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Bürokater

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08.01.2002
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Bürokater

"Da wir häufig gefragt werden, was wir so den ganzen Tag treiben, haben wir gedacht, wir bringen es gleich ins Internet, dann können es alle erfahren."

"Wir sind nämlich Arbeitskater, also ich meine Max und ich. Wir verdienen uns dreimal die Woche unser Futter selbst."

"Wir hocken dazu nicht im Getreidesilo und holen die fetten Mäuse aus den Löchern, wir helfen auch nicht im Kuhstall oder der Scheune, nee Kumpel Moritz und ich, wir sind Großstadtkater. Wir arbeiten warm und trocken im Büro.
Moritz fang du an zu berichten."

"Also, wir arbeiten bei Rechthabern."

"Nein! So nennen die das nicht Moritz, du Dummnase. Unsere Dosenöffner sind Anwälte."

"Stimmt gar nicht! Ich hab ganz oft gehört, dass sie Recht bekommen haben und so."

"So nennen die das, wenn sie einen Prozess gewonnen haben."

"Na gut, fang ich nochmal von vorne an: also Max und ich, wir arbeiten bei Gewinnern."

"Nee, du bringst alles durcheinander Morchen, ich glaube dein Katzenkopp ist doch zu klein. Jetzt fang ich an zu berichten: also um sieben stehen wir auf, da poltert der Radiowecker los."

"Das kann ich bestätigen und dann steigen die Dosenöffner in eine riesengroße Schüssel und schütten sich ganz viel Wasser über den Kopf und danach in den Kopf. Jedesmal machen die das so."

"Moritz meint Duschen und Kaffeetrinken. Total überflüssig, was die da machen. Aber wir sind ja schwer tolerant, solange wir es nicht nachmachen müssen."

"Also, so gegen halb neun hüpf ich in meine Transportkiste und du Max wirst angeschnallt."

"Katzenquatsch, ich werd doch nicht angeschnallt. Ich werd angeleint! Die Dosenöffner werden angeschnallt,ich doch nicht. Pah! Ich bin der einzige, der sich im Auto frei bewegen kann."

"Ja und auch der einzige Hamburger Bürokater, der sein Katzenklo im Auto dabei hat."

"Na und? Soll ich mich vielleicht morgens eine Stunde vor's Klo hocken und warten bis Moritz, der Plüschkater, endlich Platz macht?"

"Und soll ich mich extra beeilen, wo du doch bequem während der Fahrt ins Büro deine Geschäfte erledigen kannst?"

"Laß uns nicht streiten- also weiter: im Büro angekommen machen wir zuerst unseren Inspektionsgang, ich durch alle Räume, Moritz zum Futternapf."

"Dann frühstücken wir. Danach sucht sich jeder einen Stapel Akten und hält ein Schläfchen."

"Nach dem Essen muß man ruhen, alte Katzenregel."

"Aber manchmal spielen wir auch fangen und Aktenstapel umkippen. Wenn es ganz toll klappt, kann man mit Schwung auf einer Akte landen und mit ihr surfen."

"Also dass das klar ist Moritz, ich surfe auf keiner Akte und kippe auch keine Stapel um. Ich kontrolliere sie auf Rutsch-und Standfestigkeit. Was nach meiner Kontrolle auf dem Boden liegt, war nicht ordnungsgemäß gestapelt."

"Ach, und ich dachte immer du wirfst die Akten aus Spaß runter. Ich mache auch ganz wichtige Sachen. Ich leg mich auf die Akten und halt sie fest, damit sie nicht wegfliegen."

"Akten können nicht fliegen."

"Können sie doch!"

"Können sie nicht! Oder willst du Doofkopp mir erzählen, du hast schon mal welche fliegen gesehen?"

"Nee hab ich nicht,weil ich sie ja festhalte. Zu meinen täglichen Aufgaben gehört übrigens, die Feuchtigkeit der Blumentopferde zu überprüfen und die Mandanten zu begrüßen."

"Bei den Mandanten läßt du dich aber höchst selten blicken, Moritz. Du pennst ja immer auf deinen Blumentöpfen ein. Ich dagegen kenn alle Mandanten, die schon mal hier waren. Mir entgeht da keiner."

"Du bist ja auch neugierig wie ein Spürhund, Max. Du untersuchst ja sogar die Taschen der Leute, so neugierig bist du."

"Pah, neugierig. Noch nie was von Taschenkontrolle gehört? Auf den Flughäfen machen die das auch. Außerdem kommen manchmal ganz schlimme Leute ins Büro, die stinken als ob sie gebrannt haben. Könnte ja sein, die haben noch Feuer in den Taschen."

