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Ausländer?

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23.02.2002
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Ausländer?

Sie gingen an vielen Basaren vorüber, bunte Teppiche und allerei Zierat wurde an dutzenden Ständen zur Schau gestellt. Kahlrasiert, mit Bomberjacke und schweren Militärstiefeln schlenderten Erich und Dirk durch die Straße, und viele unbekannte würzige Gerüche drangen auf sie ein. Kaugummi kauend und mit ihrem Messern spielend bedachten sie jeden, der ihren Weg kreuzte, mit finsteren Blicken. Der bittere Geschmack von Kampfeslust ging von ihnen aus, von allen Seiten wurden sie zweifelnd begutachtet.

Plötzlich, für alle Umstehenden unverständlich, rammte Erich Dirk die Faust in die Magengrube, worauf dieser erstmal wimmernd zu Boden ging. Es schien keinen Anlass für diese Attacke gegeben zu haben. „Geh wieder dahin, wo du hergekrochen bist"; schrie Erich ihn an, „du scheiss Ausländerschwein!"
Die umstehenden Türken trauten ihren Augen kaum.

Dirk trat am nun Boden liegend heftig nach Erichs Füßen, traf den Knöchel und mit einem Schmerzensschrei ging Erich in die Knie. „Du blödes Kanakenkind," brüllte Dirk, während er sich mühevoll wieder aufrappelte, „stiehlst unsere Arbeitsplätze und heimst Sozialhilfe ein. Geh nach Hause!" Dann brachte er Erich mit einem heftigen Schlag ins Gesicht zu Boden.

Dieser fing nun seinerseits wieder an zu fluchen: „Euch verfluchten Knoblauchfressern", schimpfte er auf den Knieen, die nun blutende Nase haltend, „euch prügle ich schon noch die Kamelscheisse raus; egal wo ihr seit." Langsam mühte er sich auf und dann stieß er unvermittelt sein Knie in Dirks Genitalien, worauf dieser nur noch ein leichtes Ächzen von sich geben konnte, ehe er sich mit verdrehten Augen auf der Strasse krümmte. Erich lachte von oben auf ihn herab und schneuzte etwas Blut aus seiner Nase auf Dirk: „Ha, da windest du dich blöder Kaffer, hast du nun genug!?" Mit diesen Worten trat er heftig auf Dirk ein; ein dumpfes Röcheln war die Antwort. „Wir haben keinen Platz mehr für euch Schmarotzer, habt ihr das endlich kapiert!!?" Nochmal trat er nach. „Ausländer haben bei uns nichts zu suchen! Geh nach Hause!" Die umstehenden Türken verstanden kein Wort, fragend tauschten sie untereinander Blicke.

In einem letzten Aufbäumen griff Dirk nach dem Messer, das neben ihm lag; und kaum dass er es zu fassen bekam, stach er mit einem kräftigen Hieb in Erichs Oberschenkel. Ein gellender Schrei und Erich fiel um, bei dem verzweifelten Versuch, das Messer aus der Wunde zu ziehen. Blut durchtränkte seine Hose und er mühte sich, die Blutung mit der bloßen Hand zu stillen. Da lagen die beiden Freunde nebeneinander, schwer verwundet, und stöhnend meinte Dirk zu seinem Kumpel:

„Weißt du was, Erich!? Nächstes mal machen wir wieder Urlaub in Deutschland."

[Beitrag editiert von: franzl am 12.03.2002 um 23:49]

 

Nur damit ihr wisst, wofür ich synonyme gesucht hab ;)

ich würde trotz des Themas bitten, hier keine Diskussion zu starten, sondern auf die Geschichte bezogen zu kritisieren.

danke,
franzl

 

Ich weiß immer noch nicht, wofür du Synonyme gesucht hast.

*huch*

( Mundknebel von Pan, ich kann nix mehr sagen )

 

Hallo Franzl!

Bestimmt stehe ich schwer auf der Leitung, bei Deiner Geschichte.
Ich weiß nicht, warum die beiden sich bekämpfen, und die Ausländer zuschauen... :confused:

Mich dünkt, daß diese perverse Umkehrung die Satire dran ist.
- Dann solltest Du noch einmal Hammer und Meißel zur Hand nehmen.

