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Averna affairs
Averna affairs
Gestern, gestern war eigentlich ein Tag wie jeder Andere, so wie ein Gestern halt. Man wartet, man redet, man trinkt und man wartet wieder. Ein typischer Langeweile Tag. Gewartet habe ich ganz besonders auf einen Anruf, da ich ja, in dem Wissen, dass ich am Freitag eine Party veranstalten werde, ein paar Flaschen Erdbeerlikör bestellt habe und diese noch nicht erschienen waren. Ich saß im Hotel an der Rezeption und nichts, aber auch gar nichts passierte. Anrufen könnte ich natürlich auch selbst, nachfragen, druck machen, wenn ich nur die Nummer hätte. Denn leider geht ohne Nummer nicht viel, ohne Namen noch weniger und das sage ich bewusst. In diesem Moment läutete das Telefon und der „Lieferant“ war am anderen Ende der Leitung. „Habt Ihr für heute Abend noch Zimmer frei?“ – „sicher“, antworte ich, „Dann buch´ mir doch bitte noch ein Doppel dazu! Ach ja, wann brauchst du noch mal den Erdbeerlikör?“ – „bis Freitag!“ - „Alles klar!- Kommst du heute Abend auch? Jetzt sag ich schon DU... na ja, ich bin Martin!“
Wie schnell die Dinge sich doch wenden können, da ruft mich mein „Lieferant“ an, welcher Chef einer Firma ist, erlöst mich von den Qualen des Wartens auf diesen Anruf, lädt mich zu seiner Party ein und bietet mir das Du an. Man könnte sagen, der Tag war plötzlich nicht mehr wie ein „Gestern“, nein, eher wie ein „Nachher“. „Natürlich komme ich! Kann ich meine Freundin eventuell mitbringen?“ – „Klar, kein Problem. Schreib mir nur auf einen Zettel, wenn es 100%tig klappt, damit ich Eure Namen mit auf die Gästeliste setzten kann!“ Gästeliste, es war also ein Event mit einer begrenzten Teilnehmerzahl, für „geladene Gäste“, Auserwählte, VIP´s, solche, deren Namen auf der Liste standen. Wie schon gesagt, ohne Namen geht halt nichts, jetzt geht Einiges!
Da ich nicht genau wusste, wo sich die Location befindet, hielt ich es für intelligent mit dem Auto zu fahren, um „flexibler“ zu sein. Meine Intelligenz erwies sich als Dummheit. Denn erstens konnte man mit der S-Bahn förmlich auf die Tanzfläche fahren und zweitens gab es zwei Getränke Gutscheine, natürlich für ein alkoholisches Getränk. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Ich parkte den Wagen und betrat, kurze Zeit später, das Gebäude. An einem Tisch im Foyer saßen zwei junge Damen, welche das Heiligtum der Veranstaltung in Ihren Händen hielten – die Gästeliste. Ich trat auf sie zu: „Hallo, mein Name ist...“ -
„Hä? - Sorry, so laut hier“, wurde ich unterbrochen. Laut? Hätte ich gehustet, hätte die Gute wohl einen Hörsturz erlitten! Also noch mal: „Mein Name ist L. ich müsste auf der Liste stehen“ -
„L. ... L. ... kann ich leider nicht finden“ Das ist wohl wieder eine dieser Momente im Leben, bei denen man vorher immer gesagt hat „bestimmt vergisst er´s“, dieses aber immer wieder verdrängt, da er es einfach nicht vergessen darf! „Dann vielleicht unter Hotel?“ -
“Ja Hotel habe ich, aber nicht Ihren Namen!“ In diesem Moment, der Retter der Situation!
„Sie Arbeiten im Hotel?“ - „Ja“ - „Da übernachten wir doch! Dann ist das in Ordnung!“ Wunderbar, kein Streß, keine Sorgen, einfach reingehen und erst mal staunen. Nicht über die zwei Blonden Damen im Advanture Look, die mir gleich zu Anfang erklären, wo ich was finde und mir zwei Getränke Bons in die Hand drücken, sondern über den Innenraum, der von außen doch recht bieder wirkenden Location. Die Gestaltung fällt ins Genre „alte Kellergewölbe“, wobei die Säulen mit rotem Licht angestrahlt werden, welches sich dann in angenehmer Stärke unter der Decke bricht. Die großzügige Theke erstreckt sich durch den Grossteil des Raumes und schließt sich direkt dem Dj - Pult an, hinter welchem ein riesiger Flachbildschirm Averna Werbung zeigt. Alles ist etwas auf „schwer“ getrimmt, dicke Holzrahmen (auch um den Bildschirm), große Kronenleuchter und viel dunkles Holz.
