamkeit der Menschen, die er fast ausnahmslos verachtete, auf sich zu ziehen. Diese Attitüde hatte sich nicht erst durch den Kevin-Vorfall oder die Tatsache, dass er nicht das bekam was er bestellt hatte, ergeben. Nein, sie war viel mehr das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses. Ein Prozess, an dessen gegenwärtigen Ende nur eine einzige, ernüchternde, deprimierende Erkenntnis stand: Die Philanthropie muss blind sein. Sie ist das Ergebnis einer ungesunden, einseitigen Beziehung zwischen einem Mann, der in selbigem Beispiel den Mensch verkörpert und einer herzensguten, aber leider dennoch naiven Frau – der Philanthropie. Die Frau liebt den Mann abgöttisch, bindet sich an ihn, verpflichtet sich seines Erhalts. Dem Mann ist dies weder bewusst, noch weiß er es zu schätzen. Er wiederum, bindet sich an Dinge, die er nicht haben kann wie Schönheit, Reichtum, zuletzt vielleicht auch philosophische Einsicht. Das Ergebnis dieses egoistischen Bestrebens ist in allen Dingen ersichtlich. Seien es mit dem Handy geschossene Selbstportraits, die weniger die Aufgabe eines Dokumentationsprozesses haben, sondern viel eher die bäuerlichen Versionen von professioneller Ästhetik verkörpern oder der tägliche Facebook-Status mit einem klassischen Motivationsspruch beziehungsweise einem Nelson Mandela Zitat. Gerne auch Ghandi, oder Einstein. All dieses Streben, ist nüchtern betrachtet zum scheitern verdammt. Es wird aber unerbittlich angetrieben durch die Hoffnung in den Augen anderer etwas Besonderes, ein Unikat zu sein. Die Selbstinszenierung droht jeglichen gesunden Rahmen zu sprengen. Das aller schlimmste dieses modernen Proletariats war aber eine andere Eigenschaft. Die Ignoranz. Der Zweifel an ihrer Weltanschauung ist dem Durchschnittsmenschen nicht zumutbar.
Der junge Mann gähnte. Seine Zigarette war abgebrannt bevor er einen weiteren Zug nehmen konnte.
Wie sollte er nach dieser Erkenntnis in der Lage sein, immer wenn er nicht durch den Drang zur politischen Korrektheit gezwungen wurde, die Menschheit zu lieben? Abwarten. Vielleicht änderte sich seine Meinung noch. Nur hoffentlich ist die Schachtel Zigaretten bis dahin nicht leer.
Er beschloss zu zahlen und winkte die Kellnerin heran. Nachdem sie ihn abkassiert hatte, gab er ihr ein gutes Trinkgeld und erbarmte sich kurzfristig zum gesellschaftlich verpflichtenden Smalltalk.
„Sagen sie mal, kriegt man hier auch Hustensirup?“, fragte er.
„Hustensirup?“, sie schaute ihn befremdlich an.
„Na diese etwas zähe Flüssigkeit, die den Hustenreiz lindert. Ich habe eine Bronchitis.“
„Äh, das ist ein Café, wir servieren hier Kaffee!“, entgegnete sie nun endgültig verwundert.
„Das dachte ich anfangs auch.“, murmelte er leicht kopfschüttelnd und begab sich zum Ausgang.

 

Hallo,

ich hab die nur überflogen, denn die liest sich leider absolut grausam. Diese kleinkarierte Sprache, dieses vom Hölzchen aufs Stöckchen, und welche Prämisse? Dieses ganze Gequatsche von oben herab, diese arrogante Haltung, die durch nichts gerechtfertigt wird, diese aufgesetzte Misanthropie, das wirkt alles so unbeholfen, sorry.

Die Sprache klingt so, wie sich der Durchschnittsmensch eben 'Autorensprache' vorstellt, leider ist es ja total anders. Wenn es wie geschrieben klingt, dann schreib es neu. Das ist stilistisch wirklich mau, da ist kein Leben drin, da atmet nichts. Was willst du uns eigentlich erzählen? Das 'moderne Proletariat', das sind alles Vollidioten, die sich selbst inszenieren, die unwichtig, überflüssig sind? Vor allen Dingen klingt da überall der Autor durch, und nicht der Erzähler. Da wird nichts konterkariert, es gibt nichts Dialektisches, null.

