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Aus dem Herzen eines Messies

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09.10.2017
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Aus dem Herzen eines Messies

Besuch hatte ich schon seit Jahren keinen mehr. Nicht dass ich mich schämen würde, nein, ich habe vielmehr eine unheimliche Leidenschaft für das Sammeln von Kostbarkeiten entwickelt, da ist nun mal kein Platz für Besuch. Man muss Prioritäten setzen.
Ich öffne die Tür zu meinem ehemaligen Schlafzimmer, welches mittlerweile meiner Leidenschaft weichen musste. Die weiße Holztür, deren Lack schon an einigen Stellen abgeblättert ist, geht gerade weit genug auf, dass ich einen Blick auf meine Schätze werfen kann. Nachrichten aus aller Herren Länder stapeln sich schier von alleine, berühmte Persönlichkeiten lachen mich von den Hochglanzmagazinen an und hunderte Groschenromane liegen über den Boden verstreut.
Jeder Gang durch meine Schatzkammer gleicht einer Odyssee. Nie wissend welche Überraschung hinter der nächsten Ecke auf mich lauert, wate ich durch die Schneisen meiner Goldmine. Mit dem Geruch feuchter Wände in der Nase, schlängle ich mich durch alte Zeiten und eine wohlig warme Erinnerung überkommt mich beim Anblick der unzähligen Dosen, Schachteln und Kartons, die ich in den letzten Jahrezehnten gerettet habe. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen und wo wären sie denn heute ohne mich? Vergessen in der unnachgiebigen Vergänglichkeit unserer Welt, zerdrückt, zerpresst und verbrannt, auf irgendeiner Mülldeponie.
Ich klettere auf den Dachboden, schiebe einen mannshohen Turm aus Blumentöpfen beiseite und ziehe den Geruch von modrigen Holz in meine Nase. Auf der Dachluke hat sich eine gelbliche Schicht aus Witterung und Dreck gebildet und der Griff ist so verrostet, dass es mir schwer fällt die Luke einen Spalt zu öffnen. Mein Blick fällt auf meinen Garten, meine Welt, meine heile Welt. Herbstnebel legt sich über die vielen Gartenstühle, ein Rabe krächzt sein Leid und Regen tropft mir auf die Nase. Ich zähle die Vogelhäuschen die an der alten Birke hängen, welche im Zentrum des Gartens steht. 14 Stück. Neben meiner Passion für Dinge, hege ich auch eine tiefe Zuneigung für Tiere, denn sie sind reine Geschöpfe, schweigende Kenner der Natur.
Ein Gefühl des Hungers überkommt mich beim Anblick dieser friedlichen Kulisse und ich beschließe etwas zu essen.
Ich begebe mich nach unten in meine Kochnische, welche sich direkt neben der Essnische und gegenüber der Waschnische befindet. Umzäunt von Unmengen noch verpacktem Geschirr, strecke ich mich nach vorn, um die Bratpfanne auf den Herd zu stellen, welche mir Monika einst zu Weihnachten schenkte.
Ich werfe ein paar Minutensteaks aus dem Supermarkt in die Pfanne und rüttele mit ausgestrecktem Arm lieblos an der Pfanne. Ich werde nostalgisch.
Ich erinnere mich an die Kinder, die früher hier im Dorf gewohnt haben.
Sehe wie sie Schlitten fahren und sich in den tiefen Schnee fallen lassen, um Figuren darin zu hinterlassen, die wie Engel aussehen sollen. Für mich sahen sie immer gruselig aus. Mit spielen durfte ich nie. Sie nannten mich “Abfall-Herbert” oder “Müll-Stinker” Und jagten mich teilweise stundenlang durch die Straßen. Nein, mit Menschen konnte ich noch nie etwas anfangen. Außer mit Monika. Sie wohnte im Nachbardorf und kam mich oft besuchen. Früher. Dann tranken wir Kamillentee und sprachen über die Menschen im Fernseher. Ich glaube wir waren verliebt.
Doch als sich die Dinge im Haus vermehrten, stellte sie mich vor die Entscheidung: sie oder die Dinge. Danach habe ich sie nie wieder gesehen.
Mit ausgebreiteten Armen, lasse mich in einen Haufen Plastiktüten fallen und bewege sie auf und ab in der Hoffnung, einen Engel entstehen zu lassen. Es riecht nach verbrannten Fleisch. Ich richte mich auf , wische mir die Tränen mit dem Ärmel meines Hemdes weg und schaue auf den Müll-Engel. Man muss eben Prioritäten setzen.

