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Arel

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19.08.2013
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Arel

Arel wusste, dass sein Herr nicht wieder aufstehen würde. Ein kleiner, winziger Schimmer von Freiheit hatte er gespürt. Nur den Hauch einer Vorahnung. Eine kurze Sekunde lang hatte er Angst, bis ihm klar wurde, dass das Geschehene alle Fesseln sprengte, die er seit Jahren mit sich trug. In seinem Kopf toste ein Wasserfall der Gedanken von neuen Möglichkeiten, die sich ihm erschlossen. Wenn ich jetzt laufe, so dachte er, wird niemand mich aufhalten.
Er sah sich kurz um. Die Soldaten um ihn herum hatten sich alle mit ihren langen Hellebarden gedreht, und schauten gemeinsam auf einen Punkt.
Da lag er. Der Herr von Hatshire-in-the-Forest. Zeit seines Lebens hatte er sich selbst für unsterblich gehalten. Für einen König. Einen Gott. Jetzt lag er da. Mit einem weltlichen Pfeil im Kopf. Sein Charisma, mit dem er seine Leute in die Schlacht geführt hatte, und seine nie zögernde Grausamkeit lagen beendet in der von Hunderten Füssen aufgeweichten Erde.
Mit dem letzten keuchenden Ausatmen des sterbenden Herren ertönte in Arel eine Stimme. “Lauf.” Arel sah hoch in den Himmel, sah die Wolken unheilvolle Formationen zusammenballen und als er seinen Blick senkte, entdeckte er die Horde, gegen die sie alle auf Befehl des Herren in den Kampf gezogen waren und aus der der Pfeil geflogen ist, der sein Leben veränderte. Vermutlich sogar sein Leben rettete. Und diese Horde bewegte sich schnell auf ihn und seine hundert Kameraden zu, denn sie tauchte immer mehr hinter der kleinen Hügelkette auf. Die Stimme in seinem Kopf schrie jetzt. “Lauf!”.
Er lief. Er schleuderte sein Schwert neben seinen toten Herren in den Morast und rannte nur noch. Gegen die eigenen Leute, gegen den Sturm von Schreiereien von den Rittern auf den Schlachtrössern, die wissen wollten, was an der vordersten Reihe passierte. Aber er ignorierte alles und rannte seiner Freiheit entgegen, bis er in der westlichen Ecke der Schlachtformation das Ende der Reihen durchschritt und in den Wald verschwand, aus dem sie gekommen waren. Man hatte ihn so schnell vergessen, wie man ihn bemerkt hatte, denn die Feindtruppen überrannten Hatshires Soldaten wie ein Mahlstein auf reifem Korn, und als er sich am Waldrand das erste Mal umdrehte, schien ihm als würde er die prunkvolle Rüstung des Leichnams seines Herren aus der Masse der Siegreichen ein letztes Mal hervorblitzen sehen. In seinem Kopf dröhnte es noch immer lautstark: “Lauf!” Sein Herz schien mit jedem Tritt zu zerspringen, als er in einem ungeheuerlichen Tempo durch die dicken Hecken des Waldes rannte und sich an den Dornen blutig kratzte. Er fiel einmal hin, doch spürte er keinen Schmerz. Es gab nur noch Rennen, so schnell es ging, so weit wie möglich, so lange wie möglich.
Nach einiger Zeit sackte er keuchend zusammen, und sah sich scheu um. Er war von Wald umgeben, und er war sich sicher nicht mehr verfolgt zu werden. Seine Lippen formten undeutlich, aber voller Überzeugung ein Wort: “Freiheit.” Er sackte auf das Laub und fiel in einen tiefen Schlaf, wissend, dass er sicher war.

 

Hallo,

der Text ist von der Idee her, was als Geschichte in deinem Kopf ist, tadellos. Es ist eine kleine Szene, ein Fürst führt seine Männer in die Schlacht, fällt, und einer der Soldaten erkennt seine Chance und haut nun ab. Das ist eine kleine Szene - es hat jetzt nicht unfassbar viel Potential daraus was zu machen, aber es ist eine kleine, sehr überschaubare Aufgabe, die du dir gestellt hast. Das ist, finde ich, ein sehr guter Ansatz, wenn man mit dem Schreiben anfängt. Dann hast du eine Vorgeschichte, die du erzählen möchtest: Wer war der Mann, der jetzt da tot liegt. Und du hast den Rest des Textes eigentlich nur Handlung.

