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- Anmerkungen zum Text
Diesen Text habe ich geschrieben, um meine Gedanken zu ordnen und zu sammeln, und damit das alles mal raus ist. Hier geht es um etwas Herzschmerz und das Gefühl von Heimat.
Auf der ewigen Suche
So. Da sitze ich nun. Meine Gedanken sind unheimlich laut. Das sind sie oft und ich habe mich bereits daran gewöhnt. Das Hauptthema meiner Gedanken: " Warum hast du dummer Iltis nur nachgeschaut." Ihr kennt das vermutlich alle. Da ist diese eine Person, die einmal ein Teil eures Lebens war und man kann es nicht lassen, diese Person bei Facebook, Instagram o.ä. zu stalken, wie man so schön sagt, und dass, obwohl man weiß, man hätte es lassen sollen.
C. Da schaue ich mir sein Profil an, dann das seiner Freundin. Ihr Profilbild, sie sehen glücklich aus, beide. So lande ich auf dem Profil seines Bruders, er hat geheiratet.. "schön." Denke ich mir.. ich erinnere mich noch an den Tag als er sie vorstellte. Damals war ich natürlich an C. Seite. Bei den beiden ging alles so furchtbar schnell. Er war eigentlich noch in einer Beziehung, aber er hat die Stadt verlassen wegen eines neuen Jobs und so natürlich auch neue Leute kennen gelernt. Betrunken beim Dönermann verliebt, würde ich mal behaupten. Die beiden zogen schnell zusammen und sie war auch echt goldig. "Schön." Denke ich mir wieder traurig. Ist es okay, die Neue von seinem Ex zu hassen, obwohl sie einem nichts getan hat ? Hmm ich weiß ja nicht. Aber das Problem ist ja nicht, dass sie mir nichts getan hat, sondern dass sie hat, was ich will. Aber ich weiß, sie ist das bessere "ich". Sie macht ihn bestimmt glücklicher und ist genau das was er braucht.
Und so beende ich meine Gedanken, ihr bezüglich. Ihr denkt euch jetzt, dass hier ist eine übliche "ich habe Liebeskummer und will ihn zurück Geschichte", denn das kennen wir ja alle. Aber das ist es nicht. Denn so war ja ich, die die schluss machte. Nach vier Jahren Beziehung. Aber warum, wenn ich ihn doch liebte und selbst jetzt, drei Jahre danach, immer noch auf der Suche nach etwas bin, was mir das gibt, was er mir gab.
Spulen wir mal zurück. Ich wusste schon immer, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich hatte schon immer eine große Dunkelheit in mir. Eine innere Leere. Ein Verlangen nach etwas, was ich nie fand. Nicht mal bei mir Zuhause. Ich habe drei Geschwister. Und ich bin das Sandwich-Sandwich-Kind. Die unwichtigste Mitte die es gab. Meine kleine Schwester, war die kleine Schwester. Die die in einer Ehe geboren wurde. Ein Wunschkind aus Liebe.
Meine ältere Schwester, also die direkt vor mir kam, war ihr Leben lang Krank. Die ganze Kindheit hat sie fast im Krankenhaus verbracht und so viel es ihr natürlich auch schwer im realen Leben Fuß zu fassen. Nirgendwo kam sie an. Sie hat selten Freunde gefunden und in der Schule kam sie nie zurecht. So kam es wie es kommen musste. Sie entwickelte eine Psychose die sie vor der Welt da draußen beschütze. Und so war sie es, die nicht nur in meiner Kindheit, sondern auch in meiner Jugend alle Aufmerksamkeit bekam, wenn sie wieder durchdrehte. Meine Mutter gab dies auch ganz offen vor einigen Jahren zu. "Du bist halt auf der Strecke geblieben. Aber du warst stark und wir waren uns alle sicher, du gehst deinen Weg." - Wow. "Halt" So war das "halt". So wie der Himmel "halt" blau ist, und die Sonne um die Mittagszeit "halt" am höchsten steht, und man "halt" atmen muss damit die Alveolen in Zusammenarbeit mit den Erythrozyten den Gasaustausch erledigen um die Zellen mit Sauerstoff zu versorgen. So war das halt.
Häufig hatten wir unnötigen Streit, C. und ich. Weil ich große Verlustängste hätte, und viele andere Ängste, die ich nicht deuten konnte, genauso wenig wie ich viele Situationen die falsch gelaufen sind, nicht deuten konnte. Häufig machte ich im Affekt schluss, wollte aber eigentlich nur, dass er mich in den Arm nahm und mich liebte. Häufig machte ich im Wahn, wenn er denn gefahren war, Sachen kaputt und verletzte mich selbst.
Er lernte mich kennen in einer Zeit in der ich mich fast verloren hätte. Ich verdanke ihm, dass ich noch da bin. Damals war ich 18 und hab meiner Familie den Rücken gekehrt wegen, nennen wir es mal "unüberbrückbare Differenzen". Ich hatte kein Zuhause und wohnte bei einer Freundin. Ich hatte eine "Junge-Erwachsenen-Hilfe". Ich war ein Problem-Mensch, ja voller Probleme. Aber er nahm mich an sich wie ein Projekt. Er war sehr gütig, freundlich, introvertiert aber trotzdem sehr lustig. Ich liebte seine Augen und seine Fältchen die sich um die Augen bildeten wenn er lachte, oder nur grinste. Er kam aus einer fast perfekten Familie. Hausbau als er und sein Bruder noch Kleinkinder waren, in einem kleinen Dorf, in einer Neubaustraße wo alle gerade neue Häuser bauten und Kleinkinder hatten. Alle aus der Straße kennen sich seit Kindesalter. Alle sind miteinander befreundet und alle sind ca gleich alt. Die Eltern verheiratet, die Mutter liebevoll und sanftmütig, der Vater ein kleiner Choleriker der eigentlich alles richtig machen will, aber die Dinge häufig falsch anpackt und deswegen eine Stressbacke ist. Er hat sich sein ganzes Leben abgebuckelt, damit seine Kinder alles machen können was sie wollen. Studieren, Meistertitel, Hausbauen, Auto... etc. Ich verstand mich nicht mit dem Vater und auch nicht besonders mit dem Bruder, der leider sehr nach ihm kam. "Was willst du denn mit der" hallt in meinem Kopf nach. Meckerte sein Vater damals, als ich weinend in C's Zimmer saß weil mein Opa starb, den ich wegen des Streits in meiner Familie 2 Jahre nicht gesprochen habe. Es brach mir das Herz. Noch schlimmer war das Geschrei seines Vaters und seines Bruders weil diese es nicht verstanden und dachten ich mache Theater weil C. statt bei mir zu sein, mit seinen Freunden in die Stadt ging. Er konnte damit nicht umgehen. Und sie wussten nicht was los war.
Im laufe unserer Beziehung suchte meine Mutter wieder Kontakt zu mir, so bekamm ich meine Familie wieder, die ihn dann auch kennen und lieben lernten. Ich begann eine Ausbildung in einer Kinderklinik, wo ich Onkologische Fälle im Kindesalter betreute. Dies veränderte alles.. So kam es, dass ich reifer wurde. Und mein Weltbild sich veränderte. Ich wurde ziemlich Eigenständig - Während bei ihm anfing alles drunter und drüber zulaufen. Er sah mich nicht mehr. Er hatte keine Zeit mehr für mich, und sagte zu meinen 22. Geburtstag ab.. Als er dann auch noch den Geburtstag meiner Oma, fast einen Monat danach absagte, machte ich Schluss.
Ich meine nicht alleine deswegen. Sondern auch, weil er mein erster richtiger Freund war, und er mich in seiner Zukunft nicht sah. Vier Jahre Beziehung, ich hatte meine eigene Wohnung, und er wohnte noch bei seinen Eltern und seine Mum, liebevoll wie sie ist, und uneigenständig wie er war, bezog sein Bett häufig neu, und schmierte morgens sein Arbeitsbrot. Er wolle zuhause wohnen bis er 30 ist. Das konnte ich mir nicht vorstellen. Und so, wollte ich meinen eigenen Weg gehen. Er sagte auch nicht viel dazu. Nicht, dass er mich behalten oder wieder haben wolle, nichts dergleichen. Also beendete ich die Beziehung und suchte was noch so auf mich wartet. ( Hätte ich mal in die Zukunft schauen können, dann hätte ich mich selbst geohrfeigt).
Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass ich zu der Zeit meine Diagnose bekam.
Emotional-Instabile-Persönlichkeitsstörung des Borderline Typ's. Und das wollte ich ihm nicht antun.
Er weiß es bis heute nicht. Warum auch ? Ein halbes Jahr später hatte er seine neue Freundin, und trotz dieser Schrieb er mir Weihnachten vor zwei Jahren, dass er mir die Trennung nie verzeihen könne und er mich noch liebte, aber ihr eine Chance geben will. - WOW! Was soll ich damit anfangen ? Und wieso kommt er erst jetzt damit ?
Naja egal. Seither schreiben wir vielleicht 3-5 mal im Jahr. Über belangloses. Meistens nur wenn ich mich mal melde.
Und ich traf unheimlich viele schlechte Entscheidungen. Wie gerne würde ich ihm all das mal bei einen warmen Kakao erzählen.. Dass ich mir immer nur Typen gesucht habe, die mich an ihn erinnerten. Schlechte Typen, die mich entweder betrogen haben, oder sich als Alkoholiker entpuppten und mich Nachts, betrunken zusammen schlugen, sodass ich das gemeinsame Kind im Bauch verlor, und die Nachbarn die Polizei rufen mussten.
Wie gerne würde ich ihn von meinen Suizidversuchen erzählen und davon wie es mir wirklich geht. Denn das vertraute ich auch damals, nur ihm an.
Aber was soll ich tun. Sie ist halt das bessere "Ich" an seiner Seite. Und er hat ein anständiges Leben verdient, was er mit mir, finster und verdreht wie ich bin, niemals haben könnte. Und so bin ich weiterhin, auf der ewigen Suche, nach etwas, was mir das Gefühl von Heimat gibt - wie er es mir immer gab.