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Barfuß

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11.06.2017
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Barfuß

Ich laufe barfuß durch den Wald. Das habe ich schon so oft getan, dass meine Füße es irgendwann aufgegeben
haben sich zu beschweren. Wenn ich barfuß laufe, dann fühle ich mich freier, unabhängiger.
Ich setze jeden Schritt bedacht, versuche möglichst unbemerkt zu bleiben. Manchmal bleibe ich stehen, horche,
atme die frische Luft ein.
Zu dieser Jahreszeit sind die Farben des Waldes so schön, so satt. Alles ist so ruhig, so friedlich.
Als wäre der ganze Wald nach einem Atemzug stehen geblieben und würde nun eine Pause machen,
bevor er den nächsten Atemzug nimmt.
Ich fühle mich hier nicht falsch, hier bin ich eins mit meiner Umgebung. Heute ist ein schöner Tag!
Nach einer Weile komme ich auf eine grüne Lichtung, die sich vor mir leicht anhebt. Die ganze
Lichtung ist mit einem Teppich aus weißen Margeriten überzogen. Ich knie mich leise hin und streiche mit den
Fingern durch die zarten Blumen. Über mir kreist ein Vogel.

Auf dem Hügel, in der Mitte der Lichtung, steht ein Reh. Von der Sekunde in der ich es erblicke,
sind alle meine Sinne geschärft, nur auf einen Punkt gerichtet. Ich lege mich vorsichtig bäuchlings auf den
Boden und robbe ohne einen Laut den Hügel hinauf. Das Reh bemerkt mich nicht, ich will dieses
wunderschöne Tier noch einen Moment ungestört beobachten. Ich bleibe ruhig liegen, für einen Moment
versinke ich ganz in seinen Bewegungen, studiere es. Dann atme ich tief ein. Meine Hand schiebt sich
vorsichtig, bedacht darauf kein Geräusch zu machen, zu meinem Rücken. Meine Fingerspitzen ertasten das
kalte Holz. Ich ziehe das ganze Stück aus seinen Gurten. Das Reh grast weiter, es hat mich nicht bemerkt. Ich
greife noch einmal nach hinten. Lege ein. Noch ein bedachter Atemzug. Heute ist ein schöner Tag! Ich
konzentriere mich. Ziele. Tödlicher Schuss! Ein kurzer Laut entkommt der Kehle des Rehes, ein kurzer Laut
der die Stille durchbricht. Dann ist es wieder still, als wäre nicht passiert.
Das Tier sackt in sich zusammen und ich springe auf. Die Aasfresser werden in wenigen Minuten hier sein
und dann muss ich schon wieder im tiefen Wald sein.
Das Reh ist tot. Ich ziehe den Pfeil aus seinem Herzen. Das war ein perfekter Schuss. Ich binde die
Vorderbeine und die Hinterbeine des Tieres zusammen und schultere es. Es ist schwer, aber das bin ich
gewöhnt.
Ich mache mich auf den Weg nachhause. Meine Familie wird sich davon mehrere Wochen ernähren
können.
Barfuß gehe ich nachhause.
Heute ist ein schöner Tag!

 

Hallo Biskyt,

bitte sei doch noch so nett und füge mindestens ein Stichwort (Genre) bei, worunter dein Text dann später gefunden werden kann. (Ganz unten: "Stichworte bearbeiten").

Da sind auch einige harte Zeilenumbrüche im Text, die du noch herausnehmen solltest.

nachhause
nach Hause

Viele Grüße,
GoMusic

 

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