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Aufsässig
Wenn mein Chef morgens um halb sechs anruft und meint, ich soll ‚doch schnell mal kommen, um eine Besprechung vorzubereiten’, möchte ich eigentlich nicht sagen „klar, kein Problem, ich wollte sowieso gerade losgehen“, sondern eigentlich wäre die richtige Antwort „Mann, ich bin müde, habe erst gestern Überstunden gemacht, was soll der Scheiß?“
Dann auf dem Weg zur Arbeit, in der Fußgängerzone, den Mund hastig mit Wasser aus einer Plastikflasche ausspülen, eine Banane frühstücken, kein Abfallkorb ist in Sicht. Man trägt mit spitzen Fingern, wie ein Versager, die Bananenschale vor sich her. Mir langt's, gerne würde ich das schmierige Objekt einfach so fallen lassen, dass es kein Arsch sieht.
Ich habe mich natürlich nicht getraut. Schließlich hat jeder Mensch eine Erziehung genossen („DAS tut man aber nicht“), besitzt Kultur („Höflichkeit ist die größte Zier“) und Vernunft („tue nur, was auch gut ist, wenn es alle tun würden“).
Vernunft hängt wohl mit dem Großhirn zusammen. Homo sapiens, der vernunftbegabte Mensch. Man muss lediglich mal in die Zeitung schauen, dort erhält man dafür die Bestätigung. Täglich, mit Gruselbonus. Homo sapiens sapiens, sogar. Auf meine Vernunft würde ich ja gerne stolz sein. Ich bin ja einer von denen. Also keinesfalls bösartig handeln, trotz allem.
Nun, die kleine Plastikflasche habe ich dann doch mal in den Glascontainer geworfen, ich Revolutionär ...