Was ist neu

Babysitting

Mitglied
Beitritt
01.03.2014
Beiträge
1
Zuletzt bearbeitet:

Babysitting

Kann dieser Idiot mich nicht einfach in Ruhe lassen. Es gibt außer mir auch noch andere Frauen.
Es war mittlerweile die vierte SMS am heutigen Tag, die Marc ihr gesendet hatte.
Sie hatte ihn letzte Woche in einer Bar in der Innenstadt kennengelernt und war sofort angetan von seinem guten Aussehen (und er auch von ihrem), sodass sie nach ein bisschen Smalltalk und ein paar Wodka Martinis mit zu ihm nach Hause gegangen war.
Dieses One-Night-Stand war für Monika ein tolles Erlebnis gewesen und eben dabei sollte es auch bleiben. Unglücklicherweise war er damit nicht einverstanden, weshalb er jetzt die Nerven von seinem Objekt der Begierde strapazierte.
,,Zum letzten mal: ,,Nein’’, schrieb sie.
In der mit Marc verbrachten Nacht hatte es durchaus, wie sagt man so schön, zwischen den beiden ,,gefunkt‘’ , dennoch war das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnte, ein Mann in ihrem Leben. Nach einer gerade eben beendeten, zweijährigen Beziehung, so glaubte sie, bedurfte es ihr nach Distanz zum anderen Geschlecht (davon wollten ihre sexuellen Trieben selbstverständlich nichts wissen, denn sonst wäre es zum One-Night-Stand erst gar nicht gekommen).
Sie legte das Handy aus der Hand, um einmal kräftig ihre Glieder zu strecken und dabei noch zu gähnen.
Sie seufzte tief. Sie war müde.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es schon halb zwölf war.
Der reiche Herr Anwalt würde in ungefähr drei Stunden mit seiner Frau (und seinem Mercedes) nach Hause kommen, bis dahin musste sie noch die Zeit totschlagen. Oder besser gesagt: Auf das Baby aufpassen.
Die kleine, süße Anna.
Die kleine Anna war gerade mal 13 Monate alt und alles andere als süß, denn sie konnte furzen wie ein Mammut, was sie ihrer Babysitterin vorhin bewiesen hatte, als diese sie ins Bett legte, und dabei versehentlich ihren Schließmuskel gereizt hatte.
,,Aaaaaaargh’’.
Monika gähnte noch einmal.
Monika Großmann war eine sehr hübsche, intelligente und junge Medizinstudentin mit einem kleinen, zierlichen Körper, die vor hatte im nächsten Jahr ein Auslandssemester in den U.S.A zu machen. Da ihre Eltern leider nicht sonderlich wohlhabend waren, musste sie einen Teil der dafür benötigten Summe selber erwerben. Und Aufgaben wie Babysitting waren für Studenten, mit dem Wunsch sich nebenbei etwas zu verdienen, gerade zu prädestiniert.
Babysitting war in der Tat eine Goldgrube, besonders in diesem Teil der Stadt. Hier wimmelte es nur so von Anwälten, Ärzten oder Unternehmern mit zu viel Geld in der Tasche, die nicht wussten wohin damit. Manchmal fand man eine Kleinanzeige in der Zeitung oder man wurde weiterempfohlen und angerufen. Außerdem wussten fast keine ihre Kommilitoninnen von diesem lukrativen Jobangebot in der Gegend und rackerten sich stattdessen in Restaurants als Kellner oder hinter den Theken billiger Fast-Food-Lokale ab. Darüber beklagte sie sich allerdings nicht, sie hatte ihre Dienste nämlich schon des Öfteren für Leute in dieser Umgebung angeboten und war stets zufrieden mit der Kohle.
Den anderen Teil der Summe für das Auslandssemester würde eine Stiftung, errichtet von sozial hochstehenden Akademikern zur Förderung Hochbegabter, beisteuern.
Monika erhob sich vom beige-farbenen Sofa mit den schwarzen Kissen und ging am großen Flachbildfernseher vorbei in die Diele. Bei der rechten Wand in der Mitte der Diele war eine Wendeltreppe. Würde sie diese hochgehen, käme sie in das Schlafzimmer der Eltern, wo Anna in ihrem kleinen Babybett schlummerte.
Würde sie jedoch den Gang bis zum Ende gehen, könnte sie sich in der Küche noch mal was vom Erdbeereis gönnen oder ein paar Chips in sich reinstopfen. Lauter Kalorien.
Monika fasste sich an den Bauch.
Ich habe heute schon viel zu viel gegessen.
Nachdem sie die Wendeltreppe hinaufgestiegen war, lief sie an zwei weißen Türen vorbei in das Schlafzimmer von Anna’s Eltern.
Anna lag dort, gekleidet in ihrem pinken Pyjama, im Babybett. Monika trat ans Bett und betrachtete sie für eine Weile.
Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Brust des Kindes sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Die winzigen Hände ruhten auf der Decke, während die Füße, an denen noch die Socken dran waren, aus der Decke hervorragten.
Beim Anblick des Babies überkam sie plötzlich ein Hauch von Nostalgie und vor ihrem geistigen Auge blitzten Fragmente ihrer eigenen Kindheit kurzzeitig auf.
Auch sie war einmal so klein gewesen, hatte in ihre Windeln gemacht und am Fläschchen genuckelt.
Das da vor ihr, dieses kleine Ding im Bett, war das Leben in seiner universellen Einzigartigkeit, ein Wunder der Natur. Jenes Wunder der Natur wäre in ein paar Jahren so weit, die Reichtümer Welt in Hülle und Fülle zu erkunden.
Monika war der Ansicht, dass das Leben ein Geschenk war. Im Gegensatz dazu aber gab es noch den Tod, der für einige mal später, mal früher kommt, und für die, für die er früher kommt, kann er manchmal mit dem richtigen Wissen vermeidbar sein. Wer weiß das besser als jemand, der einen geliebten Menschen verloren hat.
Deswegen wollte sie Ärztin werden.
Dann schlaf mal weiter, Süße.
Irgendwann mache ich auch so eines wie dich.
Als sie das Zimmer verließ, erhaschte sie einen Blick nach draußen durch die Veranda-Tür. Es regnete. Nicht in Strömen, aber auch nicht gerade wenig.
Monika blieb an der Türschwelle stehen.
Eine angenehme Wärme erfüllte ihren Körper, während sie nach dem Geräusch lauschte, das der Regen machte, sobald er auf die mit Steinen gepflasterte Veranda fiel.
Dann verließ Monika das Zimmer, stieg die Wendeltreppe hinab und ging von dort durch die Küche zur Toilette.
Auf dem Klo sitzend, stellte sie sich vor, wie es wäre mitten durch den Regen zur Bushaltesstelle zu rennen und dem Busfahrer, völlig durchnässt, das Ticket vorzuzeigen.
So saß sie da, nicht wissend, dass der Regen in dieser Herbstnacht ihr geringstes Problem darstellen würde. Denn Monika Großmann und die kleine Anna waren nicht alleine in dem Haus. In den Tiefen der Dunkelheit lauerte etwas.

