Was ist neu

Bello liebt Sternchen

Mitglied
Beitritt
18.02.2012
Beiträge
37
Zuletzt bearbeitet:

Bello liebt Sternchen

Bello liegt in der Sonne und denkt an Sternchen. Eigentlich will er das gar nicht. Er weiß ja wie unsinnig es von ihm ist, sich gerade in sie zu verlieben. Aber er kann es nicht ändern. Völlig machtlos ist er dagegen. Den ganzen Tag schwirren seine Gedanken ununterbrochen um sie.

Bello ist ein ganz gewöhnlicher Hofhund, mit einem unauffällig braunen, zotteligen Fell. Er ist sehr gutmütig und mit seinem Leben zufrieden. Er wohnt auf einem großen Bauernhof, hat viel Platz sich zu bewegen und die Bauern behandeln ihn gut. Seine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass keine Tiere, wie Füchse oder Marder auf den Hof schleichen um Hühner, Gänse oder Hasen zu stehlen. Er ist sehr wachsam und hat mit seiner unschlagbaren Spürnase und dem absoluten Gehör bisher alle Eindringlinge erwischt.

Ja, eigentlich fehlt es Bello an nichts. Aber seit vor fast drei Jahren die wunderschöne Nachbarshündin Sternchen in das wahnsinnig moderne Haus auf der anderen Straßenseite gezogen ist, fehlt sie Bello in jeder Sekunde. Oft träumt er davon, wie sie gemeinsam in der Sonne liegen, über den Hof schlendern oder sich in kalten Nächten dicht zusammenkuscheln um sich gegenseitig zu wärmen.
Seit Sternchen im Haus gegenüber wohnt, hat Bello keine ihrer galanten Bewegungen verpasst hat, wenn sie morgens, mittags und abends mit ihrem Frauchen oder Herrchen ihre Runden dreht.

Sternchen dagegen schaut immer starr geradeaus und scheint Bello nie bemerkt zu haben. Manchmal geht Sternchen direkt an dem Zaun vorbei, hinter dem Bello wohnt. Er kann sie dann riechen und ihren Duft in sich aufsaugen, ihr wunderbar glänzendes Fell und den kleinen, braunen Stern über ihren Augen bestaunen. Bello ist froh, dass ihn noch nie ein Fuchs überrumpelt hat, während er so intensiv mit Sternchen beschäftigt war.

Schon oft hat Bello etwas verärgert auf sich selbst ein geschimpft. „Vergiss sie einfach, die ist viel zu elegant für dich, denk doch mal an was anderes…usw“. Genützt hat es nichts. Wieder steht er auf und läuft in Richtung Zaun, als würde er magisch von ihm angezogen. Bello schaut wie immer gespannt durch das Drahtgeflecht hindurch.

Sternchen wird gleich ihre mittags Runde drehen und Bello will sie auf keinen Fall verpassen. Vor vier Stunden erst ist sie hier vorbei gekommen, aber Bello wird von einer Sehnsucht nach ihr gequält, als hätte er sie schon Jahre lang nicht mehr gesehen. Jedes Mal überlegt er sich, ob er nicht bellen soll, damit sie ihn endlich mal bemerkt. Aber er hat erstens Angst Sternchen zu erschrecken und zweitens denkt er, dass sie sein Getue doof finden könnte. Also verhält er sich doch immer mucksmäuschen still.

Bello schaut auf das Haus gegenüber. Kein bisschen Putz bröckelt von der Fassade, wie das beim Haus von seinen Bauern, an sehr vielen Ecken der Fall ist. Sternchens Haus ist groß, weiß, sehr akkurat und sauber und wirkt dadurch irgendwie streng. Statt Gras und Blümchen, ist der Vorgarten ein See aus edlen Steinchen, aus dem ein etwas traurig wirkendes, einzelnes, einsames, knorriges Bäumchen heraus ragt. Dann liegen noch drei schön angeordnete, ungleich große weiße Kugeln in dem Steinchensee. Ansonsten ist da nichts.

Der in Gedanken versunkene Bello zuckt zusammen. Gerade geht die Haustüre auf und Sternchen kommt, schön Seite an Seite mit ihrem stolzen Frauchen, heraus spaziert. Wieder gehen, wie so oft, gerade Passanten an den beiden vorbei, jauchzen ganz hingerissen und stellen haufenweise Fragen: „Was ist denn das für ein schöner Hund, so liebe Augen, wie bekommen sie denn das Fell so glänzend hin, geben sie ihrem Hund etwas Besonderes zu fressen, bürsten sie ihn täglich, darf ich ihn mal streicheln, ist das ein Männchen oder ein Weibchen, wie alt ist er denn…???“.