Ich begebe mich als erstes zur Bar, wo ich von meiner „Einlasshilfe“ gegen Gutschein einen Averna-rosso erhalte. Der Raum ist noch ziemlich leer, ca. 20 Personen sitzen bequem auf alten verschnörkelten Möbeln und unterhalten sich angeregt, was im Betracht der Musiklautstärke noch gut möglich ist. Zu dem „Anwesen“ zählt außerdem noch ein großzügiger Freibereich mit Gartenmöbeln und, natürlich, Averna-Sonnenschirmen. Die Außenwände werden von brennenden Fackeln geziert. Ich setze mich auf ein Sofa. Korrigiere, auf DAS Sofa, selbiges gibt es nämlich zu gewinnen und es hat wohl, trotz seiner Hässlichkeit und dem unbequemen Sitzkomfort, einen Wert von 5000 Euro. Von meinem Platz aus kann ich wunderbar den Eingang und das was dort so herein spaziert, stolziert, schwebt und trampelt bestens beobachten. Es dauert nicht lange, und ER kommt herein, der Kracher des Abends. Ich möchte Ihn Mitch nennen, da mich seine Frisur unweigerlich an die des Mitch aus der Bifi - Werbung erinnert und sein Gesicht, trotz des nichtvorhandenen Schnäuzers ebenfalls dem des Mitch gleicht. Mitch, ich würde sagen 1,95 groß und einen Oberkörper wie 7Jahre, dreimal täglich „Mukki-Bude“, kommt lässigen Schrittes in den Saal. Unter seiner Bluejeans trägt er Schuhe der Marke „Jesuslatsche“ und den vom „Assi-toaster“ verkohlten und mit Öl eingeriebenen Oberkörper verbirgt er hinter einem hautengen, gelblichen-, mit braunen Schlieren verziertem Hemd, welches bis zur hälfte aufgeknöpft ist, ja so ist er halt, der Mitch. Er reißt gleich zu beginn ein paar geile Schoten „Ey, was habt Ihr denn an, seid Ihr schwul geworden?“ und verlangt dann, dass der Stehtisch, welcher für Ihn wohl mehr als Beistelltischchen ausfällt, in die geöffnete Tür gestellt wird, damit er sich kurzfristig entscheiden kann ob sich er drinnen oder draußen positionieren möchte. Dieses wird dann auch gleich von zwei Männern und einer Frau, welche ca. 30cm kleiner sind als Mitch geregelt. Sehr gerecht ist er also auch, unser Mitch.
Der „Saal“ füllt sich und ich mache mir langsam Gedanken, ob nicht doch noch jemand kommt, den ich kenne. Fühle mich langsam beobachtet, da ich nur hier rumsitze, alleine. Auf der anderen Seite des Saals sitzt ebenfalls ein Mann alleine an einem Tisch, ich beobachte Ihn, er wirkt nervös, scheint auf jemanden zu warten, den er kennt und fühlt sich offensichtlich beobachtet.
Es wird voller und ich kann den Eingang kaum noch erkennen, als ich einen vertrauten Haaransatz erblicke, meine Kollegin Fr. D. und der Hr. G. kommen herein, fühle mich nicht mehr beobachtet und schaue zu Ihnen rüber, sie sehen mich nicht. Ich stehe auf und gehe auf sie zu, jetzt, ah ... Hände schütteln, Smalltalk, gemeinsames durch die Gegend schauen.
„Life is a party”, dröhnt es zu lockerer house-music aus den Boxen, die Party brummt.
Hr. G. bemerkt, das man das Sofa gewinnen kann, es aber nicht sonderlich schön sei. Der Mann hat Geschmack. Er meint aber, das man, im Falle eines Gewinns, bestimmt bei Ebay eine Menge Geld dafür bekommen könnte. Ich glaub ich mag den Mann.
Da die Temperatur von jetzt an ständig steigt, beschließen wir nach draußen zu gehen und einen Gartentisch zu beziehen. Die Musik ist hier in angenehmer Lautstärke zu hören und man kann sich halbwegs normal unterhalten.
Fr. D. erwähnt meine Party, zu der sie leider nicht kommen kann, da Sie selbst schon zu einer eingeladen ist. Ich denke an die Party, an das was ich noch zu tun habe, und an jenes Getränk, das mir noch fehlt. Da fällt mir ein, wo ist eigentlich der „Gastgeber“ DIESER Party? Mein „Erdbeerlkörliferant“ ? Kurze Zeit später die Antwort, er musste sich erst mal so durchquatschen um nach draußen zu kommen, da er als Schöpfer der Gästeliste natürlich einen Großteil der Leute kennt, nur leider kaum jemanden von unserem Tisch.
„Hallo, na hat alles geklappt?“, fragt er mich. „Ich stand nicht auf der Gästeliste“, erwiderte ich. “Ja, das habe ich nicht mehr geschafft, guck hier“, er kramt meine Nachricht aus der Tasche, „deinen Zettel hatte ich dabei, hab es aber nicht geschafft es einzutragen, sorry! Aber jetzt bist du ja hier, nicht - Trinken wir noch einen?“
Ja, jetzt bin ich ja hier und zwar mit dem Auto und einem Averna – rosso intus...
„Klar!“, höre ich mich sagen.
Ich bestellte mir zu meinem Averna on the rocks noch ein Wasser, in der Hoffnung, den Alkoholpegel so auf einem Autofahrertauglichen Niveau zu halten, was natürlich eine Illusion ist. Meinen Soll erfüllt verabschiede ich mich von allen und verlasse um ca. 1:00 Uhr die Location, in dem Wissen, um 4:45 Uhr aufstehen zu müssen. Ich fahre nach hause und hoffe, nicht von der Polizei angehalten zu werden.
Wenn doch, dann werde ich sie einfach vertrösten müssen.
„Wie ist Ihr Name?“
„Mein Name, da müssen Sie mal zum Acanto fahren, der steht dort auf der Liste !“