- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Auf der Suche nach dem goldenen Kamm
Auf der Suche nach dem goldenen Kamm
Ein böser und gieriger Drache flog über die Länder und raubte wertvollen Schmuck, Rubine, Diamanten und Gold in jeder Form. Um noch mehr Reichtümer zu sammeln, raubte er auch Prinzessinnen um Lösegeld zu fordern.
Eines Tages flog der Drache in den Palast eines kleinen Königreiches und erbeutete den kostbaren Kamm der Prinzessin. Sie weinte bitterlich und konnte gar nicht mehr aufhören. Der König war ratlos und da seine Tochter im heiratsfähigen Alter war, schlugen seine Berater vor, daß derjenige die Prinzessin zur Frau bekommen sollte, der es schaffte ihr den Kamm wiederzubeschaffen und sie das Weinen aufhörte. Viele tapfere Männer versprachen den Kamm zurück zu bringen. Darunter war auch Viktor ein junger Ritter. Er setzte sich auf seinen schneeweißen Hengst und galoppierte davon.
Die Zeit verging, zunächst Tag, Wochen, Monate und zum Schluß Jahre, auf der Suche nach dem Drachen. Dieser wechselte seine Behausungen von Zeit zu Zeit. Mal wohnte er hoch auf den schneebedeckten Bergen, dann wieder in den tiefen dunklen Wäldern oder er versteckte sich in einem dunklen See. Alle Prinzen und die anderen mutigen Männer starben auf der Suche oder im Kampf für den goldenen Kamm. Einzig der Ritter Viktor war noch am Leben und wollte nicht aufgeben. Er stellte sich dem bösen Drachen in dessen weitverzweigter Höhle. Es wurde ein erbitterter Kampf und bis zum Schluß war nicht deutlich, wer gewinnen würde. Der Ritter mußte viele schmerzhafte Wunden ertragen von den messerscharfen Klauen und den Zähnen des Drachen. Dazu kamen einige Verbrennungen. Aber auch der Drache mußte Verletzungen einstecken. Hier ein Schwerthieb, dort ein Stich mit der scharfen Spitze des Schwertes. Beide waren vom Kampf erschöpft und von den Wunden geschwächt. Doch weder der Drache noch der Ritter wollten aufgeben. Da nutzte Viktor einen Moment in dem der Drache unachtsam war und stieß sein Schwert durch die dickgepanzerte Brust des Drachen mitten ins Herz. Mit einem lauten Donnern und Beben krachte der tote Drache zu Boden. Der Ritter ließ sein Schwert los, das immer noch in dem Drachen steckte und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, schaute er sich in den vielen Gängen der Höhle um. Der Ritter entdeckte Berge von Reichtümern und befreite die geraubten Prinzessinnen. Diese waren so glücklich über ihre Befreiung, daß sie alle ein großes Fest feierten, das bis tief in die Nacht dauerte.
Am nächsten Tag besorgte der Ritter Ochsenkarren aus einem nahegelegenen Dorf um diesen gewaltigen Schatz abzutransportieren. Bevor er zurück zu seiner geliebten Prinzessin, an die er während des ganzen Abenteuers dachte, kehren konnte, sah er es als seine Pflicht an, auch alle anderen Prinzessinnen zurück zu ihren verzweifelten Vätern zu bringen. Der Rückweg war nicht weniger gefährlich, als die Suche nach dem Drachen. Gab es doch auch hier und dort brutale Raubritter und andere Wegelagerer, die gern einen Teil des Goldes oder Diamanten für sich erbeutet hätten. Aber der Ritter Viktor wußte wie sie diese Fallen geschickt umgehen konnten. Nach und nach brachte er die Prinzessinnen in ihre Königreiche zurück. Die Väter waren jedesmal überglücklich, ihre für immer verlorengeglaubten Töchter wieder zu sehen. Als Belohnung erhielt der Ritter jedes Mal einen stolzen Teil des Schatzes. Sie kamen gut voran, und der Ritter glaubte bald seine Prinzessin in die Arme schließen zu können und sie zu heiraten.
Nur noch wenige Prinzessinnen waren zurück zu begleiten und die Schätze waren ihren rechtmäßigen Besitzern zurück gebracht worden. Doch beim Durchqueren eines dunklen Waldes wurden sie von einer Räuberbande umzingelt und der Anführer wollte alle Reichtümer für sich und die Frauen für seine Männer. Dafür würde eventuell der Ritter mit dem Leben davon kommen. Die Prinzessinnen fürchteten sich zu Tode und saßen zitternd in ihren Wagen. Natürlich konnte der Ritter den Vorschlag des Räuberhauptmannes nicht annehmen. Er würde alles verteidigen, hatte er doch schon einen Drachen getötet, dann konnte er es auch mit den Räubern aufnehmen. Aber im Stillen dachte er auch an die Übermacht der Banditen. Unerwartet stand eine der Prinzessinnen mit einem Schwert, welches sie sich aus dem Schatz gezogen hatte, neben ihm.
Gemeinsam kämpften sie gegen die Übermacht der Räuber. Jeder von ihnen mußte sich teilweise gegen drei Räuber gleichzeitig zur Wehr setzen. Aber am Ende siegten sie und schlugen die Räuber in die Flucht. Obwohl sie völlig erschöpft waren, beeilten sie sich den Wald zu verlassen. An einem Fluß machten sie Rast um wieder zu Kräften zu kommen. Der Ritter bedankte sich bei der Prinzessin für ihre Hilfe, ohne die sie verloren gewesen wären. Sie begann ihre traurige Geschichte zu erzählen, daß sie gar keine Prinzessin sei, sondern die Tochter eines Ritters der seinem König treu diente. Eines Tages kam der Drache und forderte die Tochter des Königs, ansonsten würde er die Dörfer und Felder mit samt der Ernte des ganzen Königreiches in Schutt und Asche legen. Der König wollte dem Drachen aber nicht seine um alles geliebte Tochter überlassen. Sollte sie doch den Sohn eines benachbarten Königreiches heiraten und er dadurch noch reicher und mächtiger werden. Darum setzte er den Ritter unter Druck und bezahlte ihn für dessen Tochter. Ja und so sei Nadine an den Drachen ausgeliefert worden. Nach ihrer Befreiung wußte sie nicht wo sie bleiben sollte, zu ihrem Vater und dem bösen König wollte sie auf keinen Fall mehr zurück. Der Ritter versprach sich um sie zu kümmern, und ihr eine angemessene Stelle zu besorgen, sobald er mit der Prinzessin verheiratet war. Nach ihrer Rast setzten sie ihre Reise fort. Dann war es geschafft, sie hatten alle Prinzessinen zu ihren Vätern zurückgeführt und auch der Schatz war verteilt.
Mit nur einem Ochsengespann fuhren der Ritter und Nadine zu dem Vater seiner lieblichen Prinzessin, um ihr den goldenen Kamm zurückzubringen. Der Empfang im Schloß war nicht so pompös wie er gedacht hatte. Der Ritter mußte am Schloßtor den Wachen erst mal erklären, wer er war, diese schickten einen Melder zum König und bis er zurück kam, mußten sie warten. Dann bekamen sie eine Audience vom König. Auf dem Weg in den Thronsaal hörten der Ritter und Nadine, seine Begleitung, die Wachen und Diener leise tuscheln. Nadine mußte vor dem Thronsaal warten. Als Viktor mit dem goldenen Kamm vor dem König trat, rutschte dieser nervös auf seinem Thron hin und her. Er bedankte sich für die Rückgabe und erklärte dem Ritter dann verlegen, daß er ja viele, viele Jahre unterwegs war und niemand geglaubt hatte, daß er überhaupt noch am Leben sei. Darum habe er die Hand seiner Tochter einem Prinzen eines befreundeten Königreiches gegeben. Er sei eines schönen Frühlingtages mit einem goldenen Kamm, der obendrein mit Smaragden, Rubinen und Diamanten besetzt war, gekommen. Die Prinzessin habe den Kamm erblickt und als sie vernahm, daß der Prinz im Besitz einer ganzen Kammanufaktur sein, hörte sie augenblicklich mit dem herzzerreißenden Weinen auf.
Das einzige was der König dem Ritter noch Gutes tun konnte, war ihn reich zu entlohnen für die Strapazen und die Mühen die er auf sich genommen hatte. Mit diesem Ende hatte der Ritter nicht gerechnet, er verabschiedete sich grübelnd und höflich vom König. Als der Ritter Viktor Nadine davon erzählte begann sie zu strahlen, statt wie erwartet ihn zu bedauern und zu trösten. Die Rittertochter gestand ihm, daß sie sich schon einige Zeit in den Ritter verliebt hatte, aber nichts sagen wollte. Nun aber sei die Zeit dafür gekommen.
Der Ritter war blind gewesen, wegen der Prinzessin, aber nun gestand auch er, daß sie sich auf der langen Rückreise nähergekommen seien. Der Ritter nahm Nadine fest in die Arme und küßte sie. Nach dem sie sich von einander gelöst hatten, zogen sie mit ihrem Ochsenkarren davon. Von den Entlohnungen der Könige kauften sie sich ein Stück Land an einem See und bauten sich ein wunderschönes Haus in dem sie lange und glücklich lebten und ihre Kinder aufzogen.
Alle Rechte bei Jürgen Littmann © 2002