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Be my Valentine!
Wie üblich war es um die Mittagszeit recht still in dem kleinen Bürogebäude am Rande der Stadt. Die meisten Angestellten befanden sich ja auch gerade in ihrer wohl verdienten Mittagspause. Doch nicht alle genossen ihre Freizeit. Fumiaki, der persönliche Assistent des Filialleiters, durchquerte gerade den großen Raum mit all den Schreibtischen. Der junge Mann in dem dunklen Anzug trug eine Box auf dem Armen und bewegte sich Richtung Büro des Filialleiters. Als er dieses erreichte, klopfte er wie sonst auch und trat dann ein. Koga, der Mann vor ihm hinter dem großen Schreibtisch, hielt kurz inne, blickte auf und grinste, als er den anderen erkannte. Sein Assistent kam auf ihn zu und stellte die Box auf dem Schreibtisch ab, dann schob er sich die Brille zurecht und betrachtete seinen Vorgesetzten mit ernstem Blick.
„Was bringst du mir da feines, Fumi?“
„Geschenke der Angestellten.“
„Soso... Na, da danke ich dir vielmals“, rief der Blonde erfreut und wandte sich der Box zu.
Als er sie näher an sich herzog, weiteten sich seine blauen Augen vor Überraschung.
„Weia, wird ja jedes Jahr mehr!“
Kein Wunder, dachte Fumiaki bei sich, denn sein Chef erfreute sich großer Beliebtheit bei der Belegschaft, welche hauptsächlich aus Frauen bestand. Mit seinem engelsgleichen Äußeren und der fröhlichen, aufgeschlossenen Art fiel es eigentlich jedem schwer, den Jungunternehmer nicht auf Anhieb zu mögen. Auch Fumiaki konnte seine Zuneigung nicht leugnen. Er arbeitete gerne für ihn und erledigte seine Arbeit gewissenhaft und mit dem notwendigen Ernst. Viele hielten ihn zwar für mürrisch und fanden, dass er das genau Gegenteil des Chefs darstellte, doch gerade Koga schien sich daran nicht im Geringsten zu stören. Was sie jedoch wirklich enorm unterschied, war die Tatsache, dass Fumiaki Geschenke, zu welchem Anlass auch immer diese waren, nie entgegennahm, wogegen Koga schier verrückt nach Geschenken zu sein schien; vor allem, wenn es sich dabei um Süßes handelte. Auch heute konnte man ihm die Vorfreude auf all die selbstgemachten und gekauften Leckereien deutlich ansehen.
Fumiaki holte tief Luft, zückte seinen Planer und widmete sich seiner eigentlichen Aufgabe. Geschenke zu überreichen, gehörte eigentlich nicht dazu, doch seit einem sehr unangenehmen Zwischenfall an einem Valentinstag vor einigen Jahren, hatte man sich darauf geeinigt, sämtliche Geschenke einzusammeln und erst dann dem Leiter zu überreichen.
„Sie haben 15 Uhr einen Termin mit der Buchhaltung und 16.30 Uhr sind Sie zum Kaffee mit dem Direktor der Hauptfiliale verabredet. Gegen 18 Uhr sollen Sie nochmals einige Dokumente durchsehen und gegenzeichnen.“
„Alles klar“, winkte Koga ab und schüttete den Inhalt der Box auf seinem Schreibtisch aus.
All die kleinen, bunt verzierten und mit Kärtchen versehenen Päckchen purzelten quer über den Tisch. Koga widmete sich jedem einzelnen davon, las die Karte, bestaunte die Verpackung und kostete dann überall mal. An seinem Gesichtsausdruck konnte sein Assistent, der es sich mittlerweile im Sessel vor dem Schreibtisch bequem gemacht hatte, deutlich ablesen, dass er nicht sonderlich von der Schokolade angetan war.
„Bah, ist das süß!“
Daraufhin konnte sich Fumi ein Lächeln nicht verkneifen. Ja, wahrscheinlich war er der Einzige, der wirklich wusste, dass Koga eigentlich am Liebsten Zartbitter-Schokolade mochte. Nein, nicht wirklich die süße Sorte, sondern eher die mit 60 oder 70 Prozent Schokoladenanteil. Aber die Damen der Abteilung meinte wohl, ein süßer Mann würde auch ebenso auf süße Schokolade stehen.
Mit wachsendem Interesse verfolgte Fumiaki Kogas Tun, sah zu, wie er beim Kosten jeder neuen Praline das Gesicht verzog und grinste sich eins. Er war nicht von der geselligen Sorte, man konnte ihm auch sonst schwer ansehen, was er gerade fühlte und es fiel ihm ebenso schwer, seine Gefühle und Gedanken richtig zu äußern, dennoch konnte er gerade in Momenten wie diesen gar nicht anders, als sich gehen zu lassen.
„Na nu“, Koga besah sich die Schachtel in seiner Hand genau.
Da gab es keinerlei Verzierungen, Schnörkel oder Schleifchen. Es handelte sich schlicht und einfach um eine Schachtel mit ebenholz-farbenem Rand. Auch schien keinerlei Karte dabei zu sein, was den jungen Mann um so neugieriger machte und so öffnete er den Deckel mit zittrigen Fingern und betrachtete den Inhalt. Er war angenehm überrascht. Kleine Kugeln strahlten ihn an und schon fand eine davon ihren Weg in Kogas Mund.
Die dunklen Augen seines Assistenten waren mittlerweile abgeschweift und richteten sich auf das, was im Planer geschrieben stand, welchen Fumiaki auf seinen Schoß gelegt hatte. Erst, als er Kogas Stimme vernahm, blickte er wieder auf. Sein Gegenüber machte einen aufgeregten Eindruck.
„Was haben Sie?“
„Das ist unglaublich! Ich hab noch nie...“
„Bitte was?“
„Das ist einfach köstlich. Genau das, was ich mag!“
Zuerst verstand der Dunkelhaarige nicht so recht, doch als sein Blick auf die Schachtel in Kogas Hand fiel, wurde ihm einiges klar.
