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Behütet die Natur, oder...

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27.12.2015
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Behütet die Natur, oder...

A-Tie saß lang am Rand der großen langen Steinfläche und schaute den brüllenden Monstren beim Vorüberfahren zu. Es wusste, dass es keine Tiere waren, die hier dahinjagten. Sie waren vollkommen vom Willen des Zweibeiners in ihrem Inneren abhängig. A-Tie wunderte sich, dass dermaßen schwächliche Wesen die Monstren scheinbar spielend kontrollierten. So, wie das Monstrum, das damals A-Ties Baum umgeworfen hatte.

**

Der Lärm des Monstrums hatte A-Tie aus dem Schlaf gerissen und dadurch verärgert. Schnell war das Ungetüm heran gewesen und schon begann der Baum zu wackeln. A-Tie rette sich mit einem gewaltigen Satz in eine benachbarte Baumkrone und eilte von dort hinunter. Sofort hatte es den Zweibeiner, der das Monstrum ritt, als Quelle des Übels identifiziert. Es ergriff den Reiter und warf ihn vom Monstrum, woraufhin dieses sofort zum Stillstand kam und nur noch leise vor sich hinbrummelte. Der Zweibeiner rappelte sich hoch und lief davon. Damit schien die Sache geklärt und A-Tie machte sich daran, einen neuen Baum für ein neues Nest zu suchen.

Auf das nächste Monster war A-Tie besser vorbereitet. Es lief ihm entgegen und sah schon von weitem, dass es zwei Reiter trug. A-Tie verbarg sich und beobachtete, wobei es instinktiv erkannte, dass die größte Gefahr von dem Stock ausging, den einer der Reiter bei sich hatte.
Wenige Minuten später lag der Stock zerbrochen im Gebüsch, die beiden Reiter waren auf der Flucht und das Monstrum brummelte genauso vor sich hin, wie es, wenige Tage zuvor, das erste getan hatte.

A-Tie erkletterte den Oberteil des Monstrums und unterzog dessen Beschaffenheit eines eingehenden Studiums. Zwei vollkommen indentische Äste erregten seine Aufmerksamkeit. Die Äste gingen direkt in Wurzeln über, welchselbe in jenen Teil des Monstrums mündeten, aus dem sowohl das Brummen als auch abscheulicher Gestank drang. A-Tie kam zu dem Schluss, dass von dem stinkenden, brummenden Ding keinerlei Gefahr ausgehen konnte und deshalb ein praktischer Versuch unbedenklich sei. Es stieg wieder hinauf und zog kräftig an einem der Äste, der sofort abbrach. Aus dem Bauch des Monstrums war ein Brüllen zu vernehmen und ruckartig setzte es sich in Bewegung, um einen Kreis zu ziehen. Sein neuer Reiter nahm in dem offenbar dafür vorgesehenen Sattel Platz und wartete interessiert, was nun geschehen würde.

Nach fünfzehn Runden ohne weitere Erkenntnisse kam bei A-Tie eine gewisse Langeweile auf. Außerdem verdichtete sich der Gestank über der Kreisbahn in unerträglichem Ausmaß. A-Tie bemerkte, dass es noch immer den abgebrochenen Ast in der Pfote hielt und wandte sich dessen – bisher unbetätigtem - Zwillig zu. Fünf weitere Runden verstrichen entscheidungslos, dann griff es zu und zog den zweiten Ast, allerdings ohne diesen abzubrechen. Das Monstrum brüllte nun zweistimmig und brach umgehend aus der Kreisbahn aus. Der Zufall wollte, dass es dabei in dieselbe Richtung rollte, aus der es gekommen war.

A-Tie war mit dem Verlauf des Experiments sehr zufrieden. Es lümmelte bequem unter dem schattenspenden Etwas, welches den Oberteil des Monstrums überspannte, und blickte in Fahrtrichtung. Der Wind zauste sein Schnurrhaar und sein buschiger Schwanz wackelte im Takt der überollten Unebenheiten. Die Fahrt ging über ödes Brachland, welches mit seltsamen Dingen übersäht war und genau auf ein großes Loch zu. Die beobachteten Zerstörungen hatten A-Tie abgelenkt und so sah es das Loch sehr spät. Sekundenbruchteile bevor das Monstrum in das Loch einfuhr, sprang A-Tie elegant auf einen Baum am Wegesrand und wartete, was geschehen würde.

Das Monstrum rutschte seitlich in das Loch, richtete sich dann steil auf und begann wieder heraufzukriechen. Langsam unter unendlichen Mühen kehrte es wieder an die Oberfläche zurück und setzte seine Fahrt in einer neuen Richtung fort. Mit einigen flotten Sätzen nahm A-Tie wieder seinen Platz auf dem Monstrum ein, von dessen Selbstbefreiung es zutiefst beeindruckt war. Auch die Streckenwahl sagte ihm zu. Sie verließen das Brachland und schickten sich an, über Steppenboden auf eine höchst seltsame Landschaftsform zuzurollen.
Trotz seines hervorragenden Gesichstsinns konnte A-Tie nicht feststellen, worum es sich dabei handelte und so wartete es geduldig bis das Ziel erreicht sein würde, die Vorderpfoten auf dem Sattel abgestützt.

Plötzlich bemerkte es einen Zweibeiner, der auf es zukam. Dieser schien im höchsten Grade beunruhigt. Er schwenkte die vorderen Gliedmaßen und gab Laute von sich. Kurz war A-Tie besorgt, dass der Unglückliche vom Monstrum überrollt werden könnte, doch im letzten Augenblick sprang er behende zur Seite. Im Vorbeirollen blickten sie einander verwundert an. Dann begann der Zweibeiner neben dem Monstrum herzulaufen. Er gestikulierte verzweifelt in Fahrtrichtung und seine Laute erreichten eine Kläglichkeit, die A-Tie erstaunten. Es blickte nach vorne und gewahrte ein eigentümliches Gebilde in der Landschaft. Dergleichen hatte es noch nie gesehen. A-Tie war fasziniert und konnte es nicht erwarten, das Gebilde - was immer es war - zu untersuchen.

