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As Cool As Possible - 1.:Johnny
As Cool As Possible
1.: Johnny
Eines kannst du mir glauben, man, wenn es eines gibt, auf der Welt, wo ich Ahnung von habe, dann ist das Mord. Ich bin ein bezahlter Killer und als solcher ist es meine Aufgabe, verschiedenen Personen die Lichter auszublasen. Mein Waffenarsenal ist beachtlich. Ich scheiß auf die Bullen.
„Felice, komm mal her!“ Rodrigo Falso war noch nicht lange mein Chef. Er hatte mal bei einem Job meine Hilfe gebraucht und war beeindruckt gewesen, dass ich nicht nur die Wohnung, sondern den ganzen Häuserkomplex in die Luft gesprengt hatte.
Chicago ist groß. Ähnlich wie viele anderen Großstädte hat auch Chicago seine Slums und wer ganz großes Pech hat, wächst in einem solchen auf. Mein Vater hat sich, als ich 5 war, zu Tode gesoffen und meine Mutter strippt in einer kleinen Bar um die Ecke. Meinem Image hat der Job meiner Alten nicht gut getan. Humor verstand ich in Familienangelegenheiten überhaupt nicht. Einer hat sich mal über meine Mom lustig gemacht und der sucht heute noch seinen Gehirnschmalz am anderen Ende der Welt.
„Felice, schau mal!“ Rodrigo zeigte mir ein Foto und ich wusste sofort, was ich erledigen musste: der Mann auf dem Foto musste beseitigt werden. Ich nahm das Foto entgegen und entnahm der Rückseite die Adresse, an der der Kerl wohl zu finden war.
Ich verließ die Bar, die Rodrigos ganzer Stolz und er selbst einziger Besitz war. Hier wohnte und hier arbeitete er. Seine Bar war sein ganzes Vermögen.
Ich hatte ihn mal gefragt, warum er sich denn keine Wohnung leistet, genug Geld musste er ja inzwischen gemacht haben – allein durch den Drogenhandel hatte er Millionen verdient. Er erwiederte, dass er sein „Baby“ niemals verlassen würde.
Ich hatte getrunken und war in Killerlaune. In meiner kleinen Bude holte ich mein Scharfschützengewehr ab und lief auf die Straße. Die Leute fingen an zu schreien, als sie mich sahen und ich feuerte auf den ersten Porsche, den ich zu Gesicht bekam. Die Frontscheibe barste entzwei und nur mit Mühe konnte der Fahrer das Auto zum Stehen bringen. Ich sprintete die 50 Meter zum Porsche und prügelte den Mann aus dem Auto raus. Der Schlüssel steckte und ich gab Gas.
Rodrigo schien in den Schutzgeldhandel eingestiegen zu sein, denn anders lies es sich nicht erklären, warum ich den Besitzer eines Taschenladens abknallen sollte.
Der Alarm dröhnte sofort los, als ich das Einkaufszentrum betreten hatte. Mein Gewehr heulte sofort los und zerfetzte die ersten beiden Polizisten, die auf mich zukamen.
Wie gesagt, ich hatte getrunken.
Der Taschentyp stand in der Tür seines Ladens und beobachtete das Durcheinander im Einkaufszentrum und als er sah, dass mein Blick ihm galt, versuchte er sich dünne zu machen. Ich wollte ihm eine Kugel in den Rücken schicken, doch ich verfehlte ihn um wenige Zentimeter.
Scheiße man, dachte ich und nahm die Verfolgung auf. Die Bullerei machte vor dem Einkaufszentrum auf sich aufmerksam und gab sich alle Mühe, die Ausgänge zu blockieren. Genau dorthin lief mein Opfer, doch das Fett seines Körpers beeinflusste seine Geschwindigkeit entscheidend. Dreißig Meter hinter ihm hielt ich an, zielte blitzschnell und drückte ab. Es war ein grauenhaftes Bild. Ohne den vielen Alkohol hätte ich es nicht ertragen, so grauenvoll zerfetzte die Kugel seinen Leib.
Drei Jahre erst habe ich im Bau gesessen, aber eins weiß ich mit Bestimmtheit: dass mich dort niemand mehr hinkriegt.
Ich rannte die angehaltene Rolltreppe mitten im Einkaufszentrum hoch, bis zur obersten Etage. Neun Stockwerke hatte das Mistdingen und als ich oben war, musste ich innehalten und meinen Puls beruhigen: ich war absolut nicht mehr in Form.
Die Dachterasse war menschenleer und von dort oben hatte ich einen wunderbaren Überblick über die gesamte Szenerie. Verzweifelte Polizisten, die die Spur nach mir verloren hatten, aber auch einige, die einer Spur zu folgen schienen. Und im Einkaufszentrum selbst muss man mich gesehen haben, das hieß, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte.
Von unten hörte ich ein Bellen: schon nach zehn Minuten, seitdem ich das Einkaufszentrum betreten hatte, war es der Bullerei gelungen, ihre Köter zu holen und scharf zu machen. Mit einer ätzenden Lautstärke kläfften sie die Wände an und signalisierten den Bullen draußen, dass ich oben war.
Von drinnen hörte ich Schritte. Auch hier waren die Bullen. Sie hatten mich so gut wie eingekreist.
Ich sprang die eineinhalb Meter auf das nächste Hochhaus. Eine Dachluke war halb offen und ich schlug sie kurzerhand ein. Im Inneren des Wohnblocks suchte ich nach Zimmer 3-03. Fünf Treppen musste ich hinunter sprinten, bevor ich im 3. Stock war.
Zimmer 3-03. Die Tür war- wie ich erwartet hatte- offen. Auf dem Bett lagen meine Klamotten.
Es interessierte mich nicht, woher Rodrigo die Polizeiuniform hatte.
Ich zog sie an und machte mich aus dem Staub. Draußen vor dem Hochhaus wartete ein Haufen Polizisten auf mich. Ich hoffte, dass meine Tarnung nicht auffliegen würde. Das Gewehr hatte ich auffällig im ersten Stock in einem Mülleimer entsorgt. Die Bullen sollten wissen, dass sie es mit einem Profi zu tun gehabt hatten.
„Tag, Johnny! Du sollst dich mal beim Chief melden!“, richtete sich einer der Bullen mir zu und zeigte eine Richtung an. Ich hob die Hand zum Gruß und ging den Weg entlang, der genau in Richtung des Einkaufszentrums führte, doch ich nutzte die erste Gasse zur Flucht. Blitzschnell bog ich ab und fing an zu rennen.
Man schien meine Flucht bemerkt zu haben.
Doch zu spät.
Ich war schon über alle Berge.
Rodrigo war mein Job 4000 Dollar wert gewesen.
„Du hättest das aber auch unauffälliger machen können!“, sagte er als er mir die Kohle überreichte.
„Klar, man!“, entgegnete ich, „Hast du mal nen Schnaps?“