„Freut mich für Sie.“
Das Grinsen seines Vorgesetzten ließ Fumiaki leise seufzen.
„Ich muss herausfinden, von wem die ist.“
Nun starrte ihn Fumiaki völlig entgeistert an und fragte:
„Warum das denn?“
„Das ist doch offensichtlich, Fumi! Bei der Person, die mir diese Pralinen geschenkt hat, handelt es sich eindeutig um jemanden, der mich so gut kennt, wie kaum wer sonst. Selbstgemacht sind sie auch noch, was heißt, die Person muss sehr geschickt sein und hat sich so viel Mühe meinetwegen gemach. Ich muss mich einfach bedanken und...“
„Ist denn keine Karte dabei“, erkundigte sich Fumiaki und schob sich die Brille zurecht.
Das resignierende Seufzen seines Vorgesetzten war eigentlich schon Antwort genug, dennoch meinte Koga noch:
„Leider nein, das ist aber auch zu ärgerlich.“
„Dann will die Person vielleicht unerkannt bleiben.“
Koga erhob sich und kam um den Tisch herum. Mit entschlossener Miene auf dem Gesicht stemmte er die Hände in die Hüften.
„Nichts da. Ich finde diese Person und mache sie zu meinem Valentin! Komme, was wolle.“
Die dunklen Augen des anderen spiegelten Skepsis wider. In aller Ruhe erhob sich auch Fumiaki und nun befanden sich beide auf gleicher Augenhöhe.
„Und wie gedenken Sie, das zu tun?“
„Ganz einfach“, Koga grinste siegessicher, „Ich gehe die Liste der Angestellten durch und streiche die, von denen ich weiß, dass sie mir was geschenkt haben. Die, die übrig bleiben, suche ich dann auf und frage sie über die Pralinen aus. Eigentlich kann ja nur der, der sie auch gemacht hat, wissen, wie sie aussehen und welche Schokolade verwendet wurde.“
Nicht schlecht, dachte Fumiaki bei sich und gab keinerlei Widerworte. Sollte Koga ruhig tun, was er für richtig hielt, Fumiaki konnte ihn ja ohnehin nicht davon abbringen.
Zwar vergaß Koga keinen seiner Termine, dennoch ließ er sich ebenso nicht von seinem Vorhaben abbringen. Jeden freien Moment nutzte er, um herauszufinden, wer ihn diese wundervolle Schokolade gemacht hatte. Bisher leider ohne Erfolg, doch das hemmte ihn keinesfalls. Im Gegenteil, je länger es dauerte, um so mehr stachelte es ihn an. Sein Assistent sah ihm dabei nur sehr widerwillig zu und am Ende eines sehr ereignisreichen Tages wandte er sich ein letztes Mal an Koga und appellierte an dessen Vernunft.
„Koga-sama, ich bitte Sie, versteifen Sie sich nicht auf diese fixe Idee. Meinen Sie nicht, dass sich die Person selbst zu erkennen geben würde, wenn sie es wollte?“
„Ach Fumi-san“, Koga ließ sich von ihm in seinen Mantel helfen und gemeinsam verließen sie den Bürotrakt, „Vielleicht handelt es sich dabei lediglich um ein scheues Wesen. Ich habe diesen Entschluss gefasst und lasse nicht locker.“
„Aber der Valentinstag ist doch fast vorbei und alle anderen sind auch längst nach hause gegangen.“
Damit hatte Fumiaki ohne Zweifel Recht.
„Ja, mit dem Valentin wird’s leider nichts mehr, doch ich gebe nicht auf.“
Der Dunkeläugige konnte ihn einfach nicht verstehen und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Ich finde es ja wunderbar, dass Sie eine Sache so sehr verfolgen, die Sie sich den Kopf gesetzt haben, aber diesmal stehe ich nicht hinter Ihnen.“
Irgendwie hatte Koga schon geahnt, dass Fumiaki so etwas sagen würde, jedoch blieb er stur.
„Ok, ich schlag dir einen Deal vor. Am 14. März ist der White Day und wenn ich bis dahin diese Person gefunden habe, schenke ich ihr auch etwas als Gegenleistung. Bleibt meine Suche bis dahin erfolglos, gebe ich auf.“
Wie er diesen Hundeblick hasste. Der Blonde setzte ihn aber auch immer dann bewusst ein, wenn er und Fumiaki nicht einer Meinung waren und er dennoch seinen Willen durchsetzen wollte, obwohl er sehr oft wusste, dass er im Unrecht lag.
Irgendwie ahnte Fumiaki, dass er auch diesmal nicht gegen den süßen Blauäugigen ankam, also versuchte er es erst gar nicht.
„Einverstanden.“
Koga gab sich wirklich die allergrößte Mühe, die geheimnisvolle Person zu finden, dennoch verging kein Tag, an dem er nicht ziemlich geknickt das Büro verließ. Das zu sehen, ließ auch Fumiaki nicht unberührt, also suchte er auch an diesem Abend wieder das Gespräch mit seinem Vorgesetzten.
„Koga-sama... Wäre es nicht doch besser, wenn...“
„Nein“, fiel ihm der andere gleich ins Wort und schenkte ihm ein freches Grinsen, das verdeutlichen sollte, dass er sich noch lange nicht geschlagen gab.
Fumiaki verstand und schwieg, dennoch zerbrach er sich den Kopf über den anderen. Sie setzten sich in Bewegung und verließen das Gebäude. Wie sonst auch gingen Sie gemeinsam in die Tiefgarage hinunter. Auf dem Weg dorthin kamen beide erneut ins Gespräch.
„Sag mal, Fumi, hast du morgen vielleicht Zeit?“
„Ja, habe ich. Morgen ist schließlich Samstag.“
Das freute den anderen zu hören und wieder schenkte er seinem Assistenten ein ehrliches Lächeln.
„Prima, ich brauche nämlich deine Hilfe. Ich bin immer noch zuversichtlich, dass ich meinen Gegenpol bis zum White Day finde.“
„Jetzt ist es schon Ihr Gegenpol?“
Fassungslos blieb Fumiaki stehen und starrte den Blonde einfach nur an. Dieser tat es ihm gleich, doch dann seufzte er laut und lange und begann, sich zu erklären:
„Ich spüre es einfach. Dass muss die richtige Person sein! Nur jemand, dem ich viel bedeute, gibt sich so viel Mühe für mich, findet heraus, was ich mag... Je länger ich suche, um so tiefer fühle ich mich mit diesem jemand verbunden. So hab ich noch nie gefühlt und wenn ich herausfinde, um wen es sich dabei handelt, werde ich auch meine Liebe gestehen.“
Das war mehr als nur wahnsinnig, doch konnte Fumiaki das wirklich laut aussprechen? Immerhin handelte es sich bei Koga auch um seinen Chef.
„Was, wenn es jemand ist, den Sie überhaupt nicht mögen oder mit dem Sie nicht im Geringsten klarkommen? Oder was ist, wenn sie nicht dasselbe füreinander empfinden... Nur, weil einem jemand etwas zum Valentinstag schenkt, bedeutet das noch lange nicht Liebe. Es könnte reine Höflichkeit dem Arbeitgeber gegenüber sein oder...“
„Du hast ja Recht“, gestand sich der Blauäugige ein und sah zu Boden, „Dennoch möchte ich an diesem Gedanken festhalten und mein Bestes versuchen. Sollte es dann letztendlich nicht funktionieren, kann ich zumindest behaupten, dass ich es versucht habe, anstatt einfach aufzugeben.“
Wie verzweifelt er doch wirkte und wieder ging es Fumi durch Mark und Bein. Wie könnte er ihm da böse sein? Sich seine Brille zurecht rückend, senkte Fumiaki die Lider und meinte:
„Was wollen Sie nun morgen unternehmen?“
Diese Frage sorgte die Koga gleich wieder für bessere Laune.
„Ein Geschenk besorgen!“
„Was?“
„Na, falls ich doch erfolgreich bin. Da will ich am White Day nicht ohne etwas dastehen.“
Das verwunderte Fumiaki nun doch sehr und er blinzelte verwirrt.
„Wozu brauchen Sie dann mich?“
„Du hast einen ausgezeichneten Geschmack und kannst mir sicher helfen, das passende Geschenk auszusuchen.“
„Moment mal“, zügelte ihn der andere und räusperte sich sichtlich verwirrt, „Ich kann doch mit Ihnen nicht ein Geschenk für eine Frau kaufen gehen. Was weiß ich denn schon, was Frauen heutzutage so mögen?“
„Och bitte. Ich weiß sonst niemanden, den ich fragen könnte!“
Da war er wieder, der Hundeblick, der Fumi erbarmungslos in die Knie zwang. Innerlich fluchend wandte er daher den Blick ab und machte ein mürrisches Gesicht. Wieso zum Teufel wusste dieser Mann nur, wie er ihn immer wieder um den Finger wickeln konnte?
Er holte tief Luft und suchte erneut den Blick seines Gegenübers. Koga sah ihm geradewegs in die Augen und für einen Augenblick taten beide nichts anderes, als sich anzusehen. Sollte er es denn wirklich zulassen, dass Koga ein teures Geschenk kaufen ging, was dann am Ende völlig überflüssig sein würde? Zweifel ließen ihn zögern, aber dann legte ihm sein Chef die Hand auf die Schulter und legte den Kopf auf die Seite.
„Bitte Fumi, ich bitte dich.“
Bah, das war zu viel des Guten. Der Dunkelhaarige fühlte sich wie Butter in der Sonne und nickte schließlich einfach nur.
„Fein, dann treffen wir uns morgen um 10 Uhr vor dem Eingang des Einkaufzentrums!“
Gesagt, getan und nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht kam Fumiaki schließlich vor dem Einkaufszentrum an und wurde doch auch sogleich von Kogas umwerfendem Lächeln in Empfang genommen. Das und die Tatsache, den anderen zum ersten Mal in Freizeitkleidung zu sehen, war es wert, den freien Tag geopfert zu haben. Na ja, dachte Fumiaki bei sich, so kann ich wenigstens aufpassen, dass er nichts teures kauft.
„Wow, schick“, Koga musterte ihn von Kopf bis Fuß und auch ihm gefiel der Anblick eines legere gekleideten Fumis.
Wenn man die ganze Woche über nichts als Anzüge trug, konnte man schon den Eindruck gewinnen, es gäbe nichts anderes. So gesehen, würde sie sicher niemand für Chef und Angestellten halten. Nein, heute waren sie nichts weiter als zwei Männer, die zusammen einkaufen gingen. Weit gedacht, bevor es ans Einkaufen ging, führte Koga Fumiaki erst noch in eines der kleinen Restaurants, welche einen Teil des riesigen Einkaufszentrums darstellten. Dort aßen sie in aller Ruhe zu Mittag und unterhielten sich über dies und das. Eigentlich mehr darüber, was denn einer Frau nun gefallen könnte, dennoch kamen auch private Sachen zur Sprache.
„Sag mal, Fumi, wie schaut es bei dir eigentlich so in Sachen Frauen aus? Gibt es jemanden, in den du verliebt bist?“
Koga nippte an seinem Kaffee, doch seine Augen fixierten Fumiaki. Der andere lehnte sich erst einmal zurück und schlug die langen Beine übereinander. Was sollte er nur darauf antworten? Sollte er ehrlich sein? Aber wieso auch nicht?
„Ja, ich bin in jemanden verliebt.“
„Ehrlich“, nun hatte er Kogas Interesse geweckt, „Erzähl mal, wie ist sie so?“
Genau das hatte der Dunkelhaarige geahnt und starrte nach Worten suchend auf seinen Eiskaffee.
„Sie ist sehr lebensfroh und hat ein sonniges Gemüt...“
Als er das sagte, lächelte er, ohne es selbst zu bemerken, doch Koga bemerkte es wohl und wurde noch aufmerksamer.
„Hört sich ja so an, als wäre es ernst. Hast du ihr schon deine Zuneigung gestanden?“
Ein Seufzen kam von Fumiaki und er verschränkte die Arme vor der Brust, so dass sich Koga instinktiv fragte, ob er zu weit ging. Aber Fumiaki antwortete dennoch:
„So einfach ist das nicht. Ich bin nicht die Sorte Mensch, die gut Gefühle zum Ausdruck bringen kann und...“
Der junge Mann hielt inne und zögerte kurz. Als er weitersprach, klang seine Stimme leise und wehmütig:
„Zudem glaube ich nicht, dass ich einen solch wunderbaren Menschen verdient hätte. Ich habe nichts zu bieten und...“
Da fing Koga laut zu lachen an und erreichte damit, dass ihn Fumiaki nun doch ansah.
„Nun hör aber auf! Du bist ein toller Mann, Fumi! Wenn ich dich nicht hätte, würde in der Firma das reinste Chaos herrschen. Du erinnerst mich stets an alle Termine, regelst wichtige Angelegenheiten für mich und unterstützt mich, wo du nur kannst. Auf dich kann ich mich blind verlassen und ich habe es nie bereut, dich eingestellt zu haben. Die Frauen in der Abteilung stehen doch eigentlich auch auf dich, wärst du nur nicht so bescheiden, ihre Geschenke auch anzunehmen.“
„Das geschieht nicht aus Bescheidenheit“, korrigierte Fumiaki und nun war sein Gesichtsausdruck wieder so ernst wie sonst auch, „Ich will niemandem falsche Hoffnungen machen. Zudem ist mein Herz bereits vergeben.“
Nun kratzte sich Koga am Hinterkopf und dachte ernsthaft über sein eigenes Verhalten nach. Er nahm ja viel zu gerne die Geschenke anderer an. War das denn falsch? Sein Begleiter wusste genau, was gerade in ihm vor sich ging, daher fügte er hinzu:
„Es ist nichts Falsches daran, Geschenken anzunehmen, doch ich habe mich nun einmal so entschieden.“
„Hast du ihr auch etwas zum Valentinstag geschenkt?“
„Ja“, erwiderte Fumiaki ohne zu Zögern und wieder trafen sich ihre Blicke.
Kogas Kichern unterbrach die Stille schließlich.
„Was denn?“
Der Blonde lehnte sich entspannend zurück und grinste breit.
„Wenn ich mir so vorstelle, wie du überall herumläufst und sucht, um ihr Schokolade zu kaufen... Einfach herrlich der Gedanke!“
Sein Grinsen schwand, als er die Röte auf Fumiakis Gesicht bemerkte.
„Ich habe nichts gekauft“, gab dieser daraufhin kleinlaut zurück und schob sich die Brille zurecht.
Wieder kehrte Stille ein. Bei einem Blick zu all den geschäftig am Restaurant vorbei laufenden Leuten sagte Koga schließlich:
„Wollen wir dann aufbrechen?“
Da der andere nichts dagegen einzuwenden hatte, verließen beide das Restaurant und spazierten die endlos erscheinende Einkaufspassage entlang. Zu ihrer Linken und Rechten reihte sich ein Geschäft an das andere und die Zeit verging wie im Flug. Trotz der vielen Auswahl fand sich nicht wirklich etwas passendes und so legten sie abermals eine Pause ein und ließen sich diesmal in einem kleinen Café im Zentrum nieder. So mitten im Trubel verlor sich Fumiaki schnell in Gedanken. Er grübelte angestrengt darüber nach, was zu tun war, damit Koga an diesem Tag nicht doch noch geknickt nach hause gehen musste. Er wollte ihn viel lieber fröhlich und unbeschwert sehen, so, wie er seinen Chef nun einmal kannte. Doch das stellte sich als schwieriger heraus als angenommen.
„Fumi? Fumi?“
Der junge Mann blickte Koga überrascht an.
„Alles in Ordnung?“
Abermals trafen sich ihre Blicke und dass Koga so unberührt wirkte trotz der Tatsache, dass ihre Suche bisher ergebnislos geblieben war, erleichterte auch ihn ungemein.
„Koga-sama...“
„Nun hör schon damit auf“, musste der Blauäugige und verzog das Gesicht, „Ich kann es schon nicht leiden, wenn du mich in der Firma immer so nennst. Wie oft soll ich dir noch das Du anbieten?“
„Das gehört sich nun einmal so, Sie sind schließlich mein Chef.“
„Ach man, entspann dich, Fumi-kun.“
DAS wiederum hasste nun Fumiaki, wusste aber, dass Koga das absichtlich tat. Ihn wie einen kleinen Jungen anzusprechen, gehörte zu dessen Art, sich für die viel zu ehrfürchtige Anrede seiten Fumiakis zu rächen.
„Einverstanden. Ich werde Sie nicht mehr so nennen... Koga-san...“
„Aaah...“
Koga schüttelte den Kopf und seufzte.
„Nein, Reichi!“
„Was... Moment mal“, nun war es doch passiert und Fumiaki war aufgesprungen.
Entsetzt rang er nach Luft und ballte die Hände zu Fäusten. Die Augen der Passanten richteten sich auf ihn und so nahm er peinlich berührt wieder Platz.
„Das geht nicht. Sie beim Vornamen zu nennen...“
„Ich spreche dich doch auch so an und das nicht erst seit gestern. Zumal ich dich sogar liebevoll Fumi nenne und dich das nicht mal zu stören scheint.“
Liebevoll... Das zu hören, führte dazu, dass sich Fumiaki auf die Unterlippe biss. Er kam sich immer mehr so vor, als wären sie ein Paar, dass hier gerade ein Date hatte, dabei waren sie Chef und Angestellter. Chef und Angestellter!
Die samtige Stimme seines Gegenübers ließ ihn in die Realität zurückkehren.
„Tu es doch einfach und mach dir nicht immer so viele Gedanken. Wir arbeiten jetzt schon über acht Jahre zusammen, da ist es längst an der Zeit, dass zu tun.“
Wie sonderbar ihn Fumiaki daraufhin anblickte. Schmerz, Sehnsucht und noch etwas anderes lagen in seinem Blick. Es ließ Kogas Blut für einen Augenblick gefrieren. Was hatte das nur zu bedeuten.
„Ja... Reichi... Danke.“
Peinlich berührt brachte Koga ein schiefes Lächeln zustande. Warum bedankte sich Fumiaki denn?
Einige Minuten schwiegen sie beide und allmählich fand der Dunkelhaarige seine innere Ruhe wieder. Wie konnte ihn dieser Mann nur immer wieder derart aus der Fassung bringen? Das schaffte sonst niemand! Den Blick hebend, bemerkte er plötzlich, dass ihn Reichi beobachtete und seine Blicke jagten ihm einen Schauer über den Rücken. Es kam nicht oft vor, dass Koga so ernst war. Fumiaki hielt seinem Blick stand und erwiderte ihn still schweigend. Was wohl gerade in seinem Chef vor sich ging. Worüber machte er sich derart viele Gedanken?
„...Reichi...“
Seinen Namen aus Fumis Mund zu hören, ließ Koga wieder lächeln und sofort entspannte sich die Situation wieder. Ganz zur Erleichterung des jungen Assistenten. In ernstem Zustand konnte einem sein Chef schon sehr unheimlich sein.
„Ja, Fumi?“
„Wollen wir weiter?“
Das Lächeln verwandelte sich in ein breites, spitzbübisches Grinsen.
„Aber gerne doch.“
Schon waren sie wieder mitten drin im Getümmel. Gerade, weil es ein Samstag war, strömten so viele Leute in das Einkaufszentrum hinein, dass man es kaum noch aushalten konnte. Hätte die Möglichkeit bestanden, sie wären lieber in der Woche gegangen, doch nun mussten sie das Beste aus der Situation machen. Sie hielten sich nah an den Geschäften und mieden die Mitte, dennoch kam es vor, dass man sie anrempelte oder gar beiseite stieß. So kam es auch, dass Fumiaki stolperte und gegen Koga stieß, woraufhin dieser gegen das Schaufenster eines Ladens prallte.
„Reichi!“
„Alles ok,“ meinte Koga schnell und schenkte ihm ein Lächeln.
Erst jetzt wurde dem Schwarzhaarigen bewusst, dass ihn der andere hielt. Hätte er es nicht getan, wäre Fumiaki sicher böse gestürzt. So nahe waren sie einander nie zuvor gewesen und beide machten große Augen. Reichis Blick nahm mit einem Mal jedoch einen zärtlichen Ausdruck an und seine Stimme ebenso, als er fragte:
„Und bei dir? Alles heil?“
„Ich... ich bin nur gestolpert. Tut mir leid“, atemlos starrte Fumi in das tiefe Blau der Augen vor sich und verlor sich für einen Augenblick darin.
„Tut dir der Knöchel weh?“
„Ein wenig“, noch immer war Fumis Kopf völlig leer und er senkte verlegen den Kopf.
Ein Reichis Armen fühlte er sich schwach und doch unendlich wohl zugleich. Als sie sich voneinander lösten, suchten Fumiakis Augen verzweifelt nach etwas, das er anstarren konnte, um nicht erneut in Kogas schönen Augen zu versinken. Er musste sich unbedingt sammeln. So konnte das unmöglich weitergehen!
Seine Blicke auf Reisen schickend, fiel ihm mit einem Mal etwas ins Auge. Etwas, was ihm persönlich sehr gefiel und er betrachtete es intensiv, während die tiefe Stimme des anderen an sein Ohr drang.
„Ist aber auch unmöglich voll hier... Na ja, egal. Wir sind nun einmal aus gutem Grund hier. Sag Fumi, warum kaufe ich nicht einfach etwas, was dir gefällt? Such dir einfach etwas aus.“
„Aber Sie wollen es doch ihrer Angebeteten schenken“, erwähnte Fumi nur ganz beiläufig und schaute weiterhin in das Schaufenster hinein.
Sein Begleiter folgte seinen Blicken und auch er fand das Armband sehr ansprechend. Man konnte es nicht wirklich einem Geschlecht zuordnen, denn das Band war auch Leder und wurde geziert von vielen nacheinander aufgefädelten, ornamentierten Titanteilen. Koga gefiel es auch, daher wandte er den Blick zu Fumiaki und fragte:
„Gefällt dir das?“
„Ja“, der junge Mann dachte sich nichts bei seiner ehrlichen Antwort, aber als er Koga plötzlich in dem Geschäft erblickte, änderte sich seine Meinung schlagartig.
Von draußen sah er schier hilflos mit zu, wie der Blondschopf drinnen mit der Verkäuferin redete und doch tatsächlich dieses Armband kaufte. Schnell schielte er auf den Preis des Stückes im Schaufenster und war schon drauf und dran, hinein zu stürmen, um ihn davon abzuhalten, da kam ihm der andere bereits frohen Mutes entgegen und hielt die längliche Schachtel stolz in seinen Händen. Fumiakis Seufzer, der daraufhin folgte, war laut und tief.
Sich auch noch zum Abendessen einladen zu lassen, lehnte der Schwarzhaarige wenig später vehement ab, also bestand Reichi jedoch darauf, ihn nach hause bringen zu dürfen. Auf dem nicht allzu lange Weg zu Fuß wechselten sie kaum ein Wort. Die Strapazen des Tages hatten ihre Zeichen hinterlassen. So viel lief der junge Assistent sonst selten und dem entsprechend taten ihm nun auch die Beine weh. Um so erleichterter war er dann auch, als sie vor dem Apartmenthaus ankamen, in dem sich seine Wohnung befand. Es dämmerte bereits.
„Vielen Dank für den schönen Tag heute“, bedankte sich Koga und wieder war sein Blick so sonderbar zärtlich, „Du hast mir sehr geholfen... Und wenn meine Suche ergebnislos bleibt, bekommst du eben das Armband!“
Seine Worte hatten einen bitteren Beigeschmack für den anderen. Mit viel zu ernster Miene versicherte er sich nochmals:
„Und Sie hören wirklich auf, sobald der White Day zuende ist?“
„Ja“, hauchte sein Gegenüber und legte ihm die rechte Hand auf die Schulter.
Diese Berührung verursachte ein regelrechtes Gefühlschaos bei Fumi und er konnte einfach nicht anders, als Reichis Hand zu ergreifen. Er spürte deutlich, wie dieser zusammenzuckte und abermals spiegelten sich Sehnsucht und Schmerz in seinen Augen wider.
„Danke für alles. Es war wirklich ein schöner Tag heute.“
Sie waren einfach so auseinander gegangen und irgendwie kam es Fumiaki so vor, als läge Koga noch etwas auf der Seele, was er ihm unbedingt hatte sagen wollen, jedoch nicht konnte. Aber ihm ging es ja nicht anders und er fragte sich ernsthaft, wie lange er das noch durchhalten konnte. Seinetwegen verrannte sich Koga nun in eine Sache, die vollkommen aussichtslos erschien. Es tat ihm furchtbar leid, dass er seinen Chef dermaßen an der Nase herumführte.
Aus diesem Grund saß der junge Mann an diesem Montag Morgen reichlich betrübt an seinem Arbeitsplatz. Sein Vorgesetzter schien wieder bester Laune zu sein und setzte seine Suche voller Tatendrang fort, wann immer er die Zeit dazu fand. Viel Zeit blieb ihm ja nicht mehr, denn der Kalender an der Wand verdeutlichte allen, ohne Zweifel offen zu lassen, dass heute der White Day war. Wie so oft in der letzten halben Stunde seufzte der Assistent und malte Strichmännchen auf seine Notizzettel. Da meldete sich plötzlich Koga über die Sprechanlage:
„Komm bitte zu mir, Fumi.“
Der junge Mann schob die betrüblichen Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Er klemmte sich seinen Planer unter den Arm und stand auf, dann führte ihn sein Weg ohne Umschweife zu Reichis Büro. Dort angekommen, wollte er gerade klopfen, als die Tür bereits aufgemacht und er kurzerhand in das Zimmer hineingezogen wurde.
„Fumi... Fumi, stell dir vor...“
Derart aufgeregt kannte ihn Fumiaki gar nicht und machte große Augen beim Anblick des anderen, der seine Schultern umfasste und ihn voller Freude anstrahlte.
„Was...“
„Ich habe sie gefunden!“
Zuerst glaubte Fumi noch, sich verhört zu haben, doch dann verinnerlichte er Kogas Worte und erblasste.
„Sie hat sich nicht getraut, mir eine Karte an die Schachtel zu machen, doch als sie erfuhr, dass ich so verzweifelt nach ihr suche, da fasste sie sich ein Herz und rief mich an!“
Es sprudelte förmlich aus dem Blondschopf heraus.
„Wie darf ich das verstehen“, erkundigte sich der Dunkelhaarige ernst, der die Zusammenhänge noch nicht so recht verstand.
Sein Vorgesetzter entließ ihn und ging, ja tänzelte geradezu, zu seinem Schreibtisch hinüber und reichte Fumi wenig später den Brief, welchen er heute morgen erhalten hatte. Der Braunäugige musste sich erst einmal setzen und nahm wie sonst auch im Sessel vor dem Schreibtisch des anderen Platz.
„Den hat man mir heute morgen zukommen lassen. Ihr Name ist Mimiko und sie ist in der Buchhaltung tätig. Ich habe sie eben telefonisch kontaktiert und wir haben ein wenig geplaudert. Sie konnte mit exakt die Schachtel und den Inhalt beschreiben.“
Obwohl Koga noch weitersprach, hörte ihm Fumiaki nicht mehr zu. In seinem Kopf wurde es erst weiß, dann schwarz und er musste für einen Moment die Augen schließen. Das kann doch alles nicht wahr sein, kam es ihm in den Sinn, doch der Brief in seiner Hand stellte die bittere Wahrheit dar. Mimiko, ja, auch Fumiaki kannte sie. Sie war eine hübsche, zierliche Frau, stets freundlich und fleißig. Aufgrund ihrer guten Kochkünste hatte Fumi sie auch zu Rate gezogen und sich von ihr im Herstellen von Schokoladenpralinen unterrichten lassen. Er hatte ihr auch heimlich das Ergebnis seiner harten Arbeit präsentiert, bevor er die Schachtel zu dem Rest in die Box gelegt hatte. Natürlich wusste sie über alles Bescheid! Selbstverständlich glaubte ihr Koga und für ihn war alles aus. Ein unbeschreiblicher Schmerz breitete sich in seinem Inneren aus und er rang nach Luft. Wie konnte er jetzt noch etwas anderes behaupten? Sich jetzt ein Herz zu fassen und ehrlich zu Koga zu sein, erschien reichlich sinnlos und albern obendrein. So sehr ihn sein Chef auch schätzte, glauben schenken, würde er ihm dennoch nicht. Er ballte die Hände zu Fäusten und legte den Brief beiseite. Dass sie ihm so in den Rücken fallen würde, hatte er nie im Leben gedacht. Dennoch verstand er sie auch, denn wenn man die Gelegenheit hatte, Reichi Kogas Partner zu werden, wer würde diese Chance dann nicht nutzen?
Fumi versuchte verzweifelt, sein Zittern zu unterdrücken, schluckte heftig und bemerkte nicht einmal, wie hart seine Gesichtszüge plötzlich wurden. Sein gesamter Körper verkrampfte sich.
„Alles in Ordnung, Fumi?“
„...Ja, natürlich. Ich bin nur etwas überrascht, dass es so kam. Das freut mich wirklich für Sie...“
Der junge Mann versuchte, nach außen hin so kühl und ruhig wie immer zu erschienen, doch innerlich rangen die unterschiedlichsten Gefühle miteinander. Einerseits wollte er Mimiko viel zu gerne an den Hals springen; andererseits wusste er, dass er selbst nicht den Hauch einer Chance bei Reichi hatte. Zum einen wollte er Reichi endlich alles gestehen und einfach alles auf sich zukommen lassen; auf der anderen Seite jedoch erfüllte ihn dieselbe Angst wie seit dem ersten Tag ihrer Zusammenarbeit, dem Tag, an welchem er sich haltlos in die wunderschöne Frohnatur verliebt hatte. Es spielt keine Rolle, sagte er zu sich selbst, ich habe bisher geschwiegen, ich kann das auch weiterhin. Wenn Koga glücklich ist, ist es genau das, was ich immer wollte und dann ist es auch gut so. So zu denken, half dennoch nicht wirklich, Die schmerzhafte Anspannung seines Körpers ließ einfach nicht nach.
„Sie kommt in der Mittagspause her“, teilte Koga ihm nun mit und versetzte ihm damit den Gnadenstoß.
Nein, Fumi wollte um nichts auf der Welt hier sein, wenn sie herkam. Würde sie ihm überhaupt in die Augen sehen können oder lachte sie ihn insgeheim wegen seiner Dummheit einfach nur aus?
Es sehnte sich ehrlich nicht danach, das herauszufinden, also schlich er sich unter dem Vorwand, sie nicht stören zu wollten, gleich zu Beginn der Mittagspause fort und nutzte die Gelegenheit, draußen frische Luft zu schnappen. Sein Herz schmerzte noch immer und es trieb ihm Tränen in die Augen, bei dem Gedanken, sie direkt in seine Arme getrieben zu haben. Verzweifelt schloss er die Augen und versuchte, wieder Herr über sich selbst zu werden; nicht daran zu denken, dass die beiden jetzt zusammen waren. Der leichte Wind fuhr ihm durchs Haar, ganz so, als wollte er ihn mit dieser liebevollen Geste aufmuntern und es entlockte ihm ein bitteres Lächeln. Der Appetit war ihm für heute vergangen und so saß er einfach nur auf der Treppe vor dem Bürogebäude und besah sich den Himmel.
Als er zum Ende der Mittagspause hin, zu seinem Schreibtisch zurückkehrte, beeilte er sich nicht gerade, was wohl auch dazu führte, dass er dann eine kurze Notiz auf seinem Schreibtisch vorfand.
`Sobald du wieder da bist, komm bitte zu mir´ stand da geschrieben und Fumiaki kam dem sofort nach. Zum Glück war Reichi allein, als er das Büro betrat, was ihn ungemein erleichterte. Wie es schien, arbeitete Koga bereits wieder und bemerkte ihn nicht sofort. In seine Unterlagen vertieft, nahm er erst von dem anderen Notiz, als dieser neben ihm stehen blieb und überrascht fragte:
„Sie haben es ihr noch nicht gegeben?“
Die Schachtel mit dem Armband darin lag deutlich sichtbar auf dem Schreibtisch gleich neben dem Stapel Unterlagen. Es war ihm gleich ins Auge gefallen.
„Ja“, Koga legte die Papiere beiseite und sah zu ihm auf, „Ich fand noch nicht den richtigen Zeitpunkt dafür. Ich werde es ihr heute Abend geben.“
„Dann haben Sie ein Date miteinander?“
Der andere grinste nur und widmete sich wieder seiner Arbeit.
„Schön, das freut mich“, log Fumiaki und war froh darüber, dass ihn sein Chef gerade nicht anblickte.
Anscheinend lief alles gut für die beiden und so musste er seiner Niederlage ins Auge sehen. Zum Glück übersäte ihn Koga an diesem Tag nur so mit Aufträgen. Sie lenkten ihn ab und ließen die Zeit bis zum Feierabend wie im Flug vergehen. Schnell war es Abend geworden und alle verließen das Gebäude. Es wurde allmählich auch Zeit, für ihr und Koga zu gehen und so strebte er das Büro seines Chefs an, nachdem er das letzte Dokument kopiert und gefaxt hatte.
„Reichi, es wird Zeit“, meinte er noch beim Eintreten, dann verstummte er jedoch, denn auf Kogas Schoß kicherte eine gräßlich süße Mimiko.
Nichts auf der Welt wünschte sich Fumiaki jetzt mehr, als irgendwo anders zu sein, nur nicht hier. Es schmerzte, sie so zu sehen und gleichzeitig stieg wieder dieser unbändige Zorn in ihm auf.
„Verzeihen Sie die Störung“, gab er mit schwindender Stimme von sich und wandte sich zum Gehen, aber dann vernahm er Reichis Stimme und hielt inne.
„Bleib doch noch ein wenig. Mimiko und ich wollen anschließend noch Essen gehen, komm doch mit.“
Das konnte doch nicht wirklich sein ernst sein!
„Nein danke. Ich wäre nur fehl am Platz.“
Fumi drehte sich nur leicht, dennoch konnte er die beiden sehen und was er da sah, gefiel ihm überhaupt nicht.
„Komm, ist doch eine Praline. Ich weiß doch, wie sehr du Süßes magst.“
Allein an der hellen Farbe der Praline konnte Fumiaki erkennen, dass es sich dabei um Vollmilch handeln musste; noch dazu mit einem leichten Überzug an Zuckerguss. Eindeutig viel zu süß für Reichi und obwohl er ablehnte, blieb sie stur und bestand darauf, dass er sie aß. So schnell war Fumiaki noch nie an Kogas Schreibtisch gewesen. Er packte Mimikos zartes Handgelenk und hielt sie davon ab, ihm die Praline einfach in den Mund zu schieben. Stattdessen beugte er sich vor und aß sie selbst. Bah! Angewidert verzog er das Gesicht, denn das war selbst für seine Verhältnisse viel zu süß. Koga traute seinen Augen nicht. Er sah zu, wie sein Assistent Mimiko von seinem Schoß zog und sie in Richtung Tür drängte. DA stand auch er auf und eilte ihnen nach.
„Was soll das denn...“
„Tut mir leid, aber ich ertrage das nicht“, fauchte der Schwarzhaarige und ließ sich nicht beirren.
„Ich weiß gar nicht, was er hat“, meine Mimiko an Koga gewandt und blickte zwischen beiden Männern verwirrt hin und her.
„Fumi...“
„Du hast doch keine Ahnung, was Reichi mag!“, mit einem Mal trat alles an die Oberfläche und der junge Mann konnte nicht mehr an sich halten.
„Doch, dass weiß ich sehr wohl, immerhin habe ich ihm die Valentinsschokolade gemacht“, schwindelte sie, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.
„Ja, sie hat recht“, verteidigte sie Koga und schob sich zwischen die beiden, um Schlimmeres zu vermeiden, „Sag ihm doch einfach, was es für Schokolade war, das ist doch Beweis genug.“
„Dunkle Schokolade halt“, rief sie, sichtlich in die Enge getrieben.
„Sie lügt!“
„Fumi!“
„Wieviel Prozent?“, Fumi kannte kein Halten mehr und stieß sie weiter Richtung Tür.
Selbst Reichis Versuch, ihn zurückzudrängen, half nichts.
„Ich... ähm...“
„Antworte!“
„Fumi“, Koga stemmte sich gegen ihn, damit er nicht noch einmal an sie herankam.
„30 vielleicht“, ihre Stimme klang wie das Piepsen einer Maus.
„65 Prozent! Reichi mag nur Schokolade, die 60 bis 70 Prozent Schokoladenanteil hat!“
„Geh jetzt bitte“, bat Koga Mimiko eindringlich und hielt Fumiaki dabei eng umschlungen. Die Tränen schossen ihr in die Augen und sie eilte schluchzend davon. Bald darauf erfüllte nur noch Fumis Keuchen den Raum. So sehr hatte er sich noch nie aufgeregt und so geschrien zu haben, war auch neu für ihn. Nun war er ziemlich außer Atem und wusste noch immer nicht so recht, was geschehen war. Reichi hielt ihn weiterhin eng umschlungen und lehnte erleichtert seine Stirn gegen seine Schulter. Erleichtert holte er tief Luft und flüsterte dann an Fumis linkem Ohr:
„Endlich bist du ehrlich zu mir.“
Seine rechte Hand fand ihren Weg in Fumis Nacken und streichelte ihn dort, während sein anderer Arm ihn immer noch umschlang. Ihre Augen begegneten einander und dann trafen sich auch ihre Lippen. Fumi spürte seinen Atem auf der Haut, Kogas Haare kitzelten sein Gesicht und er spürte die herrliche Wärme, die von seiner Reichis Hand in seinem Nacken ausging. All das schien ihm ebenso irreal, wie das angenehme Prickeln, welches die Zunge des anderen in ihm verursachte, während sie die seine liebkoste.
„Mmh“, Koga öffnete die Augen wieder und betrachtete den jungen Mann mit einem zärtliche Lächeln.
„Reichi, was...“
„Ich wusste es die ganze Zeit. Keiner kennt mich so gut wie du. Immer habe ich gehofft, du sagst es mir...“
Vergebens öffnete Fumi den Mund, doch kein Laut entrann seiner Kehle, also fuhr Koga fort:
„Schon lange weiß ich von deinen Gefühlen... Die Art, wie du mich ansiehst... Dein Lächeln, dass du nur mir schenkst... Ehrlich gesagt bin ich selbst zu feige, den ersten Schritt zu machen, doch als du mir die Schokolade geschenkt hast, da wollte ich mehr. Du hattest den ersten Schritt gemacht und ich habe versucht, es dir einfacher zu machen... Bei unserem Date war ich voller Hoffnung, dass du mir endlich sagst...“
„Was denn für ein Date“, unterbrach ihn Fumiaki völlig entgeistert.
„Samstag. Schon vergessen?“
„Das war ein Date?“
Der junge Mann konnte es nicht so recht glauben, doch nach und nach ergab alles einen Sinn und er lächelte voller Erleichterung.
„Ja“, hauchte Reichi entzückt und umfasste sein Gesicht, „genauso will ich dich sehen.“
Ein weiterer Kuss folgte, welchen nun auch Fumi erwiderte.
„Du bist so süß“, der Blonde konnte sich kaum noch zurückhalten und küsste ihn immer wieder, „Die einzige Süßigkeit, die für mich gar nicht süß genug sein kann!“
Mit diesen Worten holte er das Armband aus der Tasche seines Anzugs und band es seinem noch immer ungläubig drein blickenden Assistenten ums Handgelenk.
„Dann war das von Anfang an für mich?“
„Bingo“, gab der andere grinsend zurück und küsste Fumis Handgelenk.
Mit sehnsüchtigen Blicken sah er seinem Angebeteten dann tief in die Augen und bat:
„Von jetzt an und für alle Zeit... Be my Valentin!“