Das erste was Monika tat, nachdem sie ihrer Notdurft verrichtet hatte, war, sich in der Küche nach der Uhrzeit zu erkundigen. Der kleine Zeiger war auf der 12 und der große auf der 3.
12:15
Die Zeit verging in dieser Nacht für ihren Geschmack sehr langsam.
Ich wette, wenn ich ein bisschen in der DVD-Sammlung von diesem Alten rumstöbere, finde ich bestimmt irgendwas halbwegs Anständiges und während ich mir diesen Film auf seinem wahrscheinlich 2000€ teurem Plasma-Fernseher reinziehe, vergeht die Zeit wie im Flug.
Vorher trinke ich aber noch was.
Und wie bei fast allen Menschen, welche zu sich selbst im Inneren sprechen, sofern sie alleine sind, kamen Monika Großmann, einer hübschen, nichts von dem das auf sie zukommende Grauen ahnenden Medizinstudentin, diese Gedanken innerhalb von Sekundenbruchteilen.
Jedoch bevor diese Gedanken zu Ende gedacht waren, hatte Monika sich bereits zu ihren Taten entschieden und daher lief sie zur Spüle, nahm sich ein Glas aus der Spülablage, drehte den Griff mit dem blauen Punkt auf und ließ ihr Glas voll laufen, während ihre blauen Augen auf das Fenster gerichtet waren und sie wieder über das Problem mit dem Regen grübelte.
Gerade als sie das Glas an die Lippen ansetzte, hielt sie inne.
Ein Schauer lief ihr eiskalt den Rücken runter. Ihr Blick war jetzt auf das Glas an ihren Lippen geheftet. Sie hatte sofort gemerkt und geschmeckt, dass diese Flüssigkeit nicht Wasser entsprach und sie hatte richtig gelegen, denn die Substanz in dem Glas war zum einen dickflüssiger als Wasser und zum anderen, das machte ihr richtig Angst, rot.
Äußerlich zeigte sich an ihr keine Regung, denn ihre Miene war unverzerrt und unverändert, hätte man aber in ihr Inneres geschaut, so hätte man den Ausdruck puren Entsetzens gelesen. Das Glas immer noch an ihren Lippen, schielte sie auf den Inhalt.
Dann, von einem plötzlichen Gefühl des Ekels gepackt, schüttete sie den Inhalt des Glases in den Abfluss und beobachtete noch, wie rote Tropfen an den Seiten hinunter kullerten.
Sie bewegte sich nicht, sondern verharrte eine Weile auf dem grauen Küchenboden.

Erst nach gefühlten zwei Stunden hatte sie sich wieder ein wenig gefasst.
In dem Glas war definitiv Blut gewesen. Die Farbe, die Viskosität, der Geschmack.
Das war Blut. Das konnte nur Blut gewesen sein.
Oder?
Wie konnte sie sich im Nachhinein da so sicher sein? Auch Mediziner können sich bei den simpelsten Sachen irren.
Sie hat es doch nur ansatzweise geschmeckt.
Monika schloss die Augen und massierte mit Zeige-und Mittelfinger der jeweiligen Hand ihre Schläfen.
Was ist hier los? Was war das?
Sie schaute nochmal zu dem Glas in der Spüle. Da war immer noch diese Röte.
Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem Griff des Wasserhahns mit dem blauen Punkt aus und drehte an ihm, wobei sie aufgrund ihrer Nervösität ihre Hand unnötig verbog.
Kurz nachdem der Wasserhahn ein Geräusch machte, so als wäre er verstopft, floss glasklares Wasser aus dem Hahn und Monika hielt die Hand darunter.
Danach drehte sie den Hahn wieder zu und ging zur Toilette, um dort das Wasser des Waschbeckens zu überprüfen.
Alles war in Ordnung.
Vielleicht hatten die Wasserleitungen einfach nur einen Schaden oder bei der städtischen Kläranlage gab es ein Problem.
Wenn das Blut aber zuerst in die Wasserleitungen gelangt wäre, dann hätte es sich dort mit dem vielen Wasser vermischen und dann darin komplett auflösen müssen.
Es gab keinen Zweifel: Das war Blut gewesen und das wusste sie bereits in dem Moment als die wenigen Tropen ihre Kehle hinunter gerannt waren.
Urplötzlich musste sie an das Baby denken. Sie ging aus der Küche, die Wendeltreppe hoch und in das Schlafzimmer, wo Anna in ihrem Bettchen lag.
Anna zeigte keinerlei Regung, bis auf das regelmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbes.
Monika ging wieder runter ins Wohnzimmer.
Was konnte sie jetzt nur tun? Was tut überhaupt ein Mensch, wenn Blut aus seinem Wasserhahn fließt? Ruft man etwa die Feuerwehr?
Doch diese rhetorischen Fragen wurden von einer Erkenntnis, die genau zu dem Zeitpunk in ihrem Bewusstsein gedieh, als sie das Blut getrunken hatte und ihr viel mehr Angst einflößte als das Blut aus dem Wasserhahn selber, verdrängt
Sie konnte nichts tun. Sie konnte nicht weglaufen, während Anna hier schlief und sie konnte auch niemanden zu Hilfe holen, nicht mal die Feuerwehr. Der Grund dafür lag auf der Hand: Blut tropfte nicht einfach so aus dem Wasserhahn. Niemals. Das war nicht möglich
Mit einem Unbehagen, das schwer auf ihrem Gemüt lastete, setzte sie sich auf das Sofa.