Da plötzlich sträubten sich ihm die Nackenhaare und es gab einen Laut des Entsetzens von sich. Ein Blick aus weit aufgerissenen Augen überzeugte es restlos: Vor dem seltsamen Gebilde stand eine Zweibeinerin von so unsagbarer Winzigkeit, dass es mit einem Mal begriff, warum der ausgewachsene Zweibeiner so besorgt gewesen war. Ein mächtiger Pfotenschlag verkeilte den verbliebenen Ast in der entgegengesetzten Extremposition und zeitigte erfreuliche Entwicklungen. Das Monstrum begann sich auf der Stelle zu drehen.
„Ha, ha, ha!“, bemerkte die winzige Zweibeinerin und begann sich ebenfalls im Kreis zu drehen und die vorderen Gliedmaßen zusammenzuschlagen.

Nachdem A-Tie erleichtert gesehen hatte, wie der große Zweibeiner sein Junges auflas, wandte es sich noch einmal dem Monstrum zu, welches nicht nur begonnen hatte, es zu langweilen, sondern sich auch noch in die Erde grub und außerdem grausamst stank. Ein baumelnder Gegenstand erregte seine Aufmerksamkeit. A-Tie versuchte, diesen herauszuziehen, spürte aber einen Widerstand. Seine Erfahrungen mit der Fragilität der Einzelteile des Monstrums hatten es vorsichtig werden lassen. Behutsam betastete es die Verankerung des Anhängsels, erfühlte, dass diese drehbar war und schon hatte es das Ding in Pfoten. Dass gleichzeitig das Brüllen erstarb, fiel ihm nicht auf, denn es fühlte, wie es beobachtet wurde.

Vom Sattel des halb im Erdboden versunkenen Monsters aus blickte A-Tie in drei verwunderte Gesichter und ein strahlendes. Die Zweibeiner hatten Aufstellung genommen, um die, nur haarscharf an ihrem Haus vorbeigegangene, Katastrophe zu betrachten.
„Na, so ein Glück!“ waren die ersten Worte, die Jose fand.
„Wo ist der Fahrer?“ fragte sich seine Frau, die pragmatische Mariella.
„Abgehauen! Wäre ich auch an seiner Stelle“, meinte ihr Sohn Mario mit fachmännischem Blick auf die halb im Boden versunkene Rodungsraupe.
Die winzige Clara enthielt sich jeglichen Kommentars, da sie als Einzige bemerkt hatte, dass Branderas, der löwenherzige Chihuahua der Familie in höchstem Maße agitiert war. Er zitterte in bester Chihuahuamanier und knurrte in Fis Dur. Dann sprang er vor und kläffte zweimal mit der für seine Art typischen Schrille.
„Was ist los, Branderas?“, fragte Mariella.
„Wahrscheinlich hat er eine Fährte aufgenommen, vielleicht die des Raupenfahrers?“, mutmaßte Mario, „such, Branderas!“
Dies erwies sich jedoch als nicht erforderlich. Ein großes, dunkles Tier sprang von der Raupe herunter und landete nur einen Meter vor dem Chihuahua im Gras. Branderas nahm respektvoll Platz. Eine große Schnauze beugte sich zu ihm herab und er wurde genau betrachtet und berochen.

Als sich das Tier aufrichtete, sandte Jose ein Stoßgebet himmelwärts. Es war ihm klar geworden, dass er im Augenblick nicht mehr für Branderas tun konnte. Das Tier war gute 1,5 Meter groß, stand vollkommen sicher auf seinen Hinterbeinen und ließ die vorderern Gliedmaßen entspannt herabhängen. Diese waren nicht besonders dick, aber man konnte sich leicht vorstellen, wie kräftig sie waren. Zwei kleine spitze Stehohren ragten auf dem Kopf hoch und darunter blickten schwarze Augen interessiert hervor. Das Fell war pechschwarz und glänzte seidig. Ein prächtiger, buschiger Schwanz schwenkte rhytmisch von einer Seite zur anderen.

Das Tier legte etwas vor Branderas ins Gras und im nächsten Augenblick schien es über der Steppe dahinzufliegen und war verschwunden. Branderas nahm das Ding an seinem Schnürchen und brachte es zu Jose.
„Der Startschlüssel der Raupe!“, sagte dieser entgeistert.

**

Branderas war sofort hellwach und lauschte angestrengt in die frische Morgenluft. Nichts! Er gähnte und kratzte sich hinter dem Ohr. Wahrscheinlich ein Traum! Wie sollte hier einer seiner Artgnossen hergekommen sein? Dann hörte er das Bellen ein zweites Mal. Zwei spitze, schrille Kläffer, unverkennbar! Mit einem Satz war er draußen und begann aufgeregt zu schnuppern, doch er witterte nicht das Geringste.
„Kläff!“, hoch und schrill.
Branderas jagte in die entsprechende Richtung los. Er erreichte den Waldrand in freudiger Erregung, um plötzlich zu erstarren. An den Geruch, den er aufgeschnappt hatte, konnte er sich nur zu gut erinnern. Ein dunkle Form kam mit einer geschmeidigen Bewegung hinter einem Gebüsch hervor. Sie kläffte einmal wie ein Chiahuauha und senkte ihre Nase zu Branderas herab. Der schaute in die schwarzen, auf ihn gerichteten Augen und hörte auf, sich zu fürchten. Ein leises Winseln entrang sich seinem schmächtigen Körper und das große Tier schaute erstaunt drein. Seine Ohren waren nach vorne geklappt und Branderas verstand. Er winselte noch einmal und der Laut wurde fast perfekt immitiert.

