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Serie Au - eine große Liebe

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17.09.2002
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Au - eine große Liebe

Es begann alles damit, dass der Dichter Theodor Tinte eine Geschichte über die kleine graue Maus Graumau erdachte.

„Graumau, die außergewöhnliche Maus, lebte in einem baufälligen aber sauberen Haus, direkt neben der Hütte der schlauen Frau Sau und des lauten Herrn Pfau. Eines Morgens ging Graumau hinaus auf die grüne Au, um sich den blauen Himmel anzuschauen ...“

Als der Dichter soweit geschrieben hatte, da war es bereits passiert. Das kleine u hatte Herzrasen. Es stand plötzlich so oft neben dem a, wie noch nie in seinem Leben. Mit leuchtenden Augen betrachtete u a. Wie schön a war, egal ob es als kleines „a“ oder als großes „A“ daherkam. Dieser elegante Bauch, diese freundlichen Rundungen oder die selbstbewusste Spitze! Und natürlich der wunderbare Klang! u wusste genau, dass es noch nie in seinem Leben neben einem schöneren Buchstaben gestanden hatte. Und freundlich und liebenswürdig war a außerdem. Es zwinkerte dem kleinen u lächelnd zu und fragte: „Hallo u, lange nicht gesehen. Wie geht’s?“
u brach der Schweiß aus. Es wurde rot und brachte vor Verlegenheit beinahe kein Wort heraus. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Verschämt schlug es die Augen nieder und flüsterte: „Danke – ganz gut!“
a lächelte und reichte u ein in graublaues Papier gewickeltes Kaugummi.
Gemeinsam kauten die beiden und a ließ ab und zu riesige Kaugummiblasen laut zerknallen.
Schönere Kaugummiblasen hatte u in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen – u hatte sich bis über beide Ohren in a verliebt.

Theodor Tinte hatte keine Ahnung, was er mit Graumaus Geschichte anrichtete. Als kleine, spaßige Schreibübung hatte er begonnen, eine Erzählung zu schreiben, in der möglichst viele „au’s“ vorkamen. Vier Seiten lang schrieb er über Graumau, Frau Sau und Herrn Pfau und spickte seine Sätze mit au-Wörtern. Auto, außen, auf, außerdem, auch, Aula, laufen, kaufen und saufen, Schlaufe und Bauch waren nur einige der Worte, die Theodor Tinte verwendete. Als er den letzten Satz geschrieben hatte und zufrieden den Stift beiseite legte, war es um u geschehen.
„Nie mehr will ich mein a verlassen!“, dachte es. „Ich will a begleiten, wo immer es auch hingehen wird. Ich will mit a zusammen sein, in guten und in schlechten Tagen, bis ein Radiergummi uns scheidet.“
Gedacht – getan. Von diesem Augenblick an tat u nichts anderes mehr, als aufzupassen, wo a sich befand, um sich sofort an seine Seite zu schmiegen. Das hatte natürlich ganz furchtbare Auswirkungen auf alles Geschriebene. So sollte zum Beispiel in einem ABC-Buch der Vers „Acht Affen aßen Annanas, das machte allen Achten Spaß“ stehen. Nachdem u sich heimlich neben sein geliebtes a geschummelt hatte, konnte kein Schüler den Vers mehr begreifen.
Was sollte wohl „Aucht Auffen außen Aunnaunaus, daus mauchte aullen Auffen Spauß“ heißen?
Auch Marc-Phillip bekam Schwierigkeiten. Er hatte sich ein Gedicht ausgedacht und es in sein Schreibheft geschrieben. Doch als er es stolz seinen Eltern zeigte, wunderten die beiden sich sehr, denn sie verstanden kein Wort. In Marc-Phillips Heft stand nämlich:
„Aum Bauchraund laug ein launger Kauhn, daumit wollt’ Kaurl den Bauch befauhr’n.“

 

Sowas von niedlich

Hallihallo

„Nie mehr will ich mein a verlassen!“, dachte es. „Ich will a begleiten, wo immer es auch hingehen wird. Ich will mit a zusammen sein, in guten und in schlechten Tagen, bis ein Radiergummi uns scheidet.“
:rotfl: :rotfl:
In Marc-Phillips Schreibheft aber stand plötzlich wieder das richtige Gedicht, nämlich?„
Am Bachrand lag ein langer Kahn, damit wollt’ Karl den Bach befahr’n.“
:thumbsup:
Mir hat deine Geschichte ganz super gefallen. Prima Idee, hervorragend umgesetzt. Ich musste mehr als einmal schmunzeln. Auch beim laut lesen, klingt es sehr schön durch die vielen au's. Nicht nur für Kinder eine schöne Kg.

