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Bei ihr, nicht am Meer

Kew

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26.05.2009
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Bei ihr, nicht am Meer

Nackt steht das Mädchen vor den Leguanen, in der Hand die Peitsche. Die Echsen kauern im Sand, beäugen ihre Herrin, den schlanken Körper, die helle Haut, und ihre Zungen spitzen zwischen den Lippen vor. Und das Mädchen wippt mit der Peitsche und schnipst mit den Fingern und die Leguane gehen auf die Hinterbeine, drehen sich im Kreis. Das Mädchen lächelt mit weinrotem Mund und eine Haarsträhne fällt ihr ins Gesicht – eine feine Linie auf dem Weiß der Haut – während ihre Tiere tanzen und von weit her kommt Rauschen wie von Wellen, oder ist es Applaus …

Der Spion starrte ihn an – ein Glotzauge aus Glas. Adrian blinzelte, sein Blick wanderte seitlich über die Tür. Durch ein Fenster wehte Straßenlärm ins Treppenhaus. Ein LKW donnerte vorbei, dann eine Straßenbahn. Die Geräusche trugen Kälte mit.
Vielleicht sollte er sich umdrehen und gehen, das Treppenhaus hinab, auf die Straße, und weiter, immer weiter, bis ans Meer. Und ein Bild stieg auf: Er stand bis zur Hüfte im schwarzen Wasser und Eisschollen trieben gegen seinen Bauchnabel. Er seufzte und öffnete die Tür zu seiner Wohnung.
„Hallo, da bist du ja.“ Sabine stand in der Küchentür. „Du bist zu spät.“
„Es sind doch nur fünf Minuten.“
„Aber das Essen wird kalt.“ Sie klang traurig.
„Schon gut. Ich versuch beim nächsten Mal pünktlich zu sein.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie kam auf ihn zu, gab ihm einen Kuss. „Hallo Schatz. Wie war die Arbeit?“
„Gut, wie immer.“ Und dabei sah er sein Büro - ein Schreibtisch mit Computer, keine Fenster, leise summende Stille, gelegentliche Schritte auf dem Gang, und über allem flackerte das Totenlicht der Neonröhren.
„Bei mir war’s auch toll.“ Er zog seinen Mantel aus, hängte ihn an die Garderobe, während sie weitersprach und ihre Kamera von der Kommode nahm. „Ich war am See …“ Und hast Vögeln nachgestarrt. „… und habe einen Stelzenläufer gesehen. Schau mal hier.“
Sie hielt ihm die Kamera hin. Auf dem Bildschirm watete ein schwarz-weißer Vogel zwischen Schilf.
„Die sind echt selten zu sehen.“
„Toll.“
„Nachher zeig ich dir noch mehr. Jetzt lass uns erst mal essen.“
Auf dem Küchentisch stand eine Tortenform mit Quiche – ihr Lieblingsessen. Sabine gab ihm auf, mehr als er wollte, und während sie aßen, sah Adrian aus dem Fenster. Zwei Schemen saßen da in einer dunklen Küche. Der Tisch stand zwischen ihnen – ein Meer aus Holz, und darauf schwammen Teller und Gläser. Kein Geräusch drang herüber.
„Möchtest du nicht mehr?“ Ihre Mundwinkel zuckten.
„Nein, nein. Ich hab nur nachgedacht.“ Und er aß weiter.
„Worüber denn?“
Er saß allein im Wohnzimmer seiner neuen Wohnung, zwischen unbekannten Möbeln und altbekannter Stille, und die Sonne zappte am Fenster vorbei. Ein Bart wuchs ihm und wurde grau und der Fernseher blieb ein blinder Spiegel.
„Einfach so, nichts Bestimmtes.“
„Du willst es mir nicht erzählen.“ Ihre Augen glänzten wie nasse Murmeln.
„Doch, doch. Aber es war wirklich nichts Konkretes. Ich hab nur aus dem Fenster gesehen und mich treiben lassen.“
Stille schwappte über sie hinweg, und Adrian dachte ans Meer, das Donnern der Wellen, die sich nachts an den Klippen brachen, während der Wind ihre Gischt fortriss und weit hinten ein Leuchtturm ins Nichts tastete.
„Komm, ich zeig dir die Bilder.“
Im Wohnzimmer wartete eine Schar Vögel, gefangen auf Hochglanzpapier. Sabine setzte sich aufs Sofa, zog Adrian neben sich. Die Kamera stellte sie auf ihre Knie.
„Schau mal eine Blässgans mit Jungen.“ Es folgten Vögel in Braun, Schwarz, Weiß, Rot und ein Schwanenpaar, das an einem Steg vorüberschwamm. Vor dem Fenster fiel Schnee, kleine Flocken in der Nacht. Manche blieben an der Scheibe kleben, bevor der Wind sie weitertrug.
„Wie schön.“, sagte Sabine
„Was denn?“ Sie hatte ihre Kamera beiseitegelegt, streichelte sein Knie.
„Es ist genau wie früher. Wir sitzen beisammen und sehen uns die Bilder an.“ Und sind so glücklich.
„Ja, genau wie früher.“
„Nichts hat sich verändert.“
Wie damals, in ihrem ersten Sommer, lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und ihre Wärme drang bis auf seine Haut.
„Ich geh dann noch mal.“
„Du willst schon wieder zu Tom.“
„Ja.“ Und er sah weg.
„Komm aber nicht zu spät wieder.“
„Nein. Ich schau nur kurz vorbei.“

