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Auto
Auto
"Ich wollte es nicht!"
"Was?"
"So, glauben Sie mir doch, ich wollte es nicht! Wirklich!"
"Wovon reden Sie?"
"Es tut mir ja so leid - wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, es wieder rückgängig zu machen!"
"Nun beruhigen Sie sich doch einmal!"
"Ich kann nicht - er, er!"
"Wer?"
"Stand einfach da!"
"Wo?"
"Ein Schatten in der Dunkelheit - zu spät, es war zu spät!"
"Zu spät?"
"Ich konnte einfach nicht mehr, konnte nicht mehr..."
"So reden Sie endlich aus!"
"Er, er, er - ich kann nicht - aus dem Nichts, ich hatte keine Chance!"
"Chance wozu? Was ist denn passiert? Nun erzählen Sie!"
"Mein Auto, mein Auto - ich habe ihn nicht gesehen! Ehrlich!"
"Auto? Ein Unfall?"
"Ein Versehen - keine Möglichkeit mehr auszuweichen!"
"Sie, Sie haben jemand überfahren?"
"Ohne Absicht, bitte verzeihen Sie mir!"
"Verzeihen? Ich?"
"Keine Fragen, Sie wissen sehr wohl - sprechen Sie es doch aus, spannen Sie mich nicht auf die Folter!"
"Was? Wer? Er? Mein Mann, doch nicht mein Mann?!"
"Ihr Mann? Ihr Mann? Mann? - Stefan!"
"Stefan?"
"Stefan, ihr Sohn. Stefan! Stefan!"
"Ich habe keinen Sohn!"
"Keinen Sohn? Sie lügen, sagen Sie es mir! So sagen Sie es mir!"
"Was?"
"Die Wahrheit - ihr Sohn!"
"Ich habe nichts zu sagen! Und jetzt verschwinden Sie, Sie haben mir schon genug Angst und Schrecken eingejagt!"
"Ich?"
"Weg mit ihnen, spielen Sie ihre Scherze mit anderen Leuten!"
"Scherze? Ich glaub sie verstehen nicht!"
"Ich verstehe sehr wohl - jetzt aber ..."
"Nein, nichts, nichts! Sie sind im Irrtum!"
Enttäuscht zog ich ein Messer aus der Jackentasche. Wiederholt stach ich wuchtig in den Brustbereich der Frau ein. Da winselnde Zusammensacken, ihr erbärmliches Gejammer, das Fließen des Blutes, das Ringen nach Luft, der Kampf ums Überleben - all das entschädigte meine Kraftanstrengungen. Zufrieden betrachtete ich das Opfer - ihr "Warum?" belohnte ich mit einem Lächeln und weiteren vier Einstichen. Noch eine halbe Minute wohnte ich dem göttliches Schauspiel bei, schließlich wurde es Zeit zu gehen. Berauscht suchte ich den Weg zum verbeulten Auto - 'es sollte etwas mit dem Wagen unternommen werden', dachte ich mir. Werkstatt? Nein! - Junge aus Kofferraum? Ja!
Schlechtes Gewissen? Mitleid? Schuldgefühle? Reue? - Keine Spur!
Tritt ins Gaspedal.