Ausländer?
Sie gingen an vielen Basaren vorüber, bunte Teppiche und allerei Zierat wurde an dutzenden Ständen zur Schau gestellt. Kahlrasiert, mit Bomberjacke und schweren Militärstiefeln schlenderten Erich und Dirk durch die Straße, und viele unbekannte würzige Gerüche drangen auf sie ein. Kaugummi kauend und mit ihrem Messern spielend bedachten sie jeden, der ihren Weg kreuzte, mit finsteren Blicken. Der bittere Geschmack von Kampfeslust ging von ihnen aus, von allen Seiten wurden sie zweifelnd begutachtet.
Plötzlich, für alle Umstehenden unverständlich, rammte Erich Dirk die Faust in die Magengrube, worauf dieser erstmal wimmernd zu Boden ging. Es schien keinen Anlass für diese Attacke gegeben zu haben. „Geh wieder dahin, wo du hergekrochen bist"; schrie Erich ihn an, „du scheiss Ausländerschwein!"
Die umstehenden Türken trauten ihren Augen kaum.
Dirk trat am nun Boden liegend heftig nach Erichs Füßen, traf den Knöchel und mit einem Schmerzensschrei ging Erich in die Knie. „Du blödes Kanakenkind," brüllte Dirk, während er sich mühevoll wieder aufrappelte, „stiehlst unsere Arbeitsplätze und heimst Sozialhilfe ein. Geh nach Hause!" Dann brachte er Erich mit einem heftigen Schlag ins Gesicht zu Boden.
Dieser fing nun seinerseits wieder an zu fluchen: „Euch verfluchten Knoblauchfressern", schimpfte er auf den Knieen, die nun blutende Nase haltend, „euch prügle ich schon noch die Kamelscheisse raus; egal wo ihr seit." Langsam mühte er sich auf und dann stieß er unvermittelt sein Knie in Dirks Genitalien, worauf dieser nur noch ein leichtes Ächzen von sich geben konnte, ehe er sich mit verdrehten Augen auf der Strasse krümmte. Erich lachte von oben auf ihn herab und schneuzte etwas Blut aus seiner Nase auf Dirk: „Ha, da windest du dich blöder Kaffer, hast du nun genug!?" Mit diesen Worten trat er heftig auf Dirk ein; ein dumpfes Röcheln war die Antwort. „Wir haben keinen Platz mehr für euch Schmarotzer, habt ihr das endlich kapiert!!?" Nochmal trat er nach. „Ausländer haben bei uns nichts zu suchen! Geh nach Hause!" Die umstehenden Türken verstanden kein Wort, fragend tauschten sie untereinander Blicke.
In einem letzten Aufbäumen griff Dirk nach dem Messer, das neben ihm lag; und kaum dass er es zu fassen bekam, stach er mit einem kräftigen Hieb in Erichs Oberschenkel. Ein gellender Schrei und Erich fiel um, bei dem verzweifelten Versuch, das Messer aus der Wunde zu ziehen. Blut durchtränkte seine Hose und er mühte sich, die Blutung mit der bloßen Hand zu stillen. Da lagen die beiden Freunde nebeneinander, schwer verwundet, und stöhnend meinte Dirk zu seinem Kumpel:
„Weißt du was, Erich!? Nächstes mal machen wir wieder Urlaub in Deutschland."
[Beitrag editiert von: franzl am 12.03.2002 um 23:49]