Bahnhof
Bahnhof
Ich fühlte mich wie auf einem Bahnhof: Wartend saß ich da, wußte aber nicht einmal, ob der Zug jemals ankommen würde, was passieren würde, wenn er ankam, ob ich wirklich einsteigen würde; ob es überhaupt der richtige Zug war, er mich wirklich an mein Ziel bringen würde, oder ob ich mich doch noch dazu entscheiden würde, ihn vorzeitig zu verlassen.
So saß ich einfach da und wartete.
Und ich wußte ganz genau, das ich noch weiter warten mußte, denn ich mußte erst selbst herausfinden, welche Eigenschaften der Zug haben müßte, damit ich in ihn einsteigen würde.
Ich mußte noch warten, um zu sehen, ob ich schon das Ticket für ihn gelöst hatte, und nicht als Falschfahrer oder Schwarzfahrer aus diesem Zug geschmissen werden würde.
Manchmal war ich mir sicher, das dieser Zug schon lange abgefahren war, ohne mich und das ich bis zum nächsten Zug, der aber auch einen ganz anderen Weg nehmen würde, noch einige Zeit warten müßte.
Manchmal hatte ich aber doch noch eine gewisse Hoffnung, wie auch eine gewisse Sicherheit, das der Zug zwar Schwierigkeiten hatte, letzt endlich aber noch eintreffen würde.
Die Frage war nur, wann er eintreffen würde, und ob ich bis dahin alle Reisevorbereitungen getroffen hatte.
Es ist Samstag abend, kurz nach 22 Uhr. Ich bin eine unternehmungs-
lustige 22-jährige und liege nach einer für mein Alter viel zu frühen gynäkologischen Operation mit Schmerzen im Krankenhausbett. Auf dem Zimmer liege ich mittlerweile mit drei fremdländischen Frauen, mit denen ich mich vielleicht gerade übers Wetter unterhalten könnte. Meine Laune war heute beschissen!
Morgen um diese Uhrzeit werde ich schon wieder draußen sein, nicht mehr hier. Natürlich freue ich mich auf die Welt draußen. Aber ich habe auch Angst. Angst vor diesem Alltagstrott, der einen immer wieder so schnell einholt!
Der einzige Lichtblick hier ist mein kleiner Flirt mit dem einem Pfleger.
Er heißt Ben und hat die letzten Tage immer mit mir rumgescherzt.
Und als ich eben vom Rauchen wieder zurück in mein Zimmer gehen wollte, habe ich ihn getroffen und ein bißchen mit ihm geplaudert. Und während unseres Gespräches hat er mich dann zu seiner Examensparty eingeladen. So ein bißchen flirten ist wirklich nett. Marie meint, ich sollte den Pfleger einfach nach seiner Nummer fragen.
Einfach.....die ist lustig. Obwohl, da es eh nur ein bißchen flirten ist und ich mir nicht im geringsten vorstellen könnte, das da was läuft......einfach.
Es ist so schwer, den Weg zu finden, von dem man glaubt, er könnte der Richtige für das Leben oder zumindest für einen bestimmten Lebensabschnitt sein.
Wer weiß schon, ob diese Entscheidung richtig gefällt wurde, oder jene verheerende Folgen für die weitere Zukunft hat.
Denn darum geht es doch in unserem Leben: Einen Weg zu finden, der uns glücklich macht, und dafür ungeahnte Schwierigkeiten auf sich zu nehmen, oder einen Weg zu finden, der einen zufrieden macht, dafür aber ohne Steine ist.
Oder?
Ich denke, man sollte Entscheidungen, die man getroffen hat, im Nachhinein nicht bereuen. Denn für den Zeitpunkt, in dem man sie gefällt hat, waren sie wahrscheinlich genau richtig. Wenn es später anders in einem selbst aussieht in bezug auf diese Entscheidung, kann man immer noch wieder einen Versuch starten, diese Entscheidung zu verändern.
Und genau an dieser Stelle befinde ich mich gerade. Habe ich eine Entscheidung gefällt die ich bereue??
Oder war diese Entscheidung einfach so richtig?
Was für eine Rolle spielt das Schicksal in diesem Zusammenhang?
Haben wir eine Chance durch unsere Handlungen, das Schicksal zu verändern?
Oder ist der Mensch an sich nebst seinem Lebensweg festgelegt, und glaubt nur Entscheidungen treffen zu können?
Oder gibt es überhaupt ein Schicksal?
