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Apfelmus
Apfelmus
Der große, rote Apfel streckte seine prall gefüllte Schale der wärmenden Herbstsonne entgegen. Noch größer wollte er werden und noch viel prächtiger. Auf keinen Fall wollte er so mickrig und hässlich enden, wie die anderen armen Kreaturen um ihn herum. Erbärmlich sahen diese Äpfel aus. Glanzlos und klein, ganz im Gegensatz zu ihm. Sie waren eben nicht so schlau wie er, dachte sich der rote Apfel und blickte der Sonne genüsslich entgegen. Diese dummen Dinger hatten nicht ein paar nutzlose Blätter beiseite geschoben, um ihre Sicht auf die Sonne zu verbessern. Deshalb waren sie auch nicht so schnell gewachsen und auch nicht so schön. Verbeult waren sie allesamt und ganz und gar nicht rund.
„Ach ihr armen, hässlichen Äpfel!“, murmelte er hochnäsig, bewunderte seine rot leuchtende Farbe und schenkte den anderen einen mitleidigen Blick.
„Wie klein und verwachsen ihr seid. Ihr landet mal in einer Tüte trüber Apfelsaft oder in einem pampig matschigen Apfelmus. Welch ein Erfolg!“ Der rote Apfel begann zu kichern.
„Auf einem Kuchen werdet ihr kaum landen, so wie ihr ausseht. Nein, da ist nur Platz für Prachtäpfel wie mich. Eine wundervolle Apfeltorte werde ich mal verzieren, ganz sicher, und alle werden mich bewundern!“
Bei dem Gedanken, an die anderen Äpfel musste der Rote lachen. Wie armselig sie doch waren! Er lachte und lachte. So laut und so heftig, dass sein Ast zu beben begann und kurz darauf ganz kräftig krachte.
Und ehe es sich der rote Apfel versah, sauste er auch schon zu Boden und plumpste in das harte Gras. Die anderen Äpfel blickten erstaunt. Da lag er nun, der hochmütige, rote Apfel, auseinander gebrochen und über und über mit dunklen Stellen bedeckt, hässlich und kaputt zugleich. Vorbei der tolle Traum von der Apfeltorte. Ein für alle Male.
Vielleicht würde es reichen für Apfelmus, aber vielleicht auch nur für den stinkenden Kompost.