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Bürokratie

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17.04.2007
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Bürokratie

(Wörter: 1880)


Ein Mann betrat ein Verwaltungsgebäude, nachdem er vor langem diesem einen Antrag zugesandt hatte, der bis dato unbeantwortet blieb. Kurz hinter dem Eingang hing eine Tafel mit den vorhandenen Raumnummern und einer kurzen Beschreibung, wozu dieser Raum verwendet wurde.
"Innere Verwaltung, Abteilung für städtische Angelegenheiten, Zuständigkeitsbüro Anträge und Genehmigungen, wo muss ich hin?" Schließlich entschied er sich für einen Raum, der am ehesten nach dem klang, was der Mann suchte, und machte sich auf den Weg.
Schon im nächsten Flur hing ein Plan des Gebäudes, auf den er einen Blick warf. Viele kleine Kästchen waren zu sehen und eine ganze Reihe unterschiedlicher Symbole, die alle in der Legende fein säuberlich erklärt waren.
Als er ein paar Minuten draufgestarrt hatte, hatte er nur wenig verstanden, aber genug um zu entscheiden, welche Richtung er einschlagen musste.
Die Nummern auf den Türen näherten sich immer mehr seinem gesuchten Raum an und er spürte, dass er schon fast sein Ziel erreicht hatte. Jedoch hing eben an dieser Tür ein Zettel: "Urlaubsvertreung in R.: ..."
Okay, dachte er sich, und warf einen Blick auf die nächste Karte. Noch mal komplett zurück den Weg und andere Richtung eingeschlagen.
Nach einigen Minuten fand er den Raum, doch an dessen Tür hing wieder ein Zettel: "Wegen Krankheitsfall geschlossen. Vertretung in R.: ..." Leicht genervt trat der Mann zur nächsten Karte und suchte dort nach seinem neuen Ziel.
Kaum hatte er nach einer Weile den neuen Raum erreicht, fiel ihm ein neuer Zettel ins Auge: "Mitarbeiter ist umgezogen und arbeitet nun in R.: ..." Dieser Raum trug die selbe Nummer wie der, zu dem der Mann ursprünglich hatte gehen wollen. Er stöhnte genervt auf, beschloss aber, noch einen Versuch zu wagen, bevor er die Sache endgültig abblasen wollte.
Wütend stampfte er zurück. Zu seiner Überraschung war der Zettel dort entfernt worden und ein paar Leute warteten davor. "Wollt ihr auch alle da rein?", fragte der Mann unnötigerweise und setzte sich dazu. "Werdet ihr lange brauchen?", wollte er in der Hoffnung wissen, dass er nicht zu lange warten musste.
Eine etwas dickere Frau begann zu erzählen: "Ich will einen Bratwurststand aufmachen und die Bratwürste aus meinem Wohnwagen heraus verkaufen. Aber jemand meinte, ich bräuchte eine Baugenehmigung, wenn ich den Wohnwagen an die Straße stellen wollte. Ich halte das für Quatsch, denn dann bräuchte ich auch jeden Abend eine Abrissgenehmigung, wenn ich wieder nach Hause fahre. Außerdem habe ich gehört, dass jeder Betrieb noch einen Sicherheitsbeauftragten und einen Betriebsarzt braucht. So kompliziert hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jetzt habe ich das ganze Gerenne wegen diesem Kram und den ganzen Vorschriften. Soll ich denn da stehen mit drei Leuten, wenn ich nur Bratwürste verkaufen will? Ich will fragen, ob ich die wirklich einstellen muss, denn dann kann ich das Ganze vergessen, wird ja viel zu teuer, noch zwei Leute für's Rumstehen zu bezahlen."