JAA. Ich habe die Telefonnummer von Ben. Habe ihn eben im Krankenhausflur angesprochen, da er mir eben schon gesagt hatte, das er morgen keinen Dienst mehr hat. Und da ich morgen auch endlich das Krankenhaus verlassen werde, war dies meine letzte Chance. Also, packte ich eben allen Mut zusammen. Als ich eben vom Rauchen wieder zurück zu meinem Zimmer gegangen bin, war der richtige Moment da. Er kam gerade auch alleine den Gang entlang und ich habe gefragt, ob der Pfleger vielleicht mal eine Minute Zeit für mich hat. Seine Antwort war: "Hier? Jetzt? Oder wo anders?"
Na, ja, auf jeden fall habe ich zu ihm gesagt: "Das ist jetzt vielleicht ein bißchen plump, aber ich hätte Lust mich mit Ihnen mal auf einen Kaffee zu treffen, wenn ich nicht mehr hier im Krankenhaus bin."
Er sagte, können wir gerne mal machen. Ich habe ihn dann nach seiner Telefonnummer gefragt, die er mir dann ins Zimmer bringen wollte.
Im Weitergehen sagte er dann noch ein paar mal "können wir machen", irgend etwas von wegen typisch Studentin und lächelte so süß.
Als er mir dann gerade seine Nummer ins Zimmer brachte, war das ein bißchen blöd, wegen den anderen Patienten und deren Besuch.
Er hat sie mir nur kurz hingelegt und sich dann sofort wieder mit einem Winken verabschiedet. Mal schauen, ob wir uns mal treffen werden, ich ihn anrufe.
Also, süß ist er ja. Sympathisch. Guter Körper!
Einen netten Abend, könnte man mit ihm verbringen.
Ob er sich über meine Einladung gefreut hat?
Aber wahrscheinlich hätte er mir sonst nicht seine Nummer gegeben, oder?
Der soll mich erst mal in vernünftigen Klamotten, vernünftig aufgestylt, ohne Krankenhausduft erleben!
Wie er wohl aussieht ohne seine weiße Tracht?
...und natürlich in anderen Klamotten?
Einen Weg, der mich glücklich machen kann, versuche ich nun seit ca. einem halben Jahr bewußt zu finden.
Vorher;.......vorher war ich zufrieden, aber nicht glücklich. Hatte keine Ansprüche für mein Leben.
Jetzt will ich mehr, alles.
Ich möchte in allen Bereichen meines Lebens mich selbst glücklich machen. Ob’s nun in der Familie ist, bei Freundschaften, im Beruf oder in der Liebe, ich will nicht mehr irgendwelche Abstriche machen, mich mit halben Sachen zufrieden geben. Ich will alles erreichen, was in meiner Macht und Kraft steht.
In manchen Bereichen ist relativ leicht abzustecken, wie die Ziele lauten sollten, die ich anstrebe.
Im Beruf ist das am Einfachsten.
Bei Freundschaften und in der Familie wird es da schon schwieriger.
Und in der Liebe?
Eigentlich weiß ich mittlerweile, was ich in der Liebe erreichen will, was dort stimmen muß, damit mich diese glücklich macht.
Ich möchte einen Mann, der mich vom Äußeren anspricht, mir ebenbürtig ist, genauso gerne lacht wie ich, der interessiert ist, mich als Person mit meinen Wünschen, meiner Einstellung total respektiert, mich begehrt und der vor allen Dingen, sich auch nicht mit halben Sachen zufrieden gibt, sondern auch mehr vom Leben will. Einen Mann, der weiß, was er will, mir zeigen kann, das er mich will, aber gleichzeitig auch jederzeit Paroli bieten kann.
Nach meinen letzten Beziehungen weiß ich, das ich mich da nicht mehr auf Kompromisse einlassen will und muß.
Ben taucht in meinem Leben auf und diesmal nicht nur als netter Krankenpfleger.
Nachdem ich ihm heute nachmittag auf den Anrufbeantworter gesprochen habe, rief er prompt heute abend zurück; haben eine gute Stunde telefoniert. Sehr interessant, überhaupt nicht schwierig Gesprächsthemen zu finden.
Tja, und wahrscheinlich treffen wir uns am Montag im Café Schwarz auf einen Kaffee. Sympathisch ist er mir - mehr, kann ich jetzt noch gar nicht beurteilen.
Sein Äußeres ist ansprechend; er ist männlich, markant.
Abwarten, was als nächstes passiert.
Mir fällt es sehr schwer, diese Sache mit Ben in irgendeiner Form in meinen Weg, den ich suche, zum Teil schon finde, einzuordnen.