Auf der Straße endete die Stille. Klirrend fuhr eine Straßenbahn vorbei – eine Welt auf Rädern, mit gelben Lichtern und blauen Sitzen, und die Menschen schwiegen dort und schaukelten im Rhythmus der Fahrt. Ein Strom von Autos gab das Geleit und Adrian folgte ihnen, während Schneewirbel vorüberhasteten, knapp über dem Boden, als liefen sie ein Rennen bis der Wind sich legte.
„Hereinspaziert, hereinspaziert. Kommen Sie näher. Wagen Sie einen Blick. Es ist nichts dabei. Ein wenig Entspannung, ein wenig Spaß. Der Tag war hart, die Nacht ist kalt. Wer bleibt da gerne einsam?“
Er wirkte wie ein Zirkusdirektor in Anzug und Zylinder, aber durch die Tür, vor der er stand, fiel schwül-rotes Licht. Sein Gesicht verschwand unter Schminke – schwarz umrandete Augen, grellroter Mund, Rougeflecken auf den Wangen – und doch sah Adrian die schlaffe Haut darunter, die hängenden Mundwinkel, die schmalen Lippen – das Gesicht eines Greises.
„Ah, mein Freund. Kommen Sie, kommen Sie. Nur nicht so schüchtern.“
Ein anzügliches Lächeln umspielte den bemalten Mund.
„Wir haben allerbeste Ware.“ Und er kam zu Adrian, legte ihm einen Arm auf die Schulter. „Wirklich vorzüglich. Ich kenne mich aus.“
Der Alte roch nach Puder und abgestandener Milch. Er sprach Adrian jetzt direkt ins Ohr, vertraulich und seltsam verwaschen – er lispelte.
„Ich will Sie einführen bei meinen Hübschen. Will Sie recht herzlich vorstellen. Nur keine Scheu.“
„Nein. Danke.“
Sofort ließ der Alte ab, verbeugte sich spöttisch, zog den Hut und kehrte an seinen Posten vor der Tür zurück. Adrian ging weiter, den Geruch des Geschminkten in der Nase, seine Stimme im Ohr.

„Wieder wegen deiner Frau hier?“
Tom spülte Gläser. Sein kantiges Gesicht wirkte konzentriert. Wassertropfen liefen seine Unterarme hinab, zeichneten die Konturen seiner Muskeln nach.
„Ja, schon.“, sagte Adrian und sah sich wie beiläufig um. Die Bar glich einer Wüste – gelbe Wände, heller Boden, die Lampen glühten orange. In den Ecken standen Zimmerpalmen und aus versteckten Boxen kam orientalische Musik. „Ist echt schön geworden.“
„Aber kaum was los.“ Seine Armbewegung umfasste die wenigen Gäste – eine Studentengruppe, zwei Pärchen und eine Frau, die allein nahe dem Fenster saß. Dann schwiegen sie.
„Meinst du nicht es wäre Zeit, dich scheiden zu lassen?“ Tom war nun fertig und hatte sich Adrian gegenübergesetzt. Im Orangelicht schien die Haut seiner aufgestützten Arme zu glühen. „Nicht, dass mich das was angeht. Ich verdiene schließlich nicht schlecht daran. Aber du bist schon oft wegen ihr hier.“
„Ich will ihr nicht wehtun.“
„Das ist alles? Also keine Restliebe oder so?“
Adrians Blick glitt die Flaschen entlang, die sich hinter Tom auf zwei Regalbrettern reihte – Alkohol von Wein bis Wodka.
„Weißt du, manchmal möchte ich einfach losfahren. Ich komme von der Arbeit und denke mir, ich sollte ins Auto steigen und ans Meer fahren. Ich stell mir dann vor, wie ich auf der Autobahn bin und es langsam dämmert. Und wenn es richtig dunkel ist, bin ich da. Ich steh auf den Klippen. Unter mir donnert das Meer. Die Gischt spritzt bis zu mir hoch und ich schmecke das Salz.“
„Und wieso fährst du nicht?“
„Sabine mag das Meer nicht.“
„Dann fahr doch alleine.“
Wieder war er im fremden Wohnzimmer, das nun ihm gehörte, und Staub senkte sich auf Boden und Wände, während er in die Stille lauschte, ob nicht ein Geräusch zu hören sei – ein Schlüssel im Schloss, Schritte im Flur.
„Kann ich nicht.“
Tom richtete sich auf, zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst. Ich denke trotzdem, du solltest dir eine Neue suchen. Die am Fenster sieht doch gut aus.“ Einer der Studenten winkte und Tom ging zu ihnen.
Sie saß immer noch allein und sah aus dem Fenster, als wartete sie. Gelegentlich trank sie aus einem Glas mit Wasser. Adrian konnte dann ihr Gesicht sehen – den weinroten Mund und eine Haarsträhne, die ihr in die Stirn fiel – eine feine Linie auf dem Weiß der Haut. Dabei fühlte er sich in seinen Traum versetzt und sie erschien ihm schön wie eine Nymphe. Worauf wartete sie nur?
Er stand auf, ging zu ihr.
„Hallo, kann ich mich setzen?“
Ein leises Lächeln umspielte ihren Mund, während sie ihn musterte - mit Augen, schwarz wie reife Brombeeren. Er hätte weiter gehen sollen, weiter, hinaus in die Nacht, nach Hause, ans Meer, nur nicht stehen bleiben und fragen.
„Natürlich.“
Die Anspannung zerfiel. Adrian setzte sich.
„Warten Sie auf jemand?
„Können Sie schweigen?“
„Schweigen?“
Sie lächelte wieder.
„Ja. Einfach schweigen. Kein Wort mehr sagen.“
„Okay. Dann bin ich still.“
Ihr Blick wanderte wieder aus dem Fenster und Adrian folgte ihm, aber da war nichts, außer ihrem Spiegelbild. Vielleicht dachte sie auch ans Meer, mit seinen brechenden Wellen und dem Schreien der Möwen. Oder sie wartete auf jemanden, einen Mann, der kommen würde, um Adrians Platz einzunehmen. Oder …
Um ihren Hals lag eine Silberkette mit einer Perle als Anhänger. Adrians Blick wanderte tiefer. Wieder erschein ihr Lächeln – sie hatte ihn ertappt.
„Hören Sie, ich würde ja gerne mit ihnen schweigen. Schweigen und einfach aus dem Fenster sehen. Aber ich muss ihnen etwas sagen. Ich habe sie schon mal gesehen. In einem Traum … Wissen Sie, Sie sind wunderschön. Ich … Ach, wissen Sie, ich habe eine Frau. Wir verstehen uns nichts besonders gut … Vielleicht könnten Sie …“
„Entschuldigen Sie, ich muss jetzt leider gehen.“ Und sie ließ Adrian am Tisch zurück.