Sie holte ihr Handy aus der Tasche und sah, dass es erst 12:45 war.
Außerdem hatte Marc ihr noch mal eine SMS geschrieben:,, Ich schwöre dir, du wirst es nicht bereuen.’’
Dieser Vollidiot war jetzt das Letzte was sie gebrauchen konnte.
Monika ging zum Regal links vom Sofa, nahm einen Film raus und legte ihn in den DVD-Player. Bei dem Film handelte es sich um eine Komödie. Sie dachte, sich auf diese Art und Weise selber aufmuntern zu können oder dem Unbehagen in ihrem Inneren entgegenzuwirken.
Leider musste sie nach nicht all zu langer Zeit feststellen, dass die Komödie so miserabel war, dass sie einem eigentlich noch mehr Angst einjagen konnte.
Dann schaltete sie den Fernseher aus und ließ ihren Blick zur Wanduhr über dem Regal schweifen.
Und erst auf den zweiten Blick sah sie es. Die Uhr zeigte 12:33 und der Sekundenzeiger lief rückwärts. Wie von einer unsichtbaren Kraft gezogen, stand Monika von der Couch auf und marschierte schnurstracks auf das Regal zu, um hochzuschauen. Jetzt war es schon 12:32. Sie zählte die Sekunden: 57...56...55...54.
Als wäre dieser Anblick nicht schon grotesk und bizarr genug, hörte sie synchron zum Ticken des Sekundenzeigers ihren Herz pochen. BUMM…BUMM…BUMM.
Das gab ihr den Rest.
Monika ging im Laufschritt vom Wohnzimmer über die Küche zur Toilette, drehte den Wasserhahn auf und schleuderte sich literweise Wasser ins Gesicht. Während sie das tat schoss ihr der Gedanke in den Kopf wie töricht das doch war, nach dem Vorfall in der Küche. Aber obwohl das Wasser glasklar war, stellte sie es ab und trocknete sich das Gesicht ab. Sie betrachtete ihr Antlitz im Spiegel über dem Waschbecken. Die Pupillen in ihren markanten blauen Augen waren geweitet und erst jetzt nahm sie Notiz davon, dass sie keuchte. Sie frage sich, ob sie das schon tat, seit ihr Blick auf die Uhr gefallen war.
Nachdem sie ihr Gesicht mit einem Handtuch abgetrocknet hatte, trugen ihre Füße sie, wenn auch widerstrebend, ins Wohnzimmer zurück. An der Uhr hatte sich nichts verändert. Ganz langsam glitt ihre Hand in ihre Hosentasche. Sie zog ihr Handy heraus, jedoch ohne darauf zu blicken. Dafür war sie zu nervös. Einige Augenblicke und die Erkenntnis später, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach sich ihre Seele aus dem Leib schreien würde, wenn das Display ihres Handys nicht eine Uhrzeit um Mitternacht herum anzeigen sollte, richtete sie ihre Augen auf das Handy.
00:03.
Monika ließ sich mit einem tiefen Seufzer auf die Couch fallen.

Während sie den Kopf in den Nacken gelegt hatte, drückte sie ihre Handballen in die Augen, und als sie sie wieder öffnete, flimmerten Punkte an der Decke auf.
Lange saß sie noch so da, den Kopf auf die Sofakante gelegt und ihr Blick an die Decke geheftet.
Dann fasste sie all ihren Mut zusammen (sie hätte nie im Leben gedacht, nach den Geschehnissen der letzten Stunden noch welchen zu haben), stand auf und
war mit wenigen Schritten bei dem Regal.
Die Zeiger der Uhr zeigten 12:25. Der rote Sekundenzeiger lief immer noch rückwärts. Obgleich sie ihr Handy nicht schon wieder aus der Tasche zog, spürte sie, dass es die richtige Uhrzeit anzeigen würde. Stattdessen holte sie sich einen Stuhl aus der Küche mit dessen Hilfe sie die Uhr über dem Regal abnahm.
Sofort überfiel sie ein plötzliches Schwindelgefühl und in ihrem Kopf drehte sich alles wie in einem Karussell.
Zum Glück war es nur von kurzer Dauer und Monika tat es als etwas völlig Profanes ab. Sie war zu sehr auf die Uhr konzentriert. Ganz intuitiv tat sie das, was jeder schon mal getan hatte, wenn er einen Haushaltsgegenstand wieder zum Laufen bringen wollte: Sie drehte die Uhr um, riss die Klappe vom Batteriegehäuse aus der Halterung und nahm die beiden Batterien in die Hand. Das Ticken erlosch auf der Stelle. Monika sah wieder auf das Ziffernblatt herab. Auch der Zeiger bewegte sich nicht.
Damit war zu rechnen gewesen, doch sie war überrascht von dem, was passierte, als sie die Batterien gerade wieder ins Gehäuse gesetzt hatte.
Absolut nichts geschah. Kein Ticken und auch nicht mal eine klitzekleine Regung des roten Sekundenzeigers.
Monika stieg auf den Stuhl und hängte die Uhr wieder an den Nagel. Die Tatsache, dass die Uhr nicht mehr funktionierte, beunruhigte sie nicht wirklich. Zwar war es verwunderlich, aber dennoch nichts Außergewöhnliches. Im Gegenteil: Nachdem was ihr in der Küche passiert war, befreite dieser Vorfall ihren Geist vom Zweifel an ihrer eigenen Zurechnungsfähigkeit und gab ihr noch ein wenig Sicherheit und Ruhe zurück.
Dennoch wollte sie diesen Abend so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Monika legte ihren Kopf auf das weiche Sofakissen, schloss die Augen, aber nur ganz kurz, dachte sie, und ohne es zu merken döste sie ein…

Sie schlug die Augen auf und ihre Gedanken überschlugen sich. Wie lange liege ich schon hier? Was macht das Baby? Wann kommen die Eltern? Monika schaute zur Uhr, wobei ihr schlagartig einfiel, dass die Uhr erst vor Kurzem das Zeitliche gesegnet hatte. Ihr iPhone zeigte 1:54 Uhr. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Sie hielt es für das Beste nach dem Kind zu schauen. Als sie die Wendeltreppe heraufgerast war, kam ihr das Bild von Anna in den Sinn, wie es mit geschlossenen Augen an ihrem Daumen nuckelte, sodass sie ihren Gang entschleunigte.
Am Schlafzimmer angekommen, stieß sie langsam und lautlos die Tür auf und trippelte auf ihren Zehenspitzen auf das Babybett zu.
Das Grauen und Entsetzen, das sie empfand, nachdem sie das Babybett völlig leer vorgefunden hatte, entsprang irgendwo in der Magengegend, verbreitete sich innerhalb von Mikrosekunden nach überall hin und als es ihren Oberkörper erreichte, hatte sie das Gefühl, dass eine Walze auf ihren Brustkorb drücken würde und dass ihr gleichzeitig die Kehle zugeschnürt würde. Ihr fiel das Atmen unmöglich.
Anna war nicht in ihrem Bett.