Ben ist der Mann, der immer noch eine Rolle in meinem Leben spielt, obwohl wir vor anderthalb Monaten das letzte Mal miteinander gesprochen haben, unser letztes Treffen sogar 2 Monate her ist.
Ben ist der Mann, bei dem ich gedacht habe und immer noch denke, das ich bei ihm alles finde, was ich mir bei einem Partner wünsche.
Ben ist der Mann, der mir zeigt bzw. gezeigt hat, durch unsere Zeit, die wir miteinander verbracht haben, das ich in der Liebe keine Kompromisse eingehen muß, daß es das gibt, was ich mir erwünschte, vorher als unrealistisch abgetan habe.
Nach Ben weiß ich aber auch, das ich im Moment absolut beziehungsunfähig bin.
Denn so lange ich diese Sache nicht so einordnen kann in mein Leben, sollte ich nicht was neues anfangen.
In der Liebe will ich im Moment nur kleine Sommerflirts, ein bißchen Aufmerksamkeit und Bestätigung.
Das will ich, weil ich merke, das ich das was ich eigentlich will, nicht erreichen kann.
Denn eigentlich will ich nur eins: Ben.
Mit ihm wieder lachen , reden, ihn ansehen, ihn neben mir wissen, ihn küssen, neben ihm einschlafen und wieder aufwachen, ihm von meinem Leben erzählen......einfach nur wiedersehen, ihn fragen, warum es so gelaufen ist, ihn fragen, ob er mich nicht auch vermißt, sich nicht auch noch eine zweite Chance erhofft.
Und die Wahrheit zu sehen, daran zu denken, das er bestimmt einfach „Nein“ sagen und sich von mir abwenden würde, ist hart, und im Moment noch inakzeptabel für mich.
Eigentlich bin ich eine Künstlerin im Reflektieren in Bezug auf mein Leben, meine Handlungen........
Aber hier versage ich total.
Mit meiner Freundin Marie saß ich nun im Auto an meinem Treffpunkt für meine Verabredung mit Ben und wartete, während ich vor lauter Nervosität mir versuchte einzureden, das er wahrscheinlich voll die “Flachpfeife“ war. “Der kommt bestimmt in Camel-Boots und Strickweste daher. Wenn ich es nicht mehr aushalte, suche ich die nächste Telefonzelle und ruf dich an. Dann habe ich eben auf einmal eine Verabredung, die ich vorher vergessen hatte, o.k.?“
“So schlimm wird er schon nicht sein, Anne“, versuchte Marie mich zu beruhigen. Ich schaute auf die Uhr. Es war schon fünf Minuten nach unserer verabredeten Zeit und ich sah kein rotes Auto. Dafür hatte Marie einen sehr gut aussehenden Typen entdeckt, der anscheinend auch auf jemanden wartete.
Als wir noch eine Runde drehen wollten, sah ich, das dieser hübsche Typ Ben war. Muß ich noch erwähnen, das ich fast am Zittern war, vor lauter Aufregung?
Als ich aus dem Auto stieg, war der Bann aber sekundenschnell gebrochen, und wir fingen direkt an uns zu unterhalten.
Heute kann ich es nicht abwarten, endlich reisefertig zu sein.
Endlich zu wissen, wohin ich fahren werde, welchen Zug ich nehmen muß, wann seine planmäßige Abfahrt ist.
Würde am liebsten eine kleine Checkliste erstellen. Doch meine bisherigen Versuche sind immer wieder nach ein paar Tagen gescheitert, da ich erkannt habe, das einige Dinge noch fehlen, die für meine Reise wichtig sind. Andere Dinge, die beim Erstellen dieser Checkliste für mich unverzichtbar sind, stellen sich mittlerweile als unwichtig heraus.
So kann ich noch einmal von vorne anfangen, und weiß mal wieder gar nicht, was ich beim Antritt mit dabei haben muß. Bin gleichzeitig so ungeduldig, das ich am liebsten schreien würde, um vielleicht somit den Zug schneller zu erwischen.
Möchte nicht mehr irgendwelche Versuche starten, sondern die richtigen Sachen vorbereiten.
Denn ich weiß nicht, ob ich noch so lange abwarten kann. Ob ich es aushalte, noch weiter dazu sitzen, zu warten, unsicher und allein zu sein. Oder ob ich nicht aus lauter Angst einfach weg gehen werde, und den Zug Zug sein lasse und mich doch mit dem einfachen, aber im Moment leichteren Weg zufrieden gebe.
