Was ist neu

Bebendes Herz

Mitglied
Beitritt
21.01.2016
Beiträge
206
Zuletzt bearbeitet:

Bebendes Herz

Sie hörte einige Schüsse aus automatischen Waffen. Mit zitterndem Herzen rannte sie zum Fenster. Irgendwo dort draußen war er und kämpfte für die Minenarbeiter. Sie betete, er seie noch lebendig und wünschte sich nur, sie könnte nach seiner Hand greifen und ihn in ihre Arme schließen. Männer hasteten die Straße hinunter, die mit Stangen und Knüppeln fuchtelten.
Ein Ausbruch von Herzensangst ließ sie erbeben. Erblasst suchte sie sein Gesicht in der tobenden Menge.
Sie wußte nicht, wer die streikenden Arbeiter der neuen Gewerkschaft sind, wer die Anhänger der regierungstreuen Arbeiterorganisation? In den letzten Tagen waren viele Menschen bei den Auseinandersetzungen gestorben. Heute marschierten die Arbeiter erneut zur Platinmine und er war dabei. Ein Brausen von Schreien und Rufen drang zu ihr herauf. Die Männer schlugen erbarmungslos aufeinander ein. Sie taumelte fort vom Fenster. Ihre Beine wurden so weich, als wäre alle Kraft aus ihnen entschwunden. Sie presste die Handflächen auf die Ohren. Sie wollte es nicht mehr hören, die Schmerzensschreie, das Gebrüll. Sie hoffte, er wäre nicht dabei, würde nicht unter den Verletzten oder vielleicht Toten sein. Blind vor Tränen fiel sie gegen die Wand.
Gott, laß es doch enden, bettelte sie. Sie sollen doch aufhören. Laß ihn zu mir zurückkehren, atmend und lebendig. Sie wollte seine Stimme hören, seinen sanften Blick, seine warmen Hände auf ihrer Haut spüren.
Der Lärm auf der Straße verstummte. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und sank an der Wand zu Boden. Tränen rollten durch ihre Finger. Die plötzliche Stille erschien ihr wie eine Ankündigung des Todes. Jeder Funke Hoffnung, jeder Wille in ihr schien zu zerfließen, um ihre Seele in Staub und Kälte zu ertränken. Ihre Tränen versiegten. Ohne ihn wollte sie in dieser bitteren Welt nicht existieren, nicht atmen, nicht weinen, nicht lächeln. Ihre Gedanken, ihre Träume, ihre Gefühle erlöschten.
Sie hörte ihren geflüsterten Namen. Kaum vernehmbar, leise und zitternd. Wehmütig hob sie die schweren Lider und blickte auf. Er stand vor ihr, wirklich und wahrhaftig, die Kleidung zerrissen, das Gesicht blutig.
Sie sprang auf, die Augen erstickt in Tränen. Sie klammerte sich an ihn, umschlang ihn so fest, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ihr Körper erschauderte, ihren Lippen entfloh ein flatterndes Stöhnen. Sie küsste seinen Hals, sein Gesicht, seinen weichen Mund. Nichts war mehr von Bedeutung, nichts war mehr wichtig, nur eines, er war wieder zurück bei ihr.

 

Hallo Rainer Hohn,

Sie wußte nicht, wer sind die streikenden Arbeiter der neuen Gewerkschaft, wer die Anhänger der regierungstreuen Arbeiterorganisation?
Würde ich umformulieren:
Sie wußte nicht, wer die streikenden Arbeiter der neuen Gewerkschaft sind, wer die Anhänger der regierungstreuen Arbeiterorganisation.

Es gibt also zwei Gruppen.

Aber wenn ich den Text verfolge, gibt es die, die schießen, die, die die Straße hinunterhasten und die, die sie mit Stangen und Knüppeln verfolgen. :confused:

Sie hoffte, er wäre nicht dabei, er wäre nicht unter den Verletzten, nicht unter den Toten.
Unter welchen Toten? Sie hat zwar Schüsse gehört, aber doch keine Toten gesehen.
Es ist nur die Rede von Toten in den letzten Tagen.

