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Thema des Monats Begegnung im Soldatenlager

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02.02.2005
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Begegnung im Soldatenlager

Man schrieb das Jahr 1632. Der Krieg wütete bereits seit fast vierzehn Jahren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der Bevölkerung des Landes war kaum mehr bewusst, weshalb die Kämpfe überhaupt begonnen hatten. Ständig waren irgendwo kleinere und größere Schlachten.
So ging es auch den Bewohnern eines kleinen Ortes bei Leipzig. Schon seit einigen Tagen zogen die Kaiserlichen und auch schwedische Truppen in die hiesige Region. Man munkelte etwas von einem Entscheidungskampf. Sollte danach endlich wieder Frieden herrschen?
Auch Max waren diese Aktivitäten nicht unbemerkt geblieben.
„Mensch, das wäre toll, wenn es hier in unserer Nähe so richtig krachen würde“, sagte er eines Tages zu seinem Freund Karl, dem Sohn des Müllers. Sie streiften im Wald herum und spielten Krieg.
„Was hältst du davon, wenn wir uns die Soldaten etwas genauer ansehen?“, schlug Karl vor. „Ich habe heute Morgen beobachtet, wie eine schwedische Truppe über den Fluss gekommen ist. Sie hat ihr Lager ganz in der Nähe aufgeschlagen. Komm, schauen wir uns dort mal um.“
„Aber die Schweden sind doch unserer Feinde“, gab Max zu bedenken.
„Egal. ‚Heute Feind, morgen Freund’, sagt mein Vater immer. Hauptsache wir können uns das mal aus der Nähe anschauen!“
Das überzeugte Max und er war sogleich Feuer und Flamme. Seine Mutter, die eine Schenke im Ort betrieb, würde ihm nie erlauben, allein in ein Soldatenlager zu gehen. Da der Junge für sein Alter recht groß und kräftig war, hatte sie täglich Angst davor, dass die Soldaten ihren Sohn zwingen könnten bei ihnen zu bleiben, wenn er herumstreunte. Die Kämpfer waren zurzeit sehr rar. Freiwillige gab es hier auf dem Land kaum noch. Die wenigen Männer, die noch im Ort lebten, waren entweder alt oder hatten bereits eine Kriegsverletzung, die es ihnen unmöglich machte, wieder auf die Schlachtfelder hinauszuziehen. Auch Max’ Vater war vor drei Jahren an einer Kriegsverletzung gestorben.
„Komm endlich, Max! Was stehst du herum. Es wird bald dunkel, dann sehen wir nichts mehr.“
Schnell liefen die beiden Jungen durch den Wald bis zu einer Lichtung. Gleich hinter der Baumgrenze hörten sie laute Männerstimmen. Ihr Lachen und Scherzen ließ auf eine gute Stimmung schließen, obwohl die Verpflegung nicht sehr üppig war. Hier in den ländlichen Gebieten überfielen sie die Bauernhöfe und beschlagnahmten Hühner, Hasen und Schweine, die sie abends über dem offenen Feuer brieten.
In der Mitte des Lagers waren zwei große Holzstöße aufgeschichtet. Einer davon begann bereits zu brennen.
„Na, habe ich dir zu viel versprochen?“, grinste Karl. Max schüttelte den Kopf. Es waren in letzter Zeit oft Soldaten zu ihnen in die Wirtsstube gekommen. Aber so eine Menge hatte er noch nie gesehen. Es herrschte ein Durcheinander von bunten Uniformen, Wagen, Waffen sowie Pferden und Hunden. Auch einige Frauen waren darunter.
Vorsichtig schlichen sich die beiden Jungen näher. Hin und wieder konnten sie einen Wortfetzen aufschnappen, verstanden aber die Sprache nicht.
Ein Teil der Pferde graste bereits friedlich auf der Weide, andere wurden erst ausgeschirrt. Alles machte einen friedlichen Eindruck, so, als seien die Männer von einem Reitausflug zurückgekehrt.
Wäre da nicht ihr verwegenes Aussehen gewesen. Die Uniformen waren mit getrocknetem Matsch verklebt. Die langen, fettigen Haare fielen ihnen strähnig ins Gesicht. Sie hatten schon Ewigkeiten kein Wasser mehr gesehen. Die Jacken und Hosen hingen ihnen teilweise in Fetzen. Diejenigen, die noch Stiefel trugen, gehörten den Offiziersrängen oder der Reiterbrigade an. Die anderen wickelten dreckige, teils mit trockenem Blut verklebte Lappen um ihre Füße, die sie kaum vor Kälte und dem steinigen Boden schützten.
Max wandte sich angeekelt ab. „Also, mich bekommt keiner zur Armee. Das ist ja erbärmlich, wie die aussehen. Nicht einmal gescheite Schuhe haben sie. Wir leben zwar auch nicht wie die Made im Speck, aber wenigstens haben wir trockene Kleidung und festes Schuhwerk.“ Wie zur Bestätigung hob er seinen Fuß hoch. Dann aber sah er auf seinen Freund und betrachtete dessen Schuhe. Sie hatten an den Spitzen kleine Löcher. Die Seitennähte waren aufgeplatzt und die Sohlen abgelaufen.
Als Max den traurigen Blick seines Freundes sah, lenkte er sofort ab und deutete auf eine kleine Gruppe Soldaten, die damit beschäftigt waren, ein großes Zelt aufzubauen. Einige Holzstangen standen bereits und die Männer breiteten eine durchlöcherte Stoffplane aus.
„Na, da pfeift es aber auch ganz schön durch die Löcher“, bemerkte Max.
„Genauso wie durch meine Schuhe, wolltest du doch noch sagen, oder?“ Karl sah seinen Freund grimmig an, denn ihm war durchaus nicht dessen skeptischer Blick auf sein Schuhwerk entgangen. Max brummte nur etwas Unverständliches, das wie eine Bestätigung klang und zog dann den Müllersohn ein Stückchen weiter. Am Rande des Lagers hatte er nämlich etwas Interessantes entdeckt.
„He, Karl, schau mal, eine Kanone. Komm, die wollen wir uns mal genauer ansehen!“ Sprach’s und lief voraus.
Dann standen die beiden Jungen vor dem schwarzen Ungetüm.
„Wenn das Ding losgeht, dann ist unser kleiner Ort weg“, sagte Max und betrachtete ehrfurchtsvoll die grausame Waffe.
„Meinst du, die beschießen unser Dorf?“
„Nein, du Angsthase. Ich habe gehört, dass die schwedische Armee nur auf der Durchreise ist. Die tun uns nichts.“
Sein Blick wanderte über die lärmenden, dreckigen Soldaten, die zwischen den Planwagen und Lagerfeuern geschäftig hin und her liefen. Plötzlich erblickte Max etwas abseits einen Mann auf einem Baumstamm, der irgendetwas auf seinem Schoß hielt. Ab und zu blickte er auf und dann wieder schnell nach unten.
„Was macht der abseits von der Truppe, Karl? Ein feindlicher Spion vielleicht? Lass uns hinübergehen und sehen, was er treibt.“ Max schnappte seinen Freund am Arm und gemeinsam überquerten sie den Lagerplatz. Keiner der Soldaten beachtete die beiden Kinder. Sie waren alle zu sehr mit sich selbst und dem Aufbau des Nachtlagers beschäftigt.