Aber die Wahrscheinlichkeit, daß ich daneben stehe, ist genauso groß, also hör Dir mal andere Kritiken an. ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Hm, interessanter Plot. Aber mE nicht ganz stimmig. Wenn man irgendwo Urlaub macht, nimmt man niemandem die Arbeitsplätze weg. Selbst Nazis sind so schlau ;)

Ich finde sie nicht wirklich satirisch, aber das muß ja nix heißen.

Gruß,Pan

 

Tja...

"Irgendwie sind wir alle irgendwo Ausländer" scheint wohl der Leitsatz dieser Geschichte gewesen zu sein...

Die einzige Satire, die ich darin erkennen kann, ist die, dass zwei Kahlköpfe schließlich einzig aus dem Grund aufeinander losgehen, weil sie (leider Gottes) keinen anderen Ausländer gerade parat haben, mal salopp ausgedrückt; zumal sie dem Text nach gerade im Ausland Urlaub machen. Man könnte natürlich hinzudenken, dass der Anblick all dieser Einheimischen letztendlich bei den zwei Kahlköpfigen Urlaubern den allgemein bestehenden Hass auf diese erneut wachgerüttelt hat.
Das wären die einzigen satirischen Elemente, die man deiner Geschichte bescheinigen könnte.
Ob die Ausführung jedoch gelungen ist, ist eine andere Frage. Ich persönlich finde sie nicht allzu sehr. Für eine Satire bleibt deine Beschreibung irgendwie viel zu trocken, ohne die satirische Ader. Ich kann in deinen Sätzen weder den Gebrauch einer sarkastischen, noch einer bitteren Sprache erkennen.


Übrigens, wenn deine Geschichte sich in de Türkei abspielt, so ist die Bezeichnung "Basar" nicht unbedingt richtig. Dieses orientalische Wort stammt aus Persien und hat wenig mit deinem ausgewählten Urlaubsland zu tun, vor allem nicht mit dem heutigen.
Bei der Auswahl dieses Wortes wurdest anscheined auch du ein Opfer der Medien. ;)
Stört aber nicht unbedingt, eben reine Formsache. :engel:


Gruß, Hendek

[Beitrag editiert von: Hendek am 12.03.2002 um 22:14]

 

hehe...genau die rückmeldungen, die ich erwartet habe.

@kritiker: 3 der 5 synonyme für 'ausländer', die mir grasi aufgelistet hat, hab ich hier verwendet (kaffer, kanaken und knoblaucherfresser)...nur zu deiner information; ich hoffe gedient zu haben :D

@häferl: die satire liegt nur zu einem kleinen teil dort und ich habe lange überlegt, die Pointe offensichtlicher auszusprechen, mich aber dann dagegen entschieden.
ein bisschen nachdenken schadet gerade bei diesem thema nicht, hab ich mir gedacht.

Kristin hat den sinn der story, die satire völlig richtig erkannt, falls dir das weiterhelfen sollte! ;)

@ pandora, du hast völlig recht, und gerade deswegen warst du der 'auflösung', dem witz an der satire, sehr sehr knapp auf der spur.

@hendek: tut mir leid, diesmal keine so muntere 'haha'-satire geschrieben zu haben, aber ich will ja auch neue methoden testen. und siehe da, ich habe genau erreicht was ich wollte...bisher zumindest. dass es unterschiedliche reaktionen geben wird war mir klar, dem einzigen in deiner kritik dem ich nicht ganz zustimmen kann ist, dass eine satire offensichtlich satirisch sein muss. auch eine satire kann eine pointe trocken rüberbringen, wenn der reale sachverhalt überspitzt/seltsam dargestellt wird. bei mir wars seltsam dargestellt, und darüber kann mancher lachen...
für den tip mit dem 'basar' danke ich dir, aber ich werde es trotzdem so belassen, eben weil diese fehlmeinung von den meisten menschen vertreten wird. persönlich merk ichs mir aber logischerweise ;)

@kristin
freut mich, dass du die geschichte haargenauso verstehst wie ich es ausdrücken wollte. und die Idee, dass sie sich auch selbst verprüglen müssten, ist perfekt; mir fallen gleich noch ein paar sätze und szenen ein, danke für den tollen tip! dennoch werd ich die geschichte vorerst so belassen.
und wie schon bei häferl erwähnt, ich hab lange überlegt, die pointe deutlicher zu bringen, aber das stuzen und drüber nachdenken war mir einen versuch wert.