Woher weiß man, welche Sachen auf der Reise zum Gepäck gehören müssen, welche aber eine untergeordnete Rolle spielen, und während der Reise immer unwichtiger werden, auch ruhig vergessen werden können?
Seit Montag denke ich nun an Bens Küsse. Habe mich ja am Montag mit ihm getroffen und bin vorher fast durchgedreht, weil ich dachte, das er vielleicht voll der Langweiler ist und überhaupt nicht mein Typ. Also quasi voll der Idiot.
Das ist er nicht! Auf keinen Fall!
Er war super gut gekleidet, sah echt zum Anbeißen aus.
Und obwohl ich nervös war, war es kein Problem sich mit ihm zu unterhalten.
Aber wirklich gar keines.
Wir haben geredet, gelacht, uns in die Augen geschaut.
Ich brauchte mich nicht verstellen.
Und irgendwie, irgendwann haben wir uns dann nachher, als wir bei mir waren, auch geküßt.
Uns in den Armen gehalten und geküßt.
Das es einfach sein könnte in der Liebe, zeigen mir meine Gefühle für Ben.
Ich mag ihn sehr, er mich, glaube ich, auch. Ich könnte mir vorstellen, das es was
mit uns werden könnte.
Und das schönste ist, ich habe keine Angst.
Natürlich könnte ich auch für ihn nur eine kleine Nummer sein, wie ich es für meinen Ex war.
Natürlich kann es sein, das er doch nicht soviel in mir sieht.
Aber ich mache mir darüber im Moment keine Gedanken.
Ich laß mich einfach auf ihn ein, auf diese Sache zwischen uns, egal, was es letztendlich ist.
Das ist er mir wert.
Am Donnerstag haben wir uns jetzt das zweite mal getroffen, bevor ich mit Marie in die Disco gefahren bin. Am Montag fragte er mich schon, ob es für mich nur eine kleine Sache für einen Abend wäre. Da haben wir dann beide gesagt, das wir es langsam angehen lassen wollten, uns aber auf jeden fall wiedersehen wollten. Haben dann einmal telefoniert und Donnerstag wieder einen schönen Abend miteinander verbracht.
Das mein Beruf und somit mein Studium mir sehr wichtig ist, war mir mehr oder weniger eigentlich immer klar. Er ist sowas wie mein Traumberuf und ich weiß, das ich auch sehr gut bin in meiner Arbeit. Aber der Ehrgeiz, den ich in den letzten Wochen entwickelt habe, mit dem ich sogar das Studium jetzt in den Semesterferien vermisse, ist schon enorm. Ich weiß, das ich in diesem Bereich noch mehr erreichen kann, wenn ich mich richtig ins Zeug lege. Außerdem ziehe ich sehr viel Bestätigung und Freude aus meinem Lernen, meiner Arbeit.
In diesem Bereich habe ich für mich klar, wo die Reise hingehen soll, was ich für Gepäck mitnehmen muß.
Hier warte ich nur auf den nächsten Startschuß, um durchzustarten. Ich habe mir sehr viel vorgenommen für mein nächstes Semester. Hier weiß ich, wann es weiter geht. Stehe zwar in Warteposition, kenne aber mein Ziel und weiß, das es auf jeden fall weiter gehen wird.
Hatte gestern einen wunderschönen Abend und eine noch schönere Nacht mit Ben!
Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen, da ich ja noch nicht wieder mit jemand schlafen darf, nach der Operation. Und er wußte das, und wollte trotzdem bei mir bleiben.
Die ganze Nacht hat er mich festgehalten, mir sanft über den Bauch gestreichelt....weil ich ein bißchen geschnarcht habe, und sobald er meinen Bauch massiert hat, es geendet hat. Also, er hat nicht viel Schlaf gehabt!
Oh, Mann. Er gefällt mir so unheimlich gut und ist überhaupt nicht vergleichbar mit meinen Ex-Freunden. Vor ein paar Tagen habe ich noch gedacht, das ich vom Typ her immer gesagt habe, das ich am wenigsten zu solchen Männern passe. Aber auch ich habe mich verändert.
..und bin gerade dabei mich etwas in Ben zu verknallen.
Sitze hier gerade bei Kerzenlicht und höre die CD, die er mir gestern mitgebracht hat, und nur für mich zusammengestellt hat.
Könnte richtig in Träume versinken, wenn ich an ihn denke..und freue mich schon auf mein Bett, das so wunderbar nach ihm riecht.
Nachdem unser Telefonat am Sonntag abend schon etwas anders verlaufen ist, wir uns auch sehr, sehr ernst unterhalten haben, lief auch der gestrige Abend ganz anders als erwartet ab.
