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Being Vanessa
Gerade von der Schule nach Hause gekommen stürzte Vanessa ausgezehrt von den 8 Schulstunden, die sie jeden Freitag überstehen muss, bevor sie endlich in das Wochenende entlassen wird, in ihr Zimmer um ihr Schulzeug abzuladen und sich recht bald für die Nacht herzurichten. Ob ihre Mutter zuhause war, wusste sie nicht. Sie hatte es sich mittlerweile abgewöhnt nach ihr zu rufen, denn meistens erfolgte darauf ohnehin keine Antwort. Und wenn sie doch einmal in der Wohnung war, dann schlief sie sowieso bis spät Abends. Barfüßig tappte Vanessa auf die kalten Steinfliesen, die den Boden des kleinen Badezimmers zierten. Sie hatte sich in ihrem Zimmer bereits umgekleidet und die etwas bequemere graue Jogginghose angezogen, in die sie sich immer wirft wenn sie gerade einen langen Schultag hinter sich hatte. Ihren BH hatte sie außerdem abgelegt und über ihren nackten Oberkörper zog sie ein für ihren kleinen Körper viel zu großes T-Shirt. Als sie es erblickt hatte überlegte sie kurz, woher dieses Kleidungsstück eigentlich stammen könnte. Es musste wohl einem ihrer Ex-Freunde gehört haben.
Vanessa hatte ihre legère Freizeitkleidung noch keine 20 Minuten am Körper, schon warf sie ihre Sachen wieder von sich. Mit hastigen Bewegungen zerrte sie sich ihre Jogginghose sowie ihr T-Shirt und ihre Unterwäsche vom Leib. Völlig nackt huschte sie dann nochmal schnell in ihr Zimmer, ging an ihrem Bett vorbei an ihren Holzschrank und suchte sich passende Kleidung für ihre Vorhaben heraus. Ein rotes Höschen und darüber eine enge Jeanshose. Außerdem legte sie sich noch einen zum Höschen passenden BH und ein quergestreiftes Top mit einem tiefen Ausschnitt heraus und nahm das dann mit ins Badezimmer wo sie es dann auf einen kleinen Hocker schmiss, der neben dem Waschbecken stand, und flitzte danach unter die Dusche. Da um diese Uhrzeit meistens keiner mehr in der Wohnung war, hatte sie es sich abgewöhnt die Badzimmertür zu schließen wenn sie sich duschte. Es vergingen einige Minuten bis das 15-jährige Mädchen den blauen Duschvorhang mit den kleinen Quadraten darauf beiseite schob und damit begann ihre dunkelbraunen Haare, und später ihre sanfte Haut von dem Wasser zu trocknen. Als sie fertig war, legte sie ihre Unterwäsche und ihre Abendgarderobe an, und begann sich vor dem runden Spiegel hinter dem Waschbecken, zu schminken. Eifrig bediente sie sich aus dem kleinen weißen Schminkkästchen ihrer Mutter. Nach etwa 15 Minuten hatte sie sich von einem süßen, unschuldigen Kind zu einer attraktiven jungen Frau verwandelt.
Als Vanessa etwa ein halbes Jahr zuvor zum ersten mal mit einigen ihrer Freundinnen die Kosmetika ihrer Mutter entdeckt hatte und die Mädchen sogleich begonnen hatten damit fröhlich zu experimentieren, war sie zunächst erschreckt als sie bemerkte, welch ungeheure Metamorphose ihr Erscheinungsbild mithilfe von Eyeliner, Cajal und Lippenstift durchgemacht hatte. Doch inzwischen hatte sie sich nicht nur daran gewöhnt, dass sie dank der Schönheitsartikel eine ganz andere Person werden konnte, sie hatte außerdem gelernt gezielt und geschickt das Make-up aufzutragen um die weiblichen Reize ihrer bildhübschen, aber zugleich doch noch eher kindlichen Ausstrahlung, herauszuputzen. Es war eine Stütze für ihr Selbstwertgefühl, zu wissen dass sie älter aussieht, und damit wohl auch attraktiver ist als ihre Freundinnen oder ihre Klassenkameradinnen. Immerhin war sie es, die mit ihrem Körper dazu in der Lage war, die Schwärme all ihrer Klassenkameradinnen, um den Finger zu wickeln. Und das gab Vanessa Sicherheit und Selbstvertrauen. Und dieses präsentierte sie auch nicht gerade selten. Dass sie sich allen anderen überlegen fühlte, wurde in jeder Handbewegung die sie machte, in jedem Schritt, den sie ging deutlich. In der Schule erhob Vanessa den ständigen Anspruch darauf ein Alpha-Weibchen zu sein. Wenn sie etwas sagte, dann war das Gesetz in ihrer Klasse. Einige Mitschülerinnen, diejenigen, die für Vanessa ohnehin keiner Beachtung wert waren, waren der Auffassung Vanessa sei arrogant und eingebildet. Zu sagen traute sich das allerdings niemand, da ihre Reaktion meist sehr aggressiv war.