was pandoras und deine zweifel am inhaltlichen widerspruch angehen, dieser ist für mich ein teil der aussage: die beiden leben nach dem prinzip einfach alle ausländer zu hassen, egal ob urlauber oder nicht. ausländer ist für solche eben ausländer und sie fragen nicht nach seinen absichten; ihre rechtfertigung für die tat nehmen sie wie gewohnt aus -im ausland noch unsinnigeren und haltloseren- parolen, die diesbezügliche offenbarte 'dummheit' somit teil der satire.

ich hab mir schon bei allem was gedacht(bis aus den basar...tja, schlecht recherchiert!)

liebe grüße,
franzl

PS: ihr habt es tatsächlich geschafft, während meiner ersten antowrt 3 weitere kritiken zu schreiben, dass meine erste hinfällig wurde! :mad: :D

[Beitrag editiert von: franzl am 12.03.2002 um 22:55]

 

Franzl, es geht mir nicht drum, unbedingt eine ´ha-ha - Satire´ zu lesen, ebensowenig darum, dass alle Satiren ein witziges Element beinhalten müssen. Aber im Gegenzug erscheint mir deine Sprache auch genausowenig bitter.

Im übrigen war mir die Aussage unmittelbar nach dem Lesen klar; kann ja schließlich nur auf das eine hinauslaufen, wenn zwei Rechtsradikale im Ausland aufeinander losgehen.

Ausserdem war das die einzige Story, die ich bisher von dir gelesen habe und kann demzufolge sowieso nicht untermauern, ob bzw. dass du sonst immer eine ´ha-ha - Satire´ schreibst. ;)

 

Lieber franzl,


dies ist bei weitem deine ungehobelste Geschichte, du hast sonst einen geschliffeneren Stil.
Aber gut, sie soll ja auch provozieren und von daher ist ein wenig gröbere Machart vielleicht erlaubt.

Satirisch ist deine Geschichte nur im Ansatz, aber nicht in der Vollendung.
Du stellst deine Figuren in einen ansich unlogischen Kontext, also ich sags mal plakativ: Türkenhasser benehmen sich in der Türkei wie Türkenhasser, nur dass sie sich selbst zum Ziel des Hasses machen.
Insoweit liegt eine ansich gelungene Verfremdung vor, die den Eingang zu einer feinen, superbissigen Satire geben kann.

Nur dazu reicht der quasi letzte Satz in deiner Geschichte nicht aus.
Satire ist ein wenig mehr als nur Verfremdung von Sachverhalten, also die Zusammenstellung von Sachverhalten, die zueinander nicht passen, wie es exakt in deiner Geschichte geschieht.

Deine gesellschaftliche Kritik an ausländerfeindlichem Verhalten , um das es ja wohl zu gehen scheint, stellst du nicht deutlich genug heraus.
Selbstverständlich kann sich deine Geschichte darin erschöpfen, denn jeder weiß ja, dass Nazianhänger auf jeden Fall ausländerfeindlich sind. Damit hast du bereits eine Aussage getan.
Nur für eine Satire fehlt halt noch ein Verbindungsglied ,nämlich dasjenige zwischen deiner Verfremdung und deiner Aussage.

Ich gebe zu, deine Geschichte ist schwer greifbar in dieser Hinsicht, sie wirkt satirisch, ohne es wahrhaftig zu sein.

Die Sache mit dem gegenseitigen Angriff in ausländerfeindlicher Art zwischen den beiden hat bei mir auch noch eine völlig unverfremdete Lösung hervorgebracht.
Ich sehe da zwei Typen, die sich eventuell zu Tode langweilen. Man kann noch nicht nachhause fliegen, muß noch ein paar Tage bleiben und ödet sich an. Geht in den "Basar" (pardon Hendek, wie heißt es denn richtig, ich war noch nie in der Türkei) und langweilt sich eigentlich dort auch.
Und dann beginnt so eine Art, ich würde sie Übersprungshandlung nennen, die beiden "spielen" halt das miteinander, was sie sich eigentlich in diesem Urlaubsland gar nicht getrauen, nämlich ihre Ausländerfeindlichkeit ausleben.
Das geht nicht als Nazianhänger in der Türkei, jedenfalls nicht offen, es sind einfach zu viele "Gegner" vorhanden. Was macht man, man versucht seine Agressionen loszuwerden und kloppt einfach auf den besten Freund ein, dem es ja genauso ergeht. Auf diese Weise entlädt man seine Anspannung.
So könnte diese Geschichte dann auch noch ihren anderen Sinn für mich haben, aber dann steht sie erst recht nicht auf so sicheren Füssen hier in der Rubrik Satire.
Solltest du selbst in dieser Hinsicht diese Geschichte angelegt haben, so vergesse bitte nicht, dann irgendwann im Laufe der Geschichte zu erwähnen, wenn du sie überarbeitest,weshalb diese beiden Nazianhänger überhaupt in die Türkei geflogen sind. Das paßt nämlich irgendwie gleich von Anfang an nicht, es sei denn, sie waren ein wenig zu blöd, die ganze Situation zu überschauen und es gab grad so ein superbilliges Reiseangebot halt eben "nur" in die Türkei. Aber vielleicht täusch ich mich auch, was das Urlaubsverhalten von Nazianhängern anbelangt und die sind eigentlich in großen Horden in all den Ländern anzutreffen, deren Menschen sie im eigenen Land verachten. Ich muß zu meiner Schande gestehen, dass ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht habe und es von daher auch nicht weiß.

 

Kurz zur Info: Nur weil ich nicht erzähle, wie ich es verstanden habe, heißt dass nicht, dass ich sie nicht verstanden habe ;)

Trotzdem ist das satirische Element nicht genügend ausgearbeitet, mE

Gruß,Pan

 

@hendek: bitterer sprachstil wär auch eine sehr geeignte möglichkeit, ich hab mich aber vorerst mal drauf beschränkt, eine seltsame szene zu schaffen.

was die klarheit des schlusses angeht, so sei dir eine überragende intelligenz bescheinigt! :D gewollt meinerseits war ein stutzen, und dann nach ein 'Aha!'.....für dich werd ich meine geschichten ab heute völlig verwirrend schreiben um dich zumindest ein wenig fordern zu können! :p :D

@pan: damit kannst du sehr wohl richtig liegen, aber in diesen foren gab schon oft genug diskussionen, was satire ausmacht und was nicht. dass es keine reine satire ist, dem kann ich nur zustimmen, dennoch halte ich sie hier gut aufgehoben!

@lakita: was den stil angeht, 'ungehobelt' finde ich nicht das richtige wort. im gegensatz zu meinen anderen geschichten, verwende ich hier einen ganz anderen stil, einen trockeneren, selbst für mich ungewohnten. normalerweise spiele ich viel mehr mit den worten, immer spass am nächsten satz.

ich finde den stil persönlich ganz brauchbar für diese geschichte, denn das thema mit heiterer sprache anzugehen, würde ich nicht wagen (zumindest nicht in einem öffentlich forum, wo mich dann viele so ansehen würden, als würde ich das alles verharmlosen)

Nur für eine Satire fehlt halt noch ein Verbindungsglied ,nämlich dasjenige zwischen deiner Verfremdung und deiner Aussage.

Ich gebe zu, deine Geschichte ist schwer greifbar in dieser Hinsicht, sie wirkt satirisch, ohne es wahrhaftig zu sein.


ich wiederhole mich gerne: das einsetzen des verbindungsgliedes habe ich bewußt ausgelassen, nicht weil ich die geschichte so besser finde, sondern um die gedanken des lesers in eine gewisse richtung zu lenken.

dem zweiten satz kann ich mich dir nur voll und ganz anschließen, mit dem unterschied, dass sie doch irgendwo eine satire ist :D diese gratwanderung war mir bewusst.

was den rest deiner dankenswerterweise langen kritik angeht: ich brauchte diese umgebung und ich denke nicht, dass es relevant ist, warum sie dort sind wo sie sind.

grüße,
franzl[]

[Beitrag editiert von: franzl am 12.03.2002 um 23:25]

 

Lakita, die von dir erwähnte Sache mit dem Urlaubsland, dass die "Helden" halt genau in dem Land Urlaub machen, dessen Leute sie eigentlich abgrundtief hassen, machte auf mich zuerst auch einen unrealistischen Eindruck; dachte aber dann, in einer Satire könnte man so etwas eventuell entschuldigen. ;)

Der türkische Ausdruck für "Basar" ist übrigens "Pazar", hat aber keinen spezifischen Charakter; genauso belanglos wie "Markt" im deutschen Sprachgebrauch. ;)

[Beitrag editiert von: Hendek am 12.03.2002 um 23:32]

 

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