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Begegnung im Wald
Begegnung im Wald
Ein in schwarzes Leder gekleideter Reiter erreichte die Lichtung. Er stieg unter Ächzen und Stöhnen vom Pferd, verblieb ein paar Sekunden in der gebückten Stellung um sich dann aufzurichten. Die Geräusche, die seine Wirbelsäule dazu machte, erinnerte ans Zerreißen von Papier und der Mann gab eine ätzende Grimasse zum besten. Als er endlich in der Aufrechten angelangt war, erhellte sich sein Gesicht und er stieß einen wohligen Seufzer aus.
Gerade als er sich über das gefundene Plätzchen zum Übernachten freuen wollte, sprangen sieben maskierte Gestalten aus dem Gebüsch. Ihr Anführer näherte sich dem Schwarzen Reiter und man konnte im Mondlicht erkennen daß er mit einer Axt bewaffnet war . Als Kleidung hatte der Mann eine Art Sack übergestülpt, der mit einer Schnur in der Mitte zusammengehalten wurde, der Kopf wurde von einer Kopfsocke bedeckt. Zweifellos handelte es sich um Strauchdiebe, die ihm hier nach dem Leben trachteten.
„Wie ist dein Name? Sprich!“, raunzte der Anführer.
„A-shi-mu-ka“, antwortete der Schwarze Reiter. „Ein Ausländer... Vielleicht sollten wir dich verschonen, dann kannst du uns deine Sprache beibringen.“
Der Kopfsocken-Mann lachte schallend woraufhin seine Bande hyänenhaft einsetzte. Der Schwarze Reiter machte ein ernstes Gesicht und entgegnete:
„A-shi-mu-ka bedeutet: Der Weise, der zunächst posiert, dann verhandelt und am Ende zuschlägt.“
Die Diebe schauten sich gegenseitig verständnislos an, einer zuckte mit den Schultern.
„Halt endlich dein Maul und rück die Kohle raus, sonst werden wir ungemütlich!“, meinte der Anführer gereizt.
Daraufhin zog A-shi-mu-ka seinen schwarzen Leder-overall aus und war jetzt nur noch mit einem String-Tanga bekleidet. Er kramte kurz in der Pferdetasche und holte eine Tube Massageöl heraus. Mit ein paar Handgriffen schmierte er sich das Öl auf seinen muskulösen Körper, der jetzt im Mondlicht wie eine römische Statue aussah. Gekonnt führte A-shi-mu-ka die Krabben-Pose vor, dann Bizeps von vorn, von hinten und schließlich die Schwarzenegger-Pose, woraufhin eine Frau unter den Dieben in Ohnmacht fiel.
Die restlichen Diebe standen wie angewurzelt da und wollten nicht ihren Augen trauen. Als einer der hinteren anfing, Beifall zu klatschen, erntete er böse Blicke von den anderen Männern, hörte sofort wieder auf und starrte zu Boden.
Der Kopfsocken-Anführer war rasend vor Wut und musste sich beherrschen um überhaupt sprechen zu können.
„Jetzt langts mir, alle sofort auf ihn und fertigmachen!“
Mit einer Handbewegung schickte er seine Untergebenen auf den glänzenden Halbnackten los.
Geistesgegenwärtig schnappte sich A-shi-mu-ka seine Sachen und zog sich blitzschnell an. Zusätzlich zu seiner üblichen Kluft setzte er sich noch eine runde Nickelbrille auf die Nase und sprach :
„Halt! Stellt euch zuerst meinen Argumenten!“
Überrascht von den Ereignissen hielt die Meute inne. Sogar der Bandenchef verlor kurzzeitig die Fassung und Starrte mit offenem Mund auf den Fremdling.
„Ihr könnt so nicht weitermachen“, Begann er und strich seine langen schwarzen Locken zur Seite. „Als angehörige der untersten Gesellschaftsschicht seid ihr zum Plündern und Töten verurteilt. Das zwingt euch die Bourgeoisie auf. Findet zu euch selbst, dann könnt ihr als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft euren Platz im Leben finden.“
Dem Chef der Strauchdiebe platzte nun der Kragen. Er war rot angelaufen und erste Spuren von Schaum bildeten sich an seinem Mundwinkel. Heiser vor Wahnsinn schrie er :
„Tötet den Idioten! Sofort! Oder ich mach euch selber alle kalt! Töten! auf der Stelle killen!“.
Der Schwarze Reiter verstand. Es war mal wieder soweit. Er griff in die Scheide und holte ein silberglänzendes einmeterfünfzig langes Schwert hervor. Seine Armmuskeln bis zum bersten angespannt, stand er in der Ausfallschrittstellung, die ihm in der Kampfschule beigebracht wurde. Eine Sekunde später fiel ihm etwas ein und er steckte das Schwert wieder weg. Er ging um das Pferd herum und holte einen auf der anderen Seite am Sattel befestigten Gegenstand heraus. Es war eine lange Holzstange in der Form einer Sonnenblume, die er in seinen Selbstfindungskursen gebastelt hatte.
A-shi-mu-ka holte mit der Holzsonnenblume aus und spaltete dem ersten Angreifer den Schädel. Dem nächsten brach er mit Schwung die Kniescheibe, woraufhin dieser bewusstlos zu Boden sank. Die anderen kämpften zunächst tapfer weiter, endeten aber bald mit gebrochenem Genick oder verstümmelten Gliedmassen auf dem Boden.
Der Überfall war blutig zu Ende gegangen, die Strauchdiebe lagen blutend und Bewusstlos oder tot auf dem Boden. A-shi-mu-ka öffnete ein kleines Büchlein mit dem Bild seines Gurus und sagte:
„Es ist wahr o weiser Guru was du mich gelehret hast. Auf die sanfte Art setzt man sich immer durch, und Gewalt führt zu nichts“.
Danach wusch er das Blut von der Sonnenblume und ging schlafen.