Monika nahm gar nicht richtig war, was sie tat, doch sie schmiss sich sofort auf den Fußboden und schaute unter dem Bett nach. Nichts
Sie legte ihre Hand auf die Schiebetür des Schranks hinter Anna’s Bett und zog sie mit einem kräftigen Ruck zur Seite. Nichts.
Wenn sie nicht so aufgewühlt wäre, wäre sie sich dabei ziemlich blöd vorgekommen, aber sie prüfte sogar die Stelle hinter der Tür. Die Veranda war ebenfalls leer (als könnte ein Baby die Tür aufmachen). Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ und Tränen in ihre Augen beförderte.
Anna war aus ihrem Bett verschwunden. Sie konnte aber nicht aufgewacht sein und mutterseelenallein aus ihrem Bett gestiegen sein, denn ihr Bett war nichts anderes als ein überdimensionaler Korb auf Rädern. Dieser Korb, also das eigentliche Bett, wurde von ca. 30 cm langen, hölzernen Stäben getragen. Wenn dieses kleine Baby, noch nicht mal des Krabbelns mächtig, mitten in der Nacht aus seinem kleinen Bettchen tapsen wollte, dann gäbe es einen dumpfen Aufprall auf dem Boden und Monika wäre sofort zur Stelle.
Nein, jemand muss sie aus ihrem Bett geholt haben. Sie war nicht alleine im Haus.
Noch nie war es Monika so schwer gefallen ihre Beine zu bewegen, doch diese Tatsache ließ sie zu Eis erstarren. Mit Beinen aus Beton schleppte sie sich aus dem Zimmer in den Flur und stellte sich vor die Tür des benachbarten Zimmers. Sie war noch nie dort drin gewesen. Mit ihrer zitternden Hand stieß sie die Tür auf und glitt ins Zimmer.
Sofort fiel ihr auf, dass das Zimmer eher lang war als breit. Hinten beim Fenster stand ein Schreibtisch mit einen Laptop und diversen Büroartikeln und ein großes weißes Regal, voll mit schwarzen Ordnern, erstreckte sich von einer Wandseite zur anderen.
Monika blieb auf der Türschwelle stehen und wartete darauf irgendetwas Seltsames wahrzunehmen. Als nichts passierte, wollte sie gerade Anna’s Namen rufen, aber sie hatte Angst. Fürchterliche Angst, dass ihre Stimme ein Ungeheuer aus den Untiefen der Stille, die jetzt auf diesem Haus zu liegen schien, heraufbeschwören könnte.
Schließlich übermannte sie eine andere Angst, nämlich die Angst um Anna und sie sagte: ,,Anna, bist du hier irgendwo? ‘’. Dann lauschte sie in das Schweigen des Hauses hinein, in der Hoffnung ein babyhaftes Wimmern zu hören, gab es aber schnell auf nachdem ihr klar wurde, wie töricht es doch war, zu glauben ein gerade mal ein Jahr altes Kind könnte sprechen. Sie verließ das Arbeitszimmer von Anna’s Vater und ging an der Wendeltreppe vorbei auf das Zimmer am Ende des Gangs zu.
Dieses Zimmer war ein spartanisch eingerichtetes Gästezimmer. Links befand sich ein Schrank mit zwei Türen und rechts ragte ein Bett von der Wandmitte aus ins Zimmer hinein. Hastig schaute Monika nach, ob Anna im Schrank war oder unter dem Bett. Und fand nichts.
Oh Nein!
Monika kratze sich an der Schläfe und spürte sofort Wasser auf ihren Händen. Ohne es zu merken, hatte sie angefangen zu schwitzen.
Mit ihrem Ärmel wischte sie sich den Schweiß von der Schläfe und dachte angestrengt nach. Sollte Anna noch in diesem Haus sein, dann besteht die einzige Möglichkeit darin, dass sie unten ist. Würde Monika sie dort nicht finden, müsste sie die Polizei rufen.
Sie verließ das Gästezimmer und war gerade davor, den Fuß auf die erste Stufe der Treppe zu setzen, als sie abrupt stehen blieb.
Sie hatte die Uhrzeit ganz vergessen.
Ganz langsam die Treppe hinab schreitend, zog sie ihr Handy aus der Tasche. 2:13.
Als sie das Handy wieder wegstecken wollte, spürte sie, dass ihr Fuß nicht auf der Stufe richtig aufkam, sondern nur die Kante streifte. Monika rutschte aus und das Letzte, was sie fühlte, bevor alle Lichter ausgingen, war ein dumpfer Schlag am Hinterkopf.

,,Wach auf!’’. Irgendjemand schüttelte sie heftig an der Schulter., ,Ich sagte: Wach auf’’ hörte sie die Stimme jetzt wutentbrannt rufen, als sie von einer kräftigen Hand eine Ohrfeige verpasst bekam. Sie wollte sich gerade erheben, aber ehe sie es sich versah, riss die kräftige Hand ihren Kopf nach oben und sie sah in das von Zorn verzerrte Gesicht von Marc.
,, Ja ich bin es wirklich’’, sagte er zähneknirschend. Monika war völlig perplex und wusste sich nicht zu helfen.
,,Seit einer Woche laufe ich hinter dir her. Willst du denn nicht verstehen, dass ich dich liebe? Ja, du hast richtig gehört. Ich liebe dich und ich bin schon seit einer ganzen Weile vor dem Haus. Ich wollte schon viel früher reinkommen, aber dann dachte ich, dass die Liebe eine zweite Chance verdient und deshalb habe ich dir noch ein paar Mal getextet. Und was machst du? Du ignorierst mich. Du-ignorierst-MICH!’’. Jetzt schrie er. In seinen Augen tobte der pure Wahnsinn.
,,Aber mir gibt man nicht einfach so einen Korb. Jetzt kriegst du alles zurück, du Schlampe’’. Er hob seine rechte Hand und im Schein der Wohnzimmerlampe sah sie einen Gegenstand aufblitzen. Ein Messer. Der Wahnsinnige wollte es gerade an ihre Kehle ansetzen, aber ihre Hände bewegten sich automatisch von ihrem Körper weg und griffen nach der Klinge. Just in diesem Moment kam das, was an diesem Abend geschah, hoch: Der Wasserhahn, die Uhr, das Verschwinden von Anna. Erst dann löste sich der Schrei aus ihrer Kehle, der das Entsetzten über all diese Vorkommnisse in sich vereinte: ,,AAAAAAAAAAAA.’’