Nun meldete sich ein anderer Mann zu Wort, der auch nicht gerade glücklich aussah. "Ich habe eine Bäckerei eröffnet. Vorher hatte ich mich informiert, welche Fliesen ich auslegen muss und ein Angestellter vom Gesundheitswesen sagte, die müssten ganz glatt sein, damit kein Schmutz hängen bleibt. Ich hatte gerade eröffnet, da kam so ein Arbeitsschutzbeauftragter zu mir und meinte, ich solle sofort die Fliesen wieder entfernen und raue legen lassen. Es könnte jemand ausrutschen und sich verletzen. Was soll der Quatsch, immerhin hatte ich mich informiert! Und die Fliesen sind nicht billig, soll ich denn jedes Mal den Laden schließen und neu verlegen, wenn irgendwer vorbei kommt? Jetzt will ich ein für alle Mal klären, was denn nun richtig ist."
Aufgeregtes Gemurmel hob an. Unfassbar war dies alles, so ging das nicht weiter. Was sollte man denn machen, wenn sich die Vorschriften widersprachen?
Ein junges Mädchen meldete sich zu Wort. "Wisst ihr, was ich gehört habe? Jemand vom DRK hat mir das erzählt: Er wurde zu einem Unfall gerufen und sollte dort erste Hilfe leisten. Er fuhr dann mit dem Auto zum Einsatzort, doch da waren die Schranken geschlossen und er musste warten. Mit dem Handy hat er dann bei seiner Einsatzstelle angerufen und gesagt, dass die Schranken geschlossen sind, er aber in wenigen Minuten da sein wird. Die antworteten: 'Ach, der Unfall ist hinter den Schranken? Dann komm zurück. Ich rufe bei der anderen Bezirksstelle an, dass die einen Notarzt schicken sollen.' Könnt ihr euch das vorstellen?"
Eine Weile schwiegen sie, bis der Mann gefragt wurde, was ihn hierher trieb. "Ich will sehen, wo mein Antrag abgeblieben ist. Der hätte schon längst beantwortet sein müssen. Vielleicht ist der verloren gegangen." Doch die anderen meinten, dass alles hier so bürokratisch wäre, dass der sicher nicht verloren gegangen war. Wenn, dann lag der sicher fein säuberlich einsortiert in einem Aktenschrank und wartete darauf, dass er bearbeitet wurde. Es musste ja alles nach der Reihe gehen.
"Apropos Reihe: Ist da überhaupt jemand im Raum?" Die anderen nickten.
Sie mussten noch eine ganze Weile warten, da verließ einer den Raum. Die anderen meinten, der Mann könnte ruhig zuerst gehen, bei ihm würde es nicht ganz so lange dauern. "Wir sind schließlich keine Bürokraten."
Er bedankte sich freundlich und trat ein. "Guten Tag, ich bin wegen einem Antrag hier ..."
"Da sind Sie hier falsch. Sie müssen zur Abteilung 'Kundenbetreuung und Problemlösehilfe' am Ende des Ganges", unterbrach ihn der Beamte.
Einen Moment lang stand der Mann fassungslos da, bevor er wütend wieder hinaus stürmte. Die Wartenden auf dem Gang blickten ihm nach.
Der Gang war lang genug, dass sich der Mann wieder etwas abgeregt hatte, als er den Raum erreichte. Hier wartete niemand davor, sodass er gleich eintrat.
Dort saß ein weiterer Beamter, hinter einem geräumigen Schreibtisch, der eng bestellt war Kugelschreiberhaltern, Dosen mit Büroklammern, einer leeren Kaffeetasse mit Kaffeegrund, Zetteln, Heftern, einem Monitor, einem Telefon und anderem Kram. Hinter ihm standen große Schränke, mit Türen oder großen Schubladen, die vermutlich allesamt irgendwelche Akten enthielten.
