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Anton

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02.09.2003
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Anton

Anton


Mit langen Schritten lief er den leicht abfallenden Abhang hinunter. Rechts und links von ihm war dichter Laubwald und der Moon schien als goldene Scheibe hinunter. Schottersteine unter seinen Schuhen raschelten und schabten aneinander, einige schossen durch die Luft und kullerten dann einige Meter in den Laubwald hinein. Er lief noch einige Zeit weiter bevor er schwer atmend stehen blieb. Kleine Wolken kamen aus seinem Mund als er schnell ein und aus atmete. Die Hände hielt er geballt an seinem Körper und blickte in den sternenklaren Nachthimmel hinauf. Mit großen Augen betrachtete er den Mond der nun wie ein riesiges Stück Käse aussah.
„Mm, Käse“, dachte er bei sich und leckte seine Lippen. Was würde er jetzt nicht alles für ein Stückchen Edamer oder Emmentaler geben ? Doch nun war es zu spät. Er würde nicht wieder zu seinen Eltern zurück in Haus gehen was keine 250 Meter hinter ihm lag. Nein, nie wieder.
„Anton !“ hatte seine Mutter ihn angebrüllt, „was hast du jetzt schon wieder angestellt !“ Dabei war es gar nicht seine Schuld gewesen. Wieso mussten diese verdammten Erwachsenen immer denken das alles seine Schuld war. Wieso konnten sie nicht einfach akzeptieren das manche Situationen sich einfach so ergaben, ohne das er seine kleinen Finger dabei im Spiel hatte. Aber nein. Anton dies, Anton das ! Immer war er an allem Schuld und kein anderer.
Und dabei hatte er doch nur ein bisschen Fußball im Wohnzimmer spielen wollen. Das hatte er schon oft getan und seine Eltern hatten sich vorher auch nie darüber beschwert. Woher sollte er denn bitteschön wissen das direkt an diesem Abend irgendetwas schief gehen würde ? Er konnte ja immerhin nicht in die Zukunft schauen. Nun ja, und als er dann seinen blauen Fußball den er vor zwei Wochen von seinem Onkel Bernie zu seinem 7 Geburtstag bekommen hatte, ein wenig zu hart schoss und dieser quer durch das große Wohnzimmer flog, da wurde ihm schon ein wenig mulmig zumute. Der blaue Ball prallte an der großen Wanduhr ab die dabei gefährlich ins schwanken geriet und mit einem lauten „Plonk“ zu Boden viel. Doch als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre schoss der Ball auf eine Vitrine zu. Mit lautem Klirren zersprang das dünne Glas in tausend Scherben und zertrümmerte ebenso das Kaffeegeschirr seiner Mutter. Dieses stammte noch von ihrer eigenen Großmutter und war höchst wertvoll. Doch nun lag es verstreut in der Vitrine und dem hölzernen Parkettfußboden, keine Tasse und kein Teller hatten das Unglück überstanden. Der blaue Ball rollte zu Boden und blieb schließlich liegen.
Anton blieb mit offenem Mund wie versteinert stehen und konnte dem allen nur zusehen, da war nichts was er hätte tun können um diese Katastrophe zu verhindern. Er wusste das es nicht gut für ihn aussah und seine Mutter ihn wahrscheinlich erwürgen würde sobald sie den Raum betrat. Dabei war er fest davon überzeugt das dies nur ein Unfall war und es nicht wirklich seine Schuld gewesen sein konnte. Woher sollte er wissen das es so enden würde. Doch dann sah er zu den Scherben hinüber und erkannte selbst mit seinen 7 Jahren das er in ziemlichen Schwierigkeiten steckte. Er musste sich schnell eine Geschichte ausdenken, irgendetwas gutes was seine Eltern ihm einfach glauben mussten. Doch was ?
Anton wusste das seine Mutter sehr an diesem Geschirr gehangen hatte. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern als er einmal aus versehen eine der Tassen kaputt gemacht hatte. Er war 5 Jahre alt gewesen und ihm war die Tasse aus den Händen geglitten. Mit einem lauten klirren zersprang diese auf dem Küchenfußboden, seine Mutter hatte ihn angebrüllt und war so wütend wie noch nie zuvor gewesen. Sein Vater hatte ihm sogar den Hinter versohlt. Dabei war es doch gar nicht seine Schuld gewesen und woher hätte er wissen sollen das dieses hässliche alte Geschirr mit seinen grünen Blümchen und braunen Flecken so viel für seine Mutter bedeutet hatte ? Naja, vielleicht war er nicht gerade vorsichtig damit umgegangen doch das war immerhin kein Grund ihn deshalb so zu schimpfen.
Und als Anton so daran dachte merkte er sehr schnell das selbst die beste Ausrede, die noch so tollste und Fantasie reichste Geschichte ihn nicht davor bewahren würde was ihn erwartete. Seine Mutter hatte natürlich das Geräusch gehört und eilte, dicht gefolgt von ihrem Ehemann ins Wohnzimmer. Die Doppeltür wurde aufgerissen und Anton sah den beiden Ängstlich entgegen. Wartete auf eine Reaktion doch da war nichts. Seine Mutter hielt sich geschockt die Hände vor den Mund und wollte ihren Augen nicht trauen. Ihr gutes Geschirr lag nun in tausend Scherben. Es hatte den ersten Weltkrieg überstanden und ebenso den zweiten. Es hatte mehr als 150 Jahre auf den Buckel und einen Wert über 20.000 DM. Das alles war nun wertlos, lag zertrümmert auf dem Fußboden ihres Wohnzimmers.
„Anton !“ brüllte seine Mutter ihn an, „was hast du wieder angestellt !“
„Ich, ich“, stammelte Anton, „ich kann erklären“.
Doch nun viel ihm keine passende Ausrede ein, es schien ihm als ob sein Gehirn lehrgepustet wurde in dem Moment wo die beiden Türen zum Wohnzimmer aufgeschlagen wurden. So stand er einfach nur da und sah seine Eltern mit ängstlichem Blick an und aus seinem Mund kam nun kein Pieps mehr. In seinem Kopf schallte was seine Mutter gebrüllt hatte, „was hast du wieder angestellt !“
Seine Vater stürmte auf Anton zu und hob ihn mit seinen starken Armen hoch, trug ihn zu seinem Kinderzimmer am Ende des Flures. Seine Mutter kreischte etwas im Hintergrund und wünschte sie hätte nie Kinder gehabt. Sie nannte Anton ein „ungeschicktes kleines Miststück“ und stürmte dann weiter in die Küche um einen Handfeger und Müllschippe zu holen. Sein Vater unterdessen schloss die Tür vom Kinderzimmer und legte Anton übers Knie, verdrosch den kleinen Jungen so sehr das ihm bald die Hand weh tat.
„Zieh dich aus und geh schlafen !“ brüllte der Vater seinen Sohn an und verließ das Zimmer um seiner Frau beim Aufräumen zu helfen.
Anton weinte bitterlich, er hatte doch auch nicht gewollt das so etwas geschehen würde. Woher sollte er wissen das so etwas passieren könnte. Und wieso hatten sie ihn nicht davon abgehalten Fußball im Wohnzimmer zu spielen ?
Sein Po tat weh und er setzte sich auf die Bettkante, er verschränkte die Arme vor der Brust und wischte sie ab und zu die Tränen von den Wangen. Wieso glaubten sie ihm nie, warum wusste alles immer seine Schuld sein ? Diese verdammten Erwachsenen konnten einfach nicht zugeben wenn einmal etwas ihre Schuld gewesen war, das schoben sie lieber auf jemand anderen wie ihn zum Beispiel.
Anton saß noch immer schniefend auf der Bettkante als seine Mutter in sein Zimmer stürmte, sie stand wütend vor ihm und er war sich nicht sicher ob er vielleicht auch ein paar Tränen erkennen konnte. Plötzlich holte sie aus und verpasste ihm eine Ohrfeige.
„Das werde ich dir nicht so schnell verzeihen !“ keifte sie, machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder aus dem Zimmer. Die Tür flog so heftig zu das der Rahmen zitterte.
Nun hatte Anton genug, das war nun wirklich zu viel gewesen. Er sah ein das es vielleicht ein bisschen seine Schuld gewesen war doch deshalb mussten sie ihn doch nicht so sehr verhauen. Das hatte er wirklich nicht verdient. Er rieb sich seinen schmerzenden Po mit der Linken und sein ringendes Ohr mit der Rechten. Dann ging er zu seinem Schrank, zog seine Winterjacke an und öffnete das Fenster.