Im Rahmen einer ganz normalen Auseinandersetzung – Vanessa hatte sich einen Stift von einer Mitschülerin ausgeliehen, den sie jedoch nicht wieder zurückgegeben hatte – hatte eine Mitschülerin sie beschuldigt, den Stift absichtlich einbehalten zu haben, was Vanessa dazu trieb ihr übelste Beschimpfungen an den Kopf zu werfen. Als das Mädchen dann entgegensetzte dass Vanessa eine arrogante Schlampe sei, die eh keine richtigen Freunde habe, eskalierte die Situation. Vanessa stürzte auf ihre Mitschülerin, zog diese an ihren Haaren und schlug einige Male auf sie ein. Das überraschte und in diesem Moment wehrlose Mädchen brach nach diesem Angriff in Tränen aus und ließ sich in der darauf folgenden Schulpause vom Unterricht befreien und von ihren Eltern abholen.
Zum Glück für Vanessa waren in jenem Augenblick, als sie über ihre Mitschülerin herfiel, keine Lehrkräfte im Klassenzimmer gewesen. So konnte sie vor negativen Konsequenzen völlig davonkommen. Nicht, dass es Vanessas Opfer nicht versucht hätte, am nächsten Tag die Klassenlehrerin über das Geschehene zu informieren. Doch als der Tathergang von der Lehrkraft aufgeklärt werden sollte, offenbarte sich ein erschreckendes Bild. Die fünf besten Freundinnen aus Vanessas Clique schützten sie, indem sie der Lehrkraft unter Eid versichert hatten, dass Vanessa die ihr zur Last gelegte Tat niemals begangen hatte. Dagegen standen etwa drei Schülerinnen, die das schilderten, was tatsächlich stattgefunden hatte. Die restlichen Schülerinnen hielten sich zurück, und die Mitschüler hatten sowieso ganz andere Beschäftigungen als dem Unterricht zu folgen. Was hätte die Lehrkraft unter diesen Umständen anderes tun können, als die ganze Streitsache mit einigen mahnenden Worten beizulegen und anschließend eine kleine Moralpredigt hinterherzuwerfen. Scheinmoral. Denn immerhin hatte gerade eine Lehrkraft im Grunde eine brutale Tat gegen eine ihrer Schülerinnen legitimiert. Es müssen eben nur mehr Zeugen auf der Seite des Täters stehen als auf der Seite des Opfers. Und das war für ein charismatisches, hübsches und sozial gut integriertes Mädchen wie Vanessa kein Problem. Sie hatte eine feste Clique, bei der sie das Führungsweibchen war, hatte darüber hinaus viele Kontakte zu Schul- und Klassensprechern, und hatte außerdem – wie sie immer wieder selbstsicher erkannte – viele Bewunderer. Immer wenn sie es bemerkte, wie Schüler aus den höheren Stufen – sofern sie nicht aussahen wie Streber – auf ihren Körper schauten, fühlte sie sich in ihrem ganzen Wesen bestätigt. Sie war das It-Girl ihrer Schule. Es wurde über sie geredet, und das mochte sie – vor allem wenn es die großen Jungs taten. Ein schlechtes Gewissen kannte Vanessa nicht. Wer sie angriff, hatte es doch nur verdient fertig gemacht zu werden.
Diese Sachlage legt wohl die Forderung nahe, die Ausbildung zur Lehrkraft an Deutschen Schulen um den Erwerb kriminalistischer Kenntnisse zu erweitern, damit derlei Taten sowohl durch eine rigorose Aufklärung durch die zuständigen Lehrkörper sowie Vorbeugung durch eine Abschreckung der Schüler, die vermutlich angesichts der Gewissheit, ihre Lehrer würden ihre Gräueltaten ohnehin aufdecken, jegliche Schandtat unterließen, vermieden werden. Da eine derartige Praxis jedoch aufgrund der in der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung stehenden monetären Mittel für das Bildungssystem kaum umsetzbar wäre, wollen wir diesen Gedanken als Utopie abstempeln und im Verlaufe des Werkes nicht weiter beachten.
Das Make-up war aufgetragen, ihre Lippen waren blutrot und ihre blauen Augen strahlten inmitten einer feingezeichneten Silhouette schwarzen Eye-Liners. Vanessa blickte in den Spiegel und sogleich war ihr, als sähe sie ein Designer Model vor sich. Selbstverliebt stand sie noch einige Augenblicke vor dem Spiegel und wendete ihr Gesicht einige male hin und her und untersuchte die Maske aus Puder nochmals auf Unstimmigkeiten...