,,Monika, Monika wach auf. Ich bin es doch.’’ Jemand hatte beide Hände auf ihre Schultern gepackt und rüttelte sie vehement. Monika schlug die Augen auf. Sie lag auf der Wohnzimmercouch. Über sie gebeugt stand eine Frau, mitte dreißig, mit hellgrünen Augen und roten Haaren. Es war Anna’s Mutter. Ein großer dicker Mann stand hinter ihr und schaute besorgt drein.
,, Oh Sie sind es Frau Neubert. Es tut mir leid ich-ähhh- hätte nicht einschlafen sollen, aber es war ein -ähhh- langer Tag für mich’’, murmelte Monika. Aber Frau Neubert, die verständnisvolle Frau die sie war, schenke ihr bloß ein warmes Lächeln.
,, Hat Anna irgendwelche Probleme gemacht?’’, fragte Anna’s Mutter jetzt.
Die Frage traf sie wie ein Messer ins Herz. Wo war Anna jetzt? Ging es ihr gut?
,,Ich- ähhh - weiß nicht’’, war alles was sie rausbrachte. Sofort wechselten Herr und Frau Neubert erschrockene Blicke. ,, Geht es Anna gut, Monika?’’, frage Herr Neubert jetzt mit ernstem Blick. Anna’s Mutter wartete die Antwort gar nicht ab, sonderte rannte sofort aus dem Zimmer und die Wendeltreppe hoch. Der Ehemann und Monika, noch immer mit dem Gedanken beschäftigt, wo Anna sein könnte, gingen hinterher.
Als sie oben ankamen, konnte Monika ihren Augen nicht trauen. Dort im Schlafzimmer war Frau Neubert, mit einem Kind in einem pinken Pyjama in den Armen, das sie hin und her wiegte. Monika erkannte Anna sofort. Das war sie. Tausend Gedankensplitter flogen ihr so schnell durch den Kopf , dass sie glaubte, nicht imstande zu sein auch nur einen davon zu fassen und weiter auszuführen.
Frau Neubert schleuderte ihr einen ,,Was-musst-du-mir-solche-Angst-machen‘’-Blick entgegen, woraufhin Monika verlegen zur Seite schaute. ,,Hier’’, sagte der Mann hinter ihr. Anna’s Vater hielt ihr einen 100- Euro- Schein hin. ,, Du siehst fertig aus’’, sagter zu ihr. ,,Du brauchst Schlaf. Geh nach Hause.’’ Monika quittierte den Satz mit einem bloßen Nicken und ging an ihm vorbei zur Wendeltreppe. Sie war schon fast unten, da beugte er seinen Kopf über das Treppengeländer und rief:,, Und danke noch mal.’’
Monika war fix und fertig. Sie nahm ihren Mantel vom Haken, zog die Schuhe an, öffnete die Tür und sog die kalte Nachluft in sich hinein. Es betäubte das Pochen in ihrem Kopf.
Zu Hause angekommen, entkleidete sie sich und schmiss sich todmüde auf das Bett. Am nächsten Tag erinnerte sie sich wieder: Sie war auf der Treppe unglücklich gestürzt und auf dem Sofa wieder aufgewacht.
Vom Albtraum existierten nur noch grobe Züge, von denen sie nicht mal wusste, ob sie diese wirklich geträumt hatte.
Am nächsten Tag sprach sie nicht sonderlich viel und am Tag darauf auch nicht.
Eine Woche später besuchte sie die Neuberts unter dem Vorwand, sich nach Anna zu erkundigen, weil sie die Kleine vermisst hatte. Selbst ein Blinder mit einem Krückstock hätte das Funkeln in ihren Augen sehen könne, als sie die Tür öffnete. Nach einer Weile sprach Monika Anna’s Gesundheitszustand ganz offen an ( dass sie Medizinstudentin war, gab ihr ein gutes Motiv dafür), aber Frau Neubert hatte nichts zu beklagen. Glücklicherweise durfte sie sogar ein paar Minuten mit Anna alleine verbringen und untersuchte sie in dieser kurzen Zeit auf Anomalien ihrer Körpers, irgendetwas mit einem Hinweis auf Misshandlung, irgendetwas mit einem Hinweis auf grobe Behandlung.
Auch Monate später konnte sie sich keinen Reim auf die Geschehnisse jener Nacht machen, die Sache mit dem Blut eingeschlossen, doch fragte sie sich immer wieder, wie sie nach ihrem Sturz auf dem Sofa gelandet ist. Nach einigen Monaten schien alles nach und nach zu verblassen, sodass sie auch nicht mehr weiter darüber grübelte.
Aber zweifelsohne hatte der Abend mit Anna Spuren hinterlassen. Denn sie würde nie wieder babysitten.

 

Wilkommen bei den Wortkriegern,

Ich bin auch noch relativ neu hier. Bei den Sachen, die zu Deinem Text als Kritik kommen werden, kann ich mich gut an meine ersten Kommentare hier erinnern. Lass Dich nicht entmutigen. Lies und kommentiere auch mal andere Texte. Meine Erfahrung hier ist, dass der Blick für Textschwächen nicht nur durch Kritiken auf eigene Texte, sondern eben auch durch das analysieren anderer Texte geschärft werden.
Aber Du willst ja Meinungen zu Deinem Text hören, also los :)

Ich habe den Text zu Ende gelesen. Ich sage das, weil ich den Text langatmig und wenig überraschend fand. Aber ich wollte in der Mitte wenigstens Wissen, ob sie es nur träumt. Tja - und irgendwie kam es dann: Sie wird geweckt.

Dies langatmigkeit kommt durch mehrere Dinge:
Du benutzt die üblichen Vergleiche: "Kalter Schauer","zu Eis erstarren", "Beine aus Beton", "Alptraum", "Blinder mit Krückstock"...Das hat jeder schon hundert mal gelesen. Das ist langweilig.

Du erklärst sehr viel, und auch redundant. Viele Sachen, die du erklärst sind entweder nicht interessant, ober man ahnte das schon lange, bevor du es erklärst.

