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Auf dem Schützenfest

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06.06.2016
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Auf dem Schützenfest

Ein Mann stand mit einem Luftgewehr in der Hand, einer mit Orden überhangenen Uniform am Leib und einem Hut mit einer Feder dran schwankend im Gras und versuchte auf eine Tontaube zu schießen. Ein Schuß erklang. Eine Kugel flog auf die Tontaube zu, und diese zerbrach in der Mitte. So ging das eine Weile weiter. Immer mehr Alkohol floß in die Schützen rein und immer weniger trafen. Aus einer Anlage erklang Volksmusik. Am Rande stand die begeisterte Zuschauerschaft, Frauen, Männer, Kinder. In der letzten Reihe stand eine Frau, die noch nicht betrunken war. Verzweifelt versuchte sie Blicke auf die Schützen zu erhaschen. Vergebens. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen, und drängte sich durch die Menge. Die Leute um sie herum gaben empörte "Hey"s von sich und sie murmelte Geistesabwesend "Sorry".
Als sie in der ersten Reihe ankam, nahm sie tief Luft und bewegte dann ihren Kopf nach oben. Was sie sah war erschütternd. In einer ungeordneten Reihe standen die Schützen und der forderste versuchte immer den letzten Rest der Tontaube abzuschießen. Der nächste war an der Reihe. Er torkelte aus dem Gemenge raus und schoß einen schnellen, unpräzisen Schuß. Es war traurig mit anzusehen. Die Kugel flog in hohem Bogen ins Gras. Wütend vor sich hin lallend ging der Schütze aus dem Weg. Der nächste war an der Reihe. Er war kurz und hatte eine Glatze. Er zielte, schoß, und wurde von dem Rückstoß nach hinten geworfen. Die Kugel flog - und traf. Entsetzt schaute der amtierende Schützenkönig, der direkt hinter dem neuen stand, und gab dem neuen eine Backpfeife. Die Menge johlte, jetzt würde der Spaß beginnen.

Die Frau schüttelte entsetzt den Kopf.

 

Lieber Huwey,

[Ich sollte dazu sagen, daß ich letztens "Auf der Galerie" von Kafka gelesen habe, und von der Idee sehr angetan war.]

Dieser Anmerkung hätte es nicht bedurft, da du die Vorlage im ersten Teil größtenteils eins zu eins übernommen hast. Ich als Leser muss nun herausfinden, was Kafka, was Huwey ist - und dann, was du, Huwey, mir eigentlich erzählen möchtest bzw. was du in dieser 'Satire' kritisierst.

Zu deiner Geschichte: Es geht ums Schützenfest, wie der Titel sagt. Das ist mir aus meiner niederrheinischen Heimat sehr bekannt. Man schoss auf einen Tonvogel, so lange, bis dieser völlig abgeschossen war. Derjenige, dem es gelang, den letzten (winzigen) Rest des Vogels abzuschießen, der wurde Schützenkönig. Meist war vorher soviel Alkohol in ihn hineingeflossen, dass ihm sein Tun gar nicht mehr bewusst war. Das mein Hintergrundwissen.

Du hast den Tag ‚Satire’ gewählt und möchtest damit vermutlich das Geschehen bei solchen Schützenfesten kritisieren. Nur verhedderst du dich mMn im ersten Teil so sehr in der von dir gewählten Vorlage, dass dir die Sache syntaktisch zu entgleiten scheint:

Wenn irgendein hinfälliger, vom rauchen [Rauchen] lungenkranker Schütze
in der Manege auf eine fliegende Taube vor einem unermüdlichen Publikum vom nachladenden erbarmungslosen Schützenkönig monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum schießen würde
Mir ist schleierhaft, was du hier eigentlich sagen möchtest.
Den zweiten Teil verstehe ich hingegen schon eher. Hier trennst du dich von der wörtlichen Vorgabe des Kafka-Textes und beschreibst das Schützenfest ungefähr so, wie ich es in Erinnerung habe. Und da hat dein Text dann durchaus etwas Satirisches.
Ich sehe deine Kafka-Adaption als kleines Experiment an und frage mich, ob es gelungen ist. Ich finde eigentlich nicht. Ein Plagiat ist ein Plagiat und bleibt es. Und dass wir den schönen Schein gerne für die Wirklichkeit nehmen, ist auch keine große Erkenntnis. Bleibt die Kritik an den Ritualen der Schützenfeste. Aber die liegen für mich auf der Ebene des sehr Trivialen und haben wenig Parabel-Potential.
Mir hätte es deshalb besser gefallen, du hättest das Schützenfest-Geschehen in einer echten (eigenen) Satire dargestellt. Menschliches Verhalten - komisches und tragikomisches - findet sich dort gewiss. Das zeigt ja auch dein zweiter Teil.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm,
Ich hatte tatsächlich zu Beginn einige Probleme. Dementsprechend werde ich meine Kurzgeschichte wohl verändern und wahrscheinlich eine komplett neue Version noch dranhängen, in der ich eigene Formulierungen wähle.
Danke, daß du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte bis zum Ende zu lesen!
Huwey

 

Der Autor schrieb zum Text:

Ich sollte dazu sagen, daß ich letztens "Auf der Galerie" von Kafka gelesen habe, und von der Idee sehr angetan war.

Solche Koemmentare bitte immer in einem extra Post unterhalb der Geschichte posten.

Danke und beste Grüße,
GoMusic

 

Der Autor schrieb zum Text:


Solche Koemmentare bitte immer in einem extra Post unterhalb der Geschichte posten.

Danke und beste Grüße,
GoMusic

Gut, danke für den Hinweis!

 

Hallo Huwey

Bitte nur die aktuelle Fassung ins Geschichtenfenster posten. Ich finde es gut, dass du den Text durch ein eigenständiges Werk ersetzt hast - ich wollte die ursprüngliche Version nämlich grad löschen. Ich nehm das jetzt auch aus dem Kommentar heraus - vergessen wir Kafka und lesen Huwey!

Unterwegs ist mir noch aufgefallen:

der forderste

der Vorderste

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Huwey
Schön, dass du das Kafka-Plagiat durch einen eigenständigen Text ersetzt hast.
Allerdings ist mir die Anprangerung gesellschaftlicher Machtspielchen anhand eines ausufernden Schützenfestes, aufgrund der Kürze deines Textes, noch zuwenig ausgefeilt.

Einerseits verstehe ich die Figur der (noch nicht betrunkenen - sic?) Frau nicht, sie erscheint mir eher zufällig Zaungast zu sein. Oder ist sie mit den beiden Männern verbandelt, eine Ménage à trois, so dass die Backpfeife eine ganz neue Dimension erreicht? Wer weiss.

Andererseits fehlt es mir an guten Formulierungen, so treffe ich denn eher auf unschöne Wortwiederholungen:

Entsetzt schaute der amtierende Schützenkönig, der direkt hinter dem neuen stand, und gab dem neuen eine Backpfeife.
Auch fehlt mE ein Verb: Entsetzt schaute der amtierende Schützenkönig ... wohin? ;)

Das Stichwort "Seltsam" verstehe ich auch nicht, ist doch eher Gesellschaft.

Du siehst, dein Text lässt mich etwas verwirrt zurück.
Vielleicht feilst du noch etwas daran, damit klarer wird, was du eigentlich erzählen möchtest. So wie es jetzt daherkommt ist es für mich eine ganz alltägliche Szene, wie sie auf jedem Feld-, Wald- und Wiesenfest vorkommen kann, also ziemlich austauschbar.

Gruss dot

 

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