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Banditen über New Biffling

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13.04.2020
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Banditen über New Biffling

'Bandits' (Banditen) war im Funkverkehr der RAF (Royal Air Force) die Bezeichnung für deutsche Flugzeuge. Die Deutschen bezeichneten ihre Gegner als 'Indianer'.

"Bandits, 11 Uhr tief! Die Gruppen yellow und green folgen mir zum Angriff auf die Bomber. Gruppe red hält die Höhe und schaut sich nach Begleitjägern um! Wegbrechen yellow und green!"
Neun Spitfires rollten in einen steilen Abwärtsflug, der sie über den deutschen Flugzeugen in Schusspostion bringen würde. Sie waren noch nicht entdeckt worden und würden das Überraschungsmoment bestmöglich nützen können. Aber sie waren nicht die Einzigen.
Der leader der Gruppe red, welche lediglich aus drei Maschinen bestand, schlug Alarm:
"Verdammt! Grey Goose Leader, mindestens zwanzig Begleitjäger folgen euch aus den Wolken. Wir haben sie vor uns und greifen jetzt an. Mir nach, Red 1 und 2, und haltet die Ohren steif!"

Sekunden später erreichten die Gruppen yellow und green ihre Ziele. Jeder Pilot hatte einen Bomber ins Visier genommen und eröffnete das Feuer, sobald er sich in Schussdistanz befand. Abgesehen von einer Maschine, die Ladehemmung hatte, fanden sie alle ihre Ziele. Doch die Gewissheit, selbst in wenigen Momenten Ziel eines Angiffs zu werden, beeinträchtigte ihren Erfolg. Nur zwei der vierzig Bomber konnten zur Umkehr gezwungen werden. Die neun Spitfires der Gruppen yellow und green zogen hoch, um die Begleitjäger in Empfang zu nehmen.
"Gruppe yellow greift weiter die Bomber an! Gruppe green folgt mir gegen die Jäger!", ordnete Grey Goose Leader an, ahnend, dass dies nicht durchführbar sein würde. Die Spitfires waren in einer sehr ungünstigen Position. Sie würden bei ihrem Manöver für die deutschen Jäger gut zu sehen sein. Außerdem waren sie diesen im Steigflug unterlegen. Ihre einzige Chance lag darin, ihre Formation aufzulösen und die Messerschmitts auf horizontale Kurvenbahnen zu locken. Sollte dies nicht gelingen, blieb nur noch die Flucht und die Hoffnung, dass den Deutschen der Treibstoff ausgehen würde.

Normalerweise versuchten Jägerpiloten, sich einem Ziel von hinten und von oben zu näheren. Gelangen erste Treffer, wurde der Gegner hartnäckig verfolgt, bis er entweder flüchtete oder abstürzte. Die Gruppe red hatte nicht die Absicht eine Maschine abzuschießen. Sie wollten lediglich die Aufmerksamkeit der deutschen Jäger auf sich lenken. Sobald sie in Reichweite kamen, eröffneten sie das Feuer und schwenkten dabei über alle zwanzig Messerschmitts hinweg, um möglichst viele von ihnen zu treffen. Dabei stand ihnen das Glück zur Seite. Zwei der Begleitjäger wurden durch die wenigen Treffer so schwer beschädigt, dass sie umkehren mussten. Die restlichen hielten ihren Kurs. Das Ablenkungsmanöver war misslungen.

Als die deutschen Jäger in Schussdistanz kamen löste Grey Goose Leader seine Formation auf. Die Spitfires stoben in alle Richtungen auseinander und die Messerschmitts hefteten sich an ihre Fersen. Die Deutschen hatten sämtliche Vorteile in der Hand. Ihre Geschwindigkeit war viel höher als die der RAF Maschinen und sie konnten sich ihre Ziele aussuchen. Der einzige Trumpf der britischen Staffel, war die Gruppe red, die zum zweiten Mal hinter den Messerschmitts auftauchte und diesmal sehr genau zielte. Das Schicksal dreier deutscher Piloten war besiegelt. Gerade als sie mit höchster Konzentration ihre Ziele fixiert hatten, wurden sie selbst getroffen. Gruppe red ging bei dem Angriff höchstes Risiko ein. Sie nützte gegen die ersten drei Ziele gnadenlos ihre günstige Ausgangsposition, ließ dann aber ab, in der Absicht, noch mehr Verwirrung unter den Deutschen zu hervorzurufen. Doch dies war nicht mehr möglich. Die sechzehn verbliebenen Messerschmitts folgten den zwölf Spitfires auf ihren jeweiligen Fluchtbahnen.

Im horizontalen Luftkampf war der Pilot im Vorteil, der die engeren Kreise ziehen konnte. Das waren die Spitfires. Doch der deutsche Kommandant war kein Anfänger. Er verließ mit zwei weiteren seiner Jäger kurz die Kampfzone, um in einer weiten Schleife zurückzukehren. Alle anderen Jäger kurvten verbissen herum, um in Schussposition zu kommen. Ihre ganze Konzentration war dem jeweiligen Gegner gewidmet. Red leader hatte es fast geschafft, hinter eine Messerschmitt zu gelangen. Beide Maschinen lagen in einer engen Kurve. Der Deutsche war im Visier des Briten klar zu sehen. Er rückte dem Fadenkreuz näher und näher. Ein vorsichtiges Ziehen am Steuerknüppel der Spitfire, brachte den Gegner genau auf den Kreuzungspunkt der Linien. Red Leader drückte den Auslöser für seine Maschinengewehre und wurde gleichzeitig selbst getroffen.

