Aussteiger
Arany liess den Blick über die Dächer schweifen. Langsam wurde es dunkel, die Sonne tauchte den ehemals schmutzig-grauen Himmel in ein sanftes Rot. Wenn man sich die Flachdächer unter ihm wegdachte, konnte man der Szenerie beinahe etwas romantisches abgewinnen.
Alltag, wohin man sah. Manche verbrachten in nachts, die anderen tagsüber. Doch sie alle hatten etwas gemeinsam. Sie waren zu feige den Versuch zu unternehmen, der Routine zu entrinnen.
Er, Arany, hatte heute diesen Schritt gewagt. Noch immer konnte er das Gesicht seines Chefs vor sich sehen. "Dieser Job kotzt mich an, dieses Büro ist minderwertiger als ein verdammtes Bahnabteil, und sie selbst geben mir jeden Morgen mit Ihrem Erscheinen den Rest, der nötig wäre, um diesen Laden vollzukotzen! Ich kündige, und wenn Sie mögen, dürfen Sie jetzt gerne meinen Arsch küssen!"
Wie William Wallace fühlte er sich, als er mit feierlicher Gestik den Schlips abnahm, und ihn in den Aktenvernichter rutschen liess. Die Tür zum Büro des Chefs liess er offen, zum letzten Mal stieg er in den Aufzug. Nie vorher war die Fahrt ins Erdgeschoss dermassen kurz, nie zuvor begrüsste ihn die kühle Herbstluft derart herzlich, nie zuvor fühlte er sich so... frei?
Jetzt stand er hier auf dem Dach, vor ihm schier unendliche Alternativen! Es lag an ihm seine Freiheit zu nutzen! Er freute sich darauf, und mit einem Lächeln im Gesicht drehte er sich um. Und sprang.