"Meinst du die, die aus dem Gesicht qualmen? Die mag ich auch nicht. Am liebsten mag ich die, die sagen: 'oh bist du aber ein niedlicher Kater'. "

"Ja, die sind ganz in Ordnung."

"Die besten und klügsten auf der ganzen Welt sind aber unsere Dosenöffner. Die sagen uns ganz oft, wie toll wir sind. Nur manchmal sind sie mausdumm und schimpfen, so wie neulich, als ich die Pfote in das Stempelkissen gestippt habe. Dabei wollte ich der Angestellten doch nur beim Postfertigmachen helfen."

"Leider hast du aber eine blaue Pfotenspur vom Stempelkissen über ein paar Akten quer über'n Schreibtisch gelegt und die Putzfrau hat gemeint, das bekäme man nie wieder weg, so gut hält die Farbe."

"Mach ich auch nie wieder. So wie du versprochen hast, nie wieder auf der Tastatur rumzustehen und Computeralarm auszulösen. Miau, das hörte gar nicht auf zu piepsen, so viele Tasten hattest du gepfotet."

"Ich fand's lustig. Alle kamen gleich gerannt und dachten es sei alles kaputt. Übrigens sehen die Dosenöffner es auch nicht gerne, wenn du über die Telefontasten hopst und Telefonate unterbrichst."

"Ach, und wer hat vor einigen Wochen den Fotokopierer auf 99mal gestellt und dann mit der Pfote auf "Los" gestanden?"

"Nun ist aber gut, sonst denken die Leute noch, wir machen nur katermäßigen Unsinn. Dabei helfen wir ganz viel. Ich markiere zum Beispiel alle auf den Tischen liegenden Akten mit meinem Katerduft. Falls mal eine Akte verloren geht, kann jede Katze auf der ganzen Welt riechen, wem und wohin sie gehört."

"Das Wichtigste hast du aber vergessen Max, nämlich, dass wir immer an den Beratungsgesprächen teilnehmen. Wir passen auf und merken uns jedes Wort, das da gesprochen wird."

"Klar, das ist unsere wichtigste Aufgabe. Ich hocke dann auf dem Computerbildschirm obendrauf und lasse mir die warme Luft in den Pelz strömen und lausche andächtig den Worten der Dosenöffnerin. Wir versuchen dann zusammen herauszufinden, was der Mandant will."

"Manchmal sind ganz spannende Fälle dabei. Aber meistens geht es nur um so langweiliges Zeugs wie Geld, Scheidungen, Autounfälle, Wohnungen und Arbeitsplätze."

"Brauchen wir Katzen alles nicht."

"Ich leg mich meistens mitten auf den Schreibtisch und biete dem Dosenöffner und dem Mandanten meinen Bauch zum Streicheln an, falls mal einer eine Minute Ablenkung braucht."

"Gegen 19.00 Uhr fange ich an, die Dosenöffner auf den Büroschluß hinzuweisen, denn die finden immer kein Ende."

"Max hockt sich dann demonstrativ vor die Eingangstür oder legt sich im Flur so hin, dass jeder über ihn fällt."

"Ansonsten gebe ich mein durch alle Räume tönendes "Miau-fhören" zum Besten, das hilft meistens."

"Übrigens erhalten wir den bundesweit üblichen Bürokatertarif von zwei Dosen nach Wahl nebst einigen Leckerlis als Arbeitsentlohnung. Im Katzentarifvertrag sind die Pausen nicht geregelt."

"Deswegen dürfen wir uns auf's Ohr legen, wann wir wollen. Da wir meistens mit dem zweiten Ohr auf Horchposten sind, versinken wir selten mal in tiefen Büroschlaf."

"Am Ende eines langen Bürokatertages schauen wir uns noch zu Hause im Garten die neuesten Katzennachrichten an. Sie sind für gewöhnlich in Form der Duftmarkierungen unten an den Büschen angebracht."

"Dann hauen wir uns auf's Katzenohr."

 

Die Sprache klingt ein wenig zu wohlgeschliffen für Katzen, daher macht der Dialog einen recht steifen Eindruck. Soll er das machen, da er in einer Kanzlei stattfindet? Ich finde ihn nicht schwungvoll und verspielt genug. Katzen sind Stimmungstiere, daher wäre es gut, die Wortwahl und die Stimmung durch den Dialog rüberkommen zu lassen. So ganz habe ich auch die Intention nicht verstanden, liegt vielleicht an mir. :cool:

 

@ Roswitha

Danke für deine Kritik. Ich sehe es auch so, der Text ist hölzern und es mangelt ihm in jeder Hinsicht an Lockerheit oder, wie du es nennst Verspieltheit, und eine Intention vermißt du ebenfalls zu Recht, weil es keine gibt. Sie erschöpft sich letztendlich darin, dass die Sichtweise eine andere ist, nämlich weil die Kater es selbst berichten und weil ihre sog. Tätigkeit eher ungewöhnlich für Katzen ist. Der Text hat also keine tiefsinnige oder andere weitere Bedeutung, er ist einfach banal.