Also, dein Einstieg ist für mich leider vollkommen in die Hose gegangen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo KurtLDeFranco,


herzlich willkommen auf wortkrieger.de!

Deine Geschichte hat mich auf den Plan gerufen, weil du in den Stichworten zur Geschichte auch "Satire" geschrieben hattest. Satire interessiert mich.
Wie so oft in den vergangenen Jahren habe ich leider keine Satire vorgefunden, noch nicht einmal Ironie, sondern nur einen verschrobenen Protagonisten, der recht langweilig wirkt.
Das liegt einfach daran, dass es dir nicht gelungen ist, deiner Figur etwas Interessantes einzuhauchen, alles bleibt an der Oberfläche und wirkt so belanglos.
Ich lese, weil ich etwas erfahren und erleben will.
Weshalb schreibst du? Welchen Leser hattest du vor Augen als du diesen Text anfertigtest?

Eine Unstimmigkeit ist mir noch im Text aufgefallen. Wenn dein Protagonist längere Zeit benötigt, um diesen kleinen Kevin zu sichten, dann kann es nachher nicht angehen, dass der Kleine nur Bruchteile an Zeit benötigt, um den Keks auf dem Tisch zu entdecken und schnell vor dem Tisch zu erscheinen.
Er ist immerhin klein und wird, obwohl du ihn als einen grad über den Tischgucker beschreibst, nicht die Übersicht haben, wie ein großer Mensch.

Und noch ein kleiner Tippfehler:

Tischkannte.
ein "n" weniger.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo ihr beiden,
erstmal vielen Dank für das Feedback. Vielleicht sollte ich zu Anfang noch klarstellen, dass der Text nicht meine persönliche Einstellung widerspiegelt. :)
Schade, dass euch der kleine Text nicht gefallen hat!
Die Idee war es einen Charakter zu erschaffen, der kaum vom Leser gemocht werden kann. Beim Leser eine Antipathie zu entwickeln, primär durch das Unverständnis seiner absurden Weltanschauung. Das dürfte mir teilweise gelungen sein, hoffe ich doch. Vielleicht klingt es deshalb nicht so gut @jimmysalaryman , weil ich mich kaum mit dem Protagonisten identifizieren kann. Das war der Reiz für mich an der Sache, die Herausforderung. Deshalb klingt es womöglich aufgesetzt.
Bei dem Ganzen sollte der Protagonist die Stellung eines passiven, aber extremen Misanthropen einnehmen. Er hat Vorurteile (Hallo, er verurteilt ein kleines Kind, nur weil es nicht Danke sagt und treudoof guckt?!!) und beschwert sich, dass eine moderne Kaffeemaschine eingesetzt wird. Dabei steigert er sich unfassbar hinein. Das geschieht aber nur innerlich, äußerlich ist er ein ganz normaler Bürger. Er hat weder Mut noch Kraft seine persönliche Meinung nach außen zu vertreten. Er hofft das sich trotz des ganzen Hasses für ihn die Möglichkeit bieten, sein Leben zu genießen bevor "die Schachtel Zigaretten leer ist". Er hatte ja kaum an der Zigarette gezogen, weil er viel zu beschäftigt damit war sich innerlich aufzuregen.
@lakita , vielleicht habe ich dann nicht richtig Verstanden, was eine Satire ist, das kann gut sein. Ich dachte, dass durch die verspottende Darstellung der Gesellschaft (besonders im Hinblick auf die Philanthropie) durch den Protagonisten ein satireartiges Gesamtbild entsteht.

@jimmysalaryman Alles in allem, Schade, dass es für dich unerträglich war meine kurze Geschichte zu lesen, aber trotzdem danke für die Kritik. So höflich wie du das noch ausgedrückt hast, sage ich Hut ab, denn wenn du Feedback gibst ohne sie wirklich gelesen zu haben müssen dir ja die paar Stichproben wie gequirlte Scheiße vorgekommen sein.