Als Max und Karl in die Nähe des Mannes kamen, sah dieser auf und sprach im gebrochenem Deutsch: „Na, ihr beiden. Wer hat euch denn hierher geweht? Ihr kommt doch sicher aus dem Dorf, oder täusche ich mich?“ Er legte ein kleines Stück Kohle und ein Bogen Papier auf die Seite. Max schielte hinüber und erkannte, dass der Fremde ein Bild skizziert hatte. Soldaten beim Zeltaufbau und auch die Kanone mit dem Munitionswagen konnte er erkennen.
„Ihr malt während andere zu den Waffen greifen und ihr Land verteidigen?“, fragte Max provozierend.
„Damit diene ich ebenfalls dem Reich, aber auf einer anderen Art und Weise. Menschen in fernen Gegenden werden über die Geschehnisse hier unterrichtet.“
„Durch Flugblätter und Zeitungen?“, mischte sich Karl ein.
Als der Mann nickte, deutete Max auf die Zeichnung. „Und Bilder liefert Ihr gleich mit?“
„Richtig. Diejenigen, die nicht lesen können, sehen darauf, was sich im Land tut.“
„Habt Ihr schon viele Schlachten gesehen und gezeichnet?“ Karl setzte sich neben den Fremden auf den Baumstamm, nahm das Blatt auf und betrachtete es sich genauer. Er stellte fest, dass der Mann sehr gut malen konnte. Die Szene wirkte lebendig und naturgetreu. „Man meint wirklich, sie kommen auf einem zu. Ich finde, Ihr habt Talent.“
Der Mann grinste. „Das freut mich, dass es dir gefällt. Aber jetzt sagt mir, was sucht ihr hier im Lager?“
„Wir waren neugierig, wollten einfach mal sehen, wie die Soldaten so leben“, antwortete Karl.
„Aber ihr seht doch sicher tagtäglich durchziehenden Truppen?“
„Das schon, Herr“, antwortete Max. „Meine Mutter besitzt ein Gasthaus. Da hört man schon hin und wieder einiges vom Soldatenleben. Aber ein richtiges Lager haben wir bis jetzt noch nicht in unserer Gegend gehabt.“
„Ich hoffe, du bist begeistert und willst gleich bei den Truppen bleiben?“ Fragend sah der Fremde Max an.
„Nein, nein! Das Leben wäre mir zu mühselig und auch zu dreckig. Ich liebe es komfortabler.“
Da musste der Mann laut lachen. „So, so komfortabler. Dann bist du wohl in eurem Wirthaus besser aufgehoben als hier auf dem freien Feld. Und du“, dabei schaute er Karl an, „liebst du es auch eher bequemer?“
„Meiner Familie geht es nicht ganz so gut, wie der von Max. Gegessen und getrunken wird immer, auch im Krieg. Aber mein Vater ist Müller. Und wenn das Getreide von den Soldatenhorden auf den Feldern zertrampelt wird, können wir kein Mehl daraus mahlen und die Mühlräder stehen still. Das bedeutet für uns hungern.“
„Ja, da hast du Recht. Der Krieg hat seine guten aber auch seine schlechten Seiten. Wie heißt ihr beiden denn?“
„Ich bin Max und das ist mein bester Freund Karl.“
In diesem Moment näherte sich einer der Offiziere und salutierte. „Majestät, Euer Zelt ist errichtet!“
„Danke“, antwortete der Fremde und erhob sich. „Für euch wird es auch Zeit“, wandte er sich an die Jungen. „Gleich wird es dunkel und eure Eltern sollen sich doch nicht unnötig Sorgen um euch machen. Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder.“ Dann drehte er sich um und schritt zum Lager hinüber.
Max und Karl blieb der Mund offen stehen. „War … war das der Schwedenkönig?“
Der Offizier grinste und nickte. „Ja, das war Gustav Adolf.“ Danach folgte er seinem Befehlshaber.
Die Jungen nahmen die Beine in die Hand und jagten über den Lagerplatz zurück ins Dorf.