Der Mann ließ sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und sprach den Beamten an, der in einem ordentlichen Anzug mit Krawatte da saß und einen Büroklammerdraht verbog.
"Ich bin gekommen, um zu fragen, was denn nun mit dem Antrag ist, den ich schon vor Monaten abgeschickt habe." Er nannte seinen Namen.
"Ja, ich erinnere mich", sagte der Beamte und legte den Draht beiseite, bevor er sich auf seinem Drehstuhl zurück schob, um eine Schublade seines Aktenschrankes herauszuziehen. "Moment." Mit flinken Fingern durchstöberte er die Registerkarten, bis er ein Blatt heraus zog und damit zurück zum Schreibtisch rollte. "Das müsste dann ja wohl der hier sein, oder? Tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss, aber das ist der einzige, den wir nicht bearbeiten konnten. Da fehlt Ihre Unterschrift. Und Sie haben ihn ohne Absender eingeschickt."
Der Mann nickte verstehend und griff nach dem Blatt, doch der Beamte zog es weg. "Was ist denn? Ich will ihn jetzt unterschreiben, dann ist es in Ordnung und die Sache ist gegessen."
"Tut mir leid." Der Beamte sprach in einer routinierten Art und Weise, die seine Mitleidsäußerung Lügen strafte. "Ich kann Sie das nicht unterschreiben lassen. Erstens fiele das nicht in meinen Aufgabenbereich, zweitens käme das einer Urkundenfälschung gleich und drittens schreiben Sie Ihren Antrag besser ganz neu. Dann wird es wenigstens vernünftig gemacht und wir haben nicht so viel Papierkram wegen einer nicht ordnungsgemäßen Unterschrift."
Dem Mann stieg der Zorn ins Gesicht. Vorschriften, zum Teufel damit! "Das ist doch nicht Ihr Ernst! So was nennt sich Kundenbetreuung? Wo finde ich Ihren Vorgesetzten? Ich will mich beschweren."
"Regen Sie sich nicht auf", beruhigte ihn der Beamte, womit er aber das Gegenteil erreichte, trotzdem aber routiniert fortfuhr. "Wenn es Ihnen hilft, dann kann ich Ihre Beschwerde gleich hier entgegen nehmen. Mein Vorgesetzter ist zur Zeit beurlaubt. Aber Sie hätten ihn sowieso nicht gefunden."
Entnervt bemühte sich der Mann um Geduld und lehnte sich zurück. "Gut, dann will ich mich beschweren. Das ganze Haus ist ein unübersichtliches Drecksloch und die Angestellten sind alle bürokratische Esel."
Der Beamte überging die Beleidigung. "Nicht so schnell. Erst muss ich für Sie ein Benutzerkonto eröffnen, damit wir Ihre Beschwerden ordnungsgemäß verwalten können." Er wandte sich seinem Monitor zu klickte ein bisschen mit der Maus herum.
"Lassen Sie den Unsinn", entrüstete sich der Mann. "Ich will doch nur jemandem die Meinung sagen. Haben Sie dafür nicht auch so ein schlaues Formular?"
Dafür bekam er lediglich ein trockenes "Anders kann ich das nicht machen, ich habe meine Vorschriften" zur Antwort. "Würden Sie sich dann bitte Ihre Kundennummer aufschreiben, damit in Zukunft Ihre Daten abgerufen werden können?"
Der Mann murrte, griff sich einen Zettel aus der Zettelbox und einen Kugelschreiber vom Tisch des Beamten. "Kann ich mich jetzt beschweren?"
Der Beamte schüttelte den Kopf. "Erst brauche ich noch Ihre Kundendaten. Name?"
"Den haben Sie auf dem Antrag stehen."
"Der könnte aber falsch sein. Oder Sie könnten ihn zwischenzeitlich geändert haben." Der Beamte warf einen kurzen Blick auf den Mann und dann wieder auf den Monitor. Dann zog er die Tastatur heraus. "Also: Name? Anschrift? Telefonnummer?"