Es schneite noch immer - in Flocken groß wie Schmetterlinge - und Adrians Kleidung färbte sich weiß. An einer Brücke blieb er stehen. Unter ihm wälzte sich der Fluss schwarz wie Teer und er sah den Wirbeln und kleinen Wellen nach, wie sie in die Nacht verschwanden. Hinter Adrian fuhren Autos.
Brummend schob sich ein Schleppkahn unter der Brüstung hervor. Schaum perlte um den Bug, und für einen Augenblick sah Adrian durch eines der Bullaugen ins Innere des Schiffs. Eine Frau lag da im warmen Licht und lachte. Mit ihr könnte er glücklich werden. Aber der Kahn fuhr weiter und versank im Dunkeln.
Dann ging er und der Wind frischte auf, peitschte den Schnee die Straße entlang.
Im Treppenhaus roch es nach feuchtem Stein. Schwerfällig stieg er aufwärts und das Bellen der Hunde im zweiten Stock brach sich an den Wänden. Vor der Wohnungstür hielt er inne – schloss auf.
„Du bist zu spät.“

 
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Hi Kew,
dein Protagonist ist ein Verschweiger, wenn er mit seiner Freundin Tacheles reden sollte - bei der einen Gelegenheit, in der Adrian hätte schweigen sollen, spricht er. Und kriegt dafür vom Autor eins auf die Mütze. Werd da mal einer schlau draus. Hmmmm, also ich habe nach zweimaligem Lesen noch keine stimmige Interpretation finden und die Teile von der Leguanfrau und Adrian nicht sinnvoll zusammenfügen können. Die ganze Geschichte wirkt verrätselt, da bleibst du dem ersten Satz und Absatz treu. Für diese Wirkung mache ich die Frau verantwortlich. :D Adrian ist so ein vom Alltag abgeschliffener Charakter, der Konflikten aus dem Weg geht, viel kuckt und ja sagt. Ein gutmütiger Melancholiker würde ich sagen. Gar nicht fremd, kann ich einordnen. Zu seinen Reflektionen passen die Bilder in den Scheiben. Wenn einem diese Spiegelbilder häufiger auffallen, das ist schon ein Hinweis auf ein Übermaß an schwarzer Galle denkt Dottore Kubus.
Die Leguanfrau ist das unauflösliche Element hier - und ein wirklich hübsch gestaltetes. Aber! mir persöhnlich fehlt an ihr ein Makel und ihre Accessoires sind für meinen Geschmack etwas zu symbolträchtig, Blut, Tränen, silbernes Kettchen mit dem Schmuck des Meeres. (Müsste sie als Schweigenwollende nicht ein goldenes tragen?) Diese bedeutungsvollen Zeichen ziehen sich durch den ganzen Text: Der die Welt und immer auch die Menschen zudeckende Schnee, der alles in den Winterschlaf versetzt, die Leute zum heimatlichen Cocooning treibt, wo dann Diaabende gemacht oder Vögel-Videos gezeigt werden. Oder in die Bar, wenn das Zuhause nervt. Und dann das Meer als Sehnsuchtsort, sehr romantisch, besonders die Verbindung mit dem Todeswunsch. Liest man gar nicht so selten, ich wundere mich darüber gerade, man sagt doch der Sehnsuchtsort der Deutschen sei der Wald. Was ich noch sagen wollte: Der Text scheint zu rufen: Interpretier mich!

Übrigens cooler erster Satz. Weißt du bestimmt. Trotzdem. Mir hat der ganze Text sehr gefallen, der ist nicht zu kryptisch, sogar eine feine Mischung aus glaubhaftem Alltag und surrealem Element, das du vielleicht hättest etwas geschickter in die Geschichte einweben können, so eine Schritt für Schritt-Überleitung ins Surreale, das wäre klasse. So was will ich selbst und es gelingt mir bisher nicht, deswegen möglicherweise stifte ich andere an.
Aber auch so, sehr guter Text, auch dass sich die Sehnsucht nach ihr nicht erfüllte - das wirkt wie das richtige Ende.