LG
Kurt

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus KurtLDeFranco,

der inhaltlichen Kritik von Jimmy und lakita habe ich weder etwas hinzuzufügen, noch etwas entgegenzuhalten.
Ich bin heute vielmehr der Rächer der misshandelten Orthografie. (Ganz leidenschaftslos betrachtet ist dieser Text für mich eigentlich ein Fall für das Korrektur-Center.)

Gusseisen-Stuhl [Gusseisenstuhl]

Eigentlich ist es Schwachsinn [Komma] … zu verwenden.

in der dritten Welt [in der Dritten Welt]

die er zuvor genauso vorsichtig, [kein Komma] wie das vorherige Stuhlrück-Manöver, [kein Komma] aus einem versilberten Etui entnahm.
Das klingt, als hätte er auch das Stuhlrück-Manöver aus dem Etui genommen.

Wie der Morgentau an den Blättern beschlug es von außen, so dass er beinahe schon das frösteln [Frösteln] an seinem Handrücken spürte.
Das ist eine schwerverunglückte Metapher. Nicht der Morgentau beschlägt - der kondensiert höchstens - sondern, wenn schon, die Blätter.

er nahm einen Zug [von oder aus] seiner Zigarette und spülte diesen sogleich mit einem Schluck Cola herunter [hinunter].
Wohin spült er den Zigarettenrauch? In den Magen?

Der kleine Quälgeist von eben taucht unter dem Tisch …
Ab hier wechselst du kurz ins Präsens und überhaupt gibt es in weiterer Folge jede Menge Tempusfehler. Die führe ich nicht mehr extra an, sind zu viele.

Durch den typischen, wabernden Lautstärkepegel öffentlicher Etablissements hindurch, [kein Komma] kann man

Sein Kopf ragt gerademal [gerade mal] knapp über die Tischkannte [ …kante].

dass diesem Körper kein wacher Geist inne wohnt [innewohnt].

und nach und nach den Großteil des Gehirns des kleinen Rackers – nunmehr ein Mann in seinen späten Zwanzigern – einnehmen wird [Konjunktiv].

und lies [ließ] sie in seiner Fantasie Wirklichkeit werden.

nicht einmal 3 [drei] Züge

Es war ja schließlich ihre Aufgabe [Komma] den Bedürfnissen aller Gäste gerecht zu werden,

langsam und deutlich, [kein Komma] wie für einen Schwerstbehinderten

Tapsige Schritte nährten [näherten]sich dem Tisch.

die in Richtung des jungen Mannes schaute. „Darf ich den essen?“, rotzte Kevin hervor. Seine Augen glühten nunmehr vor Begierde.
Eigene Zeilen für Dialogsätze.

Ein Sozial-Schmarotzer [zusammenschreiben] par exellence [par excellence].

Mit großen Schlücken [Schlucken] trank er eifrig[?] die Tasse aus

die Einfachheit mancher Dinge zu wertschätzen [wertzuschätzen]

aber aus irgendeinem erdenklichen[?] Grund
meintest du unerfindlich?

Es war wohl eine Übersprunghandlung, die ihn dazu brachte [Komma] peinlich berührt und ernüchtert alles zu tun,


Die Frau liebt den Mann abgöttisch, bindet sich an ihn, verpflichtet sich seines Erhalts.
Versteh ich nicht.

Er wiederum, [kein Komma] bindet sich an Dinge,

zum scheitern [Scheitern] verdammt. Es wird aber unerbittlich angetrieben durch die Hoffnung [Komma] in den Augen

Das aller schlimmste [Allerschlimmste]

Seine Zigarette war abgebrannt [Komma] bevor er

Wie sollte er nach dieser Erkenntnis in der Lage sein, immer wenn er nicht durch den Drang zur politischen Korrektheit gezwungen wurde, die Menschheit zu lieben?
Sehr eigenartige Syntax.
Wie sollte er nach dieser Erkenntnis in der Lage sein, die Menschheit zu lieben, wenn er nicht immer durch den Drang zur politischen Korrektheit dazu gezwungen wurde?
Klingt auch nicht gerade nobelpreisverdächtig, aber zumindest verständlich.

und erbarmte sich kurzfristig zum gesellschaftlich verpflichtenden Smalltalk.
Abgesehen davon, dass sich erbarmen den Genetiv verlangt, stimmt dieser Satz hinten und vorne nicht. Du kannst z.B. nicht kurzfristig im Sinne von nicht lange dauernd verwenden. Und: meinetwegen ist man zum Smalltalk verpflichtet, aber ...
Nein, darum darfst du dich selbst bemühen.
Ich würde den Satz löschen und versuchen, ihn noch einmal und vor allem einfacher formuliert zu schreiben.

sie schaute ihn befremdlich [besser: befremdet] an.

Ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Ich wünsche dir noch viel Spaß hier.

offshore

 

Lieber Kurt,

was fehlt dem Text zur Satire? Ich meine:

  • die personale Erzählperspektive. Allzu leichtfertig zieht der Autor seine Figur durch den Dreck und zwingt dem Leser auf diese Weise seine Meinung über sie auf. Das funktioniert nicht. Ich als Leser will nicht mit etwas behelligt werden, das der Autor selbst anscheinend nicht ausstehen kann. Dies ist eine schwierige Gradwanderung bei einem Antiheld.
  • weniger Zynismus. Zynismus und satirischer Sarkasmus unterscheidet sich dadurch, dass bei letzterem der Leser das Gefühl bekommt, der Autor steht eigentlich auf seiner Seite während der Safari durch die Abgründigkeiten der beschriebenen Gesellschaft, beim ersteren dagegen, dass er mit auf der Anklagebank sitzt.
  • mehr Witz. Witz bekäme die Geschichte zum Beispiel durch Perspektivwechsel: Wie sehen die anderen Leute im Café ihn, der sie beobachtet und sich über sie stellt. Betrachten sie ihn als Schnösel, haben sie vor ihm Respekt, sehen sie ihn praktisch nicht?

 

Nein, KurtLDeFranco, eine Satire ist dieser Text nicht. Aber durchaus interessant. Jedenfalls sind die minutiösen Beobachtungen zutreffend und der innerliche Monolog logisch. Logisch für einen Misanthropen, wohlgemerkt, den du hier gut rübergebracht hast. Genauso die Atmosphäre im Cafe.

Klar, dass der Junge gerade Kevin heißt, müsste nicht sein. Das ist ein bisschen zu viel des Guten. Auch ist die Geschichte zu lang, weil zum Ende hin langweilig, weil belehrend. Ich hätte die Geschichte mit dem Satz „Die Philanthropie muss blind sein.“ enden lassen.

Aber mit deiner Beobachtungsgabe kannst du’s noch weit bringen. Wenn du mal eine Geschichte mit einem Protagonisten bringst, mit dem man sich als Leser identifizieren kann. Denn die Texte hier werden vor allem vom Inhalt her bewertet, nicht so sehr von der Machart: Vom Scheißtypen zur Scheißgeschichte ist der Weg meistens kurz. Leider.

 

Vielen Dank für die Verbesserungen Ernst, ich weiß die Mühe zu schätzen! Habe den Großteil des Textes gestern nacht geschrieben, das ist aber keine Ausrede. Sowohl meine Grammatik als auch meine Syntax sind wirklich furchtbar! :(
@Floritiv, Danke, jetzt ist mir einiges klarer! Also hast du gleich erkannt, dass der Ich mich nicht mit ihm identifizieren kann? Lag es an der allgemeinen Überspitzung, die alles unglaubwürdig erscheinen lässt?

und zuletzt @Dion
Danke für deine lieben Worte. Bei erneuter Betrachtung stimme ich dir zu, der Teil nach "Die Philanthropie muss blind sein." ist eigentlich überflüssig. Schon jetzt hat es sich gelohnt den Text zu verfassen, wenn ich das Interesse eines Lesers wecken konnte! Alles weitere ist für mich konstruktive Kritik!