Der Mann gab brav Auskunft, während er ungeduldig mit den Fingern auf seinen Oberschenkel klopfte.
"So, das war's", vernahm er schließlich vom Beamten und wurde aufgefordert, seine Kundennummer noch mal zu sagen, damit der Angestellte die Beschwerde entgegen nehmen konnte. Leicht genervt las der Mann die Zahlenkolonne von seinem Zettel vor und wollte loslegen, da tippte der Beamte vielsagend auf seine Armbanduhr.
"Tut mir leid, aber ich kann Ihre Beschwerde jetzt nicht entgegen nehmen. Ich brauche jetzt meine tariflich zugesicherte Pause."
Der Mann verzog ungläubig das Gesicht. "Sie können doch jetzt nicht Pause machen, verdammt. Lassen Sie uns das endlich zu Ende bringen!"
"Natürlich kann ich. Dafür sind die Tarifverträge ja da. Aber ich schmeiß Sie ja nicht raus. Sie dürfen gerne hier warten."
Der Mann murrte, doch da ihm keine Argumente dagegen einfielen, musste er sich geschlagen geben.
Der Beamte schaute mitleidig auf seine Kaffeetasse, bevor er unter dem Schreibtisch eine Thermoskanne hervor holte, die nur noch einen kleinen Schluck preisgab, der daraufhin schnell wieder im Mund des Beamten verschwand. Der Angestellte griff dann zu seinem Büroklammerdraht und
begann, ihn zu verbiegen. Erst zog er ihn lang und versuchte, die kleinen Wellen raus zu bekommen, bis der Draht fast ganz gerade war. Kurz darauf machte er seine Mühe wieder zunichte und drehte Schlaufen hinein.
"Wollen Sie nicht doch lieber meine Beschwerde entgegen nehmen, bevor Sie sich zu Tode langweilen?", fragte der Mann mit einem leicht sarkastischen Unterton.
"Ausgeschlossen", erwiderte der Beamte und versuchte, sein Kunstwerk hinzustellen, was ihm nicht gelang, da es umfiel. "Ich muss meine Pausen einhalten, sonst kann ich nicht konzentriert arbeiten."
Der Mann verdrehte nur die Augen und sagte nichts mehr. Nach einigen vergeblichen Versuchen, ließ der Beamte sein Drahtkunstwerk liegen und griff sich einen Kugelschreiber aus seiner Stiftebox. Diesen drehte er gelangweilt zwischen den Fingern, wirbelte ihn herum und klapperte damit auf der Tischplatte.
Der Mann verfluchte indessen den großen Zeiger der Wanduhr, der sich dem erlösenden Ziel nur äußerst widerwillig näherte. Endlich legte der Beamte den Stift weg.
"So. Die tariflich zugesicherte Pause ist vorbei. Wenn Sie möchten, dann nehme ich jetzt Ihre Beschwerde entgegen."
Der Mann nickte erleichtert und machte sich bereit, dem Beamten die Kundennummer noch einmal vorzulesen, wenn es sein musste.
Der Beamte starrte stirnrunzelnd auf den Bildschirm. "Tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber der Server ist abgestürzt. Ich kann Ihre Daten nicht speichern."
"Können Sie mir denn nicht so helfen?"
"Nö."
Die kürzlich zurückgekehrte Gelassenheit verflog mit einem Schlag und der Mann brüllte: "Das darf doch nicht wahr sein! Sie lassen mich hier eine halbe Stunde lang sinnlos sitzen? Schreiben Sie sich doch den Kram auf einen Zettel!"
"Dazu bin ich nicht ..."
Der Mann sprang auf: "Wissen Sie was? Schreiben Sie sich Ihren Bürokratenmist doch sonst wo hin!" Dann stürmte er wutentbrannt hinaus. Während er auf der Karte den Weg nach draußen suchte, schwor er sich, nie wieder ein Bürokratengebäude zu betreten.