Wie alle Chihuahuas war Branderas aufgeschlossen, kontaktfreudig und vor allem sendungsbewusst. In der nächsten Stunde lernte er dem Tier zu knurren, zu schnüffeln und ein Stöckchen zu tragen, was es aber schon konnte. Er hätte ihm zu gerne auch gezeigt, wie er einen kleinen Ball aus der Luft fing. Aber es war niemand da, der werfen hätte können. Dann zogen die beiden auf dem kleinen Gehöft herum. Plötzlich spitzte das Tier die Ohren und richtete sich auf den Hinterbeinen auf. Es lauschte gespannt, kläffte Branderas zum Abschied zu und verschwand.

A-Tie flog durch das Unterholz auf das Geräusch zu. Es hatte dieses sofort erkannt – Monstren rollten durch den Wald. Mindestens drei, nein, da war noch ein viertes. Ein Zweibeiner ging neben dem Monster her. Er trug einen Stock der kürzer war, als der an den sich A-Tie erinnern konnte. Er war auch schwerer abzubrechen. Dann donnerte es und etwas fuhr neben A-Tie in den Boden. A-Tie versteckte sich im Gebüsch. Bis jetzt hatte es geglaubt, das mit dem Monstren sei Zufall, aber jetzt merkte es, dass von diesen eine systematische Gefahr ausging. Als die Zweibeiner ihm in den Wald folgten, wurde ihm der Ernst der Lage klar. Die wollten ihm etwas antun und sie waren zu fünft. A-Tie wurde sehr vorsichtig und auch ein wenig böse.

Sie kamen fluchend aus dem Wald zurück. Ernesto musste gestützt werden. Er hatte eine noch unreife Mango an die Schläfe bekommen. Die anderen waren billiger davon gekommen, trugen aber ebenfalls Kampfspuren. Ihre Waffen waren weg und sie hatten offensichtlich die Lust an der Jagd verloren.

**

Nach seinem fünften Besuch bei Branderas hatte A-Tie genug gelernt, um als Hund durchzugehen. Es konnte japsen, jaulen, sich auf dem Rücken rollen, es konnte hecheln und den Schwanz einziehen. Besonders gut aber konnte es ‚toter Hund’. Als Branderas ihm dieses vorgeführt hatte, war es um ihn besorgt gewesen. Regungslos war er auf seiner Seite dagelegen, bis ihn A-Tie ihn mit der Schnauze angeschubbst hatte.

Schon bald hatte A-Tie Gelegenheit ‚toter Hund’ anzuwenden. Seine Neugier trieb es die Spuren der Rollmonstren entlang. Es hatte eine diffuse Ahnung, dass der Herkunftsort der Ungetüme interessante Erkenntnisse bergen würde. Als es diesen erreichte, war es erstaunt über das dortige Ausmaß an Hässlichkeit. Es handelte sich um eine Ansammlung riesiger Steine, die hohl sein mussten, denn viele Zweibeiner verschwanden darin, oder kamen daraus hervor. Auch Artgenossen von Branderas waren anwesend. Sie waren schwer als solche zu erkennen, denn ihre Größe übertraf die von Branderas um ein Vielfaches. Doch für A-Tie gab es keinen Zweifel. Die Perfektion, mit der sie ‚toter Hund’ machten, war ein klarer Beweis. Sie lagen im Schatten der Steine und rührten sich nicht. Schließlich erhob sich einer, gähnte, streckte und schüttelte sich und trottete dann gemächlich davon. Wenig später trottete A-Tie mit eingezogenem Schwanz und durch eine Staubschicht getarnt zwischen den hohlen Riesensteinen herum, fand einen ausgezeichneten Beobachtungspunkt und vollführte dort ‚toter Hund’. Sein Einfallsreichtum wurde belohnt.

Ein Geräusch wurde hörbar. Es erinnerte A-Tie an das Brüllen der Rollmonstren und es näherte sich. A-Tie wartete gespannt. Da ihm keine natürlichen Feinde bekannt waren, blieb es vollkommen gelassen, als der Boden zu beben begann und das Geräusch noch erheblich lauter wurde. Dann jedoch rollte ein Monstrum von so unglaublicher Größe durch die Steinansammlung, dass A-Tie fast vergessen hätte, dass esselbst inkognito anwesend war. Es hob den Kopf und starrte den Koloss entgeistert an. Dieser war zum Stillstand gekommen und der von ihm aufgewirbelte Staub setzte sich nach und nach. Durch die dünner werdenden Schwaden sah A-Tie, dass das Ungetüm eine enorme Last trug. A-Tie war alarmiert. Was lag auf dem Rücken des Monstrums? Es wusste, dass es so etwas schon gesehen hatte – nur wo und wann? Das Monstrum brüllte erneut auf und setzte sich in Bewegung. Langsam rollte es davon. A-Tie schaute ihm nach und plötzlich wurde ihm klar, woraus die Last bestand. Es handelte sich um tote Bäume.

Kaum im ‚toter Hund’ Modus zurück, musste sich A-Tie schon einer weiteren Beobachtung widmen. Ein seltsamer Gegenstand war wie aus dem Nichts zwischen den hohlen Steinen erschienen. A-Tie hatte ihn nicht kommen gesehen und auch nicht gehört. War es möglicherweise ein Tier? Nein, seine Oberfläche war kein Fell und auch keine Haut, sie sah aus wie der Fluss, der sich in der Nähe von A-Ties Baum durch den Dschungel schlängelte. Sie reflektierte das Licht der Sonne. Plötzlich öffnete sich das glänzende Ding und ein Zweibeiner entstieg ihm. A-Tie stutzte. Es hatte noch nie Furcht empfunden, doch der Anblick dieses Wesens ließ es instinktiv vorsichtig werden. Der Zweibeiner schaute sich langsam um und schüttelte den Kopf. Dann ging er auf den größten Stein zu, bleib aber nach wenigen Schritten stehen und drehte sich schnell um. Er war beruhigt. Der auffallend große Hund hatte sich nicht bewegt. Der Zweibeiner betrat den großen Stein.