Nun stand Anton auf dem Waldweg und sah zum Mond hinauf der wie eine riesige Scheibe Käse aussah. Er bestaunte die vielen Sterne, es mussten Millionen sein und fragte sich ob auf einem von ihnen auch ein kleiner Junger wie er von Zuhause weggelaufen war und nun in den nächtlichen Himmel hinauf starte.

Ende.

 

Hallo Bärchen

Willkommen auf Kg.de. Ich hoffe es gefällt dir hier.

Zum Einstand hast du eine nette Geschichte gepostet, die einen gespannt zurücklässt mit der Frage wie es denn nun weitergeht mit Anton.

Wobei ich schon bei meiner Kritik angelangt bin. Das ist nämlich auch das einzige was man in der Geschcihte mit dem Element der Spannung verbinden kann.

Du verrätst bereits in den ersten Sätzen, dass Anton von Zuhause weggelaufen ist. Der Leser fragt sich also den rest der Geschichte nicht mehr, was wohl passieren wird. Allein die Hoffnung, dass die Geschichte auch erzählt, was Anton danach machen wird, ist auch keine echte Spannung.

versteh mich aber bitte nicht falsch, ich fand die Geschichte gut, speziell die Denkweise von Anton hast du gut rübergebracht, aber ich bin mir nicht sicher ob sie in diese Rubrik passt. Vielleicht wäre "Alltag" besser geeignet.

ausserdem solltest du die Geschichte nocheinmal durchlesen und Auf Fehler überprüfen. mir sind ein paar viel/fiel, und das/dass fehler ins Auge gestochen.

Porcupine

 

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