(geschrieben: 14.11.2007 - 22.11.2007)

 

Hallo, Jellyfish!

Ich habe deine Geschichte mit Interesse gelesen, da ich auch so eine alte "Verwaltungstante" bin. Allerdings keine Beamtin - zum Glück. ;)

Bevor ich intensiver auf die Geschichte eingehe ...

Leider fehlt für mich an vielen Stellen die Glaubwürdigkeit. Dies nicht etwa, weil ich der Meinung bin, es gibt keine unnötige oder auch bescheuerte Bürokratie oder Mitarbeiter, davon kenne ich genug, aber deine Beispiele sind mir entweder zu schwach im Motiv oder nicht überzogen genug. Die einzige Stelle, wo ich schmunzeln musste, war der abgestürzte Server.

"Schreibe nur über das, was du auch kennst" - Und genau daran hapert es, meinem Eindruck nach. Du gibst wieder, was du irgendwo gehört hast, ohne vor Ort recherchiert zu haben. Es scheinen keine eigenen Erlebnisse zu sein. Kann das sein?

Liebe Grüße
Tyra

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tyra.

Leider ist doch an der Geschichte weniger erfunden als man denken mag. Das Problem könnte allerdings darin bestehen, dass ich Mühe hatte, viele verschiedene Erlebnisse in eine Geschichte zu packen. Denn manche Sachen habe ich nur gehört (das, was die drei Wartenden erzählen), manches habe ich direkt erlebt, manches ist mir am Telefon passiert, auch wenn man der Geschichte nicht anmerkt, dass es so ist.
Ich brauchte irgendeinen Rahmen, wo ich all die unterschiedlichen Dinge auf einmal verarbeiten konnte, also habe ich dieses abstrakte Beispiel mit dem Antrag gewählt. Dass das in Wirklichkeit nicht so passieren kann, ist mir auch klar, aber das war das geeignetste, das mir einfiel. :D

Das einzige, was ich mehr oder weniger selbst erfunden habe, ist die Sache mit der Unterschrift und die gesetzlich vorgeschriebene Pause ...

Grüße von Jellyfish


Edit:
Ach, Moment, ich glaube, das mit der Pause habe ich doch nicht erfunden ... Ist auch mittlerweile schon etwas länger her.

 

Irgendwie bist du mir nicht nah genug am Thema dran ... oder deine Beispiele sind einfach noch nicht drastisch genug ...


Mal ein paar Beispiele, was mir aufgefallen ist:

"Beamter ist vorübergehend im Urlaub. Bitte im folgenden Raum melden: ..."

Ich kenne keinen Fall, in dem auf dem Schild "Beamter" stehen würde, und ich war in verschiedenen Behörden beschäftigt. Dort steht "Mitarbeiter", denn nicht alle Staatsbediensteten sind Beamte, im Gegenteil, die meisten sind Angestellte.

Solche Schilder sehen eigentlich wie folgt aus: "Urlaubsvertretung in Zi. 204"

Solche oder ähnliche "Umleitungs"-Patzer gibt es selbstverständlich. Vielleicht ist es auch der lange Text der Schilder, der die Ironie verbaut. Ein Versuch, die Texte kürzer zu halten, könnte helfen, denn dann bleibt dem Leser mehr im Gedächtnis. Wenn ich nämlich mit dem Lesen des dritten Schildes fertig bin, habe ich längst den Wortlaut des ersten vergessen.

Die Frau mit dem Bratwurststand ist natürlich typisch. Kein Zweifel. Solche Fragen gibt es immer und überall, weil es immer und überall auch Halbwissen gibt. Aber aus der Anekdote könntest du literarisch mehr herausholen. Da werden nur ein paar Fakten geliefert, aber welche Wirkung willst du damit erzielen? Gelächter? Empörung? Kommt irgendwie nicht rüber ...

