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Auf eine Zigarette mit Mela

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03.04.2016
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Auf eine Zigarette mit Mela

„Wie war es denn gestern eigentlich?“, fragt meine Kollegin, während ich die Tür zum Raucherraum hinter ihr schließe.
„Okay.“
Ich versuche mich zu erinnern.
„Ach ja. Meine neuen Sommerreifen sind gestern endlich gekommen. Das war vielleicht ein Theater.“ Ich unterbreche mich kurz um meine Zigarette anzuzünden.
Meine Kollegin ist schneller: „Super. Ich brauch ja auch dringend neue. Meine sind total runter, ich vergess das immer.“
Ich nicke zustimmend: „Ja, meine wa-“
„Ach, ich muss ja eh noch in die Werkstatt“, spricht Melanie einfach weiter. „Die wollten noch nach meiner Bremse gucken. Was für Reifen hast du dir denn geholt? Martin hat mir letztens von seinen vorgeschwärmt, die sind wohl Testsieger oder so was. Der hat aber so ganz breite Dinger, der fährt ja so‘n Sportschlitten. Wahrscheinlich wären die für meinen auch nicht so gut. Hast du das Auto von Martin eigentlich schon mal gesehen? Super…“

Für einen kurzen Moment komme ich mir vor wie ein Fisch und schließe den Mund wieder. Es wurde wohl keine Antwort von mir erwartet.

„…wann ich das machen soll. Freitag muss ich nach der Arbeit zum Friseur und am Samstag kommt meine Mutter zu Besuch und vorher muss ich noch dringend saubermachen. Sieht aus wie Sau bei mir. Ach ja, und am Freitag muss ich noch bei Steffen vorbei. Ich krieg nämlich ein Tablet von dem. Der hat ganz viele zuhause und jetzt darf ich mir eins aussuchen. Voll nett, oder?“
„Ähm, wieso hat der denn so viele davon?“, frage ich leicht irritiert und nicht ganz sicher, ob ich die Antwort wirklich hören will.
„Keine Ahnung. Der kriegt die immer von irgendwelchen Leuten. Ist aber alles legal, hat er gesagt. Ich bin schon ganz aufgeregt. Eigentlich wollte ich ja nix mehr mit dem zu tun haben, weil der ja so über mich gelästert hat, aber letztens hat der angerufen und sich entschuldigt und dann haben wir uns noch voll lange richtig gut unterhalten. Eigentlich ist der ja echt nett. Auf jeden Fall muss ich da Freitag noch hin. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was sich mein Bruder letztens geleistet hat?“

Hat die Frau hier vor mir wirklich schon die dreißig hinter sich gelassen?, frage ich mich zum wiederholten Male.

„Ne?“ Meinen fragenden Blick sieht sie nicht, denn sie hat begonnen das Pflaster an ihrem Daumen zu untersuchen.
„Der verarscht seine Freundin voll. Die arme tut mir total leid“, sagt sie gedankenversunken und dann zum Pflaster: „Warum gehst du Mist-Ding eigentlich immer ab?“ Sie blickt kurz auf um an ihrer Selbstgedrehten zu ziehen. „Jetzt brauch ich schon wieder ein neues Pflaster. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie das passiert ist? Ich hab mir so ein Keramikmesser gekauft. Das ist super scharf und beim Abwaschen, hab ich mir voll in den Finger geschnitten. Eigentlich sind diese Dinger…“, erklärt sie mir zum dritten Mal in dieser Woche.

Ich konzentriere mich auf meine Augenbraue und schaue aus dem Fenster. Eine Amsel fliegt vorbei. Sie landet auf dem Dach gegenüber. Für einen Moment scheint es als würde die Amsel mir direkt in die Augen sehen. Dann putzt sie sich kopfschüttelnd den Schnabel am Dachziegel, plustert sich auf, kackt aufs Dach und fliegt weg. Lächelnd schaue ich ihr ein bisschen neidisch hinterher.

„…eigentlich schon erzählt, was mein Ex schon wieder gebracht hat?“
„Ne, was denn?“
Das Thema Exfreund lässt sie regelmäßig zur Höchstform auflaufen.

“Der terrorisiert mich voll. Am Samstag hat‘s an der Tür geklingelt und ich dachte schon, das wäre wieder diese blöde Oma von nebenan. Ich wollte erst gar nicht aufmachen. Die dreht nämlich schon wieder völlig am Rad.“ Sie blickt auf und wedelt mit dem Zeigefinger in meine Richtung: „Muss ich dir gleich auch noch unbedingt erzählen. Auf jeden Fall steht da dann tatsächlich einer mit Blumen. Unfassbar, oder?“

Sie zieht an ihrer Zigarette. Überrascht nimmt sie die Zigarette aus dem Mund und betrachtet konzentriert das nicht mehr glühende Ende. Aus dem Augenwinkel sehe ich Frau Dewind durch die Glastür über den Flur stöckeln.

„…mein Hund was zum Spielen. Die Dewind hat dich übrigens gestern gesucht“, sagt sie und nickt in Richtung Tür. „Die ist mir vielleicht auf den Zeiger gegangen. Ich wollte gerade Pause machen und da platzt die rein. Spitzen Timing.“, nuschelt Mela gegen die Zigarette in ihrem Mundwinkel an. Zwei Finger in der engen Hosentasche und mit der anderen Hand von außen schiebend, fummelt sie nach ihrem Feuerzeug.

Fragend blicke ich sie an, ohne Reaktion. Da ich gestern nicht im Büro war, hatte ich sie bereits heute morgen gefragt, ob jemand angerufen hatte. In meinem Bauch beginnt es zu brodeln. Dies war bereits unsere dritte oder vierte Zigarettenpause, zudem hatte ich ihr schon erzählt, dass ich auf eine dringende Antwort von Frau Dewind warte. Aber das muss man wohl verstehen, schließlich hatte ich ja auch nach Anrufern und nicht nach Besuchern gefragt. Ich atme tief ein.

„Hat sie wa-?“
„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was die letztens gebracht hat?“ Sie ignoriert mich konsequent weiter.

Als sie ihr Feuerzeug endlich befreit hat, beginnt sie den Stummel zwischen den Fingern zu rollen und wie ein Stockbrot in der Flamme zu rösten. Für einen kurzen Moment vergisst sie zu sprechen.

„Was hat sie denn gesagt? Wollte sie sich nochmal melden?“

Sie sieht auf und runzelt die Stirn. „Äh, ach die Dewind? Nö, keine Ahnung, hat sie nicht gesagt. Ich hab ihr nur gesagt, dass du beim Arzt bist und dann ist sie wieder abgehauen. War auch besser so.“
Ich beiße die Zähne aufeinander.
„Die geht mir momentan tierisch auf die Nerven. Die kann labern ohne Punkt und Komma. Wenn die wieder losgelegt hätte, hätte ich meine Pause vergessen können. Wie kann man eigentlich den ganzen Tag so viel reden?“

Zum Glück ist bald Feierabend und ich kann endlich nach Hause. Dort wird schon mein Freund warten. Dann setzen wir uns, wie immer, in den Wintergarten, rauchen und tauschen uns über unseren Tag aus. Das tut mir immer unheimlich gut. Nur ein paar Mal ist bisher etwas dazwischengekommen. Da war ich tagelang unruhig und gereizt, bis ich endlich wieder mit ihm reden konnte. Manchmal beschwert sich mein Freund, ich würde ihm jeden Tag über Stunden haarklein das Gleiche erzählen. Aber ich finde, dass solche Rituale wichtig sind in einer Beziehung. Eigenartig ist nur, dass er kaum was von seinem Tag erzählt. Wenn ich ihn frage, wie sein Tag war, bekomme ich als Antwort ein: „Okay.“

 

Ronnie,

vielleicht hatte Rotmeise eine Allegorie vor ... läßt sie die Kollegin der Erzählerin doch sagen:

„Die geht mir momentan tierisch auf die Nerven. Die kann labern ohne Punkt und Komma. Wenn die wieder losgelegt hätte, hätte ich meine Pause vergessen können. Wie kann man eigentlich den ganzen Tag so viel reden?“

und stellt sie somit in die Reihe, in die sie sich selbst am Ende der Geschichte stellt, labert sie doch ihren Freund genauso voll, wie die Kollegin sie, und ruft sie doch anscheinend in ihrem Freund die Gefühle hervor, die sie ihrer Kollegin entgegenbringt. Sorry, das war ein hässlicher Satz.

Rotmeise

mich würde schon interessieren, ob du versucht hast, hier noch einen tieferen Sinn einzubauen, denn falls das der Fall ist, entzieht er sich mir. Ich neige im Moment schwer in Richtung Ronnie:

Dein Text lässt mich einigermaßen ratlos zurück.

Much ado about nothing,

Gruß aus dem Fränkischen,

Thomas

 

Hallo Ronnie, hallo Thomas,

erstmal danke fürs Lesen euch beiden und für eure Kommentare.
Tatsächlich handelt es sich bei diesem Text um meine erste KG überhaupt und dann auch noch um eine Art Experiment. Vielleicht war das ein wenig viel gewollt. Dass ihr die Geschichte als wild umher springendes Geplänkel empfindet, war tatsächlich Absicht. Die auftretenden Figuren und das Gesagte sollten bewusst "nerven", wie es den Prot ja auch zunehmend "nervt".
Ich wollte gerne die teilweise absurd selbstbezogenen "Gespräche" bestimmter Menschen wiedergeben und gleichzeitig darstellen, wie wenig selbstreflektiert sich so einige Mitmenschen zeigen. Daher habe ich versucht das "bla bla" möglichst ungefiltert aufzuschreiben, was sich, zugegeben, etwas sperrig und anstrengend liest, aber eben so gemeint ist.
Die Metaebene (ein bisschen hochgegriffen für dieses bescheidene Stückchen Text) soll, wie vermutet, sein, dass sich sowohl der Prot als auch besagte Kollegin überhaupt nicht selbst einschätzen können und letztlich über ihre eigenen Eigenschaften schimpfen.
Ronnie: Ja, das Augenbrauenthema scheint mir mittlerweile auch etwas übertrieben. Es sollte sich einfach als roter Faden durchziehen und die zunehmende Gereiztheit des Prot darstellen.

Gruß,
Rotmeise

 

Hallo Rotmeise

und willkommen hier :thumbsup:

Die Idee zu der Geschichte, die Sprachlosigkeit im täglichen Pseudodialog, das Aufnehmen eines Fadens, abrupte Wechseln des Themas, finde ich sehr gut.
Wie du das Thema umsetzt, ist nicht ganz so wirksam, wie du es dir womöglich gewünscht hast, kommt mir noch etwas halbherzig vor...

Besser fände ich es, ausschließlich auf Dialog zu setzen, evtl. ein paar Sätze am Anfang und am Schluss in Prosa. Dann erreichst du viel mehr an Wirkung.
Lohn sich jedenfalls, was an dem Text zu machen :D

viele Grüße
Isegrims

 

Hej Rotmeise,

dein Anliegen auf das Thema von der Art deiner Protagonistin hinzuweisen, ist mit Sicherheit eine gute Idee. Vielleicht wäre es aber unterhaltsamer und interessanter, wenn du nicht nur den Dialog wiedergeben würdest, sondern eine Geschichte drum herum gebaut hättest. Denn solche Art von "Unterhaltung" haben wir sicher alle schon einmal miterlebt. :lol: Leider.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Isegrims, hallo Kanji,

danke für euer absolut gegensätzliches Feedback ;)
Schön, dass ihr den Ansatz schätzt und nachvollziehen könnt. Das baut mich etwas auf! Hm, was ich nun aus euren Vorschlägen machen werde? Mal sehen, ob es noch weitere Kritik gibt - immer her damit! Dass in dem Text sicherlich noch viel Änderungspotential steckt, habe ich nun aber rausgehört und werde ich auf jeden Fall beherzigen.

Gruß,
Rotmeise

 

Hola Rotmeise,

wie gut die beiden doch harmonieren:

Manchmal beschwert sich mein Freund, ich würde ihm jeden Tag über Stunden haarklein das Gleiche erzählen. Aber ich finde, dass solche Rituale wichtig sind in einer Beziehung. Eigenartig ist nur, dass er kaum was von seinem Tag erzählt.

Die ideale Beziehung sozusagen, der programmierte Ausgleich.
Wiewohl ich die Idee mit dem doppelten Boden ganz nett finde, komme ich als Leser doch nicht so recht in den Genuss eines ansprechenden Textes.
Kling macht es bei mir, und ich stehe in der Frittenbude neben Dittsche und lass mir die Ohren volllabern. ’Das wirklich wahre Leben’, also das sinnlose Gequatsche, macht mir weder live, noch im TV, noch als Text Spass. Tja, das Risiko bist Du eingegangen.

Ich werde trotzdem noch mehr von Dir lesen.
Schöne Grüße! Und bist Du sicher, dass Du keine Blaumeise bist?

José

 

Hey Rotmeise!
Ich muss sagen, dass ich deine Idee, deine "Meta-Ebene", auf Anhieb gut verstehen konnte. Das kam meiner Meinung nach deutlich rüber. Dass das jetzt nicht wahnsinnig tiefgründig oder weltbewegend war, das stimmt, aber das schien auch nicht deine Absicht zu sein...
Hier und da ist deine Geschichte noch etwas holprig. Vor allem über folgenden Satz bin ich gestolpert:

Kaum zu glauben, dass die Frau hier vor mir die dreißig schon deutlich hinter sich gelassen hat, frage ich mich zum wiederholten Male.
Das ist ja vielmehr eine Feststellung, als eine Frage.

Ich hab den Eindruck du wolltest einfach mal antesten, ob du ein Schreibtalent hast und daher finde ich die Geschichte als ersten Versuch völlig in Ordnung und schließe mich José an: wir möchten mehr lesen! :)

 

Hallo Rotmeise!

Ich mag es sehr, wenn sich Geschichten um die (mitunter unangenehm wirkenden) Eigenarten von Menschen drehen. Auch hier gefällt mir das gut. Diese penetrante Art dieser Laber-Tante kommt gut raus. Ob es nun okay ist, dass der Kollege sie da so durchreden lässt, ohne mal einzuhaken - erst recht, wenn es um seine eigenen Belange geht - ist natürlich fraglich. Aber gerade DAS ist auch das Interessante. Dass man vielleicht unweigerlich denkt: 'Ja, scheiße, nun stauch sie doch zusammen!' Und dann passiert es doch nicht - und auch das ist durchaus etwas Reales, etwas das sehr oft passiert, wenn man selbst in so eine Situation mit so einem Laber-Helden reinrutscht.

Ich hab die Story jedenfalls gerne gelesen!

LG

 
Zuletzt bearbeitet:

„Ok“, überlege ich. „Ach ja …“
Nein, sie überlegt das nicht, sondern sie sagt es. Ansonsten du dir die Anführungszeichen der wörtlichen Rede ja sparen könntest. Und vermutlich sagt sie nicht einmal ok (wie in Pflock?), sondern viel wahrscheinlicher ist, dass sie okay sagt.

„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was die letztens gebracht hat?“, ignoriert sie mich konsequent weiter.

„Was hat sie denn gesagt? Wollte sie sich nochmal melden?“, nutze ich hastig die Chance.


Schon klar, Rotmeise, du versuchst hier die oftmalige Wiederholung der vermeintlich langweiligen Inquit-Formeln fragt sie & sage ich usw. zu vermeiden. Für mich gehen diese gutgemeinten Versuche in aller Regel aber schief, einfach weil das Ergebnis meist nur bemüht wirkt und sprachlich obendrein unsauber, um nicht zu sagen, sachlich falsch ist.
Weil sinngemäß steht dann letztlich so was da:

„Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was die letztens gebracht hat?“, ignoriert sie.
„Wollte sie sich nochmal melden?“, nutze ich.

Und über so was haut’s einen (zumindest mich) beim Lesen einfach drüber.
Jetzt kannst du natürlich sagen, dass du mit diesen auffälligen und ausgeschmückten Inquit-Formeln die inhaltliche … nun ja, Dürftigkeit des Textes kompensieren wolltest. Das hieße aber nichts anderes, als dass der Text vorwiegend aus Verpackung, und weniger aus Inhalt besteht. Und das ist für mich einfach die falsche Herangehensweise, um eine Geschichte zu erzählen.

Aber dass du mir beizeiten eine solche, also eine richtige Geschichte, erzählen wirst, bin ich mir nahezu sicher. Dass du nämlich zweifellos schreiben kannst, zeigst du schon mit diesem Text.

Willkommen hier, Rotmeise.

offshore


Ach ja, noch was:

Meine sind total runter, ich verge das immer.“
Hier scheinst du vier Buchstaben verge zu haben. :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
erstmal vielen Dank an Alle fürs Lesen und Kommentieren! Nun aber der Reihe nach:

Hallo José,
ja, läuft es in Beziehungen nicht eigentlich immer so? Irgendwie kompensiert man doch immer die Fehler des Anderen, wenn es gut läuft.
Den Vergleich mit Dittsche muss ich natürlich aushalten. By the way: auch ich schalte bei dieser Sendung regelmäßig weiter, weil ich diese Phrasen / Kneipen / pseudoreflektierten Monologe nicht lange ertragen kann. Aber immerhin war das ja auch der Auslöser, diese Geschichte zu schreiben und auch der Grund, die KG möglichst kurz zu halten. Länger hätte ich nicht mal mehr das Schreiben ertragen... ;)
Freut mich zu hören, dass du trotzdem noch bereit bist, mehr zu lesen.


Hallo Vulgarisatrice,
juhu, noch jemand, der sich vorstellen kann, eine weitere Geschichte von mir zu lesen! :D
Nun zu deinem Feedback: Richtig, tiefgründig sollte es nun wirklich nicht sein und ebenfalls richtig, dies ist einer meiner ersten Gehversuche im Schreiben. Daher habe ich mich auch absichtlich auf die kleinen, anstrengenden und manchmal absurden Momente des Lebens konzentriert.
Die holprigen Stellen werde ich versuchen, ausfindig zu machen und so schnell wie möglich beheben. Da ich zur Zeit überlege, die KG umfangreich zu überarbeiten, mag der ein oder andere Stolperstein dann ohnehin wegfallen. Das wird allerdings nicht über Nacht gehen.


Hallo Alltagsschleife,
puh, ich bin echt erleichtert, dass meine Geschichte bei einigen von euch doch recht gut angekommen zu sein scheint. Danke!
Bei deinem Nick, Alltagsschleife, hätte ich auch fast getippt, dass dein Interesse in diese Richtung geht... Freut mich, denn auch ich liebe die kleinen, aber feinen Absonderlichkeiten, die das Leben manchmal so mit sich bringt.
Tja, dass die Kollegin sich kaum in das Gespräch einbringt, würde ich eher darauf zurückführen, dass es kaum eine Gelegenheit gibt. Die Labertante lässt keine Gesprächspausen zu, ist auch gar nicht an einem Austausch interessiert und das Gegenüber ist einfach zu höflich / schüchtern, um ihr ins Wort zu fallen und erst Recht, um ihr Paroli zu bieten. So zumindest hatte ich es mir beim Schreiben gedacht. Hier ist auch der große Unterschied zwischen der Protagonistin und ihrem Freund am Schluss. Im Kontakt mit Mela geht es hier mehr darum, irgendwie die Fassung zu bewahren, höflich und freundlich aufzutreten, einfach nicht unangenehm aufzufallen. Erst zuhause traut sie sich ihren Frust raus zu lassen. Der Freund hingegen nimmt es aus Liebe hin, er weiß, dass es ihr danach besser geht und hält die Situation daher aus.
Es freut mich zu hören, dass sich die steigende Unruhe ein bisschen auf dich übertragen hat. So war es geplant.


Hallo Maria,
kein Problem, dass die Geschichte nicht nach deinem Geschmack war. Das kann ich verstehen.
Dann hoffe ich mal, dich mit einer anderen KG mehr begeistern zu können.
Super, dass du trotzdem bis zum Ende dran geblieben bist, das ist ja schon etwas. Kannst du mir vielleicht ein Beispiel für die Hänger nennen?


Hallo offshore,
erstmal danke für das Kompliment - das geht runter wie Öl. :D
Okay ;), auch du kannst der Geschichte nicht viel abgewinnen. Das muss ich so hinnehmen. Das mit den gestelzten Inquit-Formeln werde ich bei meiner Überarbeitung und nachfolgenden KG sicherlich berücksichtigen. Ich habe mich tatsächlich schwer getan, die ständigen Wiederholungen zu umgehen. Danke aber für den Tipp, anscheinend muss man das wohl so hinnehmen. Grundsätzlich habe ich mich ohnehin so gut wie entschieden den Text grundlegend zu ändern, so dass in dem Zuge auch der Schwerpunkt mehr auf dem Gesagten und weniger auf dem Drumherum liegen wird.
Der dürftige Inhalt wurde bereits mehrfach bemängelt und auch bereits von mir kommentiert.
Noch kurz zu deinem ersten Hinweis. Das 'okay' wird natürlich geändert. Das Verb 'überlegen' habe ich an dieser Stelle gewählt, um anzudeuten, dass sich die Protagonistin gerade dazu bereit macht, ausführlicher über ihren Tag zu berichten. Sie lässt den Tag Revue passieren, um eine Antwort auf die Frage formulieren zu können. Dazu hat sie aber im weiteren Verlauf keine Gelegenheit mehr, weil sie unterbrochen wird. Ich werde noch einmal in mich gehen, um das besser zu formulieren.
Übrigens sollte das 'okay' auch einen Rahmen um die Geschichte bilden. Vielleicht wählt der Freund am Schluss die Einleitung 'okay' ebenso ungeschickt wie die Prot, so dass er selten Gelegenheit bekommt, sich einzubringen und mitzuteilen.

So, nun habe ich so ausführlich geantwortet, dass ich nun keine Zeit mehr habe für die Korrekturen. Vielleicht habe ich heute Abend noch ein paar Minuten.

Gruß,
Rotmeise

 
Zuletzt bearbeitet:

Dieser Post ging wohl zweimal raus. Ich hab hier den Inhalt mal gelöscht.

 

Hallo Rotmeise,

ich konnte deiner Geschichte leider nicht so viel abgewinnen an Lesegenuss und das lag daran, dass ich fast in der Mitte ausgestiegen wäre.
Deutlich machst du klar, dass deine Protagonistin dieser Quasselstrippe Mela ausgeliefert ist und nachdem man dies als Leser relativ rasch erblickt hat, möchte man gern etwas Spannendes erfahren.

Aber dieser Monolog geht munter weiter und steigert sich nur an der Stelle ein bisschen, als es um die Frau Dewind geht. Aber am Ende verflacht auch dieser Punkt zum alten Thema.

Inhaltlich hast du viel verschenkt, denn sicherlich kennt jeder von uns solche Leute, die einen totsabbeln und man fieberhaft nach einem Ausweg sucht, während man wie ein Gefangener da steht und dieses Unbehagen am eigenen Leib spürt.

Diese Situation des Gefangenseins setzt aber bei jedem vorher einen Sachverhalt voraus, den du mir vorenthältst. Statt schlicht zu sagen: "Mela, ich habe keine Lust auf dein inhaltsleeres Gerede, sei doch bitte mal eine Zigarettenlänge lang still und lass mich den netten Ausblick genießen", steckt deine Protagonistin in der Situation, genau das nicht sagen zu dürfen, weil sie dann Schlimmeres erwarten muss. Z.B., weil dann Krieg ist zwischen den Kollegen, man Nachteile beruflicher, persönlicher und sonstiger Art zu erwarten hat und so weiter.

Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, weshalb sich deine Protagonistin in dieser Zwangssituation befindet, nicht die andere in ihre Schranken weisen zu können, was hat sie zu befürchten, zu verlieren?

Der Monolog ansich könnte dann erheblich kürzer werden und du könntest den Fokus auf das fiebrige Suchen nach einem Ausweg setzen. Man könnte mit der Protagonistin mitfühlen und mit ihr hoffen, dass ihr ein eleganter Coup gelingt, die andere zu stoppen oder dass sie ganz verwegen etwas tut, was man sich selbst nie getrauen würde, dass sie Rache übt auf perfide oder subtile Weise, dass sie irgendwie in dieser verqueren Situation gegen die andere Oberhand gewinnt.
Warum sind Märchen für Kinder und Erwachsene so beliebt? Oder neuzeitlicher gefragt, wieso lieben alle Pippi Langstrumpf? Weil die Heldin sich Dinge traut, die man als Kind meint, nie im Leben tun zu dürfen. Weil sie eine Unerschrockenheit hat, die eben nicht üblich und oft anzutreffen ist.

Im Grunde unseres Herzens sind wir Leser immer noch Kinder, die sich danach sehnen, in die Welt der Mutigen und Unerschrockenen einzutauchen. Das ist jedenfalls einer der vielen Gründe, weshalb man liest. Nur einer. Es gibt noch unzählige andere.

Aber wenn du eine Geschichte schreibst, stellt sich auch immer die Frage, für wen du das tust. Für dich allein? Dann wäre es ein Tagebuch oder ein Blog und würde beim Leser unweigerlich zur Enttäuschung führen. Willst du den Leser langweilen? Ganz gewiss nicht. Willst du ihn mitnehmen in den grauen Alltag? Nein, auch das willst du garantiert nicht, denn wer interessiert sich schon für Alltag, so wie er ist.
Interessant wird Alltag erst, wenn dort Dinge passieren, die ihn ungewöhnlich erscheinen lassen.
Was du in deiner Geschichte schilderst ist fast eins zu eins genau das, was täglich passieren könnte.
Der Kreis derjenigen Leser, die sich solch eine Alltagsgeschichte mit Genuss vornehmen, wird verdammt klein sein.
Wenn du Leser mit einer Alltagsgeschichte gewinnen willst, dann mach aus ihr etwas Ungewöhnliches, Überraschendes, Faszinierendes.

Und falls du übrigens ein Gegner von Happyends bist, was durchaus legitim ist, dann lass deine Protagonistin schmerzhaft bauchlanden und scheitern. Auch das wäre spannend.

Aber alles, egal, wie du deine Protagonistin anlegst, sollte nicht ohne ihren persönlichen Kampf gegen diese Mela vor sich gehen. Das kann eine Geschichte spannend machen und nicht die leiernden Sätze der Nervensäge.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lakita,
vielen Dank für dein ausführliches Feedback, das mich sehr zum Nachdenken angeregt hat.
Vermutlich habe ich hier einfach sehr viel vom Leser erwartet, was ja auch in den anderen Kritiken bereits bemängelt wurde. Mein Ansatz war es, den Alltag möglichst ungeschminkt und ohne Einmischung darzustellen (was, wie ich aus meiner Erfahrung als Leser weiß, durchaus seinen Reiz haben kann). Der Leser sollte möglichst ungelenkt den inneren Druck nachempfinden. Es war auch eine bewusste Entscheidung, den Leser allein zu lassen mit seiner Idee zur Auflösung der Situation.

Der Text sollte die Situation losgelöst von der Vorgeschichte der Protagonistin beschreiben. Der wesentliche Punkt, der in der Geschichte anklingen sollte, ist der, dass man häufig Eigenschaften an Anderen bemängelt und es selbst dabei nicht besser macht. Ich bin mir nicht sicher, ob es hierfür wirklich eine Vorgeschichte benötigt, denn dies sollte nicht auf eine bestimmte Erfahrung der Protagonistin reduziert werden.
Außerdem gibt es sehr viele Gründe, wie du ja auch schreibst, um sich in einer solchen Situation nicht selbst zu befreien und diese Gründe darzustellen oder mögliche Auswege zu zeigen, war nicht meine Absicht. Vielmehr sollte der Leser sich möglichst unbefangen hineinversetzen können.

Dass es im Resultat aber eher wie ein Tagebucheintrag wirkt, finde ich schade. Denn das war nicht meine Absicht.

Allerdings streubt sich in mir gerade alles dagegen, aus dieser Geschichte eine Schilderung dessen zu machen, was man häufig im Alltag gerne tun würde, aber sich nie traut (wie du unter anderem vorschlägst). Mir war diese Idee beim Schreiben der KG auch kurz gekommen, aber sie erschien mir zu naheliegend (zumindest für dieses spezielle Experiment, denn ich wollte den Leser nicht einfach so aus der Anspannung entlassen).

Insgesamt habe ich verstanden, dass ich die Intention für meinen Text wohl nicht so gut rübergebracht habe, wie ich es gerne hätte. Ich werde wohl noch eine Weile darüber nachdenken müssen, wie ich den inneren Druck besser darstellen kann, ohne ihn einfach zu beschreiben, um dem Leser die nervigen Sabbeltantenphrasen wenigstens zum Teil zu ersparen.

Gruß,
Rotmeise

 

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