Aus den Augen eines Mörders
Aus den Augen eines Mörders
Sie sah mich aus ihren dunkelgrünen Augen von unten an. Ihr Blick sagte mehr als eintausend Worte. Er sagte mir: 'Warum? Warum bist du hier? Warum tust du mir das an? Wer bist du überhaupt?'
Tja, wer bin ich überhaupt? Dieser Gedanke schoss mir in den Kopf als ich das Messer aus ihrem Bauch zog. Das Blut tropfte von der Messerspitze und ich fing einen Tropfen mit der Zunge auf. Es schmeckte überraschend gut, denn ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ich dachte weiter über diese Frage nach, während ich mit meiner rechten Hand ausholte und die Messerspitze auf ihre Schläfe zu schwang. Die Spitze berührte ihre Haut schon fast, als ich zu Boden viel und aufschreckte.
Ich sah mich in meinem neuen Areal um und bemerkte, 'es ist mein Zimmer!' Ich war aus meinem Bett gefallen und fand mich völlig durchgeschwitzt auf meinem Teppich wieder. Ich richtete mich langsam wieder auf und atmete einmal tief durch. 'Es war nur wieder einer dieser komischen Träume' beruhigte ich mich. Allerdings, diesmal war etwas anders. Als ich mich hinstellte um mich zu strecken, sah ich an mir herab und entdeckte eine blutige Kratzspur. „Was zur Hölle?!“ sprach ich laut aus, als mir auffiel, dass es Kratzspuren von Fingernägeln waren und ich sie mir unmöglich hätte selbst zufügen können. Ich beschloss heute nicht nach Draußen zu gehen, es würde nur ungewollte Blicke und Fragen geben. Ich verbrachte also, mal wieder, meinen Tag bei mir Zuhause, vor meinem Computer.
Sie hockte vor mir und schrie: „Nein, bitte nicht!“ Dieser Schrei krächzte in meinen Ohren und ich schnitt ihr darauf hin die Zunge raus. „Halt deine Schnauze!“ brüllte ich ihr ins Gesicht. Sie sah mich verwundert an, lächelte einmal kurz und schrie mich an, wobei einige Blutstropfen in meinem Gesicht landeten. Ich lächelte nur, packte mein Messer fester und rammte es ihr von unten nach oben in den Kopf, doch diesmal, erwachte ich nicht. Ich hatte diese Träume schon seit etwa zwei Monaten und sie wurden von Tag zu Tag immer intensiver, doch ich erwachte stets, wenn die Person starb, aber nicht diesmal. Nun stand ich da, sah auf die verblutende Frau nieder und fragte mich wieder 'Wer bin ich überhaupt?'. Sobald ich anfing darüber nachzudenken, wachte ich wieder in meinem Bett auf. Ich richtete mich auf und sagte für mich: „Scheiße!“
Ich stand auf und begann meinen Tag. Meine Eltern leben getrennt schon seit ich sehr klein bin. Ich wohne jetzt mit meiner Mutter zusammen in einer kleinen ärmlichen Wohnung in der nähe eines Bahnhofs. Ich habe sie jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen, vermutlich ist sie auf Montage auf irgendeiner Baustelle. Ich höre bei solchen Sachen meist nicht zu und so etwas fällt mir meist sehr spät auf, da ich sie kaum zu Gesicht bekomme und ich so oder so immer einkaufen muss. Ich verbrachte meinen Ferientag mal wieder mit spielen im Internet, Musik hören und spielen im Internet. Als ich mich Abends wieder zu Bett legte, ich glaube es war etwa um zwei Uhr morgens, hoffte ich nur, dass ich nicht wieder einen dieser Träume habe, denn sie zerren sehr an meinen Nerven. Ich schloss also meine Augen... und... träumte.
Diesmal war es aber keiner dieser Träume, in dem ich einfach nur einem Menschen das Leben raubte, nein, es war eintausend mal schlimmer. Ich lies alle meine bisherigen Mordträume Revue passieren. Ich sah wie ich Männer, Frauen, ja sogar Kinder tötete. Ich sah, wie ich einem Mann den Hals aufschnitt. Ich sah, wie ich eine Frau zu Tode prügelte und ich sah, wie ich einem kleinen Jungen ein Eisenrohr in den Bauch rammte. Jedoch das aller schlimmste war es als ich sah, wie ich meine Mutter umbrachte.
Nach diesem Traum wurde mir nun klar, wer ich bin. Ich bin ein Junge, der die Trennung seiner Eltern nie verkraftete. Ich bin ein Junge, dessen Unterbewusstsein ihm etwas vor spielte. Ich bin ein Junge, der sich seiner Lage nun schmerzlich bewusst ist und dem Ganzem entfliehen möchte.
Ich war ein Junge, der diese Welt nicht verstand.