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Aufwachen

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09.12.2015
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Aufwachen

Immer wenn Flo ein Lied im Radio gefiel, verstellte Andi den Sender. Dabei war er es doch, der fuhr, und es war sein Wagen.
Andi boxte ihm auf die Schulter, und Flo verfluchte sich selbst für sein anschließendes Lächeln.
Andi und er hatten sich monatelang nicht gesehen, aber dieser gemeinsame Ostsee-Urlaub bewies doch, dass ihnen immer noch etwas aneinander lag.
Flo raste die Autobahn entlang und freute sich auf den Strand, das Meer und die Erholung. Während er mit hundertsiebzig Kilometern pro Stunde einen dahinschleichenden Rentner im schwarzen Mercedes überholte, überlegte er, dass Andi und er sich bereits seit der fünften Klasse kannten.
Andi kippte einen weiteren Energy-Drink herunter und warf die leere Dose in voller Fahrt aus dem Fenster. Nun holte er sich einen Schokoriegel aus dem Rucksack, den er auf dem Schoß trug.
»Du stopfst Mist in dich rein«, sagte Flo.
»Wenn sie´s verkaufen, muss es essbar sein, wird ja kontrolliert alles«, antwortete Andi und biss leidenschaftlich in den Riegel.
Flo schüttelte den Kopf und behielt den Blick starr auf die Straße gerichtet.
Und sein Frauengeschmack, wie er einen Moment später überlegte, von der einen Schickimickitussi zur nächsten. »Du musst dir eine richtige Frau suchen«, meinte er zu Andi.
»Ja, welche denn?« fragte dieser stumpf.
Flo schüttelte erneut den Kopf, diesmal langsamer, schwieg aber. Doch er dachte: so wie Laura, meine Laura, nicht mehr meine Laura. Ich muss schuften gehen, damit wir was zu essen aufm Tisch haben. Er hörte noch immer ihren letzten Satz, bevor sie aus der Wohnung stürmte und er sie nie wiedersah, und wurde ihn einfach nicht los. Und du? Du dröhnst dich zu und spielst mit einem Glockenspiel rum!
Als sie ankamen, war fast Sturmwetter, doch das störte die beiden nicht; sie betrachteten den rauen Wind als perfekte Kulisse für ein Männerabenteuer.
Schon Minuten später lagen sie nebeneinander am Strand. Mit geschlossenen Augen das Rauschen des Windes spüren, das war traumhaft, einfach gut.
»Noch Bock auf ´n Bier?«, fragte Andi Flo.
»Ne, erstmal nicht.«
Sie redeten nicht allzu viel. Männer brauchen nicht viele Worte. Andi erzählte von seiner Arbeit, kurz, nur das wichtigste. Sie redeten über Frauen, wie immer. Und die alten Zeiten durften natürlich auch nicht fehlen. Flo holte einen Joint heraus.
»Willste auch einen?«
»Bah, ne! Geh weg mit dem Zeugs. Und seit wann rauchst du überhaupt? Kiffst.«
»Ist nur zur Entspannung, mach ich nur gelegentlich.«
Es war nicht viel los am Strand, sie wollten bald wieder ins Hotel und dann später in eine Bar. Noch ein bisschen berauscht sah Flo, dass Andi ganz schön abgenommen hatte. Ja, mein Joint schärft die Sinne, geiles Zeug, dachte er.
Im Hotel angekommen holte Andi seinen Laptop raus.
»Was machst de?«
»Ich muss mal was wegen der Arbeit nachschauen. Nur kurz.«
Andi war Kaufmann, war schon aufgestiegen in seinem Job.
Flo lag auf dem Bett und entspannte.
»Wie läuft eigentlich dein Musikding?«, fragte Andi ohne vom Bildschirm zu blicken.
Musikding?, dachte Flo. »Läuft. Hab einige Texte fertig, richtige Poesie. Und dazu ´n paar Demos aufgenommen, mit Ukulele, afrikanischen Trommeln, ein bisschen Elektronikzeug, sehr experimentell alles.«
»Und hast damit schon Kohle verdient?«
»´n paar Auftritte. Wird alles noch ins Laufen kommen. Braucht seine Zeit.« Flo machte eine Pause. »Du kriegst dein Geld schon noch zurück.«
»Schon gut. Und wie bezahlst deine Miete? Oder wohnst immer noch in dieser komischen WG, wo jeder ein und ausgeht?«
»Nebenjobs. Da muss man sich nicht festlegen, kann viel machen, und das überall, ziemlich cool eigentlich.« Flo kam sich vor wie bei einem Verhör.
»Achso.«