Nackt steht das Mädchen vor den Leguanen, in der Hand die Peitsche.
:thumbsup:

Ein Lkw donnerte vorbei, dann eine Straßenbahn.
LKW, Lastwagen

wie Pakete auf den Schultern Halberfrorener.
klingt wie Halbgefrorenes. Das Bild ist zu bemüht.

Und ein Bild stieg auf,
Das Bild würde ich komplett ins Präsens setzen. Das wirkte unmittelbarer, stärker. Der ganze Adrian-Teil gehörte in die Gegenwart, vielleicht kannst du den Zeitenwechsel zwischen Leguanfrau und Adrian anders lösen. Kann ich keinen Tipp geben, ich verstehe den Sinn dahinter nicht.

„Hallo Schatz. Wie war die Arbeit?“
Rewind, zweiter Versuch! Gruselig. Gut eingefangen!

Und hast Vögeln nachgestarrt.
Das solltest du besonders kenntlich machen. Ich identifiziere diesen Satz als Gedanken Adrians, normalerweise hast du den Erzähler. Kursiv setzen bspw um das unterscheidbar zu machen. Man kann auch Erzähler und Gedankenwelt der Protagonisten ineinander 'verschwimmen' lassen, aber das müsste schon bewusst gemacht werden und macht nur Sinn, wenn es sich durch den kompletten Text zieht also häufiger vorkommt.

hr Lieblingsessen, seins nicht.
seins nicht streichen. Platz für Lesergedanken.

aus dem Fenster.
er sieht die Spiegelungen auf dem Fenster

Ihre Augen glänzten wie nasse Murmeln.
Schöner Vergleich. Auch der mit den reifen Brombeeren gefällt. Unverbraucht und anfassbar.

das mit melancholischer Grazie an einem Steg vorüberschwamm.
melancholisch muss in diesem Text nichts genannt werden. Die Stimmung hast du so drin, die Atmosphäre bringst du rüber.

Klirrend fuhr eine Straßenbahn vorbei

Zu klirrend dürfte allgemein an erster Stelle Kälte assoziiert werden, wenn eine Straßenbahn vorbeifährt, bimmelt es, die Räder knattern, sie quietscht. Dieses klirrend kann ich hier nicht recht einordnen.

und die Menschen sprachen dort über Dinge, die geheimnisvoll waren und ungeheuer wichtig
Für mich ein Fremdkörper. Sind das wieder Gedanken des Protagonisten? Ich kenne öffentliche Verkehrsmittel anders: Die meisten schweigen, ein paar bereden Banalitäten.

während Schneewirbel vorüberhasteten, knapp über dem Boden, als liefen sie ein Rennen bis der Wind sich legte.
Die sind klasse!

Herein spaziert, herein spaziert.
Hereinspaziert

Er wirkte wie ein Zirkusdirektor in Anzug und Zylinder,
Den mag ich! Sehr bunt beschrieben, ihm glaubwürdige Worte in den Mund gelegt! Aber darf man fragen, wie diese Gestalt in eine Geschichte rutschen konnte, in der es Hochglanzpapier und Computer gibt? Es ist ein bisschen magisches Theater hier, oder? Erinnert mich an die Szene im Steppenwolf. Wobei 'dein Alter' ja profanere Absichten hat.

grell roter
grellrot

zeichneten die Konturen seiner Muskeln nach.
Vorstellbarer fände ich Tropfen die das Tal zwischen Muskelsträngen herabrinnen.

Im Orangelicht
hübscher vllt Im orangenen Licht

Also keine Restliebe oder so?
Restliebe!:)

ihnen.
Sie saß immer noch allein und sah aus dem Fenster, als wartete sie.
Da braucht es unbedingt einen Übergang.

Haarsträhne dir ihr in die Stirn fiel
die

„Hallo, kann ich mich setzten?
setzen

Ein leises Lächeln verzog ihren Mund
verzog klingt nach schiefem Gesicht

das in der Dunkelheit schwebte.
verzichtbar

Adrians Blick wanderte tiefer.
Jo, sympathisch, dass er nicht nur in Vorstellungen lebt.

Unter ihm wälzte sich ein Strom aus Teer
Straßen / Verkehrsadern / Verkehrsfluss - ja. Trotzdem wälzt Teer sich nicht.

ein Rhythmus sinnlos wie die Zeit.
Muss das?

Grüße
Kubus

 

Hallo Kew!

Da steckt viel Liebe in diesem Text. Ich will nicht interpretieren. Der Text wirkt sehr auf mich und manchmal reicht mir das einfach. Da ist jede Menge Sehnsucht, die du wirklich treffend beschreibst. Mich hat auch manches an den Steppenwolf erinnert, aber ich meine nicht, dass du irgendwie billig kopiert hast. Nein, das Gefühl beim Lesen war ähnlich.
Bestimmt werde ich das nochmal lesen und vielleicht überkommt mich dann die Lust, zu interpretieren. Fürs erste will ich bloß meinen Hut ziehen.

Gruß
herrlollek

 
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Hallo Kew,

glücklicherweise habe ich die ersten zwei guten Kritiken von ernstzunehmenden Lesern quergelesen, sonst hätte ich nach dem ersten Absatz gegeklickt.

