Aufwachen
Sonnenschein, unbeschreibliche Ruhe. Das Grollen der Stadt klingt auf die Entfernung wie Meeresrauschen. Die Vögel zwitschern, ein paar Hunde raufen sich unten auf der Wiese, bellen.
Ich sitze oben am Wegesrand, kann alles überblicken. Was ich vor mir sehe, erscheint mir als das Paradies auf Erden. Mir fällt nur ein Wort ein, das Bild, das sich mir bietet, zu beschreiben: Frieden. Unglaublicher Zauber geht von der Szene aus. Unfassbar, unvorstellbar. Ich genieße die Sonnenstrahlen, wie sie mein Gesicht ganz leicht erwärmen, lausche jedem Geräusch.
Ich kann nicht fassen, dass nicht weit von der Großstadt ein solches Paradies zu finden ist.
Ich schweife ab, lasse meinen Gedanken freien Lauf. Ich denke an gestern, als wir alle zusammen im Kino waren, wir lachten, uns amüsierten. Denke an heute morgen, wie Sonnenstrahlen mich wach küssten. Wie ich mich langsam auf den Weg machte, nicht ahnend, ein Paradies wie dieses zu finden. Erinnere mich an den Duft des frisch gebrühten Kaffees, der durch das Haus zog. Und daran, dass mein Nachbar seiner Frau heute Blumen mitgebracht hat. Ich denke an den üppig gedeckten Frühstückstisch. Und an die Zeitung, die darauf lag. Schlagzeile: „Neun Tote bei Selbstmordattentat“. Ich werde wachgerüttelt aus meinen Gedanken. Irgendwo bellt ein Hund. Mir wird bewusst, welches Glück ich habe.
Denn während ich hier im völligen Einklang mit mir selbst den Tag genieße, sterben anderswo Menschen, werden getötet, Unfälle passieren. Ich bin schockiert, es ist eine seltsame Vorstellung, dass es anderen so schlecht gehen kann, während es mir so gut geht, und man nicht einmal etwas davon merkt.
Ich bin dankbar für mein Glück, gleichzeitig fällt mir ein Wort ein: Aufwachen!!