Die Bar war dann gut. Hübsche Frauen, nichts abgeschleppt, aber sei es drum.
Flo und Andi torkelten Arm in Arm in ihr gemeinsames Hotelzimmer mit zwei, natürlich getrennten, Betten.
»Sollten mal wieder mehr was machen«, sagte Andi.
»Ja, ich liebe dich«, sagte Flo. Das hatte nichts zu bedeuten, das sagte er allen, die er mochte, wenn er betrunken war. Aber bei Andi hatte es irgendwie doch etwas zu bedeuten.
Dieser lag auf dem Bauch in seinem Bett, hatte den Mund geöffnet und die Augen nur halb. Es sah aus, als würde er sich gleich übergeben.
Flo lag mit den Ellbogen aufgestützt auf seinem eigenen Bett und betrachtete seinen Freund. Er dachte an früher. An die fünfte Klasse, an Andis runde Bäckchen, die jetzt überhaupt nicht mehr rund waren. Daran was früher zählte. »Hast du die und die Serie gestern gesehen? Geil, oder? Wie der und der das und das gemacht hat?« »Ja, habe ich«, und die Welt war in Ordnung.

Der zweite Tag begann unerfreulich für Flo. Andi wollte irgendetwas besichtigen.
»Wollte ich wohl gern alleine machen«, meinte er.
Flo überlegte, dass es wohl etwas mit seiner Arbeit zu tun hatte, wofür er sich sowieso nicht interessierte.
»Wann kommst wieder?«, fragte er.
»Abends.
»Erst abends?«
»Jo. Dann können wir ja noch mal zum Strand. Ist bestimmt ganz cool.«
»Ok«, sagte Flo und wandte den Blick von seinem Freund ab.

Flo spazierte den ganzen Tag ziellos durch den Ort. Er besichtigte ein paar interessante Sachen, aber seine Laune wollte sich dennoch nicht außerordentlich bessern.