Liebe Grüße
Kurt

 

@Floritiv, Danke, jetzt ist mir einiges klarer! Also hast du gleich erkannt, dass der Ich mich nicht mit ihm identifizieren kann? Lag es an der allgemeinen Überspitzung, die alles unglaubwürdig erscheinen lässt?
Nein, überspitzt ist in dem Text gerade nix. Das Problem ist, dass du, der Autor, gegenüber deiner Figur in meinen Augen eine gewisse Arroganz an den Tag legst, statt dich zurückzunehmen und sie ihre arrogante, misanthropische Haltung gegenüber ihren Mitmenschen (also Figuren) ausagieren zu lassen auf eine Weise, dass der Leser denkt: »Ha, so ein arroganter menschenfeindlicher Schnösel, lachhaft« – oder was auch immer. Beispiel:
Er schüttelte den Kopf und brachte durch seine Überraschung nur ein kläglich leises „Nein, aber vielen Dank.“ hervor.
Arme Wurst. Eigentlich ein netter Bursche, würde er nicht so diskrediert von seinem Gott, der du für ihn bist. Ein wahrhaft arroganter Misanthrop hätte wohl erstmal verächtlich Zigarrettenrauch aus der Nase gestoßen, nach dem Motto, lies mir gefälligst von den Augen ab, obs noch was sein darf. Wenigstens in der Vorstellung.

Ich behaupte nicht, dass es nicht möglich wäre, über die Haltung des Autors bzw. auktorialen Erzählers zur Figur satirischen Witz in die Geschichte fließen zu lassen. Bilde mir ein, dass ich mal eine Geschichte des großen Ephraim Kishon (oder Erich Kästner?) gelesen habe, wo das bei mir funktionierte, leider erinnere ich mich nicht mehr an den Titel.

 

Wenn man einen ausgemachten Widerling schriftstellerisch packen will, dann entsteht das Problem, dass der Leser wegen der Unsympathie, die dieser Protagonist verströmt, genauer hinschaut oder gar nicht erst hinschaut. Die Arbeit an der charakterlichen Darstellung eines Widerlings erlaubt keinen Fehler. Ergo gilt es eine Figur so zu gestalten, dass der wegschauende Leser nicht weggucken kann, weil...?...z.B. weil diese Figur fasziniert. Was fasziniert uns an den Gestalten in Geschichten und Romanen? Doch im Grunde all die Eigenschaften, über die wir nicht oder aus unserer persönlichen Einschätzung her nur ungenügend verfügen. Wahrscheinlich gibt es noch jede Menge andere Möglichkeiten, die für einen Leser Faszination auslösen können, aber dies soll ja keine Abhandlung werden. Was könnte also deinen Protagonisten mit Faszination ausstatten? Eventuell der immense Abstand zwischen seiner Wahrnehmung seiner Umwelt und der Realität, er könnte dadurch skurril wirken und könnte trotzdem der Unsympathische bleiben. Er könnte immer genau das tun, was man nicht von ihm erwartet. Zum Beispiel wäre ich überrascht, wenn er sich, anstatt eines Geldtrinkgeldes für die Kellnerin, von seinem Jackett einen Knopf abreißt und ihn ihr überreicht, dann vielleicht zögert und murmelt, "ach was, heut geb ich Ihnen zwei" und sich dann den zweiten Knopf abreißt.
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
Nimm gerne den Antihelden, den Widerling, den Miesen, den, den wir alle nicht mögen, aber gestalte ihn so, dass man weiter erleben möchte, was er tut, sagt und wie die Reaktionen der anderen darauf sind. Das würde sehr viel Reiz ausmachen.

Irgendwer sagte in seiner Kritik, es wäre eine Möglichkeit, dass man die Perspektive wechselt, indem man die anderen auf ihn aus ihrer Sicht reagieren lässt. Gute Idee.

Wie hältst du den kritischen Leser? Du könntest dich in seine Fragen versetzen. Was würde der Leser wissen wollen, um weiter lesen zu wollen? Und dann gib die Antworten, indem du deinen Protagonisten handeln lässt und der Leser daraus schlussfolgern kann, was einen er da vor sich hat.

Wenn du schreibst, dass Großteile des Textes erst gestern Abend entstanden sind, dann dürfte es dir schwer gefallen sein, dich zu beherrschen. So frisch einen Text online zustellen, zeugt davon, dass es dich gehörig unter den Fingern gejuckt hat, schnell ein Feedback zu erhalten.
Das finde ich deswegen sehr schade, weil du dir die Möglichkeit genommen hast, mit ein wenig zeitlichem Abstand deine Geschichte wie ein fremder Leser zu erfassen. Sicherlich wäre dir dann das Langweilige in der Geschichte aufgefallen und ebenso hättest du deinen Protagonisten sehr viel kritischer betrachten können.
Meist benötigt man einen zeitlichen Abstand, um die nötige Distanz zum eigenen Text wachsen zu lassen, denn ich kenne keinen Autoren, der nicht nach einer gewissen Zeit jede Menge an seinem Text verändern würde.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo KurtLDeFranco

Willkommen hier im Forum.

Der Titel in Verbindung mit dem Stichwort Philosophisches lockte mich in die Geschichte. Dass die ersten paar Sätze mich nicht gleich aushebelten, aber doch nachdenklich stimmten, muss nicht gleich dagegen sprechen. Also begann ich weiter zu lesen und erste Anmerkungen zu machen.

aber dieses Urteil hätte vielleicht durch einen ausgeschlafeneren Gesichtsausdruck revidiert werden können.

Ein juristischer Rückschluss wirkt mir hier übertrieben, mit Einschätzung wäre es treffender.

Präzise und geräuscharm rückte er mit dem Gusseisen-Stuhl an die Tischkannte heran, die Fliesen brachten nur ein gedämpftes Knirschen statt des üblichen Urschreis heraus. Eigentlich ist es Schwachsinn französische Gartenmöbel für das Interieur eines Cafés zu verwenden.

Tischkante, auch wenn er französisches Interieur zu kennen vermeint. Mir greift die Überlegung verschnörkelt und gusseisern bei Weitem zu kurz, um es französischen Herstellern zuzuschreiben. Zudem wäre es angebrachter, zu formulieren: … brachten nur gedämpft ein Knirschen …

Im Sommer wäre eine solche Sitzgelegenheit gar nicht so fehl am Platze. Und überhaupt, was fiel ihm ein, sich innerlich zu beschweren, wenn es doch weitaus wichtigere Probleme in der dritten Welt zu lösen galt.

Das sprunghafte und fahrige Denken lässt einem nur schwer annehmen, es könnte sich da noch ein Diskurs daraus ergeben, in dem unterschwellig Philosophisches mitschwingt. Diese würde auch korrekt von Dritter Welt sprechen.

Er räusperte sich und befeuerte eine Zigarette, die er zuvor genauso vorsichtig, wie das vorherige Stuhlrück-Manöver, aus einem versilberten Etui entnahm.

Diesen Satz empfinde ich schon als seelische Grausamkeit gegenüber dem Leser. Befeuerung ist eine katastrophale Wortwahl, um eine Zigarette anzuzünden.

Es ist die Art von Blick, die dem gesunden Menschenverstand signalisiert, dass diesem Körper kein wacher Geist inne wohnt.

Definiere doch mal gesunden Menschenverstand mit andern Worten. Bis anhin hat dies noch niemand glaubwürdig und anerkannt vollbracht. Im ganzen Satz schwingt da die Ideologie eines gewissen Ernst Kretschmer mit, der sich seinerzeit politisch instrumentalisieren liess. Das Innewohnen ist ausserdem ohne Spaltung gegeben.

Natürlich war das medizinisch gesehen[KOMMA] vollkommener Unfug, aber der Gedanke amüsierte den jungen Mann.

Nur medizinisch gesehen?

Er spielte gerne gedanklich Metaphern durch und lies sie in seiner Fantasie Wirklichkeit werden.

liess, denn er hat sie nicht gelesen. Aber da ihm Logik anscheinend nicht gegeben ist, wie könnte er ansonsten in seiner Fantasie Fiktives zu Wirklichkeit werden lassen, wundert mich schon nichts mehr.

Den Rest habe ich nur noch überflogen, da mir der Inhalt zu sehr nach Blödelei wirkt. Man kann durchaus verdrehte Texte verfassen, die Dinge in konträre Deutungen laufen lassen, doch bedingt es eines formvollendeten Inhalts und nicht lediglich die Verwendung von abstrus geschraubten Wörtern und des Mokierens über Dinge.

Wie Du merkst, hat mich Dein Text inhaltlich nicht überzeugt und die gesetzten Stichworte wirken mir verfehlt. Nun, vielleicht bin ich der falsche Leser dafür und werde anschliessend dann mal schauen, was Andere dazu schreiben.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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