Die deutschen Jäger waren besser bewaffnet als die britischen. Sie verfügten über eine mächtige Kanone, die aus der Propellernabe feuerte. Manchmal genügte ihnen ein einziger Treffer, um eine Spitfire in ernsthafte Probleme zu bringen. Red Leader wurde von drei Messerschmitts gleichzeitig beschossen. Er hatte gerade noch gesehen, wie seine Geschoße ihr Ziel fanden, als seine Maschine plötzlich einen Satz machte und sich auf den Rücken drehte. Er war ein erfahrener Pilot und behielt die Nerven.
"Stabilisieren und aussteigen!", dachte er noch, dann begann beißender Qualm sein Cockpit zu füllen. Als er das Verdeck lösen wollte, traf ihn ein mächtiger Hieb seitlich in die Brust und raubte ihm das Bewusstsein. Kurz kam er wieder zu sich, sah einen Augenblick lang ein helles Licht, dann nichts mehr. Der deutsche Kommandant und seine beiden Begleiter schauten sich nach einem weiteren Opfer um.

Grey Goose Leader fluchte in seine Maske. Er hatte es nicht geschafft, seine Verfolger abzuschütteln. Es würde nicht mehr lang dauern, bis einer der beiden hinter ihm in Schussposition kam. Zum wiederholten Mal änderte er abrupt seine Flugrichtung. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihm, dass einer der Deutschen seine Kurve vorhergesehen haben musste. Schon jagten die ersten Geschoße an ihm vorbei, sein letzter Ausweg war ein extrem riskantes Manöver, eine Abwärtsrolle in geringer Flughöhe. Er holte tief Luft und kniff die Augen zusammen, da bemerkte er, dass er nicht mehr beschossen wurde. Im Rückspiegel war nichts zu sehen und auch als er sich umblickte, sah er nur leeren Himmel. Die Deutschen waren verschwunden. Er zog eine weite Aufwärtskurve, konnte aber keine anderen Maschinen sehen. Ein Rundruf ergab, dass acht der zwölf Spitfires noch einsatzbereit waren. Sie alle berichteten, dass die deutschen Jäger den Kampf abgebrochen hatten. Die Erklärung dafür lag auf der Hand - Treibstoffmangel. Sie erhielten den Auftrag, wieder die Verfolgung der Bomber aufzunehmen. Diese waren zwar auf ihrem Weg nach London dezimiert worden, befanden sich aber nach wie vor im Anflug auf die Hauptstadt. Die Spitfires jagten mit Höchstgeschwindigkeit in ihre Richtung. Es würde knapp werden.

Vierundzwanzig der vierzig Bomber waren durchgekommen. Jeder trug eine Bombenlast von mindestens zwei Tonnen. Die Klappen an ihren Unterseiten öffneten sich und das Inferno begann. Auch die Bomben jener acht Maschinen, die von der Staffel Grey Geese angegriffen wurden, fanden zum Großteil ihre Ziele. Es war ein schwacher Trost, dass zwei von ihnen sofort abstürzten. Grey Goose Leader musste seine ganz Autorität einsetzen, um seine Piloten davon abzuhalten, ein zu großes Risiko einzugehen. Sie wären bedenkenlos zu lang und zu nahe an die Bomber herangeflogen und hätten so gute Ziele für die Bordschützen abgegeben.
"Wir kriegen sie auf dem Rückflug!", funkte der Kommandant der Spitfires, die sich zu einem erneuten Angriff formierten.

Ohne ihre tödliche Last waren die Bomber leichter und deshalb schneller und wendiger. Sie hielten ihre Formation, um sich besser verteidigen zu können. Grey Goose Leader gab seinen Piloten genaue Anweisungen für den nächsten Angriff. Ihr Treibstoff ging zur Neige. Sie hatten nur mehr diese einzige Möglichkeit. Die Staffel würde sich teilen. Zwei Maschinen hatten die Aufgabe, die Aufmerksamkeit der deutschen Bordschützen auf sich zu ziehen, indem sie das Feuer so früh als möglich eröffneten. Dieser Teil des Planes war erfolgreich. Die Schützen erwiderten das Feuer und bemerkten nicht den Rest der Staffel, der von der anderen Seite angriff. Die Spitfires holten schneller auf, als sie erwartet hatten, da die Bomber versuchten, Höhe zu gewinnen. Sechs der Bomber hatten jetzt ganz schlechte Karten. Nur noch wenige Augenblicke. Grey Goose Leader wollte ganz sicher gehen und warte noch einen kurzen Moment zu. Plötzlich verschlechterte sich die Sicht und er betätigte den Auslöser seiner MGs, ohne den Bomber wirklich gut zu sehen. Heftig fluchend, verlor er den Sichtkontakt zu seinem Ziel. Der Bomber war in eine Wolkenbank geflogen. Sofort nahm Grey Goose Leader seine Geschwindigkeit zurück. Er starrte in die weiße Wand vor ihm und hoffte, dass der Bomber seinen Kurs nicht geändert hatte. Endlose Sekunden vergingen.
"Yellow 3 an Leader! Habe nur noch 4 Gallonen im Tank. Ich muss abbrechen!"
Grey Goose Leader schaute auf seine Treibstoffanzeige, stellte fest, dass er praktisch keinen Sprit mehr hatte und wurde gleich darauf von einer MG Salve erwischt. Rechts über sich erkannte er noch die Umrisse des Bombers. Leuchtspuren kamen auf ihn zu und sein Motor setzte aus. Er zog nach links, hörte noch drei Einschläge und dann nur noch das Zischen der Fahrtwindes.
"Green 4 an Leader! Treibstoff auf 3 Gallonen...
"Leader an alle! Sofort abbrechen! Ich bin getroffen und habe keinen Motor. Versuche Notlandung!"