 
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Hallo blickwinkelkind,

Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt, diese ganzen Zeitschriften und Bücher wegzuwerfen,...

Meinst du, dass ein Messie ernsthaft diese Gedanken hat? Es erscheint ihm doch völlig abwegig, wie man auf die Idee kommen könnte, das alles einfach zu entsorgen, oder?
Du gehst mir mit der Krankheit und deren Ursache, hinter diesen verklärten Klischeebildern, zu oberflächlich um. Und ich finde die Anzahl der Sätze, die mit Ich beginnen und die häufige Erwähnung der Leidenschaft nicht geschmeidig.
Du, und den Satz:
Man muss eben Prioritäten setzen.
bräuchte es für mich in der Geschichte kein Mal.

Oje, nimm es mir bitte nicht krumm.:shy:
Einen schönen Abend.
Viele Grüße
wegen

 

Hey :) ach weshalb sollte ich dir das "krumm nehmen"? :D ich bin doch auf Kritik angewiesen, möchte ich nicht im Stillstand verharren. Also bin ich dir eher dankbar :)

Ich habe vor der Geschichte mit einem Messie gesprochen, länger gesprochen. Er spielt sehr oft mit dem Gedanken alles wegzuwerfen, aber die fast schon romantische Idee, dass er sich hier sein eigenes Reich aufgebaut hat, lässt ihn immer wieder daran scheitern. Aber du hast scion Recht mit dem was du sagst und ich werde es mir zu Herzen nehmen :)

 

Hallo blickwinkelkind und willkommen von Frischling zu Frischling.

An sich ein großartiges Thema, dem du dich da widmest. Da ist richtig was drin für Bilder, Gefühle etc.
Du bleibst leider zu sehr an der Oberfläche und meiner Meinung nach auch im klischeehaften.
Hin und wieder sind schöne Bilder da, aber da hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht.
Das du es kannst sehe ich an der Passage mit den Vogelhäuschen und dem Bild der "Müllengel"...ich denke, wenn du da noch einmal drüber gehst kannst dun noch viel raus holen.

herzlichst,
Marta Ben

 
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Liebes blickwinkelkind,

auch ich begrüße dich bei den Wortkriegern.

Keine Ahnung, ob ich deinem Wunsch

Ich benötige die Kritik objektiv denkender Menschen

entsprechen kann. Ich bemühe mich zwar, mein subjektives Empfinden, so gut es geht, zu objektivieren, bezweifle aber, dass irgendjemand wirklich ‚objektiv’ denken kann.

Zu deinem Text:

Man muss eben Prioritäten setzen.

Ich hätte mir gewünscht, dass du diesen ironischen Ansatz, dieses ‚Sich-selbst-Rechtfertigen’ und ‚Belügen’ deines Ich-Erzählers durchgehalten und vertieft hättest. Das verliert sich im recht lakonischen Hauptteil und taucht erst am Ende wieder auf. Zwischenzeitlich beginnt mich die Beschreibung der Wohnung, des Gartens, der Vergangenheit ein wenig zu langweilen. Ihr fehlt die Ironie des Anfangs, mit ihr wäre für mich die Darstellung des Ganzen vermutlich interessanter geworden.