Einige Beispiele, warum ich den Text sehr langatmig fand:

...und dabei versehentlich ihren Schließmuskel gereizt hatte.
Baby's furzen. Das ist so, das muss nich erklärt werden. zumal mir die Erklärung nicht schlüssig schien. Volle Windeln zu wechseln, wäre außerdem vielleicht ekliger, als ein kleiner Furz, um die "süße" des Baby's zu negieren.
Dann schlaf mal weiter, Süße.
Irgendwann mache ich auch so eines wie dich.
mhm - jetzt findet sie das Baby also doch wieder süß. Das verwirrt.
Wozu dann die ganze Diskussion ob das Baby nun süß ist, oder nicht.

Die Diskussion über arme Studenten und reiche Leute ist nicht konsequent. Ich wusste nicht was ich damit anfangen soll. Sie studiert doch selber Medizin und wird dann genauso! Dafür werden sehr abwertende Worte für die Eltern verwendet.

Der kleine Zeiger war auf der 12 und der große auf der 3.
12:15
trau dem Leser zu, dass er die Uhrzeit selber ausrechnen kann. Oder nenne die Urzeit gleich. Das ist redundant und nervt den Leser. - Soll er sich Mühe geben, die Uhrzeit Deiner Beschreibung nach selber zu entdecken, oder willst du dem Leser die Uhrzeit nennen.

und vor ihrem geistigen Auge blitzten Fragmente ihrer eigenen Kindheit kurzzeitig auf.
Auch sie war einmal so klein gewesen, hatte in ihre Windeln gemacht und am Fläschchen genuckelt.
Das kam mir total unglaubwürdig vor. Wer kann sich schon an Dinge vor seinem dritten Lebensjahr erinnern?
Der folgende Abschnitt über Leben und Tod...und sie hat auch schon jemand verloren. Dieser philosophische Ausflug vom Baby übers Leben zum Tod. Was hat das mit dem Text zu tun? Gut - du wolltest den Tod ins Spiel bringen, um die Angst besser aufbauen zu können.
und dann regnet es. Ok - die Müdigkeit deines Protagonisten geht damit komplett auf den Leser über :)

Und endlich geht die Geschichte los..
Das Blut (hat mich etwas an Steven King erinnert), die Uhrzeit, das ungute Gefühl... . Insgesamt aber sehr chaotisch. Die Horrorszenarien kommen so planlos aneinander. In Horrorgeschichten stehen die Horrorszenarien oft als Symbol für etwas. Du versuchst hier den Stalker Marc als Horror reinzupacken. Der Ansatz ist doch gut. Vielleicht solltest du ein Szenario dafür als Symbol stehen lassen. Die Uhrzeit wäre da mein Favorit, weil ihr sein Stalking "auf den Wecker" geht :) Der Rest mit dem Blut passt dann vielleicht in eine andere Geschichte.

Das Ende:
Die Aufregung der Eltern konnte ich nicht nachvollziehen. Sie kommen nach Hause und der Babysitter ist eingeschlafen. Ich denke das ist nichts ungewöhnliches, wenn man als Eltern um 2 Uhr Nachts nach Hause kommt.
Die anschließende Besorgnis zieht das Ende nur unnötig in die Länge. hey - sie hatte schlecht geträumt - "so what?".

Die Rechtschreibpatzer habe ich mal ignoriert - da gibts hier vielleicht andere, die das nachholen :)

Fazit: Ich würde mir bei dem Text mehr Klarheit über den roten Faden wünschen: Was willst du schreiben: Eine Stalker-Geschichte aus Sicht der Frau? Eine Horror-Geschichte? Eine Süße-Baby-Geschichte bei der man über das Leben philosophiert? eine "Reiche sind doof"-Geschichte? eine... ? :)

Lass Dich nicht entmutigen!

viele Grüße
Pantoholli

 

Baybsitting
Fehler im Titel sind fast schon unverzeihlich.

Kann dieser Idiot mich nicht einfach in Ruhe lassen. Es gibt außer mir auch noch andere Frauen.
Hier schreibst du in der Ich-Perspektive und dann wechselst du in eine andere, es wäre übersichtlicher, wenn du solche Sätze kursiv schreiben würdest.

,,Zum letzten mal: ,,Nein’’, schrieb sie.
Mal, und da fehlt hinter Nein noch ein Anführungszeichen.

Nach einer gerade eben beendeten, zweijährigen Beziehung, so glaubte sie, bedurfte es ihr nach Distanz zum anderen Geschlecht (davon wollten ihre sexuellen Trieben selbstverständlich nichts wissen, denn sonst wäre es zum One-Night-Stand erst gar nicht gekommen).
Nach „beendeten“ kein Komma, und entweder „gerade“ oder „eben“, beides hört sich für mich doppelt an. Ich bin für „gerade“, da du „eben“ schon verwendet hast und das Wort sich in einem Text einfach scheußlich anhört. Eigentlich kannst du den Satz meinem Empfinden nach streichen.

Sie legte das Handy aus der Hand, um einmal kräftig ihre Glieder zu strecken und dabei noch zu gähnen.
Sie seufzte tief. Sie war müde.
Liest sich hölzern – sie, sie, sie … Und dieses „und dabei noch zu gähnen“ ist unfreiwillig komisch. Die beiden Sätze, die danach folgen, tja, das musst du mal laut vorlesen, da merkst du es.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es schon halb zwölf war.
Der reiche Herr Anwalt würde in ungefähr drei Stunden mit seiner Frau (und seinem Mercedes) nach Hause kommen, bis dahin musste sie noch die Zeit totschlagen. Oder besser gesagt: Auf das Baby aufpassen.
Wäre es nicht besser: Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass … Anwalt in … drei Stunden … Was für ein Auto er fährt ist irrelevant.

Die kleine, süße Anna.
Die kleine Anna war gerade mal 13 Monate alt und alles andere als süß, denn sie konnte furzen wie ein Mammut, was sie ihrer Babysitterin vorhin bewiesen hatte, als diese sie ins Bett legte, und dabei versehentlich ihren Schließmuskel gereizt hatte.
,,Aaaaaaargh’’.
Naja, ich weiß nicht, ob das so stehen sollte, ist schon grenzwertiger Humor. Und ich meine, sie ist doch Babysitterin, was hat sie erwartet. Und wenn es ihr nicht gefällt, kann sie doch auf etwas ältere Kinder aufpassen.

