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Aus einer Rose

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12.01.2008
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Aus einer Rose

Aus einer Rose

Sie stand dort vor dem Spiegel, mit einer Rose in der Hand, die sie auf Brusthöhe hielt. Sie hatte nichts an außer ihrer purpurroten Unterwäsche. Sie stand nur da und betrachtete sich. Sah, wie die Tränen ihren Kajal verwischten. Das Grün ihrer Augen hatte dieselbe Farbe wie der Stängel der Rose, der ihr sogar bis zu den Knien reichte. Die Rose war wunderschön. Und groß. Und genauso war ihr Traum.
Der Spiegel offenbarte ihr ein Mädchen, das für ihr Empfinden zu dick war. Er zeigte ihr, wie hässlich sie doch war, wenn sie kläglich weinte. Im Anbruch der Nacht vor dem, der doch nur die Wahrheit spricht. Sie rang sich ein Lächeln ab, nur um zu sehen, wie es aussehen würde. Ihr Blick war leer und traurig. Sie konnte ihn nicht belügen.
Sie sah sich selbst und sie war allein. So wie sie war, so wie sie es schon zu lange war. So wie sie es hasste zu sein.
Nimm mich doch fort von hier.
Sie schloss die Augen einen Augenblick und stellte sich vor, wie sich aus der Rose ein junger Mann bildete, den sie mit ihren Armen fest umschlossen hielt. Er lächelte sie an und sah dabei so unglaublich schön aus, so treu und warmherzig, aber auch frech und herausfordernd. Genau wie sie es liebte. Sie konnte ihn riechen und als sie ihm die Zunge entgegenstreckte, hören, wie er sagte Eh, lass das! Und wie er lachte. Es war ein klares, glückliches Lachen. Eines, das sie auch haben konnte. Doch sie spürte ihn nicht.
Von Verzweiflung und Erwartung getrieben umarmte sie ihn fester.
So stand sie da – fast nackt vor dem Spiegel, mit einer Rose an ihren zierlichen Leib gedrückt, an dem nun in raren Tropfen das Blut hinunterglitt.

 

Eine kurze, aber fast wirkliche Geschichte, die ich für einen guten Freund geschrieben habe.

 
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Hallo PaigeMatthews, willkommen auf KG.de!*

Ich seh da eher fast eine Geschichte. Genauer gesagt sehe ich nur ein Bild, und zwar ein recht profanes: Mädchen, das sich zu dick findet, aber zierlich ist, sticht sich mit einer Rose und träumt sich einen Mann daher: Klar, daß sie ganz viel fühlt, aber wie soll ich das nachfühlen? Ich weiß ja nichts. Nicht, warum sie nicht so sein will, wie sie ist, nicht, wie sie ist oder wie lange sie schon ist. Sie findet sich zu dick: Nicht gerade ein Einzelschicksal. Mehr Pech hätte sie ja, wenn sie wirklich fett wäre, noch mehr, wäre sie häßlich oder dumm.
Ein Traum so groß wie eine Rose: Das ist ein seltsamer Vergleich. Man könnte auch sagen: Sehnsucht so groß wie der Reifen eines Chevrolets!, ich meine: Der hinkt. Da werden Ausdehnungen von zu verschiedener Art zusammengeworfen. Egal, wie symbolisch die Blume ist: Das funktionierte bei mir nicht.

Ich denke mir: Als Mädchen braucht man viel Melodram. Es fühlt sich auch toll an, sich allein in der Küche reinzuknien oder vor dem Spiegel oder am Fenster, aber da muß man halt dabeisein. Als Geschichte taugt das nicht, höchstens als Momentaufnahme. So Sätze wie Sie konnte ihn nicht belügen oder Nimm mich doch fort von hier: Die müssen zu irgendwas gehören, sonst sind es nur Phrasen.

Der Mann ist genau, wie sie es liebte: Hat sie schon einmal geliebt oder sind das noch die Jungfernphantasien, das Vordrama sozusagen?
Wen hat sie denn belogen? Warum konnte sie das? Wo ist hier? Warum gefällt es ihr dort nicht? Wo will sie hin? Und überhaupt: Wenn sie sich so häßlich findet, warum steht sie dann in Reizwäsche und geschminkt vor dem Spiegel? Will sie sich quälen? Will sie lernen, sich mehr zu mögen? Mag sie sonst keiner? Wieso träumt sie ausgerechnet davon, dem Prinz die Zunge rauszustrecken? Das ist was Spielerisches, was Leichtes. Wie Kitzeln. Fast ein Familiending: Wo sind denn ihre Leute?