Der Antrag des Mannes ... was für ein Antrag war der denn? Da fehlen mir sämtliche Infos. Die Probleme der anderen Kunden sind plastischer als das deines Protas. Es ist unbestimmt und ich denke, deshalb "leidet" man auch nicht so richtig mit ihm mit. Außerdem frage ich mich, warum der nicht einfach dort anruft?

Zudem - wenn die Unterschrift fehlt, dann geht der Antrag schnurstracks zurück. Die heften die nicht einfach ab und sagen sich: "Ach, der meldet sich schon." Denn es gibt im öffentlichen Dienst Statisken. Und "unbearbeitete Anträge" machen sich dort gar nicht gut. Hat man zu viele auf dem Schreibtisch, gibt's einen auf den Deckel. Durchs Abheften wird er ja nicht bearbeitet. ;)

Genauso, dass der Antrag in der Kundenbetreuung liegt. Was für ein Amt ist denn das? Ist es eine städtische Behörde, wird jeder Antrag in der zuständigen Abteilung bearbeitet, nicht zentral. Wieso liegt sein Antrag denn in der Kundenbetreuung? Der Mann dort müsste ja ALLE Sachgebiete aus dem FF beherrschen.

Dann fragt der Mann, ohne sich vorzustellen, nach seinem Antrag auf was auch immer, und der Beamte weiß sofort, wer er ist und worum es geht. Das ist mehr als unglaubwürdig.

"Ich kann Sie das nicht unterschreiben lassen. Erstens fiele das nicht in meinen Aufgabenbereich, zweitens käme das einer Urkundenfälschung gleich und drittens schreiben Sie Ihren Antrag besser ganz neu. Dann wird es wenigstens vernünftig gemacht und wir haben nicht so viel Papierkram wegen einer nicht ordnungsgemäßen Unterschrift."

Das ist - gelinde gesagt - absoluter Blödsinn! :lol:

Und eine gesetzlich vorgeschriebene Pause ... die ist im öffentlichen Dienst wohl eher tariflich zugesichert. ;)

Alles in allem könntest du durch mehr Überspitzung, durch spezifischere Infos über deinen Prota und drastischere Beispiele viel mehr aus der Geschichte herausholen. Irgendwie "funzt" sie noch nicht so richtig. :(

Ich hoffe, du bist mir jetzt nicht böse.

Liebe Grüße
Tyra

 

Hallo Tyra.

Ich danke dir vielmals für deine ausführliche Kritik. Nein, ich bin dir nicht böse. Mir ist schon klar, dass meine Satire kaum als solche bezeichnet werden kann, aber deshalb habe ich sie hier reingestellt - um aus der Kritik was zu lernen und sie besser zu machen.

Mit dem, was du geschrieben hast, werde ich mich die nächsten Tage gründlich auseinandersetzen. Und wenn du nichst dagegen hast, antworte ich dann in einer PN, damit wir uns nicht in diesem Thread totdiskutieren ...

Grüße von Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jellyfish,

ich kann mich Tyras Kritik anschließen.

Deine Geschichte enthält zu wenig Wumm, sozusagen. Die von dir geschilderten Sachverhalte sind teils zu wenig nah an der Realität, um eine Realsatire zu sein und teils zu wenig verzerrt, um eine Satire zu sein.

Du willst, das besagt ja schon die Überschrift, die Bürokratie kritisieren.

Das könntest du tun, indem du höchst skurrile bürokratische Sachverhalte in einem neuen Gewand darstellst, so dass der Leser zunächst umdenken muss, bevor er die Intention erkennt.
Das neue Gewand könnte sein, dass nicht Menschen, sondern Tiere, Pflanzen etc. sich gegenseitig mit ihren Vorschriften behindern und dadurch mittlere Katastrophen auslösen.
Du könntest aber auch in deinem Falle bei einer Behörde bleiben, aber die Figuren verdreht handeln lassen, z.B. sind die Beamten alle die Lockeren,die, die fleissig und ohne Unterlass agieren für den Bürger und die Bürger sind die Bürokraten, die immer nach neuen Vorschriften oder Anordnungen, Verordnungen und Regeln rufen und ungehalten sind, wenn sie nur kurz und bündig folgen , anstelle von langatmig und ermüdend. Du verdrehst sozusagen die Vorzeichen, indem du einfach die Partner vertauscht. Das wären recht einfache Mittel, um eine Satire gut in die Verpackung zu bringen.