Monika Großmann war eine sehr hübsche, intelligente und junge Medizinstudentin mit einem kleinen, zierlichen Körper, die vor hatte im nächsten Jahr ein Auslandssemester in den U.S.A zu machen. Da ihre Eltern leider nicht sonderlich wohlhabend waren, musste sie einen Teil der dafür benötigten Summe selber erwerben. Und Aufgaben wie Babysitting waren für Studenten, mit dem Wunsch sich nebenbei etwas zu verdienen, gerade zu prädestiniert.
Mir persönlich gefallen solche Erklärungen nicht. Anstatt das alles so lieblos runter zuschreiben, könntest du es in den Text einbinden. An bestimmten Stellen, könnte sie doch ihre Intelligenz unter Beweis stellen. Die Sache mit dem Studium hätte sich z.B. in einem Dialog erwähnen können.
Wenn du das so stehen lässt, dann schreibe bitte USA oder Vereinigte Staaten aber nicht U.S.A., - es sei denn du hast das schon irgendwo so stehen gesehen. Vergesse trotzdem nicht hinter A noch ein Punkt zu stellen.

Babysitting war in der Tat eine Goldgrube, besonders in diesem Teil der Stadt. Hier wimmelte es nur so von Anwälten, Ärzten oder Unternehmern mit zu viel Geld in der Tasche, die nicht wussten wohin damit. Manchmal fand man eine Kleinanzeige in der Zeitung oder man wurde weiterempfohlen und angerufen. Außerdem wussten fast keine ihre Kommilitoninnen von diesem lukrativen Jobangebot in der Gegend und rackerten sich stattdessen in Restaurants als Kellner oder hinter den Theken billiger Fast-Food-Lokale ab. Darüber beklagte sie sich allerdings nicht, sie hatte ihre Dienste nämlich schon des Öfteren für Leute in dieser Umgebung angeboten und war stets zufrieden mit der Kohle.
Den anderen Teil der Summe für das Auslandssemester würde eine Stiftung, errichtet von sozial hochstehenden Akademikern zur Förderung Hochbegabter, beisteuern.
Für eine Kurzgeschichte uninteressant.

Monika erhob sich vom beige-farbenen Sofa mit den schwarzen Kissen und ging am großen Flachbildfernseher vorbei in die Diele. Bei der rechten Wand in der Mitte der Diele war eine Wendeltreppe. Würde sie diese hochgehen, käme sie in das Schlafzimmer der Eltern, wo Anna in ihrem kleinen Babybett schlummerte.
Würde sie jedoch den Gang bis zum Ende gehen, könnte sie sich in der Küche noch mal was vom Erdbeereis gönnen oder ein paar Chips in sich reinstopfen. Lauter Kalorien.
Monika fasste sich an den Bauch.
Wäre nur interessant, wenn das irgendetwas mit der Geschichte zu tun hätte. Kleinigkeiten wie: welche Farbe das Sofa hat, oder wo sich die Räume befinden – sind unnötig, es sei denn sie bringen die Geschichte voran.

Ich habe heute schon viel zu viel gegessen.
Nachdem sie die Wendeltreppe hinaufgestiegen war, lief sie an zwei weißen Türen vorbei in das Schlafzimmer von Anna’s Eltern.
Anna lag dort, gekleidet in ihrem pinken Pyjama, im Babybett. Monika trat ans Bett und betrachtete sie für eine Weile.
Man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Brust des Kindes sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Die winzigen Hände ruhten auf der Decke, während die Füße, an denen noch die Socken dran waren, aus der Decke hervorragten.
Beim Anblick des Babies überkam sie plötzlich ein Hauch von Nostalgie und vor ihrem geistigen Auge blitzten Fragmente ihrer eigenen Kindheit kurzzeitig auf.
Auch sie war einmal so klein gewesen, hatte in ihre Windeln gemacht und am Fläschchen genuckelt.
Das da vor ihr, dieses kleine Ding im Bett, war das Leben in seiner universellen Einzigartigkeit, ein Wunder der Natur. Jenes Wunder der Natur wäre in ein paar Jahren so weit, die Reichtümer Welt in Hülle und Fülle zu erkunden.
Monika war der Ansicht, dass das Leben ein Geschenk war. Im Gegensatz dazu aber gab es noch den Tod, der für einige mal später, mal früher kommt, und für die, für die er früher kommt, kann er manchmal mit dem richtigen Wissen vermeidbar sein. Wer weiß das besser als jemand, der einen geliebten Menschen verloren hat.
Deswegen wollte sie Ärztin werden.
Dann schlaf mal weiter, Süße.
Irgendwann mache ich auch so eines wie dich.
Entweder streichen oder kürzer fassen.

Als sie das Zimmer verließ, erhaschte sie einen Blick nach draußen durch die Veranda-Tür. Es regnete. Nicht in Strömen, aber auch nicht gerade wenig.
Befindet sich eine Veranda nicht vor dem Haupteingang? Und ich glaube, Verandatür geht auch. Ich kapier auch nicht, wie sie vom Kinderzimmer aus durch eine Verandatür blicken kann. Oder habe ich etwas übersehen? Den letzten Satz kannst du weglassen – „es regnete“ und Punkt.

Das erste was Monika tat, nachdem sie ihrer Notdurft verrichtet hatte, war, sich in der Küche nach der Uhrzeit zu erkundigen. Der kleine Zeiger war auf der 12 und der große auf der 3.
12:15
Die Zeit verging in dieser Nacht für ihren Geschmack sehr langsam.
Ich wette, wenn ich ein bisschen in der DVD-Sammlung von diesem Alten rumstöbere, finde ich bestimmt irgendwas halbwegs Anständiges und während ich mir diesen Film auf seinem wahrscheinlich 2000€ teurem Plasma-Fernseher reinziehe, vergeht die Zeit wie im Flug.
Vorher trinke ich aber noch was.
Und wie bei fast allen Menschen, welche zu sich selbst im Inneren sprechen, sofern sie alleine sind, kamen Monika Großmann, einer hübschen, nichts von dem das auf sie zukommende Grauen ahnenden Medizinstudentin, diese Gedanken innerhalb von Sekundenbruchteilen.
Jedoch bevor diese Gedanken zu Ende gedacht waren, hatte Monika sich bereits zu ihren Taten entschieden und daher lief sie zur Spüle, nahm sich ein Glas aus der Spülablage, drehte den Griff mit dem blauen Punkt auf und ließ ihr Glas voll laufen, während ihre blauen Augen auf das Fenster gerichtet waren und sie wieder über das Problem mit dem Regen grübelte.
Das liest sich wie Geplapper. Egal was, Hauptsache etwas sagen. Und es wäre schön, wenn du ihre eigenen Gedanken von dem eigentlichen Text irgendwie trennen könntest. So sieht das Ganze aus wie ein Durcheinander.