Als er ankam, betrauerte er erst mal das scheiss Wetter, da er doch eigentlich vorhatte, mit mir noch ein bißchen raus zu gehen. Wie kreativ, phantasievoll.
Er hatte sich vorher auch bei meinem Pa, der ihm die Tür geöffnet hat, vorgestellt.
Dann saßen wir bei mir, haben uns geküßt, in den Armen gehalten, zusammen gelacht, aber auch verdammt ernst miteinander gesprochen.
Und irgendwann gingen die Küsse dann weiter, unsere Oberkörper waren nackt, und wir lagen engumschlungen auf meinem Boden und küßten uns immer leidenschaftlicher.
Da war er dann derjenige, der vorschlug, doch rüber zu gehen, obwohl er dann ja wahrscheinlich einschlafen könnte.
Quasi, die Bitte um eine Einladung meinerseits, das er auch über Nacht bei mir bleiben könnte.
Tja, und dann hat Anne erst noch mal kalte Füße bekommen. Hatte auf einmal totale Angst, das mir mit ihm das selbe wie mit Marc, meinem Ex-Freund passieren könnte. Habe ziemlich lange gebraucht, um meine Übernachtungseinladung auszusprechen, und war dann total verkrampft, als wir in meinem Bett lagen.
Auf meine Worte, das ich Angst hätte, reagierte er dann so, das er nicht mit der Überlegung bzw. Erwartung zu mir gefahren wäre, das heute nacht soviel passiert, das er ja wüßte, das ich noch nicht wieder Geschlechtsverkehr haben dürfte.
Dann mußte ich ihm erst mal erklären, wovor ich Angst hatte -hatte, weil es wirklich nur dieser Moment war. Er hat dann natürlich super lieb reagiert, hat gesagt, das er mir nur sagen könnte, das er bestimmt nicht so eine Nummer im Auge hat, das das auch völlig seinen Prinzipien widersprechen würde, das er mir aber nicht helfen könnte, das ich ihm vertraue.
Ich dachte erst, jetzt hast du die Stimmung versaut, Anne.
Aber selbst heute morgen, als er dann gefahren ist, hat er mir noch mal gesagt, das ich ihm vertrauen kann, und glauben soll. Hat auch gesagt, das er froh ist, das ich ihm so ehrlich gesagt habe, was meine Angst bedeutet, worin sie begründet ist.
Ich sollte mir keine Sorgen machen.
Und auch die Stimmung habe ich nicht versaut. Wenn ich nur daran denke, wie wir gekuschelt haben, uns dann wieder richtig leidenschaftlich geküßt haben, er aber nicht versucht hat, weiter zu gehen, also, mich weiter auszuziehen usw., drifte ich wieder ab ins Land der Träume.
Es war so schön, mit ihm einzuschlafen, mit ihm wieder aufzuwachen, so einfach, die Hand nach ihm auszustrecken, ihn zu küssen, ihn anzuschauen.
Weil es nicht sofort so explodiert hatte, wie bei meinen ersten Begegnungen mit Marc, dachte ich erst, das vielleicht die körperliche Anziehung, die Leidenschaft zu klein, zu gering, für mich sein könnte. Ich finde diese Anziehung nämlich sehr wichtig, und sie müßte für mich dabeisein, um mich verlieben zu können.
Da habe ich mich ziemlich verschätzt. Als wir gestern engumschlungen, ineinanderverhackt auf meiner Couch saßen, oder auf meinem Fußboden lagen, er auf mir, dachte ich, ich müßte durchdrehen, weil ich nicht mit ihm schlafen konnte. Wenn ich gedurft hätte, hätte ich ihm nur noch gesagt, das ich ihn ganz spüren will, so ein Feuer war zwischen uns.
Seine Blicke, seine Küsse, sein schnellerwerdender Atem, sein Geruch. Er hat mich fast durchdrehen lassen.
Und dann wiederum, als wir aneinander gekuschelt im Bett lagen, heute morgen, und auch wenn ich nachts zwischendurch wach wurde, wußte ich, da ist mehr als nur körperlich Anziehung. Interesse an der Person, das gemeinsame Lachen.
Wir sind jetzt auch zusammen und ich hätte nicht gedacht, das mir jetzt, in diesem Moment wieder so etwas schönes passieren könnte.
Ich werde jeden einzelnen Augenblick mit ihm genießen.
Er ist ein wunderbarer Mensch, nein, ein wunderbarer Mann!