Inhaltlich ist zwar die Länge deines Textes schon fast bürokratisch gesehen schön ermüdend und würde ansich das Thema gut unterstreichen, aber es schleicht sich doch bei mir der Verdacht ein, dass du es nicht gezielt deswegen so breit angelegt hast, sondern dich nicht von einigen Sätzen trennen magst.
Im letzteren Falle hilft Vorlesen. Sobald dein Zuhörer etwas abgelenkt wirkt, hast du es überzogen und es muss gekürzt werden. Wenn du es schaffst, dir selbst als Fremder zuzuhören, dann lies dir die Geschichte selbst vor und streich überall da zusammen, straffe oder formuliere lebendiger, wo du aufgehört hast, mitzufiebern.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lakita.

Deine Ideen für Bürokratie-Versionen finde ich super! Leider würde vermutlich trotzdem das Problem bleiben, dass ich nicht real genug schreibe ...

Tyra hat mir den Tipp gegeben, selbst ein Amt zu besuchen und Eindrücke daraus zu verarbeiten. Das werde ich bei Gelegenheit auch tun (irgendwann) und dann mal gucken.

Ja, die Länge ... Normalerweise schreibe ich ja auch viel längere Geschichten, vermutlich hab ich deshalb das Ganze etwas zu sehr gestreckt ... Kürze ich morgen oder übermorgen.

Also keine Sorge, ich arbeite auf jeden Fall noch dran.

Danke und Grüße von Jellyfish


Nachtrag:
Ich merke gerade, dass die Länge nicht das Problem ist, sondern der Inhalt, d.h. ich kann nicht kürzen, indem ich etwas wegnehme, sondern ich muss es umschreiben ... Muss das also leider mit der Generalüberholung zusammenlegen.

 

Hallo Jellyfish,

die Idee Tyras, ein Amt aufzusuchen ist begrüssenswert. :thumbsup:

Auf diese Weise erfährst du sehr viel mehr als du dir jemals schon jetzt vorstellen kannst.
Achte auch auf die Gerüche, die Geräusche, lass auf dich nicht nur den technischen bürokratischen Ablauf der Dinge wirken, sondern schau in die Gesichter der dort Anwesenden.
Der, die warten, und der, die dort arbeiten.

Na ich freu mich schon auf eine neue Geschichte von dir, nachdem du von deiner Vorortrecherche zurück bist.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo jellyfish,

ich konnte mit dieser Geschichet leider nicht so viel anfangen. Sie hat mich nic richtig gepackt. Ich bin da im Büro... überall ist zu... da erzählt eine was, dann die andere...
zieht sich ein wenig hin, finde ich...
Ich kann Bürokratre auch nicht ausstehen, und dieser text hat bei mir sofort soetwas wie ein Würgereflex ausgelöst... was vielleicht für für die echtheit deines textes spricht, nicht aber unbedingt Lust macht weiterzulesen.

mfg,

JuJu

 

Hi Jellyfish,
es wurde ja schon einiges gesagt. Und neues kann ich dem auch nicht hinzufügen. Irgendwie fehlt das Bissige! Etwas, was die kg zu etwas Besonderem macht. Was mich gestört hat, war dieser und dann und dann Charakter. Das ist aber absolut subjektv. Dennoch konntest du zeigen, wieviel uns allen die Bürokratie bedeutet ;) Der Stil passt zum Text. Jetzt noch was am Inhalt schrauben. Und dann passts!

Viele Grüße...
morti

 

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