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Armageddon

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26.02.2004
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Armageddon

Heute haben wir die Hoffnung zu Grabe getragen.
Ein trister Frühlingsmorgen, das fahle Licht der noch schwachen Sonne geleitete uns auf dem steinigen Pfad. Jedoch wird sie uns nie wieder so hell leuchten wie heute, denn morgen wird sie nicht mehr aufgehen. Warum auch, denn heute haben wir die Hoffnung zu Grabe getragen.

Heute haben wir die Hoffnung zu Grabe getragen.
Es war eine wundervolle Gedenkrede, gesprochen vom Hass und der Wut. Die Gewalt stand nur dabei und entsann sich ihrer nun wachsenden Macht. Sie freut sich schon auf morgen, denn morgen wird sie stark sein.

Heute haben wir die Hoffnung zu Grabe getragen.
Ich bettete mein Kinn auf meine Brust und hielt die Augen fest geschlossen. Bitte mach' die Augen zu, uns droht so große Not. Von Erden bis zum Himmel fallen sich die Engel tot. Sie sterben nach und nach, denn niemand ist mehr verblieben, der sie lebendig hält. Die Hoffnung ist gestorben und lässt uns nun für immer allein.

Heute haben wir die Hoffnung zu Grabe getragen.
Die Liebe und die Freundschaft trugen sie in einem Sarg aus Ewigkeit in die tiefe Gruft. Das sperrige Eisentor wurde mit fester Entschlossenheit versiegelt. Verzweiflung war der Gedanke, der es verschloss. Morgen wird die Verzweiflung unser einziger Gedanke sein, denn die Hoffnung ist tot.

Der Tag neigte sich dem Ende zu und kein Morgen mehr in Sicht.

Die Hoffnung ist tot.
Ich will die Augen nicht öffnen und stehe hier, vor ihrem Grabstein, dessen Worte mein Herz durchdringen, wie ein Schwertstoß. Es sind Runen, sie bedeuten: "Lebt!". Das Rufzeichen brennt sich in meine Seele. Ich will mich nicht erinnern, wie es war, als sie noch in meinem Herzen war. Ich werde es auslöschen. Die Hoffnung ist tot.

Die Hoffnung ist tot.
Ich öffne die Augen und der Regen lässt langsam nach, bis er kaum mehr zu bemerken ist. Keine Wolkendecke, die uns die Sonne verdunkelt. Es ist die Trauer. Ich ringe die Hände zum Himmel, ich falle auf die Knie, verberge mein Gesicht in meinem Schoß und schluchze. Ich bin nicht mehr der Einzige hier. Rings um mich unzählige Leute, keine Namen und keine Gesichter. Nur Schatten. Ich kann sehen, was sie machen. Sie prügeln, verletzen, töten, vergewaltigen, hassen und sterben. Keine Hoffnung mehr, auf eine bessere Welt. Keine Hoffnung mehr auf ein Morgen. Keine Hoffnung mehr auf Leben. Alles stirbt. Die Hoffnung ist tot.

Alles stirbt.
Ich beginne wieder zu Weinen und mein Körper wird von heftigen Krämpfen geschüttelt. Die Trauer steht neben mir und sieht mich an. Sie spricht Worte, die ich nicht verstehe, aber ich kann erkennen, dass es ein Abschied ist. Für immer. Ich lasse sie in mein Herz. Sie weilt in mir, bis die Wut, der Hass und die Gewalt neben mir stehen. Sie streiten sich um mich. Ich lasse sie alle drei in mein Herz. Kein Widerstand, der es versperrt. Die Hoffnung ist gegangen.


Alles stirbt.
Mein Kopf wird von tausend Gedanken und tausend Bildern erfüllt. Sie zeigen mir nichts, außer Zerstörung, Tote, Sterbende, Verlassene, Kranke. Sie beginnen zu verschwimmen. Nun kann ich mich selbst sehen, wie ich zerstöre, wie ich hasse und töte. Ich kann es nicht aushalten. Ich will die Bilder auslöschen, sie für immer zerstören. Kein Widerstand, der meinen Kopf versperrt. Die Hoffnung ist gegangen.

Ich sterbe.
Ich kann mich sehen, wie ich zerstöre, hasse und töte. Zu grausam. Zu grausam.
Zwei Frauen streiten sich. Sie haben keinen Grund, aber sie hassen. Ich gehe auf die beiden zu und sehe ihnen in die Augen. Eine der Frauen lässt ab und stellt sich vor mich. Sie zieht eine Waffe und sagt mir, sie hasst. Ohne zu zögern erschießt sie die andere Frau. Ich beginne innerlich zu sterben.

Ich bin tot.
Ich nehme die Waffe aus der Hand der Frau und zögere jetzt nicht mehr. Kein Widerstand, der meine Hand daran hindert. Ich ziele und verfehle nicht.

Ich bin tot.

 

Wie heißt es so passend? Die Hoffung stirbt zuletzt!

Mir hat die Geschichte gefallen. Zum einen spricht mich das Thema an. Ich mag Texte, die sich mit der Natur des Seins beschäftigen. In diesem Fall geht es um die Hoffung, ohne die wir nicht leben können. Ohne Hoffnung bleibt uns nur die Verzweiflung, Hass, Gewalt, und letztlich der Tod!

Besser als die Thematik hat mir aber die Ausarbeitung gefallen. Ich hatte beim Lesen nie das Gefühl, ein Satz stünde nur da, um etwas zu erklären, eine Lücke zu überbrücken. Du stellst alle Sätze so, das sie eine Bedeutung haben, die Geschichte der Hoffnungslosigkeit verdichten. Kein Wort wird unnütz verschwendet.

Ich hoffe, von Dir wird es hier noch mehr zu lesen geben!

Kane

 

hallo bro!
Diese "Geschichte" hier zu posten war mir persönlich sehr wichtig, vor allem, weil sie alle Gefühle ausdrückt, die einem an Tagen kommen, an denen die Zeitungen nur noch voll von Mord und Totschlag sind. Ich habe mir beim Syntax besonders Mühe gegeben, damit die Sätze, die ich wiederholt schreibe, nur verstärkend wirken und nicht als "Lückenfüller"...

merci beaucoup für deine kritik

lg

 

Interessanter Inhalt auf jedenfall Paul.
Sie zeigt auf ihre Art wie ein Mensch ins
Menatle Aus getrieben wird und keine andere möglich keit mehr sieht als das Ende herbeizuführen das ihn auch so erwartet.

Manchmal wirkten die Sätze aber irgendwie mittendrin abgebrochen. Mag mir aber auch nur so vorkommen.

Alles in allem sehr angenehm zu lesen :)

 

Hallo paul,

mögen deine Worte kein Omen sein in dieser immer düsterer werdenden Zeit!

Ein sehr guter Text, vor allem, daß du mit Anaphern arbeitest, hat mir sehr gefallen. Auch die Personifizierung der Gefühle wie Wut, Trauer und nicht zuletzt der Hoffnung gibt den Gedanken, die du damit vermittelst, etwas besonders Greifbares, was -wie ich glaube- in anderer Form nicht so... hm... hoffnungslos rüberkommen würde.

Schließe mich Brother Kane an: Die Hoffnung stirbt zuletzt, und ich hoffe, noch mehr von dir zu lesen!
Danke!

greetz, Oile

 

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