Wie Kubus schon anmerkte, wäre es auch aus meiner Sicht besser, das Surreale mit der Geschichte besser zu verweben. Als Leser, wie ich es bin, ist so ein Fantasie- und leicht SM-angehauchter (Herrin, Peitsche) Einstieg schnell der Ausstieg - und es wäre sooo schade um die Geschichte.
Denn:

Dabei fühlte er sich in seinen Traum versetzt und sie erschien ihm schön wie eine Nymphe.

ist zu schwach mitten im Text als dass der Leser in der Fülle der Handlung sofort wieder an den Beginn denken würde. Aber vielleicht suchst du ja auch nicht den Leser, der das sofort versteht ;) - was ich sagen will: Pack das irgendwo mittenrein, wenn die Geschichte schon läuft, dann kauf auch ich dir das ohne Stöhnen ab - vielleicht zu der Zeit, in der Sabine ihre Fotos zeigt?

Kubus hat die Ausdrücke/Sätze dir mir auch aufgefallen sind, schon erwähnt. Dazu kommt noch:

Tom wusch Gläser.
Am besten noch in der Waschmaschine ;). Gläser spült man(n).

Eine beeindruckende Geschichte und ein ansprechender Titel :thumbsup:

Viele Grüße
bernadette

 
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Hallo Kew,

diese Geschichte hat schon einige sehr gute Ansaetze, aber insgesamt scheint sie mir noch nicht ganz rund, bzw. es stehen so Sachen raus, an denen ich mich pieke. Immer dann wenn der Text so klein und ruhig beschreibt, gefaellt er mir sehr gut - die Stimmung wird gut eingefangen - und immer dann, wenn er so auf die Bedeutungstube drueckt, denke ich so urgs, aech, weg damit! Also der Anfang ist wirklich arg kitschig. Dabei gefaellt mir das abstruse Bild der nackten Frau vor den Leguanen mit den lidlosen Augen. Aber dann Herrin, Eis, Blut, Schnee, Traenen. Das ist so ne Vampirromanromantik. Behalt doch das Originelle am Bild (i.e. den Leguan) und schmeiss all diese gewoehlichen Bedeutungsattrappen raus. Wenn es dann nicht mehr so arg waere, koenntest Du das Bild auch am Anfang stehen lassen, meine ich.

Die Geräusche trugen Kälte mit sich - wie Pakete auf den Schultern Halberfrorener.
Das ist auch so ein Beispiel. Der glotzende Tuerspion, die Kaelte in den Geraeuschen - das funktioniert alles super und bringt die Stimmung subtil rueber - und dann kommt dieser verquere und ueberkandidelte Vergleich und haut alles platt.

Und ein Bild stieg auf, wie er bis zur Hüfte im schwarzen Wasser stand und Eisschollen trieben gegen seinen Bauchnabel.
muesste eingentlich heissen: und Eisschollen gegen seinen Bauchnabel trieben.
Ich wuerd aber umformulieren: Und ein Bild stieg auf: Er stand im schwarzen Wasser etc.
Damit koenntest Du das schwaechelnde "wie" vermeiden

„Nachher zeig ich dir noch mehr. Jetzt gehen wir erst mal essen.“
Bei "essen gehen" denke ich an auswaerts essen. Hier wuerde ich schreiben: "Lass uns erst mal essen."

alles wirkte wie vor langer Zeit gestorben.
Das Bild des Tisches als Meer gefaellt mir, aber das hier ist wieder zu holzhammrig

Sie begrüßten Sabine und ignorierten Adrian.
Auch zu viel. Kann ich mir auch nicht so recht vorstellen.

Es folgten Vögel in Braun, Schwarz, Weiß, Rot und einmal ein Schwanenpaar, das mit melancholischer Grazie an einem Steg vorüberschwamm.
zu viel

Uebrigens ist diese Paerchenszene echt gruselig. Besonders wenn sie so "gut, wie immer" oder "toll" sagen und ich mir dazu so einen mueden Tonfall denke. Allerdings ist es mir immer noch etwas abstrakt, warum das so zwischen ihnen laeuft. Das koennte noch ausgebaut und individueller gemacht werden. Auch warum er sich so verantwortlich fuer sie fuehlt - so ne Abhaengigkeit koennte man gut in die Szene mit einbauen. Im Moment bleibt alles so ein sehr generisches Bild einer verdorrten Beziehung.

Klirrend fuhr eine Straßenbahn vorbei – eine Welt auf Rädern, mit gelben Lichtern und blauen Sitzen, und die Menschen sprachen dort über Dinge, die geheimnisvoll waren und ungeheuer wichtig.
ist mir wieder zu dick - Du solltest echt mal versuchen, so grosse Worte zu meiden. die kleinen gelingen Dir naemlich vorzueglich und tragen die grossen dabei ungesagt mit.

Ein anzügliches Lächeln spielte um den bemalten Mund.
umspielte

Der Alte roch nach Puder und Schweiß – ein säuerlicher Geruch wie abgestandene Milch.
Man koennte auch: "Der Alte roch nach Puder und abgestandener Milch". Das waere weniger erklaerend

Einer der Studenten winkte und er ging zu ihnen.
Versteh ich nicht. Wer geht zu den Studenten? Adrian geht doch zu der Frau, also spaeter. Und wenn er sich erst zu den Studenten setzt, muesste da doch wenigstens etwas von diesem Zusammenhocken erzaehlt werden. Wuerde ich aber nicht tun, das wuerde den Text nur zerfasern. Lass Adrian doch einfach weiter stumm am Tresen sitzen.

Und dann das (Nicht)gespraech mit der Frau. Ich habe so einen Verdacht, dass dieses Schweigethema der Kern der Geschichte sein soll. Aber bitte, das kommt so arg bedeutungsschwanger oder eher schon bedeutungsadipoes daher. So ein Gesprach wie aus "der kleine Prinz". So ganz fadenscheinig mit Geschichte verbraemte Philosophie. Gefaellt mir nicht. Und man koennte das Thema auch sehr viel zarter einbringen.