Jetzt steckt der Teufel leider im Detail. Bei einem Text mit so wenigen Zeilen, muss jede einzelne poliert und auf Klang hin durchgearbeitet werden, damit es wirklich wirkt. Du hast in dem Text meist nur Versatzstücke aus Fantasy-Action-Szenen.
Das ist auch schwierig das gut hinzukriegen, ich denke da muss man einfach üben, sich mit dem Schreiben beschäftigen und ein Gefühl dafür entwickeln, was "klingt". Versuchen rauszufinden, wie man schreiben möchte.

Es gibt in deinem Text einen besonders ärgerlichen Klops, das ist der hier:

denn die Feindtruppen überrannten Hatshires Soldaten wie ein Mahlstein auf reifem Korn
Ein Mahlstein überrennt das Korn nicht, er mahlt es nur. Schiefe Vergleiche in dramatischen Texten sind absolutes Gift. Das kann man absichtlich in humoristischen Texten machen, aber schiefe Vergleiche in solchen Spannungsmomente sind wirklich schlimm.

Ich will jetzt nicht groß ins Detail gehen zum Rest des Textes, im Prinzip kann man Leuten, die mit dem Schreiben anfangen, einfach nur dazu raten, sich einen Stilfibel auszuleihen/zu kaufen/im Internet zu suchen, weil es stilistisch so ein paar Grundregeln gibt, die einfach funktionieren. Besonderer Ausdruck, starke Verben, keine Floskeln, Adverben sparsam, Kadenz suchen, laut lesen, der ganze Kram. Das ist alles im Internet oder in Büchern als Wissen da und wenn man ernsthaft schreiben möchte, muss man sich damit auseinandersetzen.

Erzählerisch ist das okay, hier würde ich dazu raten, mit der Sprache anzufangen.

Gruß
Quinn

P.S.: Die Vorbemerkung und der wiederholte Titel - das hab ich rausgelöscht. Im ersten Beitrag sollte nur die Geschichte stehen, das ist so eine Regel hier.

 

Hallo Quinn,

danke dass du dir die Zeit genommen hast, den Text aus deiner Perspektive zu betrachten.

Das ist, finde ich, ein sehr guter Ansatz, wenn man mit dem Schreiben anfängt.

Dachte ich mir auch. Danke dafür.
Ich schreibe schon länger, habe mich aber bisher nie direkt mit meinem Stil oder anderen Verbesserungsmöglichkeiten auseinandergesetzt. Mir hat es immer an ehrlicher Kritik gefehlt, darum habe ich meistens immer drauflosgeschrieben, weil niemand auch nur den geringsten Knackpunkt in meinen Texten fand.

Jetzt steckt der Teufel leider im Detail. Bei einem Text mit so wenigen Zeilen, muss jede einzelne poliert und auf Klang hin durchgearbeitet werden, damit es wirklich wirkt. Du hast in dem Text meist nur Versatzstücke aus Fantasy-Action-Szenen.
Das ist auch schwierig das gut hinzukriegen, ich denke da muss man einfach üben, sich mit dem Schreiben beschäftigen und ein Gefühl dafür entwickeln, was "klingt". Versuchen rauszufinden, wie man schreiben möchte.

Ich will jetzt nicht groß ins Detail gehen zum Rest des Textes, im Prinzip kann man Leuten, die mit dem Schreiben anfangen, einfach nur dazu raten, sich einen Stilfibel auszuleihen/zu kaufen/im Internet zu suchen, weil es stilistisch so ein paar Grundregeln gibt, die einfach funktionieren. Besonderer Ausdruck, starke Verben, keine Floskeln, Adverben sparsam, Kadenz suchen, laut lesen, der ganze Kram.

Danke für die Ratschläge.
Es leuchtet mir durchaus ein, dass dann jeder Satz stimmen muss, und ich werde versuchen, den Sätzen das nächste mal auch ihre letzten Ecken und Kanten noch zu nehmen.
Ich werde sicher auch der Stilfibel mal nachgehen, ich wusste ehrlich gesagt nicht, dass es sowas gibt.

Ein Mahlstein überrennt das Korn nicht, er mahlt es nur.

Ich hatte das Bild eines drehenden Mühlesteins in meiner Vorstellung, wie er das Korn richtiggehend plattdrückt und wollte mit dem Vergleich eigentlich nur eine wuchtige Übermacht darstellen. Da hab ich wohl daneben gezielt.

P.S.: Die Vorbemerkung und der wiederholte Titel - das hab ich rausgelöscht. Im ersten Beitrag sollte nur die Geschichte stehen, das ist so eine Regel hier.

Wird zukünftig so gemacht.

Gruss
Aeternum

 

Arel wusste, dass sein Herr nicht wieder aufstehen würde. Ein kleiner, winziger Schimmer von Freiheit hatte er gespürt. Nur den Hauch einer Vorahnung. Eine kurze Sekunde lang hatte er Angst, bis ihm klar wurde, dass das Geschehene alle Fesseln sprengte, die er seit Jahren mit sich trug. In seinem Kopf toste ein Wasserfall der Gedanken von neuen Möglichkeiten, die sich ihm erschlossen. Wenn ich jetzt laufe, so dachte er, wird niemand mich aufhalten.
Er sah sich kurz um. Die Soldaten um ihn herum hatten sich alle mit ihren langen Hellebarden gedreht, und schauten gemeinsam auf einen Punkt.
Da lag er. Der Herr von Hatshire-in-the-Forest. Zeit seines Lebens hatte er sich selbst für unsterblich gehalten. Für einen König. Einen Gott. Jetzt lag er da. Mit einem weltlichen Pfeil im Kopf. Sein Charisma, mit dem er seine Leute in die Schlacht geführt hatte, und seine nie zögernde Grausamkeit lagen beendet in der von Hunderten Füssen aufgeweichten Erde.
Mit dem letzten keuchenden Ausatmen des sterbenden Herren ertönte in Arel eine Stimme. “Lauf.” Arel sah hoch in den Himmel, sah die Wolken unheilvolle Formationen zusammenballen und als er seinen Blick senkte, entdeckte er die Horde, gegen die sie alle auf Befehl des Herren in den Kampf gezogen waren und aus der der Pfeil geflogen ist, der sein Leben veränderte. Vermutlich sogar sein Leben rettete. Und diese Horde bewegte sich schnell auf ihn und seine hundert Kameraden zu, denn sie tauchte immer mehr hinter der kleinen Hügelkette auf. Die Stimme in seinem Kopf schrie jetzt. “Lauf!”.
Er lief. Er schleuderte sein Schwert neben seinen toten Herren in den Morast und rannte nur noch. Gegen die eigenen Leute, gegen den Sturm von Schreiereien von den Rittern auf den Schlachtrössern, die wissen wollten, was an der vordersten Reihe passierte. Aber er ignorierte alles und rannte seiner Freiheit entgegen, bis er in der westlichen Ecke der Schlachtformation das Ende der Reihen durchschritt und in den Wald verschwand, aus dem sie gekommen waren. Man hatte ihn so schnell vergessen, wie man ihn bemerkt hatte, denn die Feindtruppen überrannten Hatshires Soldaten wie ein Mahlstein auf reifem Korn, und als er sich am Waldrand das erste Mal umdrehte, schien ihm als würde er die prunkvolle Rüstung des Leichnams seines Herren aus der Masse der Siegreichen ein letztes Mal hervorblitzen sehen. In seinem Kopf dröhnte es noch immer lautstark: “Lauf!” Sein Herz schien mit jedem Tritt zu zerspringen, als er in einem ungeheuerlichen Tempo durch die dicken Hecken des Waldes rannte und sich an den Dornen blutig kratzte. Er fiel einmal hin, doch spürte er keinen Schmerz. Es gab nur noch Rennen, so schnell es ging, so weit wie möglich, so lange wie möglich.
Nach einiger Zeit sackte er keuchend zusammen, und sah sich scheu um. Er war von Wald umgeben, und er war sich sicher nicht mehr verfolgt zu werden. Seine Lippen formten undeutlich, aber voller Überzeugung ein Wort: “Freiheit.” Er sackte auf das Laub und fiel in einen tiefen Schlaf, wissend, dass er sicher war.

