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Arthur S.

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14.05.2003
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Arthur S.

Schwungvoll stieg der leitende Bankangestellte Arthur S. an diesem Abend mit einem kleinen Päckchen aus seinem Auto, einem schwarzen Audi A 8. Er strich seinen grau melierten Mantel glatt, welcher wie auch sein Anzug maßgeschneidert saß und ging mit festen Schritten zum Haus Nr. 7 in der Steinstraße, wobei er die Fenster beobachtete.

Arthur S. war zuversichtlich und konnte es kaum erwarten, sich der Herausforderung zu stellen und die Schwelle des Hauses zu überqueren, um zu seinem Ziel zu gelangen.
Aus beruflicher Erfahrung wusste Arthur S., dass die erste Hürde die Schlimmste ist. Er war dafür bekannt, dass ihm kein Auftrag zu schwierig, kein Vertragspartner zu eigensinnig, kein Problem unlösbar war.
Doch in diesem Fall handelte es sich um keine berufliche Angelegenheit, sondern um einen an sich einfachen Gang durch die vor ihm befindliche Haustür. In Gedanken hatte Arthur S. diese Tür schon mehrfach durchquert. Er hatte sich vorgestellt, wie das Treppenhaus hinaufsah und er dann die Treppe bis in die dritte Etage hinaufstieg. Dort erwartete ihn bereits eine geöffnete Wohnungstür.
In Wirklichkeit wusste Arthur S. weder wie das Treppenhaus aussah, noch ob die Wohnungstür offen stehen würde, denn er es bislang nicht geschafft, die Haustür zu überwinden. Entgegen seiner Art, die ihn im Berufsleben so weit gebracht hatte, war er in privaten Dingen manchmal hilflos. Doch in diesem Jahr sollte es anders sein, dass hatte er sich fest vorgenommen, denn heute war nicht irgendein Tag, es war ein ganz besonderer Tag, nicht nur für ihn.

Kurz vor dem Haus wurden seine Schritte deutlich langsamer, ein erstes Zögern. Je näher Arthur S. dem Haus kam, desto unsicherer wurde er. Unsicherheit war ein Gefühl, dass Arthur S. selten hatte, und er hasste es. Trotzdem konnte er nichts gegen den beschleunigten Herzschlag, die leicht zittrigen Knie machen. In der Magengegend machte sich ein unangenehmes Gefühl breit.

Für einen Moment verharrte Arthur S. und fragte sich, was er hier überhaupt tat. Genau genommen hätte er in diesem Moment bei einem wichtigen Geschäftsessen sein müssen.
Sein Vorgesetzter hatte ihn ausdrücklich darum gebeten, dass er persönlich den Termin wahrnahm, es ging um ein großes Geschäft. Nur mit Engelszungen und jeweils einer Packung exklusiver Pralinen konnte seine Sekretärin bei den Vorzimmerdamen der anderen potentiellen Geschäftspartner erreichen, dass der Termin um zwei Tage verschoben wurde.

Unentschlossen stand Arthur S. vor der Klingelleiste des Mehrfamilienhauses. Er fuhr mit dem rechten Zeigefinger die Namen entlang und stoppte bei Sander.
Unwillkürlich zuckte er zurück. Dieser Name rief in ihm Erinnerungen und Empfindungen hervor, die er ansonsten unter dem Berg seines Ehrgeizes und starken Willens begrub. Er fühlte er sich schwach. Das unangenehme Gefühl, welches er zunächst in der Magengegend verspürte, kletterte langsam empor. Sein Mund war knochentrocken.

Immer deutlicher wurden die Erinnerungen an die letzten Male, als er genau an dieser Schwelle stand, und er begann seinen Kampf.
Bislang hatte sein Verstand stets gesiegt, doch er fühlte sich hinterher stets schlecht. Das Einzige, was dann half, war viel Arbeit, so hatte er nicht viel Zeit, um über sich nachzudenken. Sein Beruf und der Erfolg darin waren die Drogen, die ihn im Gleichgewicht hielten. Nur einmal im Jahr warf es ihn aus der Bahn.

Heute war dieser bewusste Tag. Arthur S. stand wie jedes Jahr an diesem Tag vor der Tür in der Steinstraße Nr. 7, doch in diesem Jahr hatte er sich vorgenommen, die Schwelle zu überqueren.
Arthur S. sah auf das kleine Päckchen, welches er in der linken Hand hielt. Er hatte nicht viel Zeit gehabt, den Inhalt auszuwählen, das hatte ihm Kopfzerbrechen bereitet. Sogar so sehr, dass er sich fast einen ganzen Tag lang nicht auf seinen Job konzentrieren konnte. Von dem Inhalt konnte viel abhängen, da war er sich sicher. Deshalb ging Arthur S. nicht irgendwo hin, sondern zum teuersten Juwelier in der Stadt.

Nun stand Arthur S. vor der verschlossenen Tür und versuchte, die Kontrolle über seinen Körper wieder zu erlangen. Er holte tief Luft und schluckte, wobei es ein trockenes Schlucken war, das im Hals durch einen fühlbar unüberwindlichen Gegendruck abgeblockt wurde.
Er schwankte benommen ein paar Schritte zurück und schaute noch einmal das Haus empor. Im Haus brannte vereinzelt Licht. Aus der Wohnung im dritten Geschoss drang Musik, die er vorher nicht wahrgenommen hatte. An dem Fenster bewegten sich Schatten vorbei, sie schienen zu tanzen.

Mit der Übelkeit kämpfend ging Arthur S. erneut zum Hauseingang und lehnte sich Halt suchend gegen die Haustür, woraufhin sich diese mit einem lauten Klicken öffnete. Überrascht schaute er auf die Tür, Panik überkam ihn. Noch bevor er sich versah, wich er zurück, und die Tür fiel ins Schloss. Er traute sich nicht zu prüfen, ob sie sich noch öffnen ließ. Es war doch seine Barriere, wie konnte sie plötzlich nachgeben?

Noch bevor Arthur S. einen klaren Gedanken fassen konnte, legte er wie das Päckchen wie in Trance auf die Eingangsstufen des Hauses und stieg in sein Auto. Er startete den Motor und schaute noch einmal auf die Schatten im dritten Geschoss. Einer davon gehörte bestimmt seine Tochter, die heute ihren achtzehnten Geburtstag feierte. Mit dieser Gewissheit fuhr Arthur S. in sein Büro, wo er das verschobene Geschäftsessen vorbereitete.


 

Du hast gut auf das Ende hingearbeitet, anfangs die Beschreibung des in sich gekehrten Mannes, der nur seine Geschäfte im Kopf hat, dann kommt das Haus ins Spiel und der Leser weiß anfangs nicht genau was ihn dort erwarten würde.

Dass es etwas persönliches ist, also etwas, das unabhängig von seinem Beruf existiert war allerdings von Anfang an für mich klar, ansonsten hätte er ja wohl nicht so grosse Angst davor. Ich hatte eigentlich zu Beginn an ein Weihnachtsfest gedacht (das Päckchen, tanzen...), mit dem 18. Geburtstag seiner Tochter hast du mich etwas überrascht.

Fazit: Ein Text, der über Hemmungen und Ängste außerhalb der beruflichen Sicherheit berichtet, kurz und nett herausgearbeitet.

 

Hi!

Das tollste an deiner Geschichte finde ich eigentlich, dass sie erst in den letzten Zeilen alles auflöst. Du erzählst den ganzen Text lang den Sachverhalt und löst erst am Ende auf, um was es geht. Es zwingt einen zum Weiterlesen. Das gefällt mir.

Du schaffst es, sachlich und präzise, aber doch unterhaltsam Szenen zu beschreiben. Deswegen finde ich die Geschichte im Großen und Ganzen sehr gelungen.

DonDaumen

 

Das ist keine schöne Geschichte, zu wenig Handlung, zuviel Beschreibung des Typen, aber inkonsequent und widersprüchlich. Da hast Du schon was Besseres gemacht (Der Sandmann, Ein Grün bitte...)

 

Hallo Jingles, hallo DonDaumen,

es freut mich, dass Euch die Geschichte gefällt.
Mein Ziel war es, die zunehmende Unsicherheit und innere Zerrissenheit des Protagonisten darzustellen, ohne dass handlungsmäßig groß etwas passiert, es sollte sich hauptsächlich im Kopf abspielen.


Hallo Detlev.G.Dicht,

die Geschmäcker scheinen unterschiedlich zu sein. Diese Geschichte unterscheidet sich von meinen anderen Geschichten, da ich gerade dabei bin, mich auszutesten, ich probiere unterschiedliche Schreibstile und schreibe in verschiedenen Rubriken. Ich selbst könnte jetzt nicht sagen,dass diese Geschichte besser oder schlechter ist, als meine anderen, sie ist einfach anders.

Liebe Grüße - Xanthippe

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe den Text überarbeitet, da die ursprüngliche Version einige Widersprüche enthielt...

 

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