Die Spitfire war eines der besten Flugzeuge ihrer Zeit. Sie war schnell und wendig. Sie war äußerst zuverlässig und sie war ein ausgezeichneter Segelflieger. Obwohl sie eine Reihe von Treffern abbekommen hatte, ließ sie sich gut steuern und sank auf einer gleichförmigen Bahn. Dann hatte Grey Goose Leader zum ersten Mal an diesem Tag Glück. Er wurde von einem Beobachtungsposten erspäht und in Richtung einer Landebahn dirigiert. Ein letzter Versuch, das Triebwerk zu starten, war erfolgreich. Obwohl der Motor stotterte und spuckte, konnte der Pilot die Maschine noch einmal stabilisieren und einen perfekten Landeanflug vollführen. Die letzten hundert Höhenmeter bewältigte er dann aber doch segelnd, da ihn die Geräusche der Maschine beunruhigten. Nachdem er am Rand der Piste ausgerollt war, stieg er aus und trat mehrmals mit voller Kraft gegen einen zufällig anwesenden Wegweiser mit der Aufschrift waste dsiposal. Nachdem er diesen gefällt hatte, nahm er ihn auf und drosch ihn gegen eine Mauer, bis er ihn zu Kleinholz verarbeitet hatte. Als die Ambulanz und der Feuerwehrwagen ihn erreichten, begrüßte er deren Besatzungen mit einem höflichen "Good morning!" Es war 10 Uhr 27.

Auf dem Feuerwehrwagen saßen zwei grinsende Bekannte, Red 1 und 2.
"Was macht ihr hier? Ich sagte doch, ihr sollt abbrechen. Und abbrechen heißt, nachhause fliegen!"
"Unsere Vögel werden gerade aufgetankt. Aber sie geben uns nur so viel Sprit, dass wir nach Biffling kommen."
"Das genügt. In welchem Zustand sind eure Maschinen?"
Red 1 berichtete von sechs Löchern, vier im Rumpf und zwei in der rechten Tragfläche. Red 2 hatte nur einen Treffer abbekommen. Ein Schuss aus der Kanone einer Messerschmitt hatte sein Leitwerk gestreift. Überrascht blickte er auf die Zehnpfundnote, die ihm sein Kommandant hinhielt.
"Nimm! Du fährst mit dem Bus nach Biffling zurück. Wenn du auf der Fahrt an einem netten Wirtshaus vorbei kommst, dann isst du dort zu Mittag. Trinkst du port oder whiskey?"
"Beides, Leader!"
"Sehr gute Antwort! Also, was immer du dir hinter die Binde kippst, worauf wirst du trinken?"
"Auf die Grey Geese Staffel, sir!"
"Nein!
"Nein?
"Du trinkst auf den Erfolg der Geese, den sie noch im Laufe des heutigen Tages verbuchen werden. Verstanden?"
"Verstanden, sir! Dafür nehme ich whiskey."
"Nimm zwei!
"Zu Befehl, sir!"

Ein knappe Stunde später landete Grey Goose Leader am Steuer von Red 2s Maschine in Biffling. Seine Laune besserte sich ein wenig, als er erfuhr, dass sieben seiner Piloten zurückgekehrt waren. Drei weitere seien auf der Rückfahrt zum Flugfeld, dabei jedoch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die kurze sportliche Aktivität mit dem Schild hatte ihm gut getan. Die mutigsten Mitglieder des Bodenpersonals, wagten bereits einen vorsichtigen Gruß. Er machte sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten, um Bericht zu erstatten. Dort erfuhr er, dass er an diesem Tag nicht mehr fliegen würde.

***

Hauptmann Degenschneid, Kommandant der Jägerstaffel 'Falke' trat ein Hinweisschild mit der Aufschrift 'décharge' zu Boden, las es von dort auf und verarbeitete es zu Kleinholz. Die lässige Eleganz, die Grey Goose Leader im Zuge seines Gefühlsausbruches gezeigt hatte, lag nicht in den Möglichkeiten des Hauptmanns. Anstattdessen brachte er deutsche Gründlichkeit zum Einsatz. Während der schlacksige Brite sich damit begnügt hatte, das Schild abzureißen und die Stange einmal abzubrechen, wütete Degenschneid, bis er nur noch ein etwa 40 cm langes Stück in der Hand hielt. Der Grund für die Verärgerung des Hauptmanns war weniger offensichtlich, als der des britischen Kommandanten, hatte er doch die Hälfte seiner Bomber fast bis zu deren Ziel begleitet, wo sie plangemäß Mord und Brand verbreiteten. Die 'Indianer' waren von ihm und seinen Leuten ordentlich eingeseift worden. Die konnten von Glück reden, dass den Messerschmitts der Sprit ausgegangen war. Gemeinsam war Hauptmann und leader ein kurzes Schicksal als Segelflieger. Degenschneid und die seinen hatten ihre Basis zwar erreicht. Von den fünfzehn Messerschmitts landeten aber drei auf Feldern wenige Kilometer vor dem Flugfeld, fünf weitere, darunter der Hauptmann selbst, konnten landen, aber den Tankplatz nicht mehr erreichen. Drei von ihnen blockierten jetzt die Landebahn. Degenschneid schleuderte den Rest des Schildes mit aller macht zu Boden. Der Stummel prallte ab und verfehlte knapp einen Oberst, der offenbar gelangweilt am Rande des Flugfeldes im Schatten einer prächtigen Pinie stand.

Degenscheid hatte sich noch nicht wieder vollkommen im Griff und ließ eine instinktive Reaktion zu. Der Oberst war fast zwei Köpfe kleiner als der Hauptmann und wahrscheinlich gut 30 Kilo leichter. Degenscheid machte zwei große schnelle Schritte auf den Oberst zu, wobei sich sein Gesicht böse verzerrte. Dass sein Vorgesetzter ein blütenweißes Kuvert aus einer Brustasche zog, half mit, den Hauptmann zur Besinnung zu bringen.
"Heil, Hitler!", brüllte er, salutierte und nahm Haltung an.
Der Oberst quittierte dies mit einem Zischlaut. Er hielt Degenschneid mit abgespreiztem kleinen Finger das Kuvert hin und sagte: "Befehl vom Reichsmarschall! Lesen Sie!"
Degenschneid war von Göring persönlich zum Major befördert worden. Der Befehlshaber der Lufwaffe bedankte sich für seine - Degenschneids - außerordentlichen Leistungen und teilte ihm mit, dass er und seine Staffel für eine Sondermission ausgesucht worden seien und sich unverzüglich in Marsch setzen sollte. Der Überbringer des Befehls - Oberst von und zu Och-Narsen - würde eventuelle Fragen beantworten.

