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Arm ab

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26.03.2003
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Arm ab

Arm ab


Mein Arm war ab, in der Mitte zwischen Schulter und Ellebogen. Ich weiss nicht, wie es passiert war. Es tat auch nicht weh. Es blutete nicht. Mein Arm war ab. Ich trug ihn, wie man eben seinen Arm traegt, wenn er ab ist, in meiner Hand. Oder ich klemmte ihn unter meine Achsel. Ich hatte naemlich zum Glueck noch zwei Arme, die dran waren. Einen links und einen rechts.
Aus Spass wahrscheinlich hielt ich den Arm, der ab war, so hin, als ob er dran waere. Ich bewegte ihn mit den Armen, die dran waren, nach oben und unten, so als ob ich mit dem Arm, der ab war, jemandem die Hand schuetteln wollte. Dann begann ich alle Arme in Kreisen und Achten zu bewegen, als ob sie viel Macht haetten und der ganzen Welt einen Schrecken einjagen koennten. Ich fuehlte mich wie Kali, die blutige Goettin der Dunkelheit, die alles zerstoert. Obwohl ich doch nur meine zwei Arme, die dran waren und den Arm, der ab war, in Kreisen und Achten bewegte. Und obwohl ich keine Halskette aus blutigen Maennerkoepfen trug.
Der Arm war ziemlich schwer, er hatte eben das Gewicht eines Armes, der ab war, und es war anstrengend ihn zu bewegen.


Ein Medizinstudent setzte ihn mir wieder an, er passte genau die Zacken des Armes, der ab war, in die des Stumpfes, der dran war, ein. Der Arm war naemlich nicht glatt abgehauen, sondern in zickzack ringsum ordentlich abgetrennt, wie eine Melone, die man kunstvoll aufschneidet. Ich fuehlte, als der Arm, der ab war, wieder dran war, wie das Blut bis in die Fingerspitzen schoss, die Finger quollen richtig auf. Es war ein angenehmes Gefuehl.
Der Student war zufrieden, dass der Arm passte, und schmierte eine Salbe um die Schnittstelle herum. Ich dachte, damit es mir nicht so wehtaete, wenn er den Arm annaehen wuerde. Aber er sagte, er muesse den Arm wieder abnehmen und mit einem komplizierten Geraet Wasser durchpumpen. Dass sei das Einzige, worin er sich noch nicht so gut auskenne. Ich war eindeutig dagegen, den Arm, der ab gewesen war, und jetzt wieder dran und voll Blut war, nochmals abzunehmen.

Deswegen ist der Arm, der ab war, bis heute noch nicht angenaeht und ich habe immer ein bisschen Angst, dass er abfaellt, weshalb ich jetzt nur noch sehr vorsichtige Bewegungen mache.
Jeden Tag nehme ich mir aufs Neue vor, eine Kette aus Maennerkoepfen zu basteln, nur weiss ich nicht so recht, woher ich die Koepfe bekommen soll, weil ich doch nur sehr vorsichtige Bewegungen machen kann, und es deswegen schwierig ist ein Schwert niedersausen zu lassen. Das bekuemmert mich ein wenig.

 

Hallo lanka,

Coole Geschichte. In der Tat sehr seltsam. Teilweise etwas verwirrend, was jetzt genau mit dem Arm gemacht wird. Und warum zum Teufel will der Medizinstudent Wasser durch den Arm pumpen? Aber gut, dass ist nicht die einzige Frage, die man sich stellt.
Schreibst Du aus dem Ausland? Oder warum sind sonst die Umlaute ausgeschrieben?

Vielen Gruss,

I3en

 

Danke fuer deine Kritik. Werde sehen, ob ich es weniger vewirrend gestalten kann.
Ja, ich schreibe von Sri Lanka aus!
Sonnengruesse,
Lanka

 

Ah cool, noch ein Exilant.

Na dann, veregnete Grüsse aus Japan!

 

Hallo lanka,

hat dieser Mensch also drei Arme? Der Arme!
Deine Geschichte besticht durch die Sprache, die eine Extremsituation beschreibt, als ob es sich um etwas alltägliches , gar zwangsläufiges handeln würde. Gut gemacht. (Erinnert an die Geschichte vom Fußfetischisten, ich glaube von Ben).
Es muß nicht sein, aber wenn da noch irgendein Hintersinn wäre...

Tschüß... Woltochinon

 

Danke. In jedem Leser oder jeder Leserin spiegelt sich eine Geschichte anders wieder, soviel zu dem Hintersinn, der immer irgendwo dahinter- oder dazwischen ist, auch in Armen, die ab sind...
liebe Gruesse,
Lanka

 

Hallo lanka, willkommen auf kurzgeschichten.de!
Und willkommen in de seltsamen Rubrik mit seltsamen Geschichten und manchmal auch etwas seltsamen Leuten (redet er nu wieder von sich selbst ;) ?).

Deine Geschichte ist - ja, seltsam, abgefahren und gut geschrieben. Eiskalt konsequent wiederholst Du "der ab war" als Hauptmotiv.

Die Sache mit dem Wasser durchspülen verstehe ich allerdings auch nicht.

Trägt Kali eine Halskette aus Männerköpfen? Ich bin da nicht ganz sicher.

Also, ich wage mal eine kleine Interpretation: Der Protagonist nutzt die unerwartete Lage aus, um sich mental zu einer Art Göttlichkeit (Kali) zu erheben, die ihm gar nicht zusteht. Könnte sich so gesehen glatt gegen George W. Bush richten :cool:

Nebenbei: Erzähl doch mal, was Du so auf Sri Lanka machst bzw. wie es Dich hierher verschlagen hat.

Grüße jedenfalls auf die Insel des ewigen Frühlings ;)

Uwe

 

Hallo lanka,

eine seltsame, surrealistische Traumsequenz, denke ich. Ich glaube nicht, dass man da nach einem Sinn suchen sollte.

Nett zu lesen.

Klaus

PS: Wenn ich mich nicht irre, klemmt man sich etwas unter die Achsel, nicht unter die Schulter.

 

Hallo lanka!
Erst mal ein herzliches Willkommen von mir! :)

Ehrlich gesagt, gefällt mir deine Geschichte nicht besonders. Ich weiß, dass die Geschichte in der Rubrik 'Seltsam' steht.
Ich lese die Geschichte und nichts regt sich in mir. Deine Geschichte gibt mir nichts.
Da ist also jemand, der drei Arme hat, doch einer ist ab und soll wieder angenäht werden. Von einem Medizinstudenten, der den Arm auch noch mit Wasser spülen will. Ja, und?
Eigentlich würde es mich diese ständige Wiederholung 'der ab war' stören, doch in diesem Zusammenhang ist sie Mn okay.

Vielleicht ist diese Geschichte auch zu seltsam für mich?
Aber ich bin gespannt auf mehr von dir!

bye und tschö

 

Hallo!
Vielen Dank fuer eure netten Begruessungen!
Das Wasser...ich wuerde sagen der Sinn liegt in der Sinnlosigkeit oder uebertriebener Reinlichkeit, alles Kali-hafte rausspuelen, gegen die sich der Ich-Erzaehler nicht auflehnen kann, er hat Angst davor und bleibt lieber mit dem lose angesetzten Arm mit dem er nichts Weltbewegendes machen kann.
Ja, Kali traegt eine Kette aus Maennerkoepfen, ich reise durch Indien und hab sie dort oft genug getroffen mit wildem Haar und blutigen Koepfen. Sie ist auch die Goettin der Zeit...

Danke Klaus fuer die Achsel, wenn man so lang reist verlernt man etwas deutsch zu sprechen!

Liebe Gruesse an Moonshadow, ja, da kann ich nix machen wenn die Geschichte zu seltsam fuer dich ist.
Ich kann dich beruhigen, ich schreib auch weniger seltsame.
Aber grad in Indien...da geschehen sooo viele seltsame Dinge...

Jule

Jule
Jule

 

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