„Guten Tag! Mein Name ist Matero. Ich möchte gern Herrn Meier spechen. Er wartet auf mich“, sagte der Zweibeiner. Er wurde in ein großes Büro geführt und dort von Meier freundlichst begrüßt.
„Kommen wir gleich zu Sache“, sagte Matero, „Sie haben ein Problem zoologischer Natur, welches Sie bei Ihrer Geschäftstätigkeit stört.“
„Ganz recht. Wir kommen in das betreffende Waldstück nicht hinein.“
„Wurde schon versucht, den Organismus zu – äh.... beruhigen?“
„Bereits zweimal.“
„Und?“
„Die Männer wurden entwaffnet und kräftig verprügelt. Das Tier....
„Der Organismus!“
„... der Organismus ist sehr stark und äußerst beweglich.“
„Tote?“ fragte Matero und Meier schüttelte schnell den Kopf.
„Irgendwelche Hinweise, um welche Art es sich handelt?“
„Nein, keiner der Angegriffenen bekam es länger als Sekundenbruchteile zu Gesicht. Fast so groß wie ein Mensch, dunkles Fell, Schnauze und ein langer Schwanz. Das ist alles“, sagte Meier.
„Zeigen Sie mir den Wald. Wir nehmen meinen Wagen“, sagte Matero.

Matero war im Zivilberuf Großwildjäger, einer der wenigen, die den Löwen, den Grizzly, den Tiger und das Nashorn im Alleingang erlegt hatten. In den letzten Jahren hatte sich jedoch für ihn ein äußerst lukratives, zusätzliches Geschäftsfeld aufgetan. Immer öfter gab es schwerwiegende Probleme mit Organismen, die in der Lage waren, sich der herkömmlichen Bejagung zu entziehen. Sie richteten großen Schaden an und immer wieder gab es auch Todesopfer. Materos letzte beide Fälle waren eine Boa constrictor und eine Herde hochintelligenter Elche gewesen. Die Schlange hatte wochenlang eine Shopping Mall in einer asiatischen Metropole terrorrisiert und die Elche waren in einer Reihe kanadischer Kleinstädte zugange gewesen. Matero hatte sie schnellstens beruhigt.

Er fuhr mit seinem Geländewagen ein Stück in den Dschungel hinein, ohne jegliche Rücksicht zu nehmen.
„Hier war es?“ fragte er Meier, woraufhin dieser heftig nickte.
Matero öffnete das Fenster und die Hitze strömte ins Fahrzeuginnere.
„Gut, ich mache es. Wird wohl kein Problem sein. Sie kennen den Preis?“
Wieder nickte Meier, diesmal deutlich weniger heftig. Matero wollte das Fenster schließen, aber plötzlich stutzte er. Angestrengt spähte er in die grüne Wand vor ihm.
„Haben Sie was gesehen?“, fragte Meier besorgt.
„Kann schon sein“, antwortete Matero kryptisch. Dann fiel ihm etwas ein.
„Gibt es auf Ihrem Firmengelände viele Hunde?“, fragte er zur Überraschnung Meiers.
„Ja, eine ganze Menge, warum?“
„Ist da ein sehr großer, dunkler dabei?“
„Nein, die sind alle hell und nicht allzu groß.“
„Die Prämie hat sich soeben um zwanzig Prozent erhöht. Das Vieh war vor wenigen Stunden bei Ihnen. Das ist ein spezieller Fall, nicht ungefährlich. Sind Sie noch interessiert?“
Meier rechnete kurz und stotterte dann: „Ja, ja, natürlich.“

**

A-Tie gefiel das strahlende Monstrum in dem der gefährliche Zweibeiner herum rollte, obwohl es auf seinem Weg Büsche zerquetschte und Früchte, Blüten und ganze Äste abriss. Schließlich hielt es an. Ein Loch ging auf und der Zweibeiner schaute heraus. Er blickte genau zu der Stelle, von wo aus A-Tie ihn beobachtete. Dann schloss sich das Loch und das Monstrum entfernte sich wieder. A-Tie fiel auf, dass dieses Ungetüm fast kein Geräusch veursachte und praktisch nicht stank. Dann begann es herumzuwandern und den besten Ort zu suchen. Es ließ sich lange Zeit und übelegte genau. Schließlich setzte es sich hinter einen Baum und verharrte bewegungslos. Es dachte an Branderas, der wohl überrascht gewesen wäre, hätte er erfahren, dass ‚toter Hund’ auch im Sitzen möglich war. Viele Stunden später hörte es das erwartete Geräusch.

Matero trug ein Headset das mit einem Gerät auf seinem Rücken verbunden war. Ein kleiner Monitor zeigte ihm jede Bewegung im Umkreis von 300 Metern an. Er verwendete einen hochsensiblen Infrarotbewegungsmelder, kombinert mit einem Hochleistungsrechner, welchem er eine Beschreibung des ‚Organismus’ eingegeben hatte. Das Gerät suchte nach diesen Vorgaben und auch wenn das Opfer schlief, genügte ein kleine Bewegung, um es zu orten. Er hatte noch nie länger als eine Stunde suchen müssen. Routinehalber überprüfte er die Ladung. Sie bestand aus zehn selbststeuernden Projektilen die ebefalls mit einer Beschreibung des Zieles progammiert waren. War dieses einmal geortet, würde Matero zunächst drei Projektile losschicken. Außer bei den Elchen hatte er noch nie mehr als die ersten drei gebraucht.