Und obwohl ich so eine Sehnsucht nach ihm, nach seinem Körper hatte, in machen Momenten am gestrigen Abend, ist es völlig in Ordnung, eigentlich sehr schön, das wir noch ein bißchen warten müssen, bis wir miteinander schlafen können.
Denn er ist mir mehr wert, als eine kleine Affäre, ich will seinen Körper ganz genau kennenlernen, erforschen, mir mit ihm Zeit lassen.
Ich habe ihn lieb!
Immer mehr wird mir klar, das auch Ben nicht zu meinem Gepäck gehören wird. Er war genau der richtige für diesen Moment in meinem Leben. Er hat mir so viele neue Möglichkeiten aufgezeigt. Doch ich glaube nicht, das er mich auf meiner Reise begleiten sollte. Obwohl mich diese Einsicht auch sehr traurig stimmt.
Denn ich habe Angst alleine zu reisen, möchte ihn vielleicht doch zu gerne dabei haben. Doch wenn ich nur einen kleinen Moment meinen Kopf einschalte, weiß ich, das er nur unnötiger Ballast für mich wäre und mich eher hindern, denn weiter bringen würde. Doch ich schätze ihn als Menschen sehr und kann immer noch nicht von diesem Perfekten Image absehen, das er im positiven Sinne für mich hatte.
Ben,......tja.....ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt. Nicht so ein Kinderkram wie bei Dennis, nicht so eine kurze, unbedeutende Bettgeschichte wie bei Stefan, nein, verliebt.
Bin nicht ängstlich, wenn ich an ihn und dieses Gefühl denke, bin eher noch sicherer, fühle, das es was richtiges sein könnte, fühle, das ich genau das möchte, was da gerade mit mir passiert.
Was ich an ihm so mag, warum ich ihn so schätze, warum ich jede Minute mit ihm genieße, und doch alles so einfach und unkompliziert ist?!
Genau kann ich darauf nicht antworten.
Es ist einfach wunderbar mit ihm zu lachen, ob nun über uns gegenseitig, oder über andere Personen oder Dinge.
Es ist wunderbar, in seinen Armen zu liegen, und mit ihm einzuschlafen und wieder aufzuwachen, immer zu wissen, er ist neben mir, hält mich fest, kann mich einfach umdrehen und ihn küssen, wenn ich es möchte.
Tja, ihn zu küssen............wir küssen uns oft, das ist schön, ich brauche nicht um einen Kuß betteln, auch er will mich küssen.
Und manchmal wenn er mich küßt, merke ich wie es in uns beiden anfängt zu lodern, die Leidenschaft vorhanden ist, man den anderen berühren will..
Und immer, ob wir nun zusammen sitzen und nur reden, oder uns leidenschaftlich küssen, habe ich die Gewißheit, das wir noch Zeit haben.
Es ist wunderbar, sich mit ihm zu unterhalten, den er nimmt mich ernst, hört mir zu, interessiert sich für die Dinge, die ich ihm sagen will.
Er will mit mir etwas unternehmen, und geniest die Zeit mit mir anscheinend genauso, wie ich die Zeit mit ihm.
Und wie sehr freue ich mich auf Samstag, wo wir richtig viel Zeit haben werden, wir beide erst am Sonntag abend andere Verabredungen haben. Wir können was zusammen unternehmen, können es uns bei ihm schön gemütlich machen, kuscheln, zusammen einschlafen, zusammen lachen, einander näher kommen........
Es ist einfach sehr schön mit ihm, egal was wir gerade machen.
Yipehh! Habe ihn angesprochen, habe ihn kennengelernt, bin mit ihm zusammen.
Gestern sagte er bei unserem Telefonat irgendwas, das sich diese Sache mit uns auch eigentlich nicht so schnell ändern würde.
Auch er mag mich.
Es ist alles so einfach.
Ich, die vor ein paar Wochen noch panisch von Gefühlen zu Männern gesprochen hat, benutzt jetzt das Wort einfach.
Aber das ist es einfach mit ihm.
Er hat Respekt vor meiner Person, sieht mich ihm ebenbürtig, macht mich nicht kleiner.
Ich kann so sein, wie ich jetzt bin, bei ihm, und anders will er es auch gar nicht.
Er will mich.
Nie hätte ich gedacht, das ich sowas so schnell wieder erleben dürfte, erleben könnte, in Bezug auf meine innere Verfassung.
Aber bei ihm mache ich mir keine Sorgen, genieße einfach, mache mir (fast) keine unnützen Gedanken.
Alles macht im Moment sehr viel Spaß.