Mich würd nicht wundern, wenn dieser Dialog in der Rubrik Trash landet, was er denn auch verdient hätte. ;)

 

Trash hin oder her... ich fand's unterhaltsam. ( obwohl dafür recht lang )
den steifen Tonfall fand ich gar nicht so schlimm. Sie haben ja auch nicht beide denselben...
beim Lesen habe ich mir so ein "Billig"-Zeichentrick vorgestellt, so mit Einzelbildern für jede Szene. Mit zwei gemütlichen, verschmitzten, ein wenig wichtigtuerischen Katzen...
und wenn der Text so ein genaues Bild bei mir hervorruft, muß er doch irgendwie schon seine Berechtigung haben...

lieben Gruß,
Arc

 

also mir gefällt der dialog gut. schon nach den ersten sätzen war die rollenverteilung klar, irgendwie wie harlekin&clown (heißen die so, die schwarz-weißen clowns?!). auch ich hatte wie arc bald ein bild dieser beiden katzen vor mir.

einige nette pointen sind drin, manche wirken etwas gezwungen herbeigeführt (mensch, was könnt ich da wohl jetzt lustiges schreiben!? ;) ) aber hölzern finde ich den dialog ganz und gar nicht.

ist eine nette geschichte für zwischendurch, aber mehr kann ein katzendialog wohl kaum sein. :) flüssig zu lesen, was zugleich eine schwäche ist: es gibt keine wahren höhen und tiefen und ebenso ist der schluss nichts wirklich besonderes im dialog.

in summe hab ich mich -trotz der manchmal mangelnden 'würze' gut unterhalten, oft geschmunzelt und einmal bei

"Miau-fhören"
sogar laut gelacht.

grüße,
franzl

P.S.: nimmst du deine katzen wirklich mit in die kanzlei?! das ist mir ja ein :D wert! :p

 

Dank dir recht herzlich franzl !

Ich kann mich in deiner Kritik sehr gut wiederfinden. Sie hätte ruhig etwas härter ausfallen können, aber ich kann dir ja den Härtegrad der Kritik nicht vorschreiben.
Übrigens sind alle Dinge, die sich die Kater gegenseitig im Dialog vorhalten tatsächlich und wahrhaftig so passiert. Ich habe ausschließlich wahre Begebenheiten geschildert. Beide Kater sind mehrere Jahre lang täglich von uns mit ins Büro, das sich ca. 20 Minuten Autofahrt entfernt von unserer Behausung befindet, gefahren worden. Erst als wir zuhause endlich alles um- und ausgebaut hatten, haben uns die Kater signalisiert, dass sie keine Lust mehr haben. Sie wollten lieber zuhause bleiben.
Beide Kater sind auch völlig unterschiedliche Charaktere. Max der oberschlaue Chefkater, neugierig und mit Forscherdrang ausgestattet und selten mal in der Lage total zu entspannen und Moritz der Sunnyboy, der sich am liebsten den Bauch hat streicheln lassen, gefressen hat wie ein Scheunendrescher und sich dann ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen gesucht hat.
Leider ist Moritz vor fast genau einem Jahr gestorbenE es tut jetzt noch weh, wenn ich es schreibe.

 

Heja Lakita,

also mir hat es gefallen. Sehr sogar. Hölzern kann ich den Text nicht finden und trashig ist er schon gar nicht – meine Meinung. Ich konnte mir beim lesen gut vorstellen, wie die beiden neben einander sitzen, abwechselnd aus ihrem „Büroalltag“ berichten und so zu sagen von einer unsichtbaren Kamera aufgenommen werden. Der Ausdruck „gepfotet“ hat es mir besonders angetan. Man merkt, dass du dich wirklich bemühst, dich ins Innenleben einer Katze hineinzuversetzen.

Fazit: Eine nette und heitere Geschichte.

lg
liz

 

Liebe Liz,

hab Dank für deine aufmunternden Worte und freundliche Kritik in Sachen Bürokater.
Auch, wenn es jeden Tag eine ziemliche Mühe gemacht hat, die beiden Kater im Auto zum Büro und abends wieder zurück zu fahren, fehlen tun sie mir doch ganz doll.
Es hatte etwas unbeschreiblich Beruhigendes und Sinnmachendes so zwischendrin mal ein schnurrendes Fellbündel auf dem Arm halten zu können oder von auf der Tastatur stehenden Pfoten daran erinnert zu werden, dass nichts auf der Welt wichtiger sein kann als jetzt mit Lebewesen zu leben.

Lieben Gruß
elvira

 

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