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Bambam - Die Steve Crown Affäre
Erst vor einigen Monaten hatte in der Stadt ein neuer Club eröffnet, der innerhalb kürzester Zeit von sich reden machte. ‚Underworld’ nannte sich der Laden, der sich in einem Keller befand und von daher mit einfachsten Mitteln auskommen musste. Es gab einen größeren Raum mit Tanzfläche und Theke, der im, na, ich sage mal industrial Stil dekoriert war und einen kleineren Chill-Out-Room, dessen Wände einfach mit Neonfarbe bemalt waren, die mit Schwarzlicht angestrahlt für eine schön unwirkliche Atmosphäre sorgte. In der lokalen Presse galt das Underworld als Drogenumschlagplatz und erntete noch vor seiner Eröffnung genug negative Bewertungen etlicher Kulturpessimisten, in der Szene wurde der Club jedoch als enorm innovativ und unangepasst gehandelt, was durch die schlechte Publicity sogar noch verstärkt wurde. Mir persönlich gefielen besonders die äußerst niedrigen Eintritts- und Getränkepreise sowie die abwechslungsreiche und undergroundige Musik, die kaum Wünsche offen ließ. Offenbar brachte der Laden auch noch Geld ein, denn schon nach kürzester Zeit prangten auf den Flyern immer wieder die Namen von DJs, die zwar nicht zu den national größten, dafür aber zu denen gehörten, die als hoffnungsvolle und anspruchsvolle Newcomer galten.
Einer, der in der letzten Zeit immer von sich reden gemacht hatte, nannte sich Steve Crown, legte Drum 'n' Bass und Deep House auf, hatte eine eigene Show im lokalen Radiosender und wurde von vielen als die Hoffnung der ernsthaften elektronischen Musik gefeiert. Und als eben dieser Steve Crown als Gast-DJ im Underworld angekündigt wurde, musste Laura, die den Club ohnehin zu ihrem zweiten Wohnzimmer erkoren hatte, selbstverständlich dabei sein. Als Kavalier und Gentleman bot ich mich selbstlos an, sie zu begleiten, und außerdem war ich viel zu gespannt auf diesen aufgehenden Stern am DJ-Himmel, über den alle sprachen und den alle außer mir kannten, als dass ich dieses Event hätte verpassen dürfen.
„Hier steht, Steve Crown hätte sich durch seine individuellen Sets in ausgewählten Clubs in der Republik einen Namen gemacht, und es sei bald mit eigenen Tracks sowie einer Platte von ihm zu rechnen.“, flötete Laura am Nachmittag und hielt mir die aktuelle Ausgabe der Raveline unter die Nase.
„Und außerdem“, fuhr sie fort, „sieht der Typ auch noch unglaublich gut aus. Guck dir doch mal das Foto an.“
Offenbar holte sie gerade ihre spätpubertäre Phase nach und kostete die Rubrik ‚verliebt in einen Star’ aus. Mir hingegen war der Rummel um diesen Typen, der zufällig aus unserer Region kam und daher hier einen besonders guten Ruf genoss, eher unsympathisch. Nicht, dass ich mir ein Urteil über ihn hätte erlauben können oder seine Sets kannte, nur störte es mich immer, egal bei wem, wenn ein Künstler schon vor der ersten Veröffentlichung als neuer Volksheld gefeiert wurde. Und dabei denke ich nicht nur an One-Hit-Wonder und Popsternchen wie Shakira oder Daniel K., sondern auch an Künstler wie Benny Benassi oder Elektrochemie LK, die sehr genial anfangen und dann nichts nachlegen oder sich doch dem Mainstream verschreiben. Von dem Foto grinste mich übrigens ein sonnenstudiobraungebrannter Typ an, der aussah als hätte er ohne weiteres auch eine Rolle im Marienhof oder ähnlichen volksverdummenden Serien abbekommen können. Trotzdem war ich neugierig auf den neuen Superstar und wartete zusammen mit Laura gespannt auf den Abend.
Wir standen dann schließlich viel zu früh vorm Underworld, die Tür war noch verschlossen, und draußen war es ziemlich kalt. Leider gab es in der Nähe auch nichts, wo man noch hätte etwas trinken gehen können, denn wie gute Clubs das leider immer an sich haben, befand sich auch diese Location mitten im Niemandsland. Wir vertrieben uns die Zeit mit dem üblichen Austausch von kulturellen Empfehlungen, was im Klartext hieß, ich erzählte ihr, welche Filme gerade neu auf DVD und Video herausgekommen waren, und sie sagte mir, was ich unbedingt mal lesen musste, und was im Buchladen gerade neu hereingekommen war. Das lenkte uns wenigstens ab, und dennoch waren wir froh als endlich ein Auto vorfuhr, direkt vor dem Eingang hielt und uns damit als Zeichen diente, dass der kulturelle Höhepunkt unserer Woche jetzt kurz bevor stand.
Dem dunklen Wagen entstieg ein junger Mann Mitte oder Ende zwanzig, bei dem es sich unverkennbar um besagten Steve Crown handelte. Leider würdigte er uns keines Blickes, auch wenn Lauras Augen die ganze Zeit an ihm zu kleben schienen, sondern steuerte direkt auf den Eingang zu, wo er jetzt vom Besitzer des Clubs empfangen wurde. Die beiden redeten kurz miteinander und verschwanden dann ins Innere des Underworld, nur, um keine zwei Sekunden später wieder herauszukommen. Steve Crown öffnete den Kofferraum seines Wagens und stellte drei Plattenkoffer auf den Gehweg. Dann schlug er den Kofferraum wieder zu und sah sich suchend nach dem Clubinhaber um, der aber offenbar schon wieder anderen Geschäften nachging. Steves Blick wanderte von der Eingangstür auf seine Koffer, dann zu uns und schließlich fragte er: „Könnt ihr mir mal eben tragen helfen?“
Ganz im Vertrauen, abgelehnt hätte ich auch wenn Laura nicht dabei gewesen wäre nicht, und außerdem kamen wir durch unsere Hilfsbereitschaft umsonst in den Club rein, was ja auch nicht zu verachten ist. Dennoch war mir dieser überzeugt auftretende Steve Crown, der übrigens bürgerlich Steffen Kronemann hieß, wie ich erfuhr, durch und durch unsympathisch. Allerdings kann ich es selbst nicht ausstehen, nach dem ersten Urteil abgestempelt zu werden, und daher zwang ich mich, ihm eine zweite Chance zu geben. Vielleicht würde er ja mit seinem Set einiges wieder gut machen, und vielleicht würde es mir über die Musik ja sogar gelingen, Lauras Begeisterung für ihn zu teilen oder wenigstens nachzuvollziehen. Ich muss allerdings noch einmal betonen, dass es selten Menschen gibt, die mir auf den ersten Blick völlig negativ erscheinen, und bei denen ich kaum etwas gegen meinen ersten Eindruck tun kann. Normalerweise halte ich mich für offen und warte manchmal viel zu lange, bevor ich jemanden als Arschloch abstemple, bin sozusagen zu gutmütig, was unter Umständen daran liegen könnte, dass ich mich selbst auch für jemanden halte, der nicht gleich auf den ersten Blick sympathisch ist. Wenn allerdings ein Typ aus dem Nachbardorf, der zufällig an zwei Plattenspieler gekommen ist und danach bloßes Glück hatte, sich aufführt als wäre er der neue Morgenstern am Technohimmel, dann betrachte ich diesen Jemand nun einmal kritisch und erwarte, dass seine Musik auch hält, was sein Auftreten verspricht.
Wir folgten Steve also in den Club, durchquerten die Räume, die jetzt im hellen Licht der Neonröhren noch kein bisschen atmosphärisch aussahen und stellten seine Sachen am DJ Pult ab. Danach begann augenblicklich die Verwandlung der Raupe in einen Schmetterling, das Neonlicht erlosch, an seine Stelle traten geschickt angebrachte Schwarzlichtstrahler und einige gut platzierte farbige Lampen, und aus dem tristen Keller wurde ein phantasievoll beleuchteter und eingerichteter Club. Ich konnte kaum glauben, dass man mit so wenigen Effekten eine derart große Wirkung erzielen konnte, nicht nur, dass alles plötzlich modern und aufgeräumt wirkte, nein, der Raum war auch irgendwie größer geworden.
Nachdem die Musik anging, zuerst legte der Chef noch persönlich auf, bezog das Personal Stellung am Eingang und an den Theken, und kurz darauf wurden auch die ersten Gäste hereingelassen. Ich fragte mich ernsthaft, warum das Underworld ein schlechtes Image hatte, denn ganz offensichtlich hatte sich hier jemand mit viel persönlichem Engagement einen Lebenstraum erfüllt. Sämtliche Negativ-Publicity schien allerdings nach hinten losgegangen zu sein, denn innerhalb kürzester Zeit war der Raum gut gefüllt, die ersten Getränke eingeschenkt und auf der Tanzfläche tummelten sich die ersten Technobesessenen. Auch der Sound konnte sich sehen beziehungsweise hören lassen, und ich muss sagen, ich war echt beeindruckt und konnte Lauras Begeisterung, zumindest den Club betreffend, sehr gut nachvollziehen. Und auch das Publikum hier gefiel mir sehr gut, zumindest waren nicht lauter Kinder hier, die nur Techno hörten, weil sie irgendwann einmal gehört hatten, dass das in sei, und auch von den total verpeilten Minderjährigen, die dann zu später Stunde von der Polizei aufgegriffen wurden, von denen in der Zeitung berichtet worden war, fehlte bis jetzt jede Spur. Alle, die bis jetzt hier waren, sahen aus als könnte man mit ihnen Spaß haben und als scherten sie sich einen Dreck um Image, Vorurteile und Hypes, sondern suchten genau wie Laura und ich nach der besten Party und der besten Musik.
Später dann, ich schwebte gerade auf der Musik davon, zog Laura mich am Ärmel und bedeutete mir, doch bitte ganz nah vorm DJ-Pult zu tanzen. Der Grund dafür war, dass Steve Crown mit seinem Set begann, und da Laura nicht wie ein pubertierender Groupie aussehen wollte, musste ich eben mit. Letztlich konnte es mir egal sein, wo ich tanzte und wo ich davon schwebte, ich musste diesen Typen ja nicht sabbernd und lechzend anstarren als wäre ich ein dreizehnjähriges Mädchen auf seinem ersten Backstreet Boys Konzert. Und wenn Laura sich unbedingt lächerlich machen wollte, konnte sie das von mir aus tun, schließlich war ich weder ihr großer Bruder noch ihr Beschützer. Meinem unausgesprochenen Spott zum Trotz zwinkerte Steve Laura aber noch bevor er seine erste Platte auflegte zu, was wohl heißen sollte, schön, dich wiederzusehen, den nächsten Track lege ich nur für dich auf. Unter sich lächerlich machen, konnte man das kaum abfassen, und ich muss zugeben, wenn Miss Yetti, Ellen Allien oder Nathalie de Borah mir ein solches Zwinkern zugeworfen hätten, hätte mein Herz auch einen kleinen, stolzen Hüpfer gemacht. Laura hingegen blieb ganz cool und lächelte zurück, was dann auch den letzten Eindruck des Groupies wegwischte. Damit war mir anscheinend der Stoff, mit dem ich sie noch wochenlang hätte aufziehen können vollends ausgegangen.
Den letzten Wind nahm mir dann Steves Set aus den Segeln, denn das war ziemlich gut, und ich wäre beinahe von der allgemeinen Begeisterung angesteckt worden, wenn ich mich nicht aus tiefstem Herzen dagegen gewehrt hätte. Ich konnte nicht einmal genau sagen, warum ich mir gewünscht hätte, er würde die Leute von der Tanzfläche vertreiben, vielleicht war es einfach eine gute Portion Neid, weil es mir mangels Talent niemals geglückt wäre, ein passabler Discjockey zu werden. Dieser Steve Crown hatte zu viel, was ich nicht hatte, er war erfolgreich, verdiente mit dem, was er gerne machte einen Haufen Kohle, sah umwerfend aus, während ich zwar immerhin einen Job hatte, der mir Spaß machte, aber mir leider weder Reichtum, noch Ansehen, noch Fans einbrachte. Unter enormem Kraftaufwand, denn manchmal ist es verdammt schwer, alle trüben Gedanken abzuschütteln, verbannte ich den Neid auf alle, denen es besser ging als mir aus meinem Kopf und tanzte mich sozusagen frei. Es war wieder einmal jenes schöne Gefühl, wenn die Musik alles Negative vertreibt und damit zur Droge wird, und ich bin im Nachhinein verdammt froh, dass mir dort auf der Tanzfläche nicht in den Sinn kam, wem ich dieses Glücksgefühl zu verdanken hatte.
Nach dem Set, als einer der Residents die Turntables übernahm, drängelte ich mich zuerst zur Theke und dann in die Chillarea durch. Laura konnte heute nicht genug bekommen und wollte noch weitertanzen, aber ich ließ mich auf einem der Sofas im zweiten Raum nieder und ließ die Neongemälde an den Wänden auf mich wirken. Diese Bilder zusammen mit der chilligen Musik entführten mich aus der Realität, ich hatte plötzlich tausend Ideen für eine neue Geschichte, die ich schreiben wollte, vielleicht sogar endlich mal einen Roman oder wenigstens eine längere Erzählung, und die miese Stimmung zu Beginn des Abends war vergessen. Im Grunde ging es mir doch nicht schlecht, sagte ich mir, ich hatte einen Job, der Spaß machte, hatte die besten Freunde, die man sich wünschen konnte, konnte an den Wochenenden in bunte Technowelten abtauchen, und mit ein bisschen Glück würde ja vielleicht irgendwann noch einmal jemand auf meine Geschichten aufmerksam werden.
Ich flirtete ein wenig mit zwei Mädchen, die neben mir saßen, stellte fest, dass sie mir allerdings zu albern und vor allem zu verpeilt waren, verabschiedete mich, tanzte noch ein wenig, holte mir noch etwas zu trinken, vergaß völlig die Zeit und beschloss etwas später, nach einem Blick auf die Uhr, dass es langsam Zeit zum Aufbruch war. Immerhin musste ich am folgenden Tag arbeiten, und wenn man müde war, konnte ein Arbeitstag in der Videothek verdammt lang werden. Also suchte ich nach Laura und fand sie schließlich auf der Tanzfläche, immer noch ekstatisch tanzend und guter Laune, von Müdigkeit keine Spur.
„Hey, Laura“, rief ich ihr zu und übertönte die Musik nur knapp, „ich bin müde...“
„Du siehst auch so aus. Aber macht es dir etwas aus, alleine nach Hause zu gehen?“
Nein, es machte mir nichts aus, immerhin hatte sie morgen frei, und da konnte ich nur zu gut verstehen, dass sie noch bleiben wollte.
„Du kannst ja, wenn du nach Hause gehst, Brötchen mitbringen und mich wecken.“, schlug ich ihr vor, denn es wäre nicht das erste Mal, dass einer von uns nach Hause kam, wenn der andere schon wieder aufstehen musste.
„Ich glaube, das wird nichts. Ich hatte eigentlich vor, über Nacht bei Steffen zu bleiben.“
Für einen Augenblick überschlugen sich meine Gedanken, es ratterte, und als die Information in meinem Bewusstsein ankam, machte es mir plötzlich doch etwas aus, alleine nach Hause zu gehen.
„Jetzt guck nicht so, Steffen ist echt ein ganz lieber Kerl, und du weißt genau, dass ich nichts tue, was du nicht auch machen würdest.“
Im Klartext hieß das, sie war doch zum Groupie geworden, und mir lagen eine ganze Menge fieser Sprüche auf der Zunge, die ich mir alle verkniff, denn immerhin konnte ich sie in den nächsten Wochen noch oft genug anbringen. Wenn sie unbedingt mit diesem arroganten Schleimer die Nacht verbringen wollte, sollte sie das tun, schließlich konnte ich sie sowieso nicht davon abhalten.
„Schon gut, ich habe ja gar nichts gesagt.“
„Nein, aber viel Spaß oder Glück oder was auch immer, hast du mir auch nicht gewünscht. Er ist immerhin auch nur jemand, der nach der großen Liebe sucht. Und warum sollte er sich nicht in mich verknallen?“
„Okay, viel Spaß.“
Gegen den Strich ging es mir trotzdem, nur wusste ich leider ganz genau, ich würde mich lächerlich machen, wenn ich es ihr hätte ausreden wollen. Genaugenommen wäre mir noch nicht einmal ein plausibles Argument eingefallen, warum sie nicht mit zu ihm gehen sollte, immerhin war sie seit geraumer Zeit solo und somit ständig auf der Suche nach dem Traummann fürs Leben. Und woher sollte ich denn wissen, dass dieser Steve Crown das nicht war? Woher wollte ich denn wissen, dass er nicht tatsächlich der Traummann für Laura war, doch nicht so arrogant wie ich ihn einschätzte und im Grunde ein ganz netter Kerl? Und wieso störte es mich überhaupt, dass sie sich an ihn herangemacht hatte?
Mit einem Kopf voller Fragen und einem trotz allem schlechten Gefühl im Magen holte ich meine Jacke an der Garderobe ab und stolperte dann nach draußen in die Kühle der Nacht. Ich zündete mir eine Zigarette an und horchte in mich hinein, um mir erklären zu können, warum ich ihr diese Nacht oder vielleicht sogar diese Beziehung nicht gönnen wollte. Und ich sollte sogar eine Antwort bekommen, wenn auch nicht auf die Weise, wie ich es erwartet hätte.
Kaum hatte ich meine Zigarette ausgetreten und wollte schnurstracks auf mein Bett zusteuern, nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und drehte meinen Kopf in Richtung der Seitengasse, in der ich etwas gesehen hatte. Dort stand DJ Steve Crown und pinkelte gegen eine Wand, in der anderen Hand sein Handy. Zuerst wollte ich schon weitergehen, denn selbst als Paparazzi hätte mich dieser Anblick nicht weitergebracht, doch dann wurde ich plötzlich hellhörig. Steve sprach nämlich den Zuhörer am anderen Ende mit Schatz an, und auch das, was er sagte, machte mich stutzig.
„Ja, ich weiß, Schatz, aber das dauert hier noch eine ganze Weile...“
Ich zog mich in den Schatten zurück und hörte gespannt zu, wenn ich mir dabei auch ein wenig schäbig vorkam.
„... ich kann es echt nicht genau sagen. Aber du kannst auf jeden Fall schon ins Bett gehen, ich penne dann bei mir...“
Wenn ich allerdings genauer darüber nachdachte, gab es andere Dinge, die weitaus schäbiger waren als einem fremden Gespräch zu lauschen.
„... gut, ich komme dann morgen bei dir vorbei, und ich verspreche dir, es wird nicht spät werden...“
Ich meine, immerhin ging es mir ja nur um Laura, und deshalb war es doch nur fair, oder nicht?
„... ja, ich liebe dich auch. Bis morgen, Schatz.“
Nachdem er aufgelegt hatte, ging er an mir vorbei, ohne mich zu bemerken, und verschwand wieder im Club. Aber ich hatte genug gehört. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern zückte ich nun mein Handy und schreib Laura eine SMS. Ich wusste genau, sie hätte sich niemals von ihm überreden lassen, wenn sie gewusst hätte, dass er eine Freundin hatte, und ich wusste ebenso, dass sie ziemlich sauer werden würde, wenn sie erfuhr, dass er ihr etwas vorgemacht hatte. Zu schade nur, dass ich ihre Reaktion nicht mitbekam. Ich malte mir aus, wie sie ihn gleich im Underworld vor aller Augen abblitzen ließ, oder besser noch, wie sie mit zu ihm ging, und ihn dann so richtig auflaufen ließ. Ganz egal, wie es ablief, ich war jedenfalls froh, dass ich nicht in Steve Crowns Haut steckte, denn Laura konnte bei sowas ganz schön fies und ungemütlich werden.
Leider habe ich allerdings auch später nie erfahren, was sie mit Steve angestellt hat, oder ob sie überhaupt etwas mit ihm angestellt hat. Der Name kam nie wieder zur Sprache, über den Abend haben wir nie wieder geredet, und, was mich auch ein wenig freut, den Namen Steve Crown kennt inzwischen auch fast niemand mehr. Vielleicht werde ich Laura irgendwann einmal fragen, was an jenem Abend noch passiert ist, ich weiß nur noch nicht, ob sie mir darauf eine Antwort geben wird.