Zwei Tage später erfuhren sie, dass der Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen gefallen war. Nun blieb ihnen nur noch die Erinnerung an den großen Herrscher sowie die Skizze, die Karl mit nach Hause genommen hatte.

 

Hallo Bambu,

tolle Geschichte. Ich fand sie sehr interessant und auch spannend, gekrönt, im wahrsten Sinne des Wortes, vom Schluss.
Ich mag Kindergeschichten, bei denen man auch noch was lernt, Informationen bekommt und sich andere Leben / Zeiten vorstellen kann.
Ich glaube auch, die Welle der historischen Bücher hat nun auch die Kinder-und Jugendbücher erreicht, kam mir zumindest bei meinem letzten Besuch in der Buchhandlung so vor.

Ein paar Sachen:

Was sollten sie sonst anderes tun. Die Erwachsenen machten es ihnen ja vor.

Das klingt mir zu pädagogisch, würde ich weglassen.

Man muss auch davon ausgehen, dass Kinder, auch etwas ältere, an die diese Geschichte sich ja richtet, noch nichts vom Dreißigjährigen Krieg gehört haben. Ein klein wenig mehr Erklärung wäre vielleicht angebracht. Denn man weiß ja erst mal nicht ( als Kind), wo dieses Lützen ist, sage ich mal. Könnte ja Polen sein oder Dänemark oder sonstwo. Also mir fehlt ein bisschen das wer kämpft gegen wen. Deshalb ist auch nicht so ganz klar: sollen die Jungs nun Angst vor den Soldaten haben, oder nicht, wer sind überhaupt die Feinde? Ich denke mal, das ist wichtig für Kinder.
Ansonsten – prima, hat mir gut gefallen. Macht Lust darauf, mehr zu erfahren. Zum Beispiel frage ich Geschichtsbanause mich jetzt, ob das stimmt, dass der so gut zeichnen konnte?

Liebe Grüße,
Sammamish

 

Hallo Bambu,

ich wollte auch unbedingt alles lesen. Sehr schön geschrieben.
Ich frage mich nur, für welches Alter es gedacht ist?
Es könnte, meiner Meinung nach auch in die Rubrik Jugend. Bin mir aber nicht so sicher!

Liebe Grüße von gidon

 

Hallo Sammamish,
hallo gidon,

vielen Dank für euer Lob.
Gedacht ist die Geschichte eher für etwas ältere Kinder, aber das sind wohl alle Texte die sich mit der Historik befassen. Für Jugend müsste wahrscheinlich noch ein bisschen mehr über den Dreißigjährigen Krieg berichtet werden, damit es lehrreicher wirkt. Da ich aber nur einen kleinen Eindruck von der Situation unter den Soldaten übermitteln wollte, können es vielleicht auch schon Kinder so ab 10 Jahre verstehen.

@ Sammamish
Ich werde versuchen noch ein paar Infos über den Krieg und den Ort am Anfang einflechten. Da diese Zeit ein kleines Steckenpferd von mir ist, fällt es beim Schreiben nicht so auf, wenn man über den einen oder anderen Punkt ein wenig flüchtig drübergeht.
Deine Frage am Schluss kann ich leider nicht beantworten. Sagen wir mal so, in meiner Geschichte musste er zeichnen können, sonst hätte ich das Ende nicht so spannend hinbekommen. :DVielleicht konnte er es ja wirklich? ;)

Vielen Dank noch einmal an euch beide.
Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu,

Deine Soldatengeschichte hat mir sehr gut gefallen, vor allem, weil ich ein Fan historischer Geschichten bin. Das überraschende Ende mit dem zeichnenden König fand ich sehr schön. Auch die Verhältnisse im Lager hast Du sehr anschaulich und lebendig geschildert.

Mal eine ganz andere Kindergeschichte, aber gerade das gefällt mir daran.

Sehr gerne gelesen.

LG
Giraffe :)

 

Hallo Giraffe,

toll, dass meine Historik-Geschichte so gut ankommt.
Auch dir vielen Dank für dein Lob.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo zusammen,

ich habe am Anfang noch ein paar Informationen eingefügt. Hoffe, es sind genug, denn es soll ja nicht zu einem Geschichtsbuch werden.

Viele Grüße
bambu

 

Ja, ist besser so, lernt man mehr, aber auf unaufdringliche Weise.

:thumbsup:

LG Sammamish

 
Zuletzt bearbeitet:

Dass ich mal unter der Rubrik "Kinder" lande ...
Nun gut, den Grimmelshausen gibt's auch "kindgerecht", d. h. verniedlicht, und alle gute Kinderliteratur ist nicht nur für Kinder (Alice im Wunderland/Hinter den Spiegeln u. v. m.) gedacht ...