Ausnahmslos alle sind begeistert von Sternchen. Bello kann das gut verstehen. Ihm geht es ja schließlich genauso. Sternchen lässt sich bewundern und wie die Passanten endlich genug von ihr haben und weiter gehen, setzen auch sie sich wieder schön im Gleichschritt in Gang. Frauchen rechts und Sternchen links. Ein hervorragend eingeübtes Beifuß. Sie nähern sich Bellos Zaun. Bello kann sich vor Aufregung nicht mehr regen und auch den Atem hält er an. Er wird steif wie ein Brett. Jedes Mal. So steht er da, wie ausgestopft. Sternchen kommt immer näher. Und wie sie gerade an Bello vorbeispazieren passiert es.

Darauf hat Bello nun schon so lange gewartet und weil er überhaupt nicht mehr damit gerechnet hat, dass es überhaupt noch irgendwann soweit kommt, kostet ihn der Schreck darüber fast sein Bewusstsein. Im Vorbeigehen dreht Sternchen ihren Kopf und schaut Bello direkt in die Augen. Nur ein paar wenige, aber intensive Sekunden schauen sich Bello und Sternchen an, dann schiebt das Frauchen ihrer Hündin den Kopf wieder schön gerade, mit dem Blick nach vorn, damit alles wieder seine gewohnte Ordnung hat.

Bello steht da wie angewachsen. Immer noch ist ihm ganz schwindelig. Es dauert eine Weile bis er sich wieder gefangen hat und klar denken kann. Er wankt langsam zu seiner Hundehütte, denn da lässt sich am besten Nachdenken. Eines hat ihn nämlich sehr verwundert. Er hat Sternchen immer für die stolzeste und glücklichste Hündin der Welt gehalten. Wie er nun aber zum ersten Mal in ihre Augen geschaut hat, hat da im Gegenteil ganz viel Müdigkeit und noch mehr Trauer drin gestanden. In seiner Fantasie hatten ihre Augen einen leuchtenden, strahlenden Glanz, viel glanzvoller noch als ihr Fell. Ein Flackern hat er sich darin vorgestellt, wie bei den Himmelssternchen eben auch.

Bello überlegt lange was seinem Sternchen wohl fehlen möge, was sie so traurig machen könnte, aber ihm will einfach nichts einfallen, weil sie doch alles hat. Ein glänzendes Fell, ein modernes, warmes Haus, genügend Auslauf, viel Fellpflege, das beste Futter und massig Lob und Tätschelei für ihr bezauberndes Aussehen. Er muss auf jeden Fall mehr über sie erfahren. Vielleicht sollte er doch mutiger sein und direkter? Er geht wieder zurück zum Zaun, voll überzeugtem Tatendrang, für seine Sternchen irgendetwas tun zu müssen. Er wartet ungeduldig darauf, dass sie zurück kommt. Das Wetter ist schön, die Sonne scheint und es ist herrlich warm. Da sind die beiden immer etwas länger unterwegs. Das weiß Bello natürlich inzwischen. Endlich kommen sie aber doch zurück. Diesmal sind sie auf der anderen Straßenseite unterwegs. Sofort und ohne ein weiteres Mal darüber nach zu denken, bellt Bello mutig einmal laut zu Sternchen hinüber und stellt sich dann am Zaun auf. Tatsächlich dreht sich Sternchen noch einmal kurz zu ihm um. Und diesmal sieht ihr Blick schon etwas fröhlicher und zuversichtlicher aus. Sie hat ihn wohl verstanden. Er, Bello, wird für sie da sein.

Fast drei Jahre lang, war Bello nicht mehr so unbeschreiblich glücklich, wie er sich zur Abendruhe in seine Hundehütte zurückzieht. Wenn er sein Glück jetzt in einen Sprung umsetzen würde, könnte er locker über den Zaun springen. Aber Bello ist für so etwas zu vernünftig. Er genießt im Stillen sein großes Glück. Immer wieder gehen ihm Sternchens Augen durch den Kopf. Erst die Traurigen und dann ihre etwas Fröhlicheren. Hin und her. Immer wieder. Er liebt sie. Er, der Hofhund Bello ist, von der Schnauze bis hinten zur Schwanzspitze und sogar noch in beide Richtungen darüber hinaus, verliebt. Und er ist sich ganz sicher, dass er eine Lösung finden wird Sternchen glücklich zu machen.

