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Be Yourself

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14.06.2018
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Be Yourself

Dicke Tropfen krachen auf das Dachfenster, durch welches ich in den grauen, wolkendurchzogenen Himmel starre. Währenddessen hämmert in den Boxen neben meinem Bett, auf dem ich liege, Ambient Black Metal und vermischt sich mit der Musik des Regens zu einem melancholischen Orchester, welches mich zu Tagträumereien anregt.

Müde vom starren in den Himmel, setze ich mich auf. Ich gehe zu meinem Kleiderschrank und krame darin herum. Ein Bandshirt nach dem anderen. Schwarze Hose, schwarze Socken, schwarzer Pulli. Ich nehme dieselbe langweilige Kombination wie jeden Tag heraus und ziehe mir diese an. Die größte Frage, die ich mir dabei täglich stelle ist, welche Band ich heute mit meiner Kleidung Lobpreise.

Gelangweilt setze ich mich wieder auf mein Bett. Es gäbe so viel zu erledigen. Die Küche ist von oben bis unten verdreckt und bräuchte längst eine Grundreinigung. Im Wohnzimmer stapeln sich schon die Pizzakartons und die leeren Bierflaschen und wie das Bad aussieht, davon will ich gleich gar nicht anfangen. Das Chaos lässt mich schaudern und ich lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen. Erneut starre ich durch das Fenster, auf dem immer noch die Regentropfen zu den Sounds meiner Lieblingsband tanzen.

Plötzlich überkommt mich ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit und ich spüre wie sich eine warme Träne langsam über meine Wange einen Weg nach unten sucht, um dann auf meiner Matratze aufzuschlagen und einen kleinen nassen Fleck zu hinterlassen. Was ist nur los? Ich kann nicht mehr. Es läuft doch alles super, versuche ich mir einzureden. Frisch abgeschlossene Berufsausbildung. Viele Freunde. Eine intakte Patchwork-Familie. Warum habe ich keine Kraft mehr. Ich möchte gerne glücklich sein, aber ich kann die Lücke in meinem Herzen nicht füllen.

So viele unbeantwortete Fragen. So viele Ereignisse in den letzten Wochen, welche ich versuche zu sortieren. Dringende Aufgaben, welche ich nur vor mir hergeschoben habe. Mein Hirn rattert alles durch und versucht Antworten zu finden. Je mehr ich mir den Kopf über diese Dinge zermartre, überkommt mich die Müdigkeit und meine immer noch feuchten Augen fallen zu.

Ich tanze. Ich fühle mich wunderbar. Als ich nach rechts schaue, sehe ich meine Freunde und meine Familie. Alle tanzen und haben Spaß. Das warme Sonnenlicht erfüllt einen wunderschönen Garten, welcher von den herrlichsten, satten Farben durchzogen ist und ein Blumenmeer der Extravaganz beherbergt. In der Mitte sind Tische und eine Musikanlage aufgebaut, welche Irish Punk hervorschmettert und die gute Laune aus den Leuten herauskitzelt. Einer meiner besten Freunde kommt auf mich zu und deutet mir, mit ihm zum Tisch zu kommen um dort einen Kurzen zu trinken. Freudig laufe ich im hinterher und spüre, wie dabei ein leichter Wind durch mein langes Haar und meinen dichten Bart weht und mir sanft über das Gesicht streicht. Ich atme tief ein. Es riecht wunderbar blumig und erfüllt mein Herz mit Freude.

Plötzlich spüre ich wie der Wind stärker wird und mit sich auch die gute Stimmung hinfort trägt. Als ich nach oben in den Himmel blicke, ziehen dichte, schwarze Wolken auf und der Himmel verdunkelt sich. Ich richte meinen Blick wieder nach vorne, wo gerade vermeintlich alle noch fröhlich gefeiert hatten. Alle starren mich an, bis einer nach dem anderen sich kopfschüttelnd und mit einem enttäuschten Blick abwendet und mich alleine in der traurig-grauen Umgebung zurück lässt.

Ein Gewitter setzte ein und ich bin ganz alleine. Ein Stich im Herzen, lässt mich auf die Knie fallen und treibt mir Tränen in die Augen. Langsam bildet sich vor mir eine Pfütze und ich erblicke mein Spiegelbild. Verwahrlost. Der Bart wuchert nur vor sich hin und die Augenringe zeichnen sich fast bis zu den Mundwinkeln. Das Haar wild zerzaust und als ich auf meine Hände blicke, sehe ich die rissige Haut und die dreckigen ungepflegten Fingernägel. Ekel vor mir Selbst überkommt mich und lässt meinen Magen zu krampfen beginnen. Vor Schmerz presse ich die Augen zusammen und versuche ihn wegzuschreien.

Doch so plötzlich der Schmerz kam, ebbte er auch wieder ab und ich spüre wieder die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ich recke mein Gesicht Richtung Wärme und atme ein. Der vertraute blumige Duft steigt mir wieder in die Nase und weckt erneut meine Glücksgefühle. Um nicht geblendet zu werden senke ich wieder mein Haupt und öffne die Augen. Wieder sehe ich mein Spiegelbild in der noch immer existierenden Pfütze, doch Moment. Mein Spiegelbild? Im Wasser vor mir, sehe ich eine hübsche Frau. Ihr langes, lockiges Haar umschmeichelt ihr zartes Gesicht… Mein zartes Gesicht. Langsam hebe ich meine Hand und fasse mir sanft an die rosige Wange. Das bin ich wirklich. Glück durchflutet meinen Körper und ich fühle mich plötzlich großartig.

Ich zucke etwas zusammen, als sich eine Hand auf meine Schultern legt. Als ich nach oben schaue, steht dort wieder mein bester Freund von vorhin und lächelt mich an. Er reicht mir die Hand und ich erwidere seine Geste. Mit einem sanften Ruck zieht er mich hoch und deutet mir dann mit einem Nicken in die Richtung der zuvor stattfindenden Feier, dass ich ihm folgen soll. Wir laufen gemeinsam los und ich spüre wie meine Haare im warmen Sommerwind tanzen und als wir wieder den Feierlichkeiten näher kamen, sah ich sie wieder alle. Meine Mutter, mein Vater, meine ganze Familie und meine Freunde waren da und bedachten mich mit einem freundlichen Lächeln auf ihren Lippen und wir tanzten und feierten bis in die Nacht hinein.

Ich schrecke aus meinem Traum regelrecht auf, als aus meinen Boxen neben meinem Bett der Sänger mir laut den Satz „Be yourself“ in die Ohren screamt. Verwirrt und schlaftrunken setze ich mich auf und spüre ein Gefühl der Erleichterung, als wären alle Fragen beantwortet und ich spüre wie langsam eine Träne der Freude über meine Wange kullert.

 

Hallo, @Artaios Olafson

Ob ich heute mal eine Geschichte von Dir kommentieren darf? Ich hoffe doch. Also erst einmal ein fröhliches: Willkommen bei den Wortkriegern!

In Deiner Geschichte dreht sich alles um Emotionen, um das Unzufriedensein mit sich selbst, auch wenn objektiv gesehen alles super ist. Woher diese Unzufriedenheit kommt und wie sie sich anfühlt, versuchst Du, mit diesem Traum in dieser Geschichte zu untersuchen.

Mein Problem dabei ist: Ich fühle nicht wirklich mit Deinem Prot mit. Dabei ist das ja gerade hier so wichtig, wenn Gefühle im Zentrum der Geschichte stehen. Das liegt v.a. daran, dass Du die Gefühle zwar analysierst, sie aber Deinen Prot und Deine Leser/innen nicht wirklich durchleben lässt. Das ist ein häufiger Fehler, den Autor/innen zu Anfang machen, und das Geheimrezept trägt einen etwas ausgelutschten Namen, eben weil es so oft beschworen wird: Show, don’t tell. Was das heißt, da gehe ich lieber beispielhaft im Text drauf ein.

Also anschnallen, ich lege die Lupe drauf:

Dicke Tropfen krachen auf das Dachfenster, durch welches ich in den grauen, wolkendurchzogenen Himmel starre. Währenddessen hämmert in den Boxen neben meinem Bett, auf dem ich liege, Ambient Black Metal und vermischt sich mit der Musik des Regens zu einem melancholischen Orchester, welches mich zu Tagträumereien anregt.

Ich weiß nicht genau, was so viele Menschen an „welche/s/r“ finden. Was hast Du denn gegen „der/die/das“ einzuwenden? Ich finde, das klingt immer schöner und weniger umständlich. Da ich das „welche/r/s“ so häufig bei Studierenden beobachte, nehme ich an, dass das genau der Knackpunkt ist: Man verwendet lieber längere Wörter, um klüger zu klingen. Ich finde, es klingt beknackt, habe letzte Woche erst drölftausend „welche/r/s“ aus der Studienarbeit meines Freundes gestrichen. Für literarische Texte gilt das natürlich noch viel stärker. Niemand spricht so. So was wird einem in der Schule nur als Hilfe an die Hand gegeben, damit man Relativsätze erkennt. Deshalb denke ich immer, wenn jemand "welche/r/s" schreibt: Ach, diese Person ist in der Schule mit Relativsätzen nicht klargekommen. Selbst wenn das so ist, dann gehe nach dem Schreiben nochmal durch den Text und ersetze alle "welche/r/s" durch "der/die/das". Das klingt organischer, natürlicher und weniger gestelzt und unbeholfen.

Übrigens: „Ambient Black Metal“? Ich meine, ich habe früher auch viel Metal gehört und benutze aus Spaß „Fachbegriffe“ wie „True Scottish Pirate Metal“. Aber das ist Quatsch, bringt mich an dieser Stelle zum Lachen, und eher unbedarfte Personen verwirrt das wahrscheinlich. Ich meine, mir sagt „Black Metal“ schon mal mehr als „Metal“, aber „Metal“ reicht für Ottonormalleser/in als Information wahrscheinlich erstmal aus. Und was „Ambient Black Metal“ anderes sein soll als ein blöder Witz, weiß ich nicht.

Müde vom starren in den Himmel, setze ich mich auf.

„Starren“ groß, Komma weg. Und hier geht’s los mit dem Tell. Du sagst, Dein Prot wäre müde. Du zeigst es aber nicht. Reizvoller wäre vielleicht: „Langsam setze ich mich auf und reibe mir die verklebten Augen.“ Aha, da geht das Leserinnenhirn an, und Du signalisierst Müdigkeit, ohne „müde“ zu sagen. Das ist die Kunst.

Die größte Frage, die ich mir dabei täglich stelle ist, welche Band ich heute mit meiner Kleidung Lobpreise.

„lobpreise“ klein. Außerdem weiß ich nicht genau, wozu Du diesen Absatz brauchst. Das ist danach nie wieder wichtig. Dein Prot zieht sich an und geht direkt wieder ins Bett. Na ja.

Gelangweilt setze ich mich wieder auf mein Bett. Es gäbe so viel zu erledigen.

Auch das ist Tell. Woran sehe ich, dass Dein Prot gelangweilt ist? Ist gelangweilt überhaupt das richtige Wort? Denn es gäbe ja so viel zu erledigen, Dein Prot erscheint aber eher antriebslos. Wenn mir langweilig ist, liebe ich es, liegengelassenes zu erledigen. Ich würde dieses Wörtchen „gelangweilt“ streichen und alles andere so lassen, dann überlässt Du die Interpretation des Verhaltens Deines Prots den Leser/inne/n.

Plötzlich überkommt mich ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit

Auch das ist Tell. Woran erkennt man das eigentlich? Es ist komplett unanschaulich. Ich habe dazu kein Bild vor Augen, ich fühle nichts. Besser wäre so etwas wie: „Ich spüre wieder dieses Magendrücken“, oder wie auch immer sich das „starke Gefühl der Hilflosigkeit“ anfühlt. Analysiere die Gefühle nicht, gib ihnen keine Namen. Beschreibe die Gefühle.

um dann auf meiner Matratze aufzuschlagen und einen kleinen nassen Fleck zu hinterlassen.

Hm. Ich weiß nicht. Tränen, die irgendwo aufschlagen, das glaube ich immer nicht so ganz. Wenn man beim händischen Schreiben weint, dann geht so etwas. Weil man dann vornübergebeugt ist, und dann laufen die Tränen über die Nasenspitze und tropfen dann runter. (Romantisch ist das nicht.) Wenn man aber aufrecht sitzt oder im Bett wahrscheinlich sogar ein wenig zurückgelehnt, dann laufen die höchstens den Hals runter und versickern in der Kleidung. Meistens enthalten Tränen aber so wenig Flüssigkeit, dass sie irgendwo auf dem Gesicht eintrocknen. Außer, man ist richtig am Heulen, aber dann laufen da nicht einzelne Tränen runter.

Warum ich mir darüber so viele Gedanken mache? Weil dieses Bild ständig von Autor/inn/en oder (oh, Graus!) Animemacher/inne/n beschworen wird. Ich war aber auch mal ein theatralisches Teeniemädchen und habe versucht, solche Effekte zu erzeugen. Selbst wenn man es darauf anlegt, das passiert niemals. Niemals.

Deshalb: Ja, so etwas wird ständig geschrieben. Und ja, immer wenn ich das lese, verdrehe ich die Augen und frage mich, ob die Autor/inn/en nie selbst geheult, sondern immer nur Animes (oh, Graus!) geguckt haben. Nein. Einfach nein.

Ich kann nicht mehr. Es läuft doch alles super, versuche ich mir einzureden. Frisch abgeschlossene Berufsausbildung. Viele Freunde. Eine intakte Patchwork-Familie. Warum habe ich keine Kraft mehr. Ich möchte gerne glücklich sein, aber ich kann die Lücke in meinem Herzen nicht füllen.

Totaler Tell-Block, alles Tell, super-unanschaulich. Nichts davon ist sichtbar, nichts davon ist erlebbar. Du willst ja aber, dass ich mitfühle. Dafür darf Dein Prot so etwas nicht einfach berichten. Er sitzt nicht vor einem/einer Autoren/Autorin und erzählt nüchtern seine Lebensgeschichte. Er ist verzweifelt, es geht ihm schlecht, und er versteht nicht warum! Zeig das. Sag das nicht einfach.

So viele unbeantwortete Fragen. So viele Ereignisse in den letzten Wochen, welche ich versuche zu sortieren. Dringende Aufgaben, welche ich nur vor mir hergeschoben habe. Mein Hirn rattert alles durch und versucht Antworten zu finden. Je mehr ich mir den Kopf über diese Dinge zermartre, überkommt mich die Müdigkeit und meine immer noch feuchten Augen fallen zu.

Auch totaler Tell-Block. Und „welche”. Grr. Außerdem Komma vor „Antworten“, und nach einem „je“ folgt ein „desto“, also „desto mehr überkommt mich die Müdigkeit …“.

Ich fühle mich wunderbar.
haben Spaß.

Auch das ist Tell. Wie fühlt Dein Prot sich? Nicht benennen, besser zeigen. Bei "wunderbar" habe ich nichts, wobei ich mitfühlen kann. Woran sieht Dein Prot, dass die anderen Spaß haben? Lachen sie gemeinsam, drehen sich bis zum Gefühl von Schwerelosigkeit, so was? Das wäre anschaulich und mitfühlbar.

Das warme Sonnenlicht erfüllt einen wunderschönen Garten, welcher von den herrlichsten, satten Farben durchzogen ist und ein Blumenmeer der Extravaganz beherbergt.

„wunderschön“ und „herrlich“, das ist wertend und zugleich unanschaulich. Ich muss Dir das glauben, weil Du keine Bilder lieferst, an denen ich das beurteilen könnte. Viel schöner wäre, Du würdest zeigen, wie das genau aussieht und die Bewertung mir überlassen. So sind das nur Worthülsen, und es entstehen keine Bilder dazu. Das Erzeugen von Bildern im Kopf Deiner Leser/innen ist aber Deine wesentliche Aufgabe.

In der Mitte sind Tische und eine Musikanlage aufgebaut, welche Irish Punk hervorschmettert und die gute Laune aus den Leuten herauskitzelt.

Du weißt schon.

Einer meiner besten Freunde kommt auf mich zu und deutet mir, mit ihm zum Tisch zu kommen um dort einen Kurzen zu trinken.

„bedeutet“ statt „deutet“ und Komma vor „um“.

freudig laufe ich im hinterher und spüre, wie dabei ein leichter Wind durch mein langes Haar und meinen dichten Bart weht und mir sanft über das Gesicht streicht.

Mit solchen Adverbien wie „freudig“, „müde“ und „gelangweilt“ nimmst Du Abkürzungen, anstatt Gefühle richtig zu beschreiben. Dieses hier würde ich z.B. einfach streichen. Das Laufen und der Genuss des Windes auf dem Gesicht illustrieren das schon anschaulich, da brauche ich keine Interpretationshilfen.

Es riecht wunderbar blumig und erfüllt mein Herz mit Freude.

„wunderbar“ würde ich streichen, bietet keinen Mehrwert. „erfüllt mein Herz mit Freude“ ist wieder so eine unanschauliche Floskel. Wie fühlt es sich denn an, wenn sich das Herz mit Freude füllt?

Plötzlich spüre ich wie der Wind stärker wird und mit sich auch die gute Stimmung hinfort trägt.

Komma vor „wie“. Alles ab dem „und“ würde ich streichen. Das veranschaulichst Du schon metaphorisch durch den Wetterumschwung, und das wird auch danach deutlich.

Ich richte meinen Blick wieder nach vorne, wo gerade vermeintlich alle noch fröhlich gefeiert hatten.

Was soll dieses „vermeintlich“? Alle waren doch fröhlich? Oder haben die nur so getan? Würde ich streichen. Und das „fröhlich“ vielleicht auch. Das wissen wir ja, wenn Du’s erstmal richtig gezeigt hast, und die wenigsten Leute feiern traurig. Bietet deshalb kaum Mehrwert.

Alle starren mich an, bis einer nach dem anderen sich kopfschüttelnd und mit einem enttäuschten Blick abwendet und mich alleine in der traurig-grauen Umgebung zurück lässt.

Und wie sieht dieser „enttäuschte Blick“ genau aus?

Ein Stich im Herzen, lässt mich auf die Knie fallen und treibt mir Tränen in die Augen.

Komma weg.

Ekel vor mir Selbst überkommt mich und lässt meinen Magen zu krampfen beginnen.

„selbst“ klein. Und weniger umständlich wäre: „… und mein Magen zieht sich zusammen.“ Oder so. Formulierungen mit „lassen“ sind ja häufig … eher hässlich.

Ich höre hier erstmal mit Anmerkungen zum Zeigen vs. Tellen auf. Ich hoffe, Du hast verstanden, worum es geht: Es geht darum, Dinge nicht einfach zu benennen und zu behaupten, dass sie da wären. Das wäre in einer Analyse der Psyche Deines Prots angebracht, nicht aber beim Erzählen von Geschichten. Beim Erzählen von Geschichten wollen wir, dass unsere Leser/innen mit den Figuren mitfühlen, nicht dass sie genau durchanalysiert haben, wo die Problemlage des Prots ist.

Deshalb ist es eher unwichtig, den Gefühlen einen Namen zu geben. Wichtig ist, dass Du anschauliche Bilder oder Gefühle beschreibst, die Deine Leser/innen nachempfinden können. Das ist eine extrem schwere Aufgabe, weil man halt über das bloße Benennen hinausgehen muss. Du musst beim Schreiben nicht nur wissen, was das für ein Gefühl ist, tatsächlich ist viel wichtiger, dass Du weißt, wie das Gefühl sich anfühlt. Darauf würde ich in der Überarbeitung den Fokus legen. Und lass Dich nicht entmutigen, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Denn sobald Du das gemeistert hast, wird Dein Schreiben sich extrem verbessert haben.

Schau Dich doch mal hier im Forum um, was es so zu entdecken gibt. Letztens gab es hier eine Geschichte dazu, wie einem Prot klar wird, dass er sich als Frau wohler fühlen würde. Schau Dir doch mal an, wie die Autorin das dort umgesetzt hat: https://www.wortkrieger.de/index.php?threads/der-letzte-buchstabe.63387/

Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten:

Im Wasser vor mir, sehe ich eine hübsche Frau.

Komma weg.

Ihr langes, lockiges Haar umschmeichelt ihr zartes Gesicht…

Wenn Du den Satz und nicht das Wort abbrichst, kommt vor den drei Punkten ein Leerzeichen.

Als ich nach oben schaue, steht dort wieder mein bester Freund von vorhin und lächelt mich an.

„von vorhin“ klingt so, als wäre das vorhin ihr bester Freund gewesen. Dabei hat man beste Freunde doch meistens nicht nur für einen kurzen Zeitraum. Würde ich streichen.

Wir laufen gemeinsam los und ich spüre wie meine Haare im warmen Sommerwind tanzen und als wir wieder den Feierlichkeiten näher kamen, sah ich sie wieder alle.

Komma vor „wie“. Und wie soll ich dieses: „sah ich sie wieder alle“ verstehen? Waren die zwischendurch unsichtbar?

Verwirrt und schlaftrunken setze ich mich auf und spüre ein Gefühl der Erleichterung, als wären alle Fragen beantwortet und ich spüre wie langsam eine Träne der Freude über meine Wange kullert.

Komma vor „wie“.

So, das war’s erstmal von mir. Ich hoffe, ich erschlage Dich damit nicht, ich weiß, dass das keine leichte Aufgabe ist. Aber ich hoffe, ich konnte sie halbwegs anschaulich schildern und Dir damit weiterhelfen. Das könnte was werden, aber es wird Arbeit. Also: Make it work!

Im Übrigen denke ich aber, dass es eine gute Entscheidung war, erstmal von der Kurtisane Abstand zu nehmen. Das hier ist schon mal viel besser. ;)

Und viel Spaß im Forum.

Tränenrollende Grüße,
Maria

 

Hallo @Artaios Olafson,

ich fange mal gleich an ...

Währendessen hämmert in den Boxen neben meinem Bett, auf dem ich liege ...
Es hämmert aus den Boxen oder?
Auf dem ich liege würde ich streichen, ist überflüssig.

Vermischt sich mit der Musik des Regens ...
Musik ist das jetzt eher nicht. Vermischt sich mit dem Hämmern des Regens, nur mag ich grundsätzlich dieses hämmern der Tropfen nicht. Sie trommeln vielleicht oder klopfen, so würde sich die Musik mit dem Trommeln des Regens vermischen, so in der Art.

Dann schreibst du "welches mich zu ..." du hast das öfter drin. Du vermeidest "das" durch dieses oder welches. Falsch ist das nicht, aber ich mag das gar nicht. Es erinnert mich irgendwie an Schule und ich bleibe daran hängen. Man kann ruhig mal das schreiben.

... und bräuchte längst mal eine Grundreinigung, darauf folgt dann, und die leeren Bierflaschen, mit dem Satzanhang, und vom Bad will ich gar nicht erst ...
Und, und, und ...
Das Wort gleich in dem Badsatz gehört da nicht hin, würde ich streichen.

Setze mich wieder auf das Bett, liege auf dem Bett, lasse mich auf das Bett fallen ...
To much.
Dann tanzen immer noch Regentropfen zur Musik ...
Es wiederholt sich alles endlos.

Tränen "suchen" den Weg nicht, gibt ja keine Kreuzung auf der Wange und eine Träne schlägt auch nicht auf. Schwere Dinge schlagen auf.

Freudig laufe ich im (ihm) hinterher.
Würde ich anders formulieren, klingt sonst so nach einem Hund.

Doch so plötzlich der Schmerz kam, ebbte er auch wieder ab.
Ich kann hier nicht sagen warum, aber der Satz klingt irgendwie nicht.

... die immer noch existiert ...
Warum sollte die Pfütze plötzlich nicht mehr existieren?

... doch Moment. Mein Spiegelbild
Hier würde ich drei Pünktchen setzen, oder einen Gedankenstrich, keinen Punkt.

... näher kamen, sah ich wieder alle ...
Warum wechselst du hier die Zeitform? Dafür sehe ich keinen Grund, du kannst den Absatz ganz einfach im Präsens zu Ende schreiben.

Wir tanzten und feierten bis ...
Ist mir zu und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Das die Boxen neben dem Bett stehen, wissen wir schon. ;)

"Screamt" passt hier gar nicht.

Du hast sehr viel Wiederholung in deiner Geschichte, nicht nur inhaltlich, auch Wortwiederholungen, und, welches,
mal als Beispiel. Du benutzt häufig dasselbe Wort in aufeinanderfolgenden Sätzen.

Zum Inhalt, ich erfahre nichts wesentliches, nur diffuse Andeutungen von Dingen die ich nicht weiß.
Du verlierst dich viel in Nebensächlichkeiten und beziehst dich dafür zu wenig auf die eigentliche Handlung.

Was soll die Geschichte mir sagen?
Der Traum war gut und nicht gut. Er wacht auf ist erleichtert. Warum? Das Ende war doch schön. Für ihn hat sich doch nichts verändert, er war irgendwie unzufrieden und es ist immer noch die gleiche Situation wie vorher.
Be yourself, heißt also, wenn du unzufrieden bist, lass alles wie es ist, so bist du halt?
Leuchtet mir nicht ein.

Die Wahl von "Fantasy" finde ich auch nicht gut. Zwar gab es den Traum, aber es ist nichts passiert, was nichts mit der Realität zu tun hat.

Leider konnte ich mich für deine Geschichte gar nicht begeistern, trotzdem Willkommen hier. :)

Liebe Grüße
Charly

 

Liebe TeddyMaria, Liebe Charly

erstmal herzlichen Dank für das Willkommen und für eure Kritik an meiner Geschichte.
Ihr habt mir erstmal sehr viel aufgezeigt, was es eigentlich heißt, eine Geschichte zu schreiben und sehe jetzt erst, was man eigentlich alles beachten muss. Vielen Dank dafür. Sehr gern nehme ich eure Tipps mit und überarbeite den Text nochmal, damit ich dann hoffentlich die Leserin/den Leser besser abholen kann.

Ich freu mich darauf, sie euch bald präsentieren zu dürfen.

 

Ach ja und noch ein Nachtrag an dich liebe Maria,
Danke für den Link zu der genial geschriebenen anderen Geschichte zu diesem Thema.

Hm. Ich weiß nicht. Tränen, die irgendwo aufschlagen, das glaube ich immer nicht so ganz. Wenn man beim händischen Schreiben weint, dann geht so etwas. Weil man dann vornübergebeugt ist, und dann laufen die Tränen über die Nasenspitze und tropfen dann runter. (Romantisch ist das nicht.) Wenn man aber aufrecht sitzt oder im Bett wahrscheinlich sogar ein wenig zurückgelehnt, dann laufen die höchstens den Hals runter und versickern in der Kleidung. Meistens enthalten Tränen aber so wenig Flüssigkeit, dass sie irgendwo auf dem Gesicht eintrocknen. Außer, man ist richtig am Heulen, aber dann laufen da nicht einzelne Tränen runter.

Warum ich mir darüber so viele Gedanken mache? Weil dieses Bild ständig von Autor/inn/en oder (oh, Graus!) Animemacher/inne/n beschworen wird. Ich war aber auch mal ein theatralisches Teeniemädchen und habe versucht, solche Effekte zu erzeugen. Selbst wenn man es darauf anlegt, das passiert niemals. Niemals.

Deshalb: Ja, so etwas wird ständig geschrieben. Und ja, immer wenn ich das lese, verdrehe ich die Augen und frage mich, ob die Autor/inn/en nie selbst geheult, sondern immer nur Animes (oh, Graus!) geguckt haben. Nein. Einfach nein.


Und noch ein kleiner Punkt. Animes habe ich zwar viel gesehen, waren hier aber keine Inspirationsquelle, da sie eben meistens nicht der Realität entsprechen und ich mit dieser Geschichte eben schon diese rüberbringen möchte, um eben zu untermalen, wie schwer die Situation für den Prot ist. Höre zurzeit nur viel Gothic Stuff und das hat mich wahrscheinlich dazu bewegt, das so zu verfassen :lol: Aber nochmals Danke für deine Kritik, die ich mir zu Herzen nehmen werde.

Liebe Grüße
Arti

 

Hi @Artaios Olafson,

Du schreibst gut und flüssig, auch an der Rechtschreibung gibt es nichts auszusetzen, bravo!

Am Anfang wirkt es für mich so, als wäre irgendetwas passiert. Diese Verwirrung darüber, warum es deinem Prota nicht gut geht, obwohl doch eigentlich alles passt, könntest du noch etwas weiter ausführen für meinen Geschmack. Denn das ist eigentlich sehr spannend. Wer kennt es denn nicht, traurig zu sein, ohne dass man wirklich versteht, wieso? Natürlich steht nicht bei jedem der latente Wunsch nach einem anderen Geschlecht dahinter, dennoch finde ich, da könntest du noch mehr rausholen.

Zudem weiß ich nicht, ob du den Traum wirklich in kursiv schreiben musst. Ich denke, es ist relativ klar, dass all das im Traum geschieht, und die Kursivschrift liest sich für mich etwas stressig, vielleicht einfach nur ungewohnt. Naja, Geschmackssache halt. Überleg's dir einfach nochmal, ob es ohne kursiv nicht genau so klappen würde, zumal der Traum über die Hälfte der Geschichte ausmacht.

Für meinen Geschmack könntest du im Traum noch etwas subtiler sein. Er sieht sich in der Pfütze, ist plötzlich Frau und freut sich. Hm, klingt für mich nach Brechstange, könnte man auch etwas unterschwelliger vermitteln, würde ich sagen.

Verwahrlost. Der Bart wuchert nur vor sich hin und die Augenringe zeichnen sich fast bis zu den Mundwinkeln.

Diese Verwahrlosung würde ich gerne mehr spüren. Den Schock, sich selbst plötzlich ganz anders zu sehen. Es ist ein Traum, hier sind dir also keine Grenzen gesetzt! Arbeite vielleicht ein bisschen symbolischer. Lass ihn in den Bart tasten und eine Made oder was auch immer herausziehen. Was hältst du davon?

Um nicht geblendet zu werden senke ich wieder mein Haupt und öffne die Augen.

Hier fehlt ein Komma nach "werden", der einzige Fehler der mir aufgefallen ist.

Zuletzt: Ich weiß nicht, ob die Tränen der Erleichterung so authentisch sind. Warum denn Erleichterung? Okay, er versteht, was sein eigentlicher Wunsch ist. Aber herrscht nicht zunächst noch riesige Verwunderung, Verwirrung an, verfällt man da nicht zuerst in tiefe Nachdenklichkeit, ob man sich jetzt wirklich selbst besser versteht? Horcht man sich nicht zuerst selbst wieder und wieder ab, ob man sich wirklich richtig versntanden hat? Und selbst dann: Warum Erleichterung? Es stehen doch tausende an Problemen an! Wie gehe ich damit um, wie sage ich es anderen Menschen, wie mache ich weiter und und und und ... Hier frage ich mich, ob die Tränen der Erelcihterung nicht doch ziemlich unpassend sind.

Das wär's von mir! Pick dir raus, was du brauchst, den Rest in die Papiertonne!

Viele Grüße,
dein @Salomon

 

Lieber @Salomon

Du schreibst gut und flüssig, auch an der Rechtschreibung gibt es nichts auszusetzen, bravo!
erstmal vielen Dank für das Lob! Freut mich, dass es dir gefällt.

Lass ihn in den Bart tasten und eine Made oder was auch immer herausziehen. Was hältst du davon?
Halt ich ne richtig große Menge davon. :herz: Ich werde mal schauen, was ich da einbauen kann und lass mal mein verrücktes Hirn arbeiten.

Zuletzt: Ich weiß nicht, ob die Tränen der Erleichterung so authentisch sind. Warum denn Erleichterung? Okay, er versteht, was sein eigentlicher Wunsch ist. Aber herrscht nicht zunächst noch riesige Verwunderung, Verwirrung an, verfällt man da nicht zuerst in tiefe Nachdenklichkeit, ob man sich jetzt wirklich selbst besser versteht? Horcht man sich nicht zuerst selbst wieder und wieder ab, ob man sich wirklich richtig versntanden hat? Und selbst dann: Warum Erleichterung? Es stehen doch tausende an Problemen an! Wie gehe ich damit um, wie sage ich es anderen Menschen, wie mache ich weiter und und und und ... Hier frage ich mich, ob die Tränen der Erelcihterung nicht doch ziemlich unpassend sind.
Da möchte ich dir zum Teil Recht geben. Diese Passage, beschreibt ja nur eine wirklich sehr kurze Momentaufnahme, in der er zumindest die Erkenntnis darüber erhält, was in den bedrückt. Aber vielleicht kommt das noch nicht gut genug rüber. Natürlich würden sofort nach dem Moment der Erleichterung über die Erkenntnis des im falschen Körper geboren zu sein, sich die Fragen über den weiteren Verlauf bzw. Probleme häufen. Jedoch wollte ich diese Geschichte mit etwas positivem beenden, aber nachdem ich jetzt nochmal darüber nachdenke, werde ich die Geschichte vielleicht doch nochmal anders enden lassen, um noch mehr die Gefühlslage klar zu machen, in der sich der Prot befindet.

Vielen Dank für deine genialen Ideen und Anmerkungen, die mich nochmal richtig zum nachdenken über meine Geschichte bringen.

Liebe Grüße
Arti

 

Hi @Manlio
Erstmal sorry für die späte Rückmeldung. Is grad Festivalzeit und bin kaum zu Hause :-p
Danke für deinen Lob und deine Kritik. Habe schon stark an dem Text gebastelt und freue mich drauf euch den neuen "be yourself" zu präsentieren sobald er publikreif ist. Der Tagtraum ist definitiv ausgearbeiteter und wird hoffentlich den Ikea-flair ablegen :-D

Viele liebe Grüße
Arti

 

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