Man liest sich, Ph;)enix

 

„Sei froh, dass ich kein x bin!“, flüsterte a
Was? Du willst mir hier wohl ein X für ein U vormachen? :)
Hi al-dente,
tjoa, ich kann mir vorstellen, dass das den Kindern gut gefaullen wird.
Schöne, nette, runde kleine Geschichte. Guter Schreibstil, flüssig zu lesen.
Leserherz, was begehrst du mehr?
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo Phoenix26,

danke für das Lob - die Stelle mit dem Radiergummi mag ich übrigens selber sehr :D.
Ein großes Lob, dass Du Marc-Phillips Gedicht so prima rekonstruiert hast - es gibt eben doch noch lesende Menschen, die u's großer Liebe nicht im Weg stehen würden, wenn da nicht die anderen wären ...

Hallo Tserk,

nein, nein - kein X für ein U, sondern ein X für ein A!!!
Auch Dir ein Dankeschön für das Lob, freut mich sehr!

Liebe Grüße
Euch beiden
al-dente

 

hi al-dente!

wenn Du so weitermachst, bleiben ja keine Buchstaben mehr übrig. ;) Hat mir gut gefallen, diese Buchstabenliebe. Die Stelle mit dem Radiergummi ist wirklich was zu lachen. :)

liebe Grüße
Anne

 

Hallo maus,

wieso bleiben keine Buchstaben übrig? Darf es denn zu jedem Buchstaben nur eine Geschichte geben? :D.

Fein, dass Dir auch diese Geschichte gefallen hat! :)

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente!

Als er den letzten Satz schrieb und zufrieden den Stift beiseite legte, war es um u geschehen.
Meinst du dies so? Mir klänge geschrieben hatte richtiger.
Acht Affen aßen Annanas, das machte allen Achten Spaß
Wieso denke ich da gleich an drau Chaunausen?? :D

Die Annanas-Affen und der Radiergummi sind schön, aber sonst kommt mir die Geschichte noch nicht so richtig rund vor. Mag sein, weil heute Freitag ist. Ich werd sie mir also später noch mal anschauen.

Liebe Grüsse

Jo

 

Hallo Jobär,

Wow, Du liest ja im Augenblick fast alles von mir. Vielen Dank, darüber freue ich mich.

Mit "geschrieben hatte" hast Du natürlich Recht. Wenn er den Stift weglegt, schreibt er ja nicht mehr ....

Ich bin schon sehr gespannt, was Du als "nicht so richtig rund" bezeichnest. Solche Bemerkungen sind mir natürlich sehr wichtig. Das Problem im Moment ist, dass sich die Buchstabengeschichten in meinem Kopf nur so drängeln und da kann es natürlich passieren, dass ich sie zu schnell freilasse ...

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente,

auch diese Geschichte ist dir wieder gelungen, obwohl ich am Anfang erst den Eindruck hatte, als sei sie für Kinder etwas zu schwer. Aber das lag wohl an der Geschichte, die Theodor Tinte verfasst hatte. Um möglichst viele Au in einen Satz zu bringen, kann die Ausdrucksweise schon mal etwas komplizierter werden.
Aber im Laufe der Handlung hat sich der Stil wieder in eine flüssige Schreibweise verwandelt.

Übrigens ein kleiner Tipp für eine neue Story:
Vielleicht könnte das "e" nun auf das "a" eifersüchtig sein, denn auch das "e" braucht manchmal den Buchstaben "u" neben sich ("eu").

Aber ich glaube, du brauchst hier keine Tipps, so wie dir zur Zeit die Geschichten aus der Feder fließen?

Weiter so.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

auch Dir wieder ein herzliches Dankeschön fürs Lesen und den netten Kommentar. :)

Ich habe zwar zur Zeit ziemlich viele Ideen, was die Buchstaben angeht - aber ob sie fürs ganze Alphabet und alle Buchstabenkombinationen reichen, ist doch sehr fraglich. Deswegen freue ich mich total über weitere Buchstabengeschichten-Ideen.

Was ist eigentlich mit Dir? Willst Du die kleine Eifersuchtsgeschichte über das e nicht selber schreiben?

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo al-dente!

Der Stil deiner Geschichte kommt mir uneinheitlich vor. Ich habe manchmal den Eindruck, du springst von der Kinder-Ebene zur Lehrer-Ebene.
In dem Absatz

Theodor Tinte hatte keine Ahnung
kommen Spaß - Schreibübung - Aufgabe - Spaßvogel. Das bekomme ich kaum auf eine Ebene - entweder ist das Werk ein großer Spaß oder es ist Arbeit. Jedenfalls scheint mir deine Beschreibung nicht stimmig zu sein.

Auf den ersten Blick ist es folgerichtig, dass alle Vokale durch au ersetzt werden. Aber wenn sich die Logik langsam wieder einfindet, kommt es einem doch komisch vor. Eigentlich dürfte ja auch die Tageszeitung nicht verständlicher sein als das Gedicht und wieso ist nur ein ABC-Buch befallen und kein Lehrer merkt etwas. Das fällt beim Lesen nicht ins Gewicht, abgesehen davon, dass diese Infektion sehr schnell (aber vielleicht auch sehr punktuell) vor sich geht. Aber ich habe mich ein wenig über die Reaktion der Eltern geärgert. Können die die au-itis (au-autaus?) nicht auch am eigenen Leib erleben?

Nebenbei: Hat Marc-Philipp nun ins Heft oder auf einen Zettel geschrieben?

So, das ist mir heute morgen noch eingefallen.

Liebe Grüße

Jo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jobär,

vielen Dank, dass Du Dich nochmal mit der Geschichte befasst hast. Solche kritischen Kommentare sind natürlich sehr hilfreich!

Ich habe mir jetzt den von Dir zitierten Absatz "Theodor Tinte hatte keine Ahnung ..." nochmal durchgelesen und finde, dass Du Recht hast, was die Wortwahl angeht. Dieser Absatz scheint mir jetzt auch ein wenig zu erwachsen geraten zu sein. Da werde ich mich noch einmal dransetzen müssen. :)

Was ich definitiv nicht finde, ist, dass sich Spaß und Schreibübung, bezw. Spaß und Arbeit ausschließen, dass das ein Widerspruch ist. Gerade solche Schreibübungen, wie z.B. die Wörterbörse, machen doch Spaß - mir jedenfalls!

Und dann liegt auch noch ein Missverständnis Deinerseits vor: Es werden eben nicht, wie bei den drei Chinesen, alle Vokale durch "au" ersetzt, sondern "u" schleicht sich lediglich neben a's die schon dastehen ... Ich kontrolliere gleich noch mal, ob mir da ein Fehler unterlaufen ist ...

Und dann hast Du Recht, Marc-Phillip schreibt in ein Heft und nicht auf einen Zettel. Zuerst war es ein Zettel, aber das habe ich später geändert - vielleicht habe ich da was übersehen - auch das schau ich mir gleich noch mal an.

Vielen Dank für Deine Hilfe!

Lieben Gruß
al-dente

PS: So, der Zettel ist eliminiert worden. Gerade sehe ich, dass ich mich noch zu zwei Punkten, die Du angesprochen hast, äußern sollte. Was die Eltern anbelangt, so ist ihre Reaktion wirklich nicht so besonders nett - sie lachen, da muss Marc-Phillip ja denken, dass er ausgelacht wird. Das werde ich in einer größeren Änderungsaktion auf jeden Fall noch korrigieren.
Und dann fragst Du, warum der "au"-Wirrwar nur im ABC-Buch und bei Marc auftritt und nicht auch in den Zeitungen, etc. Hier dachte ich, dass klar wäre, dass es sich nur um Beispiele handelt. Vielleicht könnten sich die Kinder ja selbst überlegen, was für Probleme an anderen Stellen sonst noch auftreten könnten?

 

Nochmal hallo Jobär,

nun habe ich den von Dir bemängelten Absatz "Theodor Tinte hatte keine Ahnung ..." ein wenig vereinfacht und gekürzt und hoffe, dass er so kindgerechter geworden ist. Und die lachenden Eltern habe ich auch herausgenommen ...

Besser so?

Lieben Gruß
a-dente

 

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