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Ausweg
Der Schlag traf ihn mitten ins Gesicht, ungläubig schaute er sie an. Er sah den nächsten Schlag kommen.
„Mama“, bettelte er, „ich will auch gleich mein Zimmer aufräumen.“
„Das hast du auch die vorherigen Male gesagt“, schäumte seine Mutter vor Wut. Sie riss an seinem T-Shirt und schleudert ihn gegen die Wand.
Er fiel auf den Böden und krümmte sich vor Schmerz. Sein Körper zitterte vor Angst, was würde als nächstes passieren.Sie trat mit Füßen auf seinen kleinen Körper ein.
„Du bist so wie dein Vater“, kreischte sie.
„Nutzlos, zu nichts zu gebrauchen, für Abtreibung war es leider zu spät“, angewidert sah sie ihn an. „Du solltest mir Dankbar sein, ich bringe dir ein paar Manieren bei, damit du nicht so wirst wie er." Sie hörte auf ihn zu treten und verließ das Zimmer. Jonas weinte, er war fassungslos, er krümmte sich vor Schmerz. Es war seine Schuld, hätte er nicht so lange in seinen Comics gelesen und sein Zimmer gleich aufgeräumt, wie Mama es gesagt hatte, dann wäre sie nicht so wütend geworden.
„Wenn ich mich anstrenge und bessere, dann hat sie mich bestimmt lieb.“
Er stand auf und räumt gründlich sein Zimmer auf.
Stolz rief er seine Mutter. „ Guck mal Mama, alles sauber.“
„Mmmh“, machte sie. Enttäuschung huschte über sein Gesicht. Er sah sein Zimmer, es war blitze blank.
Vielleicht weil ich sie vorher böse gemacht habe, dachte er, nächstes Mal mache ich es gleich, dann hat sie mich lieb.
Jonas stand früh auf und machte Kaffee, deckte den Tisch, wusch ab und räumte die Wohnung auf, in der Hoffnung sie würde ihn in den Arm nehmen und loben, doch meistens sah sie ihn missmutig an. Selten kam ein „Schön gemacht“, doch es klang hart und metallisch, einer Abwertung gleich, deshalb fragte er nicht mehr nach. Doch machte er einen Fehler, schlug sie wieder zu, meistens mit Fäusten hämmerte sie dann Minuten lang auf ihn ein, den Holzlöffel benutzte sie schon lange nicht mehr, einmal war ihr einer bei ihren regelmäßigen Züchtigungen kaputt gegangen, und das war ihr dann zu Schade darum.
So vergingen die Jahre.
Jonas wurde zwischen der Angst vor einem neuen Ausbruch und dem Wunsch seine Mutter zufrieden zustellen älter.
Eines Tages, er hatte wieder das Abendbrot zubereitet und sie aßen in der Küche stillschweigend nebeneinander, als Jonas es wagte sich zu beschweren.
„ Nie bekomme ich ein Dank von dir, ich kauf ein, mache Essen und räume die Wohnung auf“. Er sah wie der Zorn, das Gesicht seiner Mutter zu einer hässlichen Fratze verwandelte.
„Du undankbarer Abschaum“, schrie sie. „ Ich gehe jeden Tag arbeiten und räume den Dreck von anderen Leuten weg, damit du was zu fressen hast, da kann man doch verlangen das du ein bisschen im Haushalt hilfst.“
Angst stieg in Jonas auf, aber diesmal würde er nicht klein beigeben.
„Es ist ja nicht nur ein bisschen Haushalt“, gab er klein laut zurück. „Ich schmeiße den ganzen Haushalt, gehe einkaufen, koche Essen, wasche Wäsche, wasche ab, räume auf.“
„Du undankbares, faules Stück Dreck“, schrie sie. “Ich habe es satt deine ständige Nörgeleien, wenn du alles besser kannst, dann verschwinde von hier, los, du wirst sehen du nutzloses Stück Scheiße.“ Sie packte ihn am Arm und zerrte ihn Richtung Tür. Jonas riss sich los und griff sich los und griff sich ein Küchenmesser. Seine Mutter sah ihn wutentbrannt an.
„So nicht mehr Mutter“, flüsterte er. Er hielt das Messer drohend in ihre Richtung. Seine Augen füllten sich mit Tränen. “Ich kann das alles nicht mehr ertragen, ich habe gedacht, wenn ich alles für dich mache, dann wirst du mich endlich akzeptieren, so wie ich bin.“
Er sah in ihre Augen, sie waren hasserfüllt und kalt.
Er warf das Messer hin und rannte hinaus.Tränen liefen über sein Gesicht. Er rannte. Er rannte weg von seinem Zuhaue, von seiner Mutter, von der Hoffnung sie würde ihn endlich akzeptieren.
Er blieb stehen, von ganzem Laufen, war er müde geworden, er fühlte wie eine riesige Last auf ihm bürdete, erst jetzt realisierte er, er war auf eine Brücke.
Er sollte sein Leben hier und jetzt beenden.
Die ganze Arbeit umsonst, dachte er. Ich habe mich so angestrengt ein guter Sohn zu sein und was habe ich jetzt? „ Ich bin ganz allein“ Er sah sich um, es war niemand zu sehen, er fröstelte.
„Was soll ich denn machen“, schluchzte er. Die ganze Verzweiflung, Angst und Einsamkeit kroch in ihm hoch. Er war müde vom Leben.
Er kletterte über das Brückengeländer.
Plötzlich riss ihn eine dunkle Männerstimme aus den Gedanken.
„ Junge was machst du denn da?“
„Gehen Sie weg“, weinte Jonas.
„Das hat doch keinen Sinn, sein Leben einfach so weg zuwerfen“
Gehen Sie weg, schrie Jonas. Sie wissen gar nichts über mich.
„Das stimmt“, räumte der Unbekannte ein, „dann lass mich wenigstens deinen Namen erfahren.“ „ Ich bin Sebastian“.
Jonas murmelte er.
Sebastian näherte sich langsam.
Kommen Sie nicht näher.
Hier ist meine Karte, „ich bin Streetworker, ich kann dir helfen.“ Er hielt die Karte hoch.
„Sie sind Streetworker?“ Jonas blickte den Mann skeptisch an. Der Mann sah freundlich aus und er sehnte sich so sehr nach Verständnis. Langsam kletterte er zurück.
„Komm ich lade dich zu einer heißen Schokolade ein und dann erzählst du mir von deinem Problem, wir finden schon eine Lösung.“
Sebastian legte behutsam seine Hand auf Jonas Schulter. Zusammen verließen Sie die Brücke.
Ein neuer Anfang.