Hallo bambu,

keine Bange, 's wird alles andere als ein Verriss, selbst wenn's mit'ner Korrektur beginnt: >Man schrieb das Jahr 1632. Der Krieg wütete bereits seit fast vierzehn Jahren im Deutschen Römischen Reich<, was dieses labile Gebilde des Kaiserreichs wenn nicht falsch, so doch nicht ganz richtig bezeichnet, selbst wenn jeder zu wissen glaubt, was gemeint ist: Sacrum Romanum Imperium (Heiliges Römisches Reich) war die offizielle Bezeichnung seit dem wiederaufgelebten Kaisertum seit Karl dem Großen und seiner Nachfolger und diese Bezeichnung blieb bis zur Niederlage gegen Bonaparte 1806, dann verschwand auch die Bezeichnung, mit der der Anspruch auf Fortsetzung des Imperiums Romanum und der übergeordnete göttliche Wille ausgedrückt werden sollte. Erst seit dem 15. Jhdt. wurde allmählich der Zusatz "Deutscher Nation" eingeführt, dass die genaue Bezeichnung zu Zeiten des 30jährigen Krieges "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" war, zu einer Zeit, da der Kaiser relativ wenig, die Fürsten in Mitteleuropa umso mehr zu sagen hatten, wobei man nie vergessen darf, dass der Kaiser mit seiner habsburgischen Hausmacht eh einer der mächtigsten Fürsten war.

Die Kriegsführung ruhte im Winter (heute noch ist der Grund in Bourtange nachvollziehbar), nie war ganz Mitteleuropa auf einmal betroffen, der Krieg flammte hier auf und erlahmte dort etc. Aber das sind für Deine Geschichte eher nebensächliche Ereignisse. Was er aber in jedem Falle war: der 30jährige war mit Sicherheit ein "Welt-" und "totaler Krieg", waren doch alle bekannten Großmächte einbezogen, besonders aber die mitteleuropäische Zivilbevölkerung. Es waren darum nicht >ständig ... irgendwo kleinere und größere Schlachten<, es gab Landschaften, die wurden selten von Truppen heimgesucht, aber Raub und Mord war durch reguläre und irreguläre (herrenlose) Söldnerhaufen eine boomende Branche, umso mehr, als der Krieg sich selbst ernähren musste. Der größte Kriegsunternehmer war keineswegs königlichen Geblüts, sondern Wallenstein, der sich gehörig vor den, besonders aber dem einen Schweden fürchtete und - so führten Gerüchte zu Ws Tod - war mit diesem zum Friedensschluss bereit...

Nun, ob Gustav Adolf der freundliche Mann war, als der er hier dargestellt wird, weiß ich nicht. Gustav Adolfs Page macht es uns fast glauben. Dass er einschließlich Deutsch vielsprachig war, ist erwiesen.

Gern gelesen, 's wird aber - wie gesagt - noch das eine oder andere kommen, wie z. B. der Konjunktiv (könnt's bei mir anders sein?).

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Dass es "Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" heißen muss, das weiß ich. Doch in einer Kindergeschichte wollte ich es eher ein bisschen vereinfachen, dass die jungen Leser nicht zu sehr an den Geschichtsunterricht erinnert werden.
Es freut mich, dass du dich mit dieser Zeit auszukennen scheinst. Mich persönlich interessieren eher die Alltagssorgen und die Menschen in dieser Zeit, weniger die Politik, obwohl sie ja sehr diese 30 Jahre prägt.
Aber ich finde auch, dass sich die Scharmützel fast alle auf "deutschem" Gebiet abgespielt haben, aber sich natürlich die angrenzenden Staaten mit eingemisch haben. Und allmählich zogen dann die Kämpfe über das Land.
Wie du schon richtig schreibst, waren Gefechte in manchen Gegenden, wie in Franken und in der Oberpfalz, erst sehr spät. Die Bevölkerung hat dort ja hauptsächlich durch die herumstreunenden Söldnertruppen etwas vom Krieg mitbekommen.

Diese Geschichte und auch "Die Verschwörung" habe ich aus einem größeren Text herausgelöst und versucht eine bzw. zwei eigenständige Abenteuer daraus zu machen. Daher habe ich mir den Gustav Adolf auch ein bisschen so hingebogen, dass er als freundlicher Mensch hervorgeht und, wie ich schon auf Sammamishs Kommentar geantwortet habe, auch malen können musste. Also, das ist frei erfunden, damit der Text einen passenden Abschluss findet.

Dein Posting liefert jedoch eine sehr gute Hintergrundinformationen für junge Leser, die sich noch etwas näher mit der Materie "30jähriger Krieg" befassen wollen.