Die nächsten Tage und Wochen schaut Sternchen jedes Mal nach Bello, wenn sie an seinem Zaun vorbeikommt. Bello fällt auf, dass sie immer frecher wird. Wenn ihr Frauchen ihren Kopf wieder gerade rücken will, hält Sternchen noch ein bisschen dagegen. Manchmal dreht sie sich auch noch ein zweites oder drittes Mal nach Bello um und er freut sich jedes Mal riesig darüber. Leider wird sie jetzt häufiger von Frauchen und Herrchen geschimpft, aber es scheint ihr nicht mal so viel aus zu machen.

Und eines dann Tages steht Sternchen ganz plötzlich und zu einer Uhrzeit, zu der sie normalerweise nicht unterwegs ist, an Bellos Zaun. Bello sieht sofort, dass sie nicht angeleint ist und fragt verblüfft, weil er ihr das nun wirklich nicht zugetraut hätte „bist du etwa aus gebüchst“?

„Ja, das bin ich, ich will auch endlich mal was erleben“ antwortet sie so, als ob ihm das doch klar sein müsste.

Zum ersten Mal hört Bello ihre schöne Stimme und ihr Satz hallt wie ein Echo noch ein paarmal in seinen Ohren nach, bevor er selbst etwas sagen kann.

„Aber du hast es doch so gut. So viel Pflege, Auslauf, edelstes Futter, ständige Lobeshymnen und Tätscheleien von allen Leuten, weil du so überragend schön bist und dann wohnst du auch noch in einem riesigen, modernen Haus und hast es immer warm“.

„Von wegen. Das alles ist so furchtbar, dass ich mich kaum mehr bewegen kann. Frauchen und Herrchen mögen mich doch nur als Ausstellungsobjekt. Ich soll ständig Preise gewinnen für meine Schönheit und auch auf dem Hundeplatz mit den seltsamsten Trainingseinheiten.“


„Hundeplatz, Preise, Trainingseinheiten? Keine Ahnung von was du sprichst“ wundert sich Bello.

„Alles doof und langweilig, das willst du auch gar nicht wissen. Peinlich ist das für einen Hund, glaub mir. Ich habe mir trotzdem immer viel Mühe gegeben, um Frauchen und Herrchen zufrieden zu stellen. Ich habe alles genau so gemacht, wie sie das wollten, damit sie glücklich sind und mich lieben.“

„Dann machst du also dauernd Dinge, die du eigentlich gar nicht tun willst, nur damit du die Menschen nicht enttäuschst?“

„Ja, blöd nicht? Stell dir vor, ich darf mich überhaupt nicht frei bewegen in ihrem Haus, weil sonst alles voller Hundehaare ist. Meinen Platz habe ich im kalten Hauseingang, von wegen warm.“

„Oje und ich hab dich immer beneidet, weißt du das?“

„Dafür gibt es keine Grund! Stell dir vor, einmal habe ich ein Loch in den Garten gegraben, wie du das immer machst. Ich bin doch ein Hund und das ist doch unsere Natur. Was soll ich denn auch den ganzen Tag machen, so angeleint. Nur brav rum liegen und schön sein?“

„Wie du bist angeleint? Den ganzen Tag?“

„Pass auf, sie haben geschimpft und mich sogar am Ohr gezogen und dann musste ich den restlichen Tag im Haus bleiben, obwohl so schönes Wetter war.“

„Oje, sieht Luxus also so schrecklich aus?“

„Wenn wir spazieren gehen, darf ich nie frei herum laufen und toben wie die anderen Hunde. Ich darf doch keine dreckigen Pfoten und auch kein dreckiges Fell bekommen. Irgendwann habe ich fest gestellt, dass Frauchen und Herrchen zwar stolz auf mich sind, weil ich so brav und so schön bin, ihnen aber völlig schnuppe ist, wie es mir geht.“

„Ich explodiere ja vor Wut schon beim Zuhören! Erzähl weiter“

„Ich bin natürlich immer unglücklicher geworden und sie haben es nicht mal gemerkt. Eines Abends habe ich mir dann gedacht, ich will auch ein lustiges Leben haben und glücklich sein. Ich will toben und Dreck machen, ich will Löcher graben und mit anderen Hunden spielen."

"Das wird auch höchste Zeit, das meine ich auch!"