Und dann passierte es. Es lag nicht am Strand. Der Strand war schön. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Und dann das Wasser, wie es gegen die Bucht schlug, und der erfrischende Wind nicht zu vergessen. Aber auf einmal geschah es; Flo und Andi stritten sich. Es war zwar kein richtiger Streit, eher eine Meinungsverschiedenheit, aber unangenehm war es trotzdem. Flo konnte sich überhaupt nicht erinnern, sich jemals so heftig über Andi aufgeregt zu haben. Daran merkte man wohl nun, dass sie erwachsen geworden waren.
Thema des Streits oder der Meinungsverschiedenheit: »Willst du nicht mal was Vernünftiges machen?«, wie Andi Flo am Strand fragte. »Kannst ja Kaufmann machen so wie ich, bist ja nicht auf den Kopf gefallen.«
Das war dann alles zu viel für Flo. Erst beschloss Andi mal eben allein den ganzen Tag für sich zu verbringen und dann kam er aus heiterem Himmel mit der Kaufmannsache! Flo wollte kein Kaufmann werden, hatte er sich das nicht oft genug bestätigt und der ganzen Welt nicht oft genug verklickert? »Bürofutzis, ihr kriegt mich nicht«, hatte er immer zu seinen Musikerfreunden gesagt, wenn sie eine rauchten, und sie hatten immer gelacht, und nicht nur weil sie high waren, da war er sich ganz sicher. Doch Andi verstand ihn nicht, begriff nicht die Faszination der Musik und des Künstlerseins.
Und dann meinte Andi, sozusagen als Kirsche auf der Torte: »Du musst mal aufwachen, das wird eh nix mit deiner Musikerkarriere, das schafft fast keiner, man.« Flo sprach kein Wort mehr.
Andi lernte unvermittelt irgendwelche Frauen kennen, die da rumliefen. Er wollte sie Flo vorstellen, doch dieser ging einfach davon.
Flo wusste, dass sein Kumpel ihm nicht folgen würde. Er hatte jetzt diese Frauen, die es abzuschleppen galt, es war einfach alles wie früher, Flo hatte ein Déjà-vu. Früher, als sie dann irgendwann in die Pubertät gekommen waren, da hatte Andi immer die ganzen Frauen abgekriegt, und Flo blieb immer allein zurück, und vielleicht von Anfang an etwas zu deprimiert eingestellt. Und ja, es war so, dass früher auch nicht alles gut war, es gab natürlich Sachen, die Flo früher schon nicht an Andi gefielen.
Flo war sauer, als er zum Hotel schritt, irgendwie war er aber nicht sauer auf Andi. Dieser hatte ihm nichts getan, er hatte seine Meinung zu seinem Musikersein gesagt und er hatte Frauen kennen gelernt, das konnte Flo ihm nicht verübeln. Flo ärgerte sich über die Hoteltür, die er durchschritt, er ärgerte sich über die Zimmertür, als er diese kurze Zeit später öffnete, er ärgerte sich über alles (sich), alles (sich).
Er war sauer, weil er glaubte, dass sein Kumpel Recht gehabt hatte.
»Du musst mal aufwachen«, hatte er gesagt.
Flo dachte, dass er doch einfach nur Musik machen und Texte schreiben wollte.
Und er musste zugeben, Andi hatte ein sicheres, monatliches Einkommen, das seinen Lebensunterhalt garantierte. Er hatte etwas, woran er sich festhalten konnte.
Er lag nur so da. Es war schon fast völlig dunkel, doch er konnte noch die Konturen der Gegenstände im Zimmer wahrnehmen. Noch lange lag er wach, bis Andi nach Hause kam, allein, und Flo so tat, als ob er schlief.

 
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Hallo Chico1989

an sich gefällt mir der Sound, die Schreibe, die du teilweise bringst, drückt so ein Lebensgefühl aus, müsste halt reduzierter rüberkommen, mehr Dialog ... Auch der Schluss, warum er jetzt aufwachen soll, ist für mich nicht deutlich genug transportiert...

Paar Sachen aus dem Text:

Es sollte an die Ostsee gehen.
warum sollte; es geht doch an die Ostsee

Auch mit erst Mitte Zwanzig brauchte man mal Erholung, um am Strand zu sitzen, dem Meer zu lauschen und von allem abzuschalten.
klingt unfreiwillig komisch :)

Den ganzen Quatsch mit der guten Qualität der Lebensmittel nahm ich den großen Discountern einfach nicht ab.
bisschen viel "tell"

Mein Kumpel stopfte, wie ich wusste, all den ungesunden Kram nur so in sich hinein.
»Du stopfst Mist in dich hinein«, habe ich ihm dann geradeheraus gesagt,
doppelt sich jetzt mit dem stopfen

Das andere ist alles Schnickschnack. Make-up – wozu brauch eine Frau Make-up? Eine schöne Frau muss natürlich sein. Dafür tat´s bei mir dann auch umso mehr weh.
sehr plakativ und was der Trennungsschmerz mit der Natürlichkeit zu tun hat, weiß ich nicht...