Hinter Adrian fuhren Autos – ein Rhythmus sinnlos wie die Zeit.
ahem, jo, siehe oben

Brummend schob sich ein Schleppkahn unter der Brüstung hervor. Schaum perlte um den Bug, und für einen Augenblick sah Adrian durch eines der Bullaugen ins Innere des Schiffs. Eine Frau lag da im warmen Licht und lachte. Mit ihr könnte er glücklich werden. Aber der Kahn fuhr weiter und versank im Dunkeln.
Das ist aber schoen.

Fazit: Im Moment befindet sich dieser Text m.E. deutlich im Kitschterrain. Im Gegensatz zu vielen anderen Texten hat er allerdings starke, unkitschige Stellen und koennte so durch Streichungen und ein paar Ergaenzungen leicht zu einem rundum schoenen und subtil-schwermuetigen Text gemacht werden.

lg,
fiz

 
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Hallo,
euch allen vorneweg vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Leider habe ich für die Umsetzung von manchen eurer Vorschläge gerade nicht die Zeit - ich fahre morgen in den Urlaub - also bitte nicht wundern, wenn es etwas länger dauert. Kleinigkeiten habe ich gleich übernommen.

@Kubus

Aber! mir persöhnlich fehlt an ihr ein Makel und ihre Accessoires sind für meinen Geschmack etwas zu symbolträchtig, Blut, Tränen, silbernes Kettchen mit dem Schmuck des Meeres.

Was ich noch sagen wollte: Der Text scheint zu rufen: Interpretier mich!
Jaja, ich neige in der Hinsicht wohl dazu, es etwas zu übertreiben ...

Übrigens cooler erster Satz. Weißt du bestimmt.
Eher hoffen, als wissen. Aber freut mich, dass er funktioniert.

Mir hat der ganze Text sehr gefallen, der ist nicht zu kryptisch, sogar eine feine Mischung aus glaubhaftem Alltag und surrealem Element, das du vielleicht hättest etwas geschickter in die Geschichte einweben können, so eine Schritt für Schritt-Überleitung ins Surreale, das wäre klasse.
Das freut mich natürlich auch. Und die subtilere Einarbeitung ist ebenfalls eins der Ziele, die ich hoffentlich noch mal erreichen werde. Vorerst bin ich noch am Einkreisen.

Aber darf man fragen, wie diese Gestalt in eine Geschichte rutschen konnte, in der es Hochglanzpapier und Computer gibt?
Ich habe da nicht wirklich mehr vorzubringen, als dass mir die Idee gefällt und es komische Menschen gibt. So lange es nicht stört ...

Straßen / Verkehrsadern / Verkehrsfluss - ja. Trotzdem wälzt Teer sich nicht.
Okay, das Bild muss ich ändern. Gemeint ist der echte Fluss, dessen Wasser in der Dunkelheit wie Teer wirkt.

@herrlollek

Ich will nicht interpretieren. Der Text wirkt sehr auf mich und manchmal reicht mir das einfach.
Muss man auch nicht. Hauptsache der Text funktioniert für einen selbst - und schön, dass es bei dir geklappt hat.

Da ist jede Menge Sehnsucht, die du wirklich treffend beschreibst.

Fürs erste will ich bloß meinen Hut ziehen.
Das freut mich (ja, ich wiederhole mich:D)

@ bernadette

glücklicherweise habe ich die ersten zwei guten Kritiken von ernstzunehmenden Lesern quergelesen, sonst hätte ich nach dem ersten Absatz gegeklickt.
Da habe ich ja nochmal Glück gehabt. Ich jetzt am Überlegen, ob ich den Anfang einfach nur entschlacke, wie feirefiz vorschlägt, oder ob ich die Episode zusätzlich noch spalte und eine Hälfte am Anfang belasse und die zweite an der von der genannten Stelle einbette. Ganz vom Beginn weg nehmen möchte ich sie eigentlich nicht, da mir und zum Glück auch anderen der erste Satz gefällt.

Eine beeindruckende Geschichte und ein ansprechender Titel
Juhu!

@ feirefiz

Das ist auch so ein Beispiel. Der glotzende Tuerspion, die Kaelte in den Geraeuschen - das funktioniert alles super und bringt die Stimmung subtil rueber - und dann kommt dieser verquere und ueberkandidelte Vergleich und haut alles platt.
Ja, ich überdrehe die Dinge gerne einwenig. Versuche mal daran zu arbeiten. Der Vergleich fliegt also raus. Und auch der Anfang wird entkitsch, wenn ich wieder die Zeit dafür finde. Gleiches gilt für die anderen Stellen, die du wegen den "zu großen Worten" angemerkt hast.

Versteh ich nicht. Wer geht zu den Studenten? Adrian geht doch zu der Frau, also spaeter. Und wenn er sich erst zu den Studenten setzt, muesste da doch wenigstens etwas von diesem Zusammenhocken erzaehlt werden. Wuerde ich aber nicht tun, das wuerde den Text nur zerfasern. Lass Adrian doch einfach weiter stumm am Tresen sitzen.
Eigentlich ist Tom gemeint, der als Wirt zu den Studenten geht. Der Bezug muss wohl nochmal überarbeitet werden.

Und dann das (Nicht)gespraech mit der Frau. Ich habe so einen Verdacht, dass dieses Schweigethema der Kern der Geschichte sein soll. Aber bitte, das kommt so arg bedeutungsschwanger oder eher schon bedeutungsadipoes daher. So ein Gesprach wie aus "der kleine Prinz". So ganz fadenscheinig mit Geschichte verbraemte Philosophie. Gefaellt mir nicht. Und man koennte das Thema auch sehr viel zarter einbringen.
Hm, da muss ich dann wirklich überlegen. Habe momentan keine Ahnung, wie ich das umsetzen soll. Ich hoffe mir fällt noch, was ein.

Du solltest echt mal versuchen, so grosse Worte zu meiden. die kleinen gelingen Dir naemlich vorzueglich und tragen die grossen dabei ungesagt mit.
Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass ich noch viel zu unsicher bin - sprich ich habe Angst, es könnte nicht funktionieren und überziehe dann.

Dein Fazit macht mir Hoffnung. Also in drei, vier Wochen müsste ich dann eine entschlackte, hoffentlich bessere Version präsentieren können.

Frohen Gruß an alle und nochmal vielen Dank.
Kew

 

Nackt steht das Mädchen vor den Leguanen, in der Hand die Peitsche.

Seltsam, da fährt man ins Sauerland um festzustellen, dass man diese kleine Geschichte bis gerade übersehen hat,

lieber Kew,

eine Geschichte, das ganze Leben phantastisch umschrieben: ist man jung, will man älter werden (Caspar Hauser-Syndrom, will ich's ma' nennen), das Mündel will Vormund werden, doch kaum ist man alt, will man wieder jünger sein, im Willy-Schneider-Affekt möcht man noch mal zwanzig sein. Immer möcht man sein, wo man gerade nicht ist usw. In dieser Geschichte nun will der Mann - egal wie Mann & Frau heißen - der täglichen Routine und vor allem dem Ehealltag entkommen, aber nie an einem seiner möglichen Ziele – sei’s eine andere Frau oder das Meer – ankommen.

Das beginnt wie ein Akt im Zirkus (s. Zitat), was auch gar nicht anders sein kann, denn Leguane sind eine Familie der Echsen, leben vorwiegend in den beiden Amerika, wenige auf Madagaskar und auf Ozeanien, und bevorzugen warme Länder, verharren sie doch in kälteren Regionen acht und mehr Monate in Kältestarre, was gelegentlich wie nebenbei erwähnt wird

…ihre Lider sind festgefroren …,
dass die Schnee-Szene unwahrscheinlich, aber umso poetischer wirkt oder zur Zirkusnummer wird. Doch scheint die Tiervorführerin / Menschenverführerin (Dresseuse) selbst erstarrt.

Die Leguane warten – auf eine Bewegung, den ersten Schlag, denn

Das Mädchen hat Zeit, …
mindestens vier Monate (s. o., wenn es nicht reine Poesie ist). Und da kommt die Bestätigung:
„Hereinspaziert, hereinspaziert. Kommen Sie näher. …“
Ob Zirkus oder Freudenhaus
Die Bar glich einer Wüste –
, ideale Bedingungen für Lefuane.
Und doch
„… Die am Fenster sieht doch gut aus.“
Fremdgang als aller Anfang Laster.

Und der Schwenker in die Grarmmatik, da bisher übersehen:

„Hören Sie, ich würde ja gerne mit ihnen schweigen …“
Ihnen in der Anrede groß wie’s Sie.

Gern gelesen und zugleich à petit anregend!

Gruß und schönen Urlaub wünscht der

Friedel

 

So der Urlaub war kürzer als gedacht - die nächsten Tage(Wochen) folgt die Überarbeitung.

@ Friedrichard: Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren - ist ja nicht das erste Mal.

Gern gelesen und zugleich à petit anregend!
Das freut mich.

Und deine Interpretation natürlich auch - auch, wenn ich mich als Autor nicht weiter dazu äußern will (der Leser hat meistens auf seine Weise Recht.

Den Grammatikfehler behebe ich natürlich - danke fürs anmerken.

 

So, die überarbeitete Version. Ich hoffe es ist besser geworden und ich habe nichts verhunzt.

Gruß,
Kew

 

Hallo Kew!

Ich habe die erste Version vor ca. zwei Wochen gelesen, und muss leider sagen, dass sich der Eindruck von damals irgendwie stärker anfühlt, als jetzt nach der Überarbeitung.
War das nicht erst so, dass sich die Frau im Traum auf seine echte Frau bezog, statt, wie jetzt auf das Mädel in der Bar?
Seine Frau wirkte in der alten Version dominanter, kühler, so wie die Frau in der Anfangsbeschreibung, nur vom Surrealen aufs Reale übertragen. Jetzt wirkt sie auf mich eher wie ein Opfer, und dein Prot., Adrian (der Name gefällt mir übrigens) sehr zynisch und eher unsympathisch. Seine Sehnsucht nach etwas anderem kann ich nicht mehr bedauern und nachempfinden.

„Es ist genau wie früher. Wir sitzen beisammen und sehen uns die Bilder an.“ Und sind so glücklich.
Diese Ergänzungen in seinen Gedanken zu ihren Aussagen wirken so unsympathisch auf mich, dass ich Mitleid mit seiner Frau bekomme, die sich so verzweifelt an dieses Arschloch lehnt.

