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- 08.11.2001
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Befehl - überarbeitet
hallo! weiter unten findet Ihr eine überarbeitete Version. hab's versucht! Frauke
Befehl
Ich weiß, es ist gleich soweit. Die Menge ist versammelt und es kann sich nur noch um Minuten handeln. Aber niemand wird drängen. Man lauscht ihm. Ein Stadion der Stille. Nur für seine Worte. Die Bewunderung liegt als Decke über den Köpfen der Menschen. Solange er spricht, wird keiner einen Ton von sich geben. Weder auf den Tribünen, noch unten auf dem Feld.
Mein Blick schweift über die Mengen. Die Gesichter ihm zugewandt, in Ehrfurcht. Man folgt ihm. Er hat einen Plan und das haben die Menschen gebraucht. Er erklärt seinen Plan. Tut es in einfachen Worten. Der Tenor ist: alles wird gut, wenn ihr folgt. Ich sage Euch, wohin. Vertraut mir.
Und alle verstehen. Die Zeit rückt vor. Ich sehe verstohlen auf die Uhr über dem Spielfeld. Gleich wird es beginnen. Nicht lange, das ist es nie, aber heute sind es so viele. Dann dauert es doch etwas länger. Es sind ein paar Hundert. Die Gründe sind nicht so verschieden. Das ist jetzt auch egal. Die Frage nach dem Warum beantwortet er nicht. Das gehört auch zum Plan.
Er macht eine Pause. Die Tribünen spenden Applaus. Die Aufregung steigt jetzt. Er sollte beginnen. Das Spielfeld blickt zu ihm auf. Ein dichter Pelz aus Körpern, sie alle sehen ihn an. Mein Blick fällt auf ihr Gesicht. Es ist eins in der Gruppe. Die Augen zielen auf mich. Sie ruft nach mir mit diesem Blick. Aber ich kann sie nicht hören, bei all dem Applaus.
Seine Hand senkt sich herab, der Lärm siegt über die Erfurcht und es ist schneller vorbei, als ich dachte. Nur Minuten des Prasselns. Stolz stehe ich da, und tu meine Pflicht. Bin ausgewählt worden, für heute. Werd zeigen, dass ich es beherrsche. Obwohl ich zu jung bin, mit grade erst Zwanzig. Die Menge dort oben tobt lauter. Dieser Applaus, der gilt uns. Mein Herz schlägt vor Stolz ein wenig schneller. Kaum zu fühlen, bei all dem Lärm.
Kein Blick mehr von unten herauf. Kein Gesicht mehr, in das wir sehen. Sie liegen dort unten, nicht eine Bewegung. Wir recken die Arme und lassen uns feiern. Die Menge zerstreut sich, es gibt nichts zu sehn.
Zusammen mit den Kameraden wate ich durch ihre Körper. Wir müssen jetzt sehen, ob einer noch lebt. Von Zeit zu Zeit gibt es Fehler. Die werden verbessert und dann ist es gut.
Ich steh neben ihr und hätte sie fast nicht erkannt. Ihr Gesicht verschmiert mit dem Blut. Die Lippen, an die ich mich noch so gut erinner, stehen offen, wie zu einem Schrei. Nach all diesen Jahren ist es schwer, nicht zu denken. Ihr Blick bleibt mir noch Stunden im Sinn. Doch der Stolz und der Whiskey vertreiben auch das.
[ 06.05.2002, 01:02: Beitrag editiert von: arc en ciel ]