Hallo Aeternum,

hier kann ich es leider nicht allzu lang machen. Nachdem ich, zugegeben, Quinns Anmerkungen zuerst gelesen hatte, muss ich aber sagen, dass mir Sprachstil und vor allem Tempo Deiner Geschichte sehr gefallen hat. Die Szene hat nicht zu viel Vorgeschichte, nicht zu viel Nebenher, was eine kurze Szene meines Erachtens immer verwässern würde, dafür konzentriert sie sich ganz auf das Geschehen und nimmt den Leser mit in einen wahren Sog der Ereignisse.
Zu den stilistischen Kriterien kann ich nicht zu viel sagen - nur ein Beispiel: "Ein kleiner, winziger Hauch von Freiheit" - welches Wort ist zu viel? :-). Insgesamt sind es aber Kelinigkeiten, die Du aufarbeiten könntest. In mir hat Deine Szene gutes Kopfkino erzeugt, der Sturm der Ereignisse bzw. der heranstürmenden Feinde ist mit dem Wirbelwind der Gefühle Deines Protagonsiten eindrucksvoll zusammengeflossen, und damit hat Deine Geschichte für mich die wichtigste Wirkung erzielt. Gut gemacht!

Gruß
Roger

 

Hallo Aeternum,

hier kann ich es leider nicht allzu lang machen. Nachdem ich, zugegeben, Quinns Anmerkungen zuerst gelesen hatte, muss ich aber sagen, dass mir Sprachstil und vor allem Tempo Deiner Geschichte sehr gefallen hat. Die Szene hat nicht zu viel Vorgeschichte, nicht zu viel Nebenher, was eine kurze Szene meines Erachtens immer verwässern würde, dafür konzentriert sie sich ganz auf das Geschehen und nimmt den Leser mit in einen wahren Sog der Ereignisse.
Zu den stilistischen Kriterien kann ich nicht zu viel sagen - nur ein Beispiel: "Ein kleiner, winziger Hauch von Freiheit" - welches Wort ist zu viel? :-). Insgesamt sind es aber Kelinigkeiten, die Du aufarbeiten könntest. In mir hat Deine Szene gutes Kopfkino erzeugt, der Sturm der Ereignisse bzw. der heranstürmenden Feinde ist mit dem Wirbelwind der Gefühle Deines Protagonsiten eindrucksvoll zusammengeflossen, und damit hat Deine Geschichte für mich die wichtigste Wirkung erzielt. Gut gemacht!

Gruß
Roger

Hallo Roger!

Es freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat. Genau diesen Sog wollte ich auch erschaffen und das Ziel ist erreicht, wenn du dich ganz von den Ereignissen absorbieren lassen konntest.
Und du hast Recht, da ist genauer betrachtet wirklich ein Wort zuviel...hab ich übersehen. Trotzdem herzlichen Dank für das Kompliment!

Gruss
Aeternum

 

Hallo,
ich habe deine Geschichte nun drei mal gelesen, zum einen weil Sie mir ja eigentlich gefällt, aber auch weil mir irgendwas missfällt, was ich aber wiederum nicht genau definieren kann... hilft Dir jetzt nicht groß, oder? ;)

Ich denke es sind die vielen, vielen Artikel (bestimmt und unbestimmt), die etwas Schwung raus nehmen und das... nun das stört mich jetzt nicht unbedingt, aber ich find's eben Schade, dass es nicht anders ist, nicht ein wenig runder und "fließender".

Aber grundsätzlich gewinne ich der Geschichte einiges ab!

Alles Gute

 

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