Sie bewegte sich nicht, sondern verharrte eine Weile auf dem grauen Küchenboden.
Ich dachte zuerst, sie sitzt auf dem Fußboden, wenn nicht, leuchtet mir dieses Satzende nicht ein.

Erst nach gefühlten zwei Stunden hatte sie sich wieder ein wenig gefasst.
Wie viel Zeit sie gebraucht hat ist wieder einmal unwichtig. Schreib doch einfach … Nein, lass es weg. UNNÖTIG.

Monika schloss die Augen und massierte mit Zeige-und Mittelfinger der jeweiligen Hand ihre Schläfen.
Nee, oder … Diese Genauigkeit ist einfach lächerlich, denn normalerweise massiert man seine linke Schläfe mit den Fingern der linken Hand, oder hast du das irgendwo irgendwann mal anders gesehen?

Monika ging im Laufschritt vom Wohnzimmer über die Küche zur Toilette, drehte den Wasserhahn auf und schleuderte sich literweise Wasser ins Gesicht. Während sie das tat schoss ihr der Gedanke in den Kopf wie töricht das doch war, nach dem Vorfall in der Küche. Aber obwohl das Wasser glasklar war, stellte sie es ab und trocknete sich das Gesicht ab. Sie betrachtete ihr Antlitz im Spiegel über dem Waschbecken.
Dieses „aber“ leuchtet mir nicht ein. Du könntest „aber“ weglassen und den Satz auch mit „obwohl“ beginnen.
„Antlitz“ passt hier gar nicht, ist zu poetisch.
Und was soll immer diese Raumaufzählung?


Das Grauen und Entsetzen, das sie empfand, nachdem sie das Babybett völlig leer vorgefunden hatte, entsprang irgendwo in der Magengegend, verbreitete sich innerhalb von Mikrosekunden nach überall hin und als es ihren Oberkörper erreichte, hatte sie das Gefühl, dass eine Walze auf ihren Brustkorb drücken würde und dass ihr gleichzeitig die Kehle zugeschnürt würde. Ihr fiel das Atmen unmöglich.
Anna war nicht in ihrem Bett.
Vielleicht lässt du diesen Teil „nachdem sie das Babybett völlig leer …“ weg.

Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ und Tränen in ihre Augen beförderte.
Anna war aus ihrem Bett verschwunden.
Du wiederholst dich.

Als nichts passierte, wollte sie gerade Anna’s Namen rufen, aber sie hatte Angst. Fürchterliche Angst, dass ihre Stimme ein Ungeheuer aus den Untiefen der Stille, die jetzt auf diesem Haus zu liegen schien, heraufbeschwören könnte.
Annas, und im Haus ist es doch still, warum dieses „schien“?
,,Wach auf!’’.
Punkt weg. Hochkomma nach „Wach“.

Sie wollte sich gerade erheben, aber ehe sie es sich versah,
Ich glaube, hier ist ein „es“ zu viel.

,,Aber mir gibt man nicht einfach so einen Korb. Jetzt kriegst du alles zurück, du Schlampe’’.
Punkt vor Anführungszeichen.

,,Monika, Monika wach auf. Ich bin es doch.’’ Jemand hatte beide Hände auf ihre Schultern gepackt und rüttelte sie vehement.
Jemanden vehement an den Schultern rütteln – habe ich noch nie gehört, muss wohl zur neuen deutschen Sprache gehören.

Monika schlug die Augen auf. Sie lag auf der Wohnzimmercouch. Über sie gebeugt stand eine Frau, mitte dreißig, mit hellgrünen Augen und roten Haaren. Es war Anna’s Mutter. Ein großer dicker Mann stand hinter ihr und schaute besorgt drein.
Zu viel der Details, Farbe der Augen sowie die der Haare kannst du streichen. Und in der deutschen Sprache macht man Apostrophe wo anders aber nicht bei Annas, Peters, Michaels.

schnell durch den Kopf , dass sie glaubte, nicht imstande zu sein auch nur einen davon zu fassen und weiter auszuführen.
Leerschritt vor Komma weg

Anna’s Vater hielt ihr einen 100- Euro- Schein hin. ,, Du siehst fertig aus’’, sagter zu ihr.
Sagte er

Schuhe an, öffnete die Tür und sog die kalte Nachluft in sich hinein.
Nachtluft

Das Ende ist langweilig. Ich hatte noch nie so einen Traum gehabt, wo ich bis zuletzt gedacht habe, es wäre real gewesen. Und würde noch darüber grübeln, wie konnte dies und das passiert sein. Es war ein Traum, und man erinnert sich nicht an alle Details vor dem Zubettgehen. Da könnte sie auch die Tatsache vergessen haben (oder verdrängt) wie sie sich auf das Sofa legte, oder sie wäre überhaupt nicht aufgestanden, sondern schlief einfach weiter bis zu dem Moment als die Neuberts sie aufgeweckt haben.
Das Ende der Geschichte wäre viel interessanter gewesen, wenn bei den Neuberts etwas passiert hätte, z. B. Anna würde verschwinden als Monika auf sie aufgepasst hatte. Da entstehen verschiedene Feindseligkeiten und Seelenschmerz. Und ihr Traum wäre so etwas wie Recherche gewesen, - sie versucht im Traum das Rätsel um das Verschwinden des Babys zu lösen.
Dann hast du irgendwo noch am Anfang des Textes geschrieben, dass es etwas Schlimmeres als Regen in der Nacht existiere, oder so ähnlich, also ich konnte dieses Schlimme nicht herauslesen.

Hm, ja, viele Fehler im Text, da musst du noch paar Mal drüber gehen. Und achte auf diese „Wendeltreppe“, einmal hast du dieses Detail genannt und schon ist dieses Wort mehrmals zu finden, so etwas springt sofort ins Auge und nervt total, genauso wie dieses „Anna’s“. Versuche nur das im Text unterzubringen, was wichtig erscheint, was die Geschichte vorantreibt. Und überlege dir, was du schreibst: Spannung, Horror, Krimi, Komödie, Mystery, Drama ... Das sollte die Sache erleichtern, wenn man Bescheid weiß.

Ansonsten lese viel, kommentiere viel, lerne dazu.

Mfg
Geert

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom