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Bei Anruf Sex

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31.07.2003
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Bei Anruf Sex

Das ist ja lächerlich. Ein Anruf und schon ist mein ganzes Leben wieder durch einander. Und es war noch nicht einmal der Mann von der Lotterie, der mir einen 6 Millionen Euro Gewinn zusicherte. Warum auch? Nee, nur drei Worte, die normalerweise die ganze Männerwelt ins Schwanken bringen und nun auch mich. Aber ich meine nicht „Ich liebe Dich!“, sondern ganz plump männerisch: „Lust auf Sex?“

Und schon trete ich fast meine Katze tot, bei dem Versuch, den zweiten schwarzen Stöckelschuh, der mich knappe fünf Zentimeter größer – elfengleich quasi – erscheinen lässt, zu finden. Dann das etwas längere kurze Schwarze, Handtasche, Autoschlüssel... Höschen? Nee, Überraschung! Der wird Augen machen.
Nur zwanzig Minuten Zeit, um zum Treffpunkt zu gelangen. Also muss das Schminken und stylen wohl im Auto gemacht werden. Aber für einen Vollblutsingle, wie mich, der eigentlich alles im Auto macht, ist das kein Problem.
Vite, vite. Aus dem Weg, ihr Eheleute, hier kommt ein Single und hat gleich Sex mit einem von Euch in der Umkleidekabine.
Wahnsinn, diese Ideen. Sex in der Umkleidekabine. Prickelnd, spannend, eigentlich ein typisches Klischee.
Und dann steh ich vor diesem Café, dem Treffpunkt. Der Kellner schaut mich an, als würde er mich von irgendwo her kennen.
Ich warte auf meinen Prinzen, gleich kommt er mit Schimmel und glänzender Rüstung und hat sein Burgfräulein in der Burg eingesperrt, nur um mich zu sehen... äh.

Okay, jetzt nur keine Panik. Das dauert schließlich, die ganzen Vorhängeschlösser am heimatlichen Schloss zu verschließen. In der Zeit, wo ich warte, könnte ich ja mal lasziv angegeilten Augenkontakt mit dem Kellner aufnehmen. Vielleicht bin ich ja dann schon weg, wenn mein Prinz kommt und vergnüge mich mit dem einfachen Volk. Aber nee, besser warten. Da weiß man wenigstens, was man hat.
Aber rum stehen ist auch doof. Ich seh ja aus wie bestellt und nicht abgeholt. Was ja auch der Wahrheit entspricht.

Blick auf die Uhr zeigt erschreckende Wahrheit, er ist nun drei Minuten zu spät. Nun gut. Er will mich zappeln lassen. Ein wenig sitzen wird wohl nicht schaden, ich kann ja immer noch aufspringen, wenn er kommt und mich in Pose stellen.

Ich bestelle einen Kaffee ohne Milch beim Kellner und schau in die Runde. Schau mir die Leute an, die vorbei gehen und sie schauen mich an als würden sie sehen, warum ich hier sitze. Na und? Sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch mit Gelüsten, so wie jeder andere auch.
Die Lust nach dem einen Mann verfliegt aber schon und wandelt sich leicht wabernd in eine Lust nach einer Waffel mit Kirschen um... ist auch heiß!
Ich krieg so langsam Augenkrämpfe, da mein Blick immer zwischen Eingang und Waffel hin und her schweift.
Mmh... Waffeln.
Mmh... Umkleidekabinensex.

Huch, da kommt er. Ein strahlendes Lächeln meinerseits soll ihn in meine Richtung lenken. Aha, er rennt ja förmlich. Der scheint es aber eilig zu haben. Also erhebe ich mich grazil und will ihn herzlich umarmen, aber er guckt mich nur warnend an und geht an mir vorbei an den Nebentisch.
Dann ruft er Richtung Eingang: „Hier mein Schatz!“
Er will es hier?
Oh, nein, will er nicht.
Er hat sein Burgfräulein mitgebracht.
Oh, und die kleinen Prinzen auch.
Ach ja, jetzt steh ich hier schon mal und kann auch gleich auf die Toilette gehen, um ein bisschen zu weinen.

Der Traum vom heißen Umkleidekabinentechtelmechtel hat sich wohl in Wohlgefallen aufgelöst.
Ein Blick in den Spiegel sagt mir, dass ich es wohl noch bis nach Hause schaffen werde, bevor ich in Tränen ausbreche. Ich darf nur nicht aufgehalten werden, ansonsten gibt es ein nasses Techtelmechtel.

Also zurück zum Tisch, den Kellner bitten, die Rechnung zu bringen und sich über den Kellner ärgern, weil er verwundert zwischen mir und dem Burgfräulein herblickt.
Das Burgfräulein hat den Blick bemerkt und folgt diesem, bevor ich mich unter dem Tisch verstecken kann. Dann steht sie auf, verlässt ihren Prinzen und kommt auf mich zu.
„Was für eine Überraschung!“, sagt sie in ihrem mir ach so bekannten falschen Tonfall.
„Ja!“, sag ich. Überraschung, ich hab kein Höschen an, denk ich, aber das wird sie nicht interessieren.

Da stehen wir beide. Sie, groß, blond und schlank. Ich, klein, schwarzhaarig, quadratisch, praktisch, gut. Mit Schuhen, die mich elfengleich quasi fünf Zentimeter größer erscheinen lassen, so dass ich ihr wenigstens bis zur Brust reiche.

„Darf ich dir meinen Mann und meine Kinder vorstellen?“, fragt sie mit einem honigsüßen Lächeln.
„Nein“, sag ich mutig. „Tut mir leid, aber ich muss weg.“
Dann schnapp ich mir mein Täschchen und schwebe anmutig an meinem Prinzen und seiner ganzen königlichen Familie vorbei.

„Ruf mich an“, schreit sie königlich hinter mir her, „die Nummer hast du ja!“
„Ja“, denk ich, „die Nummer hab ich.“

 

Hallo Baphometha,

Deine Geschichte ist echt witzig. Ich kenne solche Situationen aus meinem eigenen Leben zwar nicht, kann sie mir aber lebhaft vorstellen. Mir gefällt Selbstironie immer.
Aber ich bin davon ausgegangen, daß sich die Frauen nicht kennen, nun habe ich den Verdacht, daß sie sogar "befreundet" sind?
Eine tolle Geschichte jedenfalls. (Könnte auch unter Humor stehen.)

vio

 

Hallo Vio

Danke für Deinen Kommentar.
Es handelt sich hier um eine eigenständige Geschichte, wenn man aber meine andere Geschichte: "Der perfekte Ehemann!" kennt, dann kann man Parallelen ziehn... *Werbungmacht* :D
Danke jedenfalls

Love
Baphometha

 

Hi Baphometha,

hab Deine angepriesene Geschichte gerade gelesen, schade, daß ich die nicht vorher hatte, aber ich glaube, ich wäre auch - wie die anderen Leser dort schon geschrieben hatten - total überrascht gewesen. Ich hoffe, Du hast diese Verwicklungen nicht etwa selbst erlebt *g*

vio

 

Hallo Vio!

Nein, nein... meine Geschichten sind selten autobiographisch!
Schön, dass Dir auch meine andere Geschichte gefallen hat... *freu*
Wollte auf der Arbeit auch noch Deine Geschichten lesen, bin aber nicht dazu gekommen.
Werde es gleich nachholen.

Love
Baphometha

 

Mir tut das "Burgfräulein" leid. Sie hält ihren Ehemann für den "perfekten Ehemann" und die quadratisch-praktisch-gut-allzeit-bereit-Schlampe für eine Freundin. Von beiden wird sie auf menschlich schlimmster Weise betrogen.

Klaus

 

:aua: Klaus
Aber leider passieren solche Sachen im Leben wirklich. Und wie schon bei Vio gesagt, es ist nicht autobiographisch :)

Bye
Baphometha

 

Dann schreib doch mal was Biographisches. Ich hoffe, du bist noch nicht ausgepowert nach dem sturmartigen Angriff auf diese Seite. Ich würde es bedauern.


Love

-S-

 

Hallo Schriftbild!

Ausgepowert bin ich, ja, aber das hat nichts mit der Seite hier zu tun. Ich kriege am Freitag meine Ergebnisse für meine Prüfung und bin schon ganz aufgewühlt... ich habe momentan gar nicht die Ruhe, irgendetwas zu schreiben! Ab Montag meld ich mich aber wieder mit einer neuen Geschicht,.... ob es was biographisches wird, weiß ich noch nicht.. *g*

Love
Bap

 

Dann freue ich mich auf deine neue Geschichte, vielleicht sind ja die Erfahrungen, die man vor einem wichtigen Termin macht, darin verarbeitet. Man ist ja anfällig für allerlei Vorstellungen, weiß absolut nicht seine Leistung einzuschätzen und hält alles für möglich. Ich jedenfalls drücke dir beide Daumen.


Love

-S-

 

Hi Baphometha!

darf ich hier mal Lob ausstreuen?

Aber rum stehen ist auch doof. Ich seh ja aus wie bestellt und nicht abgeholt. Was ja auch der Wahrheit entspricht.

Der letzte Satz davon gefällt mir nicht besonders. Vielleicht liegt es an dem wiederholten "ja" ... "Was aber leider der Wahrheit enspricht",.... oder meiner Meinung nach am besten:
"was allerdings ( leider ) der Wahrheit entspricht"

Blick auf die Uhr zeigt erschreckende Wahrheit,
überraschend elyptisch.... aber irgendwie schon gut. Nur vielleicht zu abrupt eingesetzt.

und sie schauen mich an als würden sie sehen, warum ich hier sitze. Na und?
das fand ich eine sehr schöne Charakterstudie! Gelungen! und sehr schön auf den Punkt gebracht.

Dann ruft er Richtung Eingang: „Hier mein Schatz!“
Er will es hier?
Oh, nein, will er nicht.
Die Passage fand ich göttlich!

„Ja!“, sag ich. Überraschung, ich hab kein Höschen an, denk ich, aber das wird sie nicht interessieren.
:p
Mit Schuhen, die mich elfengleich quasi fünf Zentimeter größer erscheinen lassen, so dass ich ihr wenigstens bis zur Brust reiche.
:p


Ja“, denk ich, „die Nummer hab ich.“

ein richtig guter Abschluß!

Ich muß sagen: sehr, sehr gute Geschichte! nix auszusetzen!

Lieben Gruß,

Frauke

 

Puh!!!

Danke Frauke... schade nur, dass ich Deinen Kommentar jetzt erst lese!
Schön, dass Dir diese Geschichte gefallen hat, aber eine kleine, dumme Frage: was heißt elyptisch???

Love
Baphometha

 

Hallo Baphometha,

diese Geschichte hatte ich schon damals gelesen, es aber aus, welchen Gründen auch immer, nicht geschafft, dir meine Kritik zu schreiben, denn ich fand sie schon damals ausnehmend gut.
Mir gefällt ganz besonders die Stimmigkeit in der Handlung, deine Protagonistin erfährt durch einen kurzen Anruf, wohin sie soll, beeilt sich, mir Leser wird jetzt nicht etwa minutenlang erzählt, was ER für einer ist, und wieso und weshalb man sich mal kennenlernte, nein es geht irgendwie derartig gerafft zügig voran, dass ich den Eindruck hatte, ich würde mit der Protagonistin mitlaufen und hibbelig mit ihr warten.
Eben stimmig. Auch der Plot hat mir sehr gut gefallen, weil es mal eine andere Perspektive ist, nicht immer diese "wir gehen jetzt fremd und zwar ins Hotel"- Geschichten.
Stilistisch hab ich auch nix zu meckern, guter Schreibstil.
Werd wohl noch ein paar mehr Stories von dir lesen. :)

Lieben Gruß
lakita

 

jau - so mag ich das! Wo sind Deine anderen Geschichten???

Gruß

Gregor

 

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