"Auf der Fahrt erkläre ich alles", sagte der Oberst schnell. "Holen Sie Ihre Männer, Major! Wir haben es eilig!"
Drei Tage später hatte sich die Laune von Major Degenschneid erheblich gebessert. Die Triebwerke ihrer Maschinen waren 'überarbeitet' worden. Sie waren jetzt fast 800 kmh schnell. Allerdings erst, wenn sie die Zusatztanks abwarfen, die ihre Reichweite auf bis zu 900 Kilometer vergrößerten. Nur der Kurvenradius im Horizontalflug war weiter, als sie es bisher gewohnt waren. Ein Faktum, dem von den Piloten keinerlei Bedeutung beigemessen wurde. Erst recht nicht, als sie erfuhren, dass sie auf der kommenden Mission frei jagen würden. Sie mussten also nicht langsam hinter den Bombern herfliegen, sondern konnten mit hoher Geschwindigkeit vor diesen operieren. Somit fielen die zwei schwersten Nachteile deutscher Jäger weg. Sie würden mit vollen Tanks im Kampfgebiet ankommen und dort die mit Abstand Schnellsten sein. Die 'Indianer' würden Augen machen. Sie konnten bestenfalls 650 kmh fliegen.

Vor Selbstvertrauen und Vorfreude strotzend flog die Staffel 'Falke' fünf Tage nach ihrer Begegnung mit den Grey Geese wieder in Richtung Ärmelkanal. Dabei überholten sie die Maschinen, die sie zu schützen beauftragt waren. Diese Begegnung sorgte allerdings für Verwunderung auf Seiten der Piloten der Jäger, denn es handelte sich nur um drei mittlere Bomber, nicht zu vergleichen mit den riesigen Schwärmen der mächtigen Maschinen, die sie sonst begleiteten.
Major Degenschneid war ein äußerst intelligenter Mann. Er widmete die fünfzehn Flugminuten, in denen nicht mit Feindkontakt zu rechnen war, Spekulationen bezüglich des Ziels ihres Fluges. Es musste ein kleines Ziel sein, denn die drei Bomber trugen zusammen nur fünfzehn Bomben. Welches Ziel war es wert, Maschinen so aufwändig zu verbessern wie die ihren und sie am nächsten Tag aufs Spiel zu setzen, um drei Bomber zu schützen, die sich gegen einen feindlichen Jäger keine fünf Minuten behaupten konnten? Es musste ein für den Feind über alle Maßen wichtiges Ziel sein.
"Vielleicht die Kommandozentrale von fighter control?", mutmaßte Major Degenscheid und hatte recht. Nach jedem seiner Einsätze hatte er Überlegungen angestellt, wo diese Zentrale liegen könnte. Wäre er gefragt worden, hätte er zwei Orte angeben können und dies begründen.

Als sie die Klippen von Dover erreichten, wendeten sie geteilt in zwei Gruppen, eine nach links und eine nach rechts. Ihr Vorsprung auf die Bomber durfte nicht zu groß werden, ihre Geschwindigkeit aber musste hoch bleiben.
"Indianer, ein Uhr, tief! Hurricanes, Herr Major!"
"Wie viele, Fritz?"
"...zehn, elf, zwölf. Zwölf, Herr Major!"
"Schnapp dir drei von den Jungs und schieß mir die ab! Wenn ihr fertig seid, sofortige Meldung! Los!"
"Zu Befehl! Meier, Mayr und Maier, Mir nach!"
Das meierische Geschwader brach weg und griff die Hurricanes an. Wenige Sekunden später stürzte eine von diesen ab, eine weitere war explodiert und zwei versuchten verwzeifelt, sich in der Luft zu halten. Die restlichen acht verkauften ihre Haut so teuer wie möglich, indem sie ihren einzigen Vorteil - ihre Wendigkeit - nützten. Immerhin entkamen sie so oft, dass ihr Komandant einen genauen Bericht von dem Gefecht durchgeben konnte.

"Fritz was ist los bei euch?"
"Alles bestens Herr Major! Zwei sind explodiert, fünf rauchen wie Schlote und die anderen sind abgehauen.
Sollen wir denen nach?"
"Nein! Ihr vier hängt euch über die Bomber und passt dort auf! Verstanden?"
"Zu Befehl, Herr Major!"
"Fritz!"
"Herr Major?"
"Zu den Bombern darf nichts durchkommen!"
"Selbstverständlich nicht, Herr Major!"
"Gar nichts!
"Zu Befehl, Herr Major!"
Degenschneid war klar, dass der Feind jetzt wusste, dass sie kamen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass etwas falsch lief.

+++

Die Stimmung am Flugfeld New Biffling war auf den Tiefstpunkt gesunken. Die letzten Abschüsse hatten die Grey Geese fünf Tage zuvor gegen die Truppe des damaligen Hauptmanns Degenschneid verbuchen können. Seither hatten sie einmal gar keine feindlichen Maschinen angetroffen, eine Gruppe flüchtender Bomber erfolglos beschossen, bis diese sich über den Kanal hinaus retten konnten, und - zu allem Überfluss - einer Gruppe Messerschmitts beim erfolgreichen Flüchten zusehen müssen, ohne einen einzigen Schuss abgeben zu können. Immerhin konnten sie komplett und ausgeruht zu ihrem nächsten Einsatz aufbrechen. Auf dem Weg dorthin wurden sie gewarnt.

"Beachten Sie, dass die Angreifer über verbesserte Maschinen verfügen. Sie sind schneller und greifen mit sehr hoher Geschwindigkeit an!", teilte fighter control Grey Goose Leader mit. Von den siebzehn Hurricanes, die die Angreifer in nicht ganz fünf Minuten zersört, beschädigt und in die Flucht geschlagen hatten, erzählte man ihm vorsichtshalber nichts.
"Grey Goose Leader, an alle! Maximaler Steigflug! Wenn die schon schneller sind als wir, müssen wir weiter oben sein."
Die dreizehn Spitfires richteten ihre Nasen aufwärts.

+++

"Nebelkrähe 1 an Staffelführer!"
Nebelkrähe war der erste der drei Bomber und hatte das Kommando über den Einsatz. Sehr zu Degenschneids Verärgerung war die Krähe auch der Einzige der wusste, wo sie alle hinflogen.
"Nebelkrähe 1 an Staffelführer, bitte kommen!"
"Staffelführer hört!"
"Neuer Kurs!"
Es folgte eine genaue Angabe und dann Sprachlosigkeit von Seiten Degenschneids.
"Bestätigen Sie den neuen Kurs, Staffelführer!"
"Bitte wiederholen Sie!"
Es dauerte ein wenig, bis Degenschneid sich gefangen hatte und den Kurs bestätigte. Er war jetzt ganz sicher, dass sie der Kommandozentrale von fighter control nichteinmal nahe kommen würden.

Es war früh am Tag. Der Himmel war wolkenlos. Perfektes Wetter für einen Großangriff, vor allem, wenn man vorher die feindliche Kommandozentrale lahm gelegt hatte. Nur würde man die nicht lahm legen, wenn man diesen bescheuerten Kurs beibehielt. Der Großangriff würde - wie alle anderen Großangriffe davor - in ein bestens organisiertes Abwehrnetz fliegen, das aus einer Unzahl von Jägern bestand, die punktgenau über die Position ihrer Ziele informiert waren. Der Großangriff würde scheitern. Es gab keine Funkverbindung mit dem Oberkommando, und die Befehle mussten befolgt werden. Degenschneid blieb nur die Hoffnung, dass er sich geirrt hatte, und dass das Kontrollzentrum wirklich dort war, wo Nebelkrähe 1 sie hin dirigierte. Plötzlich explodierte die Maschine, die links hinter ihm flog.

++

Es gab nur einen Weg, nämlich mitten durch die Messerschmitts hindurch. Die Grey Geese kamen von oben, hatten ausgezeichnete Sicht und konnten lang zielen. Vier Messerschmitts mussten den Kampf nach dem Angriff der Spitfires abbrechen.
"Grey Goose Leader an alle! Gruppe red folgt mir gegen die Bomber. Gruppen yellow und green, ihr haltet uns die Jäger vom Hals!"
Mit diesem Befehl war das Schicksal der Staffel besiegelt. Ihr Kommandant konnte nicht wissen, dass er acht seiner dreizehn Piloten gegen neun überlegene Messerschmitts geschickt hatte und er mit seinen vier Maschinen, verfolgt von drei Deutschen, auf die vier bei den Bombern verbliebenen Jäger zuflog. Zwei von den letzteren kamen ihnen auf Kollisionkurs entgegen und zwangen sie zu einem Ausweichmanöver. Beide Seiten verloren ein Flugzeug. Schließlich schnappte die Zwickmühle zu. Grey Goose Leader und seine beiden Begleiter kamen von vorne und hinten unter Beschuss und mussten von dem Bombern ablassen. Zwei Messerschmitts folgten ihnen, die übrigen vier sicherten wieder die Bomber.
"Grey Goose Leader an Zentrale, erbitten dringend Verstärkung. Gegnerische Maschinen sind viel schneller als wir. Sehe keine Möglichkeit, die drei Bomber anzugreifen."
"Sie können den Kampf abbrechen, Grey Goose! Bringen sie sich in Sicherheit!", antwortete fighter control.
Er konnte noch drei seiner Piloten, von dem Rückzugsbefehl verständigen, dann trafen ihn die Geschoße seines Verfolgers. Er sprengte das Verdeck ab, löste seine Gurte und wollte springen, da explodierte seine Maschine. Nur drei durchlöcherte Grey Geese schafften es nach Biffling zurück.

+++

"Nebelkrähe an Staffelführer!"
"Ja?"
"Sehen Sie etwas?"
"Nein! Jedenfalls nichts, was auf ein Ziel hinweisen würde."
"Aber wir sind da!"
"Ja."
"Am Ziel, meine ich!"
"Wie man es nimmt!"
"Wiederholen Sie bitte!"
"Können wir unsere Befehle befolgen und dann nachhause flieg
Ich glaube, Sie sollten so schnell wie möglich von unserem Erfolg berichten."

Der angegebene Koordinatenpunkt wurde von fünfzehn Bomben getroffen, wodurch ein
großer Krater entstand, der sich auch beim dritten Überflug als leer erwies.
"Staffelführer an Nebelkrähe 1! Ich rate zum sofortigen Rückflug, um schnellstmöglich Funkverbindung zum Oberkommando aufzunehmen. Bitte um Erlaubnis, vorausfliegen zu dürfen."
"Erlaubnis erteilt! Nebelkrähe 1, Ende!"
"Fritz, Maier und Meyer! Folgt mir! Sollte mir was passieren, gebt ihr bei erster Gelegenheit folgende Meldung an das Oberkommando durch.... Verdammte Scheiße!"
"War das der Bericht, Herr Major?
Major Degenschneid hatte in der Ferne einen riesigen deutschen Bomberverband erspäht.

"Also, ihr gebt Folgendes durch: Mission Nebelkrähe war erfolglos. Der Koordinatenpunkt wurde zwar plamäßig erreicht und angegriffen. Es konnte aber trotz dreimaligen Überfluges keinerlei..."
"Meine Backe, sehen Sie sich das an; Herr Major!", unterbrach Fritz das Dikta
Die Bomber wurden massiv angegriffen. Degenschneid konnte abstürzende Maschinen erkennen und solche, die auf der Flucht waren.
"Wo war ich Fritz?"
"Keine Ahnung, Herr Major. Wir sollen sagen, dass wir dort nichts getroffen haben, weil nichts da war, oder?"
"Ja, Fritz", sagte Degenschneid und war erleichtert, dass der Korporal, die Meldung nicht machen würde müssen. Kurz darauf konnte er eine Funkverbindung herstellen und seinen Bericht übermitteln.

+++

Das Flugfeld New Biffling war für den Tag geschlossen. Die Staffel Grey Geese existierte nicht mehr. Ihre letzen drei Überlebenden waren bis auf weiters vom Dienst freigestellt.
Sie saßen auf bequemen Stühlen, hatten die Beine hochgelagert und blickten nach Osten in einen strahlenden Spätsommer Himmel.
"Noch ein Gurken Sandwich?", fragte Green 3.
"Ja, bitte", antwortete Red 1. Er nahm einen herzhaften Biss und rollte anerkennend die Augen.
"Gut, das Sandwich!" lobte er.
Red 2 war nicht mehr in der Lage, sich an dem Gespräch zu beteiligen und beschränkte sich darauf, vom Sessel zu fallen. Er hatte dies in den letzten zwei Stunden zur Kunstform entwickelt.
"Dangge!", lallte er, nachdem ihn seine Kameraden wieder hingesetzt hatten.
"Gern geschehen", antwortete Red 1 und Green 4 meinte: "So etwas kommt in den besten Familien vor!"
Red 2 hatte Grey Goose Leader zuhilfe eilen wollen, nur um kläglich zu scheitern und selbst äußerst knapp davon zu kommen. Den Anblick der Explosion seines Kommandanten, sollte er nicht mehr los werden.
"Hä, hä, hä!" machte Red 2 und blickte nach oben. Die anderen beiden folgten seinem Blick und erkannten winzige Punkte in großer Höhe.
"Fl-l-li-ah!", gab Red 2 grinsend sein Expertenurteil ab. Schon konnten sie den Lärm der Motoren hören.
Die drei dienstfreien Piloten nahmen Platz und beobachteten das Geschehen. Red1 klammerte sich an einem weiteren Gurken Sandwich fest. Red 2 rülpste und sagte: "Schulligng!"
Aus den kleinen Punkten waren elf deutsche Bomber geworden. Sie flogen in präziser Formation auf einem Kurs, der sie westlich an New Biffling vorbei Richtung London bringen würde
"Ich dachte, die werden alle abgefangen", sagte Red 1.
"Na, ja! Ein Großangriff ist im Gang. Die Jungs können nicht überall sein", erinnerte Green 3.
Red 2
hatte ein Auge zusammen gekniffen, um die Hälfte von zweiundzwanzig Bombern zu verjagen. Als diese verschwunden waren, machte er ein interessante Entdeckung
"Hä, hä, hä, jessgeslos", meinte er, verschränkte die Arme und setzte ein zufriedenes Grinsen auf.

"Was ist l...", weiter kam Green 3 nicht, denn in diesem Moment wurden die Bomber von fünf Hurricanes angegriffen. Nach dem ersten Anflug scherten drei der Bomber aus und machten sich auf den Rückflug. Als die Hurricanes das zweite Mal angriffen, wurden sie schon erwartet. Die Bordschützen nahmen sie unter Beschuss konnten aber nicht verhindern, dass drei weitere Bomber umkehren mussten. Dabei wurde auch einer der Jäger abgeschossen
"Vonnenen komp geina durch bis lndn!", prophezeite Red 2.
Die drei Zuseher auf dem Flugfeld konnten den letzten Angriff der Jäger nur noch akkustisch mitverfolgen. Dann kehrte Ruhe ein üin New Biffling.
"Das war es wohl für heute", meinte Green 3.
"Toller Kampf von den Hurricanes", sagte Red 1.
Red 2 jedoch sagte nichts. Er hatte einen Finger vor die Lippen gelegt und schaute in die Richtung, in der die Bomber verschwunden waren. Dann hörten die anderen beiden es auch. Ein beschädigtes Flugzeug näherte sich.
"Eine Heinkel!", stellte Red 2 fest.

Die Maschine war offensichtlich schwer beschädigt. Einer ihrer Motoren brannte und sie verlor Bruchstücke. Erstaunlich war, dass sie vollkommen ruhig in der Luft lag. Der Pilot war scheinbar ein Meister seinens Faches. Mit etwas Glück würde er eine Notlandung schafffen Der Bomber flog über die das Flugfeld New Biffling hinweg, eine dichte Rauchspur hinter sich herziehend. Er verschwand aus dem Blickfeld der Beobachter und erst viele, überraschend langgezogene Sekunden später schlug er auf und explodierte. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, applaudierten Green 3 und Red 1 auf dezente Weise, während Red 2 ein lautes Schnarchen hören ließ.

Es war der 15. September 1940.

 

Hallo @lerner

ich muss sagen, dein Text läßt mich ratlos zurück. Was ist das? Ein Ausschnitt aus einem Roman? Ein Kurzgeschichte definitv nicht.
Deine Erzählweise ist extrem steril und beschreibend. Man hat das Gefühl, eine Doku nacherzählt zu bekommen. Spannung kommt so keine auf. Ich musste mich voll konzentrieren, um überhaupt zu kapieren, was passiert.

Deine Ausdrucksweise ist geübt und viele Fehler gibt es im Text auch nicht, aber "Special Interest" ist das schon, oder?

 

Hallo Abigail Rook.

Erstmal herzlichen Dank dafür, dass du meinen Text gelesen hast und mir antwortest. Ich finde deine Antwort sehr interessant. Vor allem über die Begriffe 'ratlos' und 'steril' werde ich nachdenken.
Zwei Fragen ergeben sich für mich:
1) Warum ist das keine Kurzgeschichte?
2) Was meinst du mit "Special Interest"? (Mein Englisch ist nicht gar so schlecht!)

Mit sehr freundlichen Grüßen

lerner

 

Hallo @lerner

Zu Punkt 1: schon die Perspektivwechsel sind eher ein KG-Tabu. Du hast außerdem viel zu viele Protagonisten, wenn es denn welche sind, denn sie werden beschrieben wie Dinge und nicht wie Menschen. Verstärkt wird der Eindruck dadurch, dass du ihnen noch nicht mal Namen gibst. Die Codes wirken sehr steril. Einen Spannungsbogen kann ich auch nicht finden. Es wird eine Kampfszene beschrieben, es geht was schief, der Gegener kommt zurück, so ungefähr. Wo ist da die Spannung? Wieso sollte ich mitfiebern, wenn du mir noch nicht mal sagst, auf welcher Seite ich sein soll? Klar, ich bin in die Schule gegangen und weiß, dass die Briten die Guten und die Deutschen die Bösen sind. Aber KGs haben in der Regel einen Fokus auf die Person und da sieht es dann oft anders aus. Was für Menschen sind Grey Goose Leader und Degenscheid? Interessanterweise haben die Deutschen Namen und die Engländer nicht. Hat das einen Grund?

Punkt 2: Ein Beispiel:
"Trex verzweifelte. Der Pointer auf die Instanz der Klasse war NIL, obwohl er sie eine Zeile davor initiiert hatte. Der Debugger schmieß ihn jedes Mal an dieser Stelle raus: nicht allokierter Speicherplatz. Warum wurde das verdammte Create nicht aufgerufen? Der Stepdebugger zeigte den Break doch in dieser Codezeile an. Da war doch was faul, oder hatte Trex was Entscheidendes übersehen?"
Find ich spannend. Die meisten anderen verstehen kein Wort und finden keinen Zugang. So geht es wahrscheinlich auch vielen mit deiner Geschichte. Special Interest eben ;)

Gruß,
Abi

 

Hallo Abigale Rook!

Danke für das Beispiel für 'Special Interest'.
Die Luftschlacht um England war sicher kein 'Specal Interest' sondern von großer historischer Bedeutung. Das Ereignis auf Gut und Böse zu reduzieren, scheint mir nicht angebracht. Bei allen Fehlern, die mein Text aufweisen mag, dieser ist nicht darunter.

Ach ja, Degenschneid hat nicht umsonst einen Namen.

Mit sehr freundlichen Grüßen

lerner

 

Hallo @lerner

Ach ja, Degenschneid hat nicht umsonst einen Namen
Damit hast du bestätigt, was ich gesagt habe. Ein Militärhistoriker kennt ihn sicher, sonst niemand. Da dein Text offenbar viel militärhistorisches Grundwissen und Interesse vorraussetzt, fällt er unter Nischenliteratur. Genau wie ein Text über Programmierprobleme.

Ist doch gar kein Problem, es gibt sicher einige Leser die von deinen Details genauso begeistert sind, wie du. Du musst nur akzeptieren, dass dein Werk bei der großen Masse der Leser nicht ankommen wird, weil du sie nicht an die Hand nimmst, um den Zugang zu finden. Ich nehme an, dass dir das egal ist, wollte aber nett sein und dir erklären, warum Texte im Duktus eines Frontberichtes Special-Interest-Literatur sind.

LG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @lerner,

ich habe fünf Absätze geschafft. Eigentlich hatte ich nach dem ersten keine Lust mehr, aber ich dachte, das wird vielleicht noch interessant.
Abigail Rook vermutete "special interests" bei der Zielgruppe und ich sehe das auch so.
Es erinnert mich an Filmtrailer für Kriegsfilme. Gelesen habe ich so etwas noch nie, aber ich weiß, dass es Kreise gibt, in denen gewisse Heftchen kursieren. Dort liest man Heine eher nicht.
Als Computerspiel macht so etwas vielleicht Spaß, da der Spieler aus der Ich-Perspektive aktiv am Geschehen teilnimmt, ohne dass in dem Moment die anderen Figuren und ihr Hintergrund wichtig wären. Aber selbst ein Computerspiel folgt in der Regel einer Dramaturgie, weil es sonst schnell langweilig wird, einfach nur Flugzeuge abzuballern.
Da fällt mir die legendär langweilige Moorhuhnjagd ein. Wieso war das eigentlich so ein Renner? Gab's das gratis?
Nun, jedenfalls funktioniert dieser Text nicht als Geschichte und ich wüsste auch nicht, was man daran verbessern könnte, ohne das Konzept komplett umzuwerfen. Zuerst mal bräuchte die Story eine Figur, der die Leser folgen können. Dann müsste der menschliche Faktor insgesamt viel mehr Raum einnehmen. Als Leser sehe ich irgendwelche Piloten, die sich gegenseitig abschießen. Da packt mich nichts.
Vielleicht versuchst Du mal ein ganz anderes Thema. Das Zeug dazu hättest Du, soweit ich das nach den paar Zeilen beurteilen kann.

Schönen Gruß!
Kellerkind

P.S: Ich habe mal eine andere Geschichte herausgekramt, die im gleichen Kosmos handelt, wenn auch unter anderer Prämisse. Der Aufbau einer Beziehung zu den Figuren, unter anderem auch ein Bomberpilote, wurde dort ansprechender umgesetzt.
Lies mal rein!
Und überall die Hölle

 

'Bandits' (Banditen) war im Funkverkehr der RAF (Royal Air Force) die Bezeichnung für deutsche Flugzeuge. Die Deutschen bezeichneten ihre Gegner als 'Indianer'.

So eine Info muss dem Leser aus dem Text klar werden.

Wir hatten hier mal einen jungen Autoren, der schrieb quasi Actionfilme. Da musste alles an Info zu den Waffen rein, wieviel Pillen im Magazin und welches Kaliber - das interessiert im Normalfall nur einen Toten. Das bekommt dann auch schnell so einen seltsamen Fetisch, meistens von Leuten, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten.

Das hier ist keine Geschichte. Vor meinem inneren Auge läuft da in ungefähr der Film Dunkirk ab, aber da wird auch noch eine, oder sogar mehrere, Geschichten erzählt, im Sinne einer längeren erzählten Zeit, in der es um Konflikte, aka Gewissenfragen, Mut, Opferbereitschaft, Ehre und Loyalität geht. Das findet sich bei dir nicht, weil du gar keinen Protagonisten hast, sondern Pappkameraden, die in deinem Text, der eher einer Versuchsanordnung gleicht, eine Rolle übernehmen. Das liest man halt heraus.

Ich sehe gerne Kriegsfilme und ich lese auch gerne Geschichten, die im Krieg spielen. @Achillus kann so etwas sehr gut. In seine Texte mal reinlesen. Krieg ist eine Ausnahmesituation, in der jeder Mensch in bestimmte moralische Dilemma gezwungen wird. Man muss Entscheidungen treffen. Das ist wie im Flugzeug: Pasta oder Chicken? Mal trivialisiert. Mir fehlt in deinem Text auch die nötige Ernsthaftigkeit. Da sterben Menschen, werden Bomben abgeworfen, das ist doch eine ungemeine Fallhöhe. Pull the trigger - und dann? Es geht nicht um den Tränendrüseneffekt oder so, sondern um eine angemessene Dramatik.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Kellerkind,

danke für deine Antwort und die Empfehlung. Die Geschichte gefällt mir sehr gut. Mit dem Computerspiel hast du recht. Der ganze Wahnsinn damals ähnelte einem solchen, allerdings ganz ohne Dramaturgie. Leider bist du nicht bis zu meinem Major Degenschneid gekommen, vielleicht wäre der ein interessanter Protagonist gewesen. Mein Fehler, ich hätte vielleicht mit ihm beginnen sollen.

Herzlichen Gruß

lerner


Hallo, Jimmy,

danke für deine Antwort. OK, dir gefällt mein Text nicht, kein Problem! Aber eines würde mich interessieren, warum fehlt dem Text die Ernsthaftigkeit?

Gruß,
lerner

 

Hallo nochmal @lerner

Leider bist du nicht bis zu meinem Major Degenschneid gekommen, vielleicht wäre der ein interessanter Protagonist gewesen.
Das ist durchaus möglich. Und das ist natürlich auch ein bisschen der Knackpunkt bei Kurzgeschichten; wie lange ist der Leser bereit, einem Text zu folgen, bis er eine für ihn interessante Komponente entdeckt? Bei Romanen richte ich mich ungefähr nach Stephen Kings Empfehlungen und gebe dem Autor 50 Seiten, um mich zu überzeugen, dass mich die Geschichte interessieren könnte. Bei Kurzgeschichten bin ich da nicht so geduldig.

Der ganze Wahnsinn damals ähnelte einem solchen (Computerspiel), allerdings ganz ohne Dramaturgie.
Vielleicht könnte es ein spannender Effekt sein, dieses Chaos in Aktion zu zeigen, als Höhepunkt der Geschichte funktionieren. Nachdem die Figuren eingeführt wurden und ein roter Faden deutlich wird, wo die Geschichte entlang geht. Wenn ich dann mit einem oder mehreren Protagonisten Empathie empfinden würde, könnte mich auch so ein Luftkampf packen.
Nur so, als Idee.

Grüße!
Kellerkind

 

Hallo Ronnie,

herzlichen Dank für die Hinweise und für die Auseinandersetzung mit meinem Text. Nomen est omen - ich lerne. Leider nicht Gitarre spielen, da geht es dir wohl besser. Ist das eine Fender?

Ich wünsche dir alles Gute in der Literatur, der Musik und auch sonst überall.
Ich lese jetzt was von dir.

LG
lerner

 

Aber eines würde mich interessieren, warum fehlt dem Text die Ernsthaftigkeit?

Weil ich hier kein echtes Leid sehe, keinen echten Zweifel. Ich glaube dir, dass du das ernsthaft gemeint hast, das will ich dir nicht absprechen, aber ein Krieg ist sicher nicht wie ein Computerspiel ohne Dramaturgie.

Degenschneid konnte abstürzende Maschinen erkennen und solche, die auf der Flucht waren.

Ich denke da an die Szenen aus Saving Private Ryan oder anderen Filmen: da bekommt man selbst Angst, man spürt die Todesangst, die diese Männer gehabt haben müssen. Oder als sich die Jaws of Death öffnen und erstmal alle ersten Reihen niedergemäht werden oder grausam verbrennen. Das ist bei mir tief im Gedächtnis geblieben, weil es eben wahrhaftig ist. Bei dir wird eine solche Szenerie in einem lapidaren Nebensatz erwähnt. Ich würde jedem, der sich mit Krieg in der Literatur auseinandersetzt, mal das Buch "On Killing" empfehlen, wo es um die psychologischen Kosten geht, die ein Mensch zahlt, wenn er einen anderen tötet. Vielleicht habe ich es nun besser verständlich gemacht, was ich mit Ernsthaftigkeit meine. Mal eine andere Frage: Warum hast du diesen Text geschrieben?

Gruss, Jimmy

 

Hallo, Jimmy,

ja, danke! Mit dieser Erklärung kann ich was anfangen.

Ich habe den Text geschrieben, weil mich diese Episode des Luftkrieges fasziniert. Hab viel gelesen darüber und sogar ein bisschen geforscht. Ich wollte aufschreiben, was ich erfahren habe, auf eine Art, die mir geeignet schien.

Herzlichen Gruß.

lerner

 

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