Sie schlug die Hände vor das Gesicht … Sie schloss die Augen.
Zwischen Hände vors Gesicht schlagen und Augen schließen hat sie die Augen doch gar nicht geöffnet. Oder hat sie die Hände vor den geöffneten Augen geschlagen?

nichts wahr mehr wichtig,
war mehr

Eine kleine Szene, aus der du einen ganzen Roman machen könntest. Stelle mir dabei bildlich den Arbeiterkampf in einem südamerikanischen Regime der meinetwegen Siebziger Jahre vor.

So ist mir das leider zu wenig. Ich kann nicht mitfühlen, ergo ist es mir auch egal, ob der Mann überlebt oder nicht.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic,

danke für die Anmerkungen, habe ich alles nachbearbeitet.

Es gibt also zwei Gruppen.

Aber wenn ich den Text verfolge, gibt es die, die schießen, die, die die Straße hinunterhasten und die, die sie mit Stangen und Knüppeln verfolgen.


Hier würde ich sagen, wenn Schüsse fallen, müssen sie ja nicht von einer dritten Gruppe sein. Im Hinterkopf hatte ich aber schon, das die Polizei die Gruppen auseinanderhält und auch Warnschüsse abgibt. Der Prot war ursprünglich Polizist.

Eigentlich ist dieses kurze Stückchen aus dem Gedanken entstanden, mal etwa Emotionelleres zu schreiben. Einfach eine Frau in Angst, keine großen Charaktere. Ich muss meinen Stil etwas erweitern.

Das Ganze bezieht sich auf die Gewerkschaften AMC und NUM in Südafrika. Bei dem Streik wurden über 300 getötet. Könnte man glatt eine Geschichte draus machen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Na, Rainer Hohn, dann mach doch eine draus! :) Das erscheint mir eher eine Szene, aus der ich leider so gar nichts über die Umstände erfahre. Das aber ist für mich die Voraussetzung, um die Furcht der Hauptfigur wirklich greifen zu können. erst wenn ich ein, zwei Charaktere kenne und ein paar Hintergründe verstehe, werde ich echte Empathie empfinden. Du möchtest das durch eine Eindringlichkeit in der Beschreibung ihrer Gefühle erreichen aber bei mir sorgt das eher für das Gegenteil. Das ist mir, in Unkenntnis der Figuren, viel zu viel. Eine andere Sache: Es handelt sich ja um eine Frau aus der Unterschicht. Da passen meines Gefühls nach einige Formulierungen nicht so gut. Erinnert mich eher an Literatur über liebeskranke Frolleins aus der Upperclass.
Bsp: Ohne ihn wollte sie in dieser bitteren Welt nicht existieren, nicht atmen, nicht weinen, nicht lächeln

Das fängt schon beim Titel an, der mich zuerst abgeschreckt hat,weil ich da Rosi Pilcher - Style befürchtete

Nix für ungut. Ist ja nur mein Empfinden. Mag für andere funktionieren.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo Kellerkind,

im Nachhinein finde ich auch, das eine kleine Vorgeschichte dem Ganzen etwas mehr Schmackes geben würde. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich mich schon am Rande vom Kitsch bewege. Ist so überhaupt nicht mein Stil, der sich mehr mit Handlung beschäftigt. Aber irgendwie scheint dem auch etwas Tiefgang zu fehlen und ich versuche herauszufinden, woran es liegt. Welche Elemente kann ich noch hinzufügen? Mir fehlt da vor allem die Vorstellung, in welcher Form das geschehen sollte. Bei der nächsten Geschichte werde ich da mal nachfragen, ob mir jemand ein paar Beispielsätze schreiben kann, die mir Aufschluss geben.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom