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Aufprall
Ihm das Gesicht zum Zerreißen spannend, fühlte er die Luft an ihm vorbeischießen. Dass die unvorstellbar winzig erscheinenden Strukturen sich seinen trotz des inneren Widerstrebens öffnenden und aufgrund des schneidenden Stroms tränenden Augen nicht entfalteten, erklärte er sich mit der Tiefe seines Sturzes bzw. seiner jetzigen Höhe, auch wenn er beileibe nicht zu sagen gewusst hätte, wie er in diese Situation geraten war.
Sich seiner Lage nun also gewahr geworden und freudig den Sekunden vor der Sekunde entgegenfiebernd, schien sich seine Höhe immer noch nicht geändert zu haben, lediglich die anfangs verschwommenen und starr erscheinenden Strukturen erwiesen sich mit schärfer werdendem Blick als Häuser, Straßen, Autos und ihrem Zusammenspiel mit den sie Bewohnenden, (Be)fahrenden und in ihnen Gefangenen, auf ihnen Sterbenden.
Seine Höhe aber blieb konstant, so dass die Details in Relation unbedeutend wurden und verschwanden. Die Kopfschmerzen, die ihm die Starrheit der Strukturen der Details und die Aberwitzigkeit ihrer Gesetze bereiteten ließen ihn seinen Blick erstmals seitwärts wenden.
Dort sah er nicht wie erwartet die entspannende und angesichts seiner anscheinend ausweglosen Situation zugleich Furcht einflößende Leere, sondern konnte, bevor sein Blick abermals verschwamm, einen Blick auf eine scheinbar schwerelos waagerecht in der Atmosphäre neben ihm schwebende Frau, die ihrerseits zur Sonne oder gar an ihr vorbei schaute, erhaschen. Sich selbst zornig, dass er in der freudigen Erregung nichts von der Erinnerung überbehalten hatte, kniff er die Augen zusammen und hielt die Luft an.
Als er sie wieder öffnete, sah er sie, deren Namen er nun kannte und fühlte sich wie zuvor; sein Blick jedoch verklärte sich diesmal nicht, sondern zeigte ihm sie und sich gemeinsam und er wusste der Aufprall würde noch unabsehbar lange auf sich warten lassen.