Wenn mich jemand fragen würde, ob ich mein Leben tauschen würde, eine Zeitreise machen würde, würde ich mit einem klaren, ehrlichen und lächelndem Nein antworten.
Wann werde ich endlich aufhören, an ihn zu denken?
Dachte eigentlich, das die letzte Woche sehr gut gelaufen ist, das ich jetzt endlich loslasse.
Und trotzdem....
Ich gehe spazieren, sehe eine verblühte Löwenzahnblüte, denke an Ben, wie wir um die Wette, die Halme abgepustet haben, zusammen gelacht haben.
Ich denke über eine neue Kurzgeschichte nach, denke an eine Liebesgeschichte, denke an die wunderschöne Romanze mit Ben, die eine Geschichte wert wäre.
Ich meine, mir ist klar, das man solange kein neues “Opfer“ in Sicht ist, von dem man träumen kann, an das man glauben kann, in das man Hoffnungen steckt, immer das letzte schöne Erlebnis im Vordergrund steht.
Und gerade, wenn ich mal wieder alleine zu Hause sitze, so viel Zeit für mich habe, aber gerne mal wieder in den Arm genommen werden möchte, Zweifel über meine Person auftauchen, dann ist der Gedanke an Ben und die Bestätigung, die ich von ihm bekommen habe, nicht weit entfernt.
Und dann kommt der Gedanke, das er aber gar nicht mehr da ist. Oder zu mindestens nicht mehr für mich.
Aber mit schönen Momenten und dem Begriff Liebe verbinde ich im Moment nur ihn.
Klar, es tut schon lange nicht mehr so weh. Und klar, ich weiß, das die Bestätigung durch einen anderen Mann mich auch „pushen“ würde.
Aber ich denke nicht an andere, sondern immer nur an ihn.
Der Freitag abend mit Ben war natürlich eigentlich mal wieder sehr schön, wie bis jetzt jeder mit ihm verbrachte Moment. Wir saßen erst wieder lange bei ihm auf dem Balkon; haben viel geredet, gelacht, zwischendurch haben wir uns immer wieder angefaßt, angeschaut, umarmt und geküßt.
Und nachdem wir schon bei unserem letzten Treffen einen weiteren Versuch in Sachen Sex gestartet hatten, haben wir dann endlich richtig miteinander geschlafen.
Was soll ich sagen?
Genauso wie er sich so zeigt ist er auch beim Sex: sensibel, zärtlich, beobachtet, geht auf mich ein, stellt nicht seinen Orgasmus über meine Gefühle, läßt sich Zeit............
Wieder ein Zeichen dafür, wie anders er ist, wie............
Ich kann es nur sehr schwer erklären, wie er ist, was seine so besondere Persönlichkeit ausmacht.
Und dann, als ich am Samstag dann auf einmal meine "Schotten" dicht gemacht habe, ihn nicht mehr an mich rangelassen habe, mich nur mit einem kleinen Kuß von ihm und mit den Worten melde dich und Tschüs am Bahnhof möglichst schnell und schmerzlos verabschiedet habe – aus lauter Angst vor diesen Gefühlen, den erlebten Dingen- hat er anscheinend sofort gecheckt, das etwas nicht in Ordnung ist.
Hat Marie eine SMS geschickt, mit der Frage, was mit mir los wäre, und am Sonntag dann mit der Bitte an sie, sich um mich zu kümmern, da ich irgend etwas auf dem Herzen hätte.
Und gerade diese Sachen sind es, die es mir irgendwie schwer machen. Die mich fast zum Schmelzen bringen, die mich dazu bringen, ihm vielleicht doch glauben zu können.
Als wir am Samstag miteinander geschlafen haben, er sich soviel Zeit gelassen hat, was ich jetzt natürlich (hoffentlich richtig) so deute, das er nicht nur eben schnell eine "rein-raus" - Nummer mit mir schieben wollte, sondern auf mich eingehen wollte, nicht nur eben schnell einen Orgasmus abhacken wollte, habe ich erst die ganze Zeit nur gedacht: "Scheisse, du erregst ihn nicht mal mehr soviel, das er zum Orgasmus kommt."
Und das bin ich eigentlich nicht, diese Person, die immer noch so viele Selbstzweifel hat, die nicht loslassen kann, sich nichts zutraut, die sich selbst nicht genügend schätzt.
Das ist eine vergangene Anne, die die mit Marc zusammen war, die die sich von Marc hinters Licht führen ließ.
Und dann taucht natürlich immer mal wieder der Gedanke bzw. die Frage auf, ob auch er manchmal an mich denkt, und wenn, wie diese Gedanken aussehen.