Wir lagen nebeneinander am Strand. Mit geschlossenen Augen das Rauschen des Windes spüren, das war traumhaft, einfach gut.
schönes Bild

Wir redeten nicht allzu viel. Aber wir sind Männer. Männer brauchen nicht so viele Worte.
:D

[QUOTEMein Kumpel war ein Kaufmann. Schon aufgestiegen war er, nicht mehr das unterste Glied der Firmenhierarchie, machte grad seinen Betriebswirt, lief wohl alles. ][/QUOTE] klingt unbeholfen, reicht doch, wenn du sagst, dass er auf dem Weg nach oben ist...

In meinem Kopf sah es aus wie in einem riesigen, noch unentdeckten Museum, dass ich voll und ganz besichtigen wollte.
das ist gut: den zweiten Satz brauchst du gar nicht mehr...

»Wollte ich wohl gern alleine machen«, meinte er.
das sagt keiner...

Ich sollte den gesamten Tag im Hotelzimmer verbringen und ein gutes Buch lesen,
ist unlogisch, der muss doch nicht im Hotel bleiben...

Thema des Streits oder Defizits: »Willst du nicht mal was Vernünftiges machen?«, wie er mich am Strand fragte. »Kannst ja Kaufmann machen so wie ich, bist ja nicht auf den Kopf gefallen.«
hier wär's deutlich besser einen Dialog statt inneren Monolog zu machen...

Die Hoteltür pisste mich dennoch an, als ich sie durchschritt und die Zimmertür pisste mich auch an, als ich sie kurze Zeit später öffnete, alles pisste mich an.
für meinen Geschmack zu viel ...

Na ja, so viel von mir: ich hoffe du kannst was mit anfangen
viele Grüße
Isegrims

 

Doch dann boxte er mir sanft auf die Schulter, und ich konnte nicht anders als ihm den Kopf zuzudrehen und ihn anzulächeln. Andi und ich hatten uns monatelang nicht gesehen. Doch dieser gemeinsame Urlaub bewies doch, dass uns immer noch etwas aneinander lag, auch wenn es nur drei Tage werden sollten.

Sieh mal hier: Das ist im ersten Absatz. Doch, doch, doch, ihm, ihn. Das wirkt direkt unelegant und etwas fahrig. Es ist nur meine Meinung: Aber grade mit dem begrenzten Platz einer Story solltest du versuchen, jeden Satz zu einer Wirkung zu entfalten. Da sollte kein Gramm Fett sein.

Du hast sehr viel tell in dem Text. Immer wieder schiebt sich der Erzähler als Instanz vor das Eigentliche, das was passiert. Du kommentierst dann die eigenen Gedanken, das ist auch eine etwas unsaubere Erzählperspektive. Die wirkt dann sehr seltsam, als würdest du dir selber etwas erzählen und auch gleichzeitig reflektieren. Sehr konstruiert. Ich denke, hier würde eine personale Erzählperspektive besser passen. Und: Versuch mal den Autoren zu reduzieren. Konzentriere dich mehr auf die Charaktere. Was tun sie, und warum tun sie das? Du verrätst zuviel, lässt den Figuren keinen Platz. Besser auf die Figuren achten, und deswegen auch einen anderen Erzähler.

Vielleicht war es an der Zeit aufzuwachen.

Das ist deine Prämisse, diese Idee, dass man zum ersten Mal begreift, es ändert sich etwas, und die Träume bleiben Träume. Aber diese Erkenntnis entsteht nebenbei, die kann der Leser ahnen oder er weiß sie schon längst, der Leser weiß mehr, als deine Figur, und das ist ein Problem. Weil er in den Kopf guckt und ihm beim Denken beobachtet. So wirkt der Erzähler auch leicht weinerlich und larmoyant. Und diesen letzten Satz brauchst du nicht. Dass muss der Leser denken: Ey, der sollte mal aufwachen. Das muss zwischen den Zeilen schwingen, nicht mit dem Holzhammer kommen.

Schreiben kannst du sicherlich. Du solltest dich mit Perspektiven beschäftigen, die Figuren agieren lassen, sie nicht zu Schablonen verklären, nicht in eine Versuchsanordnung packen, sondern sich alles organisch entwickeln lassen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,

habe mir deinen Rat zu Herzen genommen und den Text nochmal überarbeitet. Danke für deine Kritik. Seltsam sie von jemand zu bekommen, dessen Buch man vor kurzem gelesen hat. Irgendwie eine Ehre. So ist der Text sicherlich noch nicht perfekt, es ist noch zu viel Hammer drin, wie du es ausgedrückt hast, aber ich muss gleich arbeiten.

Gruß, chico

 

Hallo Chico!

Also mir gefällt die Story an sich ganz gut, vor allem der Sprachstil. Ich lese mich da auch recht flockig und gut unterhalten durch, verstehe wohl die Unterschiedlichkeiten der beiden Typen. Was mir weniger schmeckt, ist der Schluss. Der kommt für meinen Geschmack etwas belehrend und übermäßig desillusionierend daher. Klingt irgendwie so, als müsse er alles über Bord werfen und ratzfatz irgendwas "Anständiges" werden, nur weil sein toller Freund ihm das jetzt so diktiert hat. Ich mag das ja überhaupt nicht, wenn man in irgendwelche Lebensmuster reingedrängt wird - und gerade in Stories möchte ich so etwas deshalb gar nicht leben. Wenn der Gedanke an das Gelingen von irgendetwas da auch mit den gesellschaftlichen Standards erschlagen wird, dann ist das überaus bitter.

Also: An sich eine schön zu lesende Story mit interessanten Charakteren. Aber der Schluss jagt mir einen hässlichen Schauer über den Rücken.

LG
Schleife

 

Hej Chico1989,

sag' mal, habe ich die Geschichte heute früh nicht in der ersten Person gelesen? :hmm: oder lese ich vielleicht doch zu viel?

Wie auch immer. So passt es gut. Zwei befreundete, junge Männer unterschiedlicher Natur on Tour.

Dein Erzählstil ist ziemlich gelassen und stimmig, jung und unkompliziert.

Das Bild eines Kaufmannes, der Dosen aus dem Autofenster wirft und distanziert bleibt, irritiert mich allerdings. Weniger Probleme habe ich mit dem anderen Protagonisten.

Das Bild am Ende vom Schlafen und Aufwachen aus dem Titel finde ich gelungen.

Eine schöne Geschichte vom coming out of age.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Jimmy: Ne, das war keine Absicht, sorry. So viel Mühe mache ich mir dann schon noch :)

@ Schleife,

schön, dass dir die Story an sich gefallen hat. Das mit dem Ende tut mir leid. Ich bin genau der Meinung wie du, man sollte sich nichts von anderen sagen lassen und sich nicht den gesellschaftlichen Zwängen beugen. Man sollte das machen, worauf man Lust hat. Aber in dieser Geschichte ist es halt so, dass der Protagonist desillusioniert wird, er sieht ein, dass er einen Traum gelebt hat, der nirgendwo hinführt. Im Grunde ist es kein Happy End. Und ich kann mir vorstellen, wie viele Menschen diesen Moment erleben, wo sie das Musikersein oder was auch immer nur noch hobbymäßig machen, also sich von ihrem Traum verabschieden und ein "stinklangweiliges Ottonormal-Leben" führen. Das wollte ich jedenfalls aussagen.

Kanji,

ne, du spinnst nicht. Der Text stand wirklich in der Ich-Form. Nach Jimmys Kommentar habe ich ihn gleich strikt überarbeitet, vielleiht etwas zu schnell. Sorry. Aber freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Lg, chico

 
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Hallo Chico1989,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Die Dialoge sind dir gut gelungen.
Die „Moral von der Geschicht“ ist allerdings nicht so mein Ding. Ist doch schade, wenn nur der geradlinige Weg der richtige ist. Dein Prot knickt für meinen Geschmack zu schnell ein. Eigentlich ist Flo doch der viel interessantere Typ, aber er kommt mir ein bisschen zu kurz und schlecht weg.

Ein bisschen pingeligen Kleinkram habe ich noch:

»Du stopfst Mist in dich hinein«, sagte Flo.
Umgangssprachlich würde ich eher „in dich rein“ wählen.

»Noch Bock auf ´n Bier?«, fragte Andi Flo.
»Ne, erstmal nicht«, erwiderte Flo
"erwiderte Flo" würde ich streichen.
irgendwie war er aber nicht sauer auf Andi. Andi hatte ihm nichts getan
„Flo“ und „Andi“ wiederholt sich häufig. Ich habe in den Kommentaren gelesen, dass du die Perspektive geändert hast, wahrscheinlich sind die Wiederholungen dadurch rein gerutscht.

Und wie bezahlst deine miete (Miete)? oder (Oder) wohnst immer noch in dieserr (dieser) komischen Wg (WG), wo jeder ein und ausgeht?«

»Ok«, sagte Flo und wandte den Blick von deinem (seinem) Freund ab.

Es war zwar kein richtiger Streit, eher ein Meinungsdefizit, aber unangenehm war es trotzdem.
Du meinst glaube ich Meinungsdifferenz / Meinungsverschiedenheit, Meinungsdefizit würde ich eher in einem anderen Zusammenhang sehen.

Doch Andi verstand ihn nicht, begreifte (begriff) nicht die Faszination der Musik und des Künstlerseins.

er hatte seine Meinung zu meinem (seinem) Musikersein gesagt

Gruß,
Rotmeise

 

Hi Chico!

Aber in dieser Geschichte ist es halt so, dass der Protagonist desillusioniert wird, er sieht ein, dass er einen Traum gelebt hat, der nirgendwo hinführt. Im Grunde ist es kein Happy End. Und ich kann mir vorstellen, wie viele Menschen diesen Moment erleben, wo sie das Musikersein oder was auch immer nur noch hobbymäßig machen, also sich von ihrem Traum verabschieden und ein "stinklangweiliges Ottonormal-Leben" führen. Das wollte ich jedenfalls aussagen.

Ja, ist dir auch gut gelungen, es rüberzubringen. Aber ich finde beide Charas deshalb nicht sonderlich sympathisch. Der eine nervt mich, weil er reihenweise Weiber abschleppt und sich in seinem ach so tollen Berufsalltag vorkommt wie der große Louie, und der Hauptchara nervt, weil er seinem Freund sofort dieses "Wach mal auf!" abnimmt. Gut ... da wird irgendeine Furcht in ihm vorgearbeitet haben, die übliche Existenzangst des erfolglosen Künstlers, der sich so durchknabbert. Aber trotzdem: Nur weil mir ein anderer - und sei es auch ein Freund - das ins Gesicht knallt, verabschiede ich mich doch nicht von dem, was MICH beseelt.

Aber immerhin rührt mich diese Geschichte an - und sei es auch vor allem deshalb, dass sie mich wütend macht. Well done!

LG
Schleife

 

@ Rotmeise:

Danke für deine Anmerkungen. Werde sie aufnehmen :) Das mit der "Moral der Geschicht" stimmt wohl. Schleife hat mich ja auch schon darauf aufmerksam gemacht. Flo hat eigentlich viel von mir, weil ich mich manchmal auch so fühle, als wäre ich nicht gemacht für die Gesellschaft. Und die Story war ja auch erst in der Ich-Person verfasst. Nun gut, ist ja auch egal. Jedenfalls muss es schon vorher im Protagonisten gewütet haben und er muss zuvor bereits an seinem Künstlersein gezweifelt haben. Ich kann ja jetzt das Ende auch nicht ändern, dann würde der ganze Titel ja nicht mehr passen. Oder er denkt darüber nach und kommt zum Schluss, dass er nicht aufwachen möchte und weiter seinen Traum verfolgen möchte. Dass sein Freund ihn mal sonstwo kann, und wenn er das nicht akzeptiert, gar kein richtiger Freund ist.

@ Schleife:

Ja, ist dir auch gut gelungen, es rüberzubringen. Aber ich finde beide schleifeCharas deshalb nicht sonderlich sympathisch. Der eine nervt mich, weil er reihenweise Weiber abschleppt und sich in seinem ach so tollen Berufsalltag vorkommt wie der große Louie, und der Hauptchara nervt, weil er seinem Freund sofort dieses "Wach mal auf!" abnimmt. Gut ... da wird irgendeine Furcht in ihm vorgearbeitet haben, die übliche Existenzangst des erfolglosen Künstlers, der sich so durchknabbert. Aber trotzdem: Nur weil mir ein anderer - und sei es auch ein Freund - das ins Gesicht knallt, verabschiede ich mich doch nicht von dem, was MICH beseelt.

Puh. Isegrims meinte kürzlich zu mir, Charaktere müssten nicht immer auf den Leser sympathisch wirken (da ich ihre auch nicht sympathisch fand, die Story aber gut). Wenn es dich aufregt, ist das ja nicht das Schlechteste, es bewegt dich ja dann zumindest. Und zum Ende: siehe oben, was ich Rotmeise geantwortet habe. Vielleicht verstehst mich dann besser. Oder hast ´nen Vorschlag unbeschadet die Geschichte abzuschließen.

Danke jedenfalls @ Rotmeise und @ Schleife, für eure Kommentare.

Lg, chico

 
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Hallo Chico1989,

keine Ahnung warum, aber mir schwirrt die ganze Zeit das Wort „Kompromiss“ im Kopf herum. :hmm: Es gibt ja nicht nur Business oder brotlose Kunst.

Aber nochmal zur Moral: Du wolltest das Aufwachen aus dem Künstlerleben zeigen, die Entwicklung darstellen. Bei mir erzielst du bisher genau das Gegenteil, nämlich, dass ich denke: Moment mal, er verdient sein Geld, (wenn auch mit wechselnden Jobs) kommt mit dem aus, was er verdient. Dafür kann er sich voll und ganz seinen Leidenschaften widmen (wer würde das nicht wollen?). Gut, er kifft gelegentlich (gelegentlich, sagen sie das nicht alle ;) ), aber dafür legt er Wert auf gesunde Ernährung. Warum sollte er dann etwas ändern und dem Beispiel seines Freundes folgen?
Als Leser kann ich also der Entwicklung nicht folgen, verstehe seine Entscheidung nicht. Meine Einschätzung: du magst deinen Prot zu sehr. :D Immerhin schreibst du, dass du dich mit ihm identifizierst, dadurch stellst du seinen Lebenswandel relativ positiv dar. Vielleicht könnte man noch ein paar Probleme mit aufnehmen, die zeigen, dass doch alles nicht so rosig ist? Du erwähnst die beendete Beziehung, ist sie an seiner Lebensweise gescheitert? Vielleicht hat Flo sich von Andi Geld geliehen und er reitet nun darauf herum, dass er eben nicht klar kommt? Sowas in der Richtung könnte vielleicht dafür sorgen, dass man mehr Verständnis aufbringt.
Das Ende würde ich demnach belassen, das gefällt mir ganz gut, nur etwas mehr von dem „Wüten“ aufnehmen, dass anscheinend stattgefunden haben muss.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

Hallo Rotmeise,

ja, manchmal glaube ich das Leben ist ein einziger Kompromiss. Der Flo vor Jahren, wie ich ihn mir vorstelle, wollte aber von Anfang an sein Ding machen und aufs ganze mit seiner Musikkarriere gehen. Er hat gar nicht daran gedacht sich mit Kompromissen zu begnügen.

Was mich zu deinem zweiten Absatz bringt. Du hast recht, gerade deswegen muss viel mehr passiert sein, was ihn an seinem Lebensweg zweifeln lassen hat. Dass die Freundin ihn verlassen hat, weil sie mit seinem Lebenskonzept nicht zufrieden war, finde ich eine super Idee. Ich sehe es schon vor mir wie sie sagt: "Ich muss das Geld nach Hause bringen. Und du? Du dröhnst dich zu und spielst mit einem Glockenspiel rum!" Und Andi könnte ihm Geld geliehen habe, ja, das finde ich auch klasse! Er wartet verdammt nochmal schon seit einem Jahr auf sein Geld und Flo vertröstet ihn immer wieder.

Also werde ich das in Kürze aufnehmen. Danke Rotmeise. Danke (ein Danke reicht hier nicht).

Lg, chico

 

Hallo Chico,

bitte, bitte, immer gerne. Aber nicht vergessen: ist nur meine Meinung und ein Vorschlag. Das Glockenspiel würde mir aber gut gefallen. :lol:

Tja, mit den Kompromissen ist das so eine Sache. Manchmal geht es nun mal nicht anders. Eigentlich geht er ja mit seinen Gelegenheitsjobs schon einen ein, wäre also nur noch eine Frage der Gewichtung.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

Hallo Chico1989,

wie ich sehe, hast du deinen Text noch einmal überarbeitet. Natürlich freut es mich sehr, dass du meine Ideen eingebaut hast. :shy: Schade, dass du es (wie ich finde) ein wenig halbherzig getan hast. Ansonsten scheint mir die Entwicklung nun etwas nachvollziehbarer. Aber das kann wohl jemand, der den Text zum ersten Mal liest, besser beurteilen.

Ich muss das Geld nach Hause bringen.
Du darfst mich gerne pingelig nennen, aber den Satz der Freundin hätte ich etwas umgangssprachlicher geschrieben. So, dass man dir auch abnimmt, dass Laura das im Streit gesagt haben könnte.
z.B. so: Ich muss mich immer ganz allein darum kümmern, dass wir nicht verhungern. (Das trifft es auch noch nicht ganz, aber du weißt sicher, worauf ich hinaus will.)

»Ich gebe dir schon bald dein Geld zurück, keine Sorge.«
Auch hier hätte es etwas weniger „geschrieben“ klingen können. Vielleicht: Du kriegst dein Geld schon noch (zurück). Oder was soll die Fragerei?
Das klingt zwar etwas aggressiver, aber dein Prot ärgert sich ja auch in dem Moment.

Flo hatte ein (richtiges) Déjà-vu.
Hier würde ich „richtiges“ streichen.

Alles in allem eine runde Sache, deine Geschichte.

Viele Grüße,
Rotmeise

 

Hallo Rotmeise,

danke für dein großes Interesse an der Verbesserung meiner KG. Halbherzig kann zutreffen, ich habe es sehr rasch geändert, ohne mir groß um die genaue Ausdrucksweise Gedanken zu machen. Deine zwei Kritikpunkte zu den Korrekturen kann ich also nachvollziehen. Besonders den Satz: "Ich gebe dir schon bald dein Geld zurück, keine Sorge", finde ich gut, da er sehr emotional klingt. Flo hatte ein Deja-vu, na gut :)

Vielen Dank nochmal Rotmeise.

Liebe Grüße,

chico

 

Hallo Chico,

fand der Text war in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben, die beiden Akteure sind gut beschrieben es kommt eine durchaus spannende Atmosphäre in dem Text auf.

Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat war der Schluss. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es auch mal richtig kracht zwischen den Beiden und Flo nicht so schnell klein beigibt wenn sein Kollege seine Pläne für eine Musikerkarriere anzweifelt.

 

Hallo Rapha,

Ja, der Schluss ist etwas unbefriedigend. Flo müsste sich durchsetzen, wenn es nach mir ginge, aber ich wollte halt dieses Gefühl von Desillusionierung darstellen. Das mit dem Krach zum Schluss klingt plausibel, muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Danke für die Kritik.

Lg, chico

 

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