Ich danke dir für deine Ausführungen.
Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

"Anno 1620 in Julio bin ich uf den tod krank gewest, und die krankheit vermein ich, daß ich mirs drincken causirt hab" (was mancher noch heut tut) sprach Wallenstein und "Der feindt marschiert hereinwarths der herr lasse alles stehen und liegen und incaminiere sich herzu mit allem volck…" der durch Schiller bekannte Pappenheim wohl original,

bambu,

denn etwas stört mich, dass die Kinder wie heutige sprechen, was ja dann so was wie SF wäre. Der Simpel Grimmelshausen ist im 2. Kapitel zehn Jahre alt und erlebt Plünderung und Mord und den Simplicissimus gibt's schon in an heutige Zeit angepassten varianten, ohne der alten Sprachhaltung Gewalt anzutun (sogar unter Spiegel online, wen's denn interessiert), z. B. wurde dem Deutschen nicht die englische Grammatik untergelegt: >Seine Mutter, die eine Schenke im Ort betrieb, würde ihm nie erlauben, allein in ein Soldatenlager zu gehen.< Wenn Konj., dann besser "Seine Mutter, die eine Schenke im Ort betrieb, erlaubte ihm nie, allein in ein Soldatenlager zu gehen." Aber warum überhaupt Konj., der Junge kann sich doch des Verbots sicher sein, also noch besser "Seine Mutter, die eine Schenke im Ort betrieb, erlaubt ihm nie, allein in ein Soldatenlager zu gehen" oder eine "wird"-Konstruktion.

Gustav A. war übrigens bei seinen Leuten sehr beliebt, was wieder für seine Menschlichkeit spricht und den Kindern näher bringt. Zudem "malt" er nicht, sondern zeichnet, nehm ich mal an, das aber nur am Rande.

So viel oder wenig für itzo vom

Friedel

Ach ja, hätt' ich fast vergessen: die Schlacht fand am 16. November statt und die Mannschaften hatten neben dem Feind das Wetter zum Gegner: es herrschte den halben Tag Nebel ... wie auch in den Tagen zuvor.

 

Hallo Friedel,

mir scheint, dir macht das Thema "30jähriger Krieg" Spaß. :)
Den Konj. nehme ich noch raus.

Ein kleiner Tipp in eigener Sache: Lies, wenn du magst, doch auch "Die Verschwörung", denn da geht im Grunde die Geschichte um die Schlacht bei Lützen weiter. Da kommt auch der Nebel vor. :D

Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Soll so sein,

bambu,

dass ich die Verschwörung lese und was zu schreiben werde. Gleichwohl macht der 30jährige Krieg sicherlich weniger Spaß in seinen realen Auswirkungen als in den literarischen Folgen, ist doch Grimmelshausen Simplizissimus zugleich Entwicklungs/Bildungs/Antikriegsroman und abschließend nochmal'n winziger Hinweis:

Von den 17 Mio Bewohnern des Reiches kamen vier Mio um*, auch wegen der Seuchen, die nach 1634 das Reichsgebiet verheerten. Dabei war die Verteilung der Opfer sehr ungleich verteilt: die Niederlande (die gehörten bis 1648 zum Reich) hatten kaum Opfer zu beklagen, boomten sogar wirtschaftlich (siehe Sets Tulipan-Geschichte hierselbst), Süddeutschland verlor 2/3 der Bevölkerung wie auch Pommern. Hier entstand dann ein Kinderlied, dass heute noch auf die Melodie des "Schlaf, Kindlein, schlaf!" gesungen wird und der Jahreszeit angemessen ist und nicht nur dank des Knaben Wunderhorns überdauern wird:

"Maikäfer flieg ...", wie geschaffen fürs Thema.

Gruß & bis bald

Friedel

Die Zahlen sind alle geschätzt, kann auch gar nicht anders sein, fand doch vorher und nachher keine Bestandsaufnahme statt.

* Und noch eine kleine Korrektur bei mir selbst: Nach anderen Quellen maß die Bevölkerung des Heiligen Römischen Reichs nach Kriegsende nur mehr 60 % der Bevölkerung zu Beginn des Krieges.

 

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