Denkt er in manchen Situationen, wenn er zum Beispiel an meiner Uni vorbei geht an mich?
Denkt er vielleicht auch wenn er sich allein fühlt, einsam ist, an mich?
Oder unterdrückt er jeden Gedanken an mich, weil er die Zeit mit mir bereut?
Oder denkt er vielleicht nie an mich?
Haben uns am Mittwoch abend das letzte Mal gesehen, und dieser Abend verlief ein bißchen anders, da Ben ziemlich mies gelaunt war.
Habe irgendwann im Verlaufe des Abends dann auch wieder zu gemacht, wollte ihn nicht mehr an mich ranlassen. Hatte Angst, das er eigentlich gar nicht bei mir sein wollte, sich nur so zu mir hin gequält hatte. Hatte Angst, das er genauso dachte, wie Marcs Gedanken am Ende unserer Beziehung waren.
Und er? Er sagt genau das Richtige, brachte mich dazu wieder loszulassen, mich wieder zu öffnen. Hat mir dann nachher noch etwas über sich erzählt, was auch zeigte das er sich mir weiter zuwendet.
Somit war das Ende dieses Abends also doch noch sehr schön. Bin am nächsten Morgen aufgestanden und hätte am liebsten die ganze Welt umarmt, eben weil wir uns weiter aneinander annähern, er es geschafft hat, mich aus meiner Ecke rauszuholen, weil auch er die paar Tage, die wir uns nicht sehen können gezählt hat.
Ich habe an diesem Wochenende gemerkt, das ich ihn vermisse. Gemerkt, das er was ganz besonderes ist, gemerkt, das aus uns was ganz besonderes werden kann. Ich habe gemerkt, das ich mit ihm wirklich zusammen sein will, das ich ihn wirklich will, er mir wirklich viel bedeutet.
Bis lang habe ich immer wieder versucht, diese Sache kleiner zu machen als sie wirklich ist, meine Gefühle für ihn runter zu spielen, um ja nicht in die Gefahr zu kommen, zu viel von mir zu zeigen, verletzbar zu sein.
Heute abend könnte ich ihm diese Anne zeigen. Ich glaube nicht, das es sie morgen noch gibt.
Vielleicht sitzen wir auch eigentlich nie am Bahnhof um auf den Zug zu warten, sondern sitzen schon die ganze Zeit in ihm. Vielleicht sind wir immer auf einer Reise. Und unser Ziel ist gar nicht endlich in den Zug einzusteigen, sondern unser Ziel ist es, das meiste und beste aus unserer Reise zu machen. Ab und an die Abteile zu wechseln. Mal eine Zeitlang mit diesen Fahrgästen zu reden, manche mit ins nächste Abteil zu nehmen, manche einfach sitzen lassen.
Vielleicht wird die Reise irgendwann angenehmer, wenn wir diese schlechte Strecke hinter uns haben.
Denn ich glaube, wenn wir immer nur auf ein Reiseziel hinarbeiten würden, wenn wir nur am abwarten, planen sind, läuft das richtige Leben, vielleicht schon das richtige Ziel an uns vorbei.
Natürlich haben sich meine Wünsche nicht in Luft aufgelöst. Nein, das nicht.
Ich bin gerade dabei sie selbst perfekt zu zerstören.
Habe mit Ben tierisch Streß, weiß noch nicht einmal mehr, ob wir noch zusammen sind bleiben werden.
Das Thema Vertrauen (meinerseits ihm gegenüber) war für ihn noch nicht geklärt. Im Gegenteil, es kam am Samstag erst mal richtig zur Sprache. Hat davon gesprochen, wie weit wir uns wieder voneinander entfernt haben, durch meine ganzen Aktionen letzte Woche.
Werden in den nächsten Tagen mal telefonieren, um zu schauen, was unsere Überlegungen nach unserem heftigen Gespräch am Samstag gebracht haben.
Und dann mal sehen, ob es weitergehen kann.
Vielleicht war auch nur Ben ein kurzer Reisepartner, mit dem es sehr nett war sich zu unterhalten, mit dem die Augenblicke einfach wie im Fluge vergingen. Und jetzt hat er mein Abteil verlassen.
Zu den Fakten: Das war’s!
Zum Rest: Keine Ahnung?!
Bis lang wollte ich dieses Abteil nicht verlassen, den hier war es warm, sicher.....
Doch draußen gehen so viele Leute an meinem Abteil vorbei.
Mal schauen, wer im nächsten sitzt.