Da könnte man noch viele Fragen hinschreiben, und würden die alle im Text beantwortet worden, wäre immer noch keine Handlung drin. Die Heldin hat sich keinen Schritt vom Fleck gerührt!

Entschuldige, daß ich das alles so hinflapse, das heißt nicht, daß ich Deine Heldin nicht ernstnehme. Wenn es nicht so saudumm aussähe, würd ich schreiben Ich war ja auch mal fünfzehn!, aber hey: Ich hatte keine purpurrote Unterwäsche. Wir hatten nur einen alten Sack und einen Traktorreifen, das war unser Négligé, und wir waren froh! Nachbars mußten sich die Unterwäsche aufsprühen. :)

Im Ernst: Mach doch da mal eine Geschichte draus. Nimm Dir einen Zeitrahmen: Von Morgen bis Mitternacht, egal, und dann passiert da was, und irgendwo ist diese Szene. Vielleicht, bevor tatsächlich der Prinz aus dem Spiegel kommt. Oder nachdem man erfährt, von wem diese Rose ist. Tausend Möglichkeiten gäbe es da.
Zur besonderen Vorsicht rate ich Dir bei Selbstmord und Zeichensetzung. Ansonsten: Leb Dich aus und lies Dich um.

Gruß!
Makita.

* Gerade seh ich, daß Du hier schon seit Jahren angemeldet bist. Dann halt ein Willwiederkommen oder so.

 
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Sie schloss die Augen einen Augenblick und stellte sich vor, wie sich aus der Rose ein junger Mann bildete, den sie mit ihren Armen fest umschlossen hielt. Er lächelte sie an und sah dabei so unglaublich schön aus, so treu und warmherzig, aber auch frech und herausfordernd. Genau wie sie es liebte. Sie konnte ihn riechen und als sie ihm die Zunge entgegenstreckte, hören, wie er sagte Eh, lass das! Und wie er lachte. Es war ein klares, glückliches Lachen. Eines, das sie auch haben konnte.
Also ich geh absolut d'accord mit Makita, will aber das eine Bild hier rausgreifen, weil mich das gestört hat beim Lesen, denn es ist grade dieses "Besondere", das so furchtbar gewöhnlich wirkt.
Treu, warmherzig, frech, herausfordernd. Das ist so das Bild, so das ganze Paket, so ein Prototyp. Das ist wie mit Frauen: Edel, aber doch zum Pferdestehlen. Lustig, aber auch still. Und dann so ein paar "Besonderheiten". Sie soll verschmitzt lächeln auf eine ganz einzigartige Weise, die allen Wunschfrauen gemein ist! Sie soll so einzigartig lächeln wie Minnie Driver in Grosse Pointe Blank!

Dass gibt der Geschichte nichts eigenes, deshalb sieht es auch so generisch aus. So wie von der Stange, ein bisschen. Das ist hart, aber deshalb wirkt die Geschichte auch kitschig. Welche Blume hat sie vorm Spiegel? Eine Rose. Und was hat sie an? Ja, fast nackt ist sie. Und dann auch die Sätze, also es ist gerade weil man das sich so leicht vorstellen kann, wie makita sagt, dass es die Geschichte gleichzeitig auch beerdigt fast.
Es ist kein Bild da, das eigen wär, wo man sagt: Das muss ich mir vorstellen, da muss ich mal überlegen, was der Gedanke dahinter ist, und weil es so ist, berührt einen hier nichts richtig. Ich hab das gelesen und gedacht: Kitsch.
Und das will sicher kein Autor. Aber: Wo ist das Besondere an diesem Bild?

Und davon ab: Was Makita gesagt hat. Keine Geschichte, nur ein Bild. Wenn man sowas macht, braucht man unbedingt Originalität. Und Geschichten werden nicht aus dem Herz geschrieben, sondern aus dem Kopf, fürchte ich. Das Medium des Herzens ist das Gedicht, das Lied. Da fühlt sich so eine Bildbeschreibung sehr viel wohler.

 

sehr krasse geschichte,wenn ich das mal so sagen darf.mir gefällt dein schreibstil!du bringst die trauer der hauptperon sehr gut rüber!

sassi

 

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