Aufgewacht
Die Sonne ging auf. Langsam flutete das warme Licht den Raum. Es kroch über den Teppich, langsam, leise. Ein einzelner Sonnenstrahl stahl sich auf ihre Nase. Sie musste lächeln. Alles schien so friedlich, so ruhig, gelassen. Sie
sah sich um. Lies ihre Blicke wandern. Der Schrank...das Regal....der Schreibtisch... Alles sah so...trostlos aus. Seit Jack nicht mehr da war, war sowieso alles trostlos geworden. Es kam ihr vor als sei es gestern gewesen, dass sie zusammen in diesem Bett gelegen und Pläne für ihre Hochzeit geschmiedet hatten. 3 Jahre..... 3 Jahre waren vergangen, seit es geschehen war. Trotzdem... er war so nah, begleitete sie... aber kapselte sie auch ab. Dieses Geräusch, sie hatte es immernoch in ihrem Kopf, das Bersten des Metalls, als sich das entgegenkommende Auto ungemindert in ihre Motorhaube fraß. Wieso lebte sie? Immer und immer wieder hatte sie sich diese Frage gestellt. Sich ... und anderen...bis diese sie allmählich aufgegeben hatten. Sie lebte ..er war tot. Für immer, unwiederbringlich. Einfach weg. Sie war im Krankenhaus aufgewacht. Umgeben von kalten sterilen Menschen in weißen Kitteln. Und den Augen ihrer Mutter. Rot, verheult und traurig hatte sie sie angesehen. Und Kate hatte gewusst was geschehen war. Nicht geglaubt, nein, aber gewusst. Er war tot. Sie lebte - von der Hüfte abwärts gelähmt zwar und nie wieder in der Lage, eigenständig einen Schritt zu tun, aber sie lebte. An die Zeit danach konnte sie sich kaum noch erinnern. Der Schmerz, zu groß um ihn zu verdrängen, hatte sie aufgefressen. Menschen waren gekommen, Fremde, Freunde, Familien. Ihr war es egal. Sie alle hatten herumgestanden, ein paar Worte des Mitleids gemurmelt, und auf den Boden gestarrt, nur um nicht die grenzenlose Verzweiflung in ihren Augen sehen zu müssen. Irgendwann waren immer weniger gekommen. Nur ihre Mutter kam noch ab und zu, um nach ihr zu sehen. Und Anni.... ja Anni. Anni hatte nie gefragt. Anni hatte gesehen. Anni war eine jener Frauen, die einem ansehen, ob man an der Keksdose gewesen war, ohne auch nur hineingeguckt zu haben. Sie hatte ihr geholfen, es versucht, sie gepflegt, Verständnis gezeigt. Zumindest. Irgendetwas schien anders an diesem Morgen. Besser, einfach glücklicher. Sie war zufrieden. Sie lenkte ihre Blicke nach rechts, zum Nachttisch, auf dem ein Bild von Jack und ihr, kurz nach der Verlobung, stand. Und zum ersten Mal nach so langer Zeit, konnte sie lächeln. Sie dachte nun nicht mehr an den Schmerz. Sie nahm ihn an. Jack war weg. Und es war ok. Sie setzte sich auf, klingelte nach Anni und fing an, einen Plan für die Umgestaltung des Hauses zu schmieden.