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Aufgewacht

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15.01.2004
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Aufgewacht

Die Sonne ging auf. Langsam flutete das warme Licht den Raum. Es kroch über den Teppich, langsam, leise. Ein einzelner Sonnenstrahl stahl sich auf ihre Nase. Sie musste lächeln. Alles schien so friedlich, so ruhig, gelassen. Sie
sah sich um. Lies ihre Blicke wandern. Der Schrank...das Regal....der Schreibtisch... Alles sah so...trostlos aus. Seit Jack nicht mehr da war, war sowieso alles trostlos geworden. Es kam ihr vor als sei es gestern gewesen, dass sie zusammen in diesem Bett gelegen und Pläne für ihre Hochzeit geschmiedet hatten. 3 Jahre..... 3 Jahre waren vergangen, seit es geschehen war. Trotzdem... er war so nah, begleitete sie... aber kapselte sie auch ab. Dieses Geräusch, sie hatte es immernoch in ihrem Kopf, das Bersten des Metalls, als sich das entgegenkommende Auto ungemindert in ihre Motorhaube fraß. Wieso lebte sie? Immer und immer wieder hatte sie sich diese Frage gestellt. Sich ... und anderen...bis diese sie allmählich aufgegeben hatten. Sie lebte ..er war tot. Für immer, unwiederbringlich. Einfach weg. Sie war im Krankenhaus aufgewacht. Umgeben von kalten sterilen Menschen in weißen Kitteln. Und den Augen ihrer Mutter. Rot, verheult und traurig hatte sie sie angesehen. Und Kate hatte gewusst was geschehen war. Nicht geglaubt, nein, aber gewusst. Er war tot. Sie lebte - von der Hüfte abwärts gelähmt zwar und nie wieder in der Lage, eigenständig einen Schritt zu tun, aber sie lebte. An die Zeit danach konnte sie sich kaum noch erinnern. Der Schmerz, zu groß um ihn zu verdrängen, hatte sie aufgefressen. Menschen waren gekommen, Fremde, Freunde, Familien. Ihr war es egal. Sie alle hatten herumgestanden, ein paar Worte des Mitleids gemurmelt, und auf den Boden gestarrt, nur um nicht die grenzenlose Verzweiflung in ihren Augen sehen zu müssen. Irgendwann waren immer weniger gekommen. Nur ihre Mutter kam noch ab und zu, um nach ihr zu sehen. Und Anni.... ja Anni. Anni hatte nie gefragt. Anni hatte gesehen. Anni war eine jener Frauen, die einem ansehen, ob man an der Keksdose gewesen war, ohne auch nur hineingeguckt zu haben. Sie hatte ihr geholfen, es versucht, sie gepflegt, Verständnis gezeigt. Zumindest. Irgendetwas schien anders an diesem Morgen. Besser, einfach glücklicher. Sie war zufrieden. Sie lenkte ihre Blicke nach rechts, zum Nachttisch, auf dem ein Bild von Jack und ihr, kurz nach der Verlobung, stand. Und zum ersten Mal nach so langer Zeit, konnte sie lächeln. Sie dachte nun nicht mehr an den Schmerz. Sie nahm ihn an. Jack war weg. Und es war ok. Sie setzte sich auf, klingelte nach Anni und fing an, einen Plan für die Umgestaltung des Hauses zu schmieden.

 

Hi IceQueen und herzlich willkommen! :)

Dein text geht sehr schnell vor sich. Das Aufwachen, Begreifen der Situation und geht aber dann innerhalb von ein paar Zeilen zur Annahme und zum neuen Lebensmut. Zu schnell, für mich.
Ich denke, Du willst zeigen, dass es selbst nach dem Verlust eines wichtigen Menschen und der eigenen Behinderung weitergeht. Und: Du willst den Leser mit etwas positivem vom Text entlassen. Das ist einerseits ein guter Ansatzpunkt. Auf der anderen Seite geht es viel zu schnell, um glaubhaft zu sein, meiner Meinung nach. Du hast hier mehrere Aspekte verarbeitet, und es erscheint sehr hastig alles.
Der Text braucht NICHT: 5 Seiten Phrasendreschen, dass sie unendlich traurig ist, ihr das Leben zerstört ist usw. Der Text braucht, meiner Ansicht nach, Handlung, Details, Gespräche, woraus der Leser selbst diesen Zustand erschließen kann und ein langsames, behutsames Herbeiführen der gemütswendung.
Ansonsten hast Du eigentlich gut formuliert und keine größeren Holperer drinnen.

schöne Grüße
Anne

 

Hi Maus,
Ersteinmal möchte ich mich für deine schnelle Kritik bedanken. Hier nun einige Anmerkungen:

"Dein text geht sehr schnell vor sich. Das Aufwachen, Begreifen der Situation und geht aber dann innerhalb von ein paar Zeilen zur Annahme und zum neuen Lebensmut. Zu schnell, für mich. "

- Sie begreift ja schon beim Aufwachen, dass etwas anders ist als sonst. Sie registriert die Sonne und ihr fällt auf wie trostlos die Wohnung ist. Das dazwischen ist ein Rückblick, den sie kurz macht, um die Erkenntniss zu verdeutlichen, dass es jetzt aufwärts geht.

"Der Text braucht NICHT: 5 Seiten Phrasendreschen, dass sie unendlich traurig ist, ihr das Leben zerstört ist usw. Der Text braucht, meiner Ansicht nach, Handlung, Details, Gespräche, woraus der Leser selbst diesen Zustand erschließen kann und ein langsames, behutsames Herbeiführen der gemütswendung."

- Das war wie gesagt nur die Rückblende, und wie sie auch sagt, war ihr nicht danach mit jemandem darüber zu sprechen, nichtmal mit ihrer Pflegerin, die ihr ziemlich nahe steht. Sie macht diese Entdeckung allein, wieso sollte sie darüber sprechen?

trotzdem Danke
MFG IceQueen

 

Hallo IceQueen,

Deine Geschichte hat mich berührt. Ich hätte gern noch etwas mehr von Kate´s Konflikt um Erkenntnis, Genesung, Neuanfang gelesen.

Ich muss noch was fragen bzw. etwas sagen:

Trotzdem... er war so nah, begleitete sie... aber kapselte sie auch ab.

Heißt das, er schränkte sie in irgendetwas ein? Aber worin?

Umgeben von kalten sterilen Menschen in weißen Kitteln. Und den Augen ihrer Mutter.

Ich glaube, Du willst sagen, dass die Menschen teilnahmslos sind. Steril im Zusammenhang mit Menschen assoziiert Unfruchtbarkeit. Dann sollte zwischen Aufzählungen ein Komma stehen. Meinst Du, dass sie auch von den Augen ihrer Mutter umgeben ist? Das ist eine interessante Formulierung, drückt für mich hilflose Beobachtung aus. Gelungen! Da hätte ich "Und von den Augen... " geschrieben. Und wie Maus so sagte: Lass es langsamer gehen.

Feundliche Grüße
tourist

 

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