Nach einer Stunde begann er sich zu wundern, nach weiteren dreißig Minuten wurde er nervös. Plötzlich schlug das Ortungsystem an.
„Endlich!“, dachte er und wurde im nächsten Moment von einer steinharten Mango mitten im Gesicht getroffen. Kurz kam er noch einmal zu Bewusstsein.
„Ich brauche nur an den Auslöser zu kommen“, dachte er. Dann wurde er am Kragen hochgezerrt und erhielt einen furchtbaren Kinnhacken, der jedoch so gut dosiert war, dass er ihm den Kiefer nicht brach. Dunkelheit unfing den großen Jäger.

**

Mario, das junge Herrchen von Branderas, radelte am Waldrand entlang. Er transportierte einen großen Sack Kartoffeln, den er zur Firmenkantine bringen sollte. Es ging bergab und er legte sich in die Pedale, um Schwung zu holen für einen kommenden Anstieg. Als er mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs war, sah er den hängenden Mann. Nur mit größter Mühe konnte er einen schweren Sturz vermeiden. Er legte das Rad an den Wegesrand und ging widerwillig zurück. Erleichtert sah der Junge, dass der Hängende kein Gehenkter war. Ein kunstvoll gewundener Harnisch aus Lianen und Zweigen hielt ihn in Position, gute sechs Meter über dem Boden. Mario schöpfte Hoffnung.
„Mein Herr!, Mein Herr, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte er ängstlich.

Matero war geläutert und deshalb besonders dankbar. Er öffnete das Auge, das nicht durch den Mangotreffer zugeschwollen war und schaffte sogar ein ironisches Grinsen.
„Wie heißt du, Junge?“, fragte er gepresst.
„Mario.“
„Was hättest du am liebsten, Mario?“
„Der Traktor von meinem Papa ist kaputt und wir haben für die Reapratur zu wenig Geld und ein Fußball wäre nicht schlecht.“
„Hat dein Papa jemand, der ihm hilft bei der Arbeit?“
„Ja, Mama und mich.“
„Wie weit bis zu dir nach Hause?“
„Mit dem Rad zehn Minuten.“
„Gut, hole deine Eltern. Bitte sie, ein langes Seil mitzubringen und sich zu beeilen. Der Traktor ist so gut wie repariert und du kannst dir schon überlegen, welchen Ball du willst. Und sei vorsichtig, fahr nicht zu schnell!“

Mario’s Vater kam mit dem Rad, seine Mutter folgte auf dem familieneigenen Maultier. Die Expedition stand allerdings unter der Leitung von Branderas, der Matero als Erster erreichte und dies durch lautes Gebell meldete. Sodann beaufsichtigte er die Abseilung des zu Rettenden aufgeregt zitterernd. Als dieser sanft auf dem Boden aufsetzte, kläffte er mehrmals erleichtert auf und A-Tie, das in einiger Entfernung gerade in das Kauen einer leckeren Wurzel vertieft war, hörte ihn und kläffte ebenfalls zweimal.

**

„Das ist nicht Ihr Ernst“, sagte Meier als ihm Matero den Koffer mit der Anzahlung auf den Tisch legte.
„Doch“, antwortete der Jäger, „wollen Sie wissen warum?“
„Na?“, schnappte Meier.
„Die Ausrüstung, die ich verloren habe war mehr als eine halbe Million wert. Ich sehe das als gut angelegtes Lehrgeld an. Ich rate Ihnen dringend, dieses Waldstück in Ruhe zu lassen. Gegen das Vieh hat niemand eine Chance.“

Danach fuhr Matero zu der Familie, die ihn vom Baum geschnitten hatte. Während er wartete, bis die beiden Mechaniker, die er gebracht hatte, mit dem Traktor fertig waren, spielte er mit Mario, der in einem nagelneuen Trikot und ebensolchen Schuhen auf der Wiese vor dem Haus herumjagte. Auf dem Rückweg kam er an der Stelle vorbei, wo er gehangen hatte. Er hielt kurz an und sah hinaus. Dann läutete sein Telefon. Eine aufgeregte Stimme berichtete ihm von einer Gruppe von Wildschweinen, die bereits zum wiederholten Male eine sündteuere Trüffelkultur...
Einem Impuls folgend schleuderte Matero das Gerät ins Gebüsch.
A-Tie konnte mit dem Rest des Berichtes über Schweine und Trüffel wenig anfangen. Es kläffte als Antwort, wie Branderas es gelehrt hatte und die Person am anderen Ende war kurz verwirrt, da sie meinte ihr Chihuahua Lohengrin hätte gestört. Lohengrin wurde zu Unrecht gemaßregelt. Als sein Herrchen dann aber auf die Frage: „Herr Matero sind sie noch dran?“ erneut Gekläff als Antwort bekam, gab es für Lohengrin kein Halten mehr. Er bellte mit einer Intensität, die A-Tie an den lieben Branderas erinnerte und es war deshalb um Antwort nicht verlegen. Plötzlich aber war der Spaß vorbei. Das kleine Etwas gab einen kläglichen Laut von sich und verstummte. A-Tie untersuchte es genau. Wenn an einer Seite gedrückt wurde, leuchtete das Etwas auf. A-Tie drückte mehrmals und dann erklang die Stimme eines Zweibeiners.
„Meier!.. Hallo, hier Meier! Matero? Haben Sie es sich anders überlegt? Hallo? Matero...“
A-Tie wollte schon kläffen, besann sich aber und dachte fieberhaft nach.
„Matero? Hallo?“, sagte Meier.
„Na, so ein Glück“, antwortete A-Tie. Die ersten Worte, die es von einem Zweibeiner gehört hatte.
„Ja, wirklich Herr Matero, ein Glück, dass Sie mich erreichen. Was gibt es?“
„Wo ist der Fahrer?“, sagte A-Tie mit Marios Mutters Stimme.
„Äh, wie bitte? Herr Matero? Welcher Fahrer? Sie fahren doch immer selbst.“
„Abgehauen! Wäre ich auch an seiner Stelle“, zitierte A-Tie Mario.
Meier kannte sich nicht mehr aus.
„Ich kenne mich nicht mehr aus. Herr Matero. Wer ist abgehauen? Der Fahrer? Welcher Fahrer? Erklären Sie doch bitte, Herr Matero! Ist da eine Dame bei Ihnen? Ich meine ich will nicht stören...
„Na, so ein Glück!“
„Äh, wie bitte?“
A-Tie konnte seinen gesamten Wortschatz insgesamt viermal zum Einsatz bringen, bevor Meier die Sinnlosigkeit des Telefonates erkannte, sich höflich entschuldigte und auflegte. Er kam zu dem Schluss, das Matero sein Missgeschick im Wald wohl doch nicht ganz unversehrt überstanden hatte.

