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Arm ab
Arm ab
Mein Arm war ab, in der Mitte zwischen Schulter und Ellebogen. Ich weiss nicht, wie es passiert war. Es tat auch nicht weh. Es blutete nicht. Mein Arm war ab. Ich trug ihn, wie man eben seinen Arm traegt, wenn er ab ist, in meiner Hand. Oder ich klemmte ihn unter meine Achsel. Ich hatte naemlich zum Glueck noch zwei Arme, die dran waren. Einen links und einen rechts.
Aus Spass wahrscheinlich hielt ich den Arm, der ab war, so hin, als ob er dran waere. Ich bewegte ihn mit den Armen, die dran waren, nach oben und unten, so als ob ich mit dem Arm, der ab war, jemandem die Hand schuetteln wollte. Dann begann ich alle Arme in Kreisen und Achten zu bewegen, als ob sie viel Macht haetten und der ganzen Welt einen Schrecken einjagen koennten. Ich fuehlte mich wie Kali, die blutige Goettin der Dunkelheit, die alles zerstoert. Obwohl ich doch nur meine zwei Arme, die dran waren und den Arm, der ab war, in Kreisen und Achten bewegte. Und obwohl ich keine Halskette aus blutigen Maennerkoepfen trug.
Der Arm war ziemlich schwer, er hatte eben das Gewicht eines Armes, der ab war, und es war anstrengend ihn zu bewegen.
Ein Medizinstudent setzte ihn mir wieder an, er passte genau die Zacken des Armes, der ab war, in die des Stumpfes, der dran war, ein. Der Arm war naemlich nicht glatt abgehauen, sondern in zickzack ringsum ordentlich abgetrennt, wie eine Melone, die man kunstvoll aufschneidet. Ich fuehlte, als der Arm, der ab war, wieder dran war, wie das Blut bis in die Fingerspitzen schoss, die Finger quollen richtig auf. Es war ein angenehmes Gefuehl.
Der Student war zufrieden, dass der Arm passte, und schmierte eine Salbe um die Schnittstelle herum. Ich dachte, damit es mir nicht so wehtaete, wenn er den Arm annaehen wuerde. Aber er sagte, er muesse den Arm wieder abnehmen und mit einem komplizierten Geraet Wasser durchpumpen. Dass sei das Einzige, worin er sich noch nicht so gut auskenne. Ich war eindeutig dagegen, den Arm, der ab gewesen war, und jetzt wieder dran und voll Blut war, nochmals abzunehmen.
Deswegen ist der Arm, der ab war, bis heute noch nicht angenaeht und ich habe immer ein bisschen Angst, dass er abfaellt, weshalb ich jetzt nur noch sehr vorsichtige Bewegungen mache.
Jeden Tag nehme ich mir aufs Neue vor, eine Kette aus Maennerkoepfen zu basteln, nur weiss ich nicht so recht, woher ich die Koepfe bekommen soll, weil ich doch nur sehr vorsichtige Bewegungen machen kann, und es deswegen schwierig ist ein Schwert niedersausen zu lassen. Das bekuemmert mich ein wenig.