"Eben, ich will nicht mehr nur noch schön und brav sein, um anderen eine Freude zu machen. Ich will endlich auch mir selbst eine Freude machen. Und dann habe ich angefangen den Kopf nicht mehr nur gerade zu halten, sondern mich auch mal um zu schauen. Endlich wollte ich meinen Hundenachbar mal aus der Nähe sehen, den ich sonst nur im Vorbeigehen geschnuppert habe. Und der bist nämlich genau du. Wie heißt du denn eigentlich?“

Bello ist baff. So kann man sich also täuschen? Mit einer solchen Geschichte hat er überhaupt nicht gerechnet.

„Bello heiße ich und ich beobachte und beneide dich schon seit über drei Jahren“

„beneiden du?“

„Ja, das denkt ich jetzt auch. Ich weiß, dass du Sternchen heißt, ich hab alles belauscht und dich immer beobachtet, ehrlich gesagt. Wenn du nur zu mir rüber kommen könntest, damit ich dir zeigen kann wie ich lebe. Hier gibt es auch genug Platz zum Löcher graben.“

Sie schauen sich beide um und überlegen angestrengt. Bello sieht Sternchen an, das sie sich sofort dazu bereit erklären würde, bei ihm ein zu ziehen. Aber so leicht ist das leider nicht. Bellos Bauern und erst recht nicht Frauchen und Herrchen, die eine Menge Geld für ihre Hündin hin geblättert haben, wären damit so leicht einverstanden. Sie müssen sich also einen guten Plan aus denken, wie sie das am besten anstellen könnten. Gemeinsam grübeln sie nach. Dann hat Sternchen eine Idee.

„Ich werde ab heute nur noch Quatsch machen. Ich bin ja schon mal aus gebüchst, das wird sie sehr verwundern. Mal sehen wann sie mich vermissen?“

„was hast du vor?“

„ Ich werde auch weiterhin Löcher in den Garten graben. Sogar ganz viele. Und heute Nacht fange ich an, an der Türe zu kratzen. Ich ziehe ab heute ganz furchtbar an der Leine und tu so als hätte ich Beifuß und alle anderen Befehle nie kennen gelernt und wenn ich wieder mal einen Schönheitswettbewerb gewinnen soll, benehme ich mich völlig daneben. Irgendwann wollen sie mich dann sicher nicht mehr haben, weil ich viel zu viel Unordnung in ihre katastrophale Ordnung bringe. Und wenn ich noch so viel gekostet habe.“

Sternchen glüht jetzt fast vor Eifer und ihre Augen haben dabei genau den Glanz, den sich Bello immer vorgestellt hat. Bello bewundert Sternchen für ihren Mut. Aber er würde auch gerne etwas tun, um ihr zu helfen. Sternchen hat da sofort eine Idee.

„Du wirst hier am Zaun hängen, sehnsuchtsvoll zu mir rüber schauen und wahnsinnig winseln. Jeden Tag und schön ausdauernd. Würdest du das für mich tun? Und wenn ich bei dir vorbei komme, dann flippst du komplett aus.“

Eine schwere Aufgabe für den vernünftigen Bello. Aber wie das so ist, übersteigt die Verliebtheit bekanntlich die Vernunft und so lässt sich Bello sofort darauf ein, ohne noch einmal darüber nach zu denken, wie er das für gewöhnlich bei großen Entscheidungen tut. Beide geben sich in den darauffolgenden Tagen die größte Mühe ihre Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen.

Und tatsächlich treiben Bello und Sternchen mit ihrem Treiben ihre Mitbewohner in den Wahnsinn. Noch nie hatten die beiden Nachbarn miteinander Kontakt, aber die plötzlich auftretenden Probleme mit ihren Hunden verbindet sie jetzt und zum ersten Mal kommen sie ins Gespräch. Sie bemerken gar nicht, dass ihre beiden Hunde ausnahmsweise vorbildlich ruhig geworden sind und ihre Ohren spannungsvoll gespitzt haben während sie sich unterhalten.

„Also halten Sie uns bitte nicht für verrückt, wir selbst haben so etwas auch noch nie erlebt und wir hatten schon viele Hunde. Aber wir haben das Gefühl unser Bello hat sich in ihre Hündin verliebt. Er steht den ganzen Tag am Zaun und winselt und jammert zu ihrem Haus hinüber. Wir haben alles Mögliche versucht, um ihn abzulenken. Er ist eigentlich wirklich ein sehr folgsamer Hund, das müssen sie uns glauben, aber wir haben ihn nicht dazu bringen können sein Gewinsel ein zu stellen.“