**

A-Tie schlummerte friedlich in seinem Nest. Es drohte ihm keine Gefahr. Die einzige Gefahr, die so dumm gewesen war ihm zu drohen, war eines Besseren belehrt worden und von weiteren diesbezüglichen Aspiranten war nichts zu riechen. Sein Geruchssinn hatte, während es schlief die Funktion eines hochsensiblen Warnsystems. Jede fragwürdige Witterung hätte es sofort aufgenommen und entsprechend reagieren können. Plötzlich war dies der Fall. A-Tie riss die Augen weit auf und schnüffelte aufgeregt. Da war er wieder, der Geruch.
„Na, so ein Glück! Kläff, kläff!“, meinte A-Tie und im nächsten Augenblick jagte es durch den Wald, dem kaum wahrnehmbaren Duft folgend. Es durchbrach dichteste Gebüsche, wich mit knapper Not einem neugebauten Ameisenhügel aus, übersprang weite Gräben, um schließlich einen steilen Hügel hinaufzuhetzen. Der Duft wurde von Schritt zu Schritt stärker.
Oben angelangt hielt A-Tie hechelnd inne. Es war verwirrt, denn es roch nichts mehr. Verzweifelt blickte es um sich. Dann setzte die Enttäuschung ein. Wieder hatte es dem Geruch nicht folgen können. Da esselbst keine Laute zur Verfügung hatte, um seiner Trauer Ausdruck zu verleihen, winselte es wie ein Chihuahua und es war ihm leichter. Wie gut, dass es Branderas zu seinen Freuden zählen konnte, in dessen schmächtiger Gestalt so viel Ausdruckskraft steckte.
„Wie war der hierher gekommen?“
A-Ties feines Gehör hatte das Antwortwinseln seines lieben Freundes eindeutig identifiziert. Hinter diesem Busch musste er sich befinden. Dann jedoch stutze A-Tie. Branderas, obwohl in vielerlei Hinsicht ein Ausbund an Wissen und Können, war durch seine Kurzbeinigkeit in einem Bereich nicht unter den Besten, nämlich im kilometerlangen Sprint durch den Dschungel. A-Tie wurde sehr vorsichtig. Da winselte es ein zweites Mal.

Langsam, unendlich langsam, näherte sich A-Tie dem Busch und spähte um diesen herum. Dann spazierte es, offensichtlich gelangweilt, über die kleine Lichtung, die sich dahinter auftat. Dem Weibchen, das sich vorsichtshalber auf einen großen Ast zurückgezogen hatte, widmete A-Tie nur einen lässig grüßenden Blick aus dem Augenwinkel. Dabei entging ihm nicht, dass sie ihren Schwanz lasziv schwenkte. A-Tie reagierte darauf mit einem eleganten Schwenken seines Schwanzes und hörte, wie das Weibchen sich vom Baum fallen ließ.

Einer kurzen Balz folgte eine mehrtägige Serie von Paarungen, die aufgrund ihrer Heftigkeit alle den kleinen Hügel bewohnenden Tiere in die Flucht trieben. Auch beträchtlicher Flurschaden entstand. Zunächst wurde das Nest des Weibchens schwer beschädigt und dann ein großer Baum umgestürzt. Danach verlagerten die beiden ihre Aktivitäten auf den festen Boden, was die Entstehung mehrerer Erdlöcher zur Folge hatte. In einem solchen erwachte A-Tie eines Morgens. Es richtete sich auf und schaute aus dem Loch. Hoch oben auf einem Baum konnte es das Weibchen erkennen. Als A-Tie sie erreichte, hatte sie bereits die Grundstruktur für ein neues Nest errichtet. Zwei Tage lang sammelte A-Tie das beste Material und brachte es ihr. Das neue Nest war ein großartiges Kunstwerk. Als es fertig war, saßen sie lang auf dem großen Ast, an dem es befestigt war und schauten in den Sonnenuntergang. Dann wurde es schnell dunkel. Sie kroch ins Nest und A-Tie verließ den Baum und den Hügel, nicht ohne sich genau einzuprägen, wo sich dieser befand.

**

Branderas wachte auf und begann umgehend wie verrückt zu bellen. Im Nu waren alle wach. Jose kam nach draußen und sah den Feuerschein. Er holte das wenige Geld, das sie hatten und lief zum Traktor.
„Alle rauf hier“, brüllte er und Mariella, mit Clara im Arm, und Mario mit Branderas im Arm bestiegen das Fahrzeug. Als sie am Ziegenstall vorbeifuhren, erfassten die Flammen schon das Haus.