Denn es entsteht in deinem Text keine Spannung, es gibt keinen Höhepunkt, keinen inneren Konflikt, nichts, was mir deinen Protagonisten in irgendeiner Weise wirklich nahe brächte. Wie ein Voyeur betrachte ich neben ihm seine Wohnung, wie ein uninteressierter Fremder höre ich seine Erläuterungen.

Für mich ist das am Ende ein bisschen zuviel Schlüssellochguckerei und zu wenig psychologische Tiefe. Und schon gar nicht finde ich Philosophisches oder Aussagen über unsere Gesellschaft im Allgemeinen.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Nachrichten aus aller Herren Länder stapeln sich schier von alleine, berühmte Persönlichkeiten lachen mich von den Hochglanzmagazinen an und hunderte Groschenromane liegen über den Boden verstreut.
‚schier von allein’: Wer bewertet hier?

‚liegen über den Boden verstreut’
mMn wird hier die Frage ‚Wo’ beantwortet und deshalb müsste hier der Dativ stehen.

und ziehe den Geruch von modrigen(m) Holz in meine Nase.

Auf der Dachluke hat sich eine gelbliche Schicht aus Witterung und Dreck gebildet und der Griff ist so verrostet, dass es mir schwer fälltK die Luke einen Spalt zu öffnen.
Witterung ??? Vielleicht besser: eine verwitterte gelbliche Schicht aus Dreck gebildet

Mein Blick fällt auf meinen Garten, meine Welt, meine heile Welt.
Warum ist sie ‚heiler’ als die andere? Denn:

Ich zähle die VogelhäuschenK die an der alten Birke hängen, welche im Zentrum des Gartens steht. 14 Stück.
Ich glaube, hier solltest du die Zahl ausschreiben.

Neben meiner Passion für Dinge, hege ich auch eine tiefe Zuneigung für Tiere, denn sie sind reine Geschöpfe, schweigende Kenner der Natur.
Solche Stellen wie diese lassen mich vermuten, dass der Text ein wenig schnell verfasst wurde. Hier wird ein Gedanke kurz angerissen und wieder verlassen, ohne dass deutlich wird, welche Bedeutung er im Gesamtzusammenhang hat.

Ein Gefühl des Hungers überkommt mich beim Anblick dieser friedlichen Kulisse und ich beschließeK etwas zu essen.

SeheK wie sie Schlitten fahren und sich in den tiefen Schnee fallen lassen, um Figuren darin zu hinterlassen, die wie Engel aussehen sollen.

Mit spielen (Mitspielen) durfte ich nie.

Ich glaubeK wir waren verliebt.

Es riecht nach verbrannten (verbranntem) Fleisch.

Liebes blickwinkelkind, ich finde, du schreibst wirklich gut. Was mir nicht gefällt, ist das ‚Spotlightartige’ deines Textes. Du erwähnst dies und das, bist mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit, streust mal den einen, mal den anderen Gedanken ein und hoffst, dass das so als ein den Leser interessierender Text funktioniert. Ja, tut er. Für einen Moment. Im nächsten werde ich ihn vergessen haben. Mir fehlt deine Auseinandersetzung mit dem Thema, mit dessen psychologischer Tiefe, mit deinem Protagonisten und auch eine Vorüberlegung darüber, was und wohin du als Autor eigentlich willst. So versanden viele wirklich guten Ideen im Ansatz, werden für mein Gefühl zu kurz gestreift, nicht so ausgeführt, dass sie das Bewusstsein des Lesers erreichen.

Vor allem hätte mir aber gefallen, wenn das Ironisierende des Anfangs

Man muss eben Prioritäten setzen.
den Text insgesamt getragen hätte. Das hätte mich für die insgesamt recht oberflächlich bleibende Darstellung entschädigen können.

Zum Schluss: Lass dich bitte durch meine vielleicht allzu kritischen Bemerkungen nicht entmutigen. Denn schreiben kannst du ja. Auch das zeigt mir dein Text.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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