„Was sie nicht sagen. Unsere Hündin war bis vor kurzem auch noch ein Traum von einem Hund. Alle haben uns bewundert und beneidet um sie, müssen sie wissen. Sie hat sogar eine Menge Preise gewonnen, denn sie hat ja so schön geglänzt und gefolgt hat sie bis vor kurzem auch noch 1A. Gut, hin und wieder hat sie etwas Dummes angestellt, aber alles in allem war sie eine wunderbare Hündin. Immer ordentlich und brav. Aber plötzlich macht sie nur noch Ärger, verstehen sie? Sie hat unsere Tür und die ganze Flur Tapete völlig verkratzt und das alles hat uns so viel Geld gekostet. Wenn wir sie dann raus werfen, gräbt sie uns Löcher in den Garten. Binden wir sie zur Strafe sehr kurz an, fängt sie an zu jaulen, als würden wir sie zu Tode quälen. Bei Spaziergängen hüpft sie nur noch wie wild um uns herum, da helfen die besten Leckerlis nichts mehr. Zu Wettbewerben müssen wir erst gar nicht mehr gehen, sie lässt sich ja nicht mal mehr bürsten und hören will sie schon gar nicht mehr.“

„Was machen wir den jetzt?“ fragen sich beide Nachbarn fast gleichzeitig.
Nach kurzem Überlegen hat die Bäuerin eine wunderbare Idee.

„Also wenn sie nichts dagegen haben, nehmen wir ihre Hündin eine Zeit lang bei uns auf. Bei uns kann sie schließlich nichts Hochwertiges zerstören. Wir sind der Meinung, dass Bello sich darüber sehr freuen würde und sie haben ihre Hündin trotzdem noch in ihrer Nähe und können sie jederzeit besuchen und wieder abholen. Was meinen sie? Sollen wir das versuchen?“

Herrchen und Frauchen sehen einander an. Jeder will wissen, was der andere wohl von dem Vorschlag hält und gleich erkennen sie beide im jeweils anderen Gesicht einen sehr erleichterten Gesichtsausdruck. Sternchen ist ihnen beiden viel zu anstrengend geworden. Richtig unmöglich gerade zu. Und beide habe sie sich schon insgeheim Gedanken darüber gemacht, sie abzugeben. Irgendwo hin. Hauptsache es kehrt wieder Ordnung bei ihnen ein.

„Einverstanden, wir nehmen ihren Vorschlag an. Sie müssen uns nur sagen, was wir ihnen dafür schuldig sind?“
„Ach wo, nichts sind sie uns schuldig, wir bekommen doch ihren Hund und das freut uns sehr, denn wir glauben, das damit wieder Ruhe einkehrt.“ Die Bäuerin blinzelt zu Bello hin und wenn sie nicht so genau wüsste, dass Hunde die Menschensprache überhaupt nicht verstehen können, hätte sie schwören können, Bello hat zurück geblinzelt.

Frauchen und Herrchen geben Sternchen an die Bauern weiter, reichen sich dann zum Abschied die Hände und Sternchen spaziert mit einem wunderbar leichtfüßigen Gang Richtung Tor, an dem Bello schon ungeduldig auf sie wartet. Wie sie endlich beieinander sind, toben sie stundenlang herum, bis sie sich endlich, müde von der ganzen Aufregung der letzten Tage glücklich in Bellos kleiner Hütte zusammenkuscheln.

Bello muss in dieser Nacht immer wieder nach Sternchen schauen, ob er das alles auch wirklich nicht nur geträumt hat, ob Sternchen tatsächlich bei ihm ist, denn er kann kaum fassen, dass sich sein großer Traum tatsächlich erfüllt hat. In den nächsten Tagen zeigt Bello der begeisterten Sternchen wie man Füchse verjagt und wie ein Wachhund bellt. Sternchen gräbt eine Menge tiefer Löcher und gemeinsam liegen sie oft in der Sonne und lassen sich das Fell wärmen.

Immer wieder kommen Frauchen und Herrchen mit Kauknochen für beide Hunde vorbei. Sie verstehen langsam, was ihrer Hündin gefehlt hat und es macht sie selbst sehr glücklich, sie so munter und fröhlich auf dem Hof herum springen zu sehen. Insgeheim haben die beiden selbst eine große Lust so herum zu toben, aber das würden sie sich gegenseitig niemals verraten. Schade.

Ein Jahr später bringt Sternchen vier Welpen zur Welt. Zwei haben ein struppiges und zwei ein glänzendes Fell. Zusammen aber sind sie die sicher glücklichste Hundefamilie der ganzen Welt.

 

Hallo flatterhirn,

in deinem langen Text verbirgt sich eine süße Hundegeschichte. Nur leider wird sie nicht sofort sichtbar. Nach einem zähen Anfang, der mit endlosen Beschreibungen gefüllt ist, fängt die eigentliche Geschichte für mich erst im 4. Absatz an.
Es würde genügen, wenn du kurz die Umgebung beschreibst, in der Bello lebt und dann gleich über seine Sehnsucht nach der Nachbarshündin Sternchen berichtest. Auch da reicht es vollkommen aus, nur anzufügen, dass der Hund den Eindruck hat, dass sich die Hündin für etwas Besseres hält, wenn sie stolz erhobenen Hauptes mit ihrem Frauchen durch die Straße spaziert.
Und dann kommt die Wende. Sie schaut Belle zum ersten Mal in die Augen und was er sieht, bringt seine ganzen Vermutungen über die hochnäsige Nachbarshündin ins Wanken. Er bemerkt den traurigen Ausdruck in ihren Augen.
Sternchens langen Monolog, den sie über ihr Leben in der schönen Villa hält, den müsstest du durch einen Dialog ersetzen. Bello hat bestimmt hin und wieder die Rede der Hündin unterbrochen, kann nicht begreifen, warum es ihr in dieser tollen Umgebung nicht gefällt. So bringst du in das monotone Erzählen ein bisschen Schwung hinein.
Was die beiden Hunde dann ausgeheckt haben, hat mir wieder gut gefallen. Allerdings ging es mir am Ende ein bisschen schnell. Das Ehepaar war bestimmt nicht gleich damit einverstanden, ihre edle Hündin in einen heruntergekommenen Bauernhof zu geben. Könnte mir durchaus vorstellen, dass sich Sternchens Frauchen geziert hat, ihr Hündchen in einem Zuhause zu lassen, das das ganze Gegenteil von ihrem jetzigen ist.
Das Ende war zwar voraussehbar, aber trotzdem fand ich es passend. Die Geschichte erinnert an "Susi und Strolch". ;)

Zusammenfassend wäre zu sagen: Der Anfang ist zu langatmig, Monologe und Beschreibungen würden in Form von Dialogen den Text eine frischere Note geben, was natürlich Kinder besonders lieben.

Viele Grüße
bambu

 

oh super, was für eine kritik. vielen dank. tja wenn ich dann fertig bin mit meinen sachen bin ich für meinen text völlig betriebsblind. hätte ich selbst einfach nicht gesehen. ich werde nochmal drüber gehen über den anfang und die dialogsache ist eine sehr gute idee.
liebe grüße
fh

 

Hallo flatterhirn!

Ich kann bambu nur zustimmen.

Du hast eine tolle Geschichte geschrieben, aber leider ist sie viel zu langatmig. Und das ist sehr schade. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich nach einigen Absätzen den Text nur noch überflogen habe. So nach dem Motto: "Wann passiert denn endlich irgendwas?"
Gerade Kinder brauchen Texte, in denen sofort etwas passiert. Etwas muss Spannung erzeugen oder Lacher oder beides. Sonst bleiben sie beim Zuhören (oder Lesen) nicht bei der Stange. Was bei der schönen Geschichte sehr schade wäre.

Ich stimme deshalb bambu zu. Du solltest die Geschichte drastisch kürzen. Hintergründe etc. sehr viel kürzer beschreiben und Beschreibungen in Dialoge einbauen. Diese machen eine Geschichte lebendig und sind mir hier auch zu wenig vorhanden.

Mich persönlich stört allerdings nicht, dass das Happy End so "einfach" daherkommt. Ich finde den Schluss schön und stimmig.

Viele Grüße

bluebird

 

hallo bluebird,
schön, wenn was rückgemeldet wird.
ich werde die geschichte einkürzen und versuchen aufzumuntern.
habe schon mehrere kindergeschichten geschrieben, dass ist
die erste, die ich eingestellt habe. eben weil ich bei dieser ganz besonders zweifel habe ob das überhaupt eine kindergeschichte ist? da steckt auch für den erwachsenen leser ein bisschen botschaft drin. jetzt weiß ich auch warum ich mich das gefragt habe. so ist sie es auf alle fälle nicht. danke, jetzt weiß ich den haken. wird überarbeitet!
liebe grüße
fh

 

so bambu und bluebird,
habe festgestellt es ist gar nicht so leicht, das einkürzen. wahrscheinlich könnte noch mehr fliegen. aber für heute ist erstmal genug. den monolog hab ich zum dialog gemacht. die hundebesitzer monologe sind auch etwas lang, habe ich aber trotzdem vorerst mal so gelassen.
hat mich gefreut! gute erfahrung.
vielen dank euch
liebe grüße
fh

 

Hallo flatterhirn,

der Anfang hört sich jetzt viel besser an. Obwohl du etliche Wörter gestrichen hast, ist immer noch das Wesentliche, für die Geschichte Wichtige, enthalten.
Der Dialog zwischen den Hunden klingt jetzt auch wesentlich frischer und lässt sich gut vorlesen, vielleicht sogar mit verschiedenen Stimmlagen.