In der ersten Version war es doch auch Adrian, der auf sie in der Wohnung wartete, jetzt wartet sie auf ihn. Dieser Rollentausch tut, meiner Meinung nach, der Geschichte nicht gut.
Das passt dann einfach nicht mehr mit dem Anfangsbild zusammen, was ich bedaure.
Irgendwie ist die Melancholie für mich weg.
Außerdem dachte ich mir beim ersten Lesen, "Wie schön! Die Vögel die so frei sind, die werden von seiner Frau in der Kamera eingefangen, so wie sie ihn einsperrt, der eigentlich frei sein will!"

Was mich schon beim ersten Lesen in die Irre führte, war die genaue Beschreibung des Barkeepers (Sein kantiges Gesicht, die Wassertropfen auf seinen muskulösen Armen, die Fragen nach dem endlichen Verlassen der Frau): Da dachte ich erst, es sei mir verziehen, dass Adrian da in einer homoerotischen Konstellation zu ihm steht.
Auch weil der Typ am Eingang, der mich übrigens auch sehr gut gefällt,wie du ihn beschreibst, sagt:

„Ich will Sie einführen bei meinem Hübschen
Machte mich stutzig.
Dann löst sich das ja auf, aber willst du den Leser in die Irre führen, oder bin ich da der einzige der sowas reinliest?

Tut mir leid, dass ich jetzt so viel genörgelt habe. Aber die erste Version fand ich einfach wirkungsvoller.

Grüße: Timo

 

Moin TimoKatze,

Ich habe die erste Version vor ca. zwei Wochen gelesen, und muss leider sagen, dass sich der Eindruck von damals irgendwie stärker anfühlt, als jetzt nach der Überarbeitung.
Dann muss ich wohl nochmal ran. Jaja, die Überarbeitungen:D

In der ersten Version war es doch auch Adrian, der auf sie in der Wohnung wartete, jetzt wartet sie auf ihn.
Es war schon immer so, dass sie auf ihn wartet.

Seine Frau wirkte in der alten Version dominanter, kühler, so wie die Frau in der Anfangsbeschreibung, nur vom Surrealen aufs Reale übertragen. Jetzt wirkt sie auf mich eher wie ein Opfer, und dein Prot., Adrian (der Name gefällt mir übrigens) sehr zynisch und eher unsympathisch. Seine Sehnsucht nach etwas anderem kann ich nicht mehr bedauern und nachempfinden.
Verstehe ich es richtig und es sind vor allem die Änderungen innerhalb der Wohnungsszene, konkret:

Wie schön.“, sagte Sabine
„Was denn?“ Sie hatte ihre Kamera beiseitegelegt, streichelte sein Knie.
„Es ist genau wie früher. Wir sitzen beisammen und sehen uns die Bilder an.“ Und sind so glücklich.
„Ja, genau wie früher.“
„Nichts hat sich verändert.“
Wie damals, in ihrem ersten Sommer, lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und ihre Wärme drang bis auf seine Haut.

und

Er saß allein im Wohnzimmer seiner neuen Wohnung, zwischen unbekannten Möbeln und altbekannter Stille, und die Sonne zappte am Fenster vorbei. Ein Bart wuchs ihm und wurde grau und der Fernseher blieb ein blinder Spiegel.

Falls ich richtig liege, passen die Änderungen am Anfang und die mit dem Schweigen der Frau in der Bar, oder habe ich die jetzt auch vergeigt?

„Ich will Sie einführen bei meinem Hübschen
Wie kleine Fehler große Wirkung haben können, ich meinte eigentlich "bei meinen Hübschen"

Die Beschreibung des Barkeepers ist mehr der Tatsache geschuldet, dass Adrian mit ihm redet, und ich es komisch fände, wenn jener dann kein Äußeres bekäme. Die Anteilnahme war eher freundschaftlich gedacht, aber an sich ist die Idee des homoerotischen Interesses interessant und kann für mcih stehen bleiben.

Tut mir leid, dass ich jetzt so viel genörgelt habe. Aber die erste Version fand ich einfach wirkungsvoller.
Macht doch nichts, durch Nörgeln kommt man weiter.

So vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich warte noch ab, ob sich noch ein, zwei Meinungen zu der Überarbeitung finden und versuche es dann erneut.

Gruß,
Kew

 

Hey Kew,

oder habe ich die jetzt auch vergeigt?
Nein! Also "vergeigt" würde ich hier nichts bezeichnen. Ich finde eben nur im Kontrast, wenn man die erste Version kennt, die Erste besser.
Es war schon immer so, dass sie auf ihn wartet.
Oh... okay. Ja, aber da hat es nicht so gewirkt, als "warte" sie auf ihn. Sie war nur vor ihm da. Jetzt erwartete sie ihn ja geradezu sehnsüchtig, und das finde ich irgendwie schade, wenn nicht gar unpassend. Wie gesagt, ich hatte das Gefühl, sie sei unterkühlt, und das störe ihn an ihr.So erklärte ich mir seine Ausbruchgedanken.
Die Geschichte mit den Vögeln war aber ausführlicher, oder? Da wirkte sie auf mich sehr auf sich selbst bezogen, jetzt wirkt es eben wie ein Rettungsanker für sie, wenn sie ihm was zeigen kann. So ein bisschen wie ein um Aufmerksamkeit buhlendes Kind.

aber an sich ist die Idee des homoerotischen Interesses interessant
Ja, das Hauptmotiv vom Meer passt nämlich ebenfalls dazu. Auf dem Meer sind die ganzen Matrosen... und zu denen muss ich wohl nichts sagen. Ist nun wirklich schon Klischee, z.B. durch Pierre und Gilles.

Grüße: Timo

 

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