A-Tie hatte sich noch nie gefürchtet. Jetzt aber jagte es in Todesangst durch den Wald. Ein riesiger, gewaltiger Blitz musste eingeschlagen haben, denn der ganze Wald stand in Flammen. Es hatte schon viele Blitzeinschläge gesehen und untersucht. Das Feuer vom Himmel brannte normalerweise nur kurz, da es von der Feuchtigkeit des Dschungels ausgedämpft wurde. Mit der Feuersbrunst, die jetzt wütete, war das nicht zu vergleichen. Obwohl A-Tie extrem schnell laufen konnte, gelang es ihm nur knapp, sich zu retten. Als es endlich in Sicherheit war, hörte es etwas, das ihm die versengten Nackenhaare zu Berge stehen ließ, nämlich das verzweifelte Bellen von Branderas. A-Tie zögerte keinen Moment und stürzte sich in das Flammenmeer. Als Branderas wieder bellte, war dies ein Laut von größter Verzweiflung. Dann hörte A-Tie ein lautes Quietschen und die Explosion des Tanks des Traktors. Es stand aufrecht im Feuer und lauschte. Nichts, nur das Lodern der Flammen. A-Tie rannte Richtung Fluss und sprang im letzten Moment ins rettende Wasser.

Es hatte schwerste Verbrennungen davon getragen. Die langen Haare an seinem Schwanz und dessen Spitze waren verkohlt, genauso wie sein Schurrbart. Ein Ohr hing ihm zerfetzt vom Kopf und um ein Auge hatte sich eine häßliche Geschwulst gebildet. An manchen Stellen seines Körpers war das Fell durch Brandblasen ersetzt. Am meisten aber schmerzten die Pfoten, vom Lauf über die brennende Erde. Es kroch aus dem Fluss und verschwand im Gebüsch. Dann brach es zusammen. Große Blätter schlugen über ihm zusammen und hüllten es ein. Wohltuender Düfte drangen aus nahen Blüten und durch das Bett aus Kräutern, auf dem A-Tie lag, quollen heilende Säfte. Der Dschungel holte sein liebstes Kind ins Leben zurück.

**

„Meier“, lallte Meier ins Telefon, denn er war besoffen.
„Matero hier. Haben Sie den Wald abfackeln lassen?“
„Hä, wa...?“
„Wenn Sie es getan haben, sind Sie ein Idiot...“
„Ach, leck mich doch....“
„Ich bin Christ, Meier. Das ist der einzige Grund, warum ich Ihnen sage.....
„Schnauze, Arschloch!“
Meier schleuderte das Telefon in hohem Bogen über die Mauer und A-Tie fing es aus der Luft.
Matero gab nicht auf: „Meier! Sie verstehen nicht. Der Org... das Tier hat fast sicher überlebt...“
„Na, so ein Glück!“, bemerkte A-Tie.
„Meier! Sie sind in Gefahr!“
„Wo ist der Fahrer?“
„Meier?“
Matero überlegte kurz und machte dann „Maaaaahhhhhh!“
Sein Gesprächspartner meinte: „Abgehauen. Wäre ich auch an seiner Stelle.“

„Maaahhhhh!“ Matero war ein Erlebnis im Dschungel Burundis eingefallen. Der Gorilla hatte seinen Führer mit einem mächtigen Arm geschnappt und hielt ihn auf den Boden gedrückt. Ein kleiner Ruck und der Nacken des zierlichen Mannes würde brechen.
„Maaaahhhh! Maaaahhhh!“ machten die Soldaten und die anderen Guides und der Riese hielt inne.
„Maaaahhhh! Maaaahhh!“ mischte sich ein sanfterer Klang in den Chor, die Stimme von Sissy, ihres Zeiches begnadete Biologin und Mitglied der kleinen Reisegruppe. Daraufhin ließ der Gorilla ein wohliges Grunzen hören und entließ den kleinen Guide, mit einem Klaps.
Matero legte all das Mitgefühl, das er nie empfunden hatte in seine Stimme: „Maaaahhhh!“
„Maaaaahhhhh?“, fragte das Telefon.
„Maaaaahhhhh!“, bestätigte Matero und A-Tie trennte die Verbindung indem es das Telefon zerbrach. Dann glitt es über die Mauer.

Meier nahm ein riesiges Steak vom offenen Grill. Er liebte es blutig. Schmatzend kaute er und spülte mit Bier nach.
„Maaaaahhhh!“, machte A-Tie leise doch Meier hörte es nicht. A-Tie beobachtete Meier, wie er das Steak verschlang. Die Verbrennungen schmerzten noch immer sehr. Es dachte an Branderas.
„Maaaahhhhh! Na, so ein Glück! Wo ist der Fahrer? Abgehauen! Wäre ich auch an seiner Stelle. Meier, Sie sind in Gefahr!“, warnte A-Tie, wandte sich um und sprang von der Terrasse. Mit dem Rest seines Schwanzes, der nicht verbrannt war stieß es dabei eine Flasche um.
Kurz darauf trockelte Meier zum Grill, nahm das zweite Steak vom Grill und stieß diesen dabei an, wobei einige Fünkchen zu Boden fielen. Die menschliche Fackel, die über die Terrasse tobte, bemerkte A-Tie nicht mehr. Es kehrte in die Aschenwüste zurück, an die Stelle, wo Branderas und seine Familie verbrannt waren. Es legte sich in den Staub und wartete lang. Dann bellte es zweimal wie ein Chihuahua. Als es keine Antwort erhielt, winselte es und starb.

**

Sie rasten durch den Wald. Sie waren sechs und sie waren lebendig. Sie schaukelten an Ästen, schwammen im Fluss, balgten und dann lagen sie in der Sonne. Eines jagte weiter und die anderen folgten ihm. Plötzlich stand das Erste still und das Zweite vermied eine Kollision nur durch seine perfekten Reflexe. Sie starrten auf das sich bietende Bild und weil sie nicht wussten, dass man entsetzt sein konnte, waren sie erstaunt. Im Staunen waren sie nämlich herrvorragend, ebenso wie im Erforschen und Herausfinden. Vor ihnen lag eine Landschaft aus grau-schwarzem Morast. Langsam gingen sie weiter und konnten nicht fassen, dass eine so grausame Hässlichkeit existierte. Dann sahen sie die Gestalt. Diese saß auf einem umgestürzen Baum. Die ersten beiden stellten sich vor Gestalt auf die Hinterbeine, die anderen folgten. Sie waren schon mehr als einen Meter groß. Mario schob die Kappe aus seinem verbrannten Gesicht, sah die sechs an und sagte: „Na, so ein Glück!“

 

Hallo Krot,

Fantasy lese ich gerne. :thumbsup:

Habe zunächst mal nachgeschaut, ob du vorher auch schon eine Fantasygeschichte geschrieben hast, die ich vielleicht zuerst lese um mich dann in deine neue hier zu stürzen. Und dann finde ich deine andere Story, bei der du die dir gezeigten RS-Fehler nicht korrigiert hast. :(

Mag sich jetzt hart anhören, aber da ist mir schon die Lust vergangen, deinen neuen Text hier zu lesen und zu kommentieren. Nur meine persönliche Meinung.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Krot,
anders als GoMusic habe ich direkt deine Geschichte gelesen und möchte nun auch zumindest einen kurzen Kommentar dazu hinterlassen. Ich kann nur hoffen, dass du die Antworten auch liest und beherzigst, wenn du langfristig etwas aus diesem Forum lernen willst. Und wie du an GoMusics Kommentar erkennen kannst, wäre es schön, wenn wir zu unseren Kommentaren und Korrekturen auch eine kurze Rückmeldung erhalten. Anders als in deinem Beruf haben wir hier ja kein Schüler-Lehrer-Verhältnis, sondern sind alle mehr oder weniger gleichgestellt und gleichgesinnt und wollen einander helfen. Die Kommentare sollten also eher wie ein Gespräch unter Freunden angesehen werden und nicht als korrigiert zurückgegebene Arbeit. Und am Ende ist es natürlich auch schön zu sehen, dass sich die Mühe eines Kommentars gelohnt hat und der Autor zumindest über das Gesagte nachgedacht hat.

So, und bevor ich mich jetzt inhaltlich noch weiter von der Geschichte entferne, hier die versprochene kurze Review:

Grundsätzlich kann man den Text flüssig lesen und gut verstehen, heißt: Mir sind spontan keine Fehler in Schrift oder Inhalt aufgefallen. Das ist schon mal gut. Und auch wenn die grundsätzliche Idee eines Wesens, das seinen Dschungel vor der Zerstörung / Rodung durch den Menschen schützen will, ziemlich alt ist und bereits in zahlreichen Variationen erzählt wurde, scheint mir das doch eine eigene Neuinterpretation der Idee zu sein. Also auch gut.
Problematisch finde ich aber den Umfang und die inhaltliche Dichte. Das ist mMn bei weitem keine Kurzgeschichte mehr. Du baust sehr viel in deine Geschichte ein, das sehr viel mehr ausgebaut werden könnte und müsste, um der Geschichte wirklich Tiefgang zu verleihen. Und dann wärst du schon bei einem vollen Roman. Anders ausgedrückt sehe ich hier das Problem, das auch viele Filmadaptionen von guten Büchern haben: Man wollte den gesamten Inhalt in einem sehr kurzen zeitlichen Rahmen unterbringen und hat daher an vielen Stellen nur noch Bruchstücke der Handlungen und Ideen, die häufig nur von denen verstanden werden können, die das Buch kennen. Hier ist das ähnlich. Ohne meine starke Fantasie und Vorwissen aus den angesprochenen ähnlichen Geschichten hätte ich an vielen Stellen Probleme, mir den Sinn und die Bedeutung der dargestellten Situation zu erklären.

Mein Tipp daher: Entweder viele Punkte streichen, insbesondere den zeitlichen Umfang reduzieren und auf eine konkrete (Schlüssel-)Situation konzentrieren (eben eine richtige Kurzgeschichte) oder das Ganze als "Lang-"Geschichte / Roman aufziehen und entsprechend die flachen Stellen auffüllen.

Ich hoffe, das war so einigermaßen verständlich. Wenn nicht, gerne nachfragen ;)
Gruß,
Lukas

 

Lieber LuWiLe,

herzlichen Dank fürs Lesen und für die Tipps. Ich werde sie sicher beherzigen.
Wenn es leicht geht: Du meinst, ich hätte vieles weglassen sollen. Was zum Beispiel?
(Nur, wenn dir auf die Schnelle etwas einfällt!)
Zu meinem ersten Beitrag möchte ich noch sagen, dass ich mich bei der Moderatorin damals ausführlich bedankt habe. Dass man Rechtschreibfehler ausbessern muss, wusste ich nicht.

Gruß,
Krot

 

Hallo Krot,
was du streichen müsstest hängt ja davon ab, worauf du dich konzentrieren willst. Ich persönlich hätte z.B. schon den ersten Abschnitt, wo A-Tie das Fahrzeug übernimmt und durch die Gegend fährt als ausreichend empfunden. Oder du konzentrierst dich auf die Anwerbung des Jägers und den anschließenden "Kampf". Alles andere müsste dann wegfallen bzw, wenn es für die verbleibende Geschichte wichtig ist, kurz am Rande erwähnt werden.

Ich an deiner Stelle würde übrigens den Rest nicht einfach wegschmeißen, sondern mal bei dir auf dem Rechner speichern; wie gesagt lässt sich daraus auch wunderbar eine längere Geschichte machen.

Noch kurz zu den Rechtschreibfehlern: Du *musst* natürlich gar nichts, aber wie du an GoMusic gemerkt hast, haben andere eher Lust, deine Texte zu korrigieren, wenn sie merken, dass ihre Arbeit auch Wirkung zeigt. Und gerade in einem Autoren-Forum wäre es natürlich auch schön, wenn sich die Fehler nicht immer weiter ansammeln, sondern dann auch entfernt werden.

Gruß,
Lukas

 

Herzlichen Dank!
Damit kann ich was anfangen.
Gruß,
Krot

 

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