Einen Tipp hätte ich noch, der aber eventuell den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen könnte. Die Gedanken, die sich Bello nach der kurzen Einleitung macht, bringst du erzählend rüber. Wie wäre es, wenn du hier ein anderes Tier mit einflechten würdest, beispielsweise ein Katze, mit der Bello gut befreundet ist oder ein weiterer Nachbarshund (der natürlich nicht in Sternchen verliebt ist ;)). Hier wäre auch ein auflockernder Dialog möglich, mit kleinen Sticheleien unter Freunden und aufmunternden Worten.

Die Geschichte ist auch jetzt schon wesentlich aufgelockerter geschrieben und kommt einer Kindergeschichte immer näher.

Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo flatterhirn

Nun habe ich Deine Geschichte schon ein paar Mal gelesen. Da wird es doch Zeit Dir auch mal ein Feedback zu geben. Die überarbeitete Version gefällt mir auf jeden Fall besser.

Ich fange am Schluss an. Das einfache Ende gefällt mir gut. Es ist ja eine Kindergeschichte. Kinder lieben solche Enden. Die gesamte Länge der Geschichte ist meines Erachtens jedoch zu lang. Das steht für mich im Widerspruch zur Einfachheit des Themas und dem Ende. Ich denke mal, dass Du eher jüngere Kinder ansprichst. Da frage ich mich, ob ein Kind in diesem Alter so lange zuhören kann.

Es ist eine schöne Geschichte über Hundeliebe, die ich gerne gelesen habe.

Ein paar Kleinigkeiten

Seit Sternchen im Haus gegenüber wohnt, hat Bello keine ihrer galanten Bewegungen verpasst hat,
ein hat zuviel

denk doch mal an was anderes…usw“.
anderes... Leerschlag usw."

Sternchen wird gleich ihre mittags Runde
ich denke die Mittagsrunde ist ein Wort

Und eines dann Tages steht Sternchen ganz plötzlich
dann ist überflüssig

sehr gerne gelesen
Gruss Rosalia

 

Bello ist ein ganz gewöhnlicher Hofhund, mit einem unauffällig braunen, zotteligen Fell –
und ich,

liebe flatterhirn,

bin das, was übriggeblieben ist von einem überdimensionierten Spitz namens Bingo (quadratisch, so hoch wie lang mit Retriever-Einschlag und Färbung, vor allem aber deutlich größer als ein Wolfsspitz, aber kleiner als ein Samojede), der nun seit drei Jahren unter seinem Lieblingsbaum den ganz ganz langen und tiefen Schlaf hält, der aber auf Wolke sieben (für’n Vorschulkindergarten: cloud nine) frohlockt und Hosianna bellt (manche werden sagen: knurrt).

Mein fauler Hund von gewesenem Herrchen – der auch wie ich nur aus Haar besteht - hat mich armen Hund beauftragt, die Geschichte zu besprechen, schließlich würden wir ja auch schon nach acht Wochen von der Mutter getrennt, auf dass wir nicht schlauer als ein Vorschulkind würden …

Und vorweg direkt die Frage: so diszipliniert, wie Bello sich gibt, kommt in mir der Verdacht auf, dass Bello kastriert sein muss, womit einem Wach- und Hofhund ein erhebliches Maß an Aggressivität genommen wird. Ich erinnere mich, dass ich einige Male ausgebüxt bin und mein zwobeiniger Kumpel nur beim ersten Mal nach mir gesucht hat – vergeblich, da kann man der selbsternannten Krone der Schöpfung ein gehörig Maß an Beschränktheit getrost zusprechen; hernach hat er im Wiederholungsfall bestenfalls noch gelegentlich gepfiffen, aber immer was zu lesen mitgenommen … Was sich dann mit Belgia, der schönsten Groendaele der Welt, wie von selbst erledigt hat. Aber da ist jedes Schicksal unterschiedlich und wenn es nicht auf Gewalt aufgebaut ist, geht das auch in Ordnung. Wär ja alles so laaaangweilig, wenn alle aus dem gleichen Förmchen gebildet würden.

Da ich gleich wieder die Pforte des Hundeparadies oder –das hüten muss, schnell einige Schnitzer aufgezeigt.

Vor allem fällt mir der Schweinehund Zeichensetzung auf:

*Er weiß ja[,] wie unsinnig es von ihm ist, sich gerade in sie zu verlieben.
Nun ja, Kindern vorgelesen, fällt’s mit Sicherheit nicht auf, aber jeder Nebensatz hat – wie das richtige Leben – Anfang & Ende, wie auch hier:
Und wie sie gerade an Bello vorbeispazieren[,] passiert es.
Oder hier:
Bello überlegt lange[,] was seinem Sternchen wohl fehlen möge, was …

Seine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass keine Tiere, wie Füchse oder Marder[,] auf den Hof schleichen um Hühner, …
Wenn vorm beispielhaften Einschub „wie Füchse oder Marder“ ein Komma gesetzt wird, sollte sich auch eins dahinter finden lassen …

Im Folgenden ziehen die Ausnahmeregelungen unter K 117, 1 f., Duden Bd. 1:

… oder sich in kalten Nächten dicht zusammenkuscheln[,] um sich gegenseitig zu wärmen.
Aber er hat erstens Angst[,] Sternchen zu erschrecken[,] und zweitens …

Der abschließende Punkt ist entbehrlich, wie an sich zwei der drei Fragezeichen … (weil im Vorlesealter inflationäre Fragezeichen selten herauszuhören sind). Gleichzeitig sollten Anredepronomen (hier: Sie/Ihrem) groß geschrieben werden:
„Was ist denn das für ein schöner Hund, so liebe Augen, wie bekommen sie denn das Fell so glänzend hin, geben sie ihrem Hund etwas Besonderes zu fressen, bürsten sie ihn täglich, darf ich ihn mal streicheln, ist das ein Männchen oder ein Weibchen, wie alt ist er denn…???“.

Und auch in der Kommasetzung gibt’s dann mal was spiegelbildliches:
Fast drei Jahre lang, war Bello nicht mehr so unbeschreiblich glücklich, wie er sich zur Abendruhe in seine Hundehütte zurückzieht.
Hier ist das Komma entbehrlich.

Hinsichtlich – vor allem der Kommas – solltestu noch einmal den text durchschauen. Es ist aber auch anderes zu vermerken, wie hier:

Den ganzen Tag schwirren seine Gedanken ununterbrochen um sie.
Natürlich hastu das korrekte Personalpronomen für eine Hündin gewählt, die aber bisher erst namentlich als „Sternchen“ genannt ist, einem Deminutiv des Sterns. Die Verkleinerungsform ist aber immer neutral – „das“.
Seit Sternchen im Haus gegenüber wohnt, hat Bello keine ihrer galanten Bewegungen verpasst hat, wenn sie morgens, …
Da „hat“ sich was verdoppelt …
… wie sich hier ohne Not „ein“es vordrängt:
Schon oft hat Bello etwas verärgert auf sich selbst ein geschimpft.

… schon Jahre lang nicht mehr gesehen.
Immer zusammen und klein (wegen Adjektivierung): jahrelang, alternativ wäre möglich
… schon[einige/mehrere usw.] Jahre lang nicht mehr gesehen.

…, aus dem ein etwas traurig wirkendes, einzelnes, einsames, knorriges Bäumchen heraus ragt.
Werden die ein… Aufzählungen nicht durchs erste schon erfüllt
…, aus dem ein etwas traurig wirkendes, […,] knorriges Bäumchen heraus ragt?

Erst die Traurigen und dann ihre etwas Fröhlicheren
Warum die Substantivierungen?

Bevor ich nun wieder meinem Job als Wachhund zurückkehr auch was wundersam-schönes:

Ein hervorragend eingeübtes Beifuß.
Eine schöne Wortzusammenführung, wie ich finde, die zwar an einen Bleifuß erinnert, aber absolut nix mit zu tun hat.

Ich werd meinem Zweibeiner die Wortschöpfung an-empfehlen, weil sie mir gefällt, bellt er doch sonst nur „Fuß!“, gelegentlich – wenn er sehr gesprächig ist „bei Fuß!“

Aber da er gerade in Jean Paul badet und gelegentlich einen Maibock mit dem trinkt – ich mach mir da keine Sorge, die beiden müssen’s ja morgen selbst ausbaden – ist er sicherlich für Neuerungen zugänglich.

Aber gerade ruft Anubis, mein neuer schakalköpfiger Gott zum Wachdienst,

tschüss also & bis bald

Bingo-Bongo

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom