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Auf dem Schützenfest
Ein Mann stand mit einem Luftgewehr in der Hand, einer mit Orden überhangenen Uniform am Leib und einem Hut mit einer Feder dran schwankend im Gras und versuchte auf eine Tontaube zu schießen. Ein Schuß erklang. Eine Kugel flog auf die Tontaube zu, und diese zerbrach in der Mitte. So ging das eine Weile weiter. Immer mehr Alkohol floß in die Schützen rein und immer weniger trafen. Aus einer Anlage erklang Volksmusik. Am Rande stand die begeisterte Zuschauerschaft, Frauen, Männer, Kinder. In der letzten Reihe stand eine Frau, die noch nicht betrunken war. Verzweifelt versuchte sie Blicke auf die Schützen zu erhaschen. Vergebens. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen, und drängte sich durch die Menge. Die Leute um sie herum gaben empörte "Hey"s von sich und sie murmelte Geistesabwesend "Sorry".
Als sie in der ersten Reihe ankam, nahm sie tief Luft und bewegte dann ihren Kopf nach oben. Was sie sah war erschütternd. In einer ungeordneten Reihe standen die Schützen und der forderste versuchte immer den letzten Rest der Tontaube abzuschießen. Der nächste war an der Reihe. Er torkelte aus dem Gemenge raus und schoß einen schnellen, unpräzisen Schuß. Es war traurig mit anzusehen. Die Kugel flog in hohem Bogen ins Gras. Wütend vor sich hin lallend ging der Schütze aus dem Weg. Der nächste war an der Reihe. Er war kurz und hatte eine Glatze. Er zielte, schoß, und wurde von dem Rückstoß nach hinten geworfen. Die Kugel flog - und traf. Entsetzt schaute der amtierende Schützenkönig, der direkt hinter dem neuen stand, und gab dem neuen eine Backpfeife. Die Menge johlte, jetzt würde der Spaß